Tales of Symphonia - Die Anfänge der Auserwählten von OdessaLP ================================================================================ Kapitel 5: Die erste Feder -------------------------- Genis unterbrach sich, als Elena kicherte. „Warum lachst du?“ Sie hielt sich ihre Hände vor den Mund und prustete zwischen ihren Fingern hindurch. „Ich glaube, dieser Shiron war ein Faulpelz und Geta ein Hohlkopf!“ Der Halbelf lehnte sich zurück und nippte an seinem erkalteten Kaffee. „Shiron war kein Faulpelz. Er hatte nur ein paar Probleme damit, dass ihm etwas aufgezwungen worden war. Und Geta...nun, Geta hatte ein herzliches Gemüt und er liebte die Frauen.“ Nun gluckste auch Kai. „Liebte die Frauen? Was heißt das?“ Genis lächelte mild. „Das erkläre ich euch, wenn ihr älter seid.“ Wie auf ein Stichwort schauten die Kleinen zur Standuhr und beobachteten den Sekundenzeiger. „Wie viel älter?“ Genis schwieg. Als der Zeiger einen Umlauf beendet hatte, sahen sie wieder zu ihm. „Jetzt sind wir eine Minute älter!“, protzte Kai stolz. „Ich dachte mehr an zehn Jahre!“,antwortete der Halbelf und schluckte ein Lachen hinunter. „Ach, Menno!“, maulten die beiden und setzten sich wieder in Postion, um ihm lauschen zu können. -------------------------------------- Ihr Weg führte die beiden jungen Männer von der königlichen Hauptstadt weg, in Gebiete die sie nur flüchtig kannten. Nie waren sie viel aus der Stadt herausgekommen. In Meltokio gab es genügend Arbeit, um ein erträgliches Auskommen zu finden. Doch nun verließen sie die vertraute Heimat und Shiron wünschte sich, ein wenig von Getas Optimismus zu haben. In den Mittagsstunden wurde es nahezu unerträglich heiß und daher rasteten sie im Schatten einer alten Ulme. Shiron streckte sich im Gras aus und Geta lehnte sich an den Stamm des Baumes. „Lenox, wo kommt ihr Centurions eigentlich her?“, fragte Shiron. „Wir wurden von unserem Meister erschaffen“, antwortete das Wesen und räkelte sich im Sonnenschein. „Meister?“, wollte Geta interessiert wissen. „Lord Ratatosk. Dem Wächter der Ginnungagap.“ „Ginnungagap?!“ Damit konnte Shiron wenig anfangen und sah das Wesen an, welches sich inzwischen den Kopf auf die Pfoten gelegt hatte. „Ginnungagap kommt aus der Sprache der Elfen und bedeutet übersetzt ‚Gähnende Schlucht‘ oder auch ‚Kluft der Klüfte‘ Dort befindet sich ein Tor zu den Dämonen von Niflheim“, erklärte Zent. „Wie viele gibt es denn von euch Centurions?“, fragte Geta neugierig. „Also wenn man mich abzieht bleiben acht übrig. Jeder stellt ein Element dar“, erzählte Lenox weiter. „Was ist mit den Elementargeistern? Sind die nicht die Wächter der Elemente?“, warf Shiron ein. „Das ist richtig. Aber bitte wirf sie nicht in einen Topf mit den Centurions. Sie haben zwar mit denselben Elementen zu tun, aber nichts mit den Centurions gemein“, erklärte Zent. „Und was ist mit diesem Ratatosk? Was ist er?“, wollte Shiron wissen und Lenox seufzte leise. „Ratatosk ist der Meister aller Monster und der Hüter des Manabaumes. Am ehesten ist er mit den Elementargeistern zu vergleichen. Er kontrolliert den Fluss des Mana in der Welt.“ Shiron schnaubte. „Dann macht er seinen Job aber nicht besonders gut.“ Plötzlich verschwand Lenox vor seinen Augen, was der junge Mann sofort auf seine Worte bezog. „Hey! Tut mir leid!