I would control the moon for you! von jasminjewellery ================================================================================ Kapitel 12: "The chosen one" ---------------------------- “Es muss eine andere Lösung geben… irgendwas!”, rief Oneandén aufgebracht, nicht im Stande auch nur eine Sekunde länger in Daehyuns erstarrten Augen zu blicken. Er spürte, was in seiner Brust vor sich ging und er zog es tatsächlich in Erwägung. “Es geht um Yongguk…”, flüsterte er vor sich hin, vollkommen in Gedanken versunken, als wollte er die Realität nicht wahrhaben, aber Oneandén dennoch erklären, warum dieses Szenario tatsächlich durch seinen Kopf spuckte. Die Realität war da, genau vor ihnen, unverblümt und grausam. “Was ist das in deinen Augen, Junge?”, wollte Albion wissen, seine sonst so starre Stimme, wirkte hörbar verwundert. Daeh richtete seinen Blick auf, sah ihn an, doch er wusste im ersten Moment nicht, wie er es ausdrücken sollte. Das Gefühl das durch seine Adern strömte. “Du würdest es tun, für einen Freund?”, fragte er, die Stimme plötzlich voller Ehrfurcht, beinah verwirrt, als wäre es das Letzte gewesen, was er erwartet hatte. Oneandén schüttelte sich, seine Äste verloren rapide an Blättern. “Meister Daeh, das ist keine Option!”, rief er hektisch, versuchte ihn endlich zur Vernunft zu bringen. Sichtlich nervös zuckten seine Wurzeln, als wüssten sie nicht, wohin. Daehyun wurde auf eine komische Weise ruhig, fast schon gelassen, als er sich bewusst machte, was es bedeuten würde. “Es geht um Yongguk”, sagte er erneut, diesmal eindringlicher und überzeugter, als müsste es als Grund reichen. “Ich werde nicht zulassen, dass sie sich selbst töten!”, zischte Oneandén eindringlicher, als zuvor, als würde Daeh um Gottes Namen nicht verstehen, was er da sagte. Und vielleicht tat er das nicht. Es war wie zuvor, alles was ihm durch den Kopf ging war Er. Sein blasses Gesicht, seine schwarzen, welligen Haare, seine dunklen Augen, in denen diese Traurigkeit lag, als würde er nie davon heilen. Und Daehyun spürte wie seine Brust brannte, seine Hände zitterten, als er spürte, dass er alles dafür tun würde, ihn wieder für sich zu haben. “Wenn es keine andere Möglichkeit gibt…”, flüsterte er. “Was bringen sie ihm, wenn sie tot sind?!”, rief Oneandén wütend, schaffte es Daehyun endlich aus seinen dunklen, erdrückenden Gedanken zu holen und erschrocken blinzelte er ihn an. “Du verstehst es nicht oder?”, zischte er dann, spürte wie das Adrenalin durch seine erhitzen Adern floß. “Nein, sie haben Recht, ich verstehe es nicht…”, schaffte es Oneandén über die hölzernen, angespannten Lippen zu bringen. Er war enttäuscht, wütend darüber dass Daehyun sich bereits aufgegeben hatte - der Mann, den er geschworen hatte zu dienen. Ihn zu beschützen. Doch am meisten war es dieses brennende Gefühl, das Oneandén durch ihre Verbindung durch seine Äste strömen spürte - es raubte ihm beinah die Luft. Plötzlich war es Albion der mit einem lauten Geräusch seiner sonst so ruhigen Äste die Aufmerksamkeit auf sich zog. Daeh warf ihm einen ungeduldigen Seitenblick zu, nicht im Stande die richtigen Worte zu finden, die Oneandén erklärt hätten, wie es in ihm aussah. Er war zerrissen, es schmerzte so sehr, dass er beinah den Verstand verlor. Er wusste nicht wohin mit sich, wie er es abstellen konnte. Plötzlich halte Albions Stimme durch den Wald, wie eine vibrierende Melodie, Daehyun spürte es durch alle seine Zellen zucken. “Wenn die Mondfinsternis die Welten in Dunkelheit stürzt, das Licht vor aller Augen zu Schatten wird, wird die Vernunft verwelken, wie die Pracht der Blüte des Lebens”, seine Augen starrten Daehyun so eindringlich an, das er das