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Little Bird - not little anymore

Sansa Starks Gefühle
von

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-SANSA-
 

Ich stand mit meiner Schwester Arya auf der Brücke zwischen den hohen Türmen unserer Burg und wir blickten in die Ferne, die voller Schnee bedeckt war. rya blickte zu mir rüber, "du hast das Richtige getan", sagte sie mit ruhiger Stimme. "Du hast es getan", antwortete ich. Einen Moment blickte sie nach vorne und sagte nichts, bis sie sich wieder zu mir wandte, "du hast das Urteil gesprochen, ich war nur dein Vollstrecker". Wir sprachen noch über Vater und standen noch eine Weile zusammen draußen. Es war schön, wieder mit meiner Schwester vereint zu sein und zu wissen, dass wir füreinander da sein würden. Wir hielten diesen Moment noch eine Weile inne. Arya ging wieder zurück in den Turm und ließ mich alleine zurück.
 

Ich blickte ins Leere und ließ die letzten Minuten nochmals Revue passieren, als Arya auf meinen Befehl hin Lord Baelish die Kehle durchschnitt. Ein Gefühl von Furcht überkam mich, furcht vor mir selbst. Ich erinnere mich noch genau wie ich mich fühlte, als sein Blut aus ihm herausströmte und er mir dabei flehend in die Augen sah. Es war das Gefühl von Genugtuung, doch nicht nur das, es war ein Gefühl von bittersüßer Freude, das ich hatte. Ich spürte wie warm mein ganzer Körper wurde und wie es kribbelte um mein Herz herum, als ich ihm in seine sterbenden Augen sah. Das Gefühl, das ich bereits kannte. Zuvor fühlte ich mich so, als ich Ramsey Bolton seinen Hunden überließ und dabei zusah, wie sie ihn qualvoll zerfleischten. Ja mich überkam die Furcht bei diesen Erinnerungen, die Furcht vor mir selbst, dass ich zu so etwas fähig war.
 

Ich dachte an die Worte des Bluthundes, wie er einst zu mir sage, töten sei das süßeste auf der Welt. Immer wieder wirrten seine Worte in meinem Kopf. Ich konnte ihn nie verstehen, doch nun tue ich das. Es erschreckt mich. Was ist nur aus mir geworden? Was hat all das Leid, dass mir widerfahren ist, nur aus mir gemacht? Eine Mörderin. "Die Welt wird von Mördern beherrscht", sagte der Bluthund damals zu mir. Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal selbst dazu gehören würde. Doch solange Jon nicht hier ist, herrsche ich über Winterfell, es ist meine Pflicht als Lady von Winterfell. So ist es wohl auch meine Pflicht zu töten, wenn es sein muss. Ich redete mir das ein, doch das Gefühl der Furcht vor mir selbst wurde nicht schwächer.
 

Der Bluthund, einer der wenigen in Königsmund, der mich beschützte, der mich nie verletzte. Was er wohl von mir denken würde, könnte er mich heute sehen? Würde er mich noch immer kleines Vögelchen nennen, nach allem was ich erlebt habe, beschmutzt und befleckt wurde und nachdem ich gemordet habe? Wäre ich noch immer das unschuldige zarte Mädchen, dass er einst in mir sah? Ich würde es nie erfahren.
 

Arya hat mir bei unserem Wiedersehen erzählt, dass sie den Bluthund zum Sterben zurückließ, nachdem Brienne ihn besiegt hatte. Ich sah Brienne kämpfen, er hätte es sicher nicht überlebt. Doch ein Funken Hoffnung in mir, ließ mich darüber nachdenken, ob er doch noch lebt und ob ich ihn wiedersehen würde. Du dummes Mädchen, sagte ich innerlich zu mir selbst. Hör auf zu träumen und sieh der Realität ins Auge, er ist tot. Genau wie dein Vater, deine Mutter und deine beiden Brüder. Sie werden nicht mehr zurückkommen, du wirst sie nicht mehr sehen, sagte ich mir. Ich kämpfte dagegen an, nicht zu weinen. Ich werde nicht mehr weinen, das kleine dumme Mädchen mit ihren Träumen und Märchen bin ich nicht mehr.
 

Es ist spät geworden und die Dunkelheit brach ein, die Zeit verging wie im Flug hier draußen. Jon würde heute sicher nicht zurückkehren, sollte er überhaupt zurückkehren. Ich habe ihn gewarnt, dass Cercei nicht mit sich verhandeln lässt, sie ist gefährlich und die Drachenkönigin wahrscheinlich noch viel gefährlicher, wenn es wahr ist, was man über ihre Drachen sagt.
 

Ich begab mich in meine Gemächer und ging zu Bett. Ich betete zuvor noch - wie ich es jeden Abend tat - für Jon, dass er wiederkommen würde, für meine Schwester Arya und meinen Bruder Bran. Ich betete für unser Zuhause, dass es uns erhalten bleibt und für unsere verbündeten Häuser des Nordens, dass wir die Bedrohung der weißen Wanderer, Cercei und auch der Drachenkönigin überstehen. Ich zögerte einen Moment, dann betete ich für den Bluthund - wie ich auch dies jeden Abend tat. Obwohl ich wusste, dass er längst tot sein müsste, betete ich für ihn.
 

Das Einschlafen gelang mir schwer. Ich hatte keine Kontrolle über die Bilder in meinem Kopf, die sich einblendeten. Die flehenden Augen von Lord Baelish, während ihm das Blut aus der Kehle strömte. Die Schreie von Ramsey Bolton, als seine ausgehungerten Hunde ihm Stück für Stück in Haut und Fleisch bissen und er qualvoll starb, während sie sich von ihm nährten. Ich kämpfte gegen diese Bilder an. Versuch an etwas Schönes zu denken, sagte ich mir. Ich erinnerte mich an einen Traum, den ich einige Male hatte. Es war ein Traum, der sich so real anfühlte, als wäre es eine Erinnerung. Ich wusste nicht, ob es wirklich passiert war oder nicht. Ich hatte den Traum genau vor Augen:
 