“ „Das geht schon in Ordnung. Irgendwie hast du ja recht. Aber es ist nicht die Schuld des Lords.“ „Oh, okay.....ähm... Wo bist du hin?!“ „Ich bin immer noch da, nur unsichtbar!“ „Ach so“, gab er mit matter Stimme wieder und hatte schon gehofft , er sei für immer verschwunden. Nachdem die Sonne den Zenit verlassen hatte, brachte der beginnende Nachmittag eine kühle Brise mit sich und die ungewöhnliche Gruppe entschied sich, weiterzugehen. Sie folgten einem Pfad, der einst eine richtige Straße gewesen war und erreichten in der Abenddämmerung ein kleines Dorf. Kaum das sie es betraten und hindurch wanderten, wurden sie von spielenden und lachenden Kindern verfolgt. Schlagartig blieb Zent stehen und sah sich um. Etwas stimmte hier nicht gar und gar nicht. Er hatte ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Es schlug förmlich auf den Magen, begleitet von dem Gefühl, sich jeden Augenblick übergeben zu müssen. Er sah sich immer wieder um und drehte sich auch hastig nach hinten, wandte den Blick mal in den Himmel, mal in die Ferne , dann mal zu Boden und suchte alles mit prüfenden Blicken ab. „Ey, was ist denn?!“, fragte Shiron ihn. „Ach nichts, Master Shiron“, lachte der Engel ein wenig künstlich. Dann ging er weiter, als wäre nichts gewesen. Sie liefen durch das kleine Dorf und standen irgendwann vor dem Haus des Dorfältesten. An dessen Tür baumelte ein Schild, welches kundtat, dass er Zimmer vermietete. Sie klopfen an der Tür. Ein älterer Mann mit langem Bart kam an die Tür und sah sich die Fremden an. „Kennen wir uns?“, schnarrte der Alte Doch dann fiel sein Blick auf den Engel und etwas wie Erkenntnis flackerte in den grauen Augen auf. Sogleich wurde seine Haltung freundlicher. „Wir bräuchten ein Bett für die Nacht“, gab Geta wieder. Der alte Mann ließ sie hinein und zeigte ihnen das Gästezimmer. Es war überraschend groß und bot Platz für alle. Sie ließen sich im Zimmer nieder und wurden alleine gelassen. „Was war vorhin dir los?!“, fragte Shiron. „Ich hatte eine Feder gespürt. Sie muss im Dorf sein. Und das verheißt nichts Gutes, Master Shiron.“ „Soll heißen?“, hakte Geta nach. „Dass die Person, die die Feder im Augenblick besitzt, kein reines Herz hat. Wir können davon ausgehen, dass etwas Verehrendes passieren wird.!“ Neben Shiron erschien Lenox und machte sich lang. Dieser sah ihn an: „Und wie kommst du hier herein?!“ „Bin durch die Tür geschlüpft!“ „Mal eine andere Frage. Wie finden wir die Zugänge zu den Manapunkten ?!“, warf Shiron fragend ein. „Der Zeitkristall meldet sich schon, wenn wir davor oder in der Nähe davon sind“, erklärte Leonx mit einen Satz. „Wie viele Manapunkte gibt es denn überhaupt?“, fragte Shiron schläfrig und machte sich auf dem Gästebett lang, starrte die Decke an und fixierte einen Punkt. „Ich kann es nicht sagen. Tut mir leid“, meinte Zent und legte sich auch hin. Auch Geta legte sich ins Bett, schloss die Augen, nickte schnell weg und fing an zu schnarchen. Leise grummelte er vor sich hin. Lenox machte es sich auf dem Fußboden vor dem Kamin bequem. Shiron konnte nicht einschlafen und musste immer wieder an seine Familie denken. Wo sie wohl gerade waren? Ging es ihnen gut? Er wollte dies alles nicht wahrhaben. Seine Gedanken fanden keine Ruhe. Immer wieder glitten sie zu seinen Liebsten zurück. Er erhob sich schließlich und ging in den Garten. Dieser war auch über das Gästezimmer zu erreichen. Nachdenklich sah er zum Mond empor und wünschte sich innig, dies wäre nur ein doofer Traum und das er gleich in seinen Bett daheim aufwachen würde. Aber leider war dies alles echt und er musste nun stark bleiben. Er ließ sich seufzend auf einen Gartenstuhl sinken. „Kannst du nicht schlafen?!