Apokalypse ist was man draus macht von Keinseier ================================================================================ Kapitel 1: Aufwachen, Prinzessinen <3 ------------------------------------- Völlig durchgefroren und mit schmieriger, süffiger, nasser Kleidung schleppte Bob sich durch die Gänge des besetzten Flughafenterminals. Die Ringe unter seinen Augen zogen tiefe Furchen und er war dank des Schlafmangels, oder besser gesagt dank des gar nicht Schlafens, ziemlich blass im Gesicht. Die ehemaligen Airlinebüros des Portland Airports waren in den letzten Wochen zu Schlafsälen umfunktioniert worden, um der immer großer werdenden Anzahl von Rebellen ein Dach über dem Kopf zu verschaffen. Es war Mitte Dezember und zum zweiten mal schneite es dieses Jahr, was Blade und ihm die Rückkehr von ihrer nächtlichen Mission ziemlich erschwert hatte. Dennoch freute der Australier sich insgeheim über die weiße Pracht, auch wenn sie das Überleben in einer postapokalyptischen Welt alles andere als einfacher machte. In Australien schneite es für gewöhnlich nicht. Die Ausnahme bildeten die Blue Mountains im Westen von Sydney. Doch waren auch diese gut 4000 Kilometer von seiner Heimat Perth entfernt und Schnee für den Australier somit etwas absolut Besonderes. Einzig vor 8 Jahren zu Weihnachten wurden er mit Schnee in Großbritannien überrascht und auf seinen Reisen mit Mike und Cas hatte es sie zeitweise nach Skandinavien in die Skigebiete gezogen. Doch das war es auch schon mit dem Schnee. Weihnachten verbrachte er für gewöhnlich am Strand oder im Pool. Nun wusste er nicht, ob er sein geliebtes Heimatland je wieder zu Gesicht bekommen würde. Seine Familie wieder sehen konnte... doch hatte er hier in Portland so etwas wie eine neue Familie gefunden. Nicht das er deswegen den Plan zurück zur zu gelangen schon vollends abgeschrieben hatte. Doch würde er damit wohl oder übel bis zum Frühjahr warten müssen. Es war noch früh am Morgen und die Sonne ging gerade auf. Nur wenige Wachen waren auf den Gängen unterwegs, grüßten ihn. Hier kannte Jeder Jeden und sie mussten sich aufeinander verlassen, wenn sie Tag für Tag ums Überleben kämpften. Mit dem zerschlissenen Rucksack, der ihm über die rechte Schulter hing, machte er schließlich vor einer der Türen Halt und riss sie ohne zu Klopfen auf. „Bin zurück. Na los, aufstehen!“, rief er den noch schlafenden jungen Männern, die ebenfalls alle wie er Anfang zwanzig waren, zu. Zurück bekam er nur gequältes und genervtes Brummen und Fluchen. „Verdammt Bob, verzieh dich. Versuch nicht einen auf Blade zu machen... Auch wenn der dir ganz offensichtlich das Hirn gewaschen hat.“ Amüsiert zuckten Bobs Mundwinkel auf die Worte seines Freundes nach oben. Cas und er waren selten einer Meinung. Dennoch war er froh drum, dass sie sich wiedergefunden hatten. Auch wenn der Blonde keinen Hehl daraus machte, gar nicht hier sein zu wollen. „Du bist einfach zu Anti.“ „Ich bin gestern fast gestorben!“, verteidigte sich Casey mürrisch. „Was? Wo? Beim Diabolo spielen?“ Seit Butch den Notstrom zum laufen gebracht und irgendwer eine alte Playstation angeschleppt hatte, waren so einige Zockerherzen um ein vielfaches glücklicher als zuvor. Der wirklich üble Teil war der, das Lexi und Jenna ihn nun ständig dazu zwangen sich alte Sylvester Stallone Filme an zu sehen... „Es heißt Diablo“, meldete sich eine weitere Stimme zu Wort, was den Brünetten zum schmunzeln brachte. „Diabolo, hab ich doch gesagt“, wiederholte er absichtlich falsch und Brady seufzte resignierend. Es machte einfach zu viel Spaß den Superheldenfanatiker auf zu ziehen. „Seid ihr fertig? Wir versuchen hier wirklich noch zu schlafen...