Abenddämmerung von Morgi (Inu no Taishō / Inu no Kami) ================================================================================ Kapitel 14: Wildrose IV ----------------------- Abenddämmerung - Wildrose IV - Autor: Beta: - - - - Fandom: Inu Yasha Genres: Drama, Romantik (Hetero), Alternative Timeline Triggerwarnungen: Tod, Gewalt Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen. - - - - - - - 25 Als die Braut des Südens ihren Mund zu einer mühsam beherrschten, dünnen Linie zusammenpresste, erfüllte Noriko eine tiefe Zufriedenheit. Kein anderes Gefühl zeigte die Überlegenheit einer Hundedämonin des Ostens besser als jene Genugtuung, welche von ihrem Vater mit einem leisen Bellen angestachelt wurde. Ja, der Lohn gefiel ihr: Sehr sogar. Er klang rau und wild wie das Wasser, das sich mit Gewalt einen Weg durch das Flußbett suchte und Rücksicht für das Tagewerk eines Narren hielt. Sie hatte die Stimme ihres Vaters in allen Tonlagen vernommen, seit sie die ersten Schritte unter seinen Blicken gelaufen war, und die meisten davon jagten ihr schon im Tageslicht eine furchtbare Gänsehaut die Unterarme hinab. Ihn in diesem Moment zu amüsieren, hieß vor anderen Dämonen gehört zu werden. Wert zu besitzen! Was konnte eine Fürstentochter mehr verlangen? Ihr Kinn blieb gestreckt, während sich die Kanten der verkohlten Chrysanthemenblätter erneut wölbten. Der zweite Gast, Fürst Yuusei, starrte sie aus seinen Glubschaugen an, während sein Youki die Blütenzweige wie trockenes Holz entzweibrechen und die Überreste auf die Sockel der Glasvasen hinabrieseln ließ - aber ihre Mundwinkel konnte er nicht senken. Noriko neigte ihren Kopf nur vor dem Inu no Taishou, der die Fangzähne gebleckt hielt und dem feinen Schwung ihrer Lippen folgte, als hätte er in ihrem Rachen eine Meisterklinge entdeckt. Dann schloß er seine Klauen fester um das rotbemalte Sakeschälchen und hielt das Gefäß auffordernd in Richtung seines Sohnes. "Sieh ihn dir an", forderte der Hausherr Noriko auf, "nun hängt er an deinen Lippen!" Für einen Augenblick blieb es still, ehe der Herr der Hunde zu lachen begann, bis nicht einmal Isamu mehr zu sagen vermochte, ob sein verehrter Vater gerade die Neuankömmlinge oder ihn vor der gesamten Dienerschaft beleidigt hatte. Eines stand für ihn jedoch fest: Die fremde Dämonin neben ihm hatte ihren verletzten Stolz in einem einzigen Rascheln des Seidenkrepps heruntergeschluckt - und wenn sie Noriko für die Blamage einen Blumenkranz flechten würde, verstand er noch weniger von Frauen, als seine Mutter immer behauptete. Angespannt schob Isamu beide Brauen hinauf, dann versuchte er die Wogen in einem Flüstern zu glätten. "Ihr habt einen Namen?" "Miharu, mein Fürst." "Euer Vater hat Euch nach der Schönheit des Frühlings benannt", raunte er, doch er begann zu schweigen, ehe der Flohgeist hinter seinem Kimonokragen die vier Daumen gedrückt hatte und sein Flehen, Miharu nach der Feststellung ein Kompliment zu machen, erhört werden konnte. Isamu hielt sich für einen mutigen Dämon, aber dumm war er nicht. 26 "Myouga." Klammheimlich stieß der junge Erbe des Westens dem Winzling in die Seite, der im weißen Schulterfell aufschrak, als hätte er nur für einen Moment nicht aufgepasst. Dass der Floh in Wahrheit eingeschlafen war, nachdem er die Gerüche von Holzkohle, Tabak und Jasmin mit einem Tröpfchen Sake hatte übertünchen wollen... ach, nein! Das würde er ihm heute nicht mehr unter den Saugrüssel reiben. Harmlos neigte sich Isamu dem Berater seines Vaters zu. Leicht fiel das unter den vielen, wachsamen Augen nicht. Der Abend dämmerte bereits und fraß sich in atemberaubenden Farben durch die Linien in den Papierschiebetüren, sodass jeder Muschelgriff und Pinselstrich darauf in Blut versank. Im Westen des Landes gab es nur dieses Kunsthandwerk, das sein Vater mit Anerkennung bedachte. Für gewöhnlich hatte der Inu no Taishou nichts für Männerhände übrig, die zu armselig waren, um ein Schwert zu halten. Jedoch - und das musste jeder General bestätigen - ohne Geschichtenerzähler, die Leinwände und Rollbilder zu zieren verstanden, vergaßen die Nachbarn mit der Zeit die Gräueltaten. Sie wurden aufmüpfig, wahnwitzig - und dann hatte er als einziger Sohn ganz andere Sorgen als eine Brautschau. "Ich benötige deine Hilfe, alter Freund." "Meine?", quiekte der Floh. Eilig tilgte Myouga eine Falte aus seinem Ärmel, ehe er sich misstrauisch über die Brust strich. "Seid Ihr fiebrig, junger Herr?" "Ich könnte in der Tat etwas frische Luft gebrauchen." "Ist das