Wochenende von Maggie_S ================================================================================ Kapitel 1: Donnerstag --------------------- „Aaaah, herrlich, endlich ein langes freies Wochenende!“, freute sich Colt. „Oja, und wie wir uns das verdient haben“, stimmte Fireball ihm zu. „Ja, das wurde langsam Zeit“, ließ Saber verlauten. „Leider noch nicht ganz, Jungs“, dämpfte April ihre Vorfreude. Colt und Fireball gaben ein frustriertes Stöhnen von sich während Saber sie fragend ansah. „Wie meinen?“ „Morgen früh stehen noch die Sicherheitschecks an und es müssen noch ein paar Wartungsarbeiten durchgeführt werden.“ Colt verdrehte die Augen und Fireball stieß einen Seufzer aus. „Ich möchte euch ja nicht das Wochenende verderben, aber die Pflicht geht nun mal vor“, meinte sie in einem besänftigen Ton. „Wenn morgen früh alle Tests problemlos durchlaufen könnt ihr euch mittags vom Acker machen.“ Zustimmendes Brummen von Fireball. „Was habt ihr eigentlich so geplant?“, fragte Colt nach einem kurzen Schweigen während er sich eine Gabel Nudeln in den Mund schob. Er war schon ein bißchen neugierig, was die anderen so in ihrer knappen Freizeit trieben, schließlich hatten sie sich erst vor drei Wochen kennengelernt. Naja, nicht ganz. Saber und April kannten sich schon länger durch ihre Ausbildung beim Kavallerie Oberkommando, aber Fireball und er waren eher durch Zufall zum Team Ramrod dazugestoßen. Saber antwortete als erster. „Ich besuche meine Eltern in den Highlands. Ich habe sie schon seit Wochen nicht mehr gesehen.“ Fragende Blicke zu Colt. „Ich mach einen Abstecher in meine Wohnung, mal nach dem Rechten sehen. Und dann gehe auf die Piste“, grinst er. „Die Mädels hier in Yuma City sollten sich warm anziehen. Aber nicht zu warm.“ Er zwinkerte Fireball verschwörerisch zu. Dieser erwiderte mit einem Grinsen. April verdrehte die Augen. Sie fürchtete mal wieder einen „Wer ist der größere Frauenheld“-Wettkampf zwischen den beiden. Manchmal war das ganz lustig, aber meistens nervte es. Schnell unterband sie eine mögliche aufkeimende Diskussion und sagte: „Ich führe ein paar Verbesserungen an Ramrod durch und danach gehe ich shoppen“, und grinste von Ohr zu Ohr. „War ja klar“, brummte Colt. Drei fragende Augenpaare richteten sich auf den Rennfahrer. Er zuckte mit den Schultern und antwortete: „Ich werd' mit meinem Racer die nahegelegene Rennstrecke unsicher machen.“ „War auch klar“, lachte April. Nachdem nun jeder Bescheid wusste, räumten sie gemeinsam die Küche auf und spielten wie fast jeden Abend bis spät in die Nacht hinein Karten. Kapitel 2: Freitag ------------------ Am nächsten Morgen machte sich jeder fleißig daran, die letzten Arbeiten zu erledigen. Die vergangenen drei Wochen waren anstrengend gewesen. Sie hatten nervenaufreibende Kämpfe mit den Outridern gehabt und mussten sich auch erstmal untereinander genauer kennenlernen und vor allem, lernen miteinander auskommen (und zusammen zu wohnen!). Bei den vier grundverschiedenen Charakteren war und ist das nicht immer einfach. Es gab häufiger Reibereien, aber alle vier waren sich ausnahmslos einig, dass sie eine kleine Auszeit voneinander gebrauchen konnten. Bis zum Mittag war jedoch alles fertig gecheckt, wenn es um die Arbeit ging, klappte das Zusammenspiel bestens. Gut gelaunt pfeifend packte der Cowboy seine Siebensachen und verließ mit einer Reisetasche sein Zimmer. Auf dem Flur vor seinem Zimmer traf er auf Saber, der ebenfalls ein Täschen gepackt hatte. Gemeinsam gingen sie in die Küche, nach dem Mittagessen wollten sie los. Sie trafen April und Fireball in der Küche. April rührte gerade in einem Topf und Fireball deckte den Tisch. Fragend blickte Colt die beiden an. „Wo sind eure Taschen, habt ihr noch nicht gepackt?“ April schüttelte den Kopf. „Ich bleibe hier“, meinte sie während sie die Tomatensoße abschmeckte. „Ich wollte noch ein paar Verbesserungen an Ramrod einbauen.“ „Ich bleibe auch hier“, erwähnte Fireball beiläufig während er das letzte Besteck auf den Tisch legte und sich auf seinen Platz setzte. Colt blickte ihn erstaunt an. „Du bleibst freiwillig hier? Oder hast du noch etwas anderes geplant?“, grinste er anzüglich und deutete mit einem Kopfnicken in Aprils Richtung. Ihm waren längst die verstohlenen Blicke aufgefallen, die Fireball ihr immer dann zuwarf, wenn er sich unbeobachtet fühlte, und nun war es des Cowboys erklärte Lieblingsbeschäftigung, ihn damit aufzuziehen. Zum Glück hatte April die Geste jedoch nicht mitbekommen. „Nein“, brummte Fireball verärgert, konnte jedoch nicht verhindern, dass seine Wangen leicht rot wurden. „Ich habe keine Wohnung“, erklärte er bevor noch ein dummer Spruch von Colt kam. Dem Cowboy fiel die Kinnlade herunter. „Wie, du hast keine Wohnung? Wir müssen uns hier mit einem Vagabunden abgeben?“ „Ich hab' schon eine Wohnung, aber die ist in Tokyo. Das lohnt sich nicht für ein Wochenende.“ Er verschwieg vorsichtshalber, dass sein gemeldeter Wohnsitz immer noch die Wohnung seiner Mutter war. Das hätte nur zu noch mehr Sticheleien geführt. April stellte den heißen Topf auf einen Untersetzer in der Mitte des Tisches und setzte sich dazu. „Wo bist du denn untergekommen?“ fragte sie während sie sich Essen auf den Teller gab. „Ich bin von Hotel zu Hotel gezogen. Als Rennfahrer war ich viel unterwegs, da lohnte es sich nicht, eine Wohnung zu nehmen“, erklärte er weiter. „Oder ist das ein Problem wenn ich hierbleibe?“ fügte er hinzu. „Natürlich nicht“, antwortete Saber. April schüttelte den Kopf, gleichzeitig verabschiedete sie sich jedoch von ihrem ursprünglich geplantem ruhigen Wochenende. Mit Fireball würde es bestimmt nicht ruhig werden. „Gut“, antwortete er, „ich trete dir schon nicht auf die Füße, du bekommst mich kaum zu Gesicht“, zwinkerte er seiner Teamkollegin zu. Sie grinste etwas missglückt und seufzte innerlich. Nach dem Essen verabschiedeten sich Colt und Saber. April machte sich gut gelaunt daran, die Verbesserungen an Ramrod vorzunehmen. Für sie war das neben Shoppen gehen die beste Entspannung. Fireball wollte sich gerade seinen Rennanzug anziehen, als sein Blick auf das Chaos in seinem Zimmer fiel. Seufzend beschloss er, doch erstmal aufzuräumen. Und Wäsche waschen musste er auch dringend, wie er feststellte, wollte er den Outridern nicht im Adamskostüm unter die Äuglein treten. Er schnappte sich also einen Wäschekorb und räumte seine Schmutzwäsche hinein. Auf dem Weg zur Waschmaschine lief April ihn fast um. Sie hatte einen Schraubenschlüssel in der einen Hand, und war in die neuen Pläne von Ramrod auf dem Tablet in ihrer anderen Hand vertieft. Anstelle ihres roten Overalls hatte sie einen Mechaniker-Anzug angezogen, der bereits mit Öl und Dreck verschmutzt war. Eine verschmierte Ölspur befand sich auch auf ihrer Wange, und Fireballs Herz machte unwillkürlich einen Hüpfer. Obwohl ihr der Anzug mindestens eine Nummer zu groß war, sah sie niedlich darin aus. Irgendwie gefiel ihm ihr Anblick. „He, vorsicht“, lachte er und trat einen Schritt zurück. April schaute ihn erschrocken an. „Entschuldige, ich war so in die Pläne vertieft dass ich dich nicht gesehen hab,“ lächelte sie verlegen. „Kein Problem“, antwortete er und wollte schon seinen Weg fortsetzen als April ihn nochmal ansprach. „Gehst du zur Waschmaschine?“ Ein bestätigendes „Hmmm.“ „Ich muss auch dringend Wäsche waschen. Was wäschst du denn da?“ „Buntwäsche, hauptsächlich T-Shirts.“ „Prima, das muss ich auch gewaschen haben. Warte kurz, bin gleich wieder da!“, sprach sie und war schon verschwunden. Etwas verdattert blieb Fireball zurück. Sie erwartete jetzt aber nicht allen Ernstes von ihm, dass er ihre Wäsche mitwäscht, oder? Kurze Zeit später kam April wieder, ebenfalls mit einem vollen Wäschekorb in der Hand. Schweigend gingen sie nebeneinander in den Hauswirtschaftsraum, wo die Waschmaschine stand. Es war ungewohnt, nur sie beide alleine, und weder April noch Fireball wusste irgendein sinnvolles Gespräch anzufangen. „Wie läuft es mit den Verbesserungen?“, brach er schließlich das unangenehme Schweigen während sie ihre Sachen in die Waschmaschine gab. „Bis jetzt ganz gut“, antwortete sie. „Wenn es so weiter läuft, bin ich morgen früh fertig und kann dann ganz entspannt shoppen gehen.“ Er lächelte zur Antwort. „Wolltest du nicht zur Rennstrecke?“, fragte sie. „Ja, eigentlich schon, aber ich muss erstmal in meinem Zimmer ein bißchen Ordnung machen, das sieht aus als hätten mich dort die Outrider überfallen“, grinste er. April lächelte verschmitzt, ein chaotisches Zimmer passte zu ihm. Auch wenn ihre Schlafzimmer und die der anderen beiden alle nebeneinander lagen, war das Zimmer des anderen tabu. Das war eine unausgesprochene Regel, an die sich jeder hielt. Keiner wusste, was der andere in seinem Zimmer trieb, das war Privatsache. Und da die Türen üblicherweise geschlossen waren, konnte man nur selten einen Blick in die Zimmer hineinwerfen. Nun war Fireball an der Reihe, seine Wäsche in die Waschmaschine zu geben. April dosierte in der Zwischenzeit das Waschmittel, wählte das Programm aus und drückte auf Start, nachdem Fireball die Waschmaschinentür geschlossen hatte. „So, fertig. Die läuft erstmal“, meinte sie. Fireball entschied, dass sie sich doch einen kleinen frechen Spruch anhören musste. Bis jetzt hatte er sich zurückgehalten, aber die Bemerkung konnte er sich nicht verkneifen. „Jetzt hast du deinen Anzug vergessen, den hättest du direkt mitwaschen können“, meinte er und deutete grinsend auf ihren verdreckten Mechaniker-Anzug. Mit Genugtuung stellte er fest, dass sie leicht errötete. „Das hättest du wohl gern. Da kommen eh noch mehr Flecken dazu“, erwiderte sie, drehte sich rasch um und verließ den Raum. Fireball lächelte versonnen in sich hinein. Knappe drei Stunden später machte die Waschmaschine mit einem lauten Piepsen darauf aufmerksam, dass das Programm durchgelaufen war. April war in der Zwischenzeit gut mit den Verbesserungen vorangekommen und Fireball hatte sein Zimmer blitzblank geputzt und sogar noch die Küche gewischt. Nun trafen sich beide wieder im Hauswirtschaftsraum. April war gerade schon dabei, die Wäsche aus der Maschine zu nehmen, als Fireball sich zu ihr gesellte. Sie blickte kurz auf als sie ihn bemerkte und fragte: „Chaos schon beseitigt?“ „Ja, alles wieder ordentlich. Und wie läuft's bei dir?“, sagte er während er ihr half, seine Sachen von ihren zu trennen und auf die Leine zu hängen. „Ich bin so gut wie fertig. Einen Test muss ich heute Abend noch anwerfen, der dauert ein paar Stunden, aber wenn der fehlerfrei ist, ist Ramrod wieder einsatzbereit und schnurrt wie ein Kätzchen.“ Fireball lachte kurz auf. „Als Kätzchen würde ich Ramrod nicht unbedingt bezeichnen.“ Er wollte noch etwas hinzufügen, aber da erregte etwas anderes im Wäschehaufen seine Aufmerksamkeit. Ein paar Sekunden lang beobachtete er April, wie sie seelenruhig ihre Wäsche aufhing. Es handelte sich hauptsächlich um T-Shirts und Tops, dass offensichtlich etwas anderes dazwischen gerutscht war, war ihr noch nicht aufgefallen. Mit einem Grinsen griff er nach dem eindeutig aus Spitze bestehendem Kleidungsstück und hielt es zwischen seinen Händen gespannt vor sich. Es war ein ziemlich knapper Tanga. „Der ist wohl von dir“, meinte er breit grinsend. April schaute auf und errötete sofort, als sie sah was er in den Händen hielt. Hastig griff sie nach ihrem Tanga und ließ ihn in ihrer Hand verschwinden. „Der muss dazwischen gerutscht sein“, nuschelte sie verlegen. Fireball grinste schelmisch. „Interessant was du so drunter trägst.“ „Das wirst du nie zu Gesicht bekommen“, erwiderte sie, um Fassung bemüht. „Schade eigentlich.