Troublemaker von Nyrmiel (Plötzlich Eltern) ================================================================================ Kapitel 4: "Verdammt mutig! --------------------------- ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Ein paar Tage später lehnte Bobby vor ihrem Wohnwagen und nippte an ihrem Kaffee. Die Brünette fühlte sich als hätte sie seit Tagen nicht mehr wirklich geschlafen. Zugegeben hatte sie das vermutlich wirklich nicht. Wieder einmal merkte sie wie unheimlich anstrengend es war die ganze Geschichte clean durchzustehen. Nicht, dass sie eine andere Wahl gehabt hatte. Mittlerweile waren nahezu alle synthetischen Drogen aufgebraucht. Zumindest das gute Zeug von damals. Das, was im Umlauf war, war behelfsmäßig aus irgendwelchen Substanzen zusammen gepanscht und Bobby mochte bis in die Haarspitzen abhängig sein, aber definitiv war sie nicht so dumm und würde sich irgendwas spritzen, was einige Anteile von gewöhnlichem Frostschutzmittel wieder fand. Außerdem hatte Charlie das nicht verdient. Es war unfair genug, dass Bobby noch lebte und die Mikrobiologin nicht. Fuck. Keinen Stoff. Keinen Schlaf. Selbst der Tabak war ihr ausgegangen und momentan hatte sie definitiv nicht die Zeit loszuziehen und die Taschen von Untoten nach Zigaretten zu durchsuchen. Also hieß es wohl einfach in den sauren Apfel zu beißen und die nun noch verstärkte schlechte Laune irgendwie auf ein Minimum zu reduzieren. „Guck nicht so, sonst bleibt dein Gesicht so stehen!“ Missmutig blickte sie zu der mittlerweile um die Mitte herum wirklich ausgesprochen runden Grace Adler hinunter. Die Stripperin schien auch jetzt noch gute Laune zu haben. Nur bedingt das, was sie gerade ertragen konnte. Aber auch sie war nicht unbedingt der beste Mensch um das Ventil für Bobbys Frust zu sein. Selbst mit diesem Lächeln konnte sie nicht ihre tiefen Augenringe und die noch immer leicht rötliche Nase verstecken. Sollte Grace ruhig nach außen hin strahlen um ihre Fassade aufrecht zu halten. Bobby hatte lang genug in der Scheiße gelebt um zu sehen, dass da eine bodenlose Trauer in ihr verborgen war. Wer konnte es ihr verübeln? Schwanger in der Apokalypse und noch dazu hatte sie vor nicht einmal einem Monat ihren besten Freund verloren. Bobby hatte die Hilfe ihres Cousins gebraucht um die aufgelöste Stripperin von Harrys totem Körper zu trennen. Oder von dem, was noch von dem Pizzaboten übrig gewesen war… „Geh Nadia nerven oder so was… die freut sich, wenn sie nicht alleine ist. Und mir geht sie dann nicht so auf den Sack“, brummte die Mechanikerin grimmig. Grace verzog noch immer keine Miene. „Hab ich tatsächlich vor. Wir wollen Mehl für Keksteig mahlen. Weihnachten steht vor der Tür.“ Mit diesen Worten hatte sie sich ihren Schal ein wenig fester um den Hals geschlungen und war von dannen gewatschelt. Bobby schnaubte unzufrieden. Weihnachten… als würde das noch jemanden kümmern. Zumindest kümmerte es die Brünette nicht mehr. Verdammt, John wäre jetzt der richtige Kandidat um Dampf abzulassen. Ein Geräusch drang aus dem Wohnwagen hinter ihr und Bobby rang sich dazu durch die Tür zu ihrer Behausung wieder aufzustoßen. Jillian schien noch immer zu schlafen. Das Baby, was von ihrem Körper regelrecht eingerollt worden war, hingegen hatte die Augen auf und begann zu quengeln. „Hey Rotschopf… dein Job ruft… jetzt guck mich nicht so an, sie kann das viel besser. Mich willst du nicht.