Smallville-Expanded - 08 von ulimann644 (Relationship) ================================================================================ Kapitel 5: Emotionen -------------------- 5. EMOTIONEN „Das war zum Auswachsen“, beschwerte sich Christian bei seiner Begleiterin. „Ich komme mir vor, als hätte ich die ganze Nacht in einer Wanne voll Weichspüler gelegen. Vier Stunden das sanfte Getue. Bloß keinen Streit riskieren. Aber Sawyer ist schon klar, dass zu streiten der Inbegriff einer geschäftlichen Verhandlung ist? Seine Essenz sozusagen.“ Celenia Munzon lachte hell auf. „Jammern Sie nicht. Im Notfall können wir hinauf gehen, in den Trainingsraum. Wenn ich Sie erst einmal eine halbe Stunde lang verprügelt habe, dann werden Sie sich garantiert anders fühlen.“ „Napoleon soll mal gesagt haben: Ich wollte, es wäre Nacht und die Preußen kämen. Jetzt verstehe ich ein wenig, was ihn dazu bewogen hat.“ Überlegend sah Christian seine Begleiterin an und meinte dann ablehnend. „Nach Kampftraining steht mir im Moment nicht der Sinn. Bei der momentanen, drückenden Hitze draußen, wäre ein Schwimmtraining genau das Richtige, finden Sie nicht?“ „Das kann ich einrichten“, erwiderte Munzon überraschend. „Lieutenant Sawyer lässt mir etwas Spielraum und es würde sich, hoch offiziell, mit dem Trainingsplan in Einklang bringen lassen. Unweit des Reviers ist die Schwimmhalle, in der das Department seine Leute trainieren lässt. Wollen wir?“ „Aber so was von. Es sei denn, das Department würde keine Badesachen stellen, dann wäre es vielleicht doch zu peinlich.“ Celenia Munzon lachte kurz auf. „Das Department hat sicherlich ein Badehose in Ihrer Größe, Christian. Keine Sorge, wir haben Alles, was wir brauchen, vor Ort.“ Christian nickte zufrieden. Gleichzeitig fielen ihm die Warnungen von White-Wolf wieder ein und seine Miene bekam einen nachdenklichen Zug. Celenia Munzon schien diese Veränderung bemerkt zu haben, denn sie erkundigte sich fast umgehend: „Was haben Sie plötzlich?“ „Oh, es ist Nichts“, wich Christian von Falkenhayn aus. „Eine private Angelegenheit.“ „Verstehe“, erwiderte Munzon leichthin und hakte nicht weiter nach. Am Aufzug kam ihnen Maggie Sawyer entgegen. Aus den Augenwinkeln sah Christian, wie stehen blieb und sie beide kurz musterte. Als sie im Aufzug nach unten fuhren, sagte Christian zu seiner Begleiterin: „Ich glaube, Ihr Lieutenant fragt sich, warum wir so gut miteinander auskommen. Ich glaube fast, sie hatte damit gerechnet, dass es zwischen uns richtig scheppern würde, nachdem sie uns zusammen gespannt hat.“ Die Latina nickte zustimmend. „Ich glaube es auch fast. Ob sie sehr enttäuscht sein wird, wenn wir am Ende als gute Freunde auseinander gehen?“ „Gute Freunde?“, spöttelte Christian augenzwinkernd. „Wir wollen es mal nicht gleich übertreiben, Officer Munzon. Der Junge blickte Celenia Munzon todernst an, bis ihn ihre immer finsterer werdende Miene zum Lachen reizte. „Entschuldigen Sie, Celenia. Ich lache Sie nicht aus. Es ist nur so, dass ihre Miene eben wirklich goldig aussah.“ Der Blick der Frau blieb finster, als sie erwiderte: „Sie wissen, dass ich bewaffnet bin und notfalls von der Waffe Gebrauch machen darf?“ Christian hob leicht seine Hände. „Nur ein kleiner Spaß. Kein Grund gleich das Feuer zu eröffnen.“ „Das denken Sie.“ Sie verließen den Lift im Erdgeschoss, durchquerten die große Marmorhalle, mit dem im Boden eingelassenen Logo der Metropolis-Police und schritten zu Celenia Munzons Streifenwagen. Im Innern sah die Frau zu Christian, während er sich anschnallte. In ihrem Gesicht arbeitet es, bis sie schließlich herausplatzte: „Mit einer einfachen Streifenmaus, wie mir, befreundet zu sein ist offenbar unter Ihrer Würde?