Ich betrat mein Zimmer in Königsmund während der Schwarzwasserschlacht. Der Bluthund saß auf dem Boden und erwartete mich. Er war bedeckt mit Blut und trank Wein aus seiner Lederflasche. Er wollte fliehen, mich mitnehmen und nach Hause bringen. Ich entschied mich dagegen, "Stannis würde mir nichts tun", versicherte ich ihm. Er richtete sich auf und näherte sich mir, bis er genau vor mir stand. Ich konnte das Blut auf seiner Rüstung riechen und den Geruch von Wein in seinem Atem. "Sieh mich an!", befahl er mir, "Dein Vater war ein Mörder, dein Bruder ist ein Mörder, deine Söhne werden Mörder sein, die Welt wird von Mördern beherrscht, gewöhne dich daran, einen Mörder anzusehen". Ich sah ihn an, wie er es befahl, ich hatte keine Angst. Er sah mich an, wie er es immer tat, ein harter Blick voller Leid und Selbsthass, doch auch mit voller Begierde und Zuneigung starrten mich diese grauen Augen an. Ich erstarrte, konnte mich nicht bewegen und nicht sprechen, meine Augen wanderten nicht von seinen ab. Er näherte langsam sein Gesicht dem meinen, er kam immer näher und näher, er kam so nah, bis seine Lippen die meinen berührten, ich spürte seine feuchten schmalen Lippen und seinen rauen Bart, der an meinem Kinn kratze, seine Lippen fühlten sich weich an, er legte seine beiden Hände auf meine Wangen und hielt mich fest. Meine Starrheit löste sich und ich spürte, wie sich jeder einzelne Muskel in meinem Körper entspannte, ich fühlte mich als würde ich fallen, spürte ein Kribbeln in meinem Körper, das von meinem Herzen bis runter in meine Lenden zog. Es war ein angenehmes Kribbeln, ich wollte nicht, dass es aufhört, so erwiderte ich seinen Kuss und rieb meine Lippen ebenfalls an seine. Dies führte dazu, dass sein Atem schwerer wurde, er atmete lauter und seine Küsse wurden härter und fordernder, ich wehrte mich nicht, ließ es zu und genoss seine Begierde für mich, die er signalisierte, was mein Kribbeln nur verstärkte. Er schien kurz davor zu sein die Beherrschung zu verlieren, doch dann löste er seine Hände von meinem Gesicht und zog seine Lippen von meinem Weg, er ging einen Schritt zurück. Als hätte ich mich im Kreis gedreht, war es mir schwindelig und ich musste kämpfen, mich auf den Beinen zu halten. Ich sah ihn erwartungsvoll an und er erwiderte mir einen beschämten Blick, "Leb wohl, kleines Vögelchen". Er verließ mein Zimmer.
 

Ein warmes Lächeln überkam mich und ich schlief ein.

Ich erwachte am Morgen, als meine Bediensteten die Vorhänge meiner Fenster aufzogen und frisches Wasser hereinbrachten. Ich richtete mich auf und überzog mir mein morgendliches Gewand. Meine Zofe kam mir zur Hilfe „Guten Morgen Lady Stark, Ihr Bruder, Lord Brandon Stark, lässt mich Euch mitteilen, dass er das Frühstück im kleinen Kreis mit Euch und Lady Arya Stark einnehmen möchte, er erwartet Euch bereits in der kleinen Halle“. Ganz aufgeregt machte ich mich fertig und eilte hinunter. Es würde wohl Neuigkeiten geben. Ich war mir noch immer nicht sicher, was es heißt, dass Bran der dreiäugige Rabe sei, doch ich wusste, dass seine Visionen wahr sind. Er konnte alles sehen, er konnte auch sehen, wie es mir ergangen ist in den letzten Jahren. Ich hoffte, dass es gute Neuigkeiten gab, die Bran veranlassten, nach mir und Arya im kleinen Kreis zu verlangen.
 

Ich traf in der kleinen Halle ein. Arya und Bran saßen bereits am Frühstückstisch zwischen ihnen saß ein mir unbekannter Mann, er sah reichlich wohlgenährt aus, er bewegte sein rundes Gesicht in meine Richtung und erhob sich, während er etwas unbeholfen wirkte und beim Aufstehen fast den Tisch umstoß, „Lady Stark, es ist mir eine Ehre Euch kennenzulernen, mein Name ist Samwell Tarly, ich habe mit Eurem Bruder Jon Schnee der Nachtwache gedient“. Das Hause Tarly war mir nicht bekannt, nicht zu verwechseln mit dem Hause Tully meiner Mutter. Ich begrüßte den Fremden und warf meinem Bruder Bran einen verwirrten Blick zu. „Wir können ihm vertrauen Sansa, setz dich zu uns.“ Ich nahm am runden Tisch platz zwischen Bran und Arya. „Sam hat mir damals geholfen, als ich auf dem Weg Jenseits der Mauer war. Er ist ein treuer Freund von Jon, ich habe es gesehen. Wir können ihm trauen“, räumte Bran erneut ein. Meine Geduld hielt sich in Grenzen, „wenn du ihm traust, tue ich das auch. Nun lass uns bitte wissen, warum du uns herbestellt hast“. Erwartungsvoll sah ich zu Bran, während Arya sich noch ihrem Haferbrei widmete und kein Wort sagte. Bran begann uns zu informieren „ich habe in die Gegenwart gesehen, Jon ist auf dem Weg nach Winterfell, er reiste mit einem Schiff gemeinsam mit Daenerys Targaryen und ihren Gefolgsleuten, Jon hat vor ihr das Knie gebeugt, sie werden heute Abend Winterfell erreichen.“ Ich war froh zu hören, dass Jon wohl auf ist und wir ihn wiedersehen würden, doch auch war ich beängstigt, dass er dieser unbekannten Targaryen-Frau, die sich Königin nennt, seine Treue schwur. Da Jon unser König ist, müssen wir seiner Entscheidung folgen und ebenfalls das Knie beugen. Trotzdem erleichterte es mich ein wenig, dass wir im Kampf gegen die weißen Wanderer auf ihre Hilfe hoffen könnten. Bran fuhr fort „Sansa, du kannst dich auf ein Wiedersehen einem vertrauten Gesicht aus Königsmund freuen...“. Mir blieb die Luft weg, wer könnte das sein? Ich wartete gespannt darauf, dass Bran seinen Satz beendet, während meine Hände begannen zu schwitzen und mein Herz pochte, wer war dieses vertraute Gesicht? Ich hoffte nur auf einen Namen, ich hoffte er würde es sagen, Sandor Clegane, der Bluthund, ich kniff die Augen zu und wartete auf den Namen. „Dein Ehemann, Tyrion Lannister, er ist die neue Hand von Daenerys Targaryen.“ Ich öffnete wieder die Augen und sah Bran enttäuscht an und konnte mein Seufzen nicht unterdrücken. Ich atmete tief ein, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen und bei der Sache zu bleiben. Natürlich freute ich mich zu hören, dass Tyrion wohl auf war, er war ein gütiger Ehemann, gütiger als es Joffrey je hätte sein können, doch sehnte ich mich so sehr nach dem Namen eines Anderen. „Das sind erfreuliche Nachrichten, danke für die Mitteilung, Bruder“ sagte ich in einem höflichen Ton. Aryas Schüssel war zwischenzeitlich leer, mit vollem Mund stammelte sie „dann kann ich heute noch mit Jon trainieren, ich bin gespannt was er zu meinem Schwertkampf sagt!...“, sie schluckte den letzten Rest herunter „...Ich hörte ihre Drachen seien so groß wie die, die es vor tausenden Jahren einst gab, ich kann kaum erwarten sie zu sehen“. Sie wollte schon aufstehen und sich auf deren Ankunft vorbereiten. „Warte Arya“, Bran erhob erneut das Wort und blickte zu Samwell Tarly, der neben ihm saß. „Wir haben noch etwas über Jons wahre Herkunft herausgefunden, wir müssen es ihm erzählen“. Mit großen Augen setzte sich Arya wieder auf ihren Stuhl und lauschte gespannt. „Jon ist nicht unser Halbbruder, er ist der Sohn von unserer Tante Lyanna Stark und Rheagar Targaryen“. Mir blieb der Mund offen stehen und meine Augen dürften genauso groß sein wie die von Arya. Samwell Tarly erhob das Wort: „Während meiner Zeit in der Zitadelle bin ich auf ein privates Tagebuch eines Maesters gestoßen, der Lyanna Stark und Rheagar Targaryen in einer heimlichen Zeremonie traute, Jon ist kein Bastard, er ist der Erbe des eisernen Trons“. „Sein Name ist Aegon Targaryen“, warf Bran ein. Arya und ich waren schockiert, wir beide warfen Bran einen fraglichen Blick zu. Es war plötzlich ruhig in der kleinen Halle, keiner sagte nur einen Ton bis ich leise nur herausstammeln konnte: „Ja, wir müssen es ihm sagen“. Ich nahm einen letzten Bissen von dem Zitronenkuchen, den ich nebenbei aß, und stand auf, „Ich werde Jons Ankunft dem Hof ankündigen und mich um die Vorbereitungen kümmern. Es hat mich gefreut Euch kennenzulernen, Lord Tarly“. „Nein, kein Lord“, räumte er ein. Ich nickte nur und verließ den Tisch.
 