“ sagte er in einem gespielt bedauernden Tonfall. Nun wurde er doch leicht rot, als ihm unwillkürlich ein Bild von April im Tanga durch den Kopf schwirrte. April schnaubte verärgert. Fireball war ja noch schlimmer als Colt mit seinen Sprüchen und Andeutungen. Wieder breitete sich eine unangenehme Stille zwischen den beiden aus. Zum Glück waren sie mit dem Aufhängen der Wäsche so gut wie fertig. Nachdem auch das letzte Kleidungsstück aufgehängt war, blickte Fireball auf die Uhr, seufzte und meinte: „Schon fünf Uhr durch. Zur Rennstrecke fahren lohnt sich nicht mehr. Ich geh' noch eine Runde joggen.“ „Und ich hüpf' schnell unter die Dusche“, erwiderte sie. „Bis später“, winkte Fireball ihr kurz zu und war auch schon verschwunden. Eine Stunde später betrat er nassgeschwitzt und noch etwas außer Atem die Küche. Die Bewegung an der frischen Luft hatte ihm gut getan. Zur Zeit war Sommer, die Sonne schien und es herrschten äußerst angenehme Temperaturen. Er mochte es, wenn es warm war, das hob immer seine Laune. Er entdeckte April, die mit dem Kopf im Kühlschrank steckte. Sie hatte wieder ihren roten Overall angezogen und ihr Haar war noch feucht vom Duschen. „Suchst du nach was Essbarem?“, fragte er, griff nach einem Glas und schüttete sich Wasser ein. April zuckte erschrocken zusammen, drehte sich zu ihm um und schloss die Kühlschranktür. „Ja, der Kühlschrank ist leider ziemlich leer. Wenn wir nicht zum fünften Mal Nudeln essen wollen, müssen wir was bestellen.“ „Dann lass' uns doch Pizza bestellen, ich hab eh' keine Lust auf Kochen. Und morgen vormittag gehe ich einkaufen“, sagte er während er sich mit seinem T-Shirt den Schweiß von der Stirn wischte. April erhaschte dadurch einen kurzen Blick auf seine gut trainierte Körpermitte und musste unwillkürlich schlucken. Obwohl der Rennfahrer im Gegensatz zu Colt und Saber beinahe schmächtig wirkte, war er offensichtlich gut im Training. Nicht ganz so muskulös wie seine Teamkameraden aber trotzdem ganz ansehnlich. Ausdauer musste er haben, bei der ganzen Energie die er immer an den Tag legte. „Klingt gut.“ erwiderte sie hastig bevor ihre Gedanken eine ganz abwegige Richtung einschlugen. „Prima. Bestellst du mir eine Pizza mit Salami und Paprika mit? Dann geh' ich schon mal Duschen.“ „Hmmm“, antwortete sie. Er trank noch sein Glas Wasser aus und war schon wieder verschwunden. Fireball war gerade mit dem Duschen fertig, als das Essen geliefert wurde. April hatte schon bezahlt und kam ihm mit den Kartons in der Hand entgegen. „Hmm, das riecht lecker“, meinte er als ihm der Duft von frisch gebackener Pizza in die Nase stieg. April nickte. „Ja, jetzt habe ich auch Hunger“, erwiderte sie und machte sich auf Richtung Küche. Fireball folgte ihr. „Weißt du, was jetzt noch besser wäre?“ fragte er und schaute sie von der Seite an. „Nö, was denn?“ fragte sie zurück und wandte ihm ebenfalls den Blick zu. Er grinste. „Die Pizza vorm Fernseher bei einem guten Film zu essen.“ April kicherte. „Saber würde einen Anfall bekommen. 'Vorm Fernseher essen gibt’s hier nicht!'“, äffte sie ihn nach. Colt hatte den Vorschlag ebenfalls mal angebracht, und der war mit eben diesen Worten abgeschmettert worden. Fireball lächelte diabolisch. „Saber ist nicht hier...“ Sie grinsten sich beide an und schlugen wortlos den Weg zum Gemeinschaftsraum ein. „Jetzt müssen wir uns nur über einen Film einigen“, meinte sie während sie sich auf dem großen, bequemen Sofa niederließ. „Kein Western, keine Doku, kein Liebesfilm und nichts mit Vampiren“, stellte er die Bedingungen und setzte sich neben sie. April griff nach dem Tablet. „Jaja.“ sie konnte seinen durchdringenden Blick direkt fühlen. „Eine Schande dass wir diesen Raum mit dem riesigen Fernseher nicht häufiger nutzen.“ Sie nickte während sie die Videothek auf dem Tablet durchschaute. Meistens bekamen sich alle vier bei der Filmauswahl in die Haare, deswegen spielten sie Abends lieber Karten. Da waren sie sich immer einig. Fireball rückte näher an sie heran und schaute mit ihr gemeinsam auf das Tablet. April spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Was soll das denn jetzt bitteschön? Wieso reagierte sie so auf seine Nähe? „Was ist mit dem Film hier?“, fragte er und deutete mit dem Finger auf das Tablet. „Der ist gut, den hab' ich im Kino gesehen“, antwortete sie und startete die Wiedergabe. Zufrieden über die schnelle Einigung brachte Fireball wieder etwas Abstand zwischen sie. Beide ließen sich die Pizza schmecken und genossen den ruhigen Filmabend. Fireball verabschiedete sich direkt nach dem Film und verschwand auf sein Zimmer. Er wollte zeitig schlafen gehen damit er morgen früh fit für die Rennstrecke war. April startete noch die Fehlerananlyse, die würde die ganze Nacht durchlaufen und ihr morgen hoffentlich ein zufriedenstellendes Ergebnis präsentieren. Danach ging auch sie ins Bett. Kapitel 3: Samstag ------------------ Ausgeschlafen und äußerst gut gelaunt betrat er früh am nächsten Morgen die Küche. Er freute sich wie ein kleines Kind an Weihnachten, dass er endlich mal wieder Zeit hatte, seinen Racer auszufahren. Seine Laune hob sich sogar noch mehr, soweit das überhaupt möglich war, als er sah dass April ebenfalls bereits aufgestanden war und schon den Frühstückstisch gedeckt hatte. „Guten morgen“, begrüßte er sie fröhlich. April, die gerade die Thermoskanne verschloss, drehte sich mit der Kanne in der Hand zu ihm um. „Guten morgen“, erwiderte sie lächelnd. „Du bist ja gut gelaunt“. „Hmmm“, antwortete er grinsend während er sich an den Tisch setzte. Normalerweise war er eher ein Morgenmuffel. Sie stellte die Kanne auf den Tisch und setzte sich ihm gegenüber. „Hab' gut geschlafen und der Frühstückstisch ist auch schon fertig gedeckt, besser kann ein freier Samstag nicht anfangen“, grinste er. „Ich hab' sogar frische Brötchen geholt“, sagte sie und goß zuerst ihm und anschließend sich selbst Kaffee ein. „Du bist die Beste!“ Sie lächelte verlegen. „Dafür koche ich uns heute Abend was Leckeres. Ich muss ja eh gleich noch einkaufen gehen. Hast du einen bestimmten Wunsch?“ Sie schüttelte mit dem Kopf während sie an ihrem Kaffee nippte. „Gibt es irgendetwas was du nicht magst?“ April überlegte, dann antwortete sie, bezogen auf Fireballs japanischer Herkunft: „Rohen Fisch müsste ich nicht unbedingt haben.“ Er nickte. „In Ordnung, kein Sushi. Hatte ich eh nicht vorgehabt.“ „Ist die Analyse fehlerfrei durchgelaufen?“, fragte er nach einem kurzen Schweigen und nahm einen herzhaften Bissen von seinem Brötchen. „Ich hab' noch nicht nachgeschaut. Ich wollte erst in Ruhe einen Kaffee trinken.“ Er nickte zustimmend. Nachdem sie gefrühstückt und die Küche wieder aufgeräumt hatten, machte Fireball sich auf den Weg, Lebensmittel einzukaufen. Eine gute Stunde später kam er mit zwei großen Tüten wieder. April war nirgendwo zu entdecken, deswegen vermutete er, dass sie wohl schon unterwegs war, um die Geschäfte unsicher zu machen und ihre Kreditkarte auszureizen. Er verstaute die Lebensmittel in der Küche und begab sich auf sein Zimmer. Dort zog er seinen Rennanzug an und machte sich fröhlich pfeifend auf den Weg zu seinem Racer, als April ihm, gekleidet in ihrem Mechaniker-Anzug und mit Tablet in der Hand, fluchend wie ein Rohrspatz entgegen kam. „Na, das sind aber keine Wörter die eine Lady von sich geben sollte“, grinste er, den Helm unter seinen Arm geklemmt. „Was ist los? Ich dachte du wärst schon unterwegs?“ „Die Analyse hat noch einen Fehler in der Hydraulik gemeldet. Den zu reparieren dauert mindestens zwei Stunden. So ein Mist, verdammter... Dabei wollte ich schon längst weg sein.“ Fireball sah sie mitleidig an. „Geht's schneller wenn ich dir helfe?“, bot er ihr an. Sie blickte ihn erstaunt an. Er würde ihr freiwillig helfen und dafür auf mehr Zeit bei der Rennstrecke verzichten? Damit hatte sie jetzt überhaupt nicht gerechnet. „D-Danke, das wäre lieb“, stammelte sie etwas überrumpelt. „Geteiltes Leid ist halbes Leid“, meinte er schulterzuckend, stellte sich dicht neben sie und deutete auf das Tablet in ihrer Hand. „Laß' mal sehen.“ Gemeinsam reparierten sie den Fehler und waren tatsächlich schneller fertig als gedacht. Fireball stellte sich sogar äußerst geschickt an, wie sie feststellte, vielleicht könnte sie ihn in Zukunft öfter in solche Arbeiten einbeziehen, dann würde nicht immer alles an ihr hängen bleiben. Und wer April kannte, wusste dass das ein ziemlicher Vertrauensbeweis war, sie ließ nicht jeden an ihrem „Baby“ herumschrauben. Colt oder Saber brauchte sie dafür nicht zu fragen, der Cowboy hatte zuwenig Geduld und Saber war schlichtweg besser im Denken als im Schrauben. Und endlich konnte jeder seines Weges gehen. Fireball verbrachte einen für ihn perfekten Tag auf der Rennstrecke, während April ziemlich erfolgreich die Geschäfte von Yuma City unsicher machte. Spät am Nachmittag qualmten April die Füße vom ganzen Laufen, und ihre Arme schmerzten aufgrund der ganzen Taschen, die sie zu tragen hatte. Jemand, der sie begleiten und die Taschen tragen würde wäre praktisch, befand sie. Vielleicht könnte sie beim nächsten Mal einen der Jungs mitnehmen. Sie beschloss zurückzukehren und sich erstmal eine schöne Dusche zu gönnen. Einkaufen gehen war doch ziemlich anstregend gewesen. Fireball schien noch nicht wiedergekommen zu sein, sein Racer stand nicht auf seinem Platz im Hangar, wie April bemerkte. „Bestimmt kommt er erst später zurück“, dachte sie. Sie ging in ihr Zimmer, legte die Taschen mit ihren neuesten Errungenschaften auf das Bett und zog sich bis auf die Unterwäsche aus. Dann schnappte sie sich frische Wäsche und ein Handtuch und verschwand im Bad. Fireball kehrte ebenfalls am späten Nachmittag zurück. Er parkte seinen Red Fury Racer im Hangar und ging erstmal in die Küche um einen Schluck zu trinken. „April ist bestimmt immer noch im Kaufrausch“, dachte er grinsend. „Hoffentlich ist sie erfolgreich, sonst ist sie nachher unausstehlich.“ Er beschloss, dass er erstmal eine schöne Dusche brauchte bevor er sich ans Kochen machte. Rennenfahren war allein schon anstregend gewesen und bei dem heißen Wetter kam er aus dem Schwitzen gar nicht mehr heraus. Er ging auf sein Zimmer, zog den Rennanzug aus, griff nach einem Handtuch und frischer Wäsche und machte sich, nur mit einer Boxershorts bekleidet, auf den Weg ins Badezimmer. Es gab eine weitere, unausgesprochene Regel zwischen allen vier Star Sheriffs. Nämlich die, dass April und die Jungs das gemeinsame Badezimmer getrennt benutzten. Zwar gab es vier getrennte Duschkabinen, eigentlich wäre es kein Problem wenn alle vier gleichzeitig duschen würden, aber es verstand sich von selbst, dass die Jungs April ihre Privatsphäre im Bad ließen, und andersherum war es genau so. Das Prinzip funktionierte jedoch nur, wenn sie voneinander wussten, dass jemand bzw. wer gerade im Bad war. Oder derjenige die Badezimmertür verschloss, woran April diesmal schlichtweg nicht gedacht hatte. Und so öffnete Fireball nichtsahnend und mit den Gedanken noch auf der Rennstrecke, die Tür zum Bad, das Handtuch über die Schulter gelegt und zuckte erschrocken zusammen, als er einen spitzen Aufschrei hörte. Er blickte auf und entdeckte April, die gerade mit dem Duschen fertig zu sein schien. Zum Abtrocknen hatte sie ihre Duschkabine verlassen, glaubte sie schließlich, sie wäre allein. Hastig hielt sie sich notdürftig das Handtuch vor den Körper, leider jedoch eine Sekunde zu spät. Fireballs Augen weiteten sich als er mit scheinbar geschärftem Blick jedes Detail an ihr wahrnahm. Das Bild einer nackten April, die ihn erschrocken ansah, und an deren Körper noch die Wassertropfen herabperlten, brannte sich unwiderruflich in sein Gedächtnis. Sein Kopf lief rot an. „I-ich wusste nicht,.... Ich d-dachte du wärst...., 'tschuldige“, stammelte er, drehte sich hastig um und verließ mit schnellen Schritten das Badezimmer. Er schloss die Tür hinter sich, spürte wie seine Knie weich wurden und ließ sich mit dem Rücken an der Tür gelehnt hinabgleiten. Tief atmete er ein und aus. „Wow“, war der einzig klare Gedanke, den er fassen konnte. Er blieb ein paar Minuten so sitzen und wartete darauf, dass sich sein Herzschlag wieder normalisierte und er nicht mehr nur sein eigenes Blut in den Ohren rauschen hörte. Schließlich vernahm er leise Schritte, die sich der Tür näherten und er erhob sich rasch wieder. April öffnete die Tür und schob sich verlegen und mit gesenktem Kopf an ihm vorbei als sie ihn bemerkte. Fireball traute sich ebenfalls nicht sie anzusehen, aber er bemerkte erleichtert aus den Augenwinkeln, dass sie Gott sei dank mittlerweile angezogen war. Er spürte, dass er immer noch rot im Gesicht war. „Entschuldige, ich dachte du wärst noch unterwegs“, murmelte er ohne sie anzusehen. „Macht nichts, konntest du ja nicht wissen“, erwiderte sie leise. „Das Bad ist jetzt frei“, fuhr sie überflüssigerweise fort. „Hmm“, machte er, verschwand schnell im Bad und schloss die Tür hinter sich. Nach der wohltuenden Erfrischung begab sich Fireball in die Küche. Mittlerweile hatte er sich ein wenig von dem „Schrecken“ erholt und bekam langsam Hunger. April konnte er nirgends entdecken, vermutlich war sie auf ihrem Zimmer. Er schaltete das Radio ein - mit Musik kochte es sich besser - suchte sich die Zutaten zusammen und begann, das Gemüse zu schneiden, als er plötzlich merkte, wie sich zwei Arme von hinten um seinen Bauch schlangen und sich ein Körper dicht an seinen drängte. „Oh Fire, das sieht aber gut aus, was kochst du da Leckeres?