Wir sind Gruftis von MadMatt ================================================================================ Kapitel 1: Erinnerung an meine anderen Freunde ---------------------------------------------- Ein eisiger Wind fegte übe den Schulhof, ich zog meine Kappe tiefer ins Gesicht, doch hielt dies Kälte nicht auf. Die anderen waren schon voraus gerannt, sie wollten heute Ruby spielen. Um ehrlich zu sein ist es mir immer recht egal, mit was wir unsere Zeit verbrachten Hauptsache wir waren zusammen. „Okay Leute, Butters, Craig und Kenny sind in meinem Team, den Rest kann der Jude nehmen.“, brüllte Cartman und verzerrte genervt sein schwabbliges Gesicht, als die Musik, welche aus einem alten, abgerockten  Radio kam immer lauter wurde. Eric, Kyle und die anderen drehten sich herum.   „Wieder diese Gothkids mit ihrem Katzenjammer.“, fluchte Cartman und rief den vier Gestalten in schwarzer Kleidung eine gepfefferte Beleidigung entgegen. Seltsamerweise ließ „ihr elendige Satansbrut“ den gewünschten Effekt aus, was mir und auch den anderen Jungs ein breites Grinsen aufs Gesicht trieb – wir liebten es alle, wenn Cartman sich aufregte. „Die regt das nicht mal auf, solche Arschgeien.“, beschwerte sich Eric und Kyle schüttelte unverständlich den Kopf. „Lass sie, die sind zu sehr damit beschäftigt sich selbst und die Welt zu hassen.“, erklärte er und die Meute wandte sich mental wieder dem Spiel zu. Trotzdem kam ich nicht drumherum, noch einmal für einen kurzen Moment herumzusehen. Unsere Blicke trafen sich und schnell waren meine Gedanken wieder bei einem sehr verrückten Kapitel meines Lebens angekommen.   Für eine kurze Zeit war ich ein Teil von ihnen – den Gothkids. Dies alles geschah zu einer Zeit, in der ich am Boden eines tiefen Sees der falschen Beschuldigungen, arglistiger Konfrontationen und jeder Menge Tränen, angekommen war. Wendy hatte sich von mir getrennt und ich war am Boden zerstört. Die Welt schien sich nicht mehr zu drehen, ich wusste nicht mehr weite rund meine Freunde schienen dies nicht nachvollziehen zu können. Dann kamen sie ins Spiel.   Mit ihrer schwarzen Kleidung, ihrer tiefgründigen, harten Musik und der abwehrenden, nihilistischen Haltung zu jeglicher Anpassung, waren sie für mich perfekt. Sie gaben mir genau das, was ich brauchte.   Ich glaube mit einigem Abstand kann ich sagen, dass ihre Sicht auf die Welt nicht mit unserer zu vergleichen ist. Wie ich schon erwähnt habe hatten sie einen Hang zum Schwarzsehen. So waren die „normalen“ Menschen, in ihren Augen, nur Konformisten im immer gleichen Trott. Wir gehen zur Schule, lernen für ein gutes College, um am Ende, nach einer Aneinanderreihung von unzähligen trostlosen Jahren, in einer gewöhnlichen Kleinstadt wie South Park zu enden – einen Hyundai in der Einfahrt, einer frustrierten Ehefrau am Herd, welche Makkaroni mit Käsesoße für ihre durchschnittlich 1,47 Kinder kocht.      Ja, so beschrieb es Mike nicht nur einmal, er konnte diese Rede genauso gut schwingen, wie Al Gore eine unbequeme Wahrheit aussprechen. Trotzdem finde ich auch heute noch, dass er mit dieser Aussage irgendwo, ein kleines bisschen recht hatte. Schaute man genauer hin, konnte selbst das schwächste Licht am Himmel, immer wieder genau dieses Muster erkennen.   