My Story of Seasons von Jisary ================================================================================ Kapitel 6: Eine professionelle Farmerin --------------------------------------- „Liebes Tagebuch, die letzten Wochen gingen wirklich schnell vorbei. Ich habe die meiste Zeit auf meinem Feld gearbeitet und war wenig in der Stadt. Ich wollte insbesondere Klaus aus dem Weg gehen. Raeger hat mir erzählt, dass das Gerücht umgeht, dass ich ihm nachstellen würde... Ich bin nicht sicher, was Klaus darüber denkt, aber da es nicht stimmt, dachte ich, ich könnte dem etwas entgegen wirken. Ich wollte auch Iris nicht sehen. Das Gerücht hat ihr bestimmt gar nicht gefallen. Stattdessen war ich viel bei Eda. Sie hat mir noch einige Tipps gegeben und wir haben oft miteinander gegessen. Ansonsten waren Fritz und Veronica ab und an hier, um nach dem Rechten zu sehen. Es freut mich sehr, dass so vielen Leuten daran liegt, dass es mir gut geht. :) Heute ist allerdings ein besonderer Tag, an dem ich mich nicht weiter darum drücken kann, in die Stadt zu gehen: Heute steht meine erste, große Ernte an. Ich freue mich so sehr. Wenn ich sie abgeerntet habe, werde ich direkt damit in die Stadt gehen. Ashe vom Seidenlandstand müsste heute da sein. Soweit ich weiß, herrscht im Seidenland große Nachfrage nach Frühlingsgemüse im Moment. Das ist also die Gelegenheit ein paar gute Euronen zu verdienen. Das wird super! Ich hoffe nur, dass ich Klaus nicht über den Weg laufe...“ Fynn ist heute schon sehr früh auf den Beinen. Voller Motivation und Vorfreude steht sie mit ihrer Hacke auf dem Feld und betrachtet ihre ausgewachsenen Kartoffel – und Rübenpflanzen. Sie sehen ihrer Meinung nach sehr gut aus. Die werden einen guten Verdienst bringen! Fynn nickt energisch und beginnt mit der Arbeit. Es dauert einige Stunden alles Gemüse aus dem Boden zu ziehen. Als sie endlich die letzte Kartoffel in der Hand hat, schnauft Fynn laut und betrachtet ihr Werk. Man, war das anstrengend. Sie schaut auf die 3 Kisten mit Kartoffeln und Rüben, die neben ihr stehen. Wieder nickt sie zufrieden und geht ins Haus. Sie muss sich umziehen, den Wagen mir den Sachen beladen und dann geht es los in die Stadt, um die Beute zu verkaufen. Nach einer gründlichen Dusche belädt Fynn den Handkarren mit dem Gemüse. Zufrieden grinsend schnappt sie sich den Karren und schiebt ihn los Richtung Bergpfad. Als sie auf die Gabelung Richtung Elise's Reisfelder kommt, trifft sie Eda, die gerade aus dem Dorf zurückkehrt. Als sie die schwer beladene Fynn sieht, fängt sie an zu schmunzeln. Sie treffen aufeinander und bleiben stehen. Eda nickt Fynn motivierend zu. „Ah ja. Wie ich sehe, hast du deine erste Ernte eingefahren.“ Immer noch sehr zufrieden mit ihrer Ernte nickt Fynn zustimmend. „Allerdings! Ich will gerade in die Stadt, um sie zu verkaufen.“ Eda überlegt kurz: „Ach ja, Seidenland ist ja heute da. Und sie haben gerade sehr gute Preise für Frühlingsgemüse. Sehr gut, Fynn.“ Fynn frohlockt. „Na, dann will ich dich nicht weiter aufhalten, Kindchen. Deine erste Ernte sollten wir allerdings feiern. Komm' doch heute Abend bei mir vorbei. Dann stoßen wir an.“ Fynn quietscht erfreut: „Sehr gerne!“ Eda schmunzelt. „Na dann, bis heute Abend.