Wochenende von Maggie_S ================================================================================ Kapitel 4: Sonntag ------------------ Ihre ohnehin schon viel zu kurze Nachtruhe wurde am nächsten Morgen jäh unterbrochen. Lautes Piepsen riss April und Fireball früh, eindeutig viel zu früh aus dem Schlaf. Mit einem Schrecken setzte er sich im Bett auf. Es dauerte einige Augenblicke, bis er sich orientiert hatte und das Piepsen zuordnen konnte. Es war die Comline im Kommandoraum. Einen leisen Fluch ausstoßend griff er schlaftrunken nach einem T-Shirt und stolperte aus seinem Zimmer. Beinahe wäre er mit April zusammengestoßen, die im selben Moment ebenfalls schlaftrunken aus ihrem Zimmer wankte. Sie warfen sich ein schüchternes Lächeln zu und gingen - oder besser stolperten irgendwie - gemeinsam so schnell wie möglich zum Kommandoraum. April nahm das eingehende Gespräch an und legte es auf den großen Bildschirm. Commander Eagle erschien mit finsterem Gesichtsausdruck im Display. Seine Augenbraue zuckte verdächtig als er die beiden offenbar übernächtigten Gestalten vor sich sah. Fireball stand nur in Shorts vor ihm und zog sich gerade noch das hastig übergezogene T-Shirt zurecht. April wiederum trug einen für den Geschmack ihres Vaters viel zu aufreizenden, kurzen Schlafanzug, ein Träger ihres Oberteils drohte auch noch über die Schulter zu rutschen. Beide hatten die Haare strubbelig, das heißt, Fireball noch mehr als sonst. „Hallo Daddy, was gibt's?“ begann April fröhlich. Commander Eagle richtete seinen Blick auf sie und sagte gezwungen ruhig: „Guten morgen. Hab ich euch bei irgendetwas gestört?“ „Nur beim Schlafen, Commander“, erwiderte Fireball und unterdrückte ein Gähnen. „Soso, nur beim Schlafen.“ Keinem der beiden fiel der bedrohliche Unterton in seiner Stimme auf, dafür waren sie einfach noch zu müde. „Kann mir dann vielleicht mal jemand erklären, was das hier zu bedeuten hat?!“, fauchte Commander Eagle plötzlich und hielt eine Zeitungsseite hoch. April sowie Fireball kniffen die Augen zusammen und versuchten zu erkennen, was darauf zu sehen war und den Commander offenbar so in Rage versetzte. Fireball wurde als erster klar, was in der Zeitung abgebildet war: ein Foto von April und ihm, küssend, seine Hand auf ihrem Hintern. Ein ziemlich eindeutiges Bild. „Rennfahrer Fireball mit neuer Flamme entdeckt“, stand in großen roten Buchstaben darüber. „Verdammt...“, fluchte er leise, doch Commander Eagle hatte es gehört. April wurde blass um die Nase. Wieso war ein Foto von ihr und Fireball in der Zeitung abgedruckt? „Ja, verdammt“, fauchte Commander Eagle. „Ich war doch bis vor kurzem ein berühmter Rennfahrer, die Paparazzi müssen...“ begann Fireball, wurde jedoch unterbrochen. „Das meine ich nicht. Ich will wissen was deine Zunge im Mund meiner Tochter zu suchen hat!“, brüllte Commander Eagle nun, sein Gesicht nahm dabei eine ungesund rote Färbung an. „Daddy“, rief April, entsetzt über seinen Ausbruch. Fireball wurde in dem Moment klar, dass Commander Eagle nicht in der Rolle des Commanders sprach, sondern als aufgebrachter Vater, und den galt es nun zu besänftigen. „Ähm, das war..., also....“ stammelte April, mittlerweile genauso rot im Gesicht wie ihr Vater. Ihr war das ganze schrecklich peinlich. „Da war ein aufdringlicher Kerl, der wollte April nicht in Ruhe lassen“, begann Fireball, erstaunt über seine eigene Gelassenheit. „Ja, und damit er mich endlich in Frieden lässt, haben Fireball und ich so getan als wären wir ein Paar. Das hat auch gut funktioniert, danach war der Mann verschwunden“, ergänzte April schnell. Commander Eagles Augenbraue zuckte wieder verdächtig. „Mehr steckt also nicht dahinter? Das ganze war nur gespielt und hat nichts zu bedeuten?“ Fireball und April nickten hastig. „Ja Commander, der Kuss hatte nichts zu bedeuten“, bestätigte Fireball und musste ein Schmunzeln unterdrücken. Er fand die ganze Situation irgendwie zum Lachen. Eagle verschränkte die Arme vor der Brust und fragte mit ernster Miene: „Und danach?“ „Wie, danach?“, fragte April ratlos. „Wir haben noch ein bißchen in der Disko getanzt und später ist jeder brav in sein eigenes Bettchen gehüpft“, antwortete Fireball, der ahnte worauf der Commander hinauswollte. Die Miene des Commanders entspannte sich ein klein wenig. „In Ordnung. Aber Fireball, eins muss dir klar sein. Ich dulde keine Beziehung unter Teamkollegen. Das hat noch nie funktioniert!“ Fireball nickte verstehend. „Natürlich Commander, zu Befehl. Ich rühre Ihre Tochter nicht an. Taucht Aprils Name eigentlich in der Zeitung auf?“ Eagle schüttelte den Kopf. „Nein, zum Glück nicht.“ Fireball lächelte erleichtert, es reichte wenn sich die Paparazzi in den nächsten Tagen über ihn die Finger wund schrieben und irgendwelche wilden Geschichten erfanden. Damit hatte er leider schon Erfahrung und er wollte nicht, dass April irgendetwas angedichtet wird. April schaute stirnrunzelnd immer wieder zwischen ihrem Vater und Fireball hin und her. Sie fand die ganze Unterhaltung mittlerweile nur noch absurd. Sie war doch schließlich erwachsen und konnte tun und lassen, was sie wollte und musste sich vor niemandem rechtfertigen! Sie verlor die Fassung. „Daddy, was soll das eigentlich?“, fragte sie wütend, die Hände in die Hüften gestemmt. Eagle wandte ihr fragend den Blick zu. „Das machst du jedesmal. Ich bin erwachsen und kann zusammensein mit wem ich will, misch dich da gefälligst nicht ein!“, fauchte sie nun. Fireball schaute sie entsetzt an. Wie meinte sie das denn jetzt? „April, das ist nicht hilfreich!“, zischte er ihr leise zu. Die Farbe des Commanders wechselte wieder zu rot. „Junge Dame, so sprichst du nicht mit mir!“ April schlug entsetzt die Hand vor den Mund. Was hatte sie denn da von sich gegeben? Das klang ja so als wolle sie mit Fireball zusammen sein. Offenbar war sie immer noch nicht ganz wach. „Entschuldige, Daddy“, murmelte sie kleinlaut und senkte den Kopf. Commander Eagle nickte finster. „In Ordnung. Und jetzt zieht euch verdammt nochmal was Vernünftiges an!