Sicherlich drängt sich nun die Frage auf was, dieser vermeintliche Fürst der Finsternis den ganzen Tag über so tat. Nun… er trank Kaffee, schwarz natürlich, rauchte seine selbstgedrehten Zigaretten und sprach darüber wie der Weltschmerz seine Seele auffraß und philosophierte wann die Welt von der ewigen Dunkelheit verschlungen werden würde – der übliche Schweiß eben. Generell kann ich behaupten, dass während meiner Zeit unter den bekennenden Anhängern von Cthulhu sehr verrückt war. Oft saßen wir bei Henrietta und lassen selbstverfasste Gedichte – welche wie war es anders zu erwarten von Tod und Verzweiflung handelten. Auch ich schrieb meine Gefühle nieder und wollte mich im Hass auf alles Gute ertränken, während Pete wieder einmal seine Lieblingstellen aus Edgar Allan Poes Werken zitierte.   So konnte auch ich irgendwann aus „The Fall of the House of Usher“ zitieren während die Zeilen des Necronomicon zu meinem Morgengebet geworden waren. Ein Außenstehender hätte uns vielleicht wirklich als eine Art Glaubensgemeinschaft gesehen. Wir lasen alle die gleichen Bücher, diskutierten über deren Bedeutung und feierten unseren ganz eigene Feste. Dies war das Steckenpferd von Henrietta. Sie dekorierte mit voller Eifer den Schrein in ihrem Zimmer, mit schwarzen Kerzen, Totenköpfen und alten, angelaufenen Kerzenständern, damit wir Satan ein Opfer zum Opferfest, auch glanzvoll servieren konnten. Der Radikalste der Truppen war zugleich auch der Jüngste. Zu Beginn des ganzen Wahnsinnes erkannte ich erst nicht, denn ich war zu sehr damit beschäftigt mich in meiner Trauer zu ertränken, aber als meine Wut auf Wendy langsam der Ernüchterung wisch, sah ich nach und nach immer mehr was hinter Frikle steckte. Während Michael, Pete, und Henrietta wert auf Accessoires legten, um ihre Andersartigkeit zu unterstreichen, zog Firkle es vor sich von den Schuhen bis zum Haar in schwarz zu hüllen – selbst der Lippenstift war schwarz. Er wirkte mit seiner dürren Statur und dem langen Pony, im Vergleich zu Micheal und Henrietta, wie ein stilles Gewässer, doch wie heißt es denn so schön, stille Wasser sind tief. Dies traf auch in diesem Fall zu. Wäre dieser Kerl eines dieser stillen Wasser gewesen, dann würde auf seinem Grund Cthulhu selbst ruhen und darauf warten die Welt in Unheil und Verderben zu stürzten. Frikle beschimpfte die normalen Menschen als konformistische Nazi-Cheerleader, und wurde von den anderen Goths als größter Non-Konformist gefeiert. Doch bei ihm spürte ich eines Tages etwas, was die Passivität der anderen drei Schwarzseher überschattete. Henrietta, Michael und Pete lugen ihren Hass auf die Welt mit all ihren Regeln, mit Gedichten und Schuldzuweisungen ab. Frikle zeigte wirklich aggressive Züge, die er auch ausließ.  Selbstverständlich fragte man sich weshalb er sich so von den anderen abhob, ich denke es liegt irgendwie in der Natur der Goth Kids. Sie sehen Konformität schneller als jeder andere und hoben sich genau so schnell von ihr ab. Wohlmöglich reichte es ihm einfach nicht mehr einfach nur gegen das System zu sein, ich weiß[F1]  es ehrlich gesagt nicht, allerdings blieb mir sein Verhalten in bleibender Erinnerung. So veranstalteten wir eines unsere typischen Freitagabendrituale, als Frikle es auf die Spitze trieb. Normalerweise lasen wir Textstellen aus Lovecrafts Büchern, vor Henriettas Schrein und rauchten Zigaretten. Wir hatten unsere feste Reihenfolge und nach Pete war Frikle an der Reihe. Wie so oft spielte er dabei mit einem Klappmesser, doch dieses Mal übertrieb er es. Nachdem er eine kurze dramatische Pause einlegte, zog er das besagte Ding hervor und schnitt sich in die Handflächen. Pete entwisch ein erschrockener Schrei, Henrietta ließ ihre Zigarette fallen und Michael starrte nur fassungslos zu seinem kleinen Freund und sagte sein klassisches „Nee, ne!