Abenddämmerung von Morgi (Inu no Taishō / Inu no Kami) ================================================================================ Kapitel 7: Schachtelhalm ------------------------ Abenddämmerung - Schachtelhalm - Autor: Beta: Fandom: Inu Yasha Genres: Drama, Romantik (Hetero), Alternative Timeline Triggerwarnungen: Tod, Gewalt Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen. - - - - - - - 12 Dieser ... dieser Welpe! Ihr war das Blut in die Wangen gestiegen, als gäbe es kein Morgen mehr, und sogar ihr Youki hatte sich wie ein dünner Regenschleier über ihre Haut geschoben, um nun ihre Pelze schwanken zu lassen. Die Härchen wogten von links nach rechts, kräuselten sich unter dem unverhofften Kompliment, den Hundedämoninnen des Westens das Wasser reichen zu können. Hätte er ihre Schönheit hervorgehoben, so wie zuvor der Inu no Taishou, wäre ihr das nicht weniger schmeichelhaft erschienen. Herrgott! Sie durfte nicht nachlässig werden. Entschieden entzog Noriko ihm die Fingerspitzen, bevor sie vor ihm zurückwich und das federweiche Gras über die Säume ihres Kimonos raschelte. Abstand war das Gesündeste für ihr Herz, daran gab es nichts zu rütteln. Sollte er sich doch seine Nähe bei seinen Bräuten zusammenklauben - auf ihre brauchte er nicht zu setzen! "Meine Bedingung ist nicht schwer zu erfüllen", hob die Hundedämonin auffallend kühl an. "Ich wünsche nicht mehr, als Eure verehrte Mutter an diesem Abend zu sehen. Sie soll von außerordentlicher Eleganz und Erhabenheit sein. Ist dem nicht so?" "Meine Mutter?" Hätten es Isamus Augenbrauen vermocht, wären sie vor Erstaunen bis zu seinem Haarband hinaufgewandert. "Ist Euch nichts Besseres eingefallen?" "Wie bitte?" "Verzeiht, Verehrteste", fing er sich unter einem entschuldigenden Lächeln. "Ich hatte etwas Anderes erwartet. Ihr habt mich überrascht, das ist alles." Isamu schüttelte jungenhaft den Kopf, bevor er dem Wind nachspürte, der sich in den rauschenden Wipfeln der Magnolienbäume verfing und an den Stämmen hinabfloss, bis er die feinen Gräser am Boden umspielte. In der Nähe des Karpfenteichs wichen die Halme rasch Rohrbinsen und Schilfwerk, welches über den Sommer so dicht gewachsen war, dass es ihn von Jahr zu Jahr erstaunte. Nun, sie schlug in dieselbe Kerbe. "Darf ich fragen, was Ihr Euch davon erhofft?" Fragte er das wirklich? Ruhe vor ihm, einen mächtigen Ehemann - aber sie wollte nicht so unverschämt klingen wie er. Der zukünftige Inu no Taishou musste schon sehr leichtgläubig sein, wenn er darauf hoffte, dass sie ihre Motive vor ihm bloßlegte, um anschließend dabei zuzusehen, wie er ihr aus jedem einzelnen einen Strick knüpfte. "Warum ratet Ihr nicht, mein Fürst?", hakte Noriko spitz ein. "Ein Spiel also? Ich verstehe. Offenbar fällt es Euch nicht schwer, mich beschäftigt zu halten", erwähnte er zufrieden, bevor er sich von ihr abwandte. "Bedauerlicherweise denke ich nicht oft darüber nach, warum meine Mutter für andere Dämonen oder gar Fürstentöchter von Interesse sein könnte." "Das Schicksal eines Sohnes." "Nein, nicht im Geringsten", widersprach er, und die kleinen Wellen, welche rotgoldene Blätter ans Ufer zurückbrachten, schlugen genauso hoch wie sein Lächeln. "Ihr tut mir Unrecht, Noriko, solltet Ihr mich für gleichgültig gegenüber meinen verehrten Eltern halten." "Was ist es dann?" "Seht her." Geduldig ging er zwei Armeslängen von ihr entfernt in die Knie. Seine Klaue streifte eine Pflanze, deren Stängel lang und schmal verliefen, bis sie in mehrere Zweige und violette Blütenblätter auffächerten. Obgleich die übrigen Blumen längst verblüht waren, hielt sie sich hartnäckig auf dem feuchten Boden. "Ich bin oft an diesem Ort, müsst Ihr wissen, daher kann ich nur wenig entdecken, dass mir bisher entging. Für