Gefühl hatte, jedes einzelne Wort auf seiner Haut zu spüren, es in sich aufnehmen zu können. Er verstand ihre Bedeutung nicht, doch er hatte das Gefühl, diese Worte schon einmal gehört zu haben. “Was soll das bedeuten?”, wollte Oneandén mit zittriger Stimme wissen. Albions Blick lag immer noch auf Daehyun. “Sie haben mir etwas bewiesen, Meister Daehyun”, loderte Albions Stimme durch die Luft, Daehyun spürte, wie die Energie unter seinen Füßen sich zu regen schien, er spürte wie sie durch seinen gesamten Körper strömte, so viel mächtiger als zuvor. Doch es war der Blick in seinen Augen, ein tiefer Respekt, die Ehrfurcht gegenüber diesem kleinen Jungen. Er hatte ihn als seinen Meister akzeptiert. “Es gibt einen Weg”, meinte er dann fest, so entschlossen das Daeh spürte, wie diese Flamme in seiner Brust noch weiter entfachte. “Sie werden sterben Meister Daeh… doch es gibt eine Möglichkeit, sie wieder zurück zu holen”, meinte er langsam und bedacht darauf, das Daehyun jedes kleinste Wort verstand. “Was muss ich tun?”, wollte der nur wissen. Ein kleines Lächeln huschte über Albions starres Gesicht. “Sie sind mit dem Wald verbunden, Meister Daehyun. Und dieser Wald lebt, jede kleinste Zelle. Vielleicht wird es mir möglich sein, sie wieder ins Leben zurück zu holen - doch ihnen wird nicht viel Zeit bleiben”, noch bevor Daehyun etwas sagen konnte, bevor er sich bewusst machte, was es zu bedeuten hatte, hatte er bereits entschieden. “Ich muss es tun”, flüsterte er. “Was ist mit Rotus? Er ist Wächter der anderen Welt, er würde bemerken, wenn Jemand eindringt”, versuchte Oneandén das Unausweichliche zu verhindern, Daehyun dazu zwingen, noch einmal nachzudenken. Albion zögerte tatsächlich, wenn auch nicht lange. “Du solltest mich nicht unterschätzen, Oneandén, mein alter Freund. Rotus ist mächtig, doch auch er unterschätzt die Macht, die durch das Leben fließt”, wieder legte sich sein Blick auf Daehyun, plötzlich rumorte etwas in seinem Stamm, so laut und bestimmend, das Daeh nach Luft schnappen musste. Das Holz teilte sich, wie lange, schwere Arme breitete es sich vor ihm aus, machte ein schwarzes Loch sichtbar. Es war seine Entscheidung, sein menschlicher Sarg. “Wir wissen nicht ob es Albion gelingt, Meister Daeh, Bitte. Was wird passieren wenn er sie nicht wieder zurück holen kann, wenn es bereits zu spät ist?!”, flehte Oneandén verzweifelt, vollkommen machtlos. Daeh schenkte ihm einen Blick, versuchte ihm zu zeigen, dass es keinen Sinn mehr hatte. Er hatte so etwas noch nie gespürt. Noch nie in seinem Leben. Plötzlich musste er wieder daran denken, an sein Zimmer, an seinen Kaktus, die Sorgen die er sich gemacht hatte, daran, was Youngjae in diesem Moment zu ihm sagen würde. Doch egal wie oft er diesen Gedanken zu sich durchdringen lassen wollte - war da Er. Es war immer er. Wie sollte Daehyun ohne ihn leben? “Wenn ich es nicht schaffe… wie sollte ich ohne ihn leben können?”, flüsterte er schwach, seine Stimme war brüchig und jämmerlich. Oneandén wollte etwas sagen, weiter auf ihn einreden, bis er es sich anders überlegte. Doch er spürte es wie eine Schockwelle durch seine Wurzeln strömen. Diese tiefe Traurigkeit, dieses Gefühl sein Leben vollkommen verschrieben zu haben und es schnürte ihm die Luft ab. Er war nicht mehr im Stande, etwas zu sagen. Daehyun spürte das Zittern in seinen Knien, als er seine Füße zwang, sich in Bewegung zu setzen. Jeder Schritt schnürte ihm mehr die Brust zu, sorgte dafür, das Yongguks Gesicht immer klarer vor seinem inneren Auge sichtbar wurde. Doch er zögerte nicht mehr, kein einziger Gedanke zuckte mehr durch seinen leeren Kopf, alles was er spürte, war Leere, Entschlossenheit - Gelassenheit. Langsam ließ er sich in dieses endgültige Loch sinken, atmete tief, als er spürte, wie das kalte Holz durch seinen Rücken zuckte. Seine Augen warfen einen letzten Blick auf Oneandén, als sich Albions Äste um seinen winzigen, schwachen Körper schlangen und er spürte, wie seine Macht durch seine Glieder strömte. Er spürte sie um seine Arme, seine Beine, wie sie weiter bis zu seinem Brustkorb hinauf wanderten, sich fest um seine Glieder schlangen. Bis sie schließlich seinen Hals und Kopf erreicht hatten. “Meister Daeh”, hörte er Oneandén flüstern, doch die nächsten Sekunden konnte er nicht mehr richtig wahrnehmen. Er spürte einen stechenden Schmerz in seiner Brust, das Gefühl von endloser Kälte, er schaffte es seinen Kopf zu senken, auszumachen, woher der Schmerz kam. Das Letzte was er erblicken konnte, bevor er von Albion verschlungen und in Dunkelheit ertränkt wurde, war das Loch in seiner Brust. Das Gefühl einer kalten Hand um sein Herz, das mit jedem Schlag langsamer wurde - bis es schlussendlich aufhörte, zu schlagen. “Suchen sie den Weg, Meister Daehyun. Sie sind bestimmt, die Prophezeiung aufzuhalten”, halte es so laut durch die Luft, doch Daeh spürte nichts, kaum etwas. Es war kalt, dunkel, für wenige Minuten spürte er noch immer den Schmerz. Doch es dauerte nicht lange und alles war verschwunden. Unter seinen Füßen verschwand der harte Boden, sein Körper schien zu schweben, wenn nicht sogar zu fallen. Doch Daeh konnte nicht einmal mehr sagen, ob er seinen Körper noch spürte, oder ob es lediglich sein Geist war, der durch die ewige Dunkelheit schlängelte. Er konnte ein Licht sehen, das so rapide grell und leuchtend wurde, dass er das Gefühl hatte, darauf zuzulaufen. Doch er spürte nicht wie er die Schritte machte, nur Sekunden später hatte ihn das Licht vollkommen verschlungen. Und dann öffnete er die Augen. Es war hell, vertraut, er konnte plötzlich die große, breite Treppe vor ihm entdecken, leise murmelnde Stimmen um sich herum. Er blinzelte stark, spürte, dass seine Füße und sein Körper wieder da war. Er bildete sich ein, dass sein Blut wieder durch seine Adern floß, sein Herz wieder ruhig und vertraut in seiner Brust schlug. Und er konnte die Klassenzimmer sehen, das weiche, orangene Licht, welches durch die geöffnete Eingangstür drang. Er war wieder in der Schule, doch alles war so viel wärmer, so viel weicher in seinen Augen. Er versuchte einen Schritt zu laufen, doch auch wenn er wieder festen Boden unter seinen Füßen hatte, spürte er ihn kaum, er schien wie zu schweben, nicht wirklich da zu sein. Der Gedanke an Albion und Oneandén zuckte durch seinen Kopf, die Erinnerung daran, was passiert war, doch sie schien verschwommen, nicht mehr richtig greifbar zu sein. Er machte weitere Schritte, schaffte es, sich an dem Geländer der Treppe festzuhalten und mit jeder Sekunde schien die Schwäche in seinen Gliedern zu schwinden. “Jetzt komm schon Zelo, tu nicht so als würdest du nicht eigentlich total in sie verknallt sein”, die gläserne Tür neben der Treppe wurde mit einer schnellen Bewegung aufgerissen, Daeh spürte, wie seine Brust eng und schwer wurde, als er Youngjae entdecken konnte, wie er Zelo gerade einen heftigen Stoß gegen die Schulter verpasste. Doch es war nicht nur Youngjae, Yoongi lief ebenfalls neben ihnen her, grinste kopfschüttelnd in sich hinein. Doch es war keine Aura zu sehen, keine Reißzähne, ihre Haut war nicht blass. “Youngjae…”, flüsterte er angestrengt, die Erinnerung an alles was passiert war, brach wie eine riesige Welle auf ihn herein. Doch Youngjae blinzelte ihn nur unbeeindruckt an, schenkte ihm nach wenigen Sekunden ein Lächeln. “Daeh! Ich dachte du bist heute den ganzen