ein Scherz?" Myouga blinzelte, ehe er seinen Blick über die Bambusmatten schweifen ließ. Obwohl die Dienerinnen die Lacktischchen sofort von Maulbeerweinspuren und geleerten Schälchen befreiten und mit ihren Kimonos wie Gottesanbeterinnen vor- und zurückwogten, war es nicht mehr stickig. Irgendjemand hatte die Regentüren einen Spalt geöffnet. Die Brise wehte stetig hinein und kühlte die Luft, ja, sogar das fleckig gewordene Gesicht Fürst Yuuseis. Er saß nur zwei Armeslängen von ihnen entfernt und verdeckte das neben ihm sitzende Töchterlein mühelos, aber seiner Selbstgefälligkeit tat das keinen Abbruch. Er strahlte wie der schneebedeckte Schopf eines Berges. Als treuer Untertan konnte sich Myouga nicht helfen: Ihm stand es nicht zu, Isamu einen Vorwand zu schenken, sich davon zu stehlen. Wenn der nicht wiederkam ... oh du je, dann wollte er nicht mit dem Herrn der Hunde in einem Raum sitzen! "Beißt die Zähne zusammen", riet er seinem Schützling tapfer und griff zu seiner liebsten Weisheit: "Auch der schlimmste Sturm ebbt irgendwann zu einem lauen Lüftchen ab, noch ehe der Morgen graut und die Felder wieder grün und frisch gewässert vor euch liegen!" "So? Geschieht das bevor oder nachdem ich in der Ackerfurche ertrunken bin?" Wie bitte?! Das war doch nicht zu fassen. Ehe der Floh empört die Wangen aufblasen konnte, wurden sie beide von dem Grunzen des Fürsten Yuuseis übertönt. Das Geräusch klang so eigenartig, dass es Isamu eiskalt den Nacken hinablief, bevor er erneut zur Seite sah. Der Wanst ihres Gastes bebte hinter den Gürtelschnallen, doch die Freundlichkeit erschien ihm mit einem Mal höhnisch. Das faltige, aufgedunsene Gesicht fand zu schnell zur Beherrschung zurück, und je länger Isamu ihn musterte, desto größer wurde der Wunsch, einen weiteren Meter von ihm abzurutschen. Aber warum? Er konnte sich diesen Sinneswandel nicht erklären. Bisher hatten sie nur wenige belanglose Sätze getauscht, die über verschneite Pässe und überflutete Hochebenen nicht hinausgekommen waren. Da Isamu nicht beabsichtigte, sich mit ihm einen Schwiegervater ins Haus zu holen, fand er Höflichkeiten mehr als ausreichend. Gewiss, er interessierte sich für die mit Goldfäden bestickten Ärmel und die dort lesbaren Worte - aber er wagte es nicht mehr, seinen Kopf unauffällig zu drehen, um den Windungen auf den Seidenlagen zu folgen. In Kraft und Können trennten sie etliche Jahrtausende. Vielleicht fühlte er sich deshalb wie eine Maus unter den Augen einer kaltblütigen Krähe, die den Schnabel zu einem Lächeln aufriss. Eine Weile starrten sie sich an, ohne eine Silbe zu verlieren, während das Geklapper von Tongefäßen und die Gespräche aus weiter Ferne zu ihnen drangen. Die Lichter der entzündeten Kohlenpfannen flackerten harsch, erzeugten dann und wann ein Knacken. Isamu hörte seinen Vater auf Takerus Schulter schlagen, bevor sie gemeinsam der interessiert lächelnden Noriko von einem Schlangendämonennest erzählten. Je mehr Gesichter er ins Auge fasste, desto langsamer pochten die Herzschläge der Anwesenden in seinen Sinnen: Dort war das Kratzen von Klauen, die allmählich über den Beinschutz des hagersten Kriegsherrn glitten. Da Dienerinnen, die ihre Stirn auf Tatami-Matten pressten oder sich wie Fische aus den Fluten schälten, um ihre Pflichten zu erfüllen. Zuletzt das Lachen Fumis, die Vaters erstem General hochrote Wangen bescherte und dafür mit dem Schlag eines Fächers auf den Nacken belohnt wurde, ohne dass die Amme Yori neben ihr eine Wimper verzog. Dann endete Isamus Blick bei den buschigen Augenbrauen des südlichen Fürsten - und er begriff endlich, welches Gefühl sich in seiner Brust eingenistet hatte, als sein Gegenüber die Fänge zeigte und eine gutmütige Verbeugung einstreute. Angst. Die Dämmerung nährte Totenstille, als sich unsichtbare Spielsteine auf dem Brett zusammenfügten. Jeder Platz an den Schiebetüren war von Yuuseis Männern flankiert, die sich aufgrund ihres Ranges hinter den westlichen Dienern aufhielten oder dem stolzen Osten beinahe auf der Seide saßen. Der Süden hatte sich wie ein Spinnennetz ausgebreitet. Unauffällig. Bedrohlich. "Weißt du, Junge", dachte Yuusei laut nach, während er dem bleich gewordenen Isamu dabei zusah, wie er sich unter einem Schlucken nach seinem Schälchen streckte. "Es ist eigenartig. Deine zweite Braut verspätet sich ... und niemand an diesem Ort fragt sich, warum." - - - - - - - Die Antwort will auch niemand in Kapitel #15, "Wildrose V", wissen. Oder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)