Perfect little liars von Melora (wie wir waren und wie wir immer sein werden) ================================================================================ Kapitel 7: Gut und Böse Teil 1 ------------------------------ Natürlich ließ das nächste Unglück nicht auf sich warten. Aber man irrte, sollte man glauben, dass der Rotbraunhaarige derartiges nicht bereits erwartet hatte. Menschen wie Raymond und Gabriel, denen machte man nicht ungestraft Ärger. Nicht umsonst wurde Jekyll aus vielen Dingen schlichtweg herausgehalten. Dieser hatte schon lange bemerkt, dass ihm stets berichtet wurde, was rund um Zorro geschehen war – alles, nur nicht die Wahrheit. Sie stellten alles so hin, dass der Bandit nicht gut dabei wegkam. Am Anfang – da hatte er diesen Kerl verabscheut. Nicht umsonst hatte der Maskierte ihn mit den Worten begrüßt, ob er genauso ein Strolch war wie die anderen Offiziere, oder besser. Im Nachhinein konnte der Captain es Zorro gar nicht mehr übel nehmen, da dieses Land hier so verrottet war, dass es unglaublich schien. Bis vor kurzem hatte sich Jekyll als den einzig guten Kerl hier bezeichnet – ohne hochmütig sein zu wollen. Aber jetzt war Gonzales an seiner Seite, sein Verbündeter im Kampf gegen die Intrigen und Machenschaften von Gabriel und Raymond. Doch auch die Beiden hatten längst erkannt, dass Jekyll ernst zu nehmen war – dass von ihm eine ähnliche Gefahr ausging, wie von Zorro, der so manche Machenschaft aufgedeckt hatte, die ihr Kommandant an den Tag gelegt hatte. Und dann passierte das, was der Captain längst erwartet hatte. Sie wurden von einer Horde Banditen überfallen. Dieser verwickelten beide Männer in einen erbitterten Kampf. Es ging nicht darum, sie zu besiegen, sondern darum den stämmigen Mann zu töten. „Wenn dir dein Leben lieb ist, Dicker, dann mach dich aus dem Staub! Um dich geht’s hier nicht!“ Auch ein Dummerchen wie Gonzales verstand, was das hier sollte. Wusste, weshalb sie überfallen worden waren. Raymond und Gabriel war der Oberst ein Dorn im Auge. Er stellte Pläne in Frage und wollte viel zu viel wissen. Kurzum, der Mann störte beide wie eine lästige Fliege, die um die Suppe kreiste. Als man dem Sergeant dann auch noch offenbarte, er ginge nicht um ihn und ihm die Entscheidung überließ, seine Haut zu retten, beschlich ihn die Vermutung, er solle ihnen nur nicht dazwischen funken, aber ihm erschien es einfach unmöglich, an Flucht zu denken, so zog er sein Schwert und blieb an Jekylls Seite, um ihn in diesem Kampf zu unterstützen. Die Bande erwies sich als äußerst flink und gewitzt. Einfache Banditen waren das nicht – Kopfgeldjäger vielleicht? Wirklich – es kam Gonzales mehr als vertraut vor. So viele Kopfgeldjäger und Killer hatte man auf Zorro angesetzt. Jetzt war es so weit, dass sie auch nach des Oberst Kopf Leben trachteten. Ein Grund mehr, um an seiner Seite zu bleiben… „Sie haben es ja gehört, Gonzales! Mit denen werde ich noch ganz alleine fertig! Ich lasse mich doch nicht von einer Horde Bestien umbringen! Die werden ihr blaues Wunder erleben!