Smallville-Expanded - 06 von ulimann644 (Divergence) ================================================================================ Kapitel 1: Trennungsschmerz --------------------------- 1. TRENNUNGSSCHMERZ Wie betäubt hatte Christian das Krankenhaus verlassen, und auch die aufmunternden Worte von Jerome Sterling konnten ihn momentan nicht trösten. Alicia konnte sich nicht mehr an ihn erinnern. All das, was sie in fast einem Dreivierteljahr gemeinsam erlebt hatten, war für sie nicht mehr greifbar. Verdammtes Kryptonit. Was hatte es gemacht, mit dem Mädchen, dass er so sehr liebte? In der vagen Hoffnung, dass Clark Kent so einen Fall vielleicht schon einmal erlebt hatte, war er zur Kent-Farm gefahren. Doch Clark hatte ihm nicht weiterhelfen können. Aber es hatte zumindest gut getan, mit dem Freund über diese seltsame Angelegenheit reden zu können. Außerdem hatte Clark ihm versprochen, ihn bei der Recherche danach, wie diese seltsame Amnesie vielleicht rückgängig gemacht werden konnte, zu unterstützen. Erst, als er sich bereits wieder auf dem Weg zu seinem Haus befand, spürte Christian, wie sehr ihn der Besuch bei Clark aufgerichtet hatte. Bereits wieder etwas zuversichtlicher, als nach Verlassen des SMALLVILLE-MEDICAL-CENTERS, parkte er seinen Pickup neben dem Haus, dass er letzte Woche bezogen hatte. Eigentlich hatte Christian von Falkenhayn zuerst vorgehabt, sich ein kleines Apartment in Smallville zu suchen, doch die Kents hatten ihm dazu geraten, das Haus von Hank Padgeon in Betracht zu ziehen. Dabei hatte Martha Kent ein gutes Wort für ihn, beim alten Padgeon eingelegt. Er hatte sich, nachdem Martha Kent mit Hank Padgeon gesprochen hatte, schnell mit diesem älteren Herrn geeinigt. So war es dazu gekommen, dass er nun ein eigenes, kleines Häuschen mit Garage, Geräteschuppen und einigen Hektar Land drum herum besaß, das unweit der Sterling-Farm lag. Genauer gesagt, sie waren Nachbarn geworden, wobei wiederum zur anderen Seite der Sterling-Farm, die Farm seines Onkels Jason und seiner Tante Mary angrenzte. Mister Padgeon hatte nur einige persönliche Dinge mitgenommen. Ohne zu überlegen hatte Christian ihm einen guten Preis für die, im Haus verbleibenden, Möbel gemacht, von denen er zunächst einmal die meisten behalten hatte, da sie ihm passend schienen. Er hatte jedoch auch einige moderne Möbel zusätzlich gekauft, die mit den bereits vorhandenen sehr gut harmonierten. Als Christian, in Gedanken versunken, auf die Treppe zur Veranda seines Hauses zu steuerte, bemerkte er eine dick eingemummelte Person auf den Stufen sitzen. Zu seiner Überraschung erkannte beim langsamen Näherkommen Samantha Collins, die beste Freundin von Alicia Sterling. Das blonde Mädchen erhob sich und erkundigte sich, ohne Umschweife, bei ihm: „He, warum treibst du dich hier herum, statt bei deiner Freundin, im Krankenhaus, zu sein?“ Christian hob müde seine Arme. „Das hat Gründe, Samantha. Komm rein, dann erzähle ich dir haarklein das Warum, Wieso und Weshalb.“ Samantha Collins spürte instinktiv an der Reaktion des Jungen, das irgendetwas nicht stimmte, darum verbiss sie sich eine Erwiderung. Stattdessen folgte sie der Einladung des Jungen und betrat nach ihm das Haus. Christian half dem Mädchen aus ihrer gefütterten Winterjacke und hängte sie an einen freien Haken, bevor er sich selbst seiner Jacke entledigte. Samantha dabei beobachtend, wie sie die Wollmütze vom Kopf nahm und umständlich den Schal abwickelte, erkundigte sich Christian bei ihr: „Im wievielten Monat bist du jetzt eigentlich? Im Vierten?