“, hauchte ihm jemand ins Ohr. „Wah...“, machte er verwirrt. Das war eindeutig nicht Aprils Stimme. Im selben Moment vernahm er auch schon Colts Lachen und drehte sich zu dem Cowboy um. Der trat vorsichtshalber einen Schritt zurück, Fireball hielt immer noch das Messer vom Gemüseschneiden in der Hand. „Colt, bist du verrückt? Erschreck mich doch nicht so, ich hab' ein scharfes Messer in der Hand“. Wieder lachte Colt, erfreut darüber dass er seinen Kumpel verwirrt hatte. „Haha, da hab' ich dich ja drangekriegt“. Fireball schnaubte und wandte sich wieder dem Gemüse zu. „Was machst du eigentlich hier?“, fragte er. „Ich hab nur was vergessen. Bin gleich wieder weg.“ antwortete der Cowboy. „Keine Angst, ich verderb' euch nicht den romantischen Abend“, sagte er und zwinkerte dem Rennfahrer zu. Fireballs Augenbraue zuckte kurz. „Wir haben keinen....“ begann er empört, wurde jedoch von Colt mit einem lachenden „Jaja, das kannst du meiner Großmutter erzählen, Turbofreak“, unterbrochen. Und so schnell wie er aufgetaucht war, war er auch schon wieder verschwunden. „Kuhhirte...“, murmelte Fireball grimmig. Ein paar Minuten später kam April in die Küche. Sie hatte sich dazu entschlossen, den kleinen Zwischenfall von vorhin zu vergessen und Fireball so zu behandeln als wäre nichts gewesen. „Hmm, Fireball, das riecht aber gut. Was kochst du da?“ Bei ihren Worten bekam er unwillkürlich eine Gänsehaut. Er drehte sich zu ihr um und antwortete: „Ramen. Japanische Nudelsuppe.“ April überbekam bei dem Wort „Japanisch“ ein schlimmer Verdacht. „Du erwartest jetzt aber nicht, dass ich das mit Stäbchen esse, oder?“ Grinsend deutete er auf ein paar in Papier eingewickelte Essstäbchen neben sich auf der Anrichte. „Natürlich“, antwortete er. „Dann werd' ich jämmerlich verhungern.“ seufzte sie gespielt. Er lachte kurz auf. „Du wirst schon nicht verhungern. Zur Not fütter' ich dich eben“, er zwinkerte ihr frech zu. Sie lachte zurück. „Soweit kommt's noch! Brauchst du Hilfe?“ Er schüttelte mit dem Kopf und rührte im Topf umher. „Ne, danke, bin so gut wie fertig. Aber du könntest die Schüsseln schon mal heraussuchen.“ „Hab ich vorhin eigentlich Colts Stimme gehört? Ist er hier oder hab' ich mir das nur eingebildet?“, fragte sie während sie im Schrank nach den Schüsseln kramte. „Nein, du hast richtig gehört. Er war kurz hier. Hatte was vergessen. Keine Ahnung, was.“ erwiderte Fireball und füllte die Schüsseln, die April ihm reichte, mit dampfender Nudelsuppe. „Und wie muss ich das jetzt mit den Stäbchen machen?“ fragte April während sie sich an den Tisch setzte. Fireball setzte sich auf seinen Platz gegenüber von April und nahm seine Stäbchen in die Hand. „Ganz einfach, du nimmst sie so in die Hand und kannst dann damit das Essen greifen.“ Er zeigte ihr, wie man die Stäbchen richtig festhielt, schob sich genüsslich ein Stück Gemüse in den Mund und beobachtete April, wie sie verzweifelt versuchte, es ihm gleich zu tun. Er konnte ein Grinsen nicht ganz unterdrücken, als ihr bereits zum dritten Mal das Gemüse von den Stäbchen flutschte. Sie seufzte frustriert auf. „Ich sagte doch ich muss verhungern. Wie kann man nur auf die Idee kommen, Suppe mit Stäbchen zu essen?“ „Du hälst die Stäbchen nicht richtig.“ „Wie geht das denn?“ „Warte, ich helfe dir.“ Er legte seine Stäbchen beiseite, stand auf, stellte sich dicht hinter sie, schloss seine Hand um ihre und zeigte ihr die richtige Haltung. April überkam ein wohliger Schauer, als er auf einmal ohne Vorwarnung ihre Hand in seine nahm. Unwillkürlich begann ihr Herz schneller zu schlagen. „So hälst du sie richtig“, sagte er ruhig. Er war ihr so nahe, dass sein Atem über ihre Wange strich. „Hmm“, machte sie nur während sie versuchte, ihre Hand ruhig zu halten die begonnen hatte, verdächtig zu zittern. Fireball bemerkte ihr Zittern nicht, er war selbst genug damit beschäftigt, seinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen. Schließlich hatte April den Dreh raus und das erste Stück Gemüse landete in ihrem Mund. Er ließ ihre Hand los und setzte sich wieder auf seinen Platz. „Hmmmm, schmeckt das aber lecker“, sagte sie um ihre Verlegenheit zu überspielen. „Danke“, grinste er sie an. „Wo hast du so gut kochen gelernt?“, fragte sie nach einer kurzen Pause. „Meine Mutter hat's mir beigebracht.“ April schaute ihn fragend an und er fuhr fort: „Mein Vater ist verschwunden als ich noch klein war, und meine Mutter musste wieder arbeiten gehen um den Lebensunterhalt zu verdienen, deswegen war ich früh auf mich allein gestellt. Am Wochenende haben wir immer gemeinsam gekocht damit ich selber kochen konnte und nicht ständig in der Schulmensa essen musste. Das Essen dort war furchtbar.“ Sie schaute ihn betroffen an, sie hatte nicht gewusst dass er ohne Vater aufgewachsen war. Ihm fiel ihr Blick auf, den sie ihm zuwarf, und ergänzte: „So schlimm war es auch nicht. Es hatte auch seine Vorteile, nachmittags nicht ständig unter Beobachtung zu stehen.“ Er zwinkerte ihr grinsend zu. Fireball genoss das gemeinsame Abendessen mit April. Er hatte schon lange keine Gelegenheit mehr gehabt, sein Lieblingsessen zu kochen und freute sich, dass es ihr offensichtlich auch schmeckte. Zufrieden seufzend klopfte er sich nach dem Essen auf den Bauch. „Jetzt bin ich aber satt.“ „Ja, ich auch“, sagte sie, legte ihre Stäbchen beiseite und lehnte sich entspannt zurück. „Obwohl, zu jedem guten Essen gehört auch ein Nachtisch. Hast du Lust noch ein Eis essen zu gehen?“, fragte er unvermittelt. Sie grinste ihn an, sie hatte den gleichen Gedanken gehabt. „Für einen Nachtisch bin ich immer zu haben.“ Fireball schaute sie etwas überrascht an. Wie war das denn jetzt zu verstehen? „Gut zu wissen...“ grinste er schelmisch. April fiel erst bei seinen Worten auf, dass man ihre Aussage eindeutig zweideutig auffassen konnte, deswegen fügte sie, leicht rot werdend, hinzu: „Ich meine, Eis essen gehen klingt gut.“ Er lächelte leicht und sagte: „An der Strandpromenade gibt es ein leckeres Eiscafé. Und vielleicht können wir nachher noch irgendwo was Trinken gehen.“ Er bemerkte ihren fragenden Blick, er wollte nicht dass sie das falsch verstand und dachte, er wolle ein Date mit ihr, deswegen erklärte er: „Es ist so schönes Wetter draußen, ich habe keine Lust den Abend hier auf Ramrod zu verbringen. Ich hatte sowieso überlegt noch rauszugehen und die Stadt unsicher zu machen. Also, hast du Lust mitzukommen?“ Das klang unverfänglich. Warum auch nicht, sie konnten sich doch als Kollegen einen netten Abend machen und sich ein bißchen amüsieren. „Prima, dann gehen wir erst ein Eis essen und schauen mal, was der Abend noch so bringt. Ich habe mir da heute so ein süßes Top gekauft, dass muss ich direkt...“. Den Rest des Satzes verstand er schon nicht mehr, sie war noch während sie sprach aufgesprungen und mit schnellen Schritten aus der Küche verschwunden. Sie ließ einen leicht verdatterten Fireball zurück. „Ja, zieh' dich ruhig schon mal um, macht mir nichts aus, die Küche allein aufzuräumen...“ murrte er. 10 Minuten später stand sie schon wieder in der Küche. Sie hatte sich ein schwarzes, leicht ausgestelltes Top mit Pailletten und Glitzersteinen am Ausschnitt angezogen. Dazu trug sie eine kurze Jeanshose, die ihre langen Beine betonte und silberfarbene Sneaker. Ihr Haar hatte sie zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden. Fireball schloss gerade die Spülmaschine und drehte sich zu ihr um. „Können wir?“ fragte sie lächelnd. Der Rennfahrer reagierte erst, nachdem er sie geschlagene fünf Sekunden mit offenem Mund angestarrt hatte. „Ähmm...“ „Was ist? Sieht das nicht gut aus?“, fragte sie erschrocken und strich an ihrem Top auf und ab. Sie hatte seinen Blick falsch gedeutet. „Ähh, doch doch, du siehst toll aus“, sagte er hastig. „Aber du hast dich so schick gemacht, da muss ich mir auch noch schnell was Hübsches anziehen“, grinste er und verschwand aus der Küche. 5 Minuten später kam auch er wieder zurück, gekleidet in einer langen dunklen Jeans und einem schwarzes T-Shirt mit weißem Aufdruck. „So, jetzt können wir.“ April warf ihm ein Lächeln zu. Gemeinsam schlenderten sie über die Strandpromenade. Jeder hatte einen Becher mit einer großen Portion Eis in der Hand und ließ es sich schmecken. „Sieh' mal, die Sonne geht schon unter“, sagte April plötzlich, blieb stehen und deutete mit der Hand auf das offene Meer, in dem schon bald die Sonne zu versinken schien. „Oh, sieht das schön aus. Ich habe noch nie einen Sonnenuntergang am Strand gesehen!“ Ihre Augen strahlten mit der Sonne um die Wette. Fireball lächelte, ging wortlos an ihr vorbei und stieg über die kleine Mauer, die den Strand von der gepflasterten Promenade trennte. „Was hast du vor?