Tag bei deinem Geliebten”, das letzte Wort sprach er abwertend, als hätte er sich ganz einfach einen Witz erlaubt. Doch Daeh wusste nicht, was zur Hölle er meinte. Er spürte einen Stoß gegen die Schulter, so wie Zelo gerade den selben abgekommen hatte. “Oder willst du doch mit in den Kiosk kommen?”, wollte er wissen. Daehyun spürte etwas in seiner Brust, die Erwartung, was wäre wenn? “Nein… ich muss”, stammelte er, setzte seine zitternden Füße in Bewegung und riss die Tür, aus der die drei gerade noch gekommen waren, mit einer heftigen Bewegung auf. Er konnte Youngjaes kleines Lachen leise in seinem Ohr hören. Was wäre wenn er hier war? Daehyun hatte keine Ahnung was los war, was mit diesem Ort nicht stimmte, doch er spürte mit jedem Schritt, wie die Erinnerung ein weiteres Stück dunkler wurde, der Boden unter seinen Füßen immer lebendiger - als wäre er tatsächlich hier. Er atmete heftig, als er vor der Bibliothek stehen blieb, er konnte die Empfangsdame sehen, wie sie ihm ein aufgewecktes Lächeln schenkte. Alles was so hell und lebendig, die Bibliothek war voller Schüler, sie war nicht mehr staubig und alt, wie er sie kannte. Er krallte sich am Geländer der kleinen, metallenen Treppe fest, spürte mit jedem Schritt, wie sein Herzschlag sich wieder zu beruhigen schien. Als wäre das hier sein Schicksaal. Seine Füße spürten den weichen Teppich unter seinen Füßen, die endlose Erwartung in seiner Brust, als er den kleinen Tisch entdecken konnte. Seine Augen brannten, heiße Tränen liefen ihm die kalten Wangen herunter, als er die schwarze Gestalt dort sitzen sah. Den Blick in einem Buch versenkt, die schwarzen Haare hinter ein Ohr geklemmt. “Yongguk…”, schluchzte er leise, seine Kehle spürte sich beinah heiß und eng an, als sich seine schwarzen Augen auf ihn legten. Er schien verwundert, blinzelte verwirrt, als er Daehyun erblickte. “Warum weinst du?”, wollte er im dunklen Bass wissen, irgendwas in seinen Augen zuckte aufgeregt, sie waren voller Sorge. Daehyun konnte nicht anders. Seine Stimme zu hören, wie sie sich vertraut um seine Glieder legte und ihn nicht mehr losließ, brachten ihn dazu immer mehr heiße Tränen zu vergießen. Er wollte darin ertrinken, nie wieder etwas anderes hören, als seine Stimme. Er stand auf, es war nichts als sein schlanker Körper, alles was Daeh sah, war er. Keine rote Aura, keine Erinnerung daran, was geschehen war. “Ich war gerade mal einen Tag weg”, meinte er plötzlich, gefolgt von einem kleinen, verwunderten Lachen, welches sich wie eine wohltuende Melodie um Daehs Geist legte. Daehyun spürte, wie seine Füße schwerer wurden, sein Atem immer langsamer. Er flogen ihm Fetzen durch den Kopf, Erinnerungen daran, was Yongguk gemeint hatte. Doch er schien zu vergessen, warum er hier war. Er spürte, wie Yongguk eine Hand um sein Handgelenk legte, er wollte zusammen zucken, aus Angst, dass etwas passieren würde. Doch er hätte fast erneut geschluchzt, als er es spürte. Dort war nichts, außer seine weiche, warme Haut auf seiner. “Hast du mich etwa so sehr vermisst?”, lachte er erneut, Daeh schaute ihn sein blasses Gesicht, welches er so traurig und zerrissen in Erinnerung gehabt hatte. Doch seine Züge waren weich, seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, eines das Daeh immer von ihm hatte sehen wollen. Es war alles was er gewollt hatte - das Yongguk glücklich war. Yongguks schlanken Hände legten sich um seinen Hals, so sanft und liebevoll, das Daehyun spürte, wie sein Herz brannte. Es fühlte sich an, als wäre alles um ihn herum egal, er spürte nicht einmal, das Albion zu schwinden schien, die Erinnerung an seinen Tod und sein Leben davor schien zu verschwinden. Es gab nur ihn