“ Todesmutig und tollkühn warf sich Captain Jekyll mit einem Kampfschrei seinen Widersachern entgegen und ging hemmungslos auf sie los. Sein paradoxer Kampfstil, der mehr einem wilden Löwen glich und seine Manneskraft zeichneten sich dadurch aus, dass er mit Brutalität gegen sie vorging und so manchen von ihnen niederstreckte, ohne den kleinsten Anschein von Reue oder Gnade. Einmal mehr war Gonzales glücklich, dass es nur sehr selten zu einem Gefecht zwischen Zorro und Jekyll gekommen war. Er hätte diesen auseinander genommen, hätte er dies gewollt. So wie er diese Killer nun auseinander nahm. Aber eines bedachte er dabei nicht: Sie waren in der Überzahl. Es stand dem bärtigen Mann ins Gesicht geschrieben - Mich kriegt ihr nicht klein! Womöglich hatte man wahrhaft versucht den wilden Offizier gegen Zorro aufzuhetzen – aber leider war er zu gut – gut in seinem Edelmut, viel zu ehrenvoll und fair, als dass er ihnen den Gefallen getan hätte, mit allzu großer Leidenschaft gegen Zorro vorzugehen. Er erinnerte sich noch sehr gut daran, als Jekyll entschieden hatte, Zorro ziehen zu lassen, da er ihnen geholfen hatte. Obwohl Gonzales auch wusste, wie sehr Jekyll abgenervt war von der ständigen Einmischung des Banditen, wusste er genau was sich gehörte. Dankbarkeit, wenn einem geholfen war stand an erster Stelle. Dass er ihn mochte, war eigentlich ausgeschlossen – sie waren dazu verdammt, sich zu bekämpfen, obwohl sie sich vielleicht hätten mögen können. Das Schicksal ging oft seltsame Wege – so wie in dieser Nacht. Ausgerechnet an Diegos Verlobungstag musste so etwas Furchtbares wieder passieren. Alles ging viel zu schnell – einige hatte Jekyll ja bereits entwaffnet – und dennoch… Ein gezielter Pfeil, der direkt vom Baum kam, der traf den Oberst in den rechten Oberarm und ließ ihn doch einen Moment geschockt den Atem anhalten und einen Schmerzlaut von sich geben. Gonzales begab sich tapfer vor seinen Gefährten. „Mischst du dich ein, Soldat, töte ich dich!“ wandte sich eine Stimme an ihn. Es war ein Mann mit maskiertem Gesicht. Die blaue Maske ging von Mund bis zur Nase, schluckte einen Teil seiner Stimme und ließ sie noch bedrohlicher und düsterer klingen. Der Verdacht bewahrheitete sich, zwar drohte man ihm, aber es ging nicht um ihn, sondern nur um den Oberst. Unter keinen Umständen durfte er ihn alleine lassen. Obwohl seinen Körper die Angst erzittern ließ, musste er jetzt furchtlos sein. In solchen Momenten wünschte er sich, dass Zorro kommen würde, um sie aus dieser Misere zu befreien. Da kam ihm wieder das Gespräch mit Jekyll in den Sinn – was wäre, wenn Diego Zorro wäre? Dann hätte er ihm alles verraten. „Gehen Sie, Gonzales! Das hat rein gar nichts mit Ihnen zu tun!“ schrie ihm Jekyll entgegen. Blutend von der Verletzung, diese sich mit einer Hand haltend, quasi wehrlos. „W-WAS?“ Der Dicke war entsetzt und schockiert davon, was sein Vorgesetzter ihm da abverlangte. „Aber die werden Sie töten!“ „Und wenn schon! Rette deine Haut!“ Der Oberst gab dem Sergeant einen Schubs. „DAS IST EIN BEFEHL! Gehen Sie, oder sie töten und alle beide!“ „A-Aber…“ „HOLEN SIE VERSTÄRKUNG! Ich halte aus! So leicht bin ich nicht kleinzukriegen!“ Es war ein kurzer Moment, in dem Gonzales ihrem übermütigen Captain ins Gesicht sah – die Angst und Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben. So manches Mal wünschte er sich genauso tapfer sein zu können, wie Jekyll – wie denn, wenn sein ganzer Körper vor Angst bebte? Hilfe holen – Verstärkung! Noch einen Moment der Zögerung, dann wandte sich Gonzales um, was Jekyll zutiefst beruhigte… Obwohl er sich seiner verhängnisvollen Lage bewusst war, schickte er ihn weg. Er würde das Richtige tun, das Notwendige… Sie konnten ja nicht zulassen, dass Banditen das Land überrollten – aber ihm war auch klar, dass sie es nur auf ihn abgesehen hatten. Aber sich opfern, das plante der Oberst nicht. Er würde vielleicht vernichtend geschlagen werden – aber das würde er nicht kampflos geschehen lassen. Er sah der Gefahr ins Auge – schon einmal war er