VITANI von brightest-star (Die Geschichte der Schattenlöwin) ================================================================================ Kapitel 3: Hoffnung ------------------- Hinter einem Felsen beobachtete eine kleine Löwin das Geschehen aus sicherer Deckung, sie konnte nicht glauben, was sie da gesehen hatte: Tama war tatsächlich von Zira getötet worden! Mit angehaltenem Atem sah sie, wie Zira das Junge unsanft zwischen die Zähne nahm und zum Höhleneingang schlich. Warme Tränen liefen ihr die Wange hinunter. Der unschuldigen Vitani würde wahrscheinlich das gleichen Schicksal widerfahren wie ihrer Mutter… Tama. Leise schlüpfte sie ins Freie. Es war eine sternenklare Nacht, der Mond warf sein silbernes Licht auf das trockene Land. Tiefe Risse zogen sich durch den Boden. Irgendwo kicherte eine Hyäne; Angstgeruch lag in der Luft. Hell zog sich ein Band von Sternen durch den Himmel. Hoffnungsvoll blickte Nala zu ihnen hinauf. Sie suchte den Himmel nach einem bestimmten Stern ab, ihre Blicke wanderten hin und her… “Simba, hilf mir! Was soll ich nur tun?” Keine Antwort. Die kleine Löwin machte sich auf den Weg zur Höhle ihrer Familie, rannte so schnell sie konnte an den im Schlaf knurrenden Hyänen vorbei. Verzweiflung brannte in ihrem Herz. Wer konnte ihnen jetzt noch helfen, wenn selbst die Großen Könige der Vergangenheit sie aufgegeben hatten? In der großen Höhle empfing sie Sarafina. Mit sorgenvoll geweiteten Augen schaute sie auf ihre Tochter hinab. “Was ist mit Tama geschehen? Oh Könige, es ging alles so schnell, wir konnten nicht- und dann warst du nicht mehr da- “ “Tama ist tot”, flüsterte Nala. “Tot…”, murmelte eine andere Löwin und erhob sich von ihrem Schlafplatz. Es war Sarabi, die ehemals stolze Königin des Geweihten Landes und Mufasas Gefährtin. Seit seinem Tod war sie wie ausgewechselt, redete kaum noch ein Wort und hielt sich abseits vom Rest des Rudels, den Kopf trauernd gesenkt. Nun schien wenigstens ein Teil ihres Verantwortungsbewusstseins als Königin wieder erwacht zu sein. “Dieser Ort ist nicht mehr sicher für uns”, begann sie. Ihre Stimme klang zittrig, aber Nala bemerkte, dass sie versuchte, ihr einen starken Klang zu verleihen. “Wie ich gerade gehört habe, ist Tama… von uns gegangen.” Unruhiges Gemurmel erfüllte die Höhle, bis sich die Erkenntnis vom Tod eines Rudelmitglieds wie ein Schleier über alles legte. Stille trat ein. Dann sprang eine zweite Löwin mit gesträubtem Fell auf. “Es reicht!”, fauchte Safira, Sarabis Schwester. “Zuerst dieses Unheil von Dürre, das Scar mit seinen dreckigen Hyänen über uns gebracht hat. Und jetzt mordet er noch, wahrscheinlich, damit niemand hinter das blutige Geheimnis seines Throns kommt!” Safiras Schwanz peitschte vor Zorn hin und her, während sie sich immer mehr in ihre Wut hineinsteigerte. “Aber wir werden es nicht so weit kommen lassen, dass er uns alle einzeln foltert, uns quält, bis wir um Gnade flehen und ihm die Treue schwören!” Nala merkte, dass sie unwillkürlich die Krallen ausgefahren hatte. Auch anderen Löwinnen ging es so, sie entblößten ihr Gebiss und knurrten leise. “Nein, wir werden uns wehren, wenn nötig, auch mit Gewalt! Dies ist der Anfang einer Rebellion!” Wie zur Unterstreichung ihrer Worte setzte sie zu einem mächtigen Gebrüll an, aber sie wurde aufgehalten. “Mufasa hätte das nicht gewollt.” Sarabi sprach leise, viel leiser als ihre jüngere Schwester, aber doch brachte die Kraft ihrer Worte alle zum Schweigen. “Er hätte niemals gewollt, dass wir seinen Bruder umbringen, wegen Verbrechen, von denen wir keine Gewissheit haben, dass Taka sie jemals begangen hat.” “Ich kann dir mit größter Gewissheit sagen, welche Verbrechen Scar begangen hat…”, begann Safira erneut, doch diesmal brachte Sarabi sie mit einem einzigen Blick zum Schweigen. “Das Wichtigste ist erst einmal die Sicherheit des Rudels. Ich schlage vor, die Verborgenen Höhlen aufzusuchen.” Nala schauderte. Ihre Mutter hattte ihr von dem ausgeklügelten Höhlensystem tief unter dem Geweihten Land erzählt, das schon die ersten Könige als Schutzbunker für die Alten, Schwachen und Jungen genutzt hatten. Im Krieg. Wenn das Land nicht mehr sicher war und man außerhalb des schützenden Bunkers jederzeit angefallen werden konnte. Und genau das ist jetzt der Fall… dachte Nala verzweifelt. Inzwischen hatten sich die Löwinnen des Rudels um Sarabi versammelt. “Auch wenn wir dem Königsfelsen den Rücken gekehrt haben, werden wir noch stark sein. Stark wie der Fels in der Brandung und das Schilfgras im Sturm. Denkt immer daran: Wir sind eins!” Entschlossen sahen Sarabis Augen nach vorn, und Nala war es, als würde sie dort noch etwas anderes sehen, etwas, das ihr wieder Mut und neue Kraft gab. “Lasst uns gehen!” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)