Kissu ga... von Lady_Shanaee (Masa x Kai) ================================================================================ Prolog: -------- Kissu ga... eine Kizuna - FanFiction von "Wie eine Motte zum Licht Verbrannt vom Feuer Meine Liebe ist blind Kannst Du mein Verlangen nicht sehen? Das ist die Art, wie es in der Liebe zugeht..."   Kapitel 1: Tränen, die im Frühlingsregen fallen ----------------------------------------------- Kissu ga... eine Kizuna - FanFiction von Erster Teil: Tränen, die im Frühlingsregen fallen Es war nach der Reise nach Kyôto, dem Ort an dem Enjoujis Mutter geboren worden war. Der Jüngere der beiden so ungleichen Halbbrüder hatte seinen stillen Beschützer so lange becirct, bis der ältere Mann nachgegeben hatte. Doch das mehr als alles ersehnte Zusammensein mit Masa war alles andere als schön gewesen: Es hatte mit einem weinenden Jungen und einem seufzenden Mann geendet... In der Erinnerung daran schüttelte Kai den Kopf, als er hinaus in den sanften Frühlingsregen schaute, der stetig fiel. Musik spielte aus einer kleinen Stereoanlage neben ihm und gedankenversunken sang er leise den Text des Liedes mit, das der Moderator als „Anything For You“ von einer gewissen Gloria Estefan angekündigt hatte. Es spiegelte seine Gedanken auf seltsame Weise wider, fasste sie auf schlichte Weise zusammen. „Anything for you Though you’re not here Since you said, we’re through It seems like years Time keeps draggin‘ on and on And forever’s been and gone Still I can’t figure out what went wrong...“ „Anything for you“, Masanori Araki... // Samejima-sempai hat gesagt, ich soll demjenigen vertrauen, den ich liebe. Aber als ich mit Masa zusammenwar, konnte ich ihn nicht mehr sehen. Er wurde zu *diesem* Mann. // Shinji Katagiri. Obwohl er tot war, war er immer noch lebendig genug, um Kai heimzusuchen, mit seinem Gesicht, seinem bösartigen Lächeln, seinem Körper... Meist wenn die Nacht gekommen war, erwartete der Drachen den Jungen in seinen Träumen. Tränen glitzerten in seinen Augen. // Ich darf nicht weinen. Ich bin der Sohn eines Yakuza-Chefs. Und Masa wird immer da sein, um mich zu beschützen... // Vor noch nicht allzu langer Zeit war Kai sehr sicher, fähig zu sein, auf sich selbst aufzupassen. Und in manchen Dingen stimmte dies auch. Und in manchen Dingen nicht. Manchmal brauchte er Masanori Araki. Aber Masa brauchte ihn nicht... Oder doch? Kais Gedanken drehten sich im Kreis: Küsse, Streicheln, Wissen – und dann wieder Ablehnung als Witz getarnt... Abermals fasste das Lied die Gefühle und Handlungen des Jungen zusammen, als sei es eigens für ihn geschrieben worden. „I’d still do anything for you I’ll play your game You hurt me through and through But you can have your way...“ Was fühlte Masa wirklich? War da das, was Kai sehen wollte, oder war er für den anderen nur der Sohn seiner Mutter und sie die Einzige, die der Yakuza je geliebt hatte? Ein weiteres Mal seufzend lehnte der Junge seinen Kopf gegen das Holz der Shôjis, die den Raum vom Garten trennten. Er wußte es nicht, und es gab keine Möglichkeit, dergleichen herauszufinden... Die Musik verschmolz mit dem Geräusch des fallenden Regens, und Kai erschrak, als eine sanfte, dunkle Stimme plötzlich hinter ihm sprach. „Bon. Ich bin zurück.“ Der Kopf des Jungen schnellte nach oben, braune Augen vor Entsetzen geweitet. Er war so geistesabwesend gewesen, dass er seinen Beschützer nicht hereinkommen gehört hatte. „MASA!!!“ rief er. „Du hast mich verdammt noch mal zu Tode erschreckt! Soll ich einen Herzanfall kriegen?!“ „Sumimasen, bon.