I would control the moon for you! von jasminjewellery ================================================================================ Kapitel 8: "The first vampire" ------------------------------ “Wie geht’s dir?”, drang die dunkle Stimme von Yongguk in Daehyuns Ohr, welcher angestrengt versuchte die Augen zu öffnen. Sein Kopf schmerzte, aber er fühlte sich nicht ausgelaugt und vollkommen energielos, wie gestern. Vorsichtig hob er den Oberkörper, blinzelte Yongguk an, welcher neben ihm auf der Bettkante saß und auf ihn herab blickte. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde die Sicht vor Daehs Augen endlich scharf genug, das er sich nicht mehr schlaftrunken fühlte. “Wie lange habe ich geschlafen?”, wollte er wissen und vorsichtig lächelte sein Gegenüber. “Es ist gerade Mal 10, mach dir keine Sorgen”, meinte er langsam, sorgte dafür das Daeh seinen Körper noch einmal ins Bett fallen ließ und langsam seine schmerzende Stirn massierte. “Ist das gestern wirklich passiert?”, fragte er sich selbst, flüsterte es lediglich, da seine Kehle sich noch müde und rau anfühlte und blickte an die weiße Decke. Er konnte die Bilder von Oneandén vor seinem inneren Auge, wie einen Film, vorbeiziehen sehen. “Was ist genau passiert?”, wollte Yongguk wissen, seine schwarzen, tiefen Augen wirkten beinah, als hätte er sich darüber schon den ganzen Morgen den Kopf zerbrochen. Daeh richtete sich wieder auf, stemmte seinen Körper nach hinten, um sich mit einer kleinen Bewegung an die kühle Wand zu lehnen, die ihn ein wenig aufzuwecken schien. Er ging sich durch die verknoteten Haare und atmete tief ein und aus. “Ich konnte nicht schlafen weil…”, er stoppte für wenige Sekunden, entschied sich, jetzt nicht unbedingt wieder mit dem gefühlvollen Gespräch von gestern anzufangen, welches ihm immer noch stark im Kopf herum schwirrte, “ich weiß auch nicht genau warum. Aber ich bin auf den Berg um frische Luft zu schnappen. Doch als ich das Lied gesungen habe, ist plötzlich dieser Baum hinter mir aufgewacht”. Daeh konnte nicht anders, als leise und überfordert zu lachen. Es war schwach und halbherzig, doch es war schwer die ganze Geschichte auch wirklich ernsthaft zu begreifen. Yongguk hingegen, hatte rein gar nichts zu lachen. Er war viel zu ernst, durchbohrte ihn mit einem undurchdringlichen Blick, als wartete er darauf, dass Daeh fortfuhr. “Was hat er gesagt?”, fragte er nach, als Daehyun lediglich die Schultern zuckte. “Er hat behauptet ich kenne ihn… dabei erinnere ich mich an rein gar nichts-”, Daehyun konnte einen dunklen Schatten in seinem Augenwinkel sehen, er drehte den Kopf und stellte erleichtert fest, dass es seine ‘ma war, mit einem kleinen weißen Tablett in den Händen, welches sie vorsichtig auf den braunen Nachttisch stellte. Es standen zwei Tassen Kaffee und Brötchen mit Käse und Schinken darauf. “Du hast wieder mit ihm geredet?”, wollte sie dann wissen, sie hörte sich beinah allwissend und weise an, sorgte dafür dass Daehyun eine Gänsehaut über den Rücken fuhr. “Was meinst du ‘ma?”, fragte er hektisch, auch Yongguk legte seinen Blick nur mehr als gespannt auf die schlanke Gestalt seiner Großmutter, die mit einem kleinen, ruhigen Lächeln zu ihnen herüber blickte. “Du hast schon damals immer mit ihnen geredet… mit den Pflanzen. Deine Mutter hat dir das nie geglaubt… naja, bis die Reißzähne nicht mehr zu übersehen waren”, beinah entkam ihr ein kleines, trauriges Seufzen. “Du hast sehr oft über Oneandén erzählt, es wundert mich, dass du dich nicht erinnerst”, vorsichtig ließ sie sich auf der Bettkante nieder und ihre schlanken Finger legten sich für wenige Sekunden auf Daehs müde Wangen, über die ein Lächeln huschte, als er spürte, wie vertraut diese Berührung war. “Aber wahrscheinlich hat auch er sich verändert, so wie du”, meinte sie dann, ließ ihren Arm wieder sinken und blickte