“ Die Angesprochenen nickten ebenfalls. Fireball fiel aus den Augenwinkeln auf, wie der Träger von Aprils Oberteil nun endgültig den Halt verlor und schob ihn ohne nachzudenken mit einer schnellen Bewegung wieder zurecht. April warf ihm einen dankbaren Blick zu. Erst als er seine Hand von ihrer Schulter nahm, fiel ihm auf, dass das vor dem Commander im Moment wahrscheinlich keine so gute Idee gewesen war. In den Augen von Commander Eagle war das eindeutig eine viel zu vertraute Geste und er wollte gerade dazu ansetzen, wieder loszupoltern, da kam April ihm zuvor. „Bis demnächst, Daddy!“, sagte sie schnell und kappte die Verbindung. Fireball und April seufzten und sahen sich an, keiner wusste, was er dazu sagen sollte. Schließlich reckte sich Fireball ausgiebig und meinte dann: „Also ich brauche jetzt erstmal einen Kaffee!“ Er zwinkerte ihr zu und machte sich auf den Weg in die Küche. Sie zuckte mit den Schultern. „Kaffee klingt gut“, sagte sie und folgte ihm. Beide saßen sich am Tisch in der Küche gegenüber, immer noch in Schlafoutfits und mit strubbeligen Haaren, jeder mit einer dampfenden Tasse Kaffee vor sich. Fireball konnte sich kaum ein Grinsen verkneifen. Er musste immerzu an die Unterhaltung mit Commander Eagle denken und an Aprils Aussage „Ich kann zusammen sein mit wem ich will, misch dich gefälligst nicht ein.“ Er musterte sie hin und wieder. So verschlafen im dem kurzen Schlafanzug sah sie einfach nur süß aus. April kam das Dauergrinsen in Fireballs Gesicht komisch vor. Machte ihm die Schelte ihres Vaters denn gar nichts aus? Sie war immer noch geladen deswegen. „Was ist eigentlich so lustig daran?“, fragte sie. Fireball sah von seiner Tasse auf und meinte schulterzuckend: „Das war nicht mein erster Anschiss von einem wütenden Vater.“ April zog fragend eine Augenbraue hoch. „Ich war früher in der Schule mit einem Mädchen zusammen. Sie hieß Miyuki. Ihr Vater mochte mich nicht, deswegen hat er mir verboten, sie zu treffen.“ Erwartungsvoll schaute sie ihn an. „Und du hast dich nicht daran gehalten?“ Das war eher eine Vermutung. Er grinste noch breiter. „Natürlich nicht. Er hat uns erwischt und mir eine Pedigt gehalten dass mir heute noch die Ohren klingeln.“ April schüttelte lächelnd mit dem Kopf. Das passte zu ihm. „Wie ging es weiter?“, fragte sie neugierig. „Wir haben uns noch eine zeitlang heimlich getroffen, aber dann habe ich irgendwann herausgefunden dass sie mich betrogen hat, deswegen habe ich mit ihr Schluss gemacht.“ April gab ein betroffenes „Oh“ von sich. Fireball wusste selbst nicht, warum er ihr das auf einmal erzählt hatte. Aber er spürte seit gestern eine seltsame Vertrautheit zwischen ihnen beiden und hatte das Gefühl, offen mit ihr reden zu können, ohne dass sie ihn wegen irgendetwas verurteilen würde. „War sie deine erste Freundin?“ Er nickte zur Antwort. „Wie lange wart ihr zusammen?“ „Etwas länger als ein Jahr.“ Wieder schaute sie ihn betroffen an deswegen fügte er hinzu: „Aber das ist schon ewig her und längst vergessen.“ „Und danach?“ fragte April ehe ihr auffiel, dass das doch eine sehr persönliche Frage war. Aber anscheinend war er gerade in Redelaune und sie wollte mehr über ihn erfahren. „Du bist ja ganz schön neugierig“, grinste er sie an, fuhr aber fort zu erzählen. „Kurz danach habe ich meinen Schulabschluss gemacht und bin in den Rennzirkus gegangen.“ Er nahm einen Schuck von seinem Kaffee. „Ab dem Zeitpunkt hatte ich keine Zeit mehr für Frauengeschichten.“ April sah ihn überrascht an. „Du warst während deiner Zeit als Rennfahrer mit keiner anderen Frau zusammen?“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Nicht mal nur für...“ „Was? Für eine Nacht?“, unterbrach er sie nun grimmig, er war enttäuscht dass April genauso von ihm dachte wie die meisten anderen Menschen auch. „Natürlich nicht. Es stimmt ja dass die meisten 'Boxenluder' leicht zu haben sind, aber ich bin es nicht. Ich kenne eine Frau gerne länger als zwei Stunden bevor ich mit ihr ins Bett hüpfe.“ Schuldbewusst senkte April den Kopf. „Entschuldige“, murmelte sie leise, das war ihr nur so rausgerutscht. Aber sie konnte sich nur schwer vorstellen, dass danach nichts mehr bei ihm gelaufen war, hatte er doch gestern Abend in der Disko bei mindestens drei Frauen gute Chancen gehabt. „Ist schon gut“, winkte er versöhnlich ab. „Das Klischee des Rennfahrers, der in jeder Stadt eine andere hat, kann ich nicht erfüllen. Aber die Zeitungen haben mir fast jede Woche ein anderes Mädel angehängt. Das war schon ziemlich nervig. Jede Frau mit der ich mich auch nur unterhalten habe, wurde gleich als meine Freundin abgestempelt.“ April nickte, die Erfahrung hatte sie jetzt auch gemacht. Wobei sie sich ja nicht nur unterhalten hatten... Er machte eine kurze Pause und nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee, dann fügte er hinzu: „Aber erzähl es bitte nicht Colt, der würde mich ewig damit aufziehen.“ „Versprochen“, lächelte April. Dankbar lächelte er zurück. „Und du, liebste April? Wie sieht es mit deinem Liebesleben so aus?“ Erschrocken blickte sie ihn an. „Ich hab' dir auch alles von mir erzählt.“ grinste er. „Jetzt bist du dran. Gibt es irgendwelche Exfreunde oder aktuellen Liebhaber?“ Erwartungsvoll schaute er sie an. April blickte in seine großen, braunen Augen. Haben sie eigentlich schon immer so gefunkelt? Sie spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Hastig senkte sie den Blick und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. „Dank Daddy gibt es da auch nichts zu erzählen.“ seufzte sie. Fireball hob überrascht die Augenbrauen. Das konnte er sich gar nicht vorstellen, sie war doch sogar ein Jahr älter als er. „Wie meintest du das vorhin zu deinem Vater mit 'Misch dich gefälligst nicht ein?'