“, fragte eine bereits vertraute Stimme. Shiron wandte etwas den Kopf und sah Lenox neben sich sitzen. Auch dieser sah zum Mond auf. „Scheint so.“ „Das Leben eines Auserwählten ist nicht immer einfach“, sprach das Wesen ruhig und mitfühlend. „Warum ausgerechnet ich?!“ „Weil du vom Mana – Clan bist… Ich weiß, dass das keine Erklärung für deine Frage ist..... Lord Ratatosk befahl mir nur auf den Auserwählten zu warten und nichts weiter“. „Trotzdem, warum ich? Wenn du „Clan“ sagst, dann muss das doch bedeuten, dass es noch mehr gibt.“ „Die anderen sind zu jung, zu schwach und unerfahren....Wäre es dir lieber, dein Bruder müsste auf diese Reise gehen?“ „Nein!“, antwortete er heftig und erschrocken. Er ließ den Blick sinken und sah zu dem Rassen vor seinen Füßen. Etwas ließ Lenox hellhörig werden und er sah in die Ferne. Er hatte seine Ohren aufgestellt und sah gebannt immer nur in eine Richtung. Etwas war doch im Busch! Schnell legte er die Ohren wieder an und machte es sich gemütlich. Shiron musste immer wieder an seine Familie denken und vor allem an das Mädchen, welches er gerade erst kennengelernt hatte. Sie waren erst einmal ausgegangen. Ob er sie je wiedersehen würde? Etwas lag in der Luft, das konnte Shiron förmlich riechen. Er erhob sich von seinen Platz und atmete tief ein. Feuer! Es roch nach Feuer! „Feuer!!“, brüllte er durch die Nacht und weckte Geta damit auf. Doch der wandte sich noch mal in seinem Bett um und verpennte das Ganze. Darauf hatte Shiron nun wirklich keine Lust und schnappte sich kurzerhand einen Behälter, füllte ihn mit Wasser aus dem Gartenteich, hetzte ins Zimmer zurück und schüttete den Inhalt über seinem Freund aus. Schlagartig war Geta wach und sah ihn erschrocken und wütend an. . Er hatte doch gerade so schön geträumt! Von jungen, süßen Frauen! Shiron warf ihm seine Sachen zu und verschwand hinaus. Lenox und Zent waren schon vor dem Haus. Der Rotschopf trat hinaus und sah, dass ein Monster im Dorf wütete: „Das passiert, wenn jemand eine meiner Federn aufhebt! Master Shiron, Ihr müsst ihn besiegen. Keine Sorge, dem Menschen wird nichts passieren!“ Geta kam hinaus und sah das Monster, wie es durch das Dorf wütete und alles niedermachte, was ihm in die Quer kam. Es machte vor niemanden Halt. Die kleine Gruppe rannte auf das Monster zu und kreißten es ein. Geta erhob seine Lanze und stürmte auf das Biest zu. Er wurde vom Schweif der Bestie erfasst und weg geschlagen, wie ein winziges Insekt. Zent sprach einen mächtigen Zauber und fror die Beine fest. So konnte es sich nicht mehr bewegen und brülle lautstark. Feuer sprühte aus seinen Rachen und brannte so manches nieder was in seiner Reichweite lag. Lenox rannte auf einen Dachgiebel , sprang dem Monster an den Hals , krallte sich fest und verbiss sich. Das Monster versuchte alles, um ihn abzuschütteln, aber es wollte ihm einfach nicht gelingen. Egal, wie sehr es auch an ihm zog und riss. „Master Shiron, Ihr müssen es an der Brust treffen!!