“ fragte April etwas verwirrt. „Ich setze mich an den Strand und genieße den wunderschönen Ausblick bei einem leckeren Eis und netter Gesellschaft“ zwinkerte er ihr zu und ließ sich im weichen Sand nieder. Einen kurzen Moment zögerte sie überrascht, dann setzte sie sich neben ihn. Schweigend saßen sie eine Weile nebeneinander und genossen die Atmosphäre. Diesmal war es jedoch kein unbehagliches Schweigen, eher eine vertraute Stille. Zwischendurch unterhielten sie sich ein wenig, so erfuhr April, dass sein Vater früher ebenfalls Pilot beim Kavallerie Oberkommando gewesen und eines Tages von einer Mission nicht mehr zurückgekehrt war. Seine Mutter konnte den Verlust nur schwer verkraften, brach alle Kontakte zum Oberkommando ab und zog mit Fireball von Yuma City wieder zurück nach Tokyo. Damals war er drei Jahre alt gewesen. April wiederum erzählte von der schweren Krankheit ihrer Mutter, dass sie starb als sie selbst neun Jahre alt war und von ihrer Ausbildungszeit beim Kavallerie Oberkommando. Aber sie sprachen auch über Belangloses und stellten fest, dass sie einen ähnlichen Musik- und Filmgeschmack hatten. Ab und zu warf Fireball April einen kleinen Blick aus den Augenwinkeln zu. Er fühlte sich in ihrer Gegenwart einfach unglaublich wohl. Sie saß so dicht neben ihm, dass sich ihre Arme hin und wieder berührten, wenn sie sich gerade einen Löffel Eis in den Mund schob. Und jedesmal durchzuckte es ihn wie ein Blitz und sein Herz machte einen Sprung wenn er ihre zarte Haut spürte. Und wenn er ehrlich zu sich selbst sein würde, musste er zugeben, dass April ziemlich genau der Vorstellung seiner Traumfrau entsprach. Sie war klug, stark, selbstbewusst, nicht auf den Mund gefallen, wunderschön und unglaublich sexy obendrein. Er seufzte leise und wünschte sich nun doch, es wäre ein Date. Wäre es eins, so würde er den romantischen Moment nutzen, den Arm um sie legen und sie küssen. Oder es zumindest versuchen. Aber es gab gleich mehrere Gründe, die dagegen sprachen. Zum einen waren sie Arbeitskollegen und mussten miteinander auskommen, was im Falle einer eventuellen Trennung schwierig werden könnte. Außerdem war ihr Vater auch noch ihr Commander, und schließlich hatte sie ihm mehrfach in den vergangenen drei Wochen deutlich gemacht, dass sie kein Interesse dieser Art an ihm hatte. Seine unterschwelligen Andeutungen hatte sie jedesmal eiskalt abblitzen lassen. Und so traute er sich nicht und unternahm keine weiteren Annäherungsversuche. Wieder seufzte er. Schade eigentlich. Aber vielleicht konnten sie wenigstens gute Freunde werden. Sie blieben lange am Strand sitzen, bis die Sonne komplett untergegangen war und nur noch die Straßenbeleuchtung an der Promenade ein fahles Licht spendete. Der Mond und ein paar Sterne leuchteten hell am Himmel, und so wie der Mond sich im Meer spiegelte, war es eine fast noch romantischere Atmosphäre als der Anblick des Sonnenuntergangs vorher. April spürte schon den ganzen Abend ein leichtes Kribbeln in ihrer Magengegend, aber das lag sicher nur an der romantischen Umgebung, und nicht an Fireball, er war schließlich nur ein Teamkollege. Obwohl sie zugeben musste, dass sie seine Anwesenheit schon ein wenig genoss. Sie hatte in den vergangenen 24 Stunden festgestellt, dass er nicht immer nur der laute, anstrengende und manchmal nervige Hitzkopf war, sondern auch eine ruhige und beinahe vernünftige Seite hatte. Offensichtlich war er nur in Gegenwart von Colt und Saber so aufgekratzt, als ob er sich vor ihnen behaupten müsse. „Männer“, dachte sie und schüttelte unmerklich mit dem Kopf. Aber im großen und ganzen war sie froh, dass sie das Wochenende nicht ganz allein verbrachte. Bisher war es – bis auf den kleinen Zwischenfall im Badezimmer – recht angenehm verlaufen. „So, und was machen wir zwei Hübschen jetzt?“, fragte er irgendwann und wandte ihr den Blick zu. April schaute ihn ebenfalls an und zuckte mit den Schultern. „Du wolltest noch was Trinken gehen.“ „Ja, das stimmt. Aber worauf hast du Lust?“ Sie tippte nachdenklich mit einem Finger auf ihre Lippen und antwortete breit grinsend: „Tanzen gehen! Ich war schon ewig nicht mehr tanzen.“ Er lächelte. „Nicht weit von hier gibt’s eine gute Disko.“ „Klingt gut, gehen wir!“. Nach einem kurzen Spaziergang hatten sie die Disko erreicht und stürzten sich in das Getümmel. Fireball besorgte ihnen etwas zu Trinken während April sich erstmal orientierte. Gerade als Fireball ihr ein buntes Getränk mit Schirmchen in die Hand drückte, hatte sie ein bekanntes Gesicht entdeckt. „Danke. Da ist ja Lucy!“ „Wer ist Lucy?“ fragte er und nahm einen Schluck von seinem Getränk. „Eine Freundin von mir. Mensch, die habe ich ewig nicht mehr gesehen. Entschuldigst du mich kurz?“ Er nickte und schon war sie verschwunden. Er beobachtete, wie April und Lucy sich offenbar freudig überrascht um den Hals fielen und sich danach angeregt unterhielten. Kurze Zeit später gesellte sich ein Mann dazu, er sprach die beiden Frauen an und legte direkt einen Arm um April. Fireball runzelte die Stirn. April schüttelte den Arm des Mannes ab, trat einen Schritt zur Seite und unterhielt sich weiter mit Lucy, den Mann ignorierend. Anscheinend kannte sie ihn nicht. Der Rennfahrer beschloss vorsichtshalber, ein Auge auf sie zu haben und ihr zu helfen, falls es nötig war. Noch während Fireball sie beobachtete, bekam er Gesellschaft. Zwei hübsche junge Frauen gesellten sich zu ihm und sprachen ihn an. „Hi, bist du nicht Fireball, der Rennfahrer?“ Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die beiden Frauen vor sich, April kam wohl ein paar Minuten allein klar. „Ja, genau der bin ich“, lächelte er sie an. April unterhielt sich immer noch mit ihrer Freundin, der aufdringliche Typ hatte sich wieder verzogen. „Bist du eigentlich allein hier?“, fragte Lucy. „Nein, ich bin mit Fireball hier.“, sagte April und deutete mit der Hand auf ihre Begleitung. Lucys Blick folgte ihrer Geste. „Der mit den braunen Strubbelhaaren und dem schwarzen T-Shirt? Der mit den beiden Frauen da spricht? Der ist ja süß!“ sagte sie und stieß April vielsagend mit dem Ellenbogen in die Seite. In dem Moment gab eine der Frauen Fireball einen kleinen Zettel, den er lachend in die Hosentasche steckte. Bestimmt stand ihre Telefonnummer drauf. „April?“, fragte Lucy mit skeptisch hochgezogenen Augenbrauen. Sie lachte. „Das ist schon in Ordnung, wir sind nur Arbeitskollegen.“ Auch wenn ihr nicht unbedingt gefiel, wie die eine Frau an seiner Seite klebte, aber das würde sie sich natürlich nicht eingestehen. „Er ist auch ein Star Sheriff? Hat er eine Freundin?“ „Soviel ich weiß nicht.“ Lucys Augen begannen zu leuchten. „Kannst du uns bekannt machen?“ April grinste etwas missglückt. Da war sie ja offensichtlich mit dem größten Frauenschwarm überhaupt unterwegs. „Klar. Ich hol' mir eben noch was zu trinken, möchtest du auch etwas?“ Lucy schüttelte den Kopf. „Nein danke.“ „Ok, bin gleich wieder da!“ April erwischte einen freien Platz an der Theke und wartete auf eine Bedienung. „Hallo schöne Frau“, sagte plötzlich eine Stimme dicht neben ihr. Es war der aufdringliche Mann von gerade. Fireball war ein paar Minuten abgelenkt gewesen und hatte April aus den Augen verloren. Unauffällig ließ er seinen Blick schweifen während eine der beiden Frauen unablässig auf ihn einredete. „Puh, anstrengend. Zum Glück redet April nicht wie ein Wasserfall“, dachte er. Hin und wieder gab er der Freundlichkeit halber ein „Hmm“ von sich. Verdammt, wo steckte sie nur? Erleichtert entdeckte er April an der Theke. Seine Miene verfinsterte sich jedoch als er sah, wer da neben ihr stand. Aprils Gestik zeigte ihm sehr deutlich, dass sie nicht besonders erfreut über die Gesellschaft war. Als der Mann April am Arm griff und zu sich zog, entschloss sich Fireball einzugreifen. „Entschuldigt mich bitte kurz“, sagte er hastig, schob die Quasselstrippe beiseite und ließ sie verdattert stehen. Er ging zu April und dem Mann herüber, stellte sich schützend vor sie und sagte ruhig: „Lass gut sein, sie hat kein Interesse.“ „Fireball!“ sagte April erleichtert und warf ihm einen dankbaren Blick zu. „Woher willst du das wissen? Stell dich gefälligst hinten an“, knurrte der Mann, der mindestens einen Kopf größer war als Fireball. „Sie hat Nein gesagt, wenn du das nicht gehört hast solltest du dringend mal deine Lauscher checken lassen.“ erwiderte dieser unbeeindruckt. „Hör' mal gut zu, Kleiner“, zischte der Mann und baute sich bedrohlich vor Fireball auf. „Mach die Fliege. Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ „Es geht dich zwar nichts an, aber ich bin ihr Freund.“ Er legte April beschützend einen Arm um die Schulter und hoffte, dass sie mitspielte. Der Mann lachte gehässig auf. „In deinen Träumen vielleicht, was soll sie mit so einem Zwerg wie dir? Werd' erstmal erwachsen bevor du mit Frauen rummachst!“ April beobachtete mit wachsender Besorgnis, wie Fireball bei den Worten seine Schultern straffte und die Hände zu Fäusten ballte. Jetzt wurde es aber brenzlig, sie musste etwas tun, wenn sie nicht gleich Auslöser einer Schlägerei sein wollte. Ohne Nachzudenken spielte sie Fireballs Spiel mit und tat das, was ihr als erstes einfiel: sie schlang die Arme um seinen Nacken und küsste ihn, hoffentlich verstand er und spielte genauso mit. Und hoffentlich verstand der aufdringliche Kerl damit auch endlich ihre Abfuhr. Sie spürte, wie Fireball sich im ersten Moment verkrampfte, einen kurzen Augenblick später entspannte er sich jedoch und erwiderte zärtlich ihren Kuss. Fireball war im ersten Moment etwas überrumpelt, als er auf einmal ihre weichen Lippen auf seinen spürte, damit hatte er überhaupt nicht gerechnet. Er hatte sich jedoch schnell wieder gefangen, schloss wie April die Augen und erwiderte ihren Kuss. Sie schmeckte gut und er war mit einem Mal neugierig geworden, wie weit er gehen konnte bevor es ihr zu viel wurde... Ohne den Kuss zu unterbrechen schlang er beide Arme um ihre schmale Taille und drückte sie fest an sich. Keine Gegenwehr ihrerseits. Frech legte er eine Hand auf ihren Hintern und drängte auch noch sein rechtes Bein zwischen ihre. April keuchte überrascht auf, ließ es jedoch geschehen. Kühn geworden ging er noch einen Schritt weiter. Nun schob er seine Zunge in ihren Mund und erschauerte selbst ein wenig, als sie sein Zungenspiel unerwarteterweise leidenschaftlich erwiderte. „Ach, nehmt euch ein Zimmer“, winkte der Mann ab und gab sich geschlagen. Fireball hatte ihn schon fast vergessen, er nahm schon seit Beginn des Kusses seine Umgebung nicht mehr wahr. April ging es ähnlich, auch sie schien in ihrer kleinen Welt versunken zu sein und erst die Worte des Mannes holten sie in die Realität zurück. Eher widerwillig trennten sie sich. Sie schauten sich noch ein paar Augenblicke lang tief in die Augen, während April verlegen lächelte und Fireball mit der Zunge über seine Lippen leckte, er wollte ihren süßen Geschmack noch ein wenig länger genießen. „Danke“, hauchte sie. Es war schon irgendwie niedlich dass er sich für sie geprügelt hätte. „Immer wieder gern.“ grinste er. „Keine fünf Minuten kann man dich aus den Augen lassen und schon stiftest du Unruhe“, zog er sie auf. Sie grinste zurück. „Dich kann man aber auch nicht allein lassen“, zwinkerte sie ihm zu. Er grinste verlegen. „Wirst du sie anrufen?“ „Auf gar keinen Fall.“ „Wieso nicht? Sie war doch ganz hübsch.“ Er zuckte mit den Schultern. „Schon, aber sie hörte nicht auf zu reden, das ist mir auf Dauer zu anstrengend.“ April lachte kurz auf. „Meine Freundin Lucy möchte dich auch kennenlernen.“ „Später vielleicht“, grinste er verschmitzt. Plötzlich griff er nach ihrer Hand und zog sie zu sich. „Fireball, was...?“ fragte sie überrascht. „Du wolltest doch tanzen!“, sagte er lächelnd und legte einen Arm um ihre Taille. Ohne eine Antwort abzuwarten führte er sie zur Tanzfläche. April ließ sich mit einem verträumten Blick mitziehen. Küssen zählte definitiv zu seinen Stärken, jetzt war es an der Zeit herausfinden, ob er auch genauso gut tanzen konnte. Kapitel 4: Sonntag ------------------ Ihre ohnehin schon viel zu kurze Nachtruhe wurde am nächsten Morgen jäh unterbrochen. Lautes Piepsen riss April und Fireball früh, eindeutig viel zu früh aus dem Schlaf. Mit einem Schrecken setzte er sich im Bett auf. Es dauerte einige Augenblicke, bis er sich orientiert hatte und das Piepsen zuordnen konnte. Es war die Comline im Kommandoraum. Einen leisen Fluch ausstoßend griff er schlaftrunken nach einem T-Shirt und stolperte aus seinem Zimmer. Beinahe wäre er mit April zusammengestoßen, die im selben Moment ebenfalls schlaftrunken aus ihrem Zimmer wankte. Sie warfen sich ein schüchternes Lächeln zu und gingen - oder besser stolperten irgendwie - gemeinsam so schnell wie möglich zum Kommandoraum. April nahm das eingehende Gespräch an und legte es auf den großen Bildschirm. Commander Eagle erschien mit finsterem Gesichtsausdruck im Display. Seine Augenbraue zuckte verdächtig als er die beiden offenbar übernächtigten Gestalten vor sich sah. Fireball stand nur in Shorts vor ihm und zog sich gerade noch das hastig übergezogene T-Shirt zurecht. April wiederum trug einen für den Geschmack ihres Vaters viel zu aufreizenden, kurzen Schlafanzug, ein Träger ihres Oberteils drohte auch noch über die Schulter zu rutschen. Beide hatten die Haare strubbelig, das heißt, Fireball noch mehr als sonst. „Hallo Daddy, was gibt's?