Ich nahm mich meinen Pflichten als Lady von Winterfell an und unterrichtete den Hof über die bevorstehende Ankunft unseres Königs, der einst noch mein Bruder war. Ich bat den Maester, alle Lords des Nordens herzubestellen und beauftragte die Bediensteten, das Abendessen vorzubereiten und die Gemächer für die adeligen Herrschaften sowie das Lager für die Soldaten herzurichten.
 

Meine Gedanken waren bei Jon und seiner wahren Herkunft. Es fühle sich komisch an, zu wissen, wer er wirklich war. Zum einen freute ich mich, doch zum anderen tat es mir auch weh. Sein ganzes Leben glaubte er, er sei ein Bastard, seine Mutter sei eine Hure gewesen, fühlte sich ungeliebt, obwohl er der rechtmäßige Erbe des Thrones war, der mächtigste Mann in Westeros und das Erzeugnis aus wahrhaftiger ehrlicher Liebe. Einer verbotenen Liebe, die so groß gewesen sein muss, dass sie über Verpflichtungen, Schwüre und Ehre hinausging, für die Jons Eltern sie bereit waren zu sterben. Eine Liebe sie auch mein Bruder Robb mit seiner Frau Talisa erfahren hat. Auch sie mussten wegen ihrer Liebe sterben.
 

Sie alle hielten sich nicht an ihre Versprechungen und wurden mit dem Tode bestraft. Ich hielt mich an meine Versprechungen und Pflichten, doch bestraft wurde ich mit schlimmeren Qualen als dem Tod. Lieber würde ich eine solche wahre Liebe erfahren, für die ich sterben und töten würde als erneut den Qualen ausgesetzt zu werden, die ich einst ertragen musste. Lieber würde ich jung sterben, als gebrochen zu sein und alt zu werden. Ich bin die Erbin von Winterfell, doch ich werde mich nicht mehr verheiraten lassen zur Festigung unseres Hauses. Lord Baelish und Tante Lysa wollten mich damals mit meinem Cousin, dem Lord vom Grünen Tal verheiraten, dem verzogenen Bengel, ich konnte ihm ansehen, dass er etwas Böses in sich hat, wie ich es von Joffrey kannte. Nie mehr würde ich das tun. Ich sehnte mich nach so einer Liebe. Es muss sie geben, es ist kein Märchen. Mein Bruder hat sie erfahren, Jons Eltern haben sie erfahren. Ich hatte sie erfahren, wenn auch nur in einem Traum. Ich hätte sie erfahren können, wäre ich damals mit Sandor Clegane abgehauen. Ich hätte vielleicht nicht überlebt, ich bin nicht wie Arya. Doch wäre mir der Tod es wert gewesen, wenn ich nur einen Kuss, so wie er sich in meinem Traum anfühlte, in Wirklichkeit hätte erleben dürfen.

„Ich kann sie sehen“ rief Arya voller Freude, als wir zusammen auf der Brücke zwischen den hohen Türmen standen, um Ausschau nach Jon zu halten. Stunden starrten wir auf die leere, von Schnee bedeckte weiße Landschaft vor uns. Es ließ sich in der Dämmerung der Umriss einer Gruppe von Menschen sehen, die Richtung Winterfell ritt. Arya sprang wie ein kleines Kind durch die Gegend und eilte herunter, um ihren König, den sie einst Bruder nannte, zu empfangen. Ich hielt einen Moment inne und beobachtete die Gruppe Menschen, die sich immer weiter näherte. Ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen, doch sah das silberweiße Haar, das wohl Daenerys Targaryen zuzuordnen war sowie die Reiter, die Fahnen mit ihren Bannern trugen. Ich holte tief Luft. Genoss noch den kurzen Moment der Ruhe und begab mich in den Hof, um die Herrschaften dort in Empfang zu nehmen. Mein Bruder Bran erwartete mich ebenfalls schon dort. Arya war nicht aufzufinden, typisch für sie. Sie hatte im Unterricht unserer Septa nie zugehört. Auch nicht, als es darum ging, wie ein königlicher Empfang auszusehen hat. Ich musste schmunzeln, als ich mich daran erinnerte, wie sie beim Empfang von König Robert zu spät kam mit einem Ritterhelm auf dem Kopf.
 