“, rief Zent dem unfreiwilligen Auserwählten zu, der den Bogen schon erhoben hatte. Er traf ins Ziel. Das Monster begann zu leuchten und schrumpfte zu einem kleinen Kind zusammen. Es rutschte zusammen und fing an zu weinen. Die überaus erleichterte Mutter kam angerannt und nahm ihr Kind in die Arme, tröstete es mit sanften Worten. Lenox landete auf allen Vieren und schritt auf den Engel zu. Dieser hob die Feder auf, die zu Boden geglitten war auf und nahm sie in sich auf. Nun war sie wieder da, wo sie hin gehörte und ein Teil seiner alten Stärke kehrte zurück.. Shiron ließ den Bogen fallen und rannte zu seinem Freund.. Dem war soweit nichts passiert und er konnte aufstehen. Der Dorfälteste kam aus seinem Haus, blieb staunend stehen und lief den Vieren entgegen. Er bedankte sich überschwänglich im Namen des ganzen Dorfes, das sie vor dem Monster gerettet hatten. Als Ruhe einkehrte, begaben sie sich wieder in ihr Zimmer zurück, um endlich den ersehnten Schlaf zu finden. „Master Shiron. Es wird nicht immer so einfach werden wie heute. Es war noch ein sehr einfaches Monster“, gab Zent wieder und schloss seine Augen, Geta war bereits wieder eingenickt und befand sich wieder im Traumland bei den Frauen. „Mit jeder Feder wirst du wieder stärker, oder?“ „Ja“, gab der Engel wieder und legte sich ebenfalls hin. Shiron schloss die Augen und schlief schließlich vor Erschöpfung ein. -------------------------------------- Die Türglocke unterbrach ihn und unter den neugierigen Blicken der Kinder, ging Genis zur Tür. Er wollte sie sofort wieder zuschlagen, doch Raine stellte ihren Fuß in den Spalt. „Ich hörte, du musst auf Emils Kinder aufpassen!“ Genis zog die Augenbrauen zusammen. „Jetzt schon?“ „Ja“, rief sie voller Eifer und quetschte sich an ihm vorbei. „Dann wollen wir den lieben Kleinen doch schnell ein Mittagessen zaubern!“ Der Halbelf seufzte und als ihm Raines Worte ins Gehirn sickerten, schlug er die Tür zu und rannte ihr panisch hinterher. „Nein! Lass das lieber! Emil und Marta wollen ihre Kinder sicher lebend zurück!“ Doch da hörte er seine Schwester bereits mit Geschirr hantieren und machte sich flugs an die bevorstehende Schadensbegrenzung. -------------------------------------- Währenddessen bei den verzweifelten Eltern: Emil duckte sich und ein abgetrennter Hühnerkopf rauschte über ihn hinweg. Royvas verzog schmollend das Gesicht. Dem Jungen wäre es lieber gewesen, Emil hätte den Kopf abbekommen. Bebend stand der berühmte Wunderheiler in der Tür und angelte nach einem weiteren gruseligen Wurfgeschoss. „Das Kind braucht keinen Arzt, es braucht einen Exorzisten!!!!“,brüllte der Mann und Marta und Emil suchten das Weite. Erst außerhalb des Dorfes hielten sie inne und verschnauften. „Ich dachte, der Typ wäre bereits ein Exorzist“, meinte Emil trocken und wandte sich der Gattin zu. „Und jetzt?“ Marta seufzte und betrachtete Royvas verträumt. „Er ist doch so süß! Sieh nur, er hat die Augen meines Vaters.“ Emil würgte. „Das ist ja ekelhaft! Nimm sie ihm weg!“ Marta brabbelte etwas Unverständliches und sah zu dem Dorf zurück. „Tja, wieder kein Erfolg. Ich schlage vor, wir gehen nach Meltokio. Der Hofarzt soll auch ganz gut sein.“ Emil nickte. Aber er sah schwarz. Trotzdem, einen Versuch war es wert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)