“ Masanori steckte die Sonnenbrille, die er trug in die Tasche seines maßgeschneiderten Anzugs. Den regenfeuchten Mantel, den er vorher getragen hatte, hielt er inzwischen über dem Arm. Das tiefschwarze Haar tropfte vor Nässe, als er sich vor seinem jungen Herrn verbeugte. „Hör‘ auf damit!“ befahl Kai gereizt und stand auf. „Der Alte ist weg, also kannst du aufhören, lieb und nett zu sein.“ Eine schwarze Augenbraue wurde vor Überraschung hochgezogen. „Aufhören, lieb zu sein?“ fragte der Mann verwundert. „Ich bin alles andere als das. *Du* solltest das am besten wissen.“ „Masa no baka!“ zischte Kai und hätte ihm am liebsten die Faust ins Gesicht geschlagen. „Du weißt verdammt genau, wie diese Worte gemeint sind.“ Ein Lächeln erschien auf dem normalerweise ernsten Gesicht des Yakuza, als er sich auf dem hölzernen Fußboden des nahezu leeren Raumes niederließ, in dem sie beide waren. Er sah nun sogar noch attraktiver aus als vorher, trotz der Narbe über der linken Augenbraue, die bereits einige Jahre alt war. „Der Regen scheint dich zu deprimieren“, sagte er, während seine dunklen Augen die schlanke Gestalt des Jungen streichelten, auf den er so lange Zeit schon aufgepasst hatte. „Ist etwas passiert, was du mir erzählen möchtest?“ Das Lächeln verschwand, und ein besorgter Ausdruck trat an seine Stelle. Kai fühlte sich ertappt und begann zu zittern, als ein Blitz, dem ein sehr lauter Donner folgte, durch die dunkelgrauen Wolken raste. Irgendwie schien der Nachmittag zur Nacht zu werden, eine schreckliche Dunkelheit kroch vom Himmel, und der Junge fürchtete, all ihre Kreaturen und Schatten würden kommen und ihn holen. Ihn überwältigen... Und bevor er es bemerkte, war er in Masanoris Arme geflohen. Diese starken Arme, die ihn gehalten hatten, ihn geschützt hatten, die ihm auf ihre eigene Weise Trost spendeten, wenn er ihn am meisten brauchte. Die seinetwegen reuelos getötet hatten... „Masaaa...“, schluchzte er, unfähig die Tränen zu verbergen, weil sie schon seine Wangen hinunter liefen. Etwas in diesem starken und muskulösen Körper schien kalt und wütend zu werden. Jedes Zeichen von Freundlichkeit verschwand und ließ etwas wie ein wildes Tier zurück. Ein sehr schönes aber auch sehr gefährliches Tier, das noch an einer Kette zu liegen schien. Noch. „Daijôbu desu ka, bon?“ Die Stimme klang nicht mehr wie die eines Menschen, eher wie ein rauhes Grollen. Die Worte waren ruhig ausgesprochen worden, aber Kai wusste, dass der Mann, der ihn hielt, in seinem Inneren nicht mehr ruhig war. „Diese Träume“, flüsterte er. „Ich weiß, der Typ is‘ tot, aber er kommt in meinen Träumen zurück und quält mich... I- Ich kann nichts dagegen tun...“ „Hör‘ auf, dich damit zu behelligen“, antwortete Masanori sanft. „Shinji war einer von vielen Fehlern, die ich gemacht habe. Ich konnte nicht verhindern, was dir passiert ist, und deshalb *bin* ich für dein Elend verantwortlich. Bitte vergib mir.“ „Du hast keine Schuld!“ rief Kai erschrocken. „Dieser Mann hat dich *geliebt*! Und ich war ihm im Weg. Aber zum Schluß hast du ihn umgebracht, weil mein Alter dich umgebracht hätte, wenn ich gestorben wäre!“ Es war nicht die Angst um sein eigenes Leben, die Masanori veranlasst hatte, seinen ehemaligen Liebhaber zu töten. Für seinen bon würde er es jederzeit wegwerfen; eine Narbe bedeutete nichts. Sie erinnerte ihn nur jeden Tag daran, wieviel sein Schützling ihm bedeutete. Für eine Weile war nichts zu hören, als das Gewitter draußen, Kais Schluchzen und die leise Melodie eines Liedes aus der Stereoanlage. Masanori hörte etwas genauer auf den Text, während er leicht die Stirn runzelte. „I can pretend each time I see you That I don’t care, that I don’t need you And though you never see me crying You know, inside I feel like dying...