“ begann April fröhlich. Commander Eagle richtete seinen Blick auf sie und sagte gezwungen ruhig: „Guten morgen. Hab ich euch bei irgendetwas gestört?“ „Nur beim Schlafen, Commander“, erwiderte Fireball und unterdrückte ein Gähnen. „Soso, nur beim Schlafen.“ Keinem der beiden fiel der bedrohliche Unterton in seiner Stimme auf, dafür waren sie einfach noch zu müde. „Kann mir dann vielleicht mal jemand erklären, was das hier zu bedeuten hat?!“, fauchte Commander Eagle plötzlich und hielt eine Zeitungsseite hoch. April sowie Fireball kniffen die Augen zusammen und versuchten zu erkennen, was darauf zu sehen war und den Commander offenbar so in Rage versetzte. Fireball wurde als erster klar, was in der Zeitung abgebildet war: ein Foto von April und ihm, küssend, seine Hand auf ihrem Hintern. Ein ziemlich eindeutiges Bild. „Rennfahrer Fireball mit neuer Flamme entdeckt“, stand in großen roten Buchstaben darüber. „Verdammt...“, fluchte er leise, doch Commander Eagle hatte es gehört. April wurde blass um die Nase. Wieso war ein Foto von ihr und Fireball in der Zeitung abgedruckt? „Ja, verdammt“, fauchte Commander Eagle. „Ich war doch bis vor kurzem ein berühmter Rennfahrer, die Paparazzi müssen...“ begann Fireball, wurde jedoch unterbrochen. „Das meine ich nicht. Ich will wissen was deine Zunge im Mund meiner Tochter zu suchen hat!“, brüllte Commander Eagle nun, sein Gesicht nahm dabei eine ungesund rote Färbung an. „Daddy“, rief April, entsetzt über seinen Ausbruch. Fireball wurde in dem Moment klar, dass Commander Eagle nicht in der Rolle des Commanders sprach, sondern als aufgebrachter Vater, und den galt es nun zu besänftigen. „Ähm, das war..., also....“ stammelte April, mittlerweile genauso rot im Gesicht wie ihr Vater. Ihr war das ganze schrecklich peinlich. „Da war ein aufdringlicher Kerl, der wollte April nicht in Ruhe lassen“, begann Fireball, erstaunt über seine eigene Gelassenheit. „Ja, und damit er mich endlich in Frieden lässt, haben Fireball und ich so getan als wären wir ein Paar. Das hat auch gut funktioniert, danach war der Mann verschwunden“, ergänzte April schnell. Commander Eagles Augenbraue zuckte wieder verdächtig. „Mehr steckt also nicht dahinter? Das ganze war nur gespielt und hat nichts zu bedeuten?“ Fireball und April nickten hastig. „Ja Commander, der Kuss hatte nichts zu bedeuten“, bestätigte Fireball und musste ein Schmunzeln unterdrücken. Er fand die ganze Situation irgendwie zum Lachen. Eagle verschränkte die Arme vor der Brust und fragte mit ernster Miene: „Und danach?“ „Wie, danach?“, fragte April ratlos. „Wir haben noch ein bißchen in der Disko getanzt und später ist jeder brav in sein eigenes Bettchen gehüpft“, antwortete Fireball, der ahnte worauf der Commander hinauswollte. Die Miene des Commanders entspannte sich ein klein wenig. „In Ordnung. Aber Fireball, eins muss dir klar sein. Ich dulde keine Beziehung unter Teamkollegen. Das hat noch nie funktioniert!“ Fireball nickte verstehend. „Natürlich Commander, zu Befehl. Ich rühre Ihre Tochter nicht an. Taucht Aprils Name eigentlich in der Zeitung auf?“ Eagle schüttelte den Kopf. „Nein, zum Glück nicht.“ Fireball lächelte erleichtert, es reichte wenn sich die Paparazzi in den nächsten Tagen über ihn die Finger wund schrieben und irgendwelche wilden Geschichten erfanden. Damit hatte er leider schon Erfahrung und er wollte nicht, dass April irgendetwas angedichtet wird. April schaute stirnrunzelnd immer wieder zwischen ihrem Vater und Fireball hin und her. Sie fand die ganze Unterhaltung mittlerweile nur noch absurd. Sie war doch schließlich erwachsen und konnte tun und lassen, was sie wollte und musste sich vor niemandem rechtfertigen! Sie verlor die Fassung. „Daddy, was soll das eigentlich?“, fragte sie wütend, die Hände in die Hüften gestemmt. Eagle wandte ihr fragend den Blick zu. „Das machst du jedesmal. Ich bin erwachsen und kann zusammensein mit wem ich will, misch dich da gefälligst nicht ein!“, fauchte sie nun. Fireball schaute sie entsetzt an. Wie meinte sie das denn jetzt? „April, das ist nicht hilfreich!“, zischte er ihr leise zu. Die Farbe des Commanders wechselte wieder zu rot. „Junge Dame, so sprichst du nicht mit mir!“ April schlug entsetzt die Hand vor den Mund. Was hatte sie denn da von sich gegeben? Das klang ja so als wolle sie mit Fireball zusammen sein. Offenbar war sie immer noch nicht ganz wach. „Entschuldige, Daddy“, murmelte sie kleinlaut und senkte den Kopf. Commander Eagle nickte finster. „In Ordnung. Und jetzt zieht euch verdammt nochmal was Vernünftiges an!“ Die Angesprochenen nickten ebenfalls. Fireball fiel aus den Augenwinkeln auf, wie der Träger von Aprils Oberteil nun endgültig den Halt verlor und schob ihn ohne nachzudenken mit einer schnellen Bewegung wieder zurecht. April warf ihm einen dankbaren Blick zu. Erst als er seine Hand von ihrer Schulter nahm, fiel ihm auf, dass das vor dem Commander im Moment wahrscheinlich keine so gute Idee gewesen war. In den Augen von Commander Eagle war das eindeutig eine viel zu vertraute Geste und er wollte gerade dazu ansetzen, wieder loszupoltern, da kam April ihm zuvor. „Bis demnächst, Daddy!“, sagte sie schnell und kappte die Verbindung. Fireball und April seufzten und sahen sich an, keiner wusste, was er dazu sagen sollte. Schließlich reckte sich Fireball ausgiebig und meinte dann: „Also ich brauche jetzt erstmal einen Kaffee!“ Er zwinkerte ihr zu und machte sich auf den Weg in die Küche. Sie zuckte mit den Schultern. „Kaffee klingt gut“, sagte sie und folgte ihm. Beide saßen sich am Tisch in der Küche gegenüber, immer noch in Schlafoutfits und mit strubbeligen Haaren, jeder mit einer dampfenden Tasse Kaffee vor sich. Fireball konnte sich kaum ein Grinsen verkneifen. Er musste immerzu an die Unterhaltung mit Commander Eagle denken und an Aprils Aussage „Ich kann zusammen sein mit wem ich will, misch dich gefälligst nicht ein.“ Er musterte sie hin und wieder. So verschlafen im dem kurzen Schlafanzug sah sie einfach nur süß aus. April kam das Dauergrinsen in Fireballs Gesicht komisch vor. Machte ihm die Schelte ihres Vaters denn gar nichts aus? Sie war immer noch geladen deswegen. „Was ist eigentlich so lustig daran?“, fragte sie. Fireball sah von seiner Tasse auf und meinte schulterzuckend: „Das war nicht mein erster Anschiss von einem wütenden Vater.“ April zog fragend eine Augenbraue hoch. „Ich war früher in der Schule mit einem Mädchen zusammen. Sie hieß Miyuki. Ihr Vater mochte mich nicht, deswegen hat er mir verboten, sie zu treffen.“ Erwartungsvoll schaute sie ihn an. „Und du hast dich nicht daran gehalten?“ Das war eher eine Vermutung. Er grinste noch breiter. „Natürlich nicht. Er hat uns erwischt und mir eine Pedigt gehalten dass mir heute noch die Ohren klingeln.“ April schüttelte lächelnd mit dem Kopf. Das passte zu ihm. „Wie ging es weiter?“, fragte sie neugierig. „Wir haben uns noch eine zeitlang heimlich getroffen, aber dann habe ich irgendwann herausgefunden dass sie mich betrogen hat, deswegen habe ich mit ihr Schluss gemacht.“ April gab ein betroffenes „Oh“ von sich. Fireball wusste selbst nicht, warum er ihr das auf einmal erzählt hatte. Aber er spürte seit gestern eine seltsame Vertrautheit zwischen ihnen beiden und hatte das Gefühl, offen mit ihr reden zu können, ohne dass sie ihn wegen irgendetwas verurteilen würde. „War sie deine erste Freundin?“ Er nickte zur Antwort. „Wie lange wart ihr zusammen?“ „Etwas länger als ein Jahr.“ Wieder schaute sie ihn betroffen an deswegen fügte er hinzu: „Aber das ist schon ewig her und längst vergessen.“ „Und danach?“ fragte April ehe ihr auffiel, dass das doch eine sehr persönliche Frage war. Aber anscheinend war er gerade in Redelaune und sie wollte mehr über ihn erfahren. „Du bist ja ganz schön neugierig“, grinste er sie an, fuhr aber fort zu erzählen. „Kurz danach habe ich meinen Schulabschluss gemacht und bin in den Rennzirkus gegangen.“ Er nahm einen Schuck von seinem Kaffee. „Ab dem Zeitpunkt hatte ich keine Zeit mehr für Frauengeschichten.“ April sah ihn überrascht an. „Du warst während deiner Zeit als Rennfahrer mit keiner anderen Frau zusammen?“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Nicht mal nur für...“ „Was? Für eine Nacht?“, unterbrach er sie nun grimmig, er war enttäuscht dass April genauso von ihm dachte wie die meisten anderen Menschen auch. „Natürlich nicht. Es stimmt ja dass die meisten 'Boxenluder' leicht zu haben sind, aber ich bin es nicht. Ich kenne eine Frau gerne länger als zwei Stunden bevor ich mit ihr ins Bett hüpfe.“ Schuldbewusst senkte April den Kopf. „Entschuldige“, murmelte sie leise, das war ihr nur so rausgerutscht. Aber sie konnte sich nur schwer vorstellen, dass danach nichts mehr bei ihm gelaufen war, hatte er doch gestern Abend in der Disko bei mindestens drei Frauen gute Chancen gehabt. „Ist schon gut“, winkte er versöhnlich ab. „Das Klischee des Rennfahrers, der in jeder Stadt eine andere hat, kann ich nicht erfüllen. Aber die Zeitungen haben mir fast jede Woche ein anderes Mädel angehängt. Das war schon ziemlich nervig. Jede Frau mit der ich mich auch nur unterhalten habe, wurde gleich als meine Freundin abgestempelt.“ April nickte, die Erfahrung hatte sie jetzt auch gemacht. Wobei sie sich ja nicht nur unterhalten hatten... Er machte eine kurze Pause und nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee, dann fügte er hinzu: „Aber erzähl es bitte nicht Colt, der würde mich ewig damit aufziehen.“ „Versprochen“, lächelte April. Dankbar lächelte er zurück. „Und du, liebste April? Wie sieht es mit deinem Liebesleben so aus?“ Erschrocken blickte sie ihn an. „Ich hab' dir auch alles von mir erzählt.“ grinste er. „Jetzt bist du dran. Gibt es irgendwelche Exfreunde oder aktuellen Liebhaber?“ Erwartungsvoll schaute er sie an. April blickte in seine großen, braunen Augen. Haben sie eigentlich schon immer so gefunkelt? Sie spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Hastig senkte sie den Blick und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. „Dank Daddy gibt es da auch nichts zu erzählen.“ seufzte sie. Fireball hob überrascht die Augenbrauen. Das konnte er sich gar nicht vorstellen, sie war doch sogar ein Jahr älter als er. „Wie meintest du das vorhin zu deinem Vater mit 'Misch dich gefälligst nicht ein?'“, fragte er nach einem kurzen Schweigen als sie nicht von sich aus weitersprach. Sie schaute betrübt auf ihre Tasse. „So wie ich es gesagt habe. Immer wenn ich Interesse an einem Mann gezeigt hatte, hat er den strengen Commander gespielt und die Typen sind jedesmal geflüchtet. Außerdem war ich so sehr damit beschäftigt, Ramrod zu entwickeln und die Konstruktion zu begleiten, dass ich sowieso kaum Zeit für etwas anderes außer Arbeiten hatte.“ Sie seufzte kaum hörbar. Fireball kam auf einmal so ein Gedanke. Das musste er sie einfach fragen. Er grinste sie breit an und sagte: „Sag' mal, war das gestern etwa dein erster Kuss?“ Ertappt sah sie ihm kurz in die Augen, dann senkte sie verlegen ihren Blick. „Bild' dir da bloß nichts drauf ein“, nuschelte sie und nippte an ihrem Kaffee. Sein Grinsen wurde noch breiter, soweit das überhaupt noch möglich war. „Tu' ich auch nicht.“ Sie schwiegen eine Weile, ehe sie die Stille unterbrach: „Und es ist dir wirklich nicht aufgefallen?