Wochenende von Maggie_S ================================================================================ Kapitel 2: Freitag ------------------ Am nächsten Morgen machte sich jeder fleißig daran, die letzten Arbeiten zu erledigen. Die vergangenen drei Wochen waren anstrengend gewesen. Sie hatten nervenaufreibende Kämpfe mit den Outridern gehabt und mussten sich auch erstmal untereinander genauer kennenlernen und vor allem, lernen miteinander auskommen (und zusammen zu wohnen!). Bei den vier grundverschiedenen Charakteren war und ist das nicht immer einfach. Es gab häufiger Reibereien, aber alle vier waren sich ausnahmslos einig, dass sie eine kleine Auszeit voneinander gebrauchen konnten. Bis zum Mittag war jedoch alles fertig gecheckt, wenn es um die Arbeit ging, klappte das Zusammenspiel bestens. Gut gelaunt pfeifend packte der Cowboy seine Siebensachen und verließ mit einer Reisetasche sein Zimmer. Auf dem Flur vor seinem Zimmer traf er auf Saber, der ebenfalls ein Täschen gepackt hatte. Gemeinsam gingen sie in die Küche, nach dem Mittagessen wollten sie los. Sie trafen April und Fireball in der Küche. April rührte gerade in einem Topf und Fireball deckte den Tisch. Fragend blickte Colt die beiden an. „Wo sind eure Taschen, habt ihr noch nicht gepackt?“ April schüttelte den Kopf. „Ich bleibe hier“, meinte sie während sie die Tomatensoße abschmeckte. „Ich wollte noch ein paar Verbesserungen an Ramrod einbauen.“ „Ich bleibe auch hier“, erwähnte Fireball beiläufig während er das letzte Besteck auf den Tisch legte und sich auf seinen Platz setzte. Colt blickte ihn erstaunt an. „Du bleibst freiwillig hier? Oder hast du noch etwas anderes geplant?“, grinste er anzüglich und deutete mit einem Kopfnicken in Aprils Richtung. Ihm waren längst die verstohlenen Blicke aufgefallen, die Fireball ihr immer dann zuwarf, wenn er sich unbeobachtet fühlte, und nun war es des Cowboys erklärte Lieblingsbeschäftigung, ihn damit aufzuziehen. Zum Glück hatte April die Geste jedoch nicht mitbekommen. „Nein“, brummte Fireball verärgert, konnte jedoch nicht verhindern, dass seine Wangen leicht rot wurden. „Ich habe keine Wohnung“, erklärte er bevor noch ein dummer Spruch von Colt kam. Dem Cowboy fiel die Kinnlade herunter. „Wie, du hast keine Wohnung? Wir müssen uns hier mit einem Vagabunden abgeben?“ „Ich hab' schon eine Wohnung, aber die ist in Tokyo. Das lohnt sich nicht für ein Wochenende.“ Er verschwieg vorsichtshalber, dass sein gemeldeter Wohnsitz immer noch die Wohnung seiner Mutter war. Das hätte nur zu noch mehr Sticheleien geführt. April stellte den heißen Topf auf einen Untersetzer in der Mitte des Tisches und setzte sich dazu. „Wo bist du denn untergekommen?“ fragte sie während sie sich Essen auf den Teller gab. „Ich bin von Hotel zu Hotel gezogen. Als Rennfahrer war ich viel unterwegs, da lohnte es sich nicht, eine Wohnung zu nehmen“, erklärte er weiter. „Oder ist das ein Problem wenn ich hierbleibe?“ fügte er hinzu. „Natürlich nicht“, antwortete Saber. April schüttelte den Kopf, gleichzeitig verabschiedete sie sich jedoch von ihrem ursprünglich geplantem ruhigen Wochenende. Mit Fireball würde es bestimmt nicht ruhig werden. „Gut“, antwortete er, „ich trete dir schon nicht auf die Füße, du bekommst mich kaum zu Gesicht“, zwinkerte er seiner Teamkollegin zu. Sie grinste etwas missglückt und seufzte innerlich. Nach dem Essen verabschiedeten sich Colt und Saber. April machte sich gut gelaunt daran, die Verbesserungen an Ramrod vorzunehmen. Für sie war das