“ Das Lied erinnerte ihn an Kai und daran, wie er fühlen mochte, wenn man seinen Worten und Gesten Glauben schenkte. Die leise Gitarre, welche die Sängerin begleitete, plätscherte angenehm im Hintergrund und beschränkte die Gedanken des Zuhörers auf die schlichten und doch so wahr scheinenden Worte, die klangen, als wäre die Frau ebenfalls kurz davor, in Tränen auszubrechen. Masanori vermutete, daß sie wußte, wovon sie sang. „Ich hätte es nicht ertragen, wenn du gestorben wärst...“, murmelte Kai. Deshalb war er sich in die Schußbahn der Kugel gelaufen, die ein bezahlter Killer namens J.B. auf Masa hatte abfeuern sollen. Der jedoch hatte sich geweigert, auf Kinder zu schießen, und so waren beide unverletzt aus einer von vielen Schwierigkeiten hervorgegangen. Beim nächsten Mal würde es vielleicht nicht so glimpflich ausgehen, denn die Narbe über Masas Auge zum Beispiel stammte aus der Highschool-Zeit Kais, den ein Junge mit einem Katana hatte töten wollen, weil er ihn verprügelt hatte. Masanori hatte sich jedoch vor seinen kleinen Herrn gestellt und so den Schlag abgefangen. Kai war damals außer sich vor Sorge und Schuldgefühlen gewesen und hatte sich wie eine Mutter um seinen Retter gekümmert... „Ich bin nicht tot“, antwortete Masanori, „und ich habe auch nicht die Absicht zu sterben.“ Der Junge entspannte sich in seinen Armen, und der schweigsame Mann strich sanft durch Haar, das aussah, wie das Laub der Rotahornbäume draußen, während er die schlanke Gestalt langsam hin und her wiegte. „Was kann ich tun, um ihn aus meinen Träumen und meiner Erinnerung zu verbannen?“ fragte Kai kleinlaut. Masanori dachte darüber nach, wohl wissend, daß seine Antwort wichtig für ihr zukünftiges Verhältnis zueinander war. War es klug, seinem Begehren nachzugeben und Kais Gefühle zu erwidern, sie sogar zu ermutigen? Er entschied sich, es zu riskieren. „Vielleicht, sie durch neue zu ersetzen“, lächelte er. Kais Augen weiteten sich einmal mehr. Dann verengten sie sich misstrauisch. „Spiel‘ keine albernen Spiele mit mir, Masa!“ verlangte er. „Ich bin nicht in der Stimmung für so was.“ Er befreite sich aus diesen Armen, die ihn umschlossen hatten. Aber als der Junge das Gesicht des Mannes vor sich studierte, konnte er darin kein Anzeichen dafür finden, daß dies wieder einer von Masanoris Witzen war. Und plötzlich fühlte er sich unsicher. „Aber... aber wenn ich dich enttäusche“, stammelte er, „wie letztes Mal...“ Angst stand ihm überall in sein schönes Gesicht geschrieben. Masanori schüttelte den Kopf, und sein Lächeln wurde sanfter. „Du könntest mich niemals enttäuschen, bon“, erklärte er. „Ich kenne dich, seit du klein warst, ich kann beinahe lesen, was du denkst.“ Kai kreuzte die Arme vor der Brust. „Dann sag’s mir, Masa: Was denke ich jetzt genau in diesem Moment?“ wollte er wissen, versuchte, respektvoll zu erscheinen, doch es gelang ihm nur, niedlich auszusehen. „Du denkst darüber nach, wie es wäre, wenn *ich* dich liebte“, schnurrte Masanori, bezaubert von der Aussicht, die Kai ihm bot. Der einfache, schokoladenbraune Kimono, den er trug, war von der linken Schulter gerutscht und enthüllte sahnige Haut. Rosafarbene Lippen schimmerten und hellbraunes Haar glänzte in Schattierungen von Wallnuß und Rotahorn. Dunkelbraune Augen mit goldenen Funken beobachteten ihn erwartungsvoll. „Du hast Angst, es könnte weh tun, wie beim ersten Mal.“ Kai nickte langsam. „Aber das wirst du nicht, oder?