Die Menschen kamen durch das Tor. Ich sah Jon, der ganz vorne ritt, neben ihm Ser Davos. Hinter ihnen konnte ich das silbrig-weiße Haar von Daenerys sehen, rechts von ihr eine mir unbekannte Frau, ihre Haut war dunkel, ich habe nie eine Person mit solch einer dunklen Haut gesehen, sie würde sicher aus Essos kommen. Links von Daenerys ritt der Gnom, Lord Tyrion, mein Ehemann, mit dem ich die Ehe nie vollzogen habe. Um die Lordschaften herum einige Krieger mit unterschiedlichen Waffen und unterschiedlichem Aussehen. Sie trugen das Banner des Hauses Targaryen. Ich stand aufrecht da und setzte einen freundlichen, aber strengen Blick auf. Am liebsten würde ich auf Jon zu rennen und ihm in die Arme springen, doch dies würde meinem Ruf als Lady Stark nicht entsprechen. Während meine Schwester Arya gerade an mir vorbeizischte, „Jon!“ rief sie und rannte auf ihn zu. Auch Jon schien von den adeligen Gepflogenheiten, die ihm als Bastard auch nicht beigebracht wurden, unbeeindruckt und sprang von seinem Pferd und empfing Arya mit ausgestreckten Armen. „Arya, wie schön, dass du lebst“, er umarmte sie innig. Ich konnte von weitem leichte Tränen in seinen Augen sehen. Der Anblick berührte mich sehr, ich war kurz davor, selbst Tränen zu vergießen, doch zügelte mich. Sie kamen auf uns zu, Jon freute sich überschwenglich Bran wieder zu sehen, er nahm ihn in den Arm. Brans Gesichtsausdruck blieb leer, wie er jeden Tag leer war, seit er wieder zurück auf Winterfell ist. „Schön dich zu sehen Jon. Ich muss dir einiges erzählen. Lass uns nach Abendessen im kleinen Kreis reden“. Jon nickte, er hatte keine Ahnung, was ihn erwarten würde. Jon begrüßte mich förmlich, wie ich auch ihn begrüßte.
 

Jon ging zur Seite und zeige auf Daenerys, die hinter ihm zum Vorschein kam. „Lady Stark, darf ich euch unsere Königin vorstellen“ sagte Jon. Die dunkle Frau neben Daenerys fuhr fort, „Daenerys Targaryen, Sturmtochter, Mutter der Drachen, Erste ihres Namens, Königin der Andalen und der ersten Menschen, Regentin der sieben Königslande und Beschützer des Reichs, Khaleesi des Dothrakischen Meeres, Mhysa“. Dann holte dunkle Frau tief Luft und trat beiseite.
 

Daenerys stand vor mir, ich sah ihr freundlich in die Augen, hielt meinen Blick trotzdem streng und selbstbewusst, ich ging vor ihr auf die Knie, der Rest unseres Hofes ebenfalls. „Euer Gnaden, im Namen des Hauses Stark heiße ich euch Willkommen auf Winterfell. Unsere Bediensteten werden euch auf eure Gemächer geleiten und werden eure Pferde in die Ställe bringen. Wir erwarten euch zum Abendessen.“ Sie nickte mir freundlich zu „Lady Stark, ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft“. Meine Schwester Arya, die zwischenzeitlich wieder neben mir stand fragte frech: „Wo sind denn eure Drachen?“, ich gab ihr einen leichten unbemerkten Tritt. Daenarys lächelte, „meine Drachen werden da sein, wenn ich sie brauche.“ Die Diener unseres Hofes führten die Lordschaften auf ihre Gemächer. Ich blieb stehen und beobachtete die Gefolgsleute, die der Drachenkönigin hinterher liefen und nickte ihnen zu. Unter ihnen sah ich meinen Gemahlen, Lord Tyrion, der sich noch mit meinem Bruder Jon unterhielt und stehen blieb, ein Ser, der Aussah wie ein Westerosi und Lord Varys. Ich hatte nicht gewusst, dass auch er sich der Drachenkönigin angeschlossen hatte. Ich traute ihm nicht, immerhin war er der Spion der Krone. Vielleicht würde er uns auch jetzt nur im Auftrag der Krone ausspionieren?
 

Unter der Menge von den mir unbekannten Gefolgsleuten sah ich dann auch Brienne und Podrick, die auf mich zu kamen. Hinter ihnen erkannte ich eine große Gestalt, die ebenfalls in meine Richtung ging. „Lady Sansa, es freut mich zu sehen, dass ihr wohl auf seid“ sagte Brienne während sie auf mich zu lief, ihr Knappe Podrick verbeugte sich leicht. Meine Blicke suchten die große Gestalt, die sich hinter Brienne versteckte. Ich schielte an Brienne vorbei und suchte das Gesicht der Person auf. Irgendwas in mir gab mir zu erkennen, dass es jemand vertrautes sein muss. Dann konnte ich es sehen, als Brienne und Podrick direkt vor mit stehengeblieben waren. Hinter ihnen in der Mitte stand er. Mein Körper erstarrte, ich musste mich konzentrieren zu atmen, da das Atmen mir schwer fiel. Ich spürte wie starr mein Gesicht sein musste, wie erschrocken ich aussehen musste, doch ich konnte mich nur noch auf eins konzentrieren, den Mann, der hinter Brienne stand, anzuschauen. Sandor Clegane. Er war echt, kein Tagtraum, er stand hier in Fleisch und Blut und sah mir in die Augen. Brienne stellte sich schützend vor mich „Lady Sansa, ihr müsst keine Angst haben, er wird euch nichts tun.“ Erst jetzt merkte ich, wie beängstigt ich ausgesehen haben muss. Das konnte ich mir nicht erlauben, nicht vor der Drachenkönigin und ihren Leuten, nicht vor meinem Bruder und seinen Leuten. Ich holte tief Luft und setzte ein ernstes Gesicht auf, richtete meine Körperhaltung auf und ging einen Schritt auf den Bluthund zu „Ser Clegane, was führt Euch nach Winterfell?“ fragte ich ihn, behielt meine ernste Miene und ließ mir nichts anmerken. Er sah mich an, ich konnte erkennen wie seine Blicke über mich wanderten, er begutachtete mich von oben bis unten, musterte mich, dann neigte er seinen Kopf leicht nach unten und sah mir in die Augen. „Das Vögelchen ist aus dem Käfig geflohen. Das Vögelchen ist groß geworden. Doch gelernt hat es nichts, ich bin kein Ser“. Seine Stimme klang rau und grimmig, genau wie sein Blick es auch war. Er sah mir tief in die Augen, doch ich erwiderte seinen Blick nicht, ich starrte an ihm vorbei, um mich nicht in seinem Blick zu verlieren vor all den anderen.
 

Jon mischte sich ein „Sandor wird an unserer Seite kämpfen gegen die weißen Wanderer, er begleitete uns jenseits der Mauer und nach Königsmund“. Jon wandte sich zu einer Dienerin des Hofes „führt ihn ebenfalls zum Gästehaus“ wies er sie an. Sie ging auf den Bluthund zu und machte eine Geste, dass er ihr folgen solle. Bevor er ihr folgte beugte er sich nochmals zu mir herab „Das Vögelchen sollte wegfliegen, solange es noch kann“. Ich wagte es ihm kurz in die Augen zu sehen und ich sah Furcht, Furcht, die ich noch nie in seinen Augen gesehen habe. Er war der stärkste Ritter, den ich kannte, nichts hatte ihm Angst gemacht. Ehe ich die Möglichkeit hatte noch etwas zu sagen, war er schon weg. Er folgte der Dienerin, die ihn zum Gästehaus führte. Er würde sicher kein eigenes Gemach haben, sondern sich mit den anderen Rittern und Kriegern der Drachenkönigen den Raum teilen. Ich stand noch immer an der selben Stelle mir Brienne und Podrick, noch immer sagte ich nicht. Der Bluthund war nun außer Sichtweite. Mir wirrten nun Dinge im Kopf, die ich ihm gerne gesagt hätte, die ich ihn gefragt hätte, am liebsten wäre ich ihm in die Arme gesprungen, hätte sein Gesicht berührt, ihn geküsst, wie in meinem Traum. Doch nichts dergleichen tat ich. Doch ich war froh darüber. Wie hätte der Hof reagiert, wie hätten Jon und Arya reagiert, wäre ich dem Bluthund in die Arme gesprungen? Ich musste ihn sehen, sagte ich mir, mein Herz pochte noch immer. Ich musste mit ihm alleine sprechen. Nicht wünschte ich mir in diesem Moment mehr,
 

Ich wandte mich zu meinem König, „Jon, ich werde mich nun zurückziehen, wir sehen uns beim Abendessen“. Ich ging hinein und suchte mein Gemach auf.

