Troublemaker von Nyrmiel (Plötzlich Eltern) ================================================================================ Kapitel 5: Lagerfeuer --------------------- ♫♪ ♫♪ Manchmal mochte man meinen Das Weihnachtswunder kehrte zurück. Von Plätzchenteig- Schlachten, selbstgebastelten- schiefhängenden Dekorationen, Schneeballschlachten und Streitereien zwischen den kleinen Familien schien die Gemeinschaft in den nächsten Jahren weiter zu wachsen. Mit der Hartnäckigkeit des Rotschopfes wurde der kleine Charlie weiterhin von ihr aufgezogen. Sehr zum Leid der stets genervten Bobby, die aus irgendeinem Grund eine gewisse Anziehung auf den Jungen haben musste. Immerzu lachte es bei ihrem noch so grimmigen Gesichtszügen und verfolgte sie auf Schritt und Tritt. Welche Vorlieben er dabei entwickelte, wurden mehr als offensichtlich. Welliges, dunkles Haar und braune Kulleraugen sorgten oft für aufheiternde Stimmung, sobald man Charlie dabei beobachtete wie dieser seiner Heldin einen Schraubenschlüssel brachte. Von allen möglichen Gefahren kaum etwas wissend, erfreute er sich stets an dem familiären Umfeld. „Wichtig ist eben jedes noch so lächerliche Problem, was die Kids haben, ihnen das Gefühl zu geben sie ernst zu nehmen. In vielen Fällen fühlen sie sich verletzt und wollen gehört werden.“ Im Gegensatz zu der einstigen Mechanikerin nahm Jillian mit Freuden Tipps von William an, welcher dazu noch einige passende Geschichten seiner Kids parat hatte. Und scheinbar spürten Hannah und er wenn sogar der Rotschopf einmal am Rande der Verzweiflung war. Die Macht von Mutter Natur war dennoch unerschütterlich. Selbst nach den erfolgreichen Wintermonaten machten die letzten Untoten und heranwachsenden Krankheiten nicht davor Halt das Lager erneut auf eine schwierige Probe zu stellen und ihre Opfer zu fordern. Die wenigen Leute die noch übrig waren trauerten um liebevollen Frauen und tapferen Männern. Und Charlie vermisste Brandy, Gracies kleiner Engel auf die er gern wie ein großer Bruder aufgepasst hatte. Von Trauer und Zweifel geplagt, war es das unerwartete Wiedersehen von Henry und Mike die einem wieder den Mut gaben weiter zu machen. Nicht zuletzt auch wegen Menschen wie Isabella, deren Anwesenheit oftmals reichte um einem das Lächeln auf den Lippen zu zaubern. Gäbe es jedoch die Verteidiger der Mall nicht, die dieser Gruppe Schutz und ein neues Zuhause gaben, wüsste wohl niemand wo sie anschließend geblieben wären. Neben Bobby bekam der kleine Charlie einen weiteren Helden: Den coolen Bane, welcher in seinen Augen eine solche wahnsinns Ausstrahlung hatte, das er nicht anders konnte als ihn zu bewundern. Obwohl die Zaubertricks von Merlin nicht weniger aufregend waren oder wie es für Lexi ein leichtes war die harten Kerle zu Boden zu werfen. Natürlich verstand der Kurze dabei nicht, warum Merlin bei Bobbys Anwesenheit einmal kurz die beleidigte Leberwurst spielte. Als Butch es ihm jedoch versuchte zu erklären, erntete er einen bösen Blick seitens Mum. Abends lauschte er den Geschichten von Tony und James über Frodo und Sam. Vor John jedoch hatte Charlie zu Beginn ein wenig Angst. Lange war ihnen das neue Glück nicht hold, als auch die berüchtigte Mall vor einem Großangriff von Unbekannten nicht lange sicher war und die sonst so starke Gemeinschaft sich gezwungen sah ihre Festung vorerst aufzugeben. Die Dunkelheit brach ein und der sternenklare Himmel lud zu einem Lagerfeuer ein. Selbst bei den kalten Temperaturen gehörte dies zu den wenigen schönen Momenten an denen sie sich alle versammelten und Geschichten austauschten. „Vergiss deine Mütze nicht, Charlie!