zwischen den Beiden hin und her. Daehyun war die Stärke seiner ‘ma schon immer ein Rätsel gewesen. Sie war ein Mensch, doch so viel mutiger und stärker als andere Vampire die er bereits kennengelernt hatte. “Danke ‘ma”, flüsterte er sanft, doch vorsichtig schüttelte sie den Kopf. “Frühstückt etwas, ich möchte nicht dass Jemand in meinem Haus verhungert”, meinte sie mit heller, warmer Stimme und war bereits dabei, sich wieder zu erheben. Sie nahm das kleine Tablet und stellte es vorsichtig zu ihnen ins Bett, beinah genau vor die Nase, als wollte sie nicht, dass sie sich unnötig bewegen mussten. “Ohne Frühstück kann man nicht richtig nachdenken, das war schon immer so”, meinte sie, blickte ihm Türrahmen nicht nochmal zurück, ehe sie die Tür vorsichtig hinter sich schloss und man leise die Schritte durch das dunkle Holz hören konnte. “Sie ist wie du…”, entkam es Yongguk gedankenverloren, sein Blick immer noch auf die Tür geheftet. “Was meinst du?”, wollte Daeh wissen, einer seiner Hände griff dankbar nach der dampfenden Kaffeetasse. “Ich meine sie ist genauso herzlich”, seine schwarzen Augen rissen sich von der Tür los und legten sich auf Daehyun, der mit zwei Händen seine Tasse umschlang, als wäre es ein Anker an dem er sich festhalten konnte. Es war genau wie gestern, Daeh wollte sich darin verlieren, doch auf der anderen Seite wusste er nicht, was er tun sollte. Ob es Scham war, welcher seinen Magen herauf wanderte, wenn sie solche Dinge zueinander sagten. “Danke…”, flüsterte er deswegen leise, wollte gerade einen Schluck von seinem Kaffee nehmen, als sie das leise Glockenspiel im untersten Stock hören konnten. Lange starrten sie sich an, wussten nicht, ob die Panik bekommen oder ruhig bleiben sollten. Doch Daehs Herz hämmerte gnadenlos gegen seine Brust und hektisch wurde er die Tasse los, um sich zu erheben. Yongguk hatte bereits die Tür einen Spalt geöffnet und versuchte so gut wie möglich, etwas zu verstehen. Daeh stand mitten im Raum, viel zu panisch, als sie es vielleicht sein mussten. Er starrte zu ihm herüber, innerlich hoffte er, dass es sich lediglich um Nichts handelte. Doch Yongguks Augen, verriehten ihm, das es kein Besuch seiner ‘ma war, der vor der Tür stand. Es fragte Jemand nach ihnen. “Wir müssen verschwinden”, zischte er leise. “Meine ‘ma weiß nichts davon, sie wird ihnen sagen, dass wir hier oben sind”, flüsterte Daeh angestrengt, seine Augen suchten nach einem Ausweg, doch die einzige Möglichkeit, war das Fenster hinter ihnen. Doch sie würden nicht einfach so aus dem zweiten Stock springen können, zudem mussten sie an einem der Wohnzimmerfenster vorbei. “Verdammt”, zischte Yongguk wütend. “Was ist mit Oneandén, kann er uns helfen?”, wollte er wissen, doch Daehyun musste sofort den Kopf schütteln. “Sie würden ihn bemerken, er ist viel zu laut”, meinte er. Sie konnten Schritte auf der Treppe hören, Daehs Herz schien in seiner Brust immer kleiner zu werden. Yongguk drehte den Schlüssel, auch wenn es ihnen nicht wirklich viel Zeit verschaffen würde. “Was ist mit den anderen Dingen, deine ‘ma hat gesagt du kannst auch mit den Anderen reden”, flüsterte er hektisch, ging einen ganzen Schritt von der Tür weg und starrte aus dem Fenster, als würde er etwas entdecken, das sie retten würde. “Ich weiß nicht ob ich das-”, fing Daeh an, doch es klopfte an der Tür. Yongguk riss das Fenster komplett auf, starrte dann zurück zu Daeh. “Du schaffst das, okay? Das Efeu - versuchs mit dem Efeu”, meinte er bissig, das Klopfen an der Tür wurde immer lauter und panisch stolperte Daeh zu Yongguk ans Fenster herüber. Seine Stimme brach, war heiser und vollkommen aus dem Takt. Er versuchte die Worte schnell zu sprechen, dabei ging beinah alles der Melodie verloren. Einer seiner Hände berührte das Efeu, er versuchte so angestrengt wie möglich daraus Kraft zu ziehen, doch es war