Ich hatte mich auf meine Gemächer zurückgezogen, um etwas Kraft zu sammeln und mich zu ordnen. Mir erst einmal bewusst machen, was hier gerade passiert ist. Sandor Clegane, der Bluthund, er war am Leben und er war hier auf Winterfell. Götter, wie kann das sein? Er muss der stärkste Mann der Welt sein, dem Tode geweiht zurückgelassen und jetzt ist er hier, in meinem Zuhause. "Vögelchen" nannte er mich, genau wie er mich früher immer genannt hatte. Gehasst habe ich es zu meiner Zeit in Königsmund, gefürchtet hatte ich ihn. Doch wie sehr ich ihn vermisste, nachdem er Königsmund verließ. Er fehlte mir. Das Gefühl von Sicherheit fehlte mir, nachdem er gegangen war. So sehr ich ihn fürchtete, ich fühlte mich sicher. Ich war mich zu dieser Zeit über meine Gefühle nicht bewusst, ich war ein Kind, ein dummes kleines Mädchen. Ich hatte damals auch nicht seine Gefühle erkannt, nie habe ich mir Gedanken gemacht, warum er mich immer schützte, warum er mich aufsuchte, wenn ich alleine durch die Gänge ging, warum er mich singen hören wollte, warum er mich Vögelchen nannte. Mein Gesicht wurde warm und ich musste lächeln, schöne Erinnerungen waren das für mich.
 

Das Abendessen. Es war Zeit. Arya klopfte an meine Tür, ich bat sie hinein. Ich saß noch auf meinem Bett. Sie setzte sich neben mich "der Bluthund hat überlebt", sagte sie. "Wirst du ihn töten?" wollte ich wissen. "Willst du, dass ich ihn töte?", fragte sie mich. Wie könnte sie nur glauben, dass ich das möchte. Ich wusste nicht, ob sie das ernst meinte. Aber ich habe ihr nie von ihm erzählt, sie könnte es nicht wissen. "Nein... wir können seine Hilfe im Kampf gegen die Wanderer gebrauchen", ich entschied mich nicht mehr zu sagen. Sie braucht es nicht wissen, wie ich zu Sandor stehe, sie braucht nicht wissen, dass es zwischen ihm und mir eine Bindung gibt. Niemand weiß das, ich habe nie darüber gesprochen. Er ganz sicher nicht. Nie würde er über so etwas sprechen. Wahrscheinlich war er sich damals selbst nicht im klaren, was er tat, warum er mich schütze und aufsuchte. Betrunken war er auch oft genug.
 

Arya nickte zustimmend und wir machten uns zusammen auf den Weg zum Abendessen. Wir betraten die große Halle, sie war voll, jeder Tisch besetzt und gefüllt mit reichlich Brot und Huhn und Krügen voller Bier. Wir gingen zum höhen Tisch am Ende des Raumes. Jon, Bran, Daenerys, Tyrion, Varys saßen dort. An den Tischen vor uns schon einige Lords des Nordens, die Winterfell schon heute erreicht hatten. Dahinter hauptsächlich Anhänger von Daenerys und unsere Hofleute, unter ihnen saßen auch Brienne und Podrick. Ich setzte mich am hohen Tisch neben Jon und begrüßte die Anwesenden, die am Tisch saßen. Ich sah in die Menge und meine Augen suchten nur nach einem, Sandor Clegane.
 

Ich konnte ihn noch nicht entdecken. Jon erzählte uns von seinem Aufenthalt in Königsmund und von den Verhandlungen mit Cersei und von den weißen Wanderern. Ich hörte ihm zu, doch meine Blicke waren in der Menge, ich hielt Ausschau nach ihm. Dann begab auch er sich in die Halle. Er war nicht zu übersehen. Größer als jeder einzelne im Raum. Er blieb im Eingangsbereich stehen und schaute sich um. Dann sah er in meine Richtung. Nun konnte ich ihn mir genauer ansehen, ohne dass es jemand merken konnte. Er hatte seine Rüstung abgelegt und war in schwarz gekleidet. Noch nie habe ihn ohne seine Rüstung gesehen. Sein braunes Haar war über seine verbrannte Gesichtshälfte gekämmt. Sein Bart war voll, voller als früher und seinem Gesicht waren die Jahre anzusehen, die vergangen sind. Ich fühlte mich angezogen von ihm. Ich wusste nicht was es war, das mich so fühlen lies. Er war ein hässlicher alter Mann mit einem bösen starren Blick, nicht gut aussehend und jung, nicht sauber und gepflegt, wie Ser Loras oder Joffrey. Nein ein dreckiger alter Hund, wie er sich wohl selbst auch nennen würde. Meine Blicke wanderten von seinem Gesicht herunter und sich starrte auf eine breiten starken Schultern, seine muskulösen Arme, wie sie durch das eng anliegende Gewand aus Leder zu sehen waren. Ich spürte eine Wärme die meinen ganzen Körper durchfloss, ein kitzeln in meinem Bauch. Beherrsche dich Sansa, sagte ich zu mir selbst, ich darf mir nichts anmerken lassen. Ich nahm einen tiefen Atemzug und wandte meinen Blick ab und widmete mich wieder Jon, der noch immer berichtete. Das Abendessen verlief friedlich und ruhig. Zwischendurch blickte ich zu Sandor, der bei Brienne und Podrick einen Platz gefunden hat und genüsslich sein Huhn aß. An unserem Tisch wurde über die große Schlacht gesprochen und es wurden bereits erste Pläne geschmiedet. Da jedoch noch nicht alle Lords des Nordens eingetroffen waren, wurde noch nichts verkündet. Ich hielt zurück bei den Plänen. Seit Jon zum König des Nordens gewählt wurde, ignoriert er meine Ratschläge.
 