“ Sie winkt und geht an Fynn vorbei den Bergpfad hinauf. Eine kleine Feier mit Eda. Das verspricht gutes Essen und eine gute Unterhaltung. Fynn kann es kaum erwarten. In der Stadt angekommen, ist es recht ruhig. Es ist Mittagszeit und die meisten Leute werden wohl zu Mittag essen. Gemütlich schiebt sie ihren Wagen Richtung Marktplatz. Als sie an die kleine Kreuzung vor dem Marktplatz kommt, sieht sie plötzlich Klaus. Er geht gerade weg vom Marktplatz und hat sie nicht gesehen. Fynn beißt sich auf die Unterlippe. Neben ihm läuft Iris. Sie scheinen sich angeregt zu unterhalten. Iris kichert und nickt. Was auch immer sie für ein Problem hatten, scheint sich wieder eingerenkt zu haben. Ist das ein Grund zur Freude? Fynn ist sich da unschlüssig. Allerdings wollte sie den beiden ja nie im Wege stehen. Also, ist es wohl besser so. Fynn seufzt leise und biegt in die andere Richtung ab. Auf dem Marktplatz sind nur eine Handvoll Leute unterwegs. Aber das ist immerhin eine Handvoll mehr, als bei ihrer Ankunft. Sie schiebt sich geschmeidig an einem braunhaarigen Mädchen vorbei an den Stand von Seidenland. Ashe, die Verkäuferin am Stand, schaut Fynn interessiert an: „Ach, du bist die neue Farmerin, die Veronica erwähnt hat, oder?“ Fynn nickt und grinst. „Sehr schön. Ich bin Ashe. Was kann ich für dich tun?“ Fynn zeigt auf den Wagen mit den Kartoffeln und Rüben. „Ich hätte hier ein bisschen Gemüse, das ich anbieten kann.“ Fynn und Ashe verhandeln miteinander. Fynn ist wirklich geschickt und so bekommt sie mehr, als sie eigentlich erwartet hatte für ihre Ernte. Da ertönt plötzlich eine unangenehme Stimme hinter ihr: „Hallo Ashe. Ich habe 5 Kisten Kartoffeln, 4 Kisten Rüben, 5 Kisten Erdbeeren und einige Kisten Gurken für dich.“ Fynn dreht ihren Kopf und zieht die rechte Augenbraue hoch. Es ist Elise, die sich anscheinend für zu wichtig hält, um sich hinten anzustellen. Ashe nickt Elise zu. „Ich bin sofort bei dir, Elise. Ich beende noch eben das Geschäft mit Fynn.“ Ashe zwinkert Fynn zu und widmet sich dem Beenden der Rechnung. Elise betrachtet die Kartoffeln von Fynn. Sie setzt einen etwas angewiderten Gesichtsausdruck auf. „Na ja, immerhin sieht man, dass es Kartoffeln sind.“ Fynn wächst eine Krampfader auf der Stirn. „Was hast du gesagt?“ Elise schaut Fynn unbeeindruckt an. „Ich habe deinem Gemüse ein Kompliment gemacht.“ Sie kichert etwas verächtlich. „Ich bin sicher, du bekommst dafür einen angemessenen Preis.“ Fynn wirft Elise einen angesäuerten Blick zu, als sich Ashe wieder zu Fynn wendet: „So, hier ist die Quittung. Ab einer bestimmten Menge, holen wir die Sachen übrigens auch bei dir ab. Ich habe dir das Alles mal hier aufgeschrieben.“ Da platzt ein lautes, schrilles Lachen aus Elise raus. Fynn zuckt zusammen; so unangenehm. „Das weiß doch jedes Kind.“ Sie nimmt die Hand vor den Mund, um ihrem Lachen einen dezenten Anstrich zu verpassen. Ashe winkt ab: „Jeder fängt mal an, Elise.“ Sie zwinkert Fynn zu, die ihre Quittung in Empfang nimmt und sich umdreht, um zu gehen und dabei ein anderes Mädchen anrempelt. „Oh, entschuldige bitte.“, sagt Fynn und verbeugt sich kurz. Es ist das braunhaarige Mädchen, das vor ihr am Stand war. Erst jetzt fällt Fynn auf, dass sie eine Art Krankenschwester - Uniform trägt. „Schau' lieber immer nach vorne beim Gehen. Sonst verletzt du dich vielleicht. Und das geht dann zu meinen Lasten.“ Fynn schaut verdutzt und nickt schließlich. „Ok.“ Sie schaut das Mädchen an. Hat sie die schon mal gesehen? Eher nicht. „Ist noch irgendwas?“, fragt das Mädchen leicht genervt. Fynn lächelt freundlich. „Kennen wir uns schon? Ich bin Fynn, die neue Farmerin.“ Das Mädchen rückt ihre Brille zurecht. „Ich weiß. Ich bin Angela, die Tochter von Veronica.“ „Aaah. Freut mich.