Apokalypse ist was man draus macht von Keinseier ================================================================================ Kapitel 1: Aufwachen, Prinzessinen <3 ------------------------------------- Völlig durchgefroren und mit schmieriger, süffiger, nasser Kleidung schleppte Bob sich durch die Gänge des besetzten Flughafenterminals. Die Ringe unter seinen Augen zogen tiefe Furchen und er war dank des Schlafmangels, oder besser gesagt dank des gar nicht Schlafens, ziemlich blass im Gesicht. Die ehemaligen Airlinebüros des Portland Airports waren in den letzten Wochen zu Schlafsälen umfunktioniert worden, um der immer großer werdenden Anzahl von Rebellen ein Dach über dem Kopf zu verschaffen. Es war Mitte Dezember und zum zweiten mal schneite es dieses Jahr, was Blade und ihm die Rückkehr von ihrer nächtlichen Mission ziemlich erschwert hatte. Dennoch freute der Australier sich insgeheim über die weiße Pracht, auch wenn sie das Überleben in einer postapokalyptischen Welt alles andere als einfacher machte. In Australien schneite es für gewöhnlich nicht. Die Ausnahme bildeten die Blue Mountains im Westen von Sydney. Doch waren auch diese gut 4000 Kilometer von seiner Heimat Perth entfernt und Schnee für den Australier somit etwas absolut Besonderes. Einzig vor 8 Jahren zu Weihnachten wurden er mit Schnee in Großbritannien überrascht und auf seinen Reisen mit Mike und Cas hatte es sie zeitweise nach Skandinavien in die Skigebiete gezogen. Doch das war es auch schon mit dem Schnee. Weihnachten verbrachte er für gewöhnlich am Strand oder im Pool. Nun wusste er nicht, ob er sein geliebtes Heimatland je wieder zu Gesicht bekommen würde. Seine Familie wieder sehen konnte... doch hatte er hier in Portland so etwas wie eine neue Familie gefunden. Nicht das er deswegen den Plan zurück zur zu gelangen schon vollends abgeschrieben hatte. Doch würde er damit wohl oder übel bis zum Frühjahr warten müssen. Es war noch früh am Morgen und die Sonne ging gerade auf. Nur wenige Wachen waren auf den Gängen unterwegs, grüßten ihn. Hier kannte Jeder Jeden und sie mussten sich aufeinander verlassen, wenn sie Tag für Tag ums Überleben kämpften. Mit dem zerschlissenen Rucksack, der ihm über die rechte Schulter hing, machte er schließlich vor einer der Türen Halt und riss sie ohne zu Klopfen auf. „Bin zurück. Na los, aufstehen!“, rief er den noch schlafenden jungen Männern, die ebenfalls alle wie er Anfang zwanzig waren, zu. Zurück bekam er nur gequältes und genervtes Brummen und Fluchen. „Verdammt Bob, verzieh dich. Versuch nicht einen auf Blade zu machen... Auch wenn der dir ganz offensichtlich das Hirn gewaschen hat.“ Amüsiert zuckten Bobs Mundwinkel auf die Worte seines Freundes nach oben. Cas und er waren selten einer Meinung. Dennoch war er froh drum, dass sie sich wiedergefunden hatten. Auch wenn der Blonde keinen Hehl daraus machte, gar nicht hier sein zu wollen. „Du bist einfach zu Anti.“ „Ich bin gestern fast gestorben!“, verteidigte sich Casey mürrisch. „Was? Wo? Beim Diabolo spielen?“ Seit Butch den Notstrom zum laufen gebracht und irgendwer eine alte Playstation angeschleppt hatte, waren so einige Zockerherzen um ein vielfaches glücklicher als zuvor. Der wirklich üble Teil war der, das Lexi und Jenna ihn nun ständig dazu zwangen sich alte Sylvester Stallone Filme an zu sehen... „Es heißt Diablo“, meldete sich eine weitere Stimme zu Wort, was den Brünetten zum schmunzeln brachte. „Diabolo, hab ich doch gesagt“, wiederholte er absichtlich falsch und Brady seufzte resignierend. Es machte einfach zu viel Spaß den Superheldenfanatiker auf zu ziehen. „Seid ihr fertig? Wir versuchen hier wirklich noch zu schlafen...“, kam es brummend von dem dritten Australier in Bunde, Bobs brother from another mother, Mike. „Es hat die ganze Nacht geschneit, wir sind kaum zurück gekommen. Das müsst ihr euch ansehen. Da liegt bestimmt eine 30 cm dicke Schneedecke auf dem Rollfeld und es schneit immer noch!“ Bobs Augen funkelten auf, während er mit Begeisterung von den Vorkommnissen draußen berichtete. Doch schien der Rest seine Euphorie nicht zu teilen. „Was stinkt hier eigentlich so?“, meldete sich Thomas heiser zu Wort. Bob lachte leise auf und setzte sich wieder in Bewegung. „Hier liegen vier Kerle im Raum und du fragst mich was hier stinkt?