neben Shoppen gehen die beste Entspannung. Fireball wollte sich gerade seinen Rennanzug anziehen, als sein Blick auf das Chaos in seinem Zimmer fiel. Seufzend beschloss er, doch erstmal aufzuräumen. Und Wäsche waschen musste er auch dringend, wie er feststellte, wollte er den Outridern nicht im Adamskostüm unter die Äuglein treten. Er schnappte sich also einen Wäschekorb und räumte seine Schmutzwäsche hinein. Auf dem Weg zur Waschmaschine lief April ihn fast um. Sie hatte einen Schraubenschlüssel in der einen Hand, und war in die neuen Pläne von Ramrod auf dem Tablet in ihrer anderen Hand vertieft. Anstelle ihres roten Overalls hatte sie einen Mechaniker-Anzug angezogen, der bereits mit Öl und Dreck verschmutzt war. Eine verschmierte Ölspur befand sich auch auf ihrer Wange, und Fireballs Herz machte unwillkürlich einen Hüpfer. Obwohl ihr der Anzug mindestens eine Nummer zu groß war, sah sie niedlich darin aus. Irgendwie gefiel ihm ihr Anblick. „He, vorsicht“, lachte er und trat einen Schritt zurück. April schaute ihn erschrocken an. „Entschuldige, ich war so in die Pläne vertieft dass ich dich nicht gesehen hab,“ lächelte sie verlegen. „Kein Problem“, antwortete er und wollte schon seinen Weg fortsetzen als April ihn nochmal ansprach. „Gehst du zur Waschmaschine?“ Ein bestätigendes „Hmmm.“ „Ich muss auch dringend Wäsche waschen. Was wäschst du denn da?“ „Buntwäsche, hauptsächlich T-Shirts.“ „Prima, das muss ich auch gewaschen haben. Warte kurz, bin gleich wieder da!“, sprach sie und war schon verschwunden. Etwas verdattert blieb Fireball zurück. Sie erwartete jetzt aber nicht allen Ernstes von ihm, dass er ihre Wäsche mitwäscht, oder? Kurze Zeit später kam April wieder, ebenfalls mit einem vollen Wäschekorb in der Hand. Schweigend gingen sie nebeneinander in den Hauswirtschaftsraum, wo die Waschmaschine stand. Es war ungewohnt, nur sie beide alleine, und weder April noch Fireball wusste irgendein sinnvolles Gespräch anzufangen. „Wie läuft es mit den Verbesserungen?“, brach er schließlich das unangenehme Schweigen während sie ihre Sachen in die Waschmaschine gab. „Bis jetzt ganz gut“, antwortete sie. „Wenn es so weiter läuft, bin ich morgen früh fertig und kann dann ganz entspannt shoppen gehen.“ Er lächelte zur Antwort. „Wolltest du nicht zur Rennstrecke?“, fragte sie. „Ja, eigentlich schon, aber ich muss erstmal in meinem Zimmer ein bißchen Ordnung machen, das sieht aus als hätten mich dort die Outrider überfallen“, grinste er. April lächelte verschmitzt, ein chaotisches Zimmer passte zu ihm. Auch wenn ihre Schlafzimmer und die der anderen beiden alle nebeneinander lagen, war das Zimmer des anderen tabu. Das war eine unausgesprochene Regel, an die sich jeder hielt. Keiner wusste, was der andere in seinem Zimmer trieb, das war Privatsache. Und da die Türen üblicherweise geschlossen waren, konnte man nur selten einen Blick in die Zimmer hineinwerfen. Nun war Fireball an der Reihe, seine Wäsche in die Waschmaschine zu geben. April dosierte in der Zwischenzeit das Waschmittel, wählte das Programm aus und drückte auf Start, nachdem Fireball die Waschmaschinentür geschlossen hatte. „So, fertig. Die läuft erstmal“, meinte sie. Fireball entschied, dass sie sich doch einen kleinen frechen Spruch anhören musste. Bis jetzt hatte er sich zurückgehalten, aber die Bemerkung konnte er sich nicht verkneifen. „Jetzt hast du deinen Anzug vergessen, den hättest du direkt mitwaschen können“, meinte er und deutete grinsend auf ihren verdreckten Mechaniker-Anzug. Mit