“ Vollkommen überrascht sah Christian zu Munzon und fragte perplex: „Wow, woher kommt denn das jetzt? Das eben, im Dezernat, war schlicht ein leichtherziger Scherz. Nicht mehr und nicht weniger. Ich war der Ansicht, wir würden uns mittlerweile gut genug dafür verstehen. War das ein Irrtum?“ Die finstere Miene der Frau entspannte sich deutlich und verlegen gab sie zurück: „Es tut mir leid, ich habe da wohl eben etwas überreizt reagiert.“ Christian nickte in Gedanken. „Dasselbe habe ich, vor über einem Jahr, bei meiner Freundin erlebt. Sie dachte auch, ich würde mich nicht mit ihr abgeben wollen, nur weil ich aus reichem Haus stamme. Manchmal glaube ich fast, dass Standesdünkel genau anders herum gepflegt werden. Was mich betrifft: Ich hege keine.“ Celenia Munzon erwiderte nichts darauf. Sie sah Christian nur an. Der Junge schmunzelte unterdrückt und meinte dann: „Streifenmaus? Hey, das Wort gefällt mir. Darf ich…“ „Nein!“ Ein launiges Lachen war die Reaktion des Jungen. „In Ordnung. Aber ich finde das Wort trotzdem heiß.“ Sie fuhren los und waren knapp fünf Minuten später am Ziel. Auf dem Weg ins Innere des Gebäudes erkundigte sich Munzon, ohne auf die vorangegangene Unterhaltung einzugehen: „Können Sie gut schwimmen?“ „Wie ein Frosch. Aber für eine Teilnahme an Olympia reicht es bei Weitem nicht.“ Munzon sah ihn an und lachte dann: „Der Frosch und die Streifenmaus. Das Kinderbuch schreibt sich von selbst, würde ich sagen.“ „So eine Geschichte kenne ich nicht“, sinnierte Christian. „Dafür aber eine von einem kleinen Bär und einem kleinen Tiger und der Tiger hat eine Tiger-Ente. Eine Holzente auf Rädern, mit Streifen drauf. Die Geschichte heißt: Oh, wie schön ist Panama.“ „Mist“, knurrte Munzon finster. „Ich hatte mich schon auf die Tantiemen gefreut.“ Sie lachten sich an. Gemeinsam betraten sie den Vorraum, von dem aus es zu den beiden Umkleidebereichen ging. Dort kam ihnen eine Frau entgegen, die ebenfalls den Eindruck bei Christian hinterließ, aus Mittel- oder Südamerika zu stammen. Die Frau rief Celenia Munzon etwas auf spanisch zu und blickte dabei vielsagend und irgendwie anzüglich zu Christian. Bevor Munzon etwas erwidern konnte, erwiderte Christian in akzentfreiem Spanisch: „Nein, der Kleine ist nicht Munzons neuer Freund. Aber finden Sie wirklich, dass ich einen süßen Hintern habe?“ Die Durchblutung der Epidermis, im Gesicht der Frau, an die Christian seine Frage gerichtet hatte, steigerte sich deutlich. Erstaunt sah Celenia Munzon von ihrer Kollegin zu Christian und fragte nach einem langen Moment: „Sie sprechen und verstehen Spanisch?“ „Neben Deutsch, Französisch, Englisch und Japanisch. Und noch etwas Latein.“ Etwas ungläubig, gerade als er Japanisch erwähnte, sah Munzon ihren Begleiter an und Christian fügte ernsthaft hinzu: „Kein Scherz.“ „Japanisch? Wirklich?“ Christian winkte ab. „Mit dem Lesen hapert es noch. Doch das Sprechen und das Verstehen funktioniert schon einigermaßen. Ich bin sehr interessiert an Fremdsprachen.“ „Darauf wäre ich jetzt gar nicht gekommen“, gab Munzon ironisch zurück. Sie verwies Christian an einen Kollegen und meinte zu ihm: „Wir sehen uns dann gleich am Becken wieder.“ Christian nickte ihr zu und folgte dann dem Polizist. Als er sich umgezogen und geduscht hatte, betrat er durch eine Glastür die eigentliche Schwimmhalle. Dort musste er noch eine Minute auf Munzon warten. Zum ersten Mal, seit sie sich begegnet waren, sah Christian sie mit offenem Haar. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass es lockig war. Sonst fest zurückgebunden und zu einem Knoten, hinter dem Kopf, zusammengesteckt, fiel dieser Umstand gar nicht auf. Im dunklen Einteiler, mit dem Logo der Metropolis-Police auf der linken Brustseite, sah sie geradezu sexy aus, wie Christian zugeben musste. Die Muskeln an Armen und Beinen waren gut definiert. Offensichtlich war sie sehr gut durchtrainiert. Der Junge bemerkte die Blicke der Frau und er realisierte, dass sie offensichtlich dieselben Überlegungen anstellte. Um seine eigene Verlegenheit zu überspielen meinte er anerkennend: „Sie machen eine sehr gute Figur, Officer.“ „Danke, Sie brauchen sich aber auch nicht zu verstecken. Wie sieht es aus? Schwimmen wir um die Wette, oder ganz locker und entspannt?“ „Lieber locker und entspannt“, sagte Christian. „Ich darf mein Muay Thai Training nicht vernachlässigen. Da wäre es nicht gut, wenn ich mich hier schon verausgaben würde.“ „Ganz wie Sie möchten. Planschen wir ein Wenig herum.“ Sie begaben sich ins Becken und schwammen einige Bahnen entspannt nebeneinander. Andere Kollegen oder Kolleginnen von Munzon waren im Moment nicht hier. Es war schließlich Christian, der die Stille brach und unvermittelt fragte: „Was halten Sie davon, wenn wir dieses unpersönliche Sie weglassen würden und dafür das etwas persönlichere Du verwenden würden? Ich weiß, dass normalerweise Sie mir das Du anbieten müssten, da Sie die Ältere sind.“ „Oh, mein Gott. Es stimmt also, was über die Förmlichkeit und Übergenauigkeit der Deutschen gesagt wird.“ Christian lächelte schwach. „Ich weiß nicht, ob es Sawyer Ihnen gegenüber erwähnte, doch mein Vater gehört dem deutschen Hochadel an. Sein Titel ist Graf. Ein Titel, den ich nach seinem Tod übernehmen werde. Das verpflichtet zu gewissen Umgangsformen. Und gleichfalls dazu, sie auch einzuhalten. Manchmal ist es schwierig, das abzulegen.“ Munzons größer werdende Augen bewiesen, dass sie davon keine Ahnung gehabt hatte. Nach einem Augenblick erklärte sie: „Also okay, ich bin einverstanden damit, dass wir diese verstaubten Etikette über Bord werfen und uns Duzen.“ Christian lächelte versonnen und beobachtete das Gesicht der Frau eine Weile. Dann meinte er: „Dein Freund ist zu beneiden. Oder gibt es keinen Freund?“ „Es gibt keinen Freund, aber dafür eine Freundin.“ Es dauerte einige Augenblicke, bis Christian begriff. Dann meinte er: „Wenn das Thema zu persönlich ist, dann sag es ruhig. Aber darf ich fragen, wie sie ist?“ Sie schwammen etwas langsamer und dichter beieinander, als Munzon begann: „Ihr Name ist Nicole. Wir lernten uns kurze Zeit nach dem… Du weißt schon. Nach der Attacke des Jungen, an der High-School, lernten wir uns kennen. Damals hatte ich das Gefühl, dass ich mich im freien Fall befinde. Bei meinen Eltern fand ich damals wenig Verständnis. Nicole fing mich auf, um im Bild zu bleiben. Sie gab mir den Halt, den ich überall sonst damals so dringend, aber auch vergeblich, gesucht hatte. Zunächst wurden wir Freundinnen. Dann die besten Freundinnen. Kurz nach meinem achtzehnten Geburtstag dann, nach einem gemeinsamen Abend der ganz bezaubernd gewesen war, landeten wir noch bei ihr. Irgendwann habe ich Nicole einfach geküsst. Ich hatte mich damals fast erschrocken. Doch dann übernahm Nicole das Kommando. Sie küsste mich. So sanft, so liebevoll. In diesem Moment habe ich mich in Nicole verliebt. Ich wusste in diesem Moment, dass Nicole nie grob zu mir sein würde. Oder gemein. Sie ist ein wundervoller Mensch.