und Yongguk, für immer. Ihre Lippen berührten sich für einen kurzen Moment, Daeh hatte das Gefühl nicht atmen zu können, als er spürte, dass sein Körper noch nie lebendiger war, als hätte er nie gelebt, nie überleben können, wenn er Yongguks Lippen nicht auf seinen gespürt hätte. Er machte einen Schritt nach vorn, seine Hände legten sich auf seine Unterarme, befielen Yongguk seine Hände nicht sinken zu lassen. Und er vertiefte den Kuss. “Wir verlieren ihn”, hörte Oneandén die mächtige, aufgeriebene Stimme durch den Wald peitschen. Albions Äste bewegten sich heftig, Oneandén konnte die Hitze in seinen Wurzeln spüren, die Gesichter der Bäume wurden lebendig, sie waren längst nicht mehr die Einzigen, die auf das kleine Gesicht von Daehyun blickten. Wie sein Körper leblos in den Albions Ästen hing, die Augen geschlossen. Für Oneandén war der Anblick des tief in seiner Brust steckenden Astes, fast nicht zu ertragen. “Was meinst du damit?”, zischte Oneandén panisch, versuchte eine Antwort aus Albion heraus zu bekommen, doch er schloss die Augen, knirschte so laut mit seinen Hölzernen Zähnen, das es in den Ohren weh tat. “Er ist dabei ins Licht zu gehen”, zischte er heftig, Oneandén hatte das Gefühl, nicht mehr klar denken zu können. Er starrte Daehyuns kleinen Körper an, mit lauten, dumpfen Tönen schleppte er sich zu ihm herüber, nahm seinen leblosen Kopf in zwei seiner Äste, auch wenn er keine Hoffnung hatte, dass er ihn hörte. “Meister Daeh, halten sie durch, verstanden?!”, rief er wütend. Wütend darauf, ihn gehen gelassen zu haben, ihn diese Entscheidung erlaubt zu haben - seinen Meister nicht beschützt zu haben. “Tu doch was!”, schrie er Albion an. Daehyun spürte, wie sein Atem langsam und flach ging, völlig überwältigt von dem Gefühl, welches seine Glieder wie Benzin unter Feuer gesetzt hatte. Yongguk ließ die Arme sinken, seine Lippen trennten sich von Daehs, der sich ohne sie plötzlich kalt und verlassen fühlte. Als wäre er nicht mehr komplett. “Also doch, du hast mich vermisst”, lächelte Yongguk zufrieden, leise und benebelt lachte Daehyun, fast dabei, ihn nicht einmal mehr loszulassen, als er sich auf den kleinen hölzernen Stuhl setzen wollte. “Ich muss das noch fertig machen… Hausaufgaben für morgen”, brummte er unzufrieden, ließ seinen schlanken Körper auf den Stuhl sinken und Daehyun vor ihm alleine stehen. Er wollte einen Schritt nach vorne machen, sich ihm gegenüber setzen und in der Leichtigkeit versinken, die ihn beinah komplett verschlungen hatte. Er konnte glücklich sein, zusammen mit Yongguk. Doch es zuckte ein stechender Schmerz durch seinen Kopf, eine dunkle Stimme tauchte verschwommen in der Ferne auf, doch Daeh konnte die Worte nicht richtig wahrnehmen. Er blickte in Yongguks lächelndes Gesicht, wie er eine Hand nach ihm ausstreckte. Die Erinnerungen zuckten durch seinen Kopf, nahmen plötzlich keine richtige Reihenfolge mehr ein. Er konnte sehen, wie er und Yongguk sich gestern verabschiedet hatten, er für einen Tag bei seinem Familie zu Besuch eingeladen war. Wie er an der Eingangshalle gestanden und Youngjae die Augen verdreht hatte, das sie sich beinah nicht mehr loslassen wollten. Doch zwischen dieser Erinnerung, die Daehyun versuchte krampfhaft festzuhalten, zuckte das Bild von Rotus feurigen, stechenden Augen auf, durchströmten ihn wie ein Messerstich durch den Magen. “Alles okay?”, wollte Yongguk wissen, seine Stimme dunkel und sanft. Daeh spürte das Gefühl von Ruhe, die Sorgen über den Unterricht, über Dinge, die so normal und einfach waren, das es ihm den Atem nahm. Doch der Schmerz in seiner Brust, Albions Namen zuckte durch seinen Kopf. Fest drückte er gegen seine schmerzenden