Genugtuung stellte er fest, dass sie leicht errötete. „Das hättest du wohl gern. Da kommen eh noch mehr Flecken dazu“, erwiderte sie, drehte sich rasch um und verließ den Raum. Fireball lächelte versonnen in sich hinein. Knappe drei Stunden später machte die Waschmaschine mit einem lauten Piepsen darauf aufmerksam, dass das Programm durchgelaufen war. April war in der Zwischenzeit gut mit den Verbesserungen vorangekommen und Fireball hatte sein Zimmer blitzblank geputzt und sogar noch die Küche gewischt. Nun trafen sich beide wieder im Hauswirtschaftsraum. April war gerade schon dabei, die Wäsche aus der Maschine zu nehmen, als Fireball sich zu ihr gesellte. Sie blickte kurz auf als sie ihn bemerkte und fragte: „Chaos schon beseitigt?“ „Ja, alles wieder ordentlich. Und wie läuft's bei dir?“, sagte er während er ihr half, seine Sachen von ihren zu trennen und auf die Leine zu hängen. „Ich bin so gut wie fertig. Einen Test muss ich heute Abend noch anwerfen, der dauert ein paar Stunden, aber wenn der fehlerfrei ist, ist Ramrod wieder einsatzbereit und schnurrt wie ein Kätzchen.“ Fireball lachte kurz auf. „Als Kätzchen würde ich Ramrod nicht unbedingt bezeichnen.“ Er wollte noch etwas hinzufügen, aber da erregte etwas anderes im Wäschehaufen seine Aufmerksamkeit. Ein paar Sekunden lang beobachtete er April, wie sie seelenruhig ihre Wäsche aufhing. Es handelte sich hauptsächlich um T-Shirts und Tops, dass offensichtlich etwas anderes dazwischen gerutscht war, war ihr noch nicht aufgefallen. Mit einem Grinsen griff er nach dem eindeutig aus Spitze bestehendem Kleidungsstück und hielt es zwischen seinen Händen gespannt vor sich. Es war ein ziemlich knapper Tanga. „Der ist wohl von dir“, meinte er breit grinsend. April schaute auf und errötete sofort, als sie sah was er in den Händen hielt. Hastig griff sie nach ihrem Tanga und ließ ihn in ihrer Hand verschwinden. „Der muss dazwischen gerutscht sein“, nuschelte sie verlegen. Fireball grinste schelmisch. „Interessant was du so drunter trägst.“ „Das wirst du nie zu Gesicht bekommen“, erwiderte sie, um Fassung bemüht. „Schade eigentlich.“ sagte er in einem gespielt bedauernden Tonfall. Nun wurde er doch leicht rot, als ihm unwillkürlich ein Bild von April im Tanga durch den Kopf schwirrte. April schnaubte verärgert. Fireball war ja noch schlimmer als Colt mit seinen Sprüchen und Andeutungen. Wieder breitete sich eine unangenehme Stille zwischen den beiden aus. Zum Glück waren sie mit dem Aufhängen der Wäsche so gut wie fertig. Nachdem auch das letzte Kleidungsstück aufgehängt war, blickte Fireball auf die Uhr, seufzte und meinte: „Schon fünf Uhr durch. Zur Rennstrecke fahren lohnt sich nicht mehr. Ich geh' noch eine Runde joggen.“ „Und ich hüpf' schnell unter die Dusche“, erwiderte sie. „Bis später“, winkte Fireball ihr kurz zu und war auch schon verschwunden. Eine Stunde später betrat er nassgeschwitzt und noch etwas außer Atem die Küche. Die Bewegung an der frischen Luft hatte ihm gut getan. Zur Zeit war Sommer, die Sonne schien und es herrschten äußerst angenehme Temperaturen. Er mochte es, wenn es warm war, das hob immer seine Laune. Er entdeckte April, die mit dem Kopf im Kühlschrank steckte. Sie hatte wieder ihren roten Overall angezogen und ihr Haar war noch feucht vom Duschen. „Suchst du nach was Essbarem?“, fragte er, griff nach einem Glas und schüttete sich Wasser ein. April zuckte erschrocken zusammen, drehte sich zu ihm um und schloss die Kühlschranktür. „Ja, der Kühlschrank ist leider ziemlich leer. Wenn wir nicht zum fünften Mal Nudeln essen wollen, müssen wir was bestellen.