“, erwidert Fynn freundlich. Angela schaut kühl drein. „Ich bin auch die städtische Krankenschwester. Wenn du dich nicht gut fühlst, kannst du jederzeit zu uns kommen. Wir sitzen mit im Gildenhaus. Ich hoffe allerdings, dass wir uns nicht viel sehen werden. Nichts für ungut.“ Fynn schaut etwas verwirrt. „Nein, schon klar.“ Angela nickt leicht. „Gut, ich muss dann wieder los. Bis dann.“ Langsam geht sie davon. Fynn schaut ihr etwas verdutzt hinterher und winkt langsam. Was für ein seltsames Mädchen. Sie ist erstaunt, dass Veronica nie von ihr geredet hat. Andererseits war Veronica auch eine eher kühle Person. Scheint in der Familie zu liegen. Wo wohl der Vater von Angela ist? Veronica hatte auch ihn nie erwähnt. Da reißt eine schrille Stimme Fynn aus ihren Gedanken. Fynn zuckt wieder zusammen. Es ist Elise, die hinter ihr mit Ashe verhandelt. So unangenehm. Sie schüttelt den Kopf und verlässt den Marktplatz. Am Nachmittag macht sich Fynn fertig, um zu Eda zu gehen. Mit Eda anstoßen wird bestimmt lustig. Als Dankeschön für die Einladung hatte Fynn auf dem Rückweg bei Ottmar im Laden noch einen Blumenstrauß gekauft. Der war wirklich nett. Ein bisschen kauzig, aber auch sehr lustig. Er hatte sie gefragt, ob sie gerne angelt und Fynn hatte darauf keine Antwort gewusst, weil sie es noch nie probiert hatte. Daraufhin hatte er ihr seine alte Angel geschenkt und ihr ein Buch gegeben mit einer Erklärung zur Basis für das Angeln. Im Dorf waren wirklich alle sehr nett. Man kommt zu jemanden hin und der schenkt einem direkt etwas. So war das ja auch bei Eda und Veronica. Da fühlt man sich direkt schlecht, wenn man nicht selbst Sachen verschenkt. Vielleicht sollte Fynn, sobald sie es sich leisten konnte, ein paar ihrer Erträge unter den Dörflern verteilen. Es wird langsam dunkel draußen, als Fynn bei Eda ankommt. Schon von draußen hört sie fröhliches Lachen. Eda scheint nicht allein zu sein. Hm... seltsam. Fynn dachte, dass sie zusammen feiern. Sie klopft an der Tür. Sie öffnet sich und Fritz steht davor. Er nickt Fynn fröhlich zu: „Hey Fynn. Wir haben dich schon erwartet.“ Er grinst und macht ihr Platz zum Eintreten. Fynn tritt herein und zieht ihre Jacke aus. Eda steht an ihrer Küchentheke und schenkt etwas in drei Gläser ein, die auf der Theke stehen. Fynn betritt die Küche: „Hi Eda. Und nochmal danke für die Einladung.“ Eda dreht sich herum und stellt die Gläser auf den Tisch. „Aber gerne doch. Heute wird ein bisschen gefeiert.“ Sie schmunzelt. Fynn reicht ihr den Blumenstrauß: „Hier. Ein kleines Dankeschön für Alles.“ Edas Augen fangen an zu funkeln. „Och Liebes. Das ist ja wirklich nett von dir.“ Sie nimmt die Blumen und sucht eine Vase in der Küche. Fritz hat derweil die Tür geschlossen und gesellt sich zu den beiden in die Küche. „Oma hat mir erzählt, dass du heute deine erste Ernte verkauft hast. Herzlichen Glückwunsch Fynn.“ Er schaut sie freudig an und es sieht so aus, als überlege er, ob er sie umarmen soll oder nicht. Er kratzt sich verlegen am Kopf. Eda reicht Fynn ein Glas. „Jetzt haben wir aber genug geschwatzt. Jetzt stoßen wir erst mal an!“ Eda erhebt ihr Glas und prostet Fynn zu: „Auf Fynn und darauf, dass du jetzt eine echte, professionelle Farmerin bist.“ Fynn grinst breit: „Vielen Dank.