Abenddämmerung von Morgi (Inu no Taishō / Inu no Kami) ================================================================================ Kapitel 3: Magnolienblüte I --------------------------- Abenddämmerung - Magnolienblüte I - Autor: Beta: Fandom: Inu Yasha Genres: Drama, Romantik (Hetero), Alternative Timeline Triggerwarnungen: Tod, Gewalt Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen. - - - - - - - 4 "Ich kann es nicht glauben", flüsterte Myouga, ehe er die Hand zur Faust ballte und diese drohend zum Ohr des Hundedämons hob. "Ihr gähnt, während Euer Vater keine fünf Mannslängen entfernt den Gang hinabschreitet? Wollt Ihr ihn oder seinen Gast erzürnen?" "Kaum, aber wenn du noch lauter sprichst, alter Freund, hören sie dich. Wir sollten es wie meine verehrte Mutter halten und Fehltritte totschweigen, ehe es uns zum Nachteil gereicht." "Wie bitte?" Das ... das war doch ... Empört schnaufte der Flohgeist, bevor er die vier Arme vor der Brust verschränkte und die Augen zu winzigen Schlitzen zusammenkniff. Obwohl er wie der Fürst persönlich im Schulterfell des Jungspundes saß, hätte man ihn ebenso gut in einen hölzernen Bottich voller Regenwasser tunken können. Diese Unverfrorenheit! Er sah haargenau, dass der Sohn des alten Inu no Taishou ein Lächeln in seinen Mundwinkeln barg. Hielt er ihn für blind? Für lebensmüde genug, einfach seine Zeit abzusitzen, bis einer der Hundedämonen aufmerksam wurde und wie ein Sturm über sie hinwegfegte? Nichts da! Er hatte nur einen Hals, und der war bereits durch die Flausen der letzten Jahrhunderte strapaziert. Noch während Myouga aus den Augenwinkeln heraus beobachtete, wie Dienerinnen die ersten Papiertüren vor Isamu wieder aufschoben und sich dann ehrfürchtig mit der Stirn bis zu den schwarz glänzenden Nachtigallböden verneigten, lehnte er sich vor. "Sollte der Fürst des Ostens Euch bemerkt haben, könnt Ihr Euch allein aus diesem Sumpf ziehen. Diese Beleidigung werde ich nicht für Euch zerstreuen!" "Selbstverständlich nicht", erwiderte der Weißhaarige lächelnd. "Ich würde es auch nicht wagen, danach zu fragen." "Schön!" Trotzig verzog Myouga das Gesicht, aber die Heiterkeit seines Schützlings war kaum von der Hand zu weisen. Dieser verstohlene Glanz in seinen Augen, dazu die Art, wie er sich erneut die Strähnen von der Schulter strich und das Schulterfell in Bewegung geriet: Wenn in dieser Miene Bedauern und Reue verborgen lag, sah er sich nicht im Stande diese zu erkennen! Nun, wenigstens ein Trost blieb ihm als Berater. Die letzte Schiebetür glitt auf, und dahinter entspann sich ein prächtiges Empfangszimmer, das mit Chrysanthemengestecken und dem vertrauten Geruch von kühlem Reiswein aufwartete. Kein Welpe würde an der schweren Luft Gefallen finden, aber die Herrschaften taten es - nicht zuletzt, weil es die Tradition verlangte. Es galt für alle Anwesenden als äußerst unschicklich, die Nase über die kunstvoll arrangierten Blumenzweige zu rümpfen und niemand beabsichtigte, derart verfrüht Schwäche zu zeigen. In dieser Umgebung konnte nicht einmal der Sohn des Inu no Taishou etwas- Um Himmels Willen! "Bleibt stehen!", zischte Myouga blass, ehe der junge Hund die erste Bambusmatte betreten konnte. Sogar die Dienerin, die höflich daneben kniete, musste kurz den Atem anhalten. Eiligst rundete sie die Schultern, bis sie unsichtbar wie ein Maulbeerblatt am Boden kauerte und vorgab, die geflüsterte Schelte nicht hören zu können. "Wo habt Ihr nur Euren Kopf? Ihr müsst auf die Tochter unseres Gastes warten. Es ist Tradition im Osten, dass der älteste Sohn sie stumm zu ihrem Vater geleitet." "Stumm?" "Ja", ereiferte sich Myouga. "Das bedeutet, Ihr behandelt sie wie gutaussehende Luft und Ihr Vater wird dem Westen wohlgesonnen sein. Ich habe den gestrigen Tag von nichts anderem geredet!" Isamus Augenbraue wölbte sich skeptisch, aber er verzichtete darauf, den kleinen Flohgeist darauf aufmerksam zu machen, dass er die Hälfte der Zeit im Gras gelegen und allerlei