“ „Dann lass' uns doch Pizza bestellen, ich hab eh' keine Lust auf Kochen. Und morgen vormittag gehe ich einkaufen“, sagte er während er sich mit seinem T-Shirt den Schweiß von der Stirn wischte. April erhaschte dadurch einen kurzen Blick auf seine gut trainierte Körpermitte und musste unwillkürlich schlucken. Obwohl der Rennfahrer im Gegensatz zu Colt und Saber beinahe schmächtig wirkte, war er offensichtlich gut im Training. Nicht ganz so muskulös wie seine Teamkameraden aber trotzdem ganz ansehnlich. Ausdauer musste er haben, bei der ganzen Energie die er immer an den Tag legte. „Klingt gut.“ erwiderte sie hastig bevor ihre Gedanken eine ganz abwegige Richtung einschlugen. „Prima. Bestellst du mir eine Pizza mit Salami und Paprika mit? Dann geh' ich schon mal Duschen.“ „Hmmm“, antwortete sie. Er trank noch sein Glas Wasser aus und war schon wieder verschwunden. Fireball war gerade mit dem Duschen fertig, als das Essen geliefert wurde. April hatte schon bezahlt und kam ihm mit den Kartons in der Hand entgegen. „Hmm, das riecht lecker“, meinte er als ihm der Duft von frisch gebackener Pizza in die Nase stieg. April nickte. „Ja, jetzt habe ich auch Hunger“, erwiderte sie und machte sich auf Richtung Küche. Fireball folgte ihr. „Weißt du, was jetzt noch besser wäre?“ fragte er und schaute sie von der Seite an. „Nö, was denn?“ fragte sie zurück und wandte ihm ebenfalls den Blick zu. Er grinste. „Die Pizza vorm Fernseher bei einem guten Film zu essen.“ April kicherte. „Saber würde einen Anfall bekommen. 'Vorm Fernseher essen gibt’s hier nicht!'“, äffte sie ihn nach. Colt hatte den Vorschlag ebenfalls mal angebracht, und der war mit eben diesen Worten abgeschmettert worden. Fireball lächelte diabolisch. „Saber ist nicht hier...“ Sie grinsten sich beide an und schlugen wortlos den Weg zum Gemeinschaftsraum ein. „Jetzt müssen wir uns nur über einen Film einigen“, meinte sie während sie sich auf dem großen, bequemen Sofa niederließ. „Kein Western, keine Doku, kein Liebesfilm und nichts mit Vampiren“, stellte er die Bedingungen und setzte sich neben sie. April griff nach dem Tablet. „Jaja.“ sie konnte seinen durchdringenden Blick direkt fühlen. „Eine Schande dass wir diesen Raum mit dem riesigen Fernseher nicht häufiger nutzen.“ Sie nickte während sie die Videothek auf dem Tablet durchschaute. Meistens bekamen sich alle vier bei der Filmauswahl in die Haare, deswegen spielten sie Abends lieber Karten. Da waren sie sich immer einig. Fireball rückte näher an sie heran und schaute mit ihr gemeinsam auf das Tablet. April spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Was soll das denn jetzt bitteschön? Wieso reagierte sie so auf seine Nähe? „Was ist mit dem Film hier?“, fragte er und deutete mit dem Finger auf das Tablet. „Der ist gut, den hab' ich im Kino gesehen“, antwortete sie und startete die Wiedergabe. Zufrieden über die schnelle Einigung brachte Fireball wieder etwas Abstand zwischen sie. Beide ließen sich die Pizza schmecken und genossen den ruhigen Filmabend. Fireball verabschiedete sich direkt nach dem Film und verschwand auf sein Zimmer. Er wollte zeitig schlafen gehen damit er morgen früh fit für die Rennstrecke war. April startete noch die Fehlerananlyse, die würde die ganze Nacht durchlaufen und ihr morgen hoffentlich ein zufriedenstellendes Ergebnis präsentieren. Danach ging auch sie ins Bett. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)