VITANI von brightest-star (Die Geschichte der Schattenlöwin) ================================================================================ Kapitel 8: Nala --------------- „Aha, hier hast du dich also versteckt!“, sagte eine sanfte Stimme. Die Löwin lächelte – und entblößte dabei ihre scharfen Zähne. Ängstlich wich Vitani einige Schritte zurück. „Wer... wer bist du?“, fragte sie zitternd. „Nala“, erwiderte die Löwin. „Und du?“ „Vitani...“ Nala schien einen Augenblick zu überlegen. Dann schüttelte sie den Kopf, wie um einen lästigen Gedanken loszuwerden. „Komm. Ich bringe dich nach Hause. Das hier ist kein Ort für ein Löwenmädchen.“ Als sie sah, wie Vitani zögerte, wurde ihr Blick weicher. „Du brauchst keine Angst zu haben.“ Vitani überlegte. Konnte sie dieser Nala wirklich trauen, einer wildfremden Löwin? Aber immerhin hatte sie ihr das Leben gerettet. Nala trat an sie heran und berührte sie leicht mit der Schnauze. „Komm schon.“ Vitanis Angst schwand. Im Blick der Löwin lag nichts Böses; nur Freundlichkeit und eine gewisse Sturheit. Ohne sie würde sie sicherlich nicht mehr nach Hause finden. Gemeinsam machten sich die beiden auf den Weg in Richtung Königsfelsen. Vitani hatte Nala nicht genau gesagt, wo sie lebte - sie traute der Fremden immer noch nicht ganz. Als sie die ausgetrocknete Steppe überquerten, machten sie am Wasserloch halt, das nur noch eine Pfütze war. Während sie sich stärkten, versuchte sich Nala an einem Gespräch. „Hast du Geschwister?“ „Nein.“ Vitani schaute auf. „Aber ich hätte gern welche. So ganz alleine macht Spielen keinen Spaß.“ „Und was ist mit deinen Eltern?“ „Sc- äh, Papa spielt manchmal mit mir. Aber er hat oft zu tun. Und Mama...“ Vitani konnte sich Zira beim besten Willen nicht spielend vorstellen. Zum Glück fing jetzt Nala an zu reden. „Ich habe einen Bruder. Mheetu. Er ist viel jünger als ich... etwa in deinem Alter. Ihr würdet euch bestimmt gut verstehen.“ Sie lächelte. „Ich helfe meiner Mutter bei der Jagd. Jetzt, wo es so trocken ist, wird es schwieriger. Die Herden ziehen davon.“ Aufmerksam hörte Vitani zu. Sie hatte nicht erwartet, dass Nala so freizügig von ihrer Familie redete. „Mein Vater ist immer mein Held gewesen. Er beschützt uns vor diesem Hyänenpack, dass der König ausschickt, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Von ihm habe ich auch das Kämpfen gelernt.“ Scar schickte Hyänen aus, um für Recht und Ordnung zu sorgen? Das war neu für Vitani. „Überhaupt, ich weiß nicht, warum der König das Land so verkommen lässt. Hast du dich je schon mal gefragt... was wäre, wenn ein neuer König auf dem Thron sitzen würde? Einer, der dem Land wieder neuem Glanz bringt?“ Vitani wich langsam zurück. Was hatte Nala gegen ihren Vater? Das Leuchten in ihren Augen, als sie von einem neuen König gesprochen hatte, war unheimlicher als der gesamte Elefantenfriedhof.„Stattdessen werden wir terrorisiert von diesem Hochstapler, diesem Verräter...“ Nala schien sich immer mehr in ihre Wut hineinzusteigern, sie fuhr ihre Krallen ein und aus, bis der Boden knirschte. „...von SCAR!“, brach es aus ihr heraus. Das letzte Wort sprach sie so verächtlich aus, als hätte sie ein Stück Dreck ausgespuckt. Vitani wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Scar war doch so fürsorglich und kümmerte sich um sein Königreich! Und die Dürre war nicht seine Schuld. Scar hatte ihr erzählt, dass Trockenzeiten und Regenzeiten sich abwechselten. Nala deutete Vitanis Schweigen anders. „Du hast auch Angst vor ihm, stimmt´s? Er bedroht alle, die nicht zu ihm halten. Viele Löwen und Löwinnen leiden unter ihm. Aber wenn er dir droht, werde ich dich und deine Familie beschützen!“ Vitani sah Nala einen Moment fassungslos an. „Aber ich bin Scars Tochter“, sagte sie leise. „Was...“ Ungläubig schüttelte Nala den Kopf. Jetzt war es raus. Jetzt würde Nala sie für die Tochter eines Verräters halten. Und sie hatte sehr deutlich klar gemacht, was sie von Scar hielt. Was würde sie dann mit Scars Tochter anstellen? Vitani rannte blindlings drauflos. Den Königsfelsen fest im Blick, sprintete sie über die ausgetrocknete Savanne. „Vitani! Warte doch!“, rief Nala. Vergebens. Vitani dachte nicht daran, ihr Tempo zu verringern, sie wurde sogar noch schneller. Kurz entschlossen rannte Nala der Prinzessin hinterher. Durch ihre langen Beine hatte sie einen Vorteil, aber Vitanis Vorsprung war zu groß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)