“, fragte er nach einem kurzen Schweigen als sie nicht von sich aus weitersprach. Sie schaute betrübt auf ihre Tasse. „So wie ich es gesagt habe. Immer wenn ich Interesse an einem Mann gezeigt hatte, hat er den strengen Commander gespielt und die Typen sind jedesmal geflüchtet. Außerdem war ich so sehr damit beschäftigt, Ramrod zu entwickeln und die Konstruktion zu begleiten, dass ich sowieso kaum Zeit für etwas anderes außer Arbeiten hatte.“ Sie seufzte kaum hörbar. Fireball kam auf einmal so ein Gedanke. Das musste er sie einfach fragen. Er grinste sie breit an und sagte: „Sag' mal, war das gestern etwa dein erster Kuss?“ Ertappt sah sie ihm kurz in die Augen, dann senkte sie verlegen ihren Blick. „Bild' dir da bloß nichts drauf ein“, nuschelte sie und nippte an ihrem Kaffee. Sein Grinsen wurde noch breiter, soweit das überhaupt noch möglich war. „Tu' ich auch nicht.“ Sie schwiegen eine Weile, ehe sie die Stille unterbrach: „Und es ist dir wirklich nicht aufgefallen?“ Er grinste sie verschmitzt an und leckte sich bei der Erinnerung an den Kuss unbewusst über seine Lippen. April errötete leicht und erwiderte verlegen sein Grinsen. Plötzlich hörten sie Schritte, die sich der Küche näherten. „Scheint als bekämen wir Gesellschaft“, bemerkte Fireball. „Hmm“, antwortete sie beinahe enttäuscht. Sie hatte die Zeit genossen, die nur sie beide miteinander verbracht hatten. Sie spürte eine neue Vertrautheit zwischen ihnen beiden und hätte viel lieber noch etwas mehr Zeit mit Fireball alleine verbracht. Erwartungsvoll richteten sie ihre Blicke auf die Tür. Colt staunte nicht schlecht, als er seine beiden Kollegen nur im Schlafklamotten gekleidet in der Küche bei einem Pläuschen bei einer Tasse Kaffee entdeckte. Breit grinsend stellte er seine Tasche ab und setzte sich zu den beiden an den Tisch. „Guten morgen ihr zwei. Gut geschlafen?“ Er warf April und Fireball einen verschwörerischen Blick zu. „Guten morgen“, erwiderten die beiden gleichzeitig. „Ja, aber eindeutig zu kurz“, fügte Fireball hinzu und reckte sich. Colts Grinsen wurde noch breiter. „Was habt ihr zwei denn die ganze Nacht so getrieben dass ihr jetzt so müde seid?“ „Wir waren aus“, antwortete Fireball knapp. „Warum bist du eigentlich schon hier?“, fragte April. „Dienstantritt ist doch erst heute Abend.“ Colts Augen blitzen schelmisch auf. „Ich bin eben pflichtbewusst. Oder wollt ihr zwei lieber noch etwas alleine sein?“ April schüttelte reflexartig den Kopf und Fireball wollte gerade etwas erwidern, als Colt fortfuhr: „Naja, ich dachte nur. Ich habe heute morgen das hier in der Zeitung gesehen“, er zog die Zeitung mit dem Foto von April und Fireball aus seiner Hosentasche, „und wollte mal nach dem Rechten sehen. Nicht dass ihr zwei noch was Unanständiges macht.“ Breites Grinsen von Colt als er erwartungsvoll zwischen den beiden hin und her blickte. April stützte seufzend ihre Unterarme auf den Tisch und legte den Kopf darauf. Also wusste er es auch schon. Das konnte ja heiter werden. Sie wünschte sich sie könnte in einem großen schwarzen Loch verschwinden. Fireball gab einen genervten Laut von sich und verdrehte die Augen. „Spar' dir deine blöden Kommentare. Anschiss gab's vorhin schon vom Commander.“ Colt hob fragend eine Augenbraue, immer noch grinsend. „Ich sag' doch gar nichts, ich möchte nur wissen, was passiert ist!“ Fireball schnaubte. „Nichts! Wir waren in einer Disko, und da hat sich so ein Kerl an April rangemacht.“ „Ha, und du warst eifersüchtig und musstest gleich deine Ansprüche geltend machen?“ Fireball warf Colt einen bösen Blick zu. „Nein“, er sah hilfesuchend zu April. Als hätte sie seinen Blick gespürt, hob sie den Kopf und sagte: „Der Typ wurde zu aufdringlich und deswegen haben wir so getan, als wären wir zusammen. Mehr war da nicht!“ Colt wirkte beinahe enttäuscht. „Mehr nicht, nur dieser eine bedeutungslose Kuss?“ Beide nickten grimmig. „Und, liebste April, kann unser Turbofreak gut küssen? Hat er deine Erwartungen erfüllt?“ April wurde puterrot im Gesicht, empört über diese indiskrete Frage. „Colt!!“ grummelte Fireball. Er grinste und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Ist ja schon gut“, winkte er ab. „Ich habe übrigens auch Brötchen mitgebracht!“, zwinkerte er die beiden versöhnlich an und schaffte es, wieder ein kleines dankbares Lächeln in die Gesichter der beiden zu zaubern. „Was meintest du vorhin mit 'Den Anschiss gab's schon vom Commander'?“, fragte Colt neugierig an Fireball gewandt. Mittlerweile hatten sie fertig gefrühstückt und Colt und Fireball räumten die Küche auf, April war bereits unter der Dusche. Fireball lächelte verschmitzt während er die Spülmaschine einräumte. „Du warst leider nicht der einzige, der das Bild in der Zeitung gesehen hat. Commader Eagle hat uns heute morgen schon aus dem Bett gescheucht und eine Standpauke gehalten.“ „Aus wessen Bett?“ Fireball warf ihm einen bösen Blick zu und seufzte. Das Spiel würde Colt wohl noch eine Weile beschäftigen. „Jeden aus seinem eigenen Bett“, sagte er resigniert. Colt grinste schadenfroh. „Das klang jetzt aber ein bisschen frustriert. Und der Commander hat den wütenden Vater raushängen lassen?“ Fireball nickte. Dem Cowboy kam auf einmal eine Idee. „In welcher Disko wart ihr nochmal?“ Fireball nannte ihm den Namen während er noch die Anrichte abwischte. Colt setzte sich an den Tisch, griff unauffällig nach dem Tablet und lachte ein paar Sekunden später erfreut auf. „Ha, hab euch gefunden!“ Fireball legte den Lappen in die Spüle und warf ihm einen fragenden Blick zu. Der Cowboy konnte sich ein Lachen kaum verkneifen. „Fireball, wo hast du denn nur deine Hände!??“ „Was...?“ begann er und ließ sich rasch neben seinem Kumpel nieder. Dieser drehte ihm das Tablet zu und Fireball wurde erst blass, dann rot. „Du weißt doch, dass in der Disko Fotografen rumrennen und die Bilder später auf deren Homepage veröffentlicht werden, oder?“ „Oh Gott...“, stammelte Fireball entsetzt. „Wenn Commander Eagle die Bilder sieht, bin ich geliefert.“ „Ich weiß gar nicht, was du meinst...“, grinste Colt während er Fireball freundschaftlich auf die Schulter klopfte. „Sind doch schöne Bilder... Es hat allerdings den Anschein, als hättet ihr in eurer Jugend etwas zu viel Dirty Dancing geguckt...