“, kam es brummend von dem dritten Australier in Bunde, Bobs brother from another mother, Mike. „Es hat die ganze Nacht geschneit, wir sind kaum zurück gekommen. Das müsst ihr euch ansehen. Da liegt bestimmt eine 30 cm dicke Schneedecke auf dem Rollfeld und es schneit immer noch!“ Bobs Augen funkelten auf, während er mit Begeisterung von den Vorkommnissen draußen berichtete. Doch schien der Rest seine Euphorie nicht zu teilen. „Was stinkt hier eigentlich so?“, meldete sich Thomas heiser zu Wort. Bob lachte leise auf und setzte sich wieder in Bewegung. „Hier liegen vier Kerle im Raum und du fragst mich was hier stinkt?“ Zielsicher steuerte er das Bett des Kanadiers an und ließ sich ungefragt auf die Bettkante fallen. „Tommyyy!“ Wild wischte er dem Jüngeren durch die Haare, um ihn vollends aus seinem Halbschlaf zu reißen. „Bob! Nein lass das!“, fauchte der zurück und versuchte erfolglos die Hände des Australiers von sich zu schieben. „Lass mich... igitt!“ Schnell zog Thomas seine Hand zurück, nachdem er Bob am feuchten Ärmel gepackt hatte. „Buah, was ist das? Gedärme?“ Grinsend zuckte der brünette Australier mit den Schultern und Thomas versuchte den Schmierkram an seiner Hand los zu werden. „Kann schon sein.. hey da lag ein scheiß Zombie auf mir, der vorher schon aufgeschlitzt war. Bis Blade den endlich von mir runter gezogen hat, war ich schon eingesaut... man das war ein Gemetzel heute“, berichtete Bob beinahe schon verzückt, hatte sich sein Weltbild in den letzten Monaten doch stark gewandelt. Der Rest der Anwesenden schien weniger für seine blutige Erzählung über zu haben und brachte allerhöchstens Würgegeräusche und weitere Beschwerden über seine Anwesenheit hervor. „Dann bist das doch du der so stinkt!“, stellte Brady wehleidig fest und zog sich die Decke über den Kopf. Bob entschied sich ihn zu lassen und nicht weiter auf der Geschichte herum zu reiten, wollte er eigentlich eh etwas ganz anderes. „Du riechst echt streng...“, machte auch Thomas ihn noch einmal auf den Geruch aufmerksam. Den Wink mit dem Zaunpfahl, dass er doch bitte gehen sollte, verstand Bob zwar, ignorierte ihn allerdings großzügig. „Tommy, ich brauch dich... in 30 Minuten draußen.“ Die Blicke des Jüngeren sagten alles aus. „Jetzt komm schon Mate, du hast es versprochen! Außerdem...“, sein Blick ging durch den Raum und bleib dabei kurz an Mike hängen. „Außerdem hab ich was gut bei dir, schon vergessen?“ Verschmitzt grinste er ihn an und auch wenn es noch recht dunkel im Zimmer war, konnte er förmlich spüren, wie dem Kanadier die seichte Röte ins Gesicht stieg. „Was auch immer er will.. lass dich von ihm nicht einwickeln“, warnte Mike träge und Bob sah sofort wieder zu seinem besten Freund. „Hey! Auf wessen Seite stehst du eigentlich?