auf sich allein gestellt. Und den Tod, den fürchtete er nicht. Es war seine Pflicht, die Verbrecher ihrer gerechten Strafe zuzuführen – alle, auch ihren Oberboss, Raymond, der wohl hierfür verantwortlich war – da wäre er jede Wette eingegangen. Zwar hatte Jekyll lautstark um Verstärkung gebeten, doch wenn man ehrlich mit sich selbst war, war dieser Plan sogar sehr töricht. Würde es nicht viel zu lange dauern zurück in die Stadt zu reiten, um die so genannte Verstärkung anzufordern – nein, dafür war nun keine Zeit! Er wollte sich nicht mit Jekylls Tod abfinden. Und die Hazienda de la Vega war nicht weit… Der Sergeant wusste nicht, was in ihn gefahren war, als er diese stürmte – direkt in die Menschenmenge ritt er mit seinem braunen Ross. Doch nicht etwa begab er sich sofort zu Leutnant Gabriel – der würde ihnen eher noch ein Messer in den Rücken rammen als dem Oberst zu helfen – und ihn, Gonzales konnte er ja noch nie leiden, oder? Seine Augen suchten den Hof nach Diego ab, doch er konnte ihn nirgends entdecken. Verzweiflung machte sich in ihm breit – und gleich sahen ihn die Leute so komisch an, weil er mitten in den Hof gestürmt war mit dem Pferd. Ein nervöses Lachen entfuhr ihm. Gonzales stieg ab und entdeckte Alejandro. „Don Alejandro!“ rief er ihm entgegen. „Wo ist euer Sohn?“ „Sergeant, Sie sind ja völlig außer Atem! Ist etwas passiert?“ erwiderte Diegos Vater, ließ jedoch die Frage unbeantwortet. Don Juan, der mit seinen Eltern im Gespräch war, beobachtete das Geschehen entspannt mit einem Glas Wein – vorerst. „Oberst Jekyll ! Wo ist Diego? Ich muss dringend mit ihm sprechen! Jetzt sofort!“ Der Mann war total aufgelöst und wahrscheinlich wunderte sich die ganze Gesellschaft warum. Man sah nicht wenig, dass Don Alejandro absichtlich die Frage nicht beantwortete, weshalb nun Juan sein Glas abstellte und sich der kleinen Gruppe entgegen bewegte. „Vielleicht kann ich ja helfen! Mein Vater ist Gouverneur von Mexiko! Ich bin mit solchen Dingen vertraut. Wie kann ich Euch helfen?“ Er bewies sich als äußerst hilfsbereiter Mensch, was aber Don Alejandro nicht einfach so geschehen lassen wollte und dem jungen Mann einen strengen Blick zuwarf. „Das sind Belange der Armee, da solltest du dich nicht einmischen, Junge!“ Gonzales wirkte mit den Nerven am Ende, das sah Alejandro gewiss und das konnte sein Neffe natürlich überhaupt nicht nachvollziehen. „Achso, na da weiß ich ja bescheid!“ gab er von sich, gab Gonzales jedoch ein Zeichen, ihm nach draußen zu folgen. Auch wenn er es so aussehen ließ, als hätte er verstanden, wanderte er zur Hazienda hinaus und warte dort um de Ecke auf Gonzales. Dieser stieg wieder auf sein Pferd und wahrscheinlich dachte der alte Narr, dass er sich nun wirklich in die Siedlung begeben würde, um die Soldaten zu holen, doch als er hinaus geritten war, stand Don Juan gegen die Mauer gelehnt dort. Mit verschränkten Armen, die Augen abwartend geschlossen, bis die hilfsbedürftige Person mit dem Pferd vor ihm auftauchte, dann öffnete er diese und sah, ohne den Kopf zu bewegen zur Seite. „Mir scheint, man schuldet mir ein paar Antworten – aber dafür scheint jetzt keine Zeit zu sein. Ich weiß, wo Diego ist… Soll ich ihn informieren? Und was soll ich ihm sagen?“ Gonzales strahlte über das gesamte Gesicht, auch wenn man ihn rügen würde, einfach so einem Fremden zu vertrauen. Aber gewiss, dies hatte er vor. Der junge Mann wirkte auf ihn vertrauensselig. „Unser Hauptmann – Jekyll sein Name, wir waren gemeinsam auf Mission und dann wurden wir überfallen! Er befahl mir, mich in Sicherheit zu bringen. Er benötigt dringend Hilfe!