“ Sie wendeten und Christian lächelte: „Das freut mich für dich.“ „Warum?“ Diese Frage brachte Christian aus dem Konzept. Endlich sagte er: „Weil mir die Menschen nicht egal sind, Celenia. Das werden sie nie sein. Darum engagiere ich mich auch für soziale Projekte. So, wie es meine verstorbene Mutter getan hat.“ Celenia Munzon bemerkte den melancholischen Ausdruck in den blauen Augen des Jungen und entschuldigend meinte sie: „Ich wusste nicht…“ „Schon gut. Es ist jetzt etwas mehr als eineinhalb Jahre her. Die Verbrecher wurden inzwischen gefasst und eingesperrt. Das Attentat, bei dem sie starb, galt meinem Vater.“ Christian beobachtete aufmerksam die Reaktion der Frau, an seiner Seite. Doch er konnte in ihrem Gesicht nichts Verdächtiges feststellen. Der Verdacht, den White-Wolf zwischenzeitlich in ihm geweckt hatte, bei ihrem Gespräch, legte sich. In der Tat glaubte er immer weniger daran, dass Munzon die Person war, die ihm an den Kragen wollte. Sie schwammen zwei Bahnen in einem etwas schnelleren Tempo. Jedoch artete es nicht in einen Wettkampf aus. Als sie sich schließlich in etwas flacherem Wasser gegenüberstanden da fragte die Latina überraschend: „Wie reagierte deine Freundin, als du sie zum ersten Mal berührt hast? Ich meine, nach der Attacke auf sie.“ „Sie war es, die den Kontakt herstellte“, erwiderte Christian, in der Erinnerung lächelnd. „Sie nahm meine Hand, als wir nebeneinander saßen und ein Footballspiel ansahen. Nur das unserer Schulmannschaft. Dann korrigierte er sich und meinte: „Halt, Moment, das stimmt nicht. Zum ersten Mal legte sie ihre Hand auf meinen Arm, als ich ihr von meiner Mom erzählt habe. Sie spürte, dass mich die Erinnerung an sie traurig machte. Und ich berührte mit drei Fingern ihr Kinn.“ „Das meinte ich nicht“, erklärte Munzon. „Ich meinte eher, wann du sie richtig berührt hast. Eine richtige Umarmung.“ Christian überlegte kurz. „Das war während unseres ersten Muay Thai Trainings. Ich stellte ihr die richtige Atemtechnik vor, damit sie sich etwas lockert. Dabei legte ich meine Hände auf ihre Schultern. Sie zuckte kurz zusammen, aber dann entspannte sie sich. Ich riet ihr damals, sich ihren Dämonen zu stellen. Nach und nach wurde sie immer ruhiger. Etwas später war übernahm sie erneut die Initiative und küsste mich das erste Mal. Erst zu diesem Zeitpunkt habe ich es gewagt, zum ersten Mal meine Arme um sie zu legen, und sie sanft an mich heran zu ziehen. Vorher hatte ich Bedenken das zu tun. Aber warum fragst du?“ Celenia sah zu Christian auf. Sie schluckte und antwortete schließlich rau: „Seit diesem schrecklichen Tag, an der High School, habe ich es nie wieder zugelassen, dass mir ein Mann allzu nahe kommt. Allein der Gedanke, dass mich ein Mann umarmt, versetzt mich schon in Panik. Hände zu schütteln ist noch okay und es machte mir auch vorhin nichts aus, deine Schusshaltung zu korrigieren. Zumindest nicht viel. Aber vor Umarmungen von Männern habe ich Angst und bekomme Panik. Darum auch meine heftige Reaktion, beim Kampftraining. Aber ich hasse diese Angst. Ich möchte sie loswerden.“ „Hast du mal versucht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen?“ Heftig schüttelte Celenia Munzon den Kopf. „Nein. Einem fremden Mann will ich das nicht anvertrauen und eine Frau, die nicht dasselbe erlebt hat wie ich, versteht es möglicherweise nicht. Nicht wirklich, meine ich. Du hingegen…“ Christian machte eine zweifelnde Miene. „Ich kann mir nicht vorstelle, in wie weit ich dir da helfen könnte.“ Celenia drehte ihm den Rücken zu und sagte leise: „Bitte lege deine Hände auf meine Schultern, wie du es damals bei deiner Freundin gemacht hast.