“ Das Mike sich so gut mit Thomas, mit dem er zusammen vor einigen Wochen hier aufgetaucht war, verstand, war Bob Anfangs ein Dorn im Auge gewesen. Es passte ihm schlicht und ergreifend nicht, dass der Kanadier irgendwie seinen Platz als besten Freund eingenommen hatte. Sich den mit Cas zu teilen, war ihm damals schon mehr als schwer gefallen. Er hatte sich vorgenommen Thomas nicht zu mögen, doch war er die letzten Wochen dafür schlicht und ergreifend zu beschäftigt und abgelenkt gewesen. Und ehe er sich versah, hatte er sich doch irgendwie mit ihm angefreundet. Der Jüngere war eigentlich schwer in Ordnung, so weit er es bisher beurteilen konnte und er hatte Mike irgendwie das Leben gerettet.. es war schwer ihn nicht zumindest ein bisschen zu mögen. Doch teilte er seinen besten Freund nun einmal nicht gern. Genau so hatte er den nerdigen Braden ins Herz geschlossen. So verschieden sie auch waren, irgendwie verstanden sie sich einfach gut, auch wenn er dazu neigte den blonden Lockenkopf hin und wieder auf zu ziehen. Und natürlich war er mehr als froh, dass er Mike und Cas tatsächlich lebendig wieder gefunden hatte. Alles in allem bekam die Situation hier zunehmend Klassenfahrtscharakter, wenn man Bob fragte. Sie waren alle in etwa einem Alter, teilten sich ein Zimmer und köpften gelegentlich eine geschmuggelte Flasche Alkohol. Abgesehen von den Zombies und den lebenden Irren, die sie tot sehen wollten, war es wirklich fast wie Klassenfahrt. Auf seine zuvor gestellte Frage, reagierte Mike nicht mehr und winkte nur ab. Daher richtete er sich noch einmal direkt an Thomas: „Also was ist jetzt? In 30 Minuten aufm Rollfeld? Nein warte... 40.. ich will noch was frühstücken.“ Wie auf Kommando knurrte der Magen des dreiundzwanzig-Jährigen und Thomas gab endlich klein bei. „Na schön...“ „Und jetzt geh endlich duschen, du stinkst!“, kam es erneut grimmig aus der hintersten Ecke von Cas. Bob hob zur Antwort nur den Mittelfinger und erhob sich dann endlich von Thomas Bett. Eine Dusche brauchte er wirklich dringend. Doch vorher hatte er noch etwas anderes zu erledigen. Kapitel 2: Ohne Geschenke ist es kein Weihnachten ------------------------------------------------- Mit eiligen Schritten huschte Bob ungesehen durch die Gänge, bis er in einer kleinen Sackgasse zum stehen kam. Er sah sich prüfend um, ob ihm auch niemand gefolgt war, doch war niemand in Sicht und alles blieb ruhig. Der Brünette zog sich einen Stuhl heran und kletterte hinauf. Mit einem gezielten Handriff drückte er die Deckenverkleidung, die an dieser Stelle beschädigt war, hoch und ein Stück zur Seite. Dann zog er den Rucksack auf und begann seine Mitbringsel zu platzieren. Es war der 18. Dezember und somit war Weihnachten nicht mehr fern. Sicherlich hatte der Feiertag keine all zu große Bedeutung mehr in ihrem jetzigen Leben, doch war Bob davon überzeugt, dass solche Dinge nicht in Vergessenheit geraten durfte. Daher zählte er bereits die Tage bis zum 25. Dezember und versuchte auf seinen Touren für jeden den er hier lieb gewonnen hatte, ein kleines Geschenk zu organisieren. Das ihm der Iron Man Weihnachtsstrickpullover in die Hände gefallen war, war absolutes Glück. Brady würde ihn lieben, hatte er ihm bereits erzählt, dass er früher zu Hauff von diesen Dingern besessen hatte. Und das nun leider etwas durchgeschüttelte Sixpack Budweiser, würde Lexi ganz sicher nicht verschmähen. Kaum war alles verstaut, verschloss Bob die Luke wieder und kletterte vom Stuhl, den er schnell zurück ans Fenster stellte. „Ach hier bist du!“ Bob zuckte ertappt zusammen, ehe er die Stimme zuordnete und sich sofort ein verliebtes Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete. „Ich beobachte nur den Schnee...“, improvisierte er schnell, während er sich zu Jenna umdrehte. Sie sah schockiert aus, als sie sah wie viel Blut an ihm klebte. „Oh Gott, geht’s dir gut?“ Sofort trat sie auf ihn zu und tastete vorsichtig sein Gesicht ab, was ihn zum Lachen brachte. „Klar.. ja.. ist nicht meins.. alles noch dran.