“ fragte er, die Stimme leise wie ein Windhauch. Anstatt einer Antwort schüttelte Masanori den Kopf. „Du magst mich töten, wenn ich das tue.“ Es klang wie ein Schwur und ein erfahrener Blick traf auf einen unschuldigen. Nun ja, nicht *so* unschuldig, denn da war etwas verborgen in diesen Augen, etwas, das verriet, daß der Junge Dinge in seinem Leben gesehen hatte, die Masanori ihm am liebsten erspart hätte. Alles das konnte der Mann sich nicht vergeben. Sie verbrachten einige weitere Minuten in Schweigen, niemand wagte es, den ersten Schritt zu machen. Jeder von ihnen dachte, der andere würde ihn abweisen. Schließlich erhob sich Masanori, die Hände in Kais Richtung ausstreckend. „Laß uns in wärmere Räume des Hauses gehen, bon“, sagte er. „Du erkältest dich sonst.“ „Ja...“, antwortete der Junge, die Augen auf den Fußboden geheftet. „Und wenn du möchtest, werde ich dich lieben...“ tsuzuku Kapitel 2: Der gezähmte Drachen ------------------------------- Kissu ga... eine Kizuna-FanFiction von Zweiter Teil: Der gezähmte Drachen „Here we are... face to face We forget time and place Hold me now... don’t let go Though it hurts and we both know...“ Wieder einmal riss Kai den Kopf nach oben, um Masanori anzustarren. „Also dann... Wo willst du hingehen, Masa?“ fragte er heiser. Der schwarzhaarige Mann antwortete mit einem geheimnisvollen Grinsen, wie es der Junge noch nie gesehen hatte. „In meine Räume. Sie haben ein Schloss zum Abschließen.“ Masanoris Räume. Kai war noch niemals dort gewesen, aber er wusste, dass irgendwo in der riesigen Residenz ein Ort sein mußte, wo Masa lebte, denn er war immer da, wenn er gebraucht wurde, selbst mitten in der Nacht. Aber auch ein Masanori Araki musste manchmal schlafen. Kai war neugierig. Der Raum, den sie betraten, nachdem sie durch die Teile des Hauses gegangen waren, die in einen Seitenflügel führten, war groß, mit Sicht auf den Garten im Südwesten. Die spartanische Möblierung verriet, dass hier fast ausschließlich gearbeitet wurde und beinhaltete lediglich einen honigbraunen Teppich auf dem Boden, einen Schreibtisch aus Mahagoni, einen großen schwarzen Ledersessel dahinter und einige Regale an den Wänden mit Büchern und Ordnern darin. Die Halterung für zwei Schwerter schimmerte in Rot und Schwarz aus einer Ecke, wie die Farben von Blut und Schmutz. Ein Katana und ein Wakizashi steckten darin. Als wäre er hypnotisiert, ging Kai hinüber zur Halterung und berührte den Griff des Katanas mit bebenden Händen. Als er bittend zu Masanori schaute, nickte dieser schweigend. „Es ist wunderschön“, hauchte der Junge bewundernd. Vorsichtig zog er die im Licht weiß glänzende Klinge aus ihrer Scheide und entdeckte sein eigenes Spiegelbild in dem polierten Metall. Nicht eine Scharte war zu sehen, und mit Sicherheit war sie ebenso scharf wie schön. Kai versuchte einige Übungen damit, wodurch er herausfand, dass die Klinge perfekt ausbalanciert war. Es schnitt mit einem leisen Sirren durch die Luft, und die Klinge formte einen beeindruckenden Halbmond, wenn sie geführt wurde. „Samejima-sempai würde es lieben“, sagte Kai beeindruckt. „Du bist sehr gut geworden, bon“, war Masanoris Stimme zu hören. „Seit du die Nummer Eins in ganz Japan geworden und umgezogen bist, habe ich dich nicht mehr üben sehen können.“ „Das heißt aber nicht, dass ich es nicht tue“, erwiderte Kai. „Ich habe Samejima-sempai versprochen, seinen Traum zu erfüllen und wünsche mir nichts mehr, als einmal gegen ihn zu kämpfen. Du hast seine Augen gesehen, als er diesem eingebildeten Penner die Klinge an den Hals gehalten hat, Masa: Sempai hat zwar Kendo aufgegeben, aber „Samejima, der Dämon“ ist so stark wie eh und je. Ich kann mir nicht erlauben, aufhören zu trainieren, wenn ich irgendwann mal eine Chance gegen ihn haben will.