ganz anders, als die Erde unter sich zu spüren. Yongguk starrte immer wieder nervös auf die Tür zurück, jetzt war es seine ‘ma, die verwundert dahinter Fragen stellte. Doch Daeh konnte sehen, wie das Efeu sich bewegte. “Yongguk”, meinte er deswegen hektisch, angestrengt umklammerte er es weiterhin, als hätte er Angst, dass es wieder verschwinden würde. Tausende kleine, hohe Stimmen tauchen in seinem Ohr auf, wie tausende kleine Wichtel, die ihm Fragen stellten. Sie quietschen und summten alle gleichzeitig. “Ihr müsst uns helfen”, stammelte er deswegen nur angestrengt, konnte hinter sich hören, wie der Schlüssel aus dem Loch fiel. “Wir müssen-”, wollte Yongguk anfangen, doch Daeh stand bereits halb auf der Fensterbank. Er starrte nach unten, sich nicht sicher, ob er das Efeu unter sich weit genug unter Kontrolle hatte. Doch er schenkte Yongguk einen Blick, kaum hatte er ihm das Signal gegeben, sprang er. Er schloss die Augen angestrengt, aus irgendeinem Grund war er kurz davor zu glauben, dass sie es nicht schaffen würden. Doch ihr Sprung wurde tatsächlich abgefedert. “Du hast es geschafft”, meinte Yongguk leise, war bereits dabei sich aus dem Netz aus Efeu zu befreien, das sich unter ihnen aufgebaut und sie weich und sicher aufgefangen hatte. Daehyun machte es ihm nach, verlor keine Zeit noch einmal zurück zu blicken, sondern rannte mit aller Kraft in Richtung Wald. Sie waren nicht weit davon entfernt, schafften es, Schutz in den Schatten der Bäume zu finden. Sie rannten einen gefühlten Kilometer, hörten die Äste unter ihren Füßen brechen und den Schmerz in ihren Knöcheln. Doch sie blieben erst stehen, als sie sich sicher waren, dass ihnen Niemand folgte. “Es wird nicht lange dauern, bis sie uns eingeholt haben…”, keuchte Daehyun angestrengt, doch er konnte seinen Körper nicht weiter dazu zwingen, um sein Leben zu rennen. Obwohl Oneandén nicht gelogen hatte, die Kraft die ihm im Wald umschloss, war beinah grenzenlos. Er fühlte sich, als könnte er jede kleine Pflanze, jedes kleine Lebewesen spüren, welches über den Boden lief. “Lass uns einfach weitergehen”, meinte Yongguk, schleppte sich weiter gerade aus, auch wenn er selbst viel langsamer war, als er scheinbar wollte. “Was machen wir jetzt?”, fragte Daehyun, auch wenn er wusste, dass es darauf keine richtige Antwort gab. Doch Yongguk drehte sich um, aus irgendeinem Grund lächelte er ruhig und gelassen, blieb sogar für wenige Momente stehen. “Wir sind im Wald, hier wird uns Niemand finden”, meinte er entschlossen. Daehyun brauchte viel zu lange, um zu begreifen was er meinte auch wenn es beinah auf der Hand gelegen hatte. “So… stark bin ich noch nicht”, meinte er kleinlaut, spürte den Druck und die Erwartung auf seinen Schultern und hatte das Gefühl darunter zu versinken. “Daeh…”, fing Yongguk an, stellte sicher, dass er ihn ansah. “Du bist stärker als du denkst. Du bist jetzt am richtigen Ort”, meinte er ruhig, blickte auf die vielen, dicken und dünnen Bäume um sie herum, wie sie dort standen, als würden sie nur auf etwas warten. Vielleicht hatte er Recht, vielleicht war es so. Doch er hatte Jahre lang trainiert, hatte Jahre lang in seinem Bett gesessen und sich gefragt, was mit ihm nicht stimmte. Hatte gedacht das er klein und schwach war, hatte so lange Wörter vor sich hin gesungen, bis seine Kehle taub geworden war. Es war nie etwas passiert. Und jetzt konnte er plötzlich mit riesigen, alten Bäumen reden, Efeu kontrollieren und fühlte sich, als würde die Kraft der Erde direkt in seine Adern strömen. Er wusste nicht wie er mit dieser Kraft umgehen sollte, es war viel zu surreal. “Wir sollten mit ihm reden, vielleicht hat er eine Idee”, meinte Yongguk dann, er musste Oneandéns Namen nicht aussprechen, damit Daehyun wusste, was er tun sollte. “Na schön…”, seufzte er leise, wusste nicht einmal, ob er ihn hören würde, oder