“ Halb entsetzt, halb fasziniert schaute Fireball die Bilder durch. April und er waren einige Male zu sehen, meistens beim Tanzen. Und meistens engumschlungen. Auf einem Foto hatte April ihre Arme um seinen Nacken und ein Bein halb um Fireball geschlungen und er hielt es an ihrer Kniekehle fest. Ihre Gesichter waren nah beieinander und sie lächelten sich an. Auf einem anderen Bild stand er dicht hinter April, sie hielt ihre Arme hoch hinter ihrem Kopf und Fireballs rechte Hand war vorne auf ihrem Bauch unter ihrem Top verschwunden, verdächtig weit oben, während seine andere Hand auf ihrer Hüfte ruhte. Bei dem Bild wurde selbst Colt rot. „Fireball???“ Dieser grinste verschmitzt und sagte leise: „Musste was überprüfen....“ Colts Augenbraue rutschte fragend nach oben. „Was musstest du überprüfen? Ob sie was drunter trägt!?“ Er machte große Augen als ihm die Eingebung kam, dass sein Kumpel genau das gemeint hatte. Fireball presste seine Lippen aufeinander um ein Grinsen zu unterdrücken. Colt bemerkte das natürlich trotzdem und fragte wissbegiering: „Und, hatte sie?“ Der Rennfahrer schüttelte fast unmerklich den Kopf. Colt lachte auf. „Ja, unsere liebe April ist ein ganz schön heißer Feger, ich kann verstehen dass du deine Fingerchen nicht bei dir lassen konntest.“ „Hmm“, brummte Fireball nur und wurde wieder rot. „Aber eins muss man euch lassen, die Bilder sind echt gut geworden“, musste Colt neidlos anerkennen. Fireball nickte, als sie plötzlich eine Stimme hörten: „Welche Bilder? Ich kenne nur das eine aus der Zeitung!“ Erschrocken sahen die beiden auf und entdeckten Saber, der im Türrahmen stand. „Guten morgen Schwertschwinger!“ rief Colt ihm fröhlich entgegen. „Was machst du denn schon so früh hier?“ „Commander Eagle hat mich wegen eines 'Notfalls' angefunkt“, sagte er und schaute etwas verstimmt in Fireballs Richtung. Dieser brummte etwas unverständliches, stützte die Ellbogen auf den Tisch und verbarg das Gesicht in den Händen. „Entschuldige...“, murmelte er. Das ein einfacher, unbedeutender Kuss so viel Aufregung verursachen konnte... „Schon gut“, seufzte der blonde Schotte. „Von welchen Bildern habt ihr gerade gesprochen? Gibt es noch mehr, was ich wissen sollte?“ Colt deutete auf den Platz auf der Bank neben sich. „Es gibt noch mehr Fotos“, grinste er. Fireball seufzte hilflos. „Möchte ich die überhaupt sehen?“, fragte Saber skeptisch während er sich neben Colt auf der Bank niederließ. „Unbedingt!“ grinste der Cowboy und schob Saber das Tablet hin. Wortlos blätterte er die Bilder durch. Colt beobachtete seinen Chef genau, aber er konnte in Sabers Gesicht keine Regung ablesen. Fireball stützte seine Unterarme auf den Tisch und legte seinen Kopf darauf. Er wünschte sich gerade er wäre ganz weit weg, irgendwo am anderen Ende des Universums. Oder in der Phantomzone, das war immer noch besser als hier. Saber seufzte, als er mit dem Durchsehen der Bilder fertig war. „Ich hoffe für dich, dass Commander Eagle die Fotos nicht zu Gesicht bekommt“, sagte er zu Fireball, der ihn etwas missglückt angrinste. „Das hoffe ich auch“, murmelte er leise. „Wo ist April eigentlich? Hat sie die Bilder schon gesehen?“, fragte Saber. „Sie wollte duschen. Ha, ich zeig' ihr die Bilder, die kennt sie bestimmt noch nicht!“, rief Colt erfreut auf und griff nach dem Tablet, doch Fireball war schneller. „Vergiss es Kuhtreiber, das mache ich!“, sagte er, schnappte sich das Tablet und verschwand aus der Küche. Colt grinste erwartungsvoll Saber an. „Und, was hälst du davon?“ Saber seufzte und antwortete: „Scheint so als würden sich die beiden gut verstehen und hätten sich amüsiert. Weißt du was zwischen ihnen läuft? So wie Commander Eagle sich anhörte befürchtet er das Schlimmste.“ Colt zuckte mit den Schultern. „Sie meinten, sie hätten sich nur das eine Mal geküsst um einen aufdringlichen Kerl loszuwerden, der es auf April abgesehen hatte. Sonst sei nichts passiert.“ „Dann wollen wir das mal so glauben“, erwiderte Saber, für ihn war das Thema damit erledigt. Er vertraute darauf, dass sie professionell blieben. Beziehungen unter Teamkollegen waren zwar nicht direkt verboten, konnten jedoch zu Problemen innerhalb eines Teams führen. Er hoffte, dass Fireball und vor allem April das bewusst war und sie es sich sehr gut überlegten, bevor sie sich aufeinander einließen. „Was machen wir denn jetzt mit dem angebrochenen Tag?“ fragte Colt schließlich und sah Saber von der Seite an. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern, er war mit den Gedanken immer noch woanders. Colt strengte seine grauen Zellen an, dann kam ihm die Idee: „Wir könnten den Nachmittag am Strand verbringen. Wir müssen doch offiziell erst heute Abend wieder antreten, oder?“ Saber nickte. „Eine ausgezeichnete Idee.“ Zaghaft klopfte Fireball mit dem Tablet in der Hand an Aprils Zimmertür. „Ja?“, vernahm er dumpf ihre Stimme von drinnen. „Ich bin's, Fireball. Darf ich reinkommen? Ich muss dir was zeigen.“ „Klar, komm' rein!“ Langsam öffnete er ihre Zimmertür. Sie saß auf ihrem Bett und war gerade dabei, ihr noch feuchtes Haar zu kämmen. „Was möchtest du mir denn zeigen?“, fragte sie als Fireball unschlüssig im Türrahmen stehen blieb. „Ähm, Colt hat Bilder gefunden. Aus der Disko. Von uns beim Tanzen.“ Sie grinste. „Sind wir da so schlecht getroffen oder warum schaust du so bedrückt? Ich hab gar nicht gemerkt dass wir fotografiert wurden.“ „War mir auch nicht aufgefallen“, sagte er. „Dann lass doch mal sehen! So schlimm können die Fotos doch nicht sein“, lachte sie und kämmte weiter ihr Haar. Fireball schluckte nervös, plötzlich bekam er doch etwas Bammel vor ihrer Reaktion. Zögerlich setzte er sich zu ihr auf das Bett. Sie legte die Haarbürste beiseite und nahm das Tablet auf ihren Schoß. „Ohh“, murmelte sie leise und lief rot an. Die Bilder waren eigentlich ganz schön, aber so wie sie da tanzten, sah es wirklich so aus, als wären sie ein Paar. „Meinst du dein Vater findet die Fotos?