“ „Hältst du das wirklich für eine gute Idee? Ich lege es wirklich nicht darauf an, dass du anfängst panisch zu schreien und um dich zu schlagen.“ „Das werde ich nicht“, versicherte die Latina und fügte etwas leiser hinzu. „Glaube ich jedenfalls.“ Christian überlegte für einen Moment und sagte dann ernst. „Also schön. Aber falls du merkst, dass du es nicht ertragen kannst, dann sagst du mir sofort Bescheid und ich nehme meine Hände weg. Ich erwarte, dass du in dieser Hinsicht ehrlich gegenüber dir selbst bist.“ Celenia Munzon atmete tief durch. „Ich bin bereit, Christian.“ Christian trat dichter an die Frau heran, die bis zur Brust von Wasser umgeben war. Bevor er seine Hände auf ihre Schultern legte, sagte er beruhigend: „Ich werde nichts tun, was du nicht wirklich willst, Celenia. In dieser Hinsicht kannst du mir vertrauen.“ Sie erwiderte nichts und beinahe übervorsichtig legte der Junge seine kräftigen Hände ganz sacht auf die gebräunten Schultern der Frau. Er glaubte zu spüren, wie sich jeder Muskel in Celenia anspannte und wollte seine Hände bereits wieder fort nehmen, als sie, heftig durchatmend sagte: „Es ist schon okay, Christian. Ich will mich dieser Angst stellen.“ Christian schluckte. Ihm wurde bewusst, welches Vertrauen ihm Celenia in diesem Moment entgegen brachte. Leise sagte er: „Dann stelle dich jetzt deinen Dämonen, schließe die Augen und atme ruhig und gleichmäßig ein und aus. Durch die Nase ein und durch den Mund aus. Und ein – und aus…“ Celenia Munzon folgte seiner Aufforderung. Mit jedem Atemzug schien sie etwas ruhiger zu werden. Nach einer halben Minute sagte sie mit vibrierender Stimme: „Ich fühle mich, als würden Millionen von Ameisen über meine Haut rennen. Aber ich schaffe es.“ „Wie ich eben schon sagte: Ein Wort von dir, und ich gehe wieder auf Abstand.“ „Nein“, erwiderte Celenia Munzon beinahe flehend. „Mir wird zwar immer noch heiß und kalt, doch es wird schwächer. Da ist noch etwas Anderes. Ich kann nicht sagen, was es ist, doch es fühlt sich nicht unangenehm an.“ „Ich glaube, deine Freundin wäre sehr stolz auf dich, wenn sie sehen könnte, wie du dich hier deinen Ängsten stellst“, gab Christian aufmunternd zurück. „Glaubst du, du kommst damit klar, wenn ich meine Hände ganz sacht zu deinen Oberarmen bewege?“ „Ich weiß nicht. Aber versuche es.“ „Ich verspreche dir, dass ich niemals grob zu dir sein werde, Celenia. Es ist, wie ich es schon gesagt habe, ich werde Nichts gegen deinen Willen tun.“ Damit bewegte er seine Hände, die ganz eben noch ihre Haut berührten, zu ihren Oberarmen, wo er sie sanft auflegte. Etwas rau fragte er: „War das schlimm?“ „Nein, es ging. Zuerst hatte ich etwas Panik, doch das ließ diesmal sehr schnell nach. Ich konnte spüren, wie behutsam du vorgehst.“ Christian meine ablenkend: „Ich weiß, dass das viel verlangt ist, aber ich möchte dich dennoch darum bitten, nicht alle Jungs über einen Kamm zu scheren. Ich bin mir sicher, dass es mehr Jungs gibt, die in Ordnung sind, als fiese Typen.“ Celenia antwortete nicht darauf. Sie begann schneller zu atmen und sich selbst überwindend bewegte sie sich rückwärts zu Christian, bis ihr Rücken seine Brust berührte. Mit zitternden Händen reichte sie nach hinten und berührte, beinahe gehaucht, seine Hüften. Christian hielt für einen Augenblick den Atem an. Erst nach einigen Herzschlägen flüsterte er: „Wow, das ist sehr mutig von dir, Celenia. Aber du musst es wirklich nicht übertreiben. Wenn du merkst, dass du panisch wirst, dann handelst du hoffentlich.