Schläfen, spürte wie seine Tränen erneut heiß in seiner Kehle kochten. Yongguk hielt ihm immer noch die Hand entgegen, Daeh versuchte danach zu greifen, doch seine Finger zitterten, als es ihm plötzlich klar wurde. “Meister Daeh, halten sie durch, verstanden?!”, halte es diesmal laut durch seinen Schädel, wiederholte sich wie ein Echo immer wieder in seinem Bewusstsein. Doch dieses Gefühl des Glücks wollte ihn nicht loslassen, das Verlangen nach Yongguks Hand zu greifen, war so stark, das er die Worte beinah verdrängt hatte. “Lassen sie sich nicht täuschen! Seien sie stark”, kam es erneut, es schien nur er zu hören, Yongguks Lächeln schwand nicht, eher wollte er ihn weiter dazu verführen, bei ihm zu bleiben, seine Hand näherte sich ihm. Daeh spürte wie seine Brust eng und schwer wurde, er angestrengt zu atmen versuchte. Seine Tränen wurden stärker, wieder schenkte ihm Yongguk einen verwunderten Blick. “Es ist alles gut, Daeh… du musst nur meine Hand nehmen”, flüsterte er sanft, langsam hatte er sich aufgerichtet. Daeh schluchzte erneut, suchte einen Ausweg, versuchte so angestrengt wie möglich sich an der Realität festzuhalten. Doch die Realität schmerzte. Die Realität war grausam und kalt. Er fühlte sich so alleine, so leer und ausgelaugt dass er das Verlangen nur noch mehr spürte, seine Hand zu nehmen. “Yongguk…”, flüchtete er verzweifelt, wieder schenkte er ihm ein Lächeln. “I-Ich… liebe dich”, schluchzte Daeh leise, nichts in Yongguks Augen schien sich zu verändern, er war ruhig und gelassen, sein Gesicht so sanft und weich, das Daeh es nie wieder vergessen würde. “Ich weiß Daeh…”, meinte er sanft, doch stark schüttelte Daeh den Kopf, spürte das brennen in seiner Brust, die ewige Kälte, die er beinah nicht ertragen konnte. “Und deswegen kann ich nicht hier bleiben”, fest biss Daeh die Zähne zusammen, schnappte flach nach Luft, als der Raum um ihn finster und kalt wurde, das Bild vor seinen Augen zu zerbrechen schien. Die Decke über ihren Köpfen bröckelte, Beton und Steine schlugen neben ihm auf dem Boden auf, der Tisch hinter Yongguk fiel in ein schwarzes, dunkles Loch im Boden. “Yongguk…”, schaffte es Daeh erneut zu sagen, doch er konnte sehen, wie Yongguks schwarze Augen, sich in Rotus feuerige Augen verwandelten, wie seine Züge finster und dunkel wurden. Daehyun spürte die unendlich Angst in seiner Brust, er konnte seine rote Aura sehen, wie sie plötzlich in seine Richtung schnellte. Er presste die Augen zusammen, machte sich auf den Schmerz gefasst, der seinen Körper durchströmen würde, wenn er ihn hingerichtet hatte. Doch alles was er spürte war wie plötzlich jegliche Luft aus seiner Lunge gesaugt wurde und wie er angestrengt und panisch wieder nach Sauerstoff rang, als er die Augen öffnete. Es war der Bruchteil einer Sekunde gewesen, in der sein Herz wie Eis gefroren gewesen war. Er hustete heftig, seine Hände legten sich auf seine schwere Brust. Der schwarze Boden unter ihm war verschwunden, wie das erste Mal als er die Augen geöffnet hatte, konnte er plötzlich etwas Vertrautes entdecken. Graue leblose Blätter unter seinen blassen Händen, er lag auf allen Vieren auf dem Boden, immer noch heftig atmend. Er schaffte es aufzuschauen, konnte das Haus sehen, welches sich als eine Ruine vor ihm aufbaute, welches ihn seine ganze Kindheit begleitet hatte. Die Asche legte sich auf seine Haut, die Luft roch nach Staub und etwas Süßlichem, wie Blut. Alles lag auf seinen Schultern, die Erkenntnis, die Traurigkeit, die Verzweiflung. Es war nichts mehr übrig von der Leichtigkeit, des Kusses oder der Erinnerung eines glücklichen Lebens. Er war auf der anderen Seite. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)