“ Er packte ihre Handgelenke, um sie aus seinem Gesicht zu entfernen und verhakte schmunzelnd seine Finger mit ihren. „Ich hab mir Sorgen gemacht“, sagte sie ehrlich und sah ihm in die Augen. Das sagte sie immer, wenn er unterwegs war. Er konnte es ihr nicht verübeln, ging es ihm da ganz genau so, wenn sie ohne ihn raus geschickt wurde. „Musst du nicht..“, versuchte er sie dennoch zu beruhigen, löste eine Hand und schob ihr stattdessen eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe er sich zu ihr hinunter beugte und sie küsste. „Mhm... du stinkst...“, murmelte Jenna kichernd in den Kuss. Bob löste sich von ihr und seufzte schwer. „Warum sagen das nur alle?“, fragte er lachend, löste sich gänzlich von ihr und sah an sich runter. Nein, diese Frage bedurfte keiner Antwort. Es war völlig klar woher das kam. „Ich glaub ich brauch ne Dusche... und dann was zu Futtern.“ Wie auf Kommando knurrte sein Magen auf. „Klingt nach nem Plan“, stimmte Jenna zu und grinste ihn frech an, was Bob sofort erwiderte. Er griff nach ihrer Hand und zog sie dann mit sich Richtung Sanitäranlagen. Kapitel 3: Klassenfahrt ----------------------- Wenig später fanden sich die zwei frisch geduscht und mit sauberen Klamotten, in einer Art Speisesaal wieder. Ein bisschen erinnerte das Ganze an eine Kantine mit zentraler Essensausgabe, wie in einer Schule oder Uni. Nur das es keine Gerichte zur Auswahl gab und die Portionen streng rationiert waren. Dennoch herrschte reges Treiben in dem umfunktionierten Teil des Terminals. Durch die hohen Glasscheiben hatte man den perfekten Blick auf das zugeschneite, weitläufige Rollfeld. Klassenfahrt, schoss es Bob wieder durch den Kopf, als er mit Jenna und ihrem Essen den Tisch ansteuerte, an dem es sich die anderen bereits gemütlich gemacht hatten. Neben den vier Jungs, die er vor kurzer Zeit aus den Betten getrieben hatte, saß auch Lexi mit am Tisch. "Guten Morgen", ließ er gut gelaunt verlauten und setzte sich neben die Rothaarige auf die Bank, die ihm zur Begrüßung mit dem Ellenbogen in die Seite knuffte. "Ich hoffe du bist fit, Bobby-Boy. Siehst nicht so aus. Ich mach dich sowas von fertig bei der Schneeballschlacht!", verkündete sie großspurig." In deinen Träumen vielleicht!", feixte der Australier zurück und versuchte Lexi in den Schwitzkasten zu nehmen. Auch wenn er in den letzten Monaten einiges gelernt hatte, so schaffte es die Rothaarige dennoch, ehe er sich versah, mit einem gekonnten Griff den Spieß um zu drehen. "Au, au, autsch..", jammerte er sogleich und sorgte damit für Gelächter am Tisch. "Das du das immer noch versuchst", warf Mike amüsiert ein, während Bob seine Hand ausschüttelte. Das ging mal wieder voll nach hinten los... "Schneeballschlacht?, ertönte es plötzlich hinter ihnen und der Brünette drehte sich um. Tara hatte sich angeschlichen. "Rutsch mal, Loverboy." Sie schob bereits einen Fuß zwischen ihn und Jenna und drängte sich neben ihm auf die Bank. Etwas widerwillig rutschte Bob brummend zur Seite, dichter an Lexi heran. Manchmal ging ihm die Lilahaarige mit ihrer forschen Art doch ein wenig auf die Nerven. "Oh klasse, du hast Äpfel?" Tara langte geradewegs über den Tisch und klaute Brady das Essen vom Teller. "Ohhh, Tara...", jammerte der Blonde und versuchte sie vergebens zu vertreiben. "Dir haben sie früher auch das Pausenbrot in der Schule geklaut, oder?" Cas lehnte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen zurück, grinste vor sich hin und schien an irgendwas oder wem mit dem Blick hängen zu bleiben. "Lass das, hol dir selber welche", startete Brady einen weiteren Versuch, doch Tara ignorierte ihn. Zu ihrer linken begann Jenna leise zu lachen. "Da waren keine mehr", verteidigte Tara sich. "Dann musst du früher aufstehen... Jetzt lass... oh, verdammt!" Auch Bob lachte leise auf. Wie er mittlerweile wusste, war nicht nur Tara eine Freundin von Jenna, sondern auch Brady kannte sie aus ihrem früheren Leben. Die Augen von den Streithähnen nehmend, ließ er seinen Blick durch den Raum wandern. "Sagt mal, hat einer von euch Butch gesehen?" Er stopfte sich noch etwas von seinem Frühstück in den Mund und begegnete dann Tommys verständnislosem Blick. "Waff?", fragte er mit vollem Mund und der Jüngere schüttelte den Kopf. "Du... warst noch gar nicht bei ihm? Woher willst du dann wissen.." "Er ist sicher fertig", fiel Bob ihm zuversichtlich ins Wort. Mike schielte neugierig zu ihnen hinüber. "Sagt ihr uns jetzt endlich was ihr plant?" Im nächsten Moment erspähte Bob Eddie am anderen Ende der Mensa und sprang auf. Denn wo Merlin war, war Butch meist nicht weit. Zumindest schien er immer zu wissen, wo sein Bruder sich aufhielt. "Ich muss los, bis später. Oh in 15 Minuten draußen!" Bob schnappte sich seine zuvor abgelegte Jacke und deutete grinsend und zwinkernd auf Thomas, der ein wenig hilflos die Hände hob. "Ich bin mir echt nicht so sicher, ob sie das mit macht!", rief er ihm noch nach, doch Bob ignorierte den Einwand, wie die Gespräche zuvor auch schon und joggte davon. Nur am Rande schnappte er noch Gesprächsfetzen auf, wie nun alle auf den armen Thomas einredeten und mehr wissen wollten. Kapitel 4: Butchs Bastelstube ----------------------------- "Hey.. Hey Eddie.." Joggend schloss Bob zu dem Zauberer mit dem fabulösen Haar auf und trottet dann neben ihm her. "Hast du Butch gesehen?" Der Ältere blieb stehen und legte nachdenklich eine Hand an sein Kinn. "Lass mich überlegen...." Gespannt und ungeduldig sah Bob zu ihm auf. Quälend lange Sekunden verharrte der Mann in der Denkerpose, ehe er mit den Schultern zuckte. "Nein, keine Ahnung wo er ist." Vor den Kopf gestoßen schnaubte Bob kurz auf. „Ernsthaft?“ Das amüsierte, spottende Grinsen des Zauberers machte es nicht besser. „Okay, vergiss es, ich find ihn schon.“ Wenn er nicht mit Merlin unterwegs war, gab es eigentlich nur einen Ort, wo der Bastler stecken konnte. Zielsicher lief der Australier durch die weiten Gänge des Flughafens. An Gate 54 stieg er die Treppen hinunter, zog den Reißverschluss seiner Jacke höher und trat hinaus in die Kälte. Sofort fing er an zu frieren, hatte er sich zu sehr an die drinnen herrschende Wärme gewöhnt. So kalt war es ihm in der Nacht nicht vorgekommen. Mit eiligen Schritten lief er über das zugeschneite Gelände und machte erst vor dem nächsten Hangar halt. Vorsichtig drückte er die hohe Wellblechtür ein Stück auf und quetschte sich ins Innere. Die Halle war lediglich durch die Oberfenster beleuchtet. Ein großes Flugzeug stand noch in der alten Werkstatt, neben welchem Bob sich unheimlich klein vor kam. Sie hatten niemanden, der so ein Ding fliegen konnte, was durchaus bedauernswert war. Damit wäre so vieles so viel einfacher. Stattdessen wurden die Riesen der Lüfte nach Strich und Faden ausgeschlachtet. Manchmal kam ihm Butch wie ein moderner MacGyver vor, der einfach alles bauen konnte. Etwas das sich ihr Anführer Eric Bane natürlich zu nutze machte und den Bastler aus dem Flugzeugschrott allerhand mehr oder wenige nützliche Dinge bauen ließ. Doch zwischen all den Sprengkörperaufträgen, hatte Bob ihn dazu gebracht für ihn eine Kleinigkeit an zu fertigen. „Butch?