“ Feuer brannte in den sanften braunen Augen, und Masanori fand sich erneut verzaubert. Und auch erregt, als Kai auf ihn zu kam, nachdem er das Katana vorsichtig an seinen Platz zurückgelegt hatte. „Weißt du, wie sehr dieser Raum dir ähnelt, Masa?“ „Wie meinst du das?“ „Er ist groß, dunkel und ruhig“, lächelte Kai. „Genau wie du. Und die beiden Schwerter hier verraten, dass ihr Besitzer auch gefährlich ist.“ Masanori grinste hilflos. „Also hast du Angst vor mir, oder?“ fragte er. Der Gedanke schmerzte bis ins Mark. Zu seiner Erleichterung schüttelte Kai seinen Kopf und umarmte ihn. „Hab‘ ich einen Grund dazu?“ wollte er unschuldig wissen. Anstelle einer Bemerkung küsste Masanori die weichen Lippen vor sich. Zuerst wurde der schmale Körper des Jungen steif vor Überraschung, aber bald entspannte er sich und erwiderte den Kuss immer hungriger. Verlangende, sehnsuchtsvolle Hände erkundeten den breiten Rücken, während Kai sich fragte, wie um alles in der Welt sich ein menschlicher Körper wie heißer Stahl anfühlen konnte. Unter Masas Händen fiel der braune Stoff des Kimono zu Boden. Seine Finger liebkosten den Nacken des Jungen, fuhren seine Wirbelsäule hinunter, kleine Schauer auslösend. Ein Feuer wurde entfacht, das ihren Atem immer schneller werden ließ und ihre Haut mit glitzernden Schweißtropfen bedeckte, bevor es seinen Mittelpunkt in den unteren Tiefen ihrer Körper fand. Eine sanfte Hand verirrte sich dorthin und strich wissend darüber hinweg, auf und ab, während Masanoris Lippen über die nach Sonnenblumen riechende Haut der Brust wanderten, um sich an besonders empfindlichen Stellen etwas länger aufzuhalten. Kai fühlte sich, als würde er unter den Liebkosungen schmelzen, und gleichzeitig war er überglücklich, dass Masa seine Gefühle nun doch erwidern schien. Er merkte kaum, dass er sich diesen Berührungen entgegen bog, sich öffnete und den Anderen jeden Zoll seines Körpers erkunden ließ. Das Luftholen war längst zu einem Keuchen geworden, doch er ließ Masa nicht ein Mal aus den Augen. Sagano-gumis rechter Hand entging nicht eine Regung ihres Schützlings, immer sorgfältig darauf bedacht, den Jungen weder zu erschrecken, noch zu verängstigen. Für einen Rückzug war es bereits fast zu spät, doch wenn Masa seinen Engel sowieso schon entweihen wollte, musste er ihn nicht auch noch zerbrechen. Er hatte sich geschworen, Kai zu beschützen – wenn nötig auch vor seiner eigenen Wildheit. Er kam sich vor, wie ein Wolf in einer Herde Lämmer, wollte reißen, toben und darin schwelgen... „Masaaa...“ Das Flehen brachte ihn in die Gegenwart zurück und zu einer Erregung, die in ihrem Gefängnis schmerzte. Wie dunkel seine Stimme ist... Mit zitternden Händen zog Kai ihm das schwarze Jackett aus, löste die Krawatte und öffnete das weiße Hemd, bis schließlich alles achtlos auf dem Boden lag. Der blaugrüne Drachen kam zum Vorschein und Kais Augen weiteten sich. Unfähig, sich zu bewegen, starrte er die Tätowierung an, und Masanori konnte sehen, dass die Erinnerung mit einem Mal unheilvoll über seinen Schützling hereinbrach. Unsicher, weil er nicht wusste, was er machen sollte, hob er die Fingerspitzen an die Lippen des Jungen, deren Geschmack er heute schon so oft gekostet hatte, dass er sich davon wie betrunken fühlte. „Da ist nichts, wovor du Angst haben musst“, wisperte er rau. „Der Drachen wird dir nichts tun.