“ Sie schüttelte zögerlich den Kopf. „Ich glaube nicht. Die Chance ist ziemlich gering, er weiß ja nicht, in welcher Disko wir waren.“ Sie gelangte zu dem Bild, auf dem Fireball seine Hand unter ihr Top geschoben hatte und hielt inne. „Fireball?!?“ Er schaute hastig zur Seite damit sie nicht sah, wie rot er geworden war, konnte ein Grinsen aber nicht ganz verbergen. „'Tschuldige“, murmelte er verlegen. Er wollte noch ein „War keine Absicht“ hinzufügen, verkniff es sich aber, denn das wäre gelogen gewesen. „Das hatte ich gar nicht gemerkt...“ murmelte sie verblüfft. Als sie mit dem Durchsehen der Bilder fertig war, legte sie das Tablet zur Seite und boxte Fireball fest auf die Schulter. „Autsch“, gab er von sich und rieb sich mit der Hand über die schmerzende Stelle. „Das war für deine Hand unter meinem Top“, flötete sie. Er musste grinsen. „Das hab ich wohl verdient.“ Sie griff nach ihrem Kissen und schlug ihm damit ins Gesicht. „Und das ist für dein dämliches Grinsen!“ Er lachte auf. „He, na warte, du...“ April quiekte kurz vor Spaß auf, sprang schnell auf und sprintete zur Tür um außerhalb seiner Reichweite zu gelangen. Fireball setzte ihr sofort nach, bekam sie am Arm zu fassen, zog sie zu sich und begann sie frech zu kitzeln. „Hahaha, Fireball, nein, lass das, hör auf!“ lachte sie laut auf. Er wollte gerade etwas erwidern, als sie plötzlich ein Räuspern vernahmen. Sofort ließ Fireball April los. Hastig wichen sie einen Schritt auseinander. Saber und Colt standen an Aprils immer noch geöffneter Zimmertür, beide mit verschränkten Armen, Saber mit hochgezogenen Augenbrauen und Colt mit einem unmissverständlichen Grinsen im Gesicht. „Bei euch geht's ja wild zu. Sollen wir lieber wieder gehen?“, fragte der Cowboy. „Oh, hallo Saber. Was machst du denn schon hier? Wie war dein Wochenende?“, überging April geflissentlich Colts Frage. „Hallo April, leider zu kurz“, antwortete er. „Colt und ich haben überlegt, den restlichen freien Tag am Strand zu verbringen. Wollt ihr mitkommen?“ Beide nickten gleichzeitig. „Das ist eine super Idee“, freute sich April. „Hmm, dann spring' ich mal schnell unter die Dusche“, sagte Fireball und verließ Aprils Zimmer. „Vergiss' nicht das Wasser schön kalt zu stellen, das kannst du jetzt gerade gut gebrauchen!“, rief Colt ihm feixend hinterher. Fireball brummelte etwas Unverständliches während Saber und Colt lachten. Eine Stunde später waren sie am Strand angekommen und hatten sich ein schönes Plätzchen ausgesucht. „Ach, es ist einfach herrlich hier!“, freute sich April, zog unbekümmert ihr luftiges Strandkleid aus und legte es auf ihre Tasche. Natürlich hatte sie vorher einen Bikini daruntergezogen. Trotzdem bemerkte sie die leicht irritierten Blicke von Colt und Fireball. Aber sie hatte viel zu gute Laune, wollte sich davon nicht beirren lassen und entschied sich, die beiden ein bißchen zu necken. „Wie findet ihr meinen neuen Bikini? Hab ich gestern gekauft!“, sagte sie lächelnd und drehte sich vor ihren Augen verführerisch im Kreis. „Wow, du siehst heiß aus, liebste April“, kam es ungeniert von Colt. Nun wurde sie doch leicht rot. Fireball brachte keinen Ton heraus, er musste sich zwingen, den Blick von ihr zu nehmen um nicht unentwegt ihren tiefen Ausschnitt anzustarren, könnte sonst noch peinlich werden für ihn. Saber stieß ihm unauffällig mit dem Ellenbogen in die Seite. „Dein Outfit ist definitiv die richtige Wahl“, kam es galant von Saber. Fireball brachte nur ein zustimmendes „Hmm“ heraus. April kicherte verlegen, dann legte sie sich auf ihre Strandmatte. „So Jungs, macht was ihr wollt, aber lasst mich in Ruhe. Ich mache jetzt erst mal ein Schläfchen.“ „Musst du dich mit deiner hellen Haut nicht eincremen? Unser Turbofreak ist dir dabei bestimmt gerne behilflich“, grinste Colt und deutete mit einem schelmischen Blick in Fireballs Richtung. Dieser rollte mit den Augen. Irgendwann würde Colt das Spiel schon leid sein. Hoffte er zumindest. „Nein, danke, das mache ich nachher selbst!“, antwortete sie immer noch fröhlich. „He, Matchbox!“, rief Colt nun. „Wer als erstes im Wasser ist!“ Fireball und Colt grinsten sich an, zogen so schnell sie konnten ihre Kleidung aus, bis auf die Badeshorts natürlich, und rannten ins Wasser wie zwei kleine Kinder. Dort begann sofort eine wilde Wasserschlacht, April und Saber konnten ihr Lachen bis zu ihrem Platz hören. Die einzige Frau im Team Ramrod stemmte sich auf die Ellenbogen und schaute dem fröhlichen Treiben „ihrer“ Jungs belustigt zu. Sie mochte diese ausgelassene Stimmung. Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie ihr Blick an Fireball hängen blieb. Wie sie Freitag abend, als sie sich nach seiner Joggingrunde in der Küche getroffen hatten, schon vermutet hatte, war er gut trainiert. Sie musste zugeben, dass ihr sein Anblick durchaus gefiel. Auf seiner leicht gebräunten Haut glitzerten die Wassertropfen, seine braunen Augen blitzten Colt schelmisch an und sein umwerfendes Lachen war einfach ansteckend. April spürte ein angenehmes Kribbeln in ihrem Bauch, ein entspanntes Lächeln umspielte ihre Lippen. Saber hatte sich mittlerweile ebenfalls bis auf seine Badeshorts ausgezogen und setzte sich neben April. Belustigt musterte er seine Teamkollegin, deren Blick wie gebannt auf Colt und Fireball ruhte. „Wie zwei kleine Kinder...