Dinge gezählt hatte: Vorüberziehende Wolken, rote Blätter, goldene Blätter, die Harztropfen an verwitterten Baumstümpfen ... Nun, dennoch war Myougas Einwurf nicht der schlechteste: Vaters erste Gäste waren nicht hier, um ihm die Ehe anzutragen, daher würde er sich mit dieser Höflichkeit keinen Strick knüpfen. Er hatte die Fürstentochter ohnehin beobachtet, und vor Jahrhunderten kurz gesprochen. Äußerst rebellisch von ihm, das wusste er inzwischen. Bedauerlich, dass die spätere Brautschau unter den wachsamen Augen alter Dämonen stattfand - die letzte hatte er vor vielen Monden nur unzufrieden über sich ergehen lassen müssen. Es reizte ihn wenig, seine spätere Frau anhand ihres makellosen Schweigens auswählen zu dürfen. Vielleicht wäre es angebrachter, später eine Teezeremonie vorzuschlagen. In diesem Fall hätte er wenigstens ein Schälchen auf der flachen Hand und etwas zu tun. Aber eines nach dem anderen. Ruhig trat Isamu einen Schritt zurück, und die alte Dienerin zu seinen Füßen schien äußerst dankbar darüber, dass er sich besann: Niemand wollte in der Nähe knien, wenn der Inu no Taishou das Verhalten seines Sohnes als beschämend einstufte. Zum Glück saß der Fürst bereits mit gekreuzten Beinen neben seinem Gast auf bestickten Damastkissen - und war mehr als vertieft darin, mit dem jüngsten Kampf gegen Schlangendämonen nahe einer Felsklamm zu prahlen. Das Übliche also. Isamu kannte die Geschichte. Er war selbst dabei gewesen und die hinterlistigen Biester hatten ihm ein halbes Dutzend Narben geschlagen. Von einer Fürstentochter brauchte er Blessuren wohl kaum erwarten, daher neigte er den Kopf und sah den dämmrigen Gang zurück, auf dem nun das Rascheln von Seidenlagen erklang. Sogar Myouga hörte auf, grimmig ins Nichts zu starren, und reckte den Hals. 5 Auch das noch. Man wartete auf sie, und Noriko hätte blind sein müssen, um die im Halbschatten liegenden Züge des zukünftigen Inu no Taishou nicht ausmachen zu können. Zugegeben, damit hatte sie nicht gerechnet. Die wenigsten jungen Männer achteten in ihrem Heim darauf, sich den Gepflogenheiten des Ostens anzupassen - für gewöhnlich hielt man die eigenen Regeln höher als jede Himmelslaterne. Nun, wahrscheinlich wollte er nur Vater beeindrucken. Sie ein weiteres Mal zu brüskieren, würde ihm schlecht bekommen und wenn sie es nüchtern betrachtete, war die Gelegenheit mehr als günstig, ihm den ersten Fehltritt zu vergelten. Unter den Augen alter Männer konnte sie ihn nicht mehr ansprechen, aber hier ... Perfekt. Flankiert von ihrer Amme Yori und der verschmitzt dahinschreitenden Fumi hielt Noriko ihr Kinn höher als zuvor. In der Totenstille hörte sie die schweren Stoffe knistern, das leise Schrammen ihrer Getas. Glücklicherweise konnte sie darauf verzichten, den Fuß allzu aufwendig aufzusetzen und die Schulter zu drehen, sobald sie ihr Schuhwerk auf die Kante stellte und in einer seidigen Bewegung vorwärts schob - dieser Gang gebührte einem erhofften Ehemann, keinem jüngeren Welpen. Fumi hob als Letzte an ihrer Seite ihren aufgeklappten Fächer und erstickte ein Kichern. "Er sieht überrascht aus, nicht? Man hätte ihm wohl sagen sollen, dass wir keine Eile kennen. Wäre es anders, müssten wir die Männer in der Fremde noch länger im gleichen Raum ertragen." Yoris Blick auf der anderen Seite schien schlagartig Eis und Gestein zersplittern zu können. "Wo hast du nur deine Einfalt her?", zischte sie hinter ihrem eigenen Fächer, der mit Silberfäden und Apfelblüten verziert worden war. "Dort zu warten, ist eine Ehre für unsere Herrin und kein Grund ihn zu verspotten." "Wahrscheinlich hat es ihm auch nur sein Berater zugeflüstert. Ich hörte, Flohgeister sollen energischer sein als drei Ammen zugleich." "Fumi! Sei still und halt dich zurück", warnte Yori, bevor sie ihren eigenen Schritt in einem eleganten Schlenker dämpfte und in mehr als höflicher Entfernung stehen blieb. Auch die jüngere Hofdame tat es ihr prompt gleich, denn sie wussten beide, dass es niemand