Euch ist es jedoch der erste Besuch. Ihr werdet diese Hyazinthe mit anderen Augen betrachten als ich." "Iris", hauchte Noriko widerspenstig. "Huh?" "Es sind die Dolden einer Iris, keine Hyazinthen, mein Fürst." "Oh." Unangenehm berührt, da sie ihm die schöne Weisheit mit einem Satz in Scherben geschlagen hatte, kratzte sich Isamu am Nasenflügel. Die Ähnlichkeit zu einem Welpen, gegen dessen Unaufmerksamkeit ein kleiner Flohgeist seit Jahrhunderten ankämpfte, war unverkennbar - aber dass sie die Lippen schürzte, statt ihn zu schelten, nahm er dennoch wohlwollend wahr. "Ich vermute", fuhr er fort und erhob sich wieder räuspernd, "Ihr wollt von meiner Mutter hören, wie es ihr gelang, einen Ehemann zu finden, der ihr Wort achtet?" Was? Wollte er sich über sie lustig machen? Sie testen? Die Ehe des Inu no Taishou und dessen Gattin schürte viele Gerüchte im Osten, doch sie hatte nie davon gehört, dass der mächtige, kaltherzige Fürst auch nur eine Wimper seiner Gefährtin schätzte. Das Maß für das Geschick dieser Frau, ihn trotz seiner Geliebten an sich gebunden zu wissen, verriet sich allein dadurch, dass der Herr des Westens seit vielen Jahrtausenden davon absah, sie zu verstoßen. Fußte das tatsächlich darauf, dass er ihr mit Vorliebe zuhörte? Sie schätzte? "Das ist doch verrückt", entschied Noriko. "Nun, das ist eine Heirat immer, meine Liebe. Ein kluger Flohgeist verriet mir einst, dass sie viel Arbeit erfordere, um gut zu werden. Da ich nicht zur Halbherzigkeit neige, meide ich sie." Milde verzog er den Mund, während er Noriko weiter aus den Augenwinkeln beobachtete. Sie hatte die Fingerspitzen grazil in die bestickten Ärmelschleppen zurückgezogen und einen Blick auf ihre bepelzten Säume geworfen, aber sie blieb äußerst aufmerksam. Es wäre ihm nicht eingefallen, ihren Verstand in diesen Momenten zu unterschätzen - oder sich selbst einfältiger zu geben, als er war. "Ihr habt mir bisher nicht zugestimmt", rief er bedächtig in Erinnerung, während eine Libelle über ihn hinweghuschte. "Ich nehme an, dass Ihr meine Mutter daher aus einem anderen Grunde zu sehen wünscht. Doch eines will mir nicht in den Kopf: Warum ausgerechnet diese Bitte? Ihr hättet so viel mehr von mir verlangen können. Seidenballen und Broschen, Bildrollen und Sandelholzkämme, ja, sogar die Leber eines uralten Ochsendämons. Was sollte Euch ihre Gegenwart bedeuten? Treibt Euch die Neugierde an?" Die erwartungsvolle Stille, die seine Worte nach sich zogen, plätscherte ohne ihr Nicken dahin. Noriko tat nicht mehr, als das Kinn zu heben und aus funkelnden, goldenen Augen zu ihm zu sehen. "Ihr wolltet raten, mein Fürst", erwiderte sie seicht. "Weshalb sollte ich Euch den Spaß durch eine frühe Antwort verderben?" "Ihr mögt Eure Geheimnisse sehr." "Wer nicht?" "Und es bereitet Euch Freude, mir einen Schritt voraus zu sein." Noriko schürzte vergnügt ihre Lippen und der Anblick eines Karpfens, der durch die Oberfläche des Teiches brach und sein Maul aufriss, genügte nicht, um sie von seinem Gesicht fortzulocken. Isamu hatte die Augenbrauen zusammengezogen, bevor er seine Hand in den Nacken hob und dort knapp über seinem Schulterfell entlang rieb. Ob er ihr Hauchen verstand oder nicht, spielte keine Rolle für sie. Wer genießt es nicht? 