“ Juan stieß sich von der Mauer ab, wandte sich mit dem Gesicht nun um zu Gonzales und nickte. „Gut – ich werde ihn suchen und ihm alles sagen…“ „Die Banditen sind in dieser Richtung!“ Gonzales zeigte in die Richtung, aus der er angeritten gekommen war. „SCHNELL!“ Juan verstand und ließ keine weitere Zeit verstreichen, rannte hinein und auch wenn er durchaus dabei gesehen wurde, war Diegos Vater längst wieder mit seinen anderen Edelleuten im Gespräch, da bekam er es nicht mit. Der Adelige suchte Diego genau dort, wo er ihn zuvor mit Lolita und deren hübscher Cousine angetroffen hatte. Kaum dass er sie wiedergefunden hatte, fand er alle Drei bei bester Laune auf. Diego hatte gerade ziemlich herzhaft gelacht und es tat Juan ja wirklich Leid, aber er half gern… „Diego, ich will deine gute Laune ja nicht trüben, aber da draußen wartet so ein dicker Soldat – ich glaube, er ist Sergeant. Ich soll dich holen, sein Hauptmann befindet sich in einem Gefecht mit irgendwelchen Verbrechern! Er verlangte ganz ausdrücklich nach dir.“ Juan klang ernst – tief in sich wusste er, dass Diego nun losstürmen würde – denn sie waren vom gleichen Schlag, oder nicht? Er hätte genauso gehandelt und rechnete jetzt eigentlich damit, dass sie beide helfen würden. Das Lachen seines Cousin verstummte und Lolita wirkte sichtlich besorgt, das sah der Dunkelhaarige Juan sofort. „Wie bitte? Gonzales?! Entschuldigt mich.“ Noch ehe Diego das hatte sagen können, klammerten sich zarte Frauenhände an sein Hemd. Er spürte diese und mit einem Seitenblick machte er Lolita aus – sie sah ihn besorgt an und ihre Hände umfassten das Hemd fester. Sie wollte nicht, dass er ging und etwas unternahm. „Es schien mir, dass der Soldat sehr verzweifelt und besorgt um seinen Hauptmann ist.“ Vorsichtig und sanft löste Diego Lolitas Hände von sich und teilte ihr stumm mit einem Blick mit, dass er gehen musste… Es vergingen keine zwei Sekunden, da bekam sie einen Kuss auf die Wange und dann rannte er los, zusammen mit Juan. Zurück blieb die Blondine in ihrer endlosen Sorge um ihren Zukünftigen, den noch immer seine Verletzungen quälten. In stummer Verzweiflung formten ihre Lippen ein schlichtes Pass auf dich auf … Das Schockierende an der Sache war, als Diego Juan mitteilte, dass er ihn nicht mitnehmen würde – es sei zu gefährlich. Innerlich dachte der junge Mann zu zerbersten. Wie konnte sein dämlicher Cousin so etwas wagen zu sagen? Hielt er ihn für schwach? Und dann wurde auch er stehen gelassen und Diego rannte ins Haus. Wahrscheinlich holte er seine Waffe – höchstwahrscheinlich seinen heißgeliebten Degen. Doch als Diego nach ganzen fünf Minuten nicht zurückkam, schöpfte Juan verdacht – er hatte ja schließlich auf die Dringlichkeit hingewiesen… Was zum Geier hatte das zu bedeuten? Er begab sich ins Haus – auch wenn man ihn nicht darum gebeten hatte – so wollte er, dass Diego ihm nun Rede und Antwort stand. Glaubte er, dass er so davon kommen würde? Hier war doch eindeutig etwas faul. Hatte er nicht vorhin noch behauptet, er kämpfe nicht mehr? Und nun wollte er ihn hier stehen lassen und die Action alleine abkassieren. Aber auf den Weg in die Hazienda fiel es ihm wieder ein. Als sie klein waren, war er schon einmal hier gewesen. Er lief wie selbstverständlich ins Haus auf direktem Wege zu Diegos Zimmer. Als er dieses erreicht hatte, öffnete er die Tür und starrte ins leere Zimmer… Von Diego war weit und breit keine Spur. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)