“, sagte er lächelnd. April nickte und schaffte es endlich, ihren Blick von Fireball zu lösen. Entspannt legte sie sich wieder hin, schloss die Augen und es dauerte nicht mehr lange, bis sie eingeschlafen war. Saber griff nach seinem Buch und begann darin zu lesen. Hin und wieder warf er einen Blick auf seine beiden Kollegen, die immer noch ausgelassen im Wasser tobten. Sie hatten irgendwoher einen Wasserball aufgetrieben und spielten ihn sich nun gegenseitig zu. Irgendwann jedoch sah er, wie Colt Fireball etwas ins Ohr zu flüstern schien. Beide richteten den Blick auf April und ihn und grinsten spitzbübisch. „Ohoh, das bedeutet nichts Gutes“, Saber hatte da plötzlich so eine dunkle Vorahnung. Einen Moment später schlichen die beiden aus dem Wasser in ihre Richtung. Saber beobachtete sie aufmerksam. Colt legte einen Zeigefinger auf seine Lippen und bedeutete seinem Boss damit, leise zu sein. Saber runzelte die Stirn. Schließlich waren Colt und Fireball bei April und ihm angelangt und ehe er reagieren konnte, hatte Fireball April bereits unter den Armen gefasst, Colt schnappte sich ihre Fußgelenke und unter lautem Lachen und überraschtem Gequieke von April - schließlich war sie gerade eingeschlafen und völlig ahnungslos - schmissen sie sie ins kühle Nass. Saber lächelte und beobachtete zufrieden, wie April lachend wieder auftauchte und sofort damit begann, die beiden Übeltäter nasszuspritzen. „Das werd' ich euch heimzahlen!“, hörte er sie rufen, während Colt und Fireball laut lachten. Die drei tobten noch ein paar Minuten ausgelassen im Wasser, und gesellten sich schließlich völlig außer Atem zu ihrem Boss. Sie blieben gemeinsam ein paar Minuten liegen, dann stand Colt auf. Er hatte eine Gruppe junger Frauen am Strand entdeckt, rückte seinen Hut zurecht und verabschiedete sich mit den Worten: „Ich schau' mich mal hier ein wenig um, schau ich mal!“, und winkte zum Abschied. Die anderen drei wussten natürlich sofort, was bzw. wer sein Ziel war. „Unser Spürhund, immer auf der Suche...“, grinste Fireball. Colt hatte die Gruppe Frauen erreicht und es dauerte nicht lang, da konnten sie beobachten, wie sich gleich zwei junge hübsche Frauen an die Seite des Cowboys schmiegten. „Ja, und scheinbar war er wieder erfolgreich. Unglaublich wie seine Masche jedesmal zieht“, fügte Saber hinzu. „Wie macht er das nur? An seinem Kuhhirtencharme wird's wohl kaum liegen...“, murmelte Fireball ungläubig. April warf ihm einen leicht irritierten Blick zu, dann stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, ihr war gerade eine Idee gekommen, wie sie sich für den Reinschmiss ins Wasser an ihm rächen konnte. „Entschuldigt mich kurz!“, sagte sie, stand auf und ging zu Colt hinüber. „Da bist du ja, mein Schnuckiputz, ich hab' dich schon überall gesucht!“, rief sie fröhlich und winkte Colt zu. Dieser wiederum zuckte erschrocken zusammen als er Aprils Stimme vernahm. Die beiden Frauen warfen ihr einen skeptischen Blick zu. Ohne auf seine Begleiterinnen zu achten, ging sie schnurstracks auf ihn zu, hakte sich bei ihm ein und gab ihm ein Küsschen auf die Wange. Colt erstarrte zur Salzsäule. „April, was machst du da?“ „Mein Hasi, wir wollten doch ein Eis essen gehen, das hast du mir versprochen“, sagte sie mit einem verführerischen Augenaufschlag und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Die beiden Frauen gaben ein abfälliges „Pfff“ von sich, drehten ihm demonstrativ den Rücken zu und setzten sich wieder zu ihren Freundinnen. „Nein, wartet, sie ist nicht...“ versuchte Colt die Situation zu retten. Aber die Frauen beachteten ihn nicht mehr. Geschlagen ließ er den Kopf hängen. „Warum tust du mir das an?“, fragte er in einem fast weinerlichen Ton. „Das, mein Lieber, war die Rache für vorhin“, grinste sie ihn an. „Du bist so gemein“, schniefte er. „Und was ist mit Fireball? Kommt der ungestraft davon?“ „Für den lass' ich mir auch noch was einfallen...“ flötete sie gut gelaunt. Saber und Fireball hatten die Szene die ganze Zeit beobachtet und kamen aus dem Lachen nicht mehr heraus. Zufrieden seufzend ließ April sich wieder auf ihrer Standmatte nieder. Fireball, der neben ihr saß, grinste sie an: „Du hast Colt ja ganz schön die Tour vermasselt.“ „Das war nur die Rache...“ „Er hat sich schon wieder ganz gut erholt...“, warf Saber ein und deutete in die Richtung, in die Colt verschwunden war. April und Fireball folgtem seinem Blick und entdeckten Colt, der sich mit einer hübschen Frau mit kurzen blonden Haaren unterhielt. „Einfach unglaublich...“, murmelte Fireball fassungslos. „Neidisch?“, stichelte April. „Ein wenig“, gab er zu. „Dass ich sie nicht zuerst gesehen hab, sie ist echt hübsch.“ Saber schmunzelte, er hatte gesehen wie April für einen kurzen Moment die Gesichtszüge entgleisten. Fireball bemerkte das nicht, sein Blick ruhte immer noch auf Colt und der unbekannten Blondine. „So hübsch ist sie nun auch wieder nicht“, murmelte April leise. Saber grinste und erhob sich. „Ich werd' jetzt auch mal das kühle Nass ausprobieren.“ „Viel Spaß!“, winkten ihm April und Fireball hinterher. Fireball seufzte zufrieden, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, legte sich wieder hin und schloss die Augen. „So kann man es aushalten“. April lächelte und machte sich ebenfalls wieder lang. „Ja, so gerade eben.“ Er blinzelte sie kurz an als er merkte, wie sie sich neben ihn legte und lächelte zufrieden. Dafür dass der Tag viel zu früh und auch noch mit einem Rapport begonnen hatte, verlief er bis jetzt ganz angenehm. Schweigend lagen sie ein paar Minuten nebeneinander, dann setzte April sich wieder auf. Sie hatte genug vom Herumliegen und überlegte, was sie nun machen könnte. Sie warf einen Blick auf Fireball. Der war offensichtlich eingeschlafen, seine Augen waren geschlossen, sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig und sein Gesichtsausdruck wirkte entspannt. Ein kleines Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen. Er sah wirklich süß aus wenn er schlief. Sie beschloss, Saber ein wenig Gesellschaft zu leisten und ging zu ihm ins Wasser. 20 Minuten später hatten Saber und April genug vom Schwimmen. Gemeinsam gingen sie zurück zu ihrem Platz. Von Colt war keine Spur zu sehen, und Fireball schien noch zu schlafen, er lag immer noch unverändert da. „Da hat wohl jemand etwas Schlaf nachzuholen“, lächelte Saber und griff nach seinem Handtuch. „Ja, offensichtlich. Ist aber auch spät gewesen.“ Saber warf ihr einen belustigten Blick zu. „Ihr scheint euch ja gut amüsiert zu haben.“ April nickte leicht verlegen. „Ja, es war wirklich ein netter Abend. Ich hätte nicht gedacht dass man mit ihm so viel Spaß haben kann.