“ Doch Kai schüttelte nur stumm den Kopf und starrte wie hypnotisiert auf das Tier, das sich über Masanoris Rücken und Schulter wandte, mit Augen, die ihn anzusehen schienen als wäre er seine Beute. „Bon... schau mich an“, bat der Bodyguard. „Schau mich an!“ wiederholte er etwas schärfer und als der Junge nicht reagierte, ergriff er ihn an den Schultern und schüttelte ihn vorsichtig. Kai begann zu weinen. „Ich kann nichts dafür“, brachte er erstickt hervor. „Ich hab‘ einfach so große Angst, dass ich wie gelähmt bin. ER hatte auch so einen Drachen über der Schulter... Oh Gott, Masa, es tat so weh...“ Dieser zog den Jungen in seine Arme und strich beruhigend über sein Haar. Innerlich verfluchte er sich für seine Taktlosigkeit, denn Kai würde wohl auf Grund dieser Erinnerung niemals wieder mit einem anderen Mann schlafen wollen, zu sehr hatte ihn Shinji Katagiri geprägt. Zuerst hatte der dunkelhaarige Mann geglaubt, ihn an den schönen Sempai des Jungen, Ranmaru Samejima-san, verloren zu haben, aber den Ausschlag hatte Masanoris kranker Ex-Lover gegeben. Dieser verdammte Idiot...! Zu dumm, Kai klammerte sich so fest an ihn, dass er seine Härte spüren mußte, und der Yakuza sehnte sich nach einer kalten Dusche. „Aber du würdest mir nie absichtlich weh tun, oder Masa?“ kam es da fast unhörbar. „Das hast du vorhin gesagt...“ Einer wirklich, wirklich absolut kalten Dusche, in der das Wasser kurz vor dem Gefrieren war. Masanori sah nach unten und blickte in zwei große braune Augen, die ihn nahezu panisch und erwartungsvoll zugleich anschauten, obwohl noch Tränen in ihnen schimmerten. Wie ein kleiner Hund... „Nein“, antwortete er. „Allerdings wird sich ein wenig Schmerz kaum vermeiden lassen, wenn du da weitermachen willst, wo wir gerade aufgehört haben.“ Das Gesicht des Jungen nahm einen entschlossenen Ausdruck an. „Ich versprech‘ dir, ich kann’s aushalten“, versprach er. „Ganz bestimmt.“ Kai klang nicht halb so zuversichtlich, wie er hoffte, doch er wischte Masanoris Einwand mit einer hektischen Handbewegung beiseite, noch bevor er ausgesprochen war. Er sah an sich herunter, dann legten sich Zweifel über sein hübsches Gesicht. „Oder gefall‘ ich dir nicht?“ Diese Bemerkung war so lächerlich, dass der Yakuza ein bitteres Lachen kaum unterdrücken konnte. Wenn sich auch nur ein Mensch auf der ganzen Welt NICHT verändern musste, dann war das Kai. Masanori seufzte innerlich gequält auf. Was wollte der Junge ihm damit beweisen? Dass er willens war, alles auf sich zu nehmen, wenn nur es er - Masanori Araki - war?! „Bon...“, begann der schwarzhaarige Mann langsam, doch Kai brachte ihn mit einem hastigen Kuss zum Schweigen. Irgendetwas in Masanoris Innerem heulte auf, brüllte, um freigelassen zu werden. „Masaaa...“ kam es flehend. Kai wusste offensichtlich nicht, was er noch machen sollte, und der Bodyguard zögerte immer noch. Wegen seinem Begehren wurde er noch zum Märtyrer, denn er spürte den Schmerz nicht mehr nur an seinem Ursprung, sondern überall in seinem Körper. Zu viel Übles waren vorgefallen, zwischen ihnen und in ihrem Umfeld, so dass sie sich auf gefährlichem Terrain bewegten... All diese Dinge schossen durch den Kopf des großen, breitschultrigen Mannes, während er das Gesicht seines Schützlings betrachtete und in den ehrlichen Tiefen dieser schönen Augen ertrank, die vor Angst und Verlangen zu leuchten schienen. „Nimm mir die Angst“, schienen sie zu flüstern. Die Panik, wenn es dunkel wurde und er allein war… Kai war wirklich am Ende mit seinem Latein. Ja, natürlich hatte er Angst. Er konnte es nicht verhindern und fragte sich, ob er wirklich so stark war, wie er Masa glauben