13 "Brat mir doch jemand diesen Flohgeist!", flüsterte Fumi, während ihr Mund offenstand und nur der mit Perlen verzierte Fächer verhinderte, dass man ihre Fangzähne blitzen sah. "Sag, stehen meinem Chignon bereits die Härchen ab? Das ist doch nicht zu fassen!" "Beherrsch dich! Ein Urteil steht uns nicht zu." "Das sollte es aber!", begehrte die rothaarige Dämonin auf. "Mein armes Herz! Erst greift er ihre Hände, dann verzichtet unsere Herrin darauf, weiter als nötig zurückzuweichen und nun lächelt sie ihn an. Wenn unser Fürst auch nur eine Silbe davon aufschnappt, können wir das, was von unseren Knochen übrig bleibt, im ganzen Land zusammensuchen. Nicht, dass ich leugnen möchte, dass der zukünftige Inu no Taishou und Noriko-sama kein reizendes Bild abgeben, allerdings-" "Fumi!" Oh bitte! Die jüngere Hofdame stöhnte hinter den Streben ihres kleinen Schmuckstücks auf, als hindere sie nur der kleine Käfer vor ihren Getas daran, aufzustampfen. Warum musste man sie eigentlich immer unterbrechen? Sie war doch kein unbeherrschtes Plappermaul! Dummerweise lief sie mit ihrer welpenhaften Grimasse offene Papierwände ein: Yori faltete ihren Fächer zusammen und schlug ihr gegen die Hüfte, bevor sich in ihrem ernsten, strengen Gesicht ein Unmut ausbreitete, der jedes Neugeborene zu Tode erschreckt hätte. "Tze. Ich kann nicht behaupten, dass unsere Herrin keine Schelte verdient", knurrte Yori, bevor sie ihre Seidenlagen neu ausrichtete, "doch dieses Mal haben wir nichts gesehen." "Ist dir ein Fieber in die Knochen gekrochen? Du willst es verschweigen? Ausgerechnet du?", erkundigte sich Fumi, bevor sie mit dem Handrücken über ihre Taille rieb. Sie sah aus, als hätte sie sich vorher die Fingerspitzen mit Speichel benetzt, um eines garstigen Tuscheflecks Herr zu werden. Doch der Blick, der an ihr zerschellte, sprach Bände. "Wie ich bereits sagte: Es gibt nichts zu berichten", wiederholte Yori scharf, dann begradigte sie ihre Haltung, als hätte sie eine Klaue an ihrer Kehle, statt den Ausblick auf hinabtrudelnde Magnolienblätter und Schatten, die von den ersten, wärmenden Sonnenstrahlen erzeugt wurden. "Was willst du auch erwähnen? Er ist ein achthundertjähriger Welpe, der sich von dem außerordentlichen Liebreiz und der Schönheit seines Gastes beeindrucken lässt. Es wäre beschämend, hätte sie eine geringere Wirkung auf ihn! Wir sollten einfach daran denken, dass er uns vor keiner Stunde eine fürchterliche Strafe hätte einbringen können, dann ist es nur gnädig, ihm seine Jugend zu verzeihen." Fumis Augen wurden groß, ehe sie sich diesen Vorschlag auf der Zunge zergehen ließ. Es fühlte sich an, als hätte man ihr einen Lachs zubereitet, dem die Gräten im Fleisch steckengeblieben waren: Ging sie darauf ein, konnte das böse Folgen haben. Während sie ihren Fächer neu ausrichtete und bis zur Nasenspitze dahinter verschwand, breitete sich jedoch ein unverhofftes Grinsen auf ihren Zügen aus. "Soso. Ich verstehe." "Tatsächlich?" "Wie könnte ich nicht?", frohlockte Fumi, bevor sie in den typischen, hohen Singsang einer Hofdame verfiel: "Du magst ihn und hoffst, dass unsere Herrin ihm das Gähnen verzeiht. Ach, wie rebellisch von dir! Das ist das Aufmüpfigste, was du in einem ganzen Jahrtausend zu Wege gebracht hast! Ich wünschte fast, der junge Erbe würde Noriko-sama noch heute ehelichen und wir dürften für immer hier bleiben. Stell dir nur vor, wie witzig du sein könntest!" "Fumi!" "Ich weiß, ich weiß." Die Jüngere winkte theatralisch ab, ehe sie sich Luft zufächelte und über die dicken, fest zusammengesteckten Haarsträhnen strich. "Es ist überaus betrüblich, dass ein so junger, gutaussehender Fürstensohn ein Höllenschwert bräuchte, um sein Alter wettzumachen. Diese altbackenen Traditionen um Macht und Ehre! Ugh!" "Fumi!" "Herrje, wie oft willst du noch meinen Namen zwischen deinen Fangzähnen hervorpressen? Du runzelst deine Stirn, als ob er hinter mir stehen würde und ich sein Youki spüren müsste", murrte sie verärgert, ehe ihr ein heiteres Schnauben im Nacken prompt alle Farbe aus dem Gesicht weichen ließ. Nein, unmöglich! - - - - - - - Kann sie zweimal so viel Pech haben? Aber wer sollte es sonst sein? Erfahrt es in Kapitel #7, "Rohrbinse". Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)