“ Fakt war, das Bobby sich definitiv nicht darum riss sich näher mit dem Kind zu beschäftigen. Sie hatte nicht umsonst so ungefähr jede Beziehung in ihrem Leben in den Sand gesetzt - irgendetwas an ihr sorgte dafür es immer wieder zu versauen. Und für diesen kleinen Menschen hier war sie definitiv nicht der richtige Umgang. Wenn es nach der Brünetten ging, dann war es definitiv an der Zeit einen Ort zu suchen, an dem der Junge bleiben konnte. Und sie hielt ihre Meinung auch nicht vor Jillian zurück. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Weihnachten. War das für viele nun sehr…. Abwegig, bescheuert, unnötig. In dieser kleinen Gemeinde gab es jedoch ein paar Hoffnungsschimmer, die sich genau solche Traditionen wahren wollten. Nicht nur als Beweis, dass eine Zivilisation wieder aufgebaut werden konnte, sondern um in dieser Welt ein Teil der Liebe zurückzubringen, welche einem überhaupt noch einen Lebenssinn gaben. Nicht umsonst hatte Jillian neulich das gesamte Bastelzeug mitgehen lassen um zusammen mit den Kids Weihnachtskarten für alle Bewohner zu basteln. Hauptsächlich waren es wohl die Frauen die sich auf die Feiertage vorbereiteten, aber auch ein gewisser Abenteurer mit dem Namen Tony plante eine kleine Überraschung, woraus er ein großes Geheimnis machte. Sein sonniges Gemüt konnte dabei einem schon sehr auf die Nerven gehen. Nicht zuletzt weil es für ihm die beste Art war um Verluste zu verarbeiten. Kluge Köpfchen konnten vielleicht raten um was es sich handelte, denn niemand erinnerte sich mehr daran wann er sich das letzte Mal rasiert hatte. Unter seinem Bart verschwand dennoch nicht das breite Grinsen als er an diesem Tag bereits in der Früh verschwand. Kinder spielten draußen, bewarfen sich mit kleinen Schneebällen, während wenige Männer sich fleißig daran machten den Campingplatz wieder Wintersicher zu machen. Jillian war bisher vermutlich die einzige die schlief. Seit dem Besuch des kleinen Ladens war das Baby bei ihnen geblieben und sie hatte keine Anstalten gemacht sich um ein neues Heim zu bemühen. Es waren Hannahs und Williams Fürsorge zu verdanken das der Rotschopf sich stets bemühte um den kleinen Scheißer Wärme zukommen zu lassen,- dafür ließ sogar selbst die ehemalige Reporterin ihre Arbeit liegen. Dabei konnte sie es sich nicht einmal erklären. Alles in ihr weigerte sich das Kind jemand anderes zu überlassen, selbst wenn sie sich damit manchmal selbst ein wenig überforderte und bisher glatt vergessen hatte ihm einen Namen zu geben,- bis jetzt. In der letzten Nacht bekam sie kaum Schlaf, weshalb sie diesen wohl nachholten. Oder es zumindest versuchte. Die Bewegungen des Babys hatte sie kaum wahrgenommen. Erst als sie Bobby eintreten und ihre Stimme hörte, murmelte sie etwas Unverständliches vor sich hin ehe sie damit kämpfte die Augen zu öffnen. Bei dem Anblick des kleinen Wesens jedoch war die Erschöpfung beinahe vergessen. Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen und mit langsamen Bewegungen hob sie den Jungen an und setzte sich auf. Dennoch mit einem müden Gesichtsausdruck musterte sie die Brünette. „Morgen…“, kam es leise von ihr und drückte das Baby erst sanft an sich, dann nahm sie ihn hoch und das Lächeln wurde dabei etwas breiter. "Ist etwa schon Frühstückszeit, kleiner Charlie, ja?" Ohne darüber nachzudenken was genau sie da gerade von sich gab, änderte sich dabei ihr Tonfall während sie weiterhin mit dem Kleinen sprach, rutschte sie mit ihm aus der Schlafecke. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Zugegeben war es Bobby im ersten Moment ein wenig zu nah gewesen sich mit Jill ein Wohnmobil zu teilen. Mittlerweile hatte sie sich allerdings dran gewöhnt. Nicht zuletzt, weil Jill zugegeben wirklich hübsch anzusehen war.