“ „Das freut mich“, grinste Saber sie an. April wurde rot. „Nicht das was du jetzt denkst!“ Saber runzelte fragend die Stirn. „Was glaubst du denn was ich denke?“ „Na dass wir...., wir haben nur getanzt!“ murmelte April leicht verärgert, in diese blöde Situation hatte sie sich schließlich selbst hinein manövriert. „Etwas anderes hab' ich euch auch nicht unterstellt, ich bin doch nicht Colt“, zwinkerte Saber ihr zu. Aprils Blick fiel auf Fireball, wie er da so friedlich und nichtsahnend dalag, er schien von ihrer Unterhaltung mit Saber nichts mitbekommen zu haben. Ein verschmitztes Grinsen zeigte sich auf ihrem Gesicht. Ihr war eine Idee gekommen wie sie sich an Fireball rächen konnte. Sie zwinkerte Saber zu und bedeutete ihm, leise zu sein. Dann stellte sie sich dicht neben Fireball und wrang ihr nasses Haar über ihn aus. Seine Reaktion war, wie sie gehofft hatte. Erschrocken fuhr er aus seinem Schlaf auf und vernahm ihr glockenhelles Lachen. Es dauerte einen Moment bis er begriffen hatte, dass April ihn nass gemacht hatte. Sofort war er hellwach. „Drangekriegt! Das war die Rache für vorhin!“, sagte sie lachend. „Na warte, wir sind noch nicht fertig!“, lachte er zurück, umfasste beim Aufstehen Aprils Beine, hob sie hoch und legte sie sich über seine Schulter wie einen nassen Sack. Sie quietschte überrascht auf. „Fireball, lass mich runter“, lachte sie. „Keine Chance, dafür gehst du baden“, sagte er und lief mit ihr schnell hinüber zum Wasser. Saber musste ebenfalls lachen. Er sah, wie Fireball April ins Wasser schmiss und sie lachend wieder auftauchte. Sofort stemmte sie sich auf seine Schulter und wollte ihn unter Wasser drücken, aber das gelang ihr nicht, also legte sie ihre Arme um seinen Hals und sprang von hinten auf seinen Rücken. Fireball lachte, schob ihre Arme von seinen Schultern und schmiss sie somit wieder ins Wasser. Saber beobachtete lächelnd eine Weile ihr Treiben. „Wie zwei frisch verliebte Teenager“, murmelte er kopfschüttelnd. Er hatte eigentlich gar nichts dagegen dass April und Fireball sich so gut verstanden. Er kannte April schon seit ein paar Jahren und konnte sich vorstellen, dass es für sie als einzige Frau mit drei Männern, von denen auch noch zwei offenbar im Alter von acht Jahren stehen geblieben waren (wen er damit wohl meinte...), nicht immer einfach an Bord von Ramrod war. Und wenn sie mit Fireball einen Vertrauten, vielleicht sogar einen Beschützer gefunden hatte im Kampf gegen die Outrider (und manchmal auch gegen Colt), war ihm das nur Recht. Er selbst hatte im Laufe der Zeit natürlich auch eine freundschaftliche Beziehung zu ihr aufgebaut, aber trotzdem bestand immer noch eine gewisse Distanz zwischen ihnen. Fireball hatte es mit seiner Art jedoch geschafft, eine freundschaftliche Beziehung ohne diese Distanz zu ihr aufzubauen, und das innerhalb von nur zwei Tagen. Die beiden schienen ein sehr vertrautes Verhältnis zueinander aufgebaut zu haben und hatten keinerlei Berührungsängste dem anderen gegenüber, wie man an ihrer Wasserschlacht erkennen konnte. Zufrieden vertiefte Saber sich wieder in sein Buch und schaute erst wieder davon auf, als er hörte wie April und Fireball sich lachend und völlig außer Atem neben ihm niederließen. Pünktlich um 18 Uhr abends kehrten alle vier glücklich und entspannt zurück zu Ramrod. Für alle war der Tag am Strand eine willkommene Abwechslung gewesen. Und da Fireball gestern einen großen Topf Nudelsuppe gekocht hatte, hatten sie auch schon etwas fürs Abendessen. Fireball war in seinem Zimmer und lag auf seinem Bett. Er fühlte sich müde, aber auf eine angenehme Art. Er war gerade duschen gewesen und sein Haar klebte noch in nassen Strähnen auf seiner Stirn, als ihn plötzlich ein Türklopfen aus seinen Gedanken riss. „Ja, komm rein!“, sagte er und setzte sich auf. April betrat zaghaft sein Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. „Hey, was ist los?“, fragte er, irgendetwas schien sie zu bedrücken. „Ich glaube, ich habe einen Sonnenbrand auf dem Rücken, kannst du bitte mal nachsehen?“, fragte sie. „Klar“, antwortete er. April trat zu ihm ans Bett, drehte ihm den Rücken zu und hob ihr T-Shirt an. Er zog ihr T-Shirt noch ein wenig höher um besser sehen zu können. „Ja, das sieht nach Sonnenbrand aus. Tut's sehr weh?“ Sie nickte. „Hab's vorhin beim Duschen gemerkt.“ „Hattest du dich denn nicht eingecremt?“ „Doch, schon, aber anscheinend bin ich nicht überall drangekommen“, antwortete sie etwas zerknirscht. „Warum hast du denn nicht einfach jemanden von uns gefragt?“ „Ich hatte keine Lust auf einen doofen Spruch von Colt.“ „Deiner Gesundheit zuliebe sollten dir seine dämlichen Sprüche egal sein.“ „Hmm“, erwiderte sie kleinlaut. „Haben wir eine Salbe gegen Verbrennungen?“ „Im Bad im Medikamentenschrank sollte was sein.“ „Warte eben, bin gleich wieder da“, sagte er und verließ sein Zimmer. Kurze Zeit später kam er mit der Salbe wieder. „Setz' dich“, sagte er und deutete auf sein Bett. April ließ sich darauf nieder, drehte ihm den Rücken zu und hob ihr T-Shirt wieder an. Fireball setzte sich neben sie. „Kannst du das T-Shirt vielleicht eben ausziehen?“ April stockte kurz, dann nickte sie und zog das Kleidungsstück aus. Es war ja eigentlich auch nicht anders als im Bikini vor ihm zu stehen, schließlich hatte sie noch einen BH darunter. Zum Glück hatte sie ihm immer noch den Rücken zugewandt, so konnte keiner von beiden die geröteten Wangen des anderen sehen als sie ihr T-Shirt über den Kopf zog. Mit klopfendem Herzen begann er, die Salbe vorsichtig auf ihrem Rücken zu verteilen. Ihre gerötete Haut fühlte sich ziemlich heiß an. „Geht es so?“, fragte er. „Ja, die Salbe kühlt angenehm“, antwortete sie. Etwas nervös hob er den Verschluss ihres BHs an, der war eindeutig im Weg. Und die Träger störten auch. „Kannst du den Verschluss von deinem BH öffnen?“, fragte er leise. April schluckte und zögerte. „Ich guck' auch nicht“, schmunzelte er. „Versprochen!