“ Er grinste sie verschmitzt an und leckte sich bei der Erinnerung an den Kuss unbewusst über seine Lippen. April errötete leicht und erwiderte verlegen sein Grinsen. Plötzlich hörten sie Schritte, die sich der Küche näherten. „Scheint als bekämen wir Gesellschaft“, bemerkte Fireball. „Hmm“, antwortete sie beinahe enttäuscht. Sie hatte die Zeit genossen, die nur sie beide miteinander verbracht hatten. Sie spürte eine neue Vertrautheit zwischen ihnen beiden und hätte viel lieber noch etwas mehr Zeit mit Fireball alleine verbracht. Erwartungsvoll richteten sie ihre Blicke auf die Tür. Colt staunte nicht schlecht, als er seine beiden Kollegen nur im Schlafklamotten gekleidet in der Küche bei einem Pläuschen bei einer Tasse Kaffee entdeckte. Breit grinsend stellte er seine Tasche ab und setzte sich zu den beiden an den Tisch. „Guten morgen ihr zwei. Gut geschlafen?“ Er warf April und Fireball einen verschwörerischen Blick zu. „Guten morgen“, erwiderten die beiden gleichzeitig. „Ja, aber eindeutig zu kurz“, fügte Fireball hinzu und reckte sich. Colts Grinsen wurde noch breiter. „Was habt ihr zwei denn die ganze Nacht so getrieben dass ihr jetzt so müde seid?“ „Wir waren aus“, antwortete Fireball knapp. „Warum bist du eigentlich schon hier?“, fragte April. „Dienstantritt ist doch erst heute Abend.“ Colts Augen blitzen schelmisch auf. „Ich bin eben pflichtbewusst. Oder wollt ihr zwei lieber noch etwas alleine sein?“ April schüttelte reflexartig den Kopf und Fireball wollte gerade etwas erwidern, als Colt fortfuhr: „Naja, ich dachte nur. Ich habe heute morgen das hier in der Zeitung gesehen“, er zog die Zeitung mit dem Foto von April und Fireball aus seiner Hosentasche, „und wollte mal nach dem Rechten sehen. Nicht dass ihr zwei noch was Unanständiges macht.“ Breites Grinsen von Colt als er erwartungsvoll zwischen den beiden hin und her blickte. April stützte seufzend ihre Unterarme auf den Tisch und legte den Kopf darauf. Also wusste er es auch schon. Das konnte ja heiter werden. Sie wünschte sich sie könnte in einem großen schwarzen Loch verschwinden. Fireball gab einen genervten Laut von sich und verdrehte die Augen. „Spar' dir deine blöden Kommentare. Anschiss gab's vorhin schon vom Commander.“ Colt hob fragend eine Augenbraue, immer noch grinsend. „Ich sag' doch gar nichts, ich möchte nur wissen, was passiert ist!“ Fireball schnaubte. „Nichts! Wir waren in einer Disko, und da hat sich so ein Kerl an April rangemacht.“ „Ha, und du warst eifersüchtig und musstest gleich deine Ansprüche geltend machen?“ Fireball warf Colt einen bösen Blick zu. „Nein“, er sah hilfesuchend zu April. Als hätte sie seinen Blick gespürt, hob sie den Kopf und sagte: „Der Typ wurde zu aufdringlich und deswegen haben wir so getan, als wären wir zusammen. Mehr war da nicht!“ Colt wirkte beinahe enttäuscht. „Mehr nicht, nur dieser eine bedeutungslose Kuss?“ Beide nickten grimmig. „Und, liebste April, kann unser Turbofreak gut küssen? Hat er deine Erwartungen erfüllt?“ April wurde puterrot im Gesicht, empört über diese indiskrete Frage. „Colt!!“ grummelte Fireball. Er grinste und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Ist ja schon gut“, winkte er ab. „Ich habe übrigens auch Brötchen mitgebracht!“, zwinkerte er die beiden versöhnlich an und schaffte es, wieder ein kleines dankbares Lächeln in die Gesichter der beiden zu zaubern. „Was meintest du vorhin mit 'Den Anschiss gab's schon vom Commander'?“, fragte Colt neugierig an Fireball gewandt. Mittlerweile hatten sie fertig gefrühstückt und Colt und Fireball räumten die Küche auf, April war bereits unter der Dusche. Fireball lächelte verschmitzt während er die Spülmaschine einräumte. „Du warst leider nicht der einzige, der das Bild in der Zeitung gesehen hat. Commader Eagle hat uns heute morgen schon aus dem Bett gescheucht und eine Standpauke gehalten.“ „Aus wessen Bett?“ Fireball warf ihm einen bösen Blick zu und seufzte. Das Spiel würde Colt wohl noch eine Weile beschäftigen. „Jeden aus seinem eigenen Bett“, sagte er resigniert. Colt grinste schadenfroh. „Das klang jetzt aber ein bisschen frustriert. Und der Commander hat den wütenden Vater raushängen lassen?“ Fireball nickte. Dem Cowboy kam auf einmal eine Idee. „In welcher Disko wart ihr nochmal?“ Fireball nannte ihm den Namen während er noch die Anrichte abwischte. Colt setzte sich an den Tisch, griff unauffällig nach dem Tablet und lachte ein paar Sekunden später erfreut auf. „Ha, hab euch gefunden!“ Fireball legte den Lappen in die Spüle und warf ihm einen fragenden Blick zu. Der Cowboy konnte sich ein Lachen kaum verkneifen. „Fireball, wo hast du denn nur deine Hände!??“ „Was...?“ begann er und ließ sich rasch neben seinem Kumpel nieder. Dieser drehte ihm das Tablet zu und Fireball wurde erst blass, dann rot. „Du weißt doch, dass in der Disko Fotografen rumrennen und die Bilder später auf deren Homepage veröffentlicht werden, oder?“ „Oh Gott...“, stammelte Fireball entsetzt. „Wenn Commander Eagle die Bilder sieht, bin ich geliefert.“ „Ich weiß gar nicht, was du meinst...“, grinste Colt während er Fireball freundschaftlich auf die Schulter klopfte. „Sind doch schöne Bilder... Es hat allerdings den Anschein, als hättet ihr in eurer Jugend etwas zu viel Dirty Dancing geguckt...“ Halb entsetzt, halb fasziniert schaute Fireball die Bilder durch. April und er waren einige Male zu sehen, meistens beim Tanzen. Und meistens engumschlungen. Auf einem Foto hatte April ihre Arme um seinen Nacken und ein Bein halb um Fireball geschlungen und er hielt es an ihrer Kniekehle fest. Ihre Gesichter waren nah beieinander und sie lächelten sich an. Auf einem anderen Bild stand er dicht hinter April, sie hielt ihre Arme hoch hinter ihrem Kopf und Fireballs rechte Hand war vorne auf ihrem Bauch unter ihrem Top verschwunden, verdächtig weit oben, während seine andere Hand auf ihrer Hüfte ruhte. Bei dem Bild wurde selbst Colt rot. „Fireball???“ Dieser grinste verschmitzt und sagte leise: „Musste was überprüfen....“ Colts Augenbraue rutschte fragend nach oben. „Was musstest du überprüfen? Ob sie was drunter trägt!?“ Er machte große Augen als ihm die Eingebung kam, dass sein Kumpel genau das gemeint hatte. Fireball presste seine Lippen aufeinander um ein Grinsen zu unterdrücken. Colt bemerkte das natürlich trotzdem und fragte wissbegiering: „Und, hatte sie?“ Der Rennfahrer schüttelte fast unmerklich den Kopf. Colt lachte auf. „Ja, unsere liebe April ist ein ganz schön heißer Feger, ich kann verstehen dass du deine Fingerchen nicht bei dir lassen konntest.“ „Hmm“, brummte Fireball nur und wurde wieder rot. „Aber eins muss man euch lassen, die Bilder sind echt gut geworden“, musste Colt neidlos anerkennen. Fireball nickte, als sie plötzlich eine Stimme hörten: „Welche Bilder? Ich kenne nur das eine aus der Zeitung!“ Erschrocken sahen die beiden auf und entdeckten Saber, der im Türrahmen stand. „Guten morgen Schwertschwinger!“ rief Colt ihm fröhlich entgegen. „Was machst du denn schon so früh hier?“ „Commander Eagle hat mich wegen eines 'Notfalls' angefunkt“, sagte er und schaute etwas verstimmt in Fireballs Richtung. Dieser brummte etwas unverständliches, stützte die Ellbogen auf den Tisch und verbarg das Gesicht in den Händen. „Entschuldige...“, murmelte er. Das ein einfacher, unbedeutender Kuss so viel Aufregung verursachen konnte... „Schon gut“, seufzte der blonde Schotte. „Von welchen Bildern habt ihr gerade gesprochen? Gibt es noch mehr, was ich wissen sollte?“ Colt deutete auf den Platz auf der Bank neben sich. „Es gibt noch mehr Fotos“, grinste er. Fireball seufzte hilflos. „Möchte ich die überhaupt sehen?“, fragte Saber skeptisch während er sich neben Colt auf der Bank niederließ. „Unbedingt!“ grinste der Cowboy und schob Saber das Tablet hin. Wortlos blätterte er die Bilder durch. Colt beobachtete seinen Chef genau, aber er konnte in Sabers Gesicht keine Regung ablesen. Fireball stützte seine Unterarme auf den Tisch und legte seinen Kopf darauf. Er wünschte sich gerade er wäre ganz weit weg, irgendwo am anderen Ende des Universums. Oder in der Phantomzone, das war immer noch besser als hier. Saber seufzte, als er mit dem Durchsehen der Bilder fertig war. „Ich hoffe für dich, dass Commander Eagle die Fotos nicht zu Gesicht bekommt“, sagte er zu Fireball, der ihn etwas missglückt angrinste. „Das hoffe ich auch“, murmelte er leise. „Wo ist April eigentlich? Hat sie die Bilder schon gesehen?“, fragte Saber. „Sie wollte duschen. Ha, ich zeig' ihr die Bilder, die kennt sie bestimmt noch nicht!“, rief Colt erfreut auf und griff nach dem Tablet, doch Fireball war schneller. „Vergiss es Kuhtreiber, das mache ich!“, sagte er, schnappte sich das Tablet und verschwand aus der Küche. Colt grinste erwartungsvoll Saber an. „Und, was hälst du davon?“ Saber seufzte und antwortete: „Scheint so als würden sich die beiden gut verstehen und hätten sich amüsiert. Weißt du was zwischen ihnen läuft? So wie Commander Eagle sich anhörte befürchtet er das Schlimmste.“ Colt zuckte mit den Schultern. „Sie meinten, sie hätten sich nur das eine Mal geküsst um einen aufdringlichen Kerl loszuwerden, der es auf April abgesehen hatte. Sonst sei nichts passiert.“ „Dann wollen wir das mal so glauben“, erwiderte Saber, für ihn war das Thema damit erledigt. Er vertraute darauf, dass sie professionell blieben. Beziehungen unter Teamkollegen waren zwar nicht direkt verboten, konnten jedoch zu Problemen innerhalb eines Teams führen. Er hoffte, dass Fireball und vor allem April das bewusst war und sie es sich sehr gut überlegten, bevor sie sich aufeinander einließen. „Was machen wir denn jetzt mit dem angebrochenen Tag?“ fragte Colt schließlich und sah Saber von der Seite an. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern, er war mit den Gedanken immer noch woanders. Colt strengte seine grauen Zellen an, dann kam ihm die Idee: „Wir könnten den Nachmittag am Strand verbringen. Wir müssen doch offiziell erst heute Abend wieder antreten, oder?“ Saber nickte. „Eine ausgezeichnete Idee.“ Zaghaft klopfte Fireball mit dem Tablet in der Hand an Aprils Zimmertür. „Ja?“, vernahm er dumpf ihre Stimme von drinnen. „Ich bin's, Fireball. Darf ich reinkommen? Ich muss dir was zeigen.“ „Klar, komm' rein!“ Langsam öffnete er ihre Zimmertür. Sie saß auf ihrem Bett und war gerade dabei, ihr noch feuchtes Haar zu kämmen. „Was möchtest du mir denn zeigen?“, fragte sie als Fireball unschlüssig im Türrahmen stehen blieb. „Ähm, Colt hat Bilder gefunden. Aus der Disko. Von uns beim Tanzen.“ Sie grinste. „Sind wir da so schlecht getroffen oder warum schaust du so bedrückt? Ich hab gar nicht gemerkt dass wir fotografiert wurden.“ „War mir auch nicht aufgefallen“, sagte er. „Dann lass doch mal sehen! So schlimm können die Fotos doch nicht sein“, lachte sie und kämmte weiter ihr Haar. Fireball schluckte nervös, plötzlich bekam er doch etwas Bammel vor ihrer Reaktion. Zögerlich setzte er sich zu ihr auf das Bett. Sie legte die Haarbürste beiseite und nahm das Tablet auf ihren Schoß. „Ohh“, murmelte sie leise und lief rot an. Die Bilder waren eigentlich ganz schön, aber so wie sie da tanzten, sah es wirklich so aus, als wären sie ein Paar. „Meinst du dein Vater findet die Fotos?“ Sie schüttelte zögerlich den Kopf. „Ich glaube nicht. Die Chance ist ziemlich gering, er weiß ja nicht, in welcher Disko wir waren.“ Sie gelangte zu dem Bild, auf dem Fireball seine Hand unter ihr Top geschoben hatte und hielt inne. „Fireball?!?“ Er schaute hastig zur Seite damit sie nicht sah, wie rot er geworden war, konnte ein Grinsen aber nicht ganz verbergen. „'Tschuldige“, murmelte er verlegen. Er wollte noch ein „War keine Absicht“ hinzufügen, verkniff es sich aber, denn das wäre gelogen gewesen. „Das hatte ich gar nicht gemerkt...