Abenddämmerung von Morgi (Inu no Taishō / Inu no Kami) ================================================================================ Kapitel 11: Wildrose I ---------------------- Abenddämmerung - Wildrose I - Autor: Beta: Fandom: Inu Yasha Genres: Drama, Romantik (Hetero), Alternative Timeline Triggerwarnungen: Tod, Gewalt Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen. - - - - - - - 20 Der Inu no Taishou blickte lauernd zur Seite und in seinen Augen gedieh ein Rotschimmer, der dem Knurren in seiner Kehle weit vorausging. Dass er vor seiner Antwort die Fingerspitze unter Norikos Kinn legte, um es zum sichtbaren Ärger ihres Vaters Takeru weiter anzuheben, goss nur noch mehr Öl ins Feuer. Sein alter Freund und Nachbar verstand keinen Spaß. Innerhalb eines Wimpernschlags blätterte an den nahen Wildrosenzweigen die Rinde ab und wurde so schwarz wie die verkohlten Blüten. Lächerlich. "Halte mich nicht für einen Narren, Takeru", grollte der Fürst des Westens prompt. "Mir ist keine Tochter geboren worden, mit der ich die zukünftige Mutter meiner Enkel vergleichen könnte! Die Ehre, neben mir gesessen zu haben, wird ihr nicht schaden." "Rühr sie nicht an." "Oder was?" Die Stille, die sich im Empfangszimmer wie Mordlust ausbreitete und den eingeflochtenen Seidenstücken der Bambusmatten die Fäden herausriss, zerschellte erst am hölzernen Räuspern Isamus. Der junge Hundedämon bemerkte wohl, dass sich die Dienerin hinter ihm unsichtbar wünschte, als ihm alle feindseligen Blicke zuflogen, doch er nahm sich zusammen und musterte im Auge des Sturms Norikos gestreckten Hals. Unweit der Klauen seines Vaters konnte er das Pochen ihrer Schlagader erahnen und das war ihm Grund genug, den Mund zu öffnen, obgleich sein Rang unter denen der Daiyoukai lag. "Ich hörte Myouga sagen", begann er bedächtig, "Neid und Eifersucht seien die schärfsten Schwerter der Frauen. Unerkannt bringen sie durch eine Braut Verderben und Unruhe in jede Residenz. Eure Tochter, Fürst des Ostens, dürfte derlei leicht durchschauen und parieren können. Ihr baldiger Gatte sollte es zu schätzen wissen, dass sie es gewesen ist, an der die zukünftige Fürstin des Westens gemessen wurde. Ich täte es." Isamu deutete eine Verneigung an, ehe ihm das Zähneknirschen und ein scharfes Schnauben verrieten, wie anfällig das Gemüt von Norikos Vater für dieses Eingeständnis war. Der alte Dämon streckte sich, dann neigte er anerkennend den Kopf. "Du bist für dein Alter außerordentlich gescheit, Junge. Dieser Flohgeist scheint nicht umsonst zu schwatzen", entschied Takeru, ehe sich ein Ausdruck auf seine Züge schlich, der die Heimtücke der Schlangendämonen in den Schatten stellte. Seine Fangzähne blitzten scharf und reißend auf. "Ich will sehen, ob dein Schwert ebenso viel taugt wie deine Zunge. Im Morgengrauen darfst du dich mit einem meiner Generäle messen. Betrachte es als Gelegenheit, deine Braut zu beeindrucken!" Knurrend wandte sich der Fürst des Ostens wieder ab, ohne sich um den aufklappenden Mund des Welpen zu scheren. Den Versuch, ihn ein weiteres Mal anzusprechen, verdarb Takeru mit einer Handbewegung, dann stützte er sich auf seine Oberschenkel und furchte die Augenbrauen zu tödlichen Sicheln. Die Damastkissen unter seinen Knien knisterten bedrohlich, als er sich erneut zum Herrn der Hunde lehnte. "Du siehst, Toga, ich bin heute nicht weniger großzügig als du. Nun können sie uns beide bis auf die Knochen blamieren!" "Das wagen sie sich nicht", zischte der Inu no Taishou, während er die Klauen von Norikos Kinn entfernte und ihren leisen, flatternden Atemzug mit einem Lächeln hinnahm. Danach packte er das Sakeschälchen in seiner anderen Hand fester und stürzte den letzten Schluck Maulbeerwein die Kehle hinab, ehe er das rotbemalte Gefäß der Tochter seines Gastes überließ. "Hier." "Ich danke Euch", flüsterte sie gehorsam, aber das Herz schlug ihr fast bis zum Hals. Schon wieder diese Geste, auf die sie niemand vorbereitet hatte! Im Osten gab es nur Blicke, keine Berührungen oder aus Ton gebrannte Waren von einem Mann. Was sollte sie nun mit diesem geleerten Ding anfangen? Ihm nachschenken? Nein, begriff sie. Er winkte einer anderen Dienerin zu, die rasch auf Knien näherrutschte und sich beim Überreichen eines neuen Schälchens kleiner als ein Kieselstein machte, über den die Brandung hinwegstob. Noriko hätte sich gewünscht, mit ihr tauschen zu können, sobald sie zurückwich, doch sie würde sich unter den Rollbildern nicht wohler fühlen. Auf einem waren üppige Wälder und Flussläufe gemalt, in denen Dämonen mit Krallen und Schuppen lauerten - und der mächtigste, ein graues Ungetüm, wurde von einem gewaltigen Hund wie Seide zerrissen. Nach einem Blick auf die angespannten Klauen des Inu no Taishous ermahnte sie sich jedoch, ihre Fassung zu bewahren. Bloß