auf der anderen Seite des Waldes aufwachen und sie verraten würde. Doch kaum hatte er die erste Strophe hinter sich gebracht, bewegte sich etwas in seinem Augenwinkel und hektisch fuhr er herum. “Meister Daeh”, halte es durch die kühle Luft und heftig vibrierte der Boden, als er erneut seine Äste und Wurzeln strecke, als wäre er aus einem wohltuenden Mittagsschlaf erwacht. “Du musst leise sein”, zischte Daeh ungeduldig und verwundert blinzelten seine hölzernen Augen. Scheinbar stimmte es wirklich, dass die Bäume alle mit einander verbunden waren, Daeh konnte sich sonst nicht erklären, wie er hier sein konnte und nicht mehr dort, wo er zuletzt gestanden hatte. “Wie kann ich helfen?”, wollte er wissen, sein Blick fiel prüfend auf Yongguk, der immer noch leicht nervös hinter sich blickte, als könnte genau in diesem Moment Jemand auftauchen. “Wir werden verfolgt… könnt ihr sie nicht-”, Daeh überlegte, kaute sich nervös auf der Lippe herum. “In die Irre führen, oder so?”, meinte er dann und Oneandén senkte laut krachend und raschelnd den riesigen Kopf, um Daeh ein kleines hölzernes Lächeln zu schenken. “Du musst es ihnen nur befehlen, Meister Daeh”, meinte er dann, doch seine zwei grünen Augen zuckten zurück zu Yongguk, musterten ihn, als wäre ihm Etwas suspekt. “Hey Junge”, brummte er mächtig, streckte einer seiner Äste aus und schlang ihn in einer schnellen Bewegung um Yongguks Handgelenk. “Was tust du?”, meinte Daeh hektisch, doch er konnte das kleine silberne Armband erkennen, welches zum Vorschein kam, unschuldig an Yongguks schlanken Handgelenk herunter hing und hin und her baumelte. “Woher hast du das?”, wollte der alte Baum wissen, irgendwas in seiner Stimme schien zu zittern. Yongguk senkte die Brauen, starrte das kleine Ding genauso verwirrt an, wie Daehyun. “Von… meinem Vater”, meinte er leise. Oneandén riss den Kopf herum, seine Äste protestierten laut, seine Augen huschten nervös hin und her. “Vergesst die Anderen… wir haben ein größeres Problem”, meinte er mit dunkler, ernster Stimme und jagte Daehyun kalten Schweiß auf die Stirn. “Was meinst du?”, schaffte er es zu sagen. “Er darf euch nicht finden”, sagte er nur wieder, seine Augen schienen noch immer keine Ruhe zu finden. Es wehte ein kühler Wind, sorgte dafür dass die Bäume um sie herum laut und krachend hin und her schwangen. “Na na, ist es nicht unhöflich einen alten Freund so hinter seinem Rücken schlecht zu machen, Oneandén?”, Daehyun fuhr herum, konnte den Mann ausmachen, von dem die fremde Stimme gekommen war. Er stand hinter Yongguk in schwarzer Robe, feurige Augen lächelten zu ihnen herüber. Beinah hatte er das Gefühl, die Luft würde immer dicker werden, der Himmel würde ihm aus irgendeinem Grund auf den Kopf fallen. “Rotus Talen…”, flüsterte er schockiert, mit brüchiger Stimme. Vor ihm stand einer der ersten Vampire, einer der Vampire, die seit Jahrhunderten tot waren. Daeh konnte sehen, wie Yongguk die Fäuste ballte, er drehte sich nicht einmal um. Oneandén stellte sich bedrohlich vor Daehyun, beinah verlor er das Gleichgewicht, als er die Wucht seiner Wurzeln auf dem Boden spürte. Es ging alles viel zu schnell, Daeh wusste nicht einmal, was passierte. Der Fremde Mann bewegte sich einen Schritt auf sie zu, seine Haut war blass, glichen beinahe einem toten Weiß. Oneandén holte mit einer seiner Äste aus, mit enormer Geschwindigkeit schnellte er auf ihn zu, doch der Fremde hob nur lächelnd die Hand, sorgte dafür dass seine Bewegung in der Luft hängen blieb, er war nicht mal mehr imstande sich zu bewegen. Daehyun spürte seine Aura so mächtig und kalt in seine Adern fließen, das er kaum Luft bekam. Er konnte sie nicht sehen, doch sie war so tot und kalt wie seine Augen. “Vater…”, zischte Yongguk nur wütend. “Es wurde Zeit dass du kommst, mein Sohn”. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)