“ Alle drei nehmen einen tiefen Schluck, setzen sich und fangen an zu erzählen. Nach einigen Gläsern Wein zieht es Fynn und Fritz nach draußen, um ein bisschen frische Luft zu schnappen. Sie sitzen auf einer Holzbank, die vor Edas Haus steht. Die Luft ist klar und es duftet nach Blüten. Von Weitem hört man eine Nachtigall singen. Es ist wirklich eine schöne Nacht. Nach einem lockeren Gespräch über Fritz' Anfänge beim Farmen herrscht eine Weile Ruhe zwischen den beiden. Fynn bemerkt, dass er wegen irgendwas mit sich zu Ringen scheint. „Was ist los, Fritz? Stimmt irgendwas nicht?“, fragt Fynn schließlich interessiert. Er schaut ertappt zu ihr herüber. „Sieht man mir das an so deutlich an?“ Fynn lächelt: „Oh ja. Dein Gesicht ist manchmal wirklich wie ein offenes Buch.“ Fritz schmunzelt und streckt ihr kess die Zunge ein bisschen raus. Dann schaut er kurz auf den Boden und holt tief Luft. „Es gibt tatsächlich etwas, das ich dich fragen möchte.“ Fritz mache eine kurze Pause und scheint nach den richtigen Worten zu suchen. Fynn stupst ihn freundschaftlich in die Seite: „Nur zu. Raus damit!“ Fritz setzt eine entschlossene Miene auf: „Stimmt es, dass du... nun... was mit Klaus hast?“ Fynn schaut ihn etwas überrascht an. Da bemerkt er, wie laut er eigentlich gesprochen hat. Er schüttelt den Kopf. „Entschuldige. Es geht mich ja eigentlich nichts an.“ Er schaut etwas beschämt weg. Fynn kneift die Augen ein bisschen zusammen. „Wieso interessiert dich das?“ Fritz wird rot. „Ach, weißt du... Na ja, als ich es gehört hatte, war ich etwas überrascht.“ Er macht eine kurze Pause. Fynn schaut ihn weiter fragend an. Fritz wedelt mit der Hand. „Na, ich hätte ihn einfach nicht für deinen Typ gehalten. Das ist Alles. Reine Neugier.“ Er ist offensichtlich nervös. Fynn ist sich nicht ganz sicher wieso, aber andererseits ist das Fritz. Der ist immer ein bisschen hibbelig. „Sofern es dich beruhigt, ich habe nichts mit Klaus.“ Fritz schaut zu ihr auf. Er scheint erfreut zu sein und wirkt erleichtert. „ Ich hatte nur ein Taschentuch von ihm gefunden und habe es ihm zurückgebracht und als Dankeschön hat er mich dann auf eine Tasse Tee eingeladen.“ Sie dreht ihren Kopf zu Fritz und lächelt. „Er war nur höflich und seitdem habe ich ihn auch nicht mehr gesehen.“ Fritz seufzt kurz, dann lacht er: „Tut mir leid, dass ich gefragt habe. Ich wollte nur dich direkt fragen. Ich will Gerüchten lieber nicht glauben, bevor ich sie verifiziert habe.“ Fynn nickt zustimmend. „Da hast du Recht. Das ist auf jeden Fall besser.“ Fritz lässt seine Beine baumeln und schaut vor sich in den kleinen Wald. Er grinst und scheint in Gedanken. Fynn überlegt kurz. Wo sie doch gerade so miteinander reden, könnte sie doch auch mal nach Iris fragen. Klaus war doch eh schon das Thema und dann fällt es vielleicht nicht so auf. Mal versuchen. Sie dreht sich zu Fritz,: „Außerdem dachte ich, dass er mit Iris zusammen ist. Zumindest sehe ich sie öfters zusammen in der Stadt.“ Fritz dreht seinen Kopf zu ihr und schaut überrascht. Er überlegt: „Ja, ein Gerücht diesbezüglich hält sich auch standhaft in der Stadt. Aber ich glaube nicht, dass es stimmt.“ Fynn schaut verdutzt. Das hatte sie gar nicht erwartet. „Ach ja und wie kommst du darauf?“ Fritz zuckt mit den Achseln: „Schwer zu erklären, aber...“, er macht eine kurze Pause, „wenn ich sie sehe, dann sieht er nicht verliebt aus. Klingt komisch, aber besser kann ich es nicht erklären.“ Fynn schaut auf den Boden und versucht sich Klaus' Gesichtsausdruck ins Gedächtnis zu rufen. Tatsächlich hatte sie meistens eher auf Iris geachtet als auf Klaus, wenn sie zusammen waren. Und er hatte nie von ihr gesprochen, deswegen hatte sie da auch keinen Anhaltspunkt. Fynn ist verwirrt. Irgendwie hatte sie mit einer anderen Antwort gerechnet. Sie hatte gehofft, dass er einfach sagt 'Ja, die sind zusammen. Das weiß doch jeder.', oder so was in der Art, so dass sie sich darüber keine Gedanken mehr machen muss. Mist! Fritz schaut auf die Uhr: „Oh, ist das spät. Ich muss gehen!