machen wollte. Dass dieser zögerte - ihm Zeit gab – machte es nicht einfacher. Doch Masa WOLLTE ihn, und das allein zählte. Mochte er es auch vor seinem Geist verleugnen, sein Körper dachte anders darüber. Sie umflatterten einander wie Motten eine Laterne in einer Sommernacht – und das seit Jahren. Unsicher, weil er nicht wusste, was genau er machen sollte, legte er beide Hände um Masanoris Gesicht und hielt dessen Blick mit seinem fest. Die braunen Augen glänzten wie poliertes Holz, voller Verständnis, Sorge, Wissen und Verlangen. Kai fragte sich, wie er diese unterdrückte Flamme zu dem Feuer werden lassen konnte, in dem sie beide verbrennen würden. In den folgenden Kuss legte er seine Seele hinein, hoffend, daß Masa sie annehmen würde. Dieser nahm sich die Zeit, den Kuss zu genießen und unterbrach ihn nicht einmal, um seinen Geliebten in das angrenzende Schlafzimmer zu tragen. Das Bett dort war noch niemals benutzt worden, und der Mann brannte darauf, es „einzuweihen“. Dass es mit Kai geschehen würde, machte das Ganze nur noch aufregender. Wieder bewunderte der dunkelhaarige Mann den gutaussehenden Jungen vor sich, der von dem Licht aus dem Nebenzimmer gestreichelt zu werden schien. Seine Finger folgten dem Fantasiespiel, angefangen bei den Wangen, über den Hals, die Brust... Kais Atmen wurde rascher. Den Fingern folgten die Lippen, und der Junge ließ sich nach hinten umsinken, als Masanori seine Länge in den Mund nahm, mit der Zunge über die empfindsame Spitze glitt, während seine kräftigen Hände die sensible Innenseite seiner Schenkel nach oben strichen, bis dahin, wo die Haut am weichsten wurde. Sein Atem war heiß, und Kai meinte, darin zu verbrennen. Seine Finger vergruben sich in Masanoris glatt zurückgekämmten Haaren und zerzausten sie, bevor sie sich dann hilflos in das Laken des Bettes krallten, als die süße Qual kein Ende nehmen wollte. Stöhnend warf er den Kopf in den Nacken und hob seine Hüften den Zärtlichkeiten entgegen. Beinahe knurrte er enttäuscht auf, als Masanori die Liebkosungen beendete, um seine Lippen erneut mit einem Kuss zu versiegeln. „Sag‘ mir, was du willst...“ flüsterte er dann heiser. „Alles.“ Der Junge schlang die Arme um den Hals seines Beschützers und zog dessen Körper auf sich. Die warme, unnachgiebige Schwere des Anderen hüllte ihn ein, tröstete ihn – doch als er dessen Erregung spürte, rannen Schauer seinen Rücken hinab. Angst mischte sich mit einem Anflug von Unwohlsein, doch vermischte sich auch Verlangen mit kindlichem Vertrauen. Fast unbewusst bewegte Kai seine Hüften rhythmisch gegen die des Yakuza, während er die Liebe genoss, die diese enge Umarmung ausstrahlte. Masanori verstand die wortlose Bitte und führte Kais Hände an den Bund seiner Hose, so dass dieser sich genötigt sah, ihm die hinderlichen Kleidungsstücke auszuziehen. „Ich bin nicht so schön wie du“, murmelte der Mann, als die zitternden Hände des Jungen schmal wirkende Hüften und lange, muskulöse Beine offenlegten. Kai schüttelte heftig den Kopf, während ihm das Wasser im Mund zusammenlief. Er hatte Masa schon oft nackt gesehen, wenn sie zusammen gebadet hatten, doch diesen starken Mann so schutzlos in dieser Situation sehen zu dürfen, erfüllte ihn mit Stolz. Er lächelte, als er seine Hand auf die heiße Haut des Oberschenkels legte und fühlte, wie sich die Muskeln darunter kurz zusammenzogen. Würde er ihn wirklich in sich aufnehmen können? Unerfahren und verführerisch zugleich erkundete Kai den Körper seines Gegenübers, schmeckte den salzigen Schweiß an der Schulter, hörte das immer schneller werdende Atmen, spürte