“ „Anfang des Fünften“, erwiderte das Mädchen, mit dem flotten Kurzhaarschnitt und fuhr sich mit der Linken über den Bauch. „So langsam sieht man, was los ist, finde ich.“ „Mir würde es nicht auffallen“, gab Christian galant zurück und fragte dann: „Wo möchtest du lieber Platz nehmen? Im Wohnzimmer oder in der Küche? Brauchst du ein Kissen, für den Rücken? Möchtest du etwas zu essen oder zu trinken?“ „Chris?“ „Ja?“ Samantha blickte Christian in komischer Verzweiflung an. „Ich bin schwanger, aber nicht krank oder altersschwach, okay?“ Christian lächelte peinlich berührt. „Entschuldige bitte.“ „Schon okay.“ Samantha schritt langsam zu einem bequemen Sessel im Wohnzimmer und Christian folgte ihr. Sich ihr schräg gegenüber auf die Couch setzend, beugte er sich etwas zu ihr vor und begann zu erzählen, was sich am Nachmittag ereignet hatte. Als er geendet hatte legte Samantha mitfühlend ihre Hand auf seinen Unterarm und sagte leise: „Das tut mir sehr leid, Chris. Alicia hat mir vorhin, als ich kurz zu ihr hereingeschaut habe nur gesagt, dass es ihr bereits wieder gut gehe. Von der Amnesie, in Bezug auf dich, hat sie kein Wort verloren. Das kapiere ich nicht.“ Christian nickte niedergeschlagen und blickte Samantha verzweifelt an. „Ich weiß nicht recht, aber bevor ich das Krankenhaus verließ hatte ich fast den Eindruck, dass es ihr peinlich ist, mit mir zusammen zu sein.“ „Dazu besteht aber nun mal so gar kein Grund“, erwiderte des Mädchen prompt. „Das wissen wir zwei doch wohl am besten. Und gleich morgen werde ich...“ „Nein, bitte nicht, Samantha“, unterbrach Christian sie abwehrend. „Was ich ganz zuletzt möchte ist, ihr das Gefühl zu vermitteln, sie würde in meiner Schuld stehen.“ Widerspruch lag im Blick des Mädchens. Doch dann nickte Samantha und sagte: „Ich verstehe dich. Aber ich finde, dass du morgen mit mir gemeinsam Alicia besuchen solltest. Und eins merk dir: Ein Nein werde ich nicht akzeptieren.“ Froh über diesen Vorschlag, und ohnehin nicht bereit, Samantha aufzuregen, in ihrem Zustand, lächelte Christian zustimmend. „In Ordnung. Vielleicht erinnert sich Alicia ja schneller wieder an mich, als wir glauben.“ * * * Es hatte lange gedauert, bis Christian von Falkenhayn, weit nach Mitternacht, in einen unruhigen Schlaf gefallen war. Zum Glück war heute Sonntag, und so machte es nichts aus, dass er dafür bis um 10:30 Uhr schlief. Trotzdem fühlte er sich wie zerschlagen, als er sich im Bad unter die Dusche stellte. Er beeilte sich im Bad und schlang ein schnell gemachtes Frühstück hinunter, denn bereits um 11:00 war er mit Samantha verabredet. Ihr Freund Neil war an diesem Wochenende so sehr in Prüfungsvorbereitungen eingebunden, dass er in Kansas-City geblieben war, wie ihm Samantha gestern Abend erzählt hatte. Er war gerade eben fertig, und dabei sich die Jacke zu schnappen, als es auch schon an der Tür klopfte, und Samantha zur Tür herein kam. Er hatte sich hier in Smallville sehr schnell angewöhnt, die Haustür nur während der Nacht abzuschließen, oder wenn er nicht Zuhause war. „Hi, Samantha. Von mir aus können wir.“ Samantha grinste breit. „Macht es dir gar nichts aus, so dermaßen das Klischee von der deutschen Pünktlichkeit zu bedienen?“ „Was würde denn dann wohl aus den armen Klischees, wenn man sie nicht bedient“, hielt Christian dagegen und zwinkerte belustigt. „Auch wieder wahr. Also los.