Abenddämmerung von Morgi (Inu no Taishō / Inu no Kami) ================================================================================ Kapitel 12: Wildrose II ----------------------- Abenddämmerung - Wildrose II - Autor: Beta: - - - - Fandom: Inu Yasha Genres: Drama, Romantik (Hetero), Alternative Timeline Triggerwarnungen: Tod, Gewalt Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen. - - - - - - - 21 Isamu spannte instinktiv die Handknöchel an, doch das Gefühl der Bedrohung kam und ging wie eine leichte Brise, die kaum das Blatt einer Zeder wölben konnte. Sein Vater zeigte kein Interesse daran, der ersten Warnung noch eine zweite folgen zu lassen - und das allein war so ungewöhnlich, dass er wachsam die Brauen zusammenzog. Lag dieses Verhalten an Noriko? Sein alter Herr betrachtete sie aus den Augenwinkeln, während die spitzen Klauen das Schälchen umfassten: Und sobald die Tochter ihres Gastes die Wimpern niederschlug, umspielte sein Mund ein Ausdruck der Zufriedenheit, als hätte er sich die beste Gesellschaft ausgesucht. In der Luft schwamm etwas Besitzergreifendes mit, das die schwere Witterung von Holzrauch, Tabak und Maulbeerwein durchsetzte. Wie seltsam. Isamu rieb sich erneut über das Kinn. Er wusste, wie es aussah, wenn sein Vater Gefallen an einer Hundedämonin fand und dieser unter den Augen seiner verehrten Mutter den Hof machte, doch dieses Spiel hier ging nicht über Blicke hinaus. Noriko hatte ihre stahlblauen Seidenstoffe, auf denen die Kranichstickereien die Flügel ausbreiteten, für sich. Nur ihre Fingerspitzen waren darauf gebettet - doch ehe Isamu dazu kam, die weiche Haut ihrer Handgelenke zu mustern, fiel ihm der scharfe Blick des östlichen Fürsten auf. Oh. Rasch zog er die Schultern höher und hoffte, dass man ihm die Neugierde nicht falsch auslegen würde. Er hatte gewiss nicht beabsichtigt, sich der älteren Erbin als Ehemann zu empfehlen, weil er wissen wollte, was sich unter dem Krepp verbarg: Das käme ihn teuer zu stehen. Zu teuer! Wenn er den Fürsten des Ostens vorher verärgerte, würde ihn der Kampf im Morgengrauen das Leben kosten. Auch ohne dessen Zorn war die Chance verschwindend gering, einen erfahrenen und verbissenen General mit einem unentschieden abspeisen zu können. Zu gewinnen ... "Junger Herr", flüsterte es da. "Junger Herr!" Myouga. Oh, den musste seine gnädige Mutter schicken. Isamu warf einen Blick hinab auf die Bambusmatten, wo sich der kleine Flohgeist im Schatten eines Damastkissens verbarg und eine Troddel nutzte, um ungeniert an den Fransen vorbeischielen zu können. Auf der Stirn des Beraters perlte der Schweiß, dann zuckte er mit seinem Saugrüssel und einer Augenbraue, als könne er nicht glauben, dass sich der Inu no Taishou von einer Fürstentochter berichten ließ, wie viele Spinnendämonen ausgeweidet worden waren, um ihre Fäden an sich zu reißen. Unglaublich! Er lobte sogar den Vater dafür, mit einem Prankenhieb einem halben Dutzend der Biester den Garaus gemacht zu haben, woraufhin der lachend bellte! "Was bedeutet das?", hauchte Myouga nervös. Er war doch nur wenige Augenblicke, bestenfalls eintausend Herzschläge, fortgeblieben! Wie kam es zu diesem Arrangement? Nein, darum musste er sich später sorgen. Myouga schnaufte, ehe er die Aufmerksamkeit seines Schützlings nach hinten, zum anderen Ende des Empfangszimmers, lenkte. Dort glitten die Papiertüren auf und eine eindrucksvolle Welle Youki trug allerlei Gerüche hinein. Feiner Jasmin, Holzkohle und frisch polierte Metalle drangen Isamu prompt in die Nase - und dass er den Atem ausstieß, statt die Hand über den Mund zu legen, brachte ihm auch nur den Ärger des