die Hitze und die überraschende Weichheit der Haut unter seinen Fingerspitzen, deren Weg er mit den Augen verfolgte, als er den Drachen zähmte und schmerzendes Begehren fand. Der Geruch von Meer stieg ihm in die Nase, vermischt mit dem Aroma von Moschus. Masanoris Augen schienen im dämmrigen Dunkel des Zimmers zu glühen, während er die unschuldigen Zärtlichkeiten Kais genoss. Der Junge bebte vor Erregung, und im Inneren des schwarzhaarigen Mannes riss die Kette, mit der er seine Gefühle über die Jahre hinweg gefesselt hatte. Er hatte ihm Zeit geben wollen, sich an ihn zu gewöhnen, Zeit, die er nicht mehr hatte. Ohne Vorwarnung zog er den überraschten Jungen auf seinen Schoß. „Entspann dich“, forderte er heiser und brachte gerade noch so viel Geduld auf, seinen Tempel nicht gewaltsam zu erobern. Der schöne Junge klammerte sich an die breiten Schultern des Yakuza, als der Schmerz durch sein Inneres raste und kniff die Augen zusammen. Er versuchte, sich an Masas Rat zu halten, und nach einiger Zeit kam die Erregung zurück – heftiger als vorher. Das mochte nicht nur an Masas Geduld liegen, sondern auch an seinen Händen, die ihn liebevoll und verführerisch streichelten... Ein tosendes Meer riss beide mit sich fort, Wellen aus Leidenschaft schlugen krachend über ihnen zusammen, als sie sich in einem gemeinsamen Rhythmus bewegten, der sie bis zum Höhepunkt peitschte. Atemlos klammerten sie sich aneinander, ein Knäuel aus ineinander verschlungenen Gliedmaßen, schweißbedeckt. Jedes andere Gefühl war verschwunden, außer dem brennenden Hunger, der sie stetig weitertrieb. Das Tier in Masanoris Innerem tobte, schändete, wütete, und der Engel ließ sich entweihen. Nein, es war kein Engel... auch nicht der Junge. Es war Kai, der seinen Namen rief – immer schon gerufen hatte. SEIN Körper war es, der sich aufbäumte, als er Masanori in seinem Sturm der Erlösung mit sich davon riss... Keuchend lagen sie danach auf den zerknitterten Laken des Bettes und lauschten ihren wieder ruhiger werdenden Atemzügen. Keiner wollte den anderen verlassen, Kai hatte die Beine um Masanoris Hüften geschlungen, um ihn am Aufstehen zu hindern. Nicht, dass dieser dergleichen gewollt hätte, in seinem Geliebten gefangen, lag sein Kopf auf dessen Brust und genoss dessen Herzschlag. Leben. Liebe. Masanori stellte fest, dass er seit langem tot gewesen war und es nur nicht bemerkt hatte. Dieses wunderschöne Wesen unter ihm hatte ihm gerade gezeigt, dass es auch für ihn noch etwas außer der Pflicht gab, das es zu genießen galt... Und es tat gut. tsuzuku Epilog: -------- Kissu ga... eine Kizuna - FanFiction von Kyôsuke Imagawa holte die beiden in die Gegenwart zurück, indem er an die Tür klopfte. Mit einem leisen Knurren, das seinen Widerwillen deutlich verriet, stand der Yakuza schließlich auf, warf sich einen Morgenmantel über und öffnete die Tür einen Spalt breit. „Hast Du bôchan gesehen?“, fragte der Mann besorgt. Masanori blickte ihn irritiert an. „Ich habe gerade versucht, ihn zu Hause anzurufen, um ihn zu fragen, ob er sich nicht etwas Besonderes wünscht, weil er doch heute Geburtstag hat... Aber er war nicht da, und da dachte ich, du hättest vielleicht was von ihm gehört...“, erzählte er, stockte, und Masanori überlegte flüchtig, ob er ihm die Wahrheit sagen sollte. „Der Drachen hat sich seine Seele geholt“, antwortete er schließlich müde. Die Augen hinter der Brille weiteten sich überrascht, als der andere Yakuza verstand, dann nickte er kurz. „Wakarimashita“, sagte er und ging langsam davon. - Owari - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)