“ 'Außerdem habe ich doch schon alles gesehen...', dachte er verträumt grinsend, aber das sprach er vorsichtshalber nicht laut aus. Schließlich gab sie ein „Hmmm“ von sich, atmete einmal tief durch und öffnete den Verschluss. Mit leicht zitternden Fingern schob er die Träger von ihren Schultern. Nun konnte er ungestört ihre verbrannte Haut verarzten. „So, fertig“, sagte er irgendwann. „Danke“, murmelte April verlegen. „Gern geschehen.“ Er drehte den Deckel wieder auf die Tube und legte sie beiseite. „Du solltest aber nachher noch ein Schmerzmittel nehmen, so wie dein Rücken aussieht wird's diese Nacht bestimmt wehtun.“ „Ja, das mache ich.“ „Und beim nächsten Mal fragst du jemanden von uns.“ „Ja doch“, grummelte sie und warf ihm einen finsteren Blick über die Schulter zu. Plötzlich klopfte es an seiner Tür. Erschrocken richteten April und Fireball ihren Blick darauf. „Ja?“, fragte Fireball zögerlich. „Die Nudelsuppe ist gleich heiß“, hörten sie Colt sagen. Beide beteten in Gedanken, dass der Cowboy jetzt bloß nicht einfach hereinmarschierte. „Ok, ich komme gleich!“, antwortete Fireball schnell. „Weißt du wo April ist? Sie ist nicht in ihrem Zimmer!“, fuhr der Cowboy fort. Sie warfen sich einen erschrockenen Blick zu. „Ähh, nein, aber ich sag' ihr Bescheid wenn ich sie sehe!“, antwortete der Rennfahrer. „In Ordnung!“ Sie lauschten wie Colts Schritte sich entfernten. Beide seufzten erleichtert auf. „Gerade nochmal gutgegangen“, sagte Fireball. „Colt wären die Augen aus dem Kopf gefallen“, grinste er. April nickte lächelnd. „Ja, das müsste er nicht unbedingt wissen.“ Er schüttelte grinsend den Kopf. „Auf gar keinen Fall, der hängt uns ja weiß Gott was an. Vor allem nachdem ich ihn jetzt angelogen hab.“ April machte den Verschluss ihres BHs zu und zog ihr T-Shirt wieder an. Sie erhob sich von seinem Bett und drehte sich zu ihm. „Danke nochmal“, sagte sie. Er erhob sich ebenfalls und grinste sie an. „Nochmal gern geschehen. Wenn ich deinen Rücken noch einmal einreiben soll, sag Bescheid.“ Sie nickte etwas verlegen. Beim Abendessen waren alle recht schweigsam. April und Fireball waren müde, das merkte man ihnen an. Saber musste leicht grinsen, schön zu sehen dass auch ihrem kleinen Wirbelwind irgendwann einmal die Energie ausging. Colt kämpfte mit den Essstäbchen. Er hatte schon gemurrt weil es kein Steak gab und brummelte schon die ganze Zeit etwas Unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart. Saber akzeptierte, dass Fireball darauf bestand, traditionelle Nudelsuppe auch auf traditionelle Art und Weise zu essen. Aber auch er tat sich mit den Stäbchen etwas schwer. Neidisch blickte er zu April, die gestern offensichtlich schon geübt hatte und sich ein Stückchen Gemüse nach dem anderen in den Mund schob. Fireball nahm sich bereits eine zweite Portion, als Saber gerade mal die Hälfte geschafft hatte. „Also wenn ich irgendwann mal abnehmen muss, esse ich mit Stäbchen, da vergeht mir der Appetit“, brummte Colt frustriert und schob die halbvolle Schüssel von sich. „Ich finde, es schmeckt vorzüglich“, sagte Saber und schaute Fireball anerkennend an. „Danke“, erwiderte dieser lächelnd. „Auch wenn ich das mit den Stäbchen noch üben muss“, setzte der blonde Schotte hinzu. „Ich weiß gar nicht, was ihr habt, das ist doch gar nicht so schwer“, grinste April in die Runde. „Wir hatten gestern auch keinen Privatunterricht bei unserem Turbofreak“, warf Colt ein. „Eifersüchtig?“, fragte April grinsend. „Tja, Colt, in den Genuss kommt auch nicht jeder“, scherzte der Rennfahrer. „Ist schon klar, nur jemand mit großen blauen Augen und langen blonden Haaren“, witzelte Colt. Etwas später am Abend hatten sie es tatsächlich geschafft, sich einen Film auszusuchen. Eigentlich brauchten sich nur Saber und Colt zu einigen, April und Fireball war es ausnahmsweise egal, was sie schauten, sie würden eh früh ins Bett gehen, schließlich hatten sie beide noch Schlaf nachzuholen. Gemeinsam mümmelten sich also alle vier auf die große Couch im Gemeinschaftszimmer und schauten den Film. Irgendwann fielen Fireball schon fast die Augen zu, und gerade als er beschloss, schlafen zu gehen, spürte er Aprils Kopf an seiner Schulter, der langsam immer schwerer wurde. Offensichtlich war sie eingeschlafen. Er erstarrte für ein paar Sekunden und wartete auf einen dummen Spruch von Colt, aber der hatte es scheinbar nicht gemerkt. Sein Herz machte einen aufgeregten Hüpfer und ein kleines Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. Er genoss es wirklich sehr, wenn sie ihm so nahe war. Das Wochenende mit ihr allein war einfach schön gewesen. Er mochte diese neue Vertrautheit zwischen ihnen beiden, die scheinbar auch auf Gegenseitigkeit beruhte, denn immerhin war sie mit ihrem Sonnenbrand zu ihm gekommen, und nicht etwa zu Saber oder Colt gegangen. Zufrieden lehnte er vorsichtig seinen Kopf gegen ihren. Auch wenn sie vielleicht nie mehr für ihn empfinden sollte als eine tiefe Freundschaft, so nahm er sich vor, immer für sie dazusein und gut auf sie aufzupassen. Er hatte den Gedanken kaum zuende gedacht, da fielen auch ihm die Augen zu. Und da sie beide schliefen, bemerkten sie auch nicht die überraschten Gesichter von Saber und Colt, als die beiden am Ende des Films ihre beiden jüngsten Teamkollegen eng aneinandergekuschelt vorfanden. „War wohl ein anstrengender Tag für die Kinder“, scherzte Colt. Saber lächelte leicht. „Ja, das war es wohl.“ „Scheint als hätten sich die beiden gesucht und gefunden.“ grinste der Cowboy. „Offensichtlich...“. „Sollen wir sie aufwecken?“ Saber schüttelte mit dem Kopf. „Nein, wir lassen sie schlafen. Im Schrank ist eine Decke.“ Colt nickte, holte die Decke und breitete sie vorsichtig über April und Fireball aus. Saber schaltete inzwischen den Fernseher ab und ging hinüber zur Tür. Er wartete bis Colt neben ihm stand, beide warfen noch einen letzten Blick auf ihre selig schlummernden Teamkameraden, dann löschte Saber das Licht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)