“ Celenia atmete mehrmals tief durch, um die aufsteigende Panikattacke niederzuringen. Dann erwiderte sie kratzig: „Es geht. Wirklich.“ Für eine geraume Weile standen sie so da, bis sich Celenia Munzon traute, sich wieder zu bewegen. Vorsichtig nahm sie ihre Hände wieder von Christian und bat ihn: „Lege jetzt deine Hände auf meine Hüften.“ Christian zögerte einen Moment lang, bevor er der Aufforderung nachkam. So behutsam, wie schon zuvor, legten sich seine Hände auch diesmal an den Körper von Celenia Munzon. Diesmal blieb die erwartete, heftige Reaktion jedoch aus. Schneller als zuvor hörte das Zittern ihres Körpers auf. Christian sog überrascht die Luft ein, als die Latina nachdrücklich seine Hände in ihre nahm und seiner Arme um ihren Körper legte. Ihre Hände dabei auf seine gelegt. Dabei sagte sie heiser: „Das Herz schlägt mir gerade bis zum Hals, aber ich habe keine Angst vor deiner Umarmung. Ich weiß, dass ich dir vertrauen kann. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl.“ „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Celenia. Ich weiß nicht, ob ich mich das, an deiner Stelle, trauen würde. Ich wünsche mir nur, dass dir das wirklich helfen wird.“ Für eine Weile blieb es wieder still, bevor Munzon leise bat: „Bitte nimm deine Arme jetzt etwas nach vorne, ich möchte mich zu dir umdrehen.“ Christian verzichtete diesmal auf eine Mahnung und folgte der Bitte einfach. Fast übervorsichtig wandte sich Celenia Munzon zu Christian um. Ihre Hände zitterten auch diesmal, als sie seine Hüften berührten. Es dauerte fast eine Minute, bis sie sich an den Jungen geschmiegt hatte. Bis sich ihre festen Brüste gegen ihn drückten und ihre Hände auf seinem Rücken lagen. „Nimm mich jetzt wieder in deine Arme.“ Wieder ganz behutsam legte Christian seine Hände auf ihren Rücken. Stolz glomm in seinen Augen, als er Celenia ansah. Die Angst schien fast ganz aus ihren dunklen Augen gewichen zu sein.“ Etwas ironisch erklärte Christian, mit schiefem Grinsen: „Wenn Alicia das jetzt sehen würde, dann könnte ich mich auf etwas gefasst machen.“ Etwas mehr von Celenia Munzons Anspannung fiel von ihr ab, als sie lächelnd erwiderte: „Das glaube ich sofort. Ich denke, Nicole wäre auch nicht erbaut davon. Ich liebe sie von ganzem Herzen.“ „So, wie ich Alicia liebe“, bekräftigte Christian. Die Latina sah dankbar zu Christian auf bevor sie ihren Kopf an seine Brust bettete. Einen Moment später erklangen zwei rohe ungeübte Töne. Munzon presste die Zähne fest aufeinander, um sich nicht von ihren Emotionen überwältigen zu lassen, doch der Damm brach und ihre Schultern begannen zu zucken. Christian ließ sie gewähren und schwieg. Erst nach einer ganzen Weile legte er sanft seine linke Hand an ihren Kopf und streichelte ganz behutsam über ihr Haar. Dabei forderte er Munzon leise auf: „Lass es raus. All das, was du in den letzten Jahren in dich hinein gefressen hast. Danach wird es dir besser gehen.“ Die Latina weinte so sehr, dass es sie schüttelte und Tränen rannen über die Wangen des Jungen, der ihren Kummer fast körperlich spüren konnte. Er schämte sich nicht dafür. Als sich Munzon nach geraumer Weile beruhigte, und ihr Schniefen leiser wurde, gab Christian kurz ihren Kopf frei um sich mit dem Handrücken über die Wangen zu wischen. In diesem Moment schämte er sich nur für seinen Verdacht gegen sie, den White Wolf geweckt hatte. Schließlich drückte Munzon den Jungen sanft und flüsterte: „Lass uns gehen, Christian. Mir wird allmählich kalt, hier im Wasser.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)