“.   Dies war der Augenblick in dem ich wach wurde aus meiner dunklen Trance. Frikle stich sie sein eigens Blut durch das Gesicht und ich spürte, dass diese Welt nichts meine war. Ich erhob mich und stürmte hinaus. Micheal, der meinen schockierten Blick gesehen haben musste, rannte hinter her.   „Hey man warte.“, rief er mir nach und ich kann nicht sagen wieso, aber ich blieb stehen. „Was Mike, was? Das ist doch nicht normal, er dreht durch.“, brüllte ich aufgewühlt zurück und Michael schien einen Moment innen zu halten bevor er weitersprach.   „Er ist einfach manchmal so, das legt sich wieder vertrau mir. Frikle ist kein schlechter Kerl.“   Ich schnaubte verächtlich.   „Bitte? Erzähl mir doch keinen Müll, ich verstehe, dass ihr kein Bock auf ein Spießerleben habt. Aber das dort oben ist nicht normal, fühlt der Junge überhaupt etwas.“, meine Stimme bebte, was ich dort oben gesehen hatte, war zu viel.   „Er kann nichts fühlen.“, sagte der Anführer der Goth-Truppe und plötzlich spürte ich wie die Stimmung umschlug.   „Was heißt das?“, fragte ich mit vorsichtiger Stimme. Etwas in mir hatte Angst vor der Antwort.   „Frikle musste zusehen wie seine Mutter miesbraucht wurde und sich von diesem traumatischen Erlebnis nie mehr erholte. Sie setzte sich letztendlich in die Badewanne, schnitt sich die Pulsadern auf und verblutete. Frikle fand sie und hatte einen Nervenzusammenbruch. Er kommt mit den anderen Kindern nicht klar. Sie wissen nicht mit seinen Sprüngen umzugehen. Ich denke er versucht so seiner näher zu sein, um ehrlich zu sein weiß ich es nicht. Aber er leidet darunter, vermutlich wird er das ein Leben lang, wenn er dann raucht und schwarze Kleidung trägt und seinen Zynismus auf alles ablädt, dann ist es so.“, als Michael geendet hatte spürte ich einen dicken Kloß in meinem Hals, damit hatte ich nicht gerechnet. Es schien mehr hinter ihnen zu stecken, als Zigarettenrauch, schwarzen Klamotten und Deathmetal. Sie waren wirklich Freunde. „Verstehe…“, antworte ich leise und wusste, hier war nicht mein Platz. Ich war Gast in dieser Welt gewesen und wusste, dass ich damit nicht zurechtkommen würde.   „Also, dann wir sehen uns. Danke Michael“, sprach nach einer langen Pause und nickte ihm zu. Er wusste, dass ich nicht mehr zurückkommen würde. Es war Zeit wieder in mein normales Leben zurückzukehren.       „Also eigentlich sind sie ganz okay.“, sprach ich zu Kyle und Eric verrollte die Augen. „Blabla blah! Du warst selbst mal einer dieser Gruftis. Also kommt ihr jetzt, die Pause ist schon zur Hälfte vorbei.“, maulte Cartman und wir wittmeten uns nun endlich dem Spiel. Tja, ich muss sagen er hatte recht, ich gehört zu ihnen. Auch, wenn sie anders waren als die anderen Kids an der Schule, hatte sie mich nie schlecht behandelt. Vielleicht hatte ja, jeder eine dunkle Seite, doch versteckten wir sie brav in einer Schublade und ließen sie nie raus. Wohlmöglich waren sie glücklicher, da Michael, Henrietta, Pete und Frikle das auslebten was sie wollten und gaben nicht so viel auf die Meinungen der anderen Leute, oh nein entschuldigt – der Konformisten. Möglicherweise sind wir alle irgendwo Gruftis. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)