Ich sah wieder zu Sandor, dem Bluthund, er war gerade dabei aufzustehen. Die Halle war noch voll. Viele hatten schon aufgegessen, blieben aber sitzen, tranken Bier und unterhielten sich. Sandor bewegte sich Richtung Ausgang. Ich musste ihm folgen, ich musste ihn sehen, mit im sprechen. Ohne nachzudenken erhob ich mich von meinem Stuhl, als würde mich etwas ziehen. Ich entschuldigte mich bei den Tischanwesenden und verließ ebenfalls die Halle und folgte Sandors Richtung. Er lief durch den Langen Gang unserer Burg in Richtung der Tore. Der Gang war im Moment leer, so legte ich einen schnelleren Gang ein und rief "Ser, wartet bitte". Er blieb stehen und drehte sich um "Verdammte sieben Höllen, kann man in eurer beschissenen Burg nicht ein mal in Ruhe Scheißen gehen" grummelte er mit einem genervten Blick. Ich ging auf ihn zu und sein Blick entspannte sich "Was willst du, Vögelchen?" seine Stimme wurde etwas ruhiger, jedoch immer noch mürrisch und tief. "Ich hatte noch nicht die Gelegenheit euch zu danken. Ich bin sehr erfreut, dass ihr euch meinem Bruder und dem Haus Stark verpflichtet habt", sagte ich. Er antwortete nichts, sein Blick veränderte sich, sein Blick wurde härter und leidender, er kniff die Augen zusammen, dann kam er mir näher, der packte mit seiner Hand meinen linken Oberarm und drückte mich mit diesem gegen die Wand des engen Ganges, in dem wir standen. "Das Vögelchen legt keine Höflichkeiten ab. Doch hat es immer noch nicht verstanden! Ich bin kein Ser, ich diene keinem. Ich habe die beschissenen Wanderer gesehen! Ich geb ein Scheiß auf Schwüre, scheiß auf Ehre, scheiß auf deine Höflichkeiten! Der Tod kommt immer näher und er wird auch zu dir kommen Vögelchen, er wird dich holen Vögelchen, wirst du dann noch immer Lieder singen? Auf deinen Edlen Ritter warten, den du dir so sehr wünscht? Du solltest fliegen Vögelchen, fortfliegen". Er drückte meinen Oberarm immer noch fest, als hätte er sich darin verhakt. Er tat mir weh. Er drückte ihn so fest, doch ein angenehmer süßer Schmerz war es für mich, ein warmer Schmerz, eine Berührung von dem Mann, nach dem ich mich sehnte, mir gleich wie hart sie war. Ich genoss seine Nähe, sah ihm in die Augen. Sein Blick sagte mir, dass er sich wunderte, er versuchte so angst-einflößend wir möglich zu sein, doch ich hatte keine Angst und das verwunderte ihn, so drückte er meinen Arm noch fester. "Ich singe schon lange keine Lieder mehr. Ich habe keine Angst, auch nicht vor dem Tod, ich werde in Winterfell bleiben. Ich werde Winterfell nicht mehr verlassen!" antwortete ich. Sein Blick wurde zorniger, er nahm seine andere Hand und griff nach meinem rechten Oberarm, er drückte auf diesen fest gegen die Wand und packte ihn fest, ich spürte seine Fingernägel, wie sie sich in den Stoff meiner Ärmel einkrallten. "Du wirst sterben!" presste er heraus. Plötzlich hörte ich Schritte, wir waren nicht mehr alleine im Gang. Eine mir bekannte Stimme näherte sich "Lady Sansa, auf ein Wort." Tyrion Lannister, er warf dem Bluthund einen ernsten Blick zu. Dann löste der Bluthund seine Hände von meinen Oberarmen und wandte sich ab, er lief den Gang entlang und verschwand in der Dunkelheit. Tyrion stand vor mir und sah mich erwartungsvoll an, als würde er darauf warten, dass ich mich bedanke. Doch war ich zu verärgert, um ihm Dankbarkeit vorzutäuschen. So sehr die festen Griffe des Bluthundes schmerzen, so sehr er versuchte mir Angst zu machen, dennoch genoss ich den Moment, wollte nicht das er aufhört. "Lady Sansa, ich bin froh, dass ihr wohl auf seid. Ich will euch nur wissen lassen, dass ihr euch keine Sorgen machen müsst, ich werde den Anspruch auf den Vollzug unserer Ehe nicht erheben. Ich wollte das nie, mein Vater hat das alles geplant. Ihr seid, was mich betrifft eine ledige Frau, Lady Sansa", sagte Tyrion, der Gnom, der zu mir auf schaute. "Danke, Lord Tyrion, ich bin auch froh, dass ihr wohl auf seid".
 

Ich wollte das Gespräch beenden und der Richtung des Bluthundes folgen, doch Tyrion signalisiert mir, mich zurück zur halle zu geleiten. So begab ich mich gemeinsam mit ihm wieder zurück.

Die Hand

„Dieser verfluchte Lannister-Zwerg“, grummelte der Bluthund, während er den Gang entlang nach draußen lief. Gerade noch hatte ihn sein kleiner Vogel abgefangen, um mit ihm zu sprechen. Sie waren sich so nah wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Obwohl er seine Kontrolle verlor und seinen kleinen Vogel fest gegen die Wand drückte, zeigte das Vögelchen keine Angst. Nein im Gegenteil, Sansa gab ihm klar zu verstehen, dass er nicht so mit ihr umzugehen hat. Sie war nicht mehr wie ein verängstigtes kleines Vögelchen, sie wirkte stark, bestimmend und streng.
 

„Mein Vögelchen ist eine Frau geworden“, dachte er sich. Er erinnerte sich zurück, wie sein Gesicht so nah an ihrem war, ihrem hellen zarten Gesicht mit ihren tiefen blauen Augen und ihren vollen rosa Lippen, und sie ihm den Befehl gab sie loszulassen. Es erregte ihn ungemein von so einer zarten zierlichen Schönheit einen derart strengen Ton zu erfahren. Er spürte die Wäre in seinem Körper, als er sich zurückerinnerte, er spürte wie sein Glied anschwoll und gegen seine Hose drückte. „Verdammt, Clegane“, dachte er sich.
 

Wie sollte er sich nun von seinem erregten Glied erlösen. Hier als Gast in einer fremden Burg. Der Burg, über die sein kleines Vögelchen herrschte. Das Gästezimmer, in dem er sich eingerichtet hatte, konnte er nicht aufsuchen, immerhin musste er sich dieses mit den anderen Söldnern und Anhängern der Drachenkönigin teilen. Es war ja immerhin kein Lord, der ein Anspruch auf ein eigenes Gemach hätte. So lief er weiter und folgte einer Treppe, die bergab ging. Er landete im Vorratskeller. Hier würde ihn keiner stören, dachte er sich und stellte sich in ein dunkle Eck, wo er sich gegen die Wand lehnte.
 