Was ihr Zusammenleben allerdings auf die Probe stellte war allerdings eindeutig dieses Baby. Das Baby, was eindeutig nicht durchschlief. Bobby schwor bei Gott, wenn jemand wie William Parker ihr gegenüber noch einziges Mal erwähnte, dass Baby nun einmal selten durchschliefen, dann konnten ihn auch jedes noch so sanftmütige Hundeauge nicht mehr retten. Müde mit dem Anflug von schlechter Laune war sie schließlich wieder in den Wohnwagen getreten und Leben kehrte in den Körper der Journalistin zurück. Bobbys Morgengruß war ein unverständliches Grummeln. Dann passierte es. “Ist etwa schon Frühstückszeit, kleiner Charlie, ja?“ Schlagartig wurde Bobby schlecht. Auch wenn sie sich sonst um eine ziemlich kühle Ausstrahlung bemühte, fiel ihr gerade einfach alles aus dem Gesicht. Einen kurzen Moment starrte sie einfach nur auf Jill und das Baby. Das war gerade wirklich ihr Ernst. „Wird Zeit, dass der Scheißer ’n Zuhause kriegt. Werd’n den Parkers aufs Auge drücken… oder dem Pferdejungen. Dann hört der auch mal auf zu heulen.“ Bloß nicht drüber nachdenken. Das hier ging zu weit. Sie konnte Jill schlecht vor dem Baby anschreiben, aber das hier ging auf so vielen Ebenen viel zu weit. Ohne weiter zu Jill zu gucken, hatte sie sich auf dem Absatz umgedreht und war wieder aus dem Wagen gestürmt. Bobby kam nicht weit. Genau genommen blieb sie direkt neben der Wohnwagentür stehen und atmete tief durch. Innen im Wagen begann das Baby lauter zu quengeln. Sich überfordernd durch die Locken fahrend fiel ihr Blick auf das abgewetzte Lederband um ihr Handgelenk, das nach all den Jahren aussah, als würde es bald in seine Einzelteile zerfallen, und sofort wurde ihr noch ein wenig schlechter. Sie hatte sich noch nie so sehr eine Zigarette gewünscht wie in diesem Moment. Jillian hatte sich eindeutig keinen unpassenderen Namen aussuchen können. Wirklich nicht. Dachte sie überhaupt nach? Augenscheinlich tat sie das nicht. Renn. Renn solange du noch kannst
Da waren sie wieder. Die Gedanken, die sie eigentlich schon länger nicht mehr gehabt hatte. Jetzt allerdings… jetzt war der Fluchtinstinkt stärker als sonst. Als er das letzte Mal vorherrschte war zumindest David noch da gewesen, um ihr den Kopf zurecht zu rücken. Fuck. Reichte es denn nicht, dass sie gerade an einen Toten dachte? ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Wie es zu diesem Zusammenleben gekommen war, konnte wohl niemand erklären. Es hatte sich entwickelt und für Jill passierte vieles auf eine,- für sie,- selbstverständliche Weise. Seit ihrem Wiedersehen hatte sie sich schlichtweg geweigert sie noch einmal gehen zu lassen. Eine Eigenschaft die sich bei dem Rotschopf erst in den letzten Jahren entwickelt hatte. Wenn es mit Bobby auch nie einfach war und es vermutlich auch ohne diesem Baby niemals einfach werden würde, so war ihre absolut nicht harmonische Beziehung das Schönste was ihr hätte passieren können. Allerdings war sie noch immer nicht der Mensch der einem so etwas zeigen konnte. Oder auch einfach wusste das es Menschen wie Bobby noch verjagen würde. Die Worte Bobbys vernehmend, sah sie mit geweiteten Augen zu ihr auf. „Was?“, war das einzige was ihr vorerst über die Lippen kam. Mit diesem Entschluss hatte Jillian lange gerechnet. Dieses Mal jedoch kam es ihr so endgültig vor und dieser Gedanke verursachte in ihrer Magengegend ein unangenehmes Gefühl. Das auch ihre Gesichtszüge sich veränderten, hatte Bobby jedoch durch ihre Flucht nicht einmal mitbekommen. Fassungslos darüber,- Natürlich hatte sie in letzter Zeit nicht an Bobbys Gefühlen gedacht, oder ihre Gedanken gingen in völlig bescheuerten Richtungen,- ging sie mit dem Baby auf und ab. Wollte der kleine Charlie dann aber endlich etwas essen und während Jillian mit der freien Hand sich daran machte das No Name- Babypulvernahrungs- Produkt in der Flasche vorzubereiten, wanderte ihr Blick immer wieder zu der Wohnwagentür. Das ist wirklich nicht zu glauben., dachte sie genervt, dennoch in der Hoffnung Bobby würde gleich wieder zurückkommen. Jillian ließ der Brünetten stets ihre Ruhe. Oft war es besser sie ziehen zu lassen wenn sie gereizt war. Dennoch konnte sie nicht leugnen wie sehr sie es mittlerweile hasste. Das Babygeschrei, welches langsam verstummte, zog die Aufmerksamkeit eines Bewohners auf sich welcher mit guter Laune an ihrem Wohnwagen vorbei schlenderte. Ein typisch amerikanischer Vorstadt- Nachbar. „Guten Morgen Bobby.“ An ihrem Gesichtsausdruck störte er sich nicht, weil er es offensichtlich auf das Baby schob. „Ihr braucht auch nie wieder einen Wecker, was?“, scherzte er. „Finde ich aber sehr mutig von euch!“ ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ So viele Tote gab es in den letzten Wochen zu betrauern. Keiner weiß wie lange die Gruppe noch an ihrem Platz bleiben darf. Viele Fragen bleiben offen. Wird Bobby William wirklich den Hals für seine Erziehungstipps umdrehen? Wer ist der Vater von Gracies Baby? Schafft Nadia es, das Camp nicht unfreiwillig ins Unglück zu stürzen? Findet der kleine Charlie eine neue Familie? Und wo zur Hölle ist John, wenn man ihn mal braucht? Vielleicht werden die Fragen beantwortet… vielleicht finden sich Antworten… vielleicht versteckt sich noch irgendwo eine Fortsetzung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)