“, kaum hatte Jillian dies ausgesprochen war der nun mittlerweile fünfjährige aus dem Wohnwagen gesprungen. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ „Du hast deine Mutter gehört! Umdrehen, aber zügig.“ Kaum war der Junge mit beiden Beinen auf dem Boden aufgekommen, hatte Bobby ihn schon am Schopf gepackt und mit sanfter Gewalt zurück gedreht. Mit einem Stöhnen war Charlie schließlich wieder in den Wagen gestapft und ließ sich von Jillian die Mütze aufsetzen. „Mommy, komm auch raus zu Mom und den anderen!“ Schwungvoll hatte das Kind Jills Hand genommen und den Lockenkopf hinter sich her gezogen. Die Handvoll Wagen und Wohnmobile, die nach all der Zeit noch übrig geblieben waren, hatten sie im Kreis um das Lagerfeuer herum gestellt. So hatten sie zumindest die Illusion von Schutz. Bobby wusste dennoch, dass sie in dieser Nacht wieder mit mindestens drei Mann Wache halten würden. Ihr Blick fiel auf Miles, der mit etwas geröteten Augen ins Feuer starrte. Bobby wusste, dass er seit den 36 Stunden, in denen sein kleiner Bruder verschwunden war, maximal ein paar Stunden geschlafen hatte. Isabella hockte neben dem großen Topf, der über dem Lagerfeuer aufgehängt worden war. Sie warf dem Mann, dessen Haare gerade viel wirrer als sonst aussahen, immer wieder besorgte Blicke zu Bobby ließ sich auf den Boden neben Henry nieder. Es dauerte nicht lange und der fünfjährige Junge war auf ihren Schoß geklettert. Mit schlagartig müdem Blick kuschelte er sich sofort gegen ihre Brust und zupfte ein wenig abwesend an dem Reißverschluss ihrer gefütterten Lederjacke. „Geh halt rein, wenn du müde bist.“ Das Kind gab einen protestierenden Laut von sich. Resigniert zog sie dem Jungen die Mütze über die Augen und öffnete die übergroße Lederjacke, um sie um den Jungen zu wickeln. Auch wenn Bobby schon seit Jill bestimmt hatte, dass sie Charlie bei sich behielten, so tat als würde sie diese ewige Kuschelei stören – irgendwie war es schon ein kleines bisschen schön. Schweigend beobachtete sie, wie Helen ein Instantpulver mit Zitronengeschmack in Becher abfüllte, es mit heißem Wasser aufgoss und an die zu größten Teilen schweigenden Anwesenden verteilte. Grace reichte ihren Becher direkt an William, der neben ihr saß, weiter. Er brauchte drei versuche, bis der ehemalige Autor merkte, dass man mit ihm sprach. Niemand wunderte sich über seine Abwesenheit. Hannahs Tod hatte ihn mehr einfach nur mitgenommen. Er hatte ihn schlicht und ergreifend zerstört. Im nächsten Moment spürte Bobby bereits eine vorsichtige Berührung an ihrer Schulter. Ein kurzer Blick zur Seite und sie erkannte den Rotschopf, der sich neben sie gesetzt hatte. Jills zufriedener Blick, den sie Bobby und Charlie zuwarf, reichte und die Mechanikerin verdrehte die Augen. „Spar dir den Kommentar…“ Charlie linste indes aus seinem Jackenlager heraus und gab der einen seiner Ziehmütter Bobby hasste es wenn jemand anderes außer Charlie selbst sie seine Mutter nannte ein Zeichen sich zu ihm runter zu beugen. Als Jill sich in Position gebracht hatte, streckte das Kind sich zu ihrem Ohr. „Tony sieht aus wie Santa“, murmelte er ihr leise zu und linste in Tonys Richtung. Wie er dort mit der dicken Jacke und dem Bart im Schnee am Feuer saß, wirkte er wirklich ein bisschen wie Santa Clause. Eine abgekämpfte, apokalyptische Version von Santa Clause. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ „Ich komme ja schon!“, erwiderte sie lachend und ließ sich mitziehen. Dieser Energiebündel schaffte es immer wieder selbst Jillian müde zu machen. Doch nicht eine Sekunde hatte sie je die Entscheidung bereut ihn zu behalten. Bei dem Anblick des kleinen Charlie und Bobby kam sie nie mehr um ein Schmunzeln herum. Der Weg dorthin war schwierig, doch ausgerechnet dieses Wunder hatte es geschafft sich ungestört in das Herz der Mechanikerin zu schleichen. Dabei störte er sich auch nie an den Kommentaren. Ob es ihn dadurch nur mehr anspornte oder einfach bereits stärker war interessierte dem Rotschopf längst nicht mehr. Zwar verkniff sie sich ein Kommentar- oder doch nicht-, „Du bist eben doch ein Kuschelbär.“, entgegnete sie in einem süßen Ton, versteckte aber nicht ihr gehässiges Lachen. Ließ es sich dann nicht nehmen der Brünetten einen Kuss zu geben, ehe sie sich dann zu dem Jungen hinab beugte und seinem Blick ebenfalls mit ihren Augen folgte. Ihr Grinsen wurde etwas breiter. In der Tat. Tony hatte sich ein Bart stehen lassen und seitdem wuchs er weiterhin. Bei seinem damaligen Versuch der erste Weihnachtsmann der Apokalypse zu werden, hatte er sich diesen nicht mehr abrasiert. Leider hatte er dafür nur einmal das gefundene Kostüm tragen können. Auch wenn man ihn sofort als Bennett entlarvt hatte,- es gab nun mal nicht viele Kinder,-, so hatte sein Auftreten doch einen positiven Effekt, welcher seit dem letzten Angriff jedoch nicht mehr möglich war. Es war ruhig um den Abenteurer geworden, scheinbar wurde er müde. Genau wie all die anderen hier. Sein Lächeln war kaum unter dem Bart zu erkennen. Seine Zuversicht jedoch weigerte sich zu verschwinden. Nicht zuletzt wegen Grace, neben dieser er sich kurz daraufhin gesetzt hatte und ins knisternde Feuer sah. Mike, welcher dabei war Holz am Lagerfeuer nachzulegen, sah ebenfalls zu Miles. Zu gut konnte er verstehen was in ihm vorging. Das er nun seinen Vater wieder bei sich hatte, bestärkte nur zunehmend sein Gefühl die Hoffnung nicht aufgeben zu dürfen. Wenn auch die kalte Jahreszeit alles andere als ein leichtes Spiel war. Charlie sah in die Runde, beobachtete Henry der sich ebenfalls ein kurzes Schmunzeln nicht verkneifen konnte, ehe er dankend das warme Getränk von Helen entgegen nahm und ihre Blicke sich trafen. Unauffällig versuchte er dann den Blick von Will zu erhaschen. Wie sehr die Angst und Trauer in ihnen steckte, musste der Junge schnell lernen. Nadia, welche als Letzte zu ihnen stieß, wirkte auch nicht mehr so glücklich. Ein Anblick welcher Charlie traurig stimmte. Nach einer kurzen Weile löste er sich von Bobbys Wärme und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Kreis. Obwohl er stets in Sichtweite blieb, sah Jillian hin und wieder in seine Richtung und schaute ihm dabei zu während er auf die Knie ging und begann mit den kleinen Händen im Schnee zu wühlen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)