“ Mit dem Pickup brauchten sie nicht sehr lange, bis zum Krankenhaus. Sie hielten unterwegs nur kurz an, weil Christian noch einen Strauß Blumen besorgen wollte. Während der Fahrt noch ruhig, verspürte Christian dasselbe Unwohlsein, wie am Nachmittag zuvor, als sie die Eingangshalle hinter sich gelassen, und den Aufzug betreten hatten. Samantha, die seinen Zustand mitbekam meinte aufmunternd, als sie in die zweite Etage hinauf fuhren: „He, das wird schon. Ich bin ja auch noch da.“ Christian lächelte, fast gegen seinen Willen. „Danke, Samantha.“ „Hey, du hast mir doch bei dieser Sache hier auch beigestanden, als ich nicht wusste, wie ich es Neil beibringen soll“, erwiderte das Mädchen abwehrend und deutete dabei bedeutungsvoll auf ihren Bauch. „Jetzt bin ich mal dran.“ Ein nervöses Lächeln des Jungen war die Antwort. Als sie schließlich vor der Tür des Krankenzimmers standen, warf Samantha ihrem Begleiter einen letzten, aufmunternden Blick zu, bevor sie anklopfte und die Tür öffnete. Als sie eintraten erkannten die beiden Teenager, dass Alicias Eltern anwesend waren. Sie schienen jedoch im Begriff zu sein, zu gehen. Sie begrüßten sich, und bevor Cassidy Sterling, hinter ihrem Mann das Zimmer verließ, drückte sie Christian schnell am Oberarm und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Dankbar erwiderte der Junge es und wandte sich schließlich, mit Hornissen im Magen, zu den beiden Mädchen um. Der befremdete, beinahe kühle, Blick, mit dem Alicia ihn ansah, traf ihn ins Herz, wie ein brennender Pfeil. Sich krampfhaft zusammenreißend wickelte er den Blumenstrauß aus und stellte ihn in eine Vase auf ihrem Nachttisch. Dabei sagte er: „Deine Lieblingsblumen. Ich hoffe, du freust dich zumindest etwas darüber.“ „Die sind sehr schön“, antwortete Alicia neutral. „Meine Eltern haben mir erklärt, wer du bist, Chris, doch ich kann mich nicht daran erinnern, dich zu kennen. Für mich bist du ein vollkommen Fremder. Ich kann verstehen, dass das sehr schwierig für dich sein muss, doch ich empfinde momentan rein gar nichts für dich, Chris.“ Getroffen von ihren Worten stand Christian völlig hilflos da und schien den Sinn hinter diesen Worten nicht begreifen zu können. Samantha, die sich an das Bett ihrer besten Freundin gesetzt hatte, sah ungläubig von ihm zu Alicia und platzte nach einigen Augenblicken, beinahe wütend, heraus: „Jetzt mach aber mal einen Punkt, Alicia! Vorgestern noch warst du ganz heiß verliebt in diesen Jungen! Und jetzt soll da ganz plötzlich rein gar nichts mehr sein? Komm schon, das kann doch unmöglich wahr sein!“ Ein eigentümliches Funkeln lag in Alicias Blick, als sie die Freundin ansah. „Würdest du uns für einen Moment allein lassen, Sam? Bitte.“ Das blonde Mädchen nickte, mühsam beherrscht. „Na, schön. Ich hoffe nur, dass du ganz schnell wieder zu dir findest.“ Dabei sah sie ihre Freundin nochmal eindringlich an. Christian warf Samantha einen dankbaren Blick zu, als sie das Zimmer verließ. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, trat er einen Schritt näher an das Bett heran. Das ungute Gefühl in seiner Magengegend verstärkte sich dabei und er fühlte einen imaginären Kloß in seinem Hals stecken. Alicia sah neugierig zu ihm auf. Dann sagte sie ruhig und bestimmt: „Bitte setz dich, Christian, denn was ich dir sagen werde wird bestimmt nicht angenehm für dich werden.