“ Er steht auf und streckt sich. „Das war wirklich ein netter Abend.“ Er grinst Fynn breit an. „Ja, finde ich auch. Komm' gut heim.“ Fritz nickt energisch. „Mache ich. Tschau Fynn und grüß' Oma von mir.“ Er winkt ihr nochmal zu und geht pfeifend davon. Das war ja ein Ding. Klaus wirkt nicht verliebt in sie? Wieso hatte Fynn eigentlich nie darauf geachtet? Iris strahlt immer so in Klaus' Anwesenheit. Das hatte sie immer so abgelenkt, dass sie nie auf etwas anderes geachtet hatte. Sie war so was von unaufmerksam. Fynn schüttelt den Kopf, frustriert über ihre mangelnde Auffassungsgabe. Sie steht ebenfalls auf und streckt sich. Sie beschließt zu Eda rein zu gehen, um ihr noch beim Aufräumen zu helfen. Als sie Edas Haus wieder betritt, hat diese schon das meiste erledigt. Fynn geht auf sie zu und lächelt. „Fritz hat sich verabschiedet.“ Eda nickt. „Ist ja auch schon spät.“ Fynn schaut auf den Tisch und räumt die Gläser weg. Eda lächelt: „Das brauchst du wirklich nicht machen, Liebes.“ Fynn schüttelt den Kopf: „Ach was. Setz' dich ruhig einen Moment. Ich wasche eben das Geschirr hier noch ab.“ Eda grinst und setzt sich an den Tisch. „Das ist wirklich lieb von dir.“ Fynn wäscht geschwind die Gläser ab und noch ein paar Teller, die in der Spüle stehen. Sie ist gerade fertig, als sie bemerkt, dass Eda irgendwie traurig drein schaut. Fynn folgt ihrem Blick. Er ist auf die Fotos auf der Anrichte gerichtet. Sie setzt sich zu Eda und schaut sie fragend an: „Eda, ist Alles okay?“ Eda seufzt: „Ja, Alles in Ordnung.“ Fynn schaut sie weiter an. Sie weiß, das irgendwas im Busch ist. Eda schaut auf: „Ich hatte nur einen Anruf von meinem Sohn, der etwas unerfreulich war, aber nichts Ernstes.“ Fynn kräuselt die Stirn: „Ist er krank oder so was?“ Eda schüttelt den Kopf: „Nein, nein, nichts dergleichen. Es geht um meinen Enkel.“ Sie schaut etwas melancholisch zu einem Bild auf der Anrichte hinüber. „Ich hatte dir von ihm erzählt, als du bei mir gewohnt hast.“ Sie richtet sich auf und faltet die Hände. „Als mein Sohn in die Stadt zog, blieb unser Enkel noch eine Weile bei uns; bei mir und meinem Mann. Er liebte diese Farm so sehr und ging uns viel zur Hand.“ Eda seufzt. „Es war toll ihn hier zu haben, aber wir wollten nicht, dass er nur aus Mitleid mit uns hier wohnt. Er sollte die Möglichkeiten haben, die die Stadt ihm zu bieten hatte, so wie bei meinem Sohn auch. Deswegen haben wir ihn irgendwann zu seiner Familie geschickt.“ Eda schaut Fynn in die Augen. Sie sehen sehr traurig aus. „Ich denke, er hat es uns sehr übel genommen. Ich hoffte, er würde es irgendwann verstehen, aber ich bin mir nicht so sicher, ob er das wirklich tut.“ Sie schüttelt den Kopf. „Wie dem auch sei, darum ging es in dem Gespräch und das hat mich etwas traurig gemacht.“ Sie setzt ein tapferes Lächeln auf. „Aber er ist auch noch jung. Er müsste so in deinem Alter sein. Ich bin sicher, dass sich sein Groll noch geben wird. Es dauert nur eben noch ein bisschen länger.“ Fynn schaut Eda mitleidig an. Es scheint sie wirklich innerlich mitzunehmen. „Ich glaube auch, dass er einsehen wird, dass ihr nur sein Bestes wolltet. Mach dir keine Sorgen!“ Eda nickt. „Danke, Kindchen.