nicht töricht werden! Wie viele Frauen mochte es geben, die in ihrem Alter seine Hand nahe der Kehle überlebt hatten? Eben. Entschieden presste Noriko die Fingerspitzen gegen den Schalenboden und Rand, dann verfluchte sie in Gedanken den gesamten Westen, dessen Fürsten und auch Sohn. Gewiss wäre ihr dieses Debakel erspart geblieben, hätte sich Isamu nicht in den Teich begeben und sie zu dieser albernen Ausrede gezwungen, um ihn und sich nach dem gemeinsamen Spaziergang nicht bloßzustellen. Ja, zugegeben: Ihm war erneut das Wunder gelungen, den Unmut ihres Vaters zu zerstreuen. Sie verstand nicht, weshalb der mächtigste Mann des Ostens ihn auch noch mit einem Schwertkampf ehrte - aber dafür schuldete sie ihm nichts. Gar nichts! Unter dichten Wimpern musterte sie Isamu, der sich beiläufig mit einer Klaue am Kinn kratzte und dann klammheimlich zweimal gegen seinen Kiefer tippte. Noriko blinzelte entrüstet, weil er es schon wieder wagte, sie obendrein anzulächeln, bis sie verstand. Grundgütiger! Rasch korrigierte sie die Neigung ihres Kopfes um zwei Fingerbreit hinauf, was der Höhe entsprach, die ihr der Inu no Taishou erst im allerletzten Atemzug zugebilligt hatte. Ihr Nacken brannte förmlich, aber das dunkle Grollen an ihrer rechten Seite setzte derart nachdrücklich ein, als hätte der alte Fürst nur darauf gewartet. "Gut so, Noriko", raunte er. "Du lernst schnell. Es sind die Feinheiten, die deinen Gatten einst davon abhalten werden, dir das Genick zu brechen." Wie reizend, dachte sie nüchtern, auch wenn ihr das Kompliment und der Rat in seinen Worten schmeichelte. Seine Offenheit war nicht selbstverständlich, obwohl er ihr damit nur eine Lektion ihres Vaters aufwärmte: Dämonen erwarteten Stärke, Nachkommen, mehr noch: Perfektion. Wen wunderte es da, dass beide den Namen Sesshoumaru begrüßt hatten, der all das in sich vereinte? Sie tat es nicht minder, dabei trennten sie Jahrtausende an Wissen und Macht. Die wulstigen Narben im Gesicht des Inu no Taishous warnten sie jedoch davor, ihn für allzu entgegenkommend zu halten. Ein Fürst war vieles, doch das mit Sicherheit nicht. Sie musste das Beste aus dieser Gelegenheit schöpfen und begreifen, wie sie diesen fremden Daiyoukai gnädig stimmen konnte, ehe der Tag vorüber war. Dazu musste sie auch reden. Isamu hatte recht: Weder Fürsten, noch ihre Söhne ließen sich durch sittsames Schweigen gewinnen. Wenn sie das richtige Gespür entwickelte und auf einen anderen Mann übertrug, bekam sie die Ehe, nach der sie sich verzehrte - nicht das Abbild dessen, was ihr Vater für sie vorgesehen hatte. Nur Mut! "Mein Fürst." Elegant wie fließendes Wasser deutete Noriko mit der freien Hand, die unter dem duftenden, stahlblauen Seidenstoff kaum zu sehen war, auf dieselbe Stelle ihres Halses, welche er erst berührt hatte. Er starrte sie unversehends mit einer Intensität an, die ihre Stimme beinahe zum Zittern brachte. Aber dann erinnerte sie sich an das Geschick ihrer Mutter, die stets am leisesten sprach, wenn bereits jeder an ihren Lippen hing. Sie ahmte es nach, während das Antlitz ihres Vaters tödlich hinter dem des Inu no Taishous aufragte. "Vergebt mir, das Wort an Euch zu richten. Doch würde ich gestatten, dass mein Gefährte meine Kehle in Stücke reißt, hätte ich ihm die Zeit gestohlen, etwas Wichtigeres zu tun. Wie könnte ich ihn je auf diese Weise behelligen? Derlei liegt mir bereits heute fern." Einen Moment geschah nichts, dann brach die missbilligende, ungehaltene Miene des Herrn der Hunde in Heiterkeit aus. Sein bellendes Lachen erschrak die Dienerinnen derart harsch, dass drei von ihnen die Stirn auf die Bambusmatten gesenkt hatten, ehe er sich zu Norikos Vater drehen konnte. "Oh, Takeru! Du hättest mir sagen sollen, wie entzückend sie redet! Es lässt mich fast vergessen, dass sie auch Klauen und Fangzähne besitzt." "Tze", erwiderte der andere Dämon, während jenseits der Papierbespannungen das Singen der Nachtigallböden die herannahenden Gäste ankündigte. "Ich war aufrichtig genug, als ich dir empfahl, mein eigen Fleisch und Blut nicht anzurühren, Toga. Du kennst die Weisheiten unserer Väter." Der Inu no Taishou glättete den blutroten Obi, ehe er die Mundwinkel so weit lupfte, dass seine sichelförmigen Youkaimale auf den Wangen emporsprangen. "Hüte dich vor schönen Worten-" "-sie sind dir Zierde und Untergang!" "Wie wahr. Aber über Schwiegertöchter sprachen sie nie", fuhr Toga fort, ehe er den Blick über die mit Perlmutt verzierten Schildpattnadeln in Norikos Haaren wandern ließ und Rot seine Augen erfüllte. "Mein Sohn soll es besser nicht wagen, mich mit seiner Wahl zu beleidigen." - - - - - - - Sesshoumarus liebenswerter Großvater, ja ja. Was sagt Isamu denn dazu? Erfahrt es in Kapitel #12, "Wildrose II". Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)