Lange hatte er nicht die Gelegenheit, sich selbst zu streicheln, geschweige denn eine Frau zu ficken. Zuletzt in Königsmund, als er noch genug Lannistergold hatte, um die Huren zu bezahlen, die er sich nahm. Doch Jahre ist es her. Danach war er auf der Flucht. Später mit Arya unterwegs. Er hatte sie nie angefasst, nicht ein mal daran gedacht. Doch gelegentlich vor dem Einschlafen, wenn keine Gefahr lauerte und es niemand bemerkte, erlaubte er sich einen Gedanken an sein Vögelchen und berührte sich selbst.
 

So wie er es heute tat. Es ging nicht anders, ein GIied pochte und drückte, so musste er es befreien. Er öffnete die Schnürung seiner Hose und umgriff mit seiner rechten Hand seine pochende Männlichkeit. Wieder erinnerte er sich zurück, wie Sansa in ansah und ihm Befahl sie loszulassen. Ihre Worte sagten etwas anderes als ihre Augen. Denn ihr Blick war voller verlangen, ihr Atem war schwer und hastig, ihre Stimme entspannt. Er streichelte sein stets noch pochendes Glied und umgriff es auf und ab. Er stellte sich vor, wie Sansa ihm Befahl ihn zu ficken, was ihn zum Höhepunkt brachte und ihn stöhnen ließ.
 

Schmunzelnd sagte er zu sich selbst: „Verdammte sieben Höllen Clegane, was ist aus dir geworden, jetzt stehst du hier im beschissenen Vorratsraum der Starks und holst dir einen runter.“.

Eine Kämpferin

Tyrion begleitete Sansa zurück in die große Halle. Der Weg dort hin verlief schweigsam. Sansas Gedanken waren beim Bluthund, den sie gerade eben noch abgefangen hatte und ihm sehr nahe war, auch wenn sie sich diese Nähe anders vorgestellt hatte. Doch sie hätte damit rechnen können, dass aus dem harten Hund kein zartes Welpchen geworden ist. Trotzdem hat sie seine Nähe genossen, seine starken Hände, die sie mit seiner ganzen Kraft gegen die Wand drückten und seinen eindringlichen Blick. Sein Gesicht war so nah an ihrem. Ihre Lippen nur wenige Zentimeter von einander entfernt. Was wohl passiert wäre, wenn Tyrion nicht aufgetaucht wäre? fragte sich Sansa. Ihr wurde klar, dass es nicht einfach wird. Sie sehnte sich nach mehr solchen Momenten, in denen sie mit Clegane alleine sein konnte. Doch dies war nicht einfach hier in Winterfell. Sansa war nun die Lady von Winterfell, sie hatte eine Verantwortung und alle Augen auf sich. Zudem war die Burg voll mit Menschen. Anhängern von Daenerys, Wildlingen und hohen Lords mit ihren Anhängern aus dem Norden. Damals in Königsmund war der Bluthund immer in ihrer Nähe, er konnte sie problemlos in den leeren Gängen abfangen oder ihre Gemächer aufsuchen, niemand bemerkte es. Sansa seufzte, wie kann ich nur Zeit mit ihm verbringen, ohne dass es jemand bemerkt? Man würde Fragen stellen, sich um mich sorgen, an meiner Autorität zweifeln. Es darf keiner wissen, dass ich einem brutalen alten Söldner aus dem Süden verfallen bin..., dachte sie sich.
 

Angekommen in der großen Halle begab Sansa sich wieder zurück an den Tisch zu ihren Geschwistern und der Drachenkönigin. Das Abendessen neigte sich langsam dem Ende zu. Bran sah erwartungsvoll in ihre Richtung „Sansa, es ist nun Zeit, lass uns mit Jon sprechen“, Sansa nickte. Formal verabschiedete sie sich von den Gästen am Tisch und verließ gemeinsam mit Jon, Bran, Arya und Sam den Saal.
 

Sansa, ihre Geschwister und Sam begaben sich in den geschlossenen kleinen Saal, sie stellten mehrfach sicher, dass ihnen niemand folgte. Es war Vorsicht geboten, Winterfell war voll mit Fremden, vor allem vor Lord Varys, dem Meister der Spione, mussten sie sich in Acht geben. Die Geschwister nahmen Platz am Tisch vor dem Kamin. Bran begann über die wahre Herkunft von Jon zu erzählen, jedes Detail, das er kannte, gab er preis. Sam berichtete von dem Schriftstück, das er in der Zitadelle fand. Sansa beobachtete dabei Jon und versuchte zu deuten, wie er sich fühlte. Sein Blick war bedrückt, er schien verwirrt und überrascht zu sein, doch am Meisten war ihm seine Bekümmertheit anzusehen.

„Ich wollte nie ein König sein... erst wurde ich zum König des Nordens gewählt und jetzt wollt ihr mir sagen, dass ich ein Targaryen bin, der rechtmäßige Erbe des Eisernen Thrones? Ich will das alles nicht, ich wollte das nie!“ Jon schlug mit der rechten Hand auf den Tisch. Er seufzte und schüttelte den Kopf „seid ihr euch ganz sicher?“, wollte er wissen.

Bran und Sam nickten.

„Ich verlange von euch, dass ihr es niemandem erzählt! Ich muss meine nächsten Schritte überdenken... ich werde mich nun zurückziehen“, kaum hatte er den Satz beendet, war er schon dabei aufzustehen.

„Warte!“ rief Bran.

Jon stützte sich halb stehend auf dem Tisch ab und sah erwartungsvoll in Brans Richtung. Sam, Arya und Sansa schauten ebenfalls gespannt.

„Ich habe noch andere Neuigkeiten! Ich habe die Mauer gesehen, die Mauer in Ostwacht. Der Nachtkönig ritt auf einem Drachen, einem Eisdrachen. Er konnte die Mauer zerstören. Jon, sie sind nun auf dem Weg, der Nachtkönig mit seiner ganzen Armee! Es wird nicht mehr lange dauern bis sie Winterfell erreichen, höchstens einen Monat. Wir müssen uns vorbereiten.“, sagte Bran warnend, jedoch auch emotionslos, wie man es von ihm gewohnt war.
 

Jon war seine Besorgtheit anzusehen, er versuchte sich aber zu beruhigen und klar zu werden. „Ich werde es morgen verkünden, morgen dürften die übrigen Lords des Nordens angereist sein. Sie sollen alle ihre Männer einbestellen und ihre Frauen und Kinder trainieren. Die Dothraki und die Unbefleckten werden auch bald eintreffen, sie sind gute Krieger, sie sollen auch unsere Frauen und Kinder trainieren. Arya, Sansa, das gilt auch für euch, ihr müsst euch selbst schützen lernen, man soll euch das Kämpfen beibringen“, besorgt sah Jon zu seinen beiden Schwestern.
 

Arya lachte „Du hast mich noch nicht kämpfen gesehen, eher müsste ich die Männer unterrichten“.
 