“ murmelte sie verblüfft. Als sie mit dem Durchsehen der Bilder fertig war, legte sie das Tablet zur Seite und boxte Fireball fest auf die Schulter. „Autsch“, gab er von sich und rieb sich mit der Hand über die schmerzende Stelle. „Das war für deine Hand unter meinem Top“, flötete sie. Er musste grinsen. „Das hab ich wohl verdient.“ Sie griff nach ihrem Kissen und schlug ihm damit ins Gesicht. „Und das ist für dein dämliches Grinsen!“ Er lachte auf. „He, na warte, du...“ April quiekte kurz vor Spaß auf, sprang schnell auf und sprintete zur Tür um außerhalb seiner Reichweite zu gelangen. Fireball setzte ihr sofort nach, bekam sie am Arm zu fassen, zog sie zu sich und begann sie frech zu kitzeln. „Hahaha, Fireball, nein, lass das, hör auf!“ lachte sie laut auf. Er wollte gerade etwas erwidern, als sie plötzlich ein Räuspern vernahmen. Sofort ließ Fireball April los. Hastig wichen sie einen Schritt auseinander. Saber und Colt standen an Aprils immer noch geöffneter Zimmertür, beide mit verschränkten Armen, Saber mit hochgezogenen Augenbrauen und Colt mit einem unmissverständlichen Grinsen im Gesicht. „Bei euch geht's ja wild zu. Sollen wir lieber wieder gehen?“, fragte der Cowboy. „Oh, hallo Saber. Was machst du denn schon hier? Wie war dein Wochenende?“, überging April geflissentlich Colts Frage. „Hallo April, leider zu kurz“, antwortete er. „Colt und ich haben überlegt, den restlichen freien Tag am Strand zu verbringen. Wollt ihr mitkommen?“ Beide nickten gleichzeitig. „Das ist eine super Idee“, freute sich April. „Hmm, dann spring' ich mal schnell unter die Dusche“, sagte Fireball und verließ Aprils Zimmer. „Vergiss' nicht das Wasser schön kalt zu stellen, das kannst du jetzt gerade gut gebrauchen!“, rief Colt ihm feixend hinterher. Fireball brummelte etwas Unverständliches während Saber und Colt lachten. Eine Stunde später waren sie am Strand angekommen und hatten sich ein schönes Plätzchen ausgesucht. „Ach, es ist einfach herrlich hier!“, freute sich April, zog unbekümmert ihr luftiges Strandkleid aus und legte es auf ihre Tasche. Natürlich hatte sie vorher einen Bikini daruntergezogen. Trotzdem bemerkte sie die leicht irritierten Blicke von Colt und Fireball. Aber sie hatte viel zu gute Laune, wollte sich davon nicht beirren lassen und entschied sich, die beiden ein bißchen zu necken. „Wie findet ihr meinen neuen Bikini? Hab ich gestern gekauft!“, sagte sie lächelnd und drehte sich vor ihren Augen verführerisch im Kreis. „Wow, du siehst heiß aus, liebste April“, kam es ungeniert von Colt. Nun wurde sie doch leicht rot. Fireball brachte keinen Ton heraus, er musste sich zwingen, den Blick von ihr zu nehmen um nicht unentwegt ihren tiefen Ausschnitt anzustarren, könnte sonst noch peinlich werden für ihn. Saber stieß ihm unauffällig mit dem Ellenbogen in die Seite. „Dein Outfit ist definitiv die richtige Wahl“, kam es galant von Saber. Fireball brachte nur ein zustimmendes „Hmm“ heraus. April kicherte verlegen, dann legte sie sich auf ihre Strandmatte. „So Jungs, macht was ihr wollt, aber lasst mich in Ruhe. Ich mache jetzt erst mal ein Schläfchen.“ „Musst du dich mit deiner hellen Haut nicht eincremen? Unser Turbofreak ist dir dabei bestimmt gerne behilflich“, grinste Colt und deutete mit einem schelmischen Blick in Fireballs Richtung. Dieser rollte mit den Augen. Irgendwann würde Colt das Spiel schon leid sein. Hoffte er zumindest. „Nein, danke, das mache ich nachher selbst!“, antwortete sie immer noch fröhlich. „He, Matchbox!“, rief Colt nun. „Wer als erstes im Wasser ist!“ Fireball und Colt grinsten sich an, zogen so schnell sie konnten ihre Kleidung aus, bis auf die Badeshorts natürlich, und rannten ins Wasser wie zwei kleine Kinder. Dort begann sofort eine wilde Wasserschlacht, April und Saber konnten ihr Lachen bis zu ihrem Platz hören. Die einzige Frau im Team Ramrod stemmte sich auf die Ellenbogen und schaute dem fröhlichen Treiben „ihrer“ Jungs belustigt zu. Sie mochte diese ausgelassene Stimmung. Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie ihr Blick an Fireball hängen blieb. Wie sie Freitag abend, als sie sich nach seiner Joggingrunde in der Küche getroffen hatten, schon vermutet hatte, war er gut trainiert. Sie musste zugeben, dass ihr sein Anblick durchaus gefiel. Auf seiner leicht gebräunten Haut glitzerten die Wassertropfen, seine braunen Augen blitzten Colt schelmisch an und sein umwerfendes Lachen war einfach ansteckend. April spürte ein angenehmes Kribbeln in ihrem Bauch, ein entspanntes Lächeln umspielte ihre Lippen. Saber hatte sich mittlerweile ebenfalls bis auf seine Badeshorts ausgezogen und setzte sich neben April. Belustigt musterte er seine Teamkollegin, deren Blick wie gebannt auf Colt und Fireball ruhte. „Wie zwei kleine Kinder...“, sagte er lächelnd. April nickte und schaffte es endlich, ihren Blick von Fireball zu lösen. Entspannt legte sie sich wieder hin, schloss die Augen und es dauerte nicht mehr lange, bis sie eingeschlafen war. Saber griff nach seinem Buch und begann darin zu lesen. Hin und wieder warf er einen Blick auf seine beiden Kollegen, die immer noch ausgelassen im Wasser tobten. Sie hatten irgendwoher einen Wasserball aufgetrieben und spielten ihn sich nun gegenseitig zu. Irgendwann jedoch sah er, wie Colt Fireball etwas ins Ohr zu flüstern schien. Beide richteten den Blick auf April und ihn und grinsten spitzbübisch. „Ohoh, das bedeutet nichts Gutes“, Saber hatte da plötzlich so eine dunkle Vorahnung. Einen Moment später schlichen die beiden aus dem Wasser in ihre Richtung. Saber beobachtete sie aufmerksam. Colt legte einen Zeigefinger auf seine Lippen und bedeutete seinem Boss damit, leise zu sein. Saber runzelte die Stirn. Schließlich waren Colt und Fireball bei April und ihm angelangt und ehe er reagieren konnte, hatte Fireball April bereits unter den Armen gefasst, Colt schnappte sich ihre Fußgelenke und unter lautem Lachen und überraschtem Gequieke von April - schließlich war sie gerade eingeschlafen und völlig ahnungslos - schmissen sie sie ins kühle Nass. Saber lächelte und beobachtete zufrieden, wie April lachend wieder auftauchte und sofort damit begann, die beiden Übeltäter nasszuspritzen. „Das werd' ich euch heimzahlen!“, hörte er sie rufen, während Colt und Fireball laut lachten. Die drei tobten noch ein paar Minuten ausgelassen im Wasser, und gesellten sich schließlich völlig außer Atem zu ihrem Boss. Sie blieben gemeinsam ein paar Minuten liegen, dann stand Colt auf. Er hatte eine Gruppe junger Frauen am Strand entdeckt, rückte seinen Hut zurecht und verabschiedete sich mit den Worten: „Ich schau' mich mal hier ein wenig um, schau ich mal!“, und winkte zum Abschied. Die anderen drei wussten natürlich sofort, was bzw. wer sein Ziel war. „Unser Spürhund, immer auf der Suche...“, grinste Fireball. Colt hatte die Gruppe Frauen erreicht und es dauerte nicht lang, da konnten sie beobachten, wie sich gleich zwei junge hübsche Frauen an die Seite des Cowboys schmiegten. „Ja, und scheinbar war er wieder erfolgreich. Unglaublich wie seine Masche jedesmal zieht“, fügte Saber hinzu. „Wie macht er das nur? An seinem Kuhhirtencharme wird's wohl kaum liegen...“, murmelte Fireball ungläubig. April warf ihm einen leicht irritierten Blick zu, dann stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, ihr war gerade eine Idee gekommen, wie sie sich für den Reinschmiss ins Wasser an ihm rächen konnte. „Entschuldigt mich kurz!“, sagte sie, stand auf und ging zu Colt hinüber. „Da bist du ja, mein Schnuckiputz, ich hab' dich schon überall gesucht!“, rief sie fröhlich und winkte Colt zu. Dieser wiederum zuckte erschrocken zusammen als er Aprils Stimme vernahm. Die beiden Frauen warfen ihr einen skeptischen Blick zu. Ohne auf seine Begleiterinnen zu achten, ging sie schnurstracks auf ihn zu, hakte sich bei ihm ein und gab ihm ein Küsschen auf die Wange. Colt erstarrte zur Salzsäule. „April, was machst du da?“ „Mein Hasi, wir wollten doch ein Eis essen gehen, das hast du mir versprochen“, sagte sie mit einem verführerischen Augenaufschlag und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Die beiden Frauen gaben ein abfälliges „Pfff“ von sich, drehten ihm demonstrativ den Rücken zu und setzten sich wieder zu ihren Freundinnen. „Nein, wartet, sie ist nicht...“ versuchte Colt die Situation zu retten. Aber die Frauen beachteten ihn nicht mehr. Geschlagen ließ er den Kopf hängen. „Warum tust du mir das an?“, fragte er in einem fast weinerlichen Ton. „Das, mein Lieber, war die Rache für vorhin“, grinste sie ihn an. „Du bist so gemein“, schniefte er. „Und was ist mit Fireball? Kommt der ungestraft davon?“ „Für den lass' ich mir auch noch was einfallen...“ flötete sie gut gelaunt. Saber und Fireball hatten die Szene die ganze Zeit beobachtet und kamen aus dem Lachen nicht mehr heraus. Zufrieden seufzend ließ April sich wieder auf ihrer Standmatte nieder. Fireball, der neben ihr saß, grinste sie an: „Du hast Colt ja ganz schön die Tour vermasselt.“ „Das war nur die Rache...“ „Er hat sich schon wieder ganz gut erholt...“, warf Saber ein und deutete in die Richtung, in die Colt verschwunden war. April und Fireball folgtem seinem Blick und entdeckten Colt, der sich mit einer hübschen Frau mit kurzen blonden Haaren unterhielt. „Einfach unglaublich...“, murmelte Fireball fassungslos. „Neidisch?“, stichelte April. „Ein wenig“, gab er zu. „Dass ich sie nicht zuerst gesehen hab, sie ist echt hübsch.“ Saber schmunzelte, er hatte gesehen wie April für einen kurzen Moment die Gesichtszüge entgleisten. Fireball bemerkte das nicht, sein Blick ruhte immer noch auf Colt und der unbekannten Blondine. „So hübsch ist sie nun auch wieder nicht“, murmelte April leise. Saber grinste und erhob sich. „Ich werd' jetzt auch mal das kühle Nass ausprobieren.“ „Viel Spaß!“, winkten ihm April und Fireball hinterher. Fireball seufzte zufrieden, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, legte sich wieder hin und schloss die Augen. „So kann man es aushalten“. April lächelte und machte sich ebenfalls wieder lang. „Ja, so gerade eben.“ Er blinzelte sie kurz an als er merkte, wie sie sich neben ihn legte und lächelte zufrieden. Dafür dass der Tag viel zu früh und auch noch mit einem Rapport begonnen hatte, verlief er bis jetzt ganz angenehm. Schweigend lagen sie ein paar Minuten nebeneinander, dann setzte April sich wieder auf. Sie hatte genug vom Herumliegen und überlegte, was sie nun machen könnte. Sie warf einen Blick auf Fireball. Der war offensichtlich eingeschlafen, seine Augen waren geschlossen, sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig und sein Gesichtsausdruck wirkte entspannt. Ein kleines Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen. Er sah wirklich süß aus wenn er schlief. Sie beschloss, Saber ein wenig Gesellschaft zu leisten und ging zu ihm ins Wasser. 20 Minuten später hatten Saber und April genug vom Schwimmen. Gemeinsam gingen sie zurück zu ihrem Platz. Von Colt war keine Spur zu sehen, und Fireball schien noch zu schlafen, er lag immer noch unverändert da. „Da hat wohl jemand etwas Schlaf nachzuholen“, lächelte Saber und griff nach seinem Handtuch. „Ja, offensichtlich. Ist aber auch spät gewesen.“ Saber warf ihr einen belustigten Blick zu. „Ihr scheint euch ja gut amüsiert zu haben.“ April nickte leicht verlegen. „Ja, es war wirklich ein netter Abend. Ich hätte nicht gedacht dass man mit ihm so viel Spaß haben kann.“ „Das freut mich“, grinste Saber sie an. April wurde rot. „Nicht das was du jetzt denkst!“ Saber runzelte fragend die Stirn. „Was glaubst du denn was ich denke?“ „Na dass wir...., wir haben nur getanzt!