von ihnen wagen konnte, vor einem Fürsten oder dessen Söhnen zu stehen - die Ausnahmen konnte man an einer Hand abzählen und dann blieben immer noch zwei Finger übrig. Noriko atmete indes die feuchte Luft des Herbstes ein, die sich in dem Gang aufgebauscht hatte und von Holzrauch und Sake erfüllt war. Als sie die letzten Meter überbrückte, strafften sich ihre Schultern wie von selbst, doch trotz allem überragte er sie um einen ganzen, ärgerlichen Kopf. Nein, sogar anderthalb. Und er lächelte! Dieser Hund! Wie unpassend, aber die schmale Linie ihrer Lippen weichte er damit nicht auf. Noriko blieb kühl und vornehm, senkte in traditioneller Anerkennung vor seinem Rang den Blick - und erkannte, als sie wieder emporsah, dass sie um ein Haar zu zeitig mit dem Gedanken gespielt hätte, den nächsten Schritt zu setzen. Er hatte sich weder bewegt, noch war er vorangegangen und so konnte sie schlecht seinem Schatten folgen. Nun gut. Blieb sie also stehen. Was hatte sie auch für eine Wahl? "Verehrteste? Es ist lange her." Oh, das hätte sie sich denken können. Er sprach sie an, im Gegensatz zu jedem anderen Dämon. "Sechs unscheinbare Jahrhunderte, nicht wahr? Ihr seid älter geworden", bemerkte Noriko spitz, während sie sittsam ihre Fingerspitzen in den stahlblauen Ärmelschleppen verborgen hielt. Hätte sie gewusst, dass sein Kimono an der Schulter dasselbe Stahlblau zeigte, hätte sie sich mit Händen und Füßen gegen Vaters Geschenk zur Wehr gesetzt - und verloren. Tze. Das brachte dem zukünftigen Inu no Taishou noch weniger Achtung ein. Aber ihre Stimme blieb davon unberührt: "Euer Ehrgeiz und Eure Taten kamen mir bereits zu Ohren. Meine Hofdamen redeten auf der Reise von nichts anderem. Es erschien mir doch äußerst ehrenhaft, dass Ihr sieben ruchlose Mottendämonen auf einen Streich erschlagen könnt." "Motten?" Isamu hob überrascht eine Augenbraue. Die waren klein und flink, kein Gegner für ihn und wenn er es nicht besser wüsste ... nun, wie auch immer. "Ich muss Euch enttäuschen. Derlei Getier meidet mich bereits seit Jahrhunderten." "Oh", formte die Fürstentochter seidenweich mit ihren Lippen. "Ich verstehe so wenig von gefährlichen Schlachten, verzeiht." So leicht konnte sie es ihm also nicht heimzahlen und mit gleicher Münze vergelten. Hmpf! "Dann müssen es wohl die großen, weißen Ochsen gewesen sein, die kaum ein Daiyoukai bezwingen kann?" "Nein", korrigierte er unter einem heiteren Atemzug. "Es waren Eidechsen. An mehr als zwei von ihnen wage ich mich jedoch nicht heran. Wie steht es um Euch? Ich hörte einen Boten sagen, Ihr wärt giftig genug, um eine Spinnendämonin niederzuringen, doch das erschien mir in Anbetracht unseres letzten Treffens noch sehr abenteuerlich. Ich muss gestehen, die Seide, die Ihr nun tragt, beflügelt alle Gerüchte." Wie bitte? "Ihr haltet mich für eine Spinne?" "So sehr wie Ihr in mir jemanden seht, der Motten erschlägt." Norikos Brust weitete sich unter einem Atemzug, der sogar die besäumten Pelze auf ihren Schultern in Bewegung brachte. Dann schürzte sie die Lippen und verneigte sich. "Ich werde Euch nicht wieder mit solchen Vermutungen behelligen." "Das wäre bedauerlich", erwiderte Isamu ruhig, ehe er ihr - trotz Myougas händeringendem Versuch ihm den Mund durch stummes Fluchen zu verbieten - die Hand reichte. "Ich hielt sie für unterhaltsamer, als jedes gezierte Schweigen. Mir fehlt wohl noch das rechte Alter und eine aufgezwungene Ehefrau, um derlei schätzen zu lernen." "Nun", beherrschte Noriko sich, bevor sie mit stolz gerecktem Kinn ihre Fingerspitzen hergab, "die Eure dürfte mehr als glücklich sein, sobald Ihr sie wählt. Sie würde Euch auf jede erdenkliche Weise die Ehre vergelten und einen gesunden Sohn zur Welt bringen, noch ehe das erste Jahrhundert vorübergegangen ist." "Und dann, Verehrteste? Was folgt nach der Pflicht?" - - - - - - - Das wüssten wir auch gern. Im nächsten Kapitel, "Magnolienblüte II", lüftet es sich! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)