“ Zielsicher steuerte er das Bett des Kanadiers an und ließ sich ungefragt auf die Bettkante fallen. „Tommyyy!“ Wild wischte er dem Jüngeren durch die Haare, um ihn vollends aus seinem Halbschlaf zu reißen. „Bob! Nein lass das!“, fauchte der zurück und versuchte erfolglos die Hände des Australiers von sich zu schieben. „Lass mich... igitt!“ Schnell zog Thomas seine Hand zurück, nachdem er Bob am feuchten Ärmel gepackt hatte. „Buah, was ist das? Gedärme?“ Grinsend zuckte der brünette Australier mit den Schultern und Thomas versuchte den Schmierkram an seiner Hand los zu werden. „Kann schon sein.. hey da lag ein scheiß Zombie auf mir, der vorher schon aufgeschlitzt war. Bis Blade den endlich von mir runter gezogen hat, war ich schon eingesaut... man das war ein Gemetzel heute“, berichtete Bob beinahe schon verzückt, hatte sich sein Weltbild in den letzten Monaten doch stark gewandelt. Der Rest der Anwesenden schien weniger für seine blutige Erzählung über zu haben und brachte allerhöchstens Würgegeräusche und weitere Beschwerden über seine Anwesenheit hervor. „Dann bist das doch du der so stinkt!“, stellte Brady wehleidig fest und zog sich die Decke über den Kopf. Bob entschied sich ihn zu lassen und nicht weiter auf der Geschichte herum zu reiten, wollte er eigentlich eh etwas ganz anderes. „Du riechst echt streng...“, machte auch Thomas ihn noch einmal auf den Geruch aufmerksam. Den Wink mit dem Zaunpfahl, dass er doch bitte gehen sollte, verstand Bob zwar, ignorierte ihn allerdings großzügig. „Tommy, ich brauch dich... in 30 Minuten draußen.“ Die Blicke des Jüngeren sagten alles aus. „Jetzt komm schon Mate, du hast es versprochen! Außerdem...“, sein Blick ging durch den Raum und bleib dabei kurz an Mike hängen. „Außerdem hab ich was gut bei dir, schon vergessen?“ Verschmitzt grinste er ihn an und auch wenn es noch recht dunkel im Zimmer war, konnte er förmlich spüren, wie dem Kanadier die seichte Röte ins Gesicht stieg. „Was auch immer er will.. lass dich von ihm nicht einwickeln“, warnte Mike träge und Bob sah sofort wieder zu seinem besten Freund. „Hey! Auf wessen Seite stehst du eigentlich?“ Das Mike sich so gut mit Thomas, mit dem er zusammen vor einigen Wochen hier aufgetaucht war, verstand, war Bob Anfangs ein Dorn im Auge gewesen. Es passte ihm schlicht und ergreifend nicht, dass der Kanadier irgendwie seinen Platz als besten Freund eingenommen hatte. Sich den mit Cas zu teilen, war ihm damals schon mehr als schwer gefallen. Er hatte sich vorgenommen Thomas nicht zu mögen, doch war er die letzten Wochen dafür schlicht und ergreifend zu beschäftigt und abgelenkt gewesen. Und ehe er sich versah, hatte er sich doch irgendwie mit ihm angefreundet. Der Jüngere war eigentlich schwer in Ordnung, so weit er es bisher beurteilen konnte und er hatte Mike irgendwie das Leben gerettet.. es war schwer ihn nicht zumindest ein bisschen zu mögen. Doch teilte er seinen besten Freund nun einmal nicht gern. Genau so hatte er den nerdigen Braden ins Herz geschlossen. So verschieden sie auch waren, irgendwie verstanden sie sich einfach gut, auch wenn er dazu neigte den blonden Lockenkopf hin und wieder auf zu ziehen. Und natürlich war er mehr als froh, dass er Mike und Cas tatsächlich lebendig wieder gefunden hatte. Alles in allem bekam die Situation hier zunehmend Klassenfahrtscharakter, wenn man Bob fragte. Sie waren alle in etwa einem Alter, teilten sich ein Zimmer und köpften gelegentlich eine geschmuggelte Flasche Alkohol. Abgesehen von den Zombies und den lebenden Irren, die sie tot sehen wollten, war es wirklich fast wie Klassenfahrt. Auf seine zuvor gestellte Frage, reagierte Mike nicht mehr und winkte nur ab. Daher richtete er sich noch einmal direkt an Thomas: „Also was ist jetzt? In 30 Minuten aufm Rollfeld? Nein warte... 40.. ich will noch was frühstücken.“ Wie auf Kommando knurrte der Magen des dreiundzwanzig-Jährigen und Thomas gab endlich klein bei. „Na schön...“ „Und jetzt geh endlich duschen, du stinkst!“, kam es erneut grimmig aus der hintersten Ecke von Cas. Bob hob zur Antwort nur den Mittelfinger und erhob sich dann endlich von Thomas Bett. Eine Dusche brauchte er wirklich dringend. Doch vorher hatte er noch etwas anderes zu erledigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)