“ Fynn schaut auf die Uhr. Es ist schon sehr spät und Eda sieht müde aus. „Ich denke, ich werde mich jetzt hinlegen.“ Eda gähnt. „Es ist schon ziemlich spät.“ Fynn steht auf und streckt sich: „Da hast du Recht. Es war wirklich ein netter Abend. Noch mal vielen Dank dafür.“ Eda schmunzelt: „Das habe ich wirklich gern gemacht. Ich bin so froh, dass du hier bist. Du bringst wieder ordentlich Leben in die Bude.“ Fynn lacht. „Wir bringen die Stadt wieder auf Vordermann, Eda.“ Sie stupst Eda liebevoll an. Diese nimmt Fynn in den Arm und drückt sie kurz: „Das machen wir, ganz bestimmt.“ Fynn lächelt und verabschiedet sich schließlich mit einem Winken von Eda. Fynn schließt hinter sich die Tür und geht Richtung Bergpfad davon. Ihre Farm ist nicht weit entfernt. Dennoch stößt sie sich oft an Wurzeln, da es sehr dunkel ist. Sie ist die Dunkelheit nicht gewohnt. Auf dem Land ist es Nachts irgendwie viel dunkler als in der Stadt. Verblüffend. Sie fröstelt etwas und zieht ihre Jacke fester zu. Nachts wird es doch noch sehr kühl. Sie schlendert durch ihre Felder in Richtung ihres Hauses. Sie hatte kurz nach ihrem Einzug eine kleine Lampe draußen am Haus befestigt, als Orientierungspunkt. Das machte sich jetzt bezahlt. Sie geht auf das Licht zu. Auf halbem Wege sieht sie etwas vor ihrer Haustür liegen. Sie kneift die Augen zusammen, aber kann nicht genau erkennen, was es ist. Gespannt, aber auch etwas vorsichtig, nähert sie sich der Tür und somit auch dem Gegenstand. Es scheint eingewickelt zu sein in Papier oder so was. Hmm... Es bewegt sich nicht. Die Spannung steigt. Sie war doch immer so neugierig. Als sie davor steht, erkennt sie eine Blume. Sie hebt den Gegenstand auf und schaut genau, was es ist. Es sind tatsächlich Blumen. Sie sind in ein wunderschönes, von Ornamenten geschmücktes Papier gewickelt. 3 Lilien blühen Fynn in voller Pracht entgegen: Eine in blau und zwei in einem zarten lila. Fynn hat noch nie solch schöne Blumen gesehen. Sie duften bezaubernd. Fynn schaut sich verdutzt um. Es sind keinerlei Spuren zu sehen, wer sie hier gelassen haben könnte; keine Karte, kein Brief und auch sonst nichts. Während sie weiter an den Blumen schnüffelt, schließt sie ihre Tür auf und geht hinein. Sie stellt die Blumen in eine schöne, blaue Vase und stellt sie auf ihren Nachttisch. Sie macht sich fertig, setzt sich auf das Bett und betrachtet die Blumen. Sie ist sich sicher, dass sie nicht von Ottmar sind. Schließlich war sie heute bei ihm gewesen und er hatte solche Blumen nicht im Sortiment gehabt. Sie hatte auch keine Lilien irgendwo den Berg runter wachsen sehen. Fynn legt ihren Kopf auf ihre Knie. Könnten sie vielleicht von Fritz sein? Eher unwahrscheinlich. Wo sollte er sie her haben? Er war ja bis zuletzt bei ihr und Eda gewesen. Aber dass jemand den weiten Weg aus der Stadt hierher macht, bloß um ihr Blumen hinzulegen? Vielleicht baut einer der anderen Farmer Blumen an? Aber es war eigentlich nicht die Saison für Lilien. Fynn kräuselt die Stirn. Wahrscheinlich sollte sie es gut sein lassen und sich einfach darüber freuen. Aber sie war doch so neugierig. Und sie wollte wissen, was die Blumen bedeuten sollen. Der Duft der Blumen steigt ihr in die Nase. Eins war auf jeden Fall klar: Wer auch immer sie ihr hingelegt hatte, hat einen wirklich guten Geschmack. Sie legt sich hin und streicht über die Blätter. Sie würde auf jeden Fall raus finden, von wem sie sind, damit sie sich bei der Person adäquat bedanken kann! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)