Sansa nickte, „glaub mir Jon, ich habe sie gegen Brienne kämpfen sehen“. Sansa war ebenso besorgt über die Nachricht, dass die Wanderer auf dem Weg waren. Doch mit Rüstung und Schwert auf dem Schlachtfeld, das konnte sie sich im Leben nicht vorstellen. „Ich wäre nur ein Hindernis. Wie soll ich in nicht mal einem Monat lernen zu kämpfen? Jon, lass mich lieber bei der Planung und den Verhandlungen behilflich sein, als auf dem Schlachtfeld“, sagte Sansa.
 

„Sansa, diesen Feind kümmert es nicht, ob du Mann oder Frau bist, ob du hochgeboren oder nicht bist, er tötet alles, was ihm über den Weg läuft, es wird keine Verhandlungen geben“, sagte Jon ernst und besorgt.
 

Sansa wusste, dass er recht hatte. Es ging jetzt nur noch darum genügend Männer zu haben und zu kämpfen bis zum bitteren Ende. Sie wusste, dass die Chancen nicht gut standen, jetzt wo der Nachtkönig auch noch einen Drachen hatte. Ihr wurde klar, dass der Tod immer näher rückte. Doch was würde es ihr bringen zu kämpfen, sie würde sowieso sterben. Das Training würde ihr vielleicht helfen, wenige Sekunden länger zu überleben. Sie schüttelte den Kopf. Doch dann kam ihr eine Idee. Der Bluthund war der beste Kämpfer, den sie kannte. Er könnte sie trainieren. So hätte sie die Möglichkeit auf die von ihr ersehnte Zweisamkeit mit ihm.
 

„In Ordnung Jon, ich werde trainieren. Ich möchte aber Einzelunterricht. Der Hof muss das nicht wissen“, sagte Sansa.
 

Arya lachte „du willst dich nur nicht blamieren! Du kannst sicher noch nicht einmal ein Schwert halten.“
 

Sansa warf Arya einen grimmigen blick zu. Dann blickte sie wieder zu Jon, „ich will, dass der Bluthund mich das Kämpfen lehrt. Bitte teile ihm mit, dass ich morgen nach Sonnenaufgang beginnen möchte. Ich erwarte ihn im zebrochenen Turm. Dort werden wir ungestört sein.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser, nun mal ein etwas anderes Kapitel. Wie ihr sehen könnte, nutze ich nicht mehr die Ich-Erzählung. Ich habe vor diesen und die alten Kapitel noch einmal zu bearbeiten, da sie sprachlich nicht sehr ausgereift sind.
Eigentlich heißt es ja: erst die Arbeit, dann das Vergnügen... aber den Spaß an diesem Kapitel wollte ich mir nicht nehmen :D Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Schnullerkai
2018-07-20T19:43:56+00:00 20.07.2018 21:43
Aaaah, eine Fanfic zu Sansa und dem Hound! Ich konnt die Fantasie auch nicht lassen, auch wenn 'ne Verbindung der beiden im Leben nicht in die Serie gepasst hätte. Leider. Aber zu der Serie gibt es so viele "Leider"-Momente. ^^
Der Ansatz hat mich also schon mal komplett gepackt und bisher gefällt mir auch die Handlung.

Leider ist deine Geschichte sprachlich ziemlich unausgegoren. Du machst sehr viele Tempusfehler, beschreibst zB zurückliegendes im Perfekt, obwohl die Erzählgegenwart im Imperfekt stattfindet, weswegen das Plusquamperfekt zu nutzen ist. Oder du rutscht ins Präsens, während du dich in der Erzählgegenwart befindest.
Darüber hinaus solltest du dir die Zeit nehmen, deine Sätze noch mal kritisch unter die Lupe zu nehmen. Ein Beispiel: "[...] ich musste mich konzentrieren zu atmen, da das Atmen mir schwer fiel". Sachlich sicher korrekt, aber sprachlich einfach unsauber. Wortdopplungen sind immer schlecht für den Lesefluss. Als Gegenvorschlag: "Mein Körper erstarrte. Ich musste mich auf meine Atmung konzentrieren, da sie mir plötzlich schwer fiel."

Ein anderer Satz, der einen rausreißt: "Daenerys stand vor mir, ich sah ihr freundlich in die Augen, hielt meinen Blick trotzdem streng und selbstbewusst, ich ging vor ihr auf die Knie, der Rest unseres Hofes ebenfalls."
Diese Aneinanderreihung von Sätzen ohne Punkte dazwischen liest sich entsetzlich hektisch. "Daenerys stand vor mir. Ich sah ihr freundlich in die Augen, jedoch streng und selbstbewusst. Dann ging ich vor ihr auf die Knie. Der Rest unseres Hofes folgte meinem Beispiel." So als Gegenbeispiel. Ich hab mir erlaubt, das doppelte "Ich" als Satzanfang zu streichen. Spätestens laut gelesen hat man damit insgesamt eine deutliche Entschleunigung.

Ich will dein Werk jetzt nicht minutiös zerpflücken, das soll an Beispielen reichen. Aber ich empfehle dir, noch sehr viel Unterhaltungsliteratur zu lesen. Das formt den eigenen Stil und bessert die Wahrnehmung der Sprache. Keine Ahnung, wie alt du bist, aber du schreibst sehr, sehr jung. Da ich die Idee aber so wunderschön finde, möchte ich gerne dranbleiben. Insofern hoffe ich, dass ich dich jetzt nicht empfindlich getroffen habe oder so. Mach bitte weiter! :)

Grußviech,
Schnullerkai~
Antwort von:  Schnullerkai
20.07.2018 21:49
Sorry. Ein Hinweis noch zum Thema Absätze und wörtliche Rede:
https://montsegur.de/ipb-forum/index.php/topic/14188-abs%C3%A4tze-bei-direkter-rede/
Ich fand zB den Dialog zwischen Sansa und Tyrion nämlich sehr gut, man könnte ihn nur deutlich entschleunigter formatieren.
Antwort von:  Lady_vom_Schwarzwass
22.07.2018 08:25
Hallo Schnullerkai. Ich freue mich sehr über deinen Kommentar. Vielen Dank für deine konstruktive Kritik. Ich werde von deinen Ratschlägen gerne Gebrauch machen und die Story überarbeiten. Tatsächlich bin ich nicht sehr erfahren im Schreiben, wollte aber unbedingt mal über dieses Pairing etwas machen. In der Serie deutet ja nicht so viel auf eine romantische Beziehung zwischen den beiden hin... leider :) In den Büchern schon eher.. dort finde ich den Handlungsverlauf aber komplexer als in der Serie, weswegen ich meine Story an die Serie knüpfe. Ich würde mich nach meiner Überarbeitung und den weiteren Kapiteln über weitere Kommentare von dir freuen, wenn dir die Laune am Lesen nicht vergangen ist. Du scheinst dich ja sehr gut auszukennen :)


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