“, fragte er in die chaotische Halle hinein und sah sich nach dem Kleineren um. An den Seiten waren Werkbänke angebracht worden. Jede Menge Werkzeug und Rohmaterialien lagen herum. Er passierte einen IBC voll mit Kerosin und erschauderte innerlich. Wenn das mal versehentlich hoch ging... Dort hinten standen noch mehr davon. „Bist du hier?“ Aus irgendeiner Ecke ertönte Gerumpel und der Australier fuhr herum. Dann endlich entdeckte er das ölverschmierte Gesicht des Bastlers, das unter einem Wagen hervor rollte. Ja, auch Autos reparieren gehörte zu seinen Aufgaben. Butch kam gar nicht dazu etwas zu sagen – nicht das er sonst sonderlich viel redete – da plapperte Bob schon drauf los. „Hast dus fertig? Es schneit draußen! Ich brauche es jetzt..! Hast du? Ich stehe sonst echt blöd da vor den anderen... Das wird ein riesen Spaß.“ Vorfreudig rieb er die eiskalten Hände aneinander und fragte sich gleichzeitig wie der andere es hier draußen den ganzen Tag lang aushielt. Butch ließ sich von den vielen Worten nicht beirren, trat an dem Australier vorbei zurück an die Werkbank und nahm Wortlos einen Gegenstand von dieser. „So wolltest du es, oder?“, brummte er mit gemütlicher Stimme und reichte das Holz an Bob weiter, dessen Augen sofort auf funkelten wie die eines kleinen Kindes an Weihnachten. Und irgendwie war das wohl so etwas wie sein Weihnachtsgeschenk. Fast schon ehrfürchtig strich er über das glatt lackierte Holz. Nur ein bisschen Farbe konnte es noch vertragen, aber da würde er später Casey nötigen es zu verschönern. „Es ist perfekt. Danke, Mate.“ Butch zuckte mit den Schultern und auch seine Mundwinkel zuckten kurz nach oben. „Keine Ursache. Freut mich, wenn ich helfen konnte.“ Kapitel 5: Schneegestöber ------------------------- "Was willst du mit dem... Snowboard?" Bibbernd hatten sich die Freunde draußen in der Kälte versammelt und Cas betrachtete skeptisch das hölzerne Board das Bob vor sich in den Schnee gesteckt hatte. "Etwa vom Dach springen?" Bob erwiderte das Grinsen des Blonden, der ihn ganz sicher mal wieder provozieren wollte. "Falsch - es wird viel cooler. Habt ihr denn noch nie von Skijöring gehört?" Die Fragezeichen im Gesicht der anderen beantworteten seine Frage zur genüge. "Ski... was?", fragte Mike auch gleich irritiert nach. "Na...", ehe Bob dazu kam das Ganze zu erläutern, ertönte ein Schnauben und Miss Dixie stapfte mit Thomas auf dem Rücken um die nächste Ecke. Beide sahen nicht unbedingt begeistert aus. Kopfschlagend kam das bunte Pferd vor der versammelten Mannschaft zum stehen. Das hieß, Thomas versuchte es, hatte aber ganz offensichtlich Probleme die Stute ruhig zu halten. Sie wieherte schrill auf und tänzelte herum. "Ich glaube sie findet das wirklich nicht gut.. verdammtjetztlassdasdustureresel!", gab Thomas fluchend zu bedenken und redete weiter auf Mrs Dixie ein, die nicht aufhörte auf der Stelle herum zu tänzeln. Sie trippelte von Links nach Rechts, machte ein paar Schritte zurück und machte Andeutungen gleich vorne hoch gehen zu wollen. "Ach, die will sich nur mal wieder bewegen", winkte Bob unbeeindruckt ab. Das Thomas zwischenzeitlich schon ziemlich in Bedrängnis dort oben geriet, ignorierte er großzügig. Dennoch mochte