“ murmelte April leicht verärgert, in diese blöde Situation hatte sie sich schließlich selbst hinein manövriert. „Etwas anderes hab' ich euch auch nicht unterstellt, ich bin doch nicht Colt“, zwinkerte Saber ihr zu. Aprils Blick fiel auf Fireball, wie er da so friedlich und nichtsahnend dalag, er schien von ihrer Unterhaltung mit Saber nichts mitbekommen zu haben. Ein verschmitztes Grinsen zeigte sich auf ihrem Gesicht. Ihr war eine Idee gekommen wie sie sich an Fireball rächen konnte. Sie zwinkerte Saber zu und bedeutete ihm, leise zu sein. Dann stellte sie sich dicht neben Fireball und wrang ihr nasses Haar über ihn aus. Seine Reaktion war, wie sie gehofft hatte. Erschrocken fuhr er aus seinem Schlaf auf und vernahm ihr glockenhelles Lachen. Es dauerte einen Moment bis er begriffen hatte, dass April ihn nass gemacht hatte. Sofort war er hellwach. „Drangekriegt! Das war die Rache für vorhin!“, sagte sie lachend. „Na warte, wir sind noch nicht fertig!“, lachte er zurück, umfasste beim Aufstehen Aprils Beine, hob sie hoch und legte sie sich über seine Schulter wie einen nassen Sack. Sie quietschte überrascht auf. „Fireball, lass mich runter“, lachte sie. „Keine Chance, dafür gehst du baden“, sagte er und lief mit ihr schnell hinüber zum Wasser. Saber musste ebenfalls lachen. Er sah, wie Fireball April ins Wasser schmiss und sie lachend wieder auftauchte. Sofort stemmte sie sich auf seine Schulter und wollte ihn unter Wasser drücken, aber das gelang ihr nicht, also legte sie ihre Arme um seinen Hals und sprang von hinten auf seinen Rücken. Fireball lachte, schob ihre Arme von seinen Schultern und schmiss sie somit wieder ins Wasser. Saber beobachtete lächelnd eine Weile ihr Treiben. „Wie zwei frisch verliebte Teenager“, murmelte er kopfschüttelnd. Er hatte eigentlich gar nichts dagegen dass April und Fireball sich so gut verstanden. Er kannte April schon seit ein paar Jahren und konnte sich vorstellen, dass es für sie als einzige Frau mit drei Männern, von denen auch noch zwei offenbar im Alter von acht Jahren stehen geblieben waren (wen er damit wohl meinte...), nicht immer einfach an Bord von Ramrod war. Und wenn sie mit Fireball einen Vertrauten, vielleicht sogar einen Beschützer gefunden hatte im Kampf gegen die Outrider (und manchmal auch gegen Colt), war ihm das nur Recht. Er selbst hatte im Laufe der Zeit natürlich auch eine freundschaftliche Beziehung zu ihr aufgebaut, aber trotzdem bestand immer noch eine gewisse Distanz zwischen ihnen. Fireball hatte es mit seiner Art jedoch geschafft, eine freundschaftliche Beziehung ohne diese Distanz zu ihr aufzubauen, und das innerhalb von nur zwei Tagen. Die beiden schienen ein sehr vertrautes Verhältnis zueinander aufgebaut zu haben und hatten keinerlei Berührungsängste dem anderen gegenüber, wie man an ihrer Wasserschlacht erkennen konnte. Zufrieden vertiefte Saber sich wieder in sein Buch und schaute erst wieder davon auf, als er hörte wie April und Fireball sich lachend und völlig außer Atem neben ihm niederließen. Pünktlich um 18 Uhr abends kehrten alle vier glücklich und entspannt zurück zu Ramrod. Für alle war der Tag am Strand eine willkommene Abwechslung gewesen. Und da Fireball gestern einen großen Topf Nudelsuppe gekocht hatte, hatten sie auch schon etwas fürs Abendessen. Fireball war in seinem Zimmer und lag auf seinem Bett. Er fühlte sich müde, aber auf eine angenehme Art. Er war gerade duschen gewesen und sein Haar klebte noch in nassen Strähnen auf seiner Stirn, als ihn plötzlich ein Türklopfen aus seinen Gedanken riss. „Ja, komm rein!“, sagte er und setzte sich auf. April betrat zaghaft sein Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. „Hey, was ist los?“, fragte er, irgendetwas schien sie zu bedrücken. „Ich glaube, ich habe einen Sonnenbrand auf dem Rücken, kannst du bitte mal nachsehen?“, fragte sie. „Klar“, antwortete er. April trat zu ihm ans Bett, drehte ihm den Rücken zu und hob ihr T-Shirt an. Er zog ihr T-Shirt noch ein wenig höher um besser sehen zu können. „Ja, das sieht nach Sonnenbrand aus. Tut's sehr weh?“ Sie nickte. „Hab's vorhin beim Duschen gemerkt.“ „Hattest du dich denn nicht eingecremt?“ „Doch, schon, aber anscheinend bin ich nicht überall drangekommen“, antwortete sie etwas zerknirscht. „Warum hast du denn nicht einfach jemanden von uns gefragt?“ „Ich hatte keine Lust auf einen doofen Spruch von Colt.“ „Deiner Gesundheit zuliebe sollten dir seine dämlichen Sprüche egal sein.“ „Hmm“, erwiderte sie kleinlaut. „Haben wir eine Salbe gegen Verbrennungen?“ „Im Bad im Medikamentenschrank sollte was sein.“ „Warte eben, bin gleich wieder da“, sagte er und verließ sein Zimmer. Kurze Zeit später kam er mit der Salbe wieder. „Setz' dich“, sagte er und deutete auf sein Bett. April ließ sich darauf nieder, drehte ihm den Rücken zu und hob ihr T-Shirt wieder an. Fireball setzte sich neben sie. „Kannst du das T-Shirt vielleicht eben ausziehen?“ April stockte kurz, dann nickte sie und zog das Kleidungsstück aus. Es war ja eigentlich auch nicht anders als im Bikini vor ihm zu stehen, schließlich hatte sie noch einen BH darunter. Zum Glück hatte sie ihm immer noch den Rücken zugewandt, so konnte keiner von beiden die geröteten Wangen des anderen sehen als sie ihr T-Shirt über den Kopf zog. Mit klopfendem Herzen begann er, die Salbe vorsichtig auf ihrem Rücken zu verteilen. Ihre gerötete Haut fühlte sich ziemlich heiß an. „Geht es so?“, fragte er. „Ja, die Salbe kühlt angenehm“, antwortete sie. Etwas nervös hob er den Verschluss ihres BHs an, der war eindeutig im Weg. Und die Träger störten auch. „Kannst du den Verschluss von deinem BH öffnen?“, fragte er leise. April schluckte und zögerte. „Ich guck' auch nicht“, schmunzelte er. „Versprochen!“ 'Außerdem habe ich doch schon alles gesehen...', dachte er verträumt grinsend, aber das sprach er vorsichtshalber nicht laut aus. Schließlich gab sie ein „Hmmm“ von sich, atmete einmal tief durch und öffnete den Verschluss. Mit leicht zitternden Fingern schob er die Träger von ihren Schultern. Nun konnte er ungestört ihre verbrannte Haut verarzten. „So, fertig“, sagte er irgendwann. „Danke“, murmelte April verlegen. „Gern geschehen.“ Er drehte den Deckel wieder auf die Tube und legte sie beiseite. „Du solltest aber nachher noch ein Schmerzmittel nehmen, so wie dein Rücken aussieht wird's diese Nacht bestimmt wehtun.“ „Ja, das mache ich.“ „Und beim nächsten Mal fragst du jemanden von uns.“ „Ja doch“, grummelte sie und warf ihm einen finsteren Blick über die Schulter zu. Plötzlich klopfte es an seiner Tür. Erschrocken richteten April und Fireball ihren Blick darauf. „Ja?“, fragte Fireball zögerlich. „Die Nudelsuppe ist gleich heiß“, hörten sie Colt sagen. Beide beteten in Gedanken, dass der Cowboy jetzt bloß nicht einfach hereinmarschierte. „Ok, ich komme gleich!“, antwortete Fireball schnell. „Weißt du wo April ist? Sie ist nicht in ihrem Zimmer!“, fuhr der Cowboy fort. Sie warfen sich einen erschrockenen Blick zu. „Ähh, nein, aber ich sag' ihr Bescheid wenn ich sie sehe!“, antwortete der Rennfahrer. „In Ordnung!“ Sie lauschten wie Colts Schritte sich entfernten. Beide seufzten erleichtert auf. „Gerade nochmal gutgegangen“, sagte Fireball. „Colt wären die Augen aus dem Kopf gefallen“, grinste er. April nickte lächelnd. „Ja, das müsste er nicht unbedingt wissen.“ Er schüttelte grinsend den Kopf. „Auf gar keinen Fall, der hängt uns ja weiß Gott was an. Vor allem nachdem ich ihn jetzt angelogen hab.“ April machte den Verschluss ihres BHs zu und zog ihr T-Shirt wieder an. Sie erhob sich von seinem Bett und drehte sich zu ihm. „Danke nochmal“, sagte sie. Er erhob sich ebenfalls und grinste sie an. „Nochmal gern geschehen. Wenn ich deinen Rücken noch einmal einreiben soll, sag Bescheid.“ Sie nickte etwas verlegen. Beim Abendessen waren alle recht schweigsam. April und Fireball waren müde, das merkte man ihnen an. Saber musste leicht grinsen, schön zu sehen dass auch ihrem kleinen Wirbelwind irgendwann einmal die Energie ausging. Colt kämpfte mit den Essstäbchen. Er hatte schon gemurrt weil es kein Steak gab und brummelte schon die ganze Zeit etwas Unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart. Saber akzeptierte, dass Fireball darauf bestand, traditionelle Nudelsuppe auch auf traditionelle Art und Weise zu essen. Aber auch er tat sich mit den Stäbchen etwas schwer. Neidisch blickte er zu April, die gestern offensichtlich schon geübt hatte und sich ein Stückchen Gemüse nach dem anderen in den Mund schob. Fireball nahm sich bereits eine zweite Portion, als Saber gerade mal die Hälfte geschafft hatte. „Also wenn ich irgendwann mal abnehmen muss, esse ich mit Stäbchen, da vergeht mir der Appetit“, brummte Colt frustriert und schob die halbvolle Schüssel von sich. „Ich finde, es schmeckt vorzüglich“, sagte Saber und schaute Fireball anerkennend an. „Danke“, erwiderte dieser lächelnd. „Auch wenn ich das mit den Stäbchen noch üben muss“, setzte der blonde Schotte hinzu. „Ich weiß gar nicht, was ihr habt, das ist doch gar nicht so schwer“, grinste April in die Runde. „Wir hatten gestern auch keinen Privatunterricht bei unserem Turbofreak“, warf Colt ein. „Eifersüchtig?“, fragte April grinsend. „Tja, Colt, in den Genuss kommt auch nicht jeder“, scherzte der Rennfahrer. „Ist schon klar, nur jemand mit großen blauen Augen und langen blonden Haaren“, witzelte Colt. Etwas später am Abend hatten sie es tatsächlich geschafft, sich einen Film auszusuchen. Eigentlich brauchten sich nur Saber und Colt zu einigen, April und Fireball war es ausnahmsweise egal, was sie schauten, sie würden eh früh ins Bett gehen, schließlich hatten sie beide noch Schlaf nachzuholen. Gemeinsam mümmelten sich also alle vier auf die große Couch im Gemeinschaftszimmer und schauten den Film. Irgendwann fielen Fireball schon fast die Augen zu, und gerade als er beschloss, schlafen zu gehen, spürte er Aprils Kopf an seiner Schulter, der langsam immer schwerer wurde. Offensichtlich war sie eingeschlafen. Er erstarrte für ein paar Sekunden und wartete auf einen dummen Spruch von Colt, aber der hatte es scheinbar nicht gemerkt. Sein Herz machte einen aufgeregten Hüpfer und ein kleines Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. Er genoss es wirklich sehr, wenn sie ihm so nahe war. Das Wochenende mit ihr allein war einfach schön gewesen. Er mochte diese neue Vertrautheit zwischen ihnen beiden, die scheinbar auch auf Gegenseitigkeit beruhte, denn immerhin war sie mit ihrem Sonnenbrand zu ihm gekommen, und nicht etwa zu Saber oder Colt gegangen. Zufrieden lehnte er vorsichtig seinen Kopf gegen ihren. Auch wenn sie vielleicht nie mehr für ihn empfinden sollte als eine tiefe Freundschaft, so nahm er sich vor, immer für sie dazusein und gut auf sie aufzupassen. Er hatte den Gedanken kaum zuende gedacht, da fielen auch ihm die Augen zu. Und da sie beide schliefen, bemerkten sie auch nicht die überraschten Gesichter von Saber und Colt, als die beiden am Ende des Films ihre beiden jüngsten Teamkollegen eng aneinandergekuschelt vorfanden. „War wohl ein anstrengender Tag für die Kinder“, scherzte Colt. Saber lächelte leicht. „Ja, das war es wohl.“ „Scheint als hätten sich die beiden gesucht und gefunden.“ grinste der Cowboy. „Offensichtlich...“. „Sollen wir sie aufwecken?“ Saber schüttelte mit dem Kopf. „Nein, wir lassen sie schlafen. Im Schrank ist eine Decke.“ Colt nickte, holte die Decke und breitete sie vorsichtig über April und Fireball aus. Saber schaltete inzwischen den Fernseher ab und ging hinüber zur Tür. Er wartete bis Colt neben ihm stand, beide warfen noch einen letzten Blick auf ihre selig schlummernden Teamkameraden, dann löschte Saber das Licht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)