“ Der Junge schritt, wie mechanisch zu dem Stuhl, auf dem eben noch Samantha gesessen hatte. Ohne das Mädchen, das er innig liebte, aus den Augen zu lassen, nahm er an ihrem Bett Platz. Dabei fiel es ihm schwer, nicht ganz automatisch nach ihrer Hand zu greifen, wie er es normalerweise nun getan hätte. Alicia wartete, bis der Junge saß, bevor sie ihn offen ansah und eindringlich sagte: „Mir liegt ganz sicher nichts daran, dich zu verletzen, Chris. Es ist nur so, dass ich mich an kein Detail, über das meine Eltern mit mir gesprochen haben, erinnern kann. Ich vertraue ihnen und so glaube ich, dass wir in einander verliebt gewesen sind, doch das ist für mich momentan etwas, das mir wirklich abstrakt erscheint. Was ich meine ist: Ich sehe dich an und ich fühle dabei keine Verliebtheit. Ich sage dir das wirklich nicht, um dich zu verletzen. Es ist einfach so, und ich möchte dich herzlich bitten, das im Moment zu akzeptieren. Um was ich dich ebenfalls bitten möchte ist, auch wenn dir das vermutlich sehr schwer fällt, Abstand zu mir zu halten. Also keine überraschenden Besuche, keine Blumen, keine schmachtenden Blicke, oder anderweitige Liebesbeteuerungen.“ Christian hatte mit etwas Ähnlichem gerechnet, doch es von dem Mädchen zu hören, für das sein Herz schlug, war wie eine schallende Ohrfeige für ihn. Alicia schien seinen Zustand zu spüren, denn sanfter, als zuvor sagte sie: „Es tut mir wirklich sehr leid, Chris, doch ich kann keine Beziehung mit dir weiterführen, von der ich überhaupt nichts weiß. Ich hoffe aufrichtig, dass du mich deswegen nicht verachten, oder gar hassen wirst. Ich möchte dich auch nicht vollkommen ausschließen, doch ich brauche Zeit um dich erneut kennenzulernen. Das verstehst du hoffentlich.“ Beinahe roboterhaft nickte Christian: „Ja, das verstehe ich. Es wird mir jedoch hier und da sicherlich schwerfallen, und darum möchte ich dich darum bitten, nicht gleich sauer zu reagieren, wenn dir die ein oder andere Reaktion von mir seltsam vorkommt.“ Der Junge schluckte, und die nächsten Worte fielen ihm alles andere als leicht. „Was deine Bitte betrifft: Ich werde dem entsprechen, um was du mich gebeten hast. Ich lasse dir den nötigen Freiraum und ich werde nicht sauer deswegen sein. Denn ich kann mir nicht vorstellen, wie das Alles für dich sein muss, und wie ich selbst an deiner Stelle reagieren würde. Ich würde mich jedoch freuen, wenn du mich zumindest als einen guten Freund betrachten würdest, an den du dich stets wenden kannst.“ Bei seinen letzten Worten wurde seine Stimme kratzig, und er musste die Zähne aufeinander beißen, um die Tränen zu unterdrücken, die mit Nachdruck in ihm aufstiegen. Nur mühsam gelang es ihm, die Fassung zu wahren, so mächtig stieg der Schmerz um den Verlust des Mädchens, dass er bedingungslos liebte, in ihm auf. Er erhob sich von dem Stuhl und sagte mit heiserem Tonfall: „Ich gehe jetzt besser. Wir sehen uns in der Schule.“ Alicia nickte wortlos. Als Christian vor die Tür trat, blickte Samantha ihn fragend an. „Was ist nun? Red doch schon, Chris.“ Der Junge schüttelte nur stumm den Kopf. „Wir reden später darüber, Samantha. Was ich dir im Augenblick sagen will ist: Lass nicht zu, dass deine Freundschaft mit Alicia unter dem leidet, was zwischen mir und Alicia ist, oder besser gesagt, momentan nicht ist.“ Damit wandte er sich ab und schritt eilig davon. Samantha sah ihm mitfühlend nach, bevor sie das Krankenzimmer erneut betrat. Nicht ohne sich die Worte des Jungen, wenn auch mühsam, zu Herzen zu nehmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)