kleinen Flohs ein. "Wehe Euch!", flüsterte Myouga harsch. "Ist das üblich für-?" "Den Süden, ja. In der Tat. Es härtet ab", wusste der Berater zu nuscheln, ohne sich um die zweifelnden Augen des Welpen zu scheren. Ihm fiel es nicht schwer, dessen Gedanken zu erraten: Er war selbst ganz erschüttert gewesen, als er die Duftwolke im Innenhof wahrgenommen hatte und an seine empfindlichen Herrschaften dachte. Aber wer sollte auch ahnen, dass ihre Gäste diese Tradition nicht zugunsten der Brautschau aussetzten?! Wenigstens verzichtete Isamu darauf etwas Unziemliches auszusprechen. Der achthundertjährige Welpe beobachtete schweigend, wie sich nahe der bespannten Schiebetüren die Dienerinnen niederwarfen - auch Fumi und Yori knieten dort, als seien sie ein Teil des westlichen Hausstandes. Die übrigen Hofdamen Norikos säumten die Plätze hinter ihnen, die Stirn auf den Nachtigallböden. Warum sie sich dazu gesellt hatten, war leicht zu erahnen. Niemand durfte die Blicke hochrangiger Gäste erwidern, geschweige denn einem fremden Fürsten im Wege stehen. Dessen imposante, breite Gestalt schob sich wie ein Fels durch Magma, als er räuspernd den Holzrahmen durchschritt. Nur ein Narr hätte seiner Familie unterstellt, hinsichtlich seiner Rüstung in den Ruin getrieben worden zu sein: Bereits die winzigen Schnallen besaßen die Größe einer Faust, der Wanst verschwand hinter glänzendem Metall. Dazu trug er das Haar in einem öligen Knoten und das feiste, aufgedunsene Gesicht wie einen auf den Hals gesetzten Reiskloß. "Der Herr des Südens, Fürst Yuusei", soufflierte Myouga so leise, dass Isamu die Ohren spitzen musste. "Wie ich Euch bereits gestern berichtete", und er sollte verflucht sein, wenn der Junge das bereits wieder vergessen hatte, "man sagt, er besiegte die gerissenen Falkendämonen in seiner Heimat ganz allein." "Ist er über sie hinweggerollt?" "Das ist nicht witzig! Fällt Euch nichts auf?", zischte Myouga, bevor er seinem Schützling ins Schulterfell sprang und ihm gegen die Härchen schlug. Der Welpe zuckte sofort zusammen, da dies für Hundedämonen eine empfindliche Stelle darstellte, doch ehe etwas anderes geschah, ereilte ihn ein Gedanke. Natürlich. Sein Vater, der Inu no Taishou, saß ungerührt und mit versteinerter Miene am weitesten von den Schiebetüren entfernt. Das war der Platz, der die größte Macht im Empfangszimmer für sich beanspruchte - und er hatte ihn nicht zu sich geholt, sondern ließ ihn mit dem Rücken zu den Gästen sitzen. So, als bräuchte er trotz seiner Jugend keinen Schutz mehr. Dieser gerissene, alte Daiyoukai ... "Er brüskiert ihn." "Nein", erwiderte Myouga kopfschüttelnd, ehe er die Augen zu schmalen Schlitzen zusammenkniff und den Bewegungen des frisch eingetroffenen Fürsten folgte. Es war viel schlimmer: "Er testet ihn." 22 Noriko atmete flach ein, doch ihr nützte nicht einmal die Erfahrung mit den parfümgetränkten Ärmelschleppen ihrer Mutter etwas. Die Gerüche hatten sich längst in ihrem Verstand festgesetzt und es war unmöglich, sie wieder auszusperren. Klebriges Harz, das ihr auf der Reise in den Westen zwischen Fingerkuppen und Klauen festgehangen war, hätte sie nicht weniger reizen können - aber sich Blöße zu geben, kam nicht infrage. Sie würde darüber ebenso wenig klagen, wie über den Geruch der Chrysanthemen oder den Anblick Isamus, der klammheimlich die Lippen bewegte. Was auch immer er dort tat, war nicht weniger wagemutig als der Gast, der in seiner festgeschnürten Rüstung wie ein Kugelfisch aussah. Kein Wort! Ihre Zukunft hing an ihrer Beherrschung und welches Recht besaß sie, einen Mann zu schelten? Still lauschte Noriko ihrem eigenen Herzschlag, der das Blut durch ihre Adern trieb, dann sah sie verstohlen zu ihrem Vater. Sie knieten auf derselben Höhe, seit der Inu no Taishou sie an seine Seite geholt hatte, und falls er an irgendetwas im Raum Anstoß nahm, verbarg er es ausgezeichnet. Wie verrückt! Sie erinnerte sich gut daran, wie ungnädig er mit ihren ersten Versuchen gewesen war, in seiner Nähe das Kinn zu neigen. Alles an ihr hatte er beanstandet und mit tobendem Youki vergolten. Und wie oft hatte man ihr nach dem Leben getrachtet, ja, ihn damit dummerweise angelockt, sodass er die Reste seines Zorns nach einem Kampf über ihr und sämtliche Hofdamen ausbreitete, als ob er sie ersticken wollte? Nach all den Jahrhunderten war es beunruhigend, ihn über die Erzählungen kühl lächeln zu sehen, die sein alter Bekannter von ihr einforderte. Da ihr Vater sich allerdings nicht vor dem zweiten, eingetroffenen Gast verneigte und der Inu no Taishou ihr einen auffallend langen Blick gönnte, ahnte sie noch etwas Anderes: Man erwartete von ihr, die Neuankömmlinge ebenso wenig zu ehren. Nein, mehr noch. Sie durfte die Brautschau mit hocherhobenem Haupt verfolgen - wie ein ranghoher Mann es sonst tat! Noriko presste die Lippen aufeinander, um die Aufregung niederzuringen, die sie erfasste, als der Herr der Hunde neben ihr die Stille brach. Sein Youki stieg empfindlich an, schlug Isamu ungehindert in den Magen - und doch hatte er nichts für dessen Biss auf die eigene Zunge übrig. "Der Fürst des Südens, Yuusei", knurrte er knapp. "Es ist lange her. Mein Sohn war noch nicht geboren." "Ebenso wenig mein Welpe", erwiderte der andere mit einer Fistelstimme, die wie kratzende Klauen auf Schieferstein klang. Er nahm sich die Zeit, einen nach dem anderen zu mustern und der Inu no Taishou stellte sie ihm finster und abgehackt vor. Dann zeichnete sich in den vollmondhaften Zügen Yuuseis ein Lächeln ab und er deutete auf die Papiertüren, wo ein als General gekleideter, grobschlächtiger und hagerer Hundedämon zur Seite trat. Der Herr des Südens schien den Anblick wie einen Tropfen Honig auf der Zunge zergehen lassen zu wollen. "Ihr seht, ich hatte allen Grund, dieses Juwel zu verbergen! Meine Tochter ist von betörender Schönheit!" Das - so musste Noriko nach dem ersten Stoffrascheln hinter dem Holzrahmen anerkennen - war tatsächlich der Fall. Die Seide glänzte grün wie die prächtigsten Wiesen und zeigte Bambuswedel, die mit verschwenderischen Goldfäden dem Leuchten ihrer Augen schmeichelten. Im Gegensatz zu ihrem Vater hatte sie ein kleines Kinn, porzellanweiße Haut und glitt hinein, als sei sie ein Papierschiffchen. Auf den Tatami-Matten verneigte sie sich mit einer Eleganz, die Isamu drei Ellen weiter sitzend innehalten ließ. Kein Lächeln. Nur verwirrtes, gebanntes Starren. Noriko sah dank seines Mundes, dass er den ersten Satz wieder verwarf - und wenn sie das aufschnappte, mussten es auch ihre Väter können, die einander einen einzigen Wimpernschlag gönnten. Ja, ganz recht: Er war wirklich unverschämt einfach zu beeindrucken. Himmel! Die Stille kroch über die Rollbilder und Lacktischchen hinweg, doch ehe sich Noriko erneut auf das selige Grinsen des im Empfangszimmer stehenden südlichen Fürsten stürzen konnte, vernahm sie Isamus um Höflichkeit bemühtes Husten. "Euer Weg muss lang und beschwerlich gewesen sein, verehrter Fürst, doch ... kann Eure Tochter auch reden? Meine Begleitung am Morgen fand keinen Gefallen daran, den Bambus unter ihren Knien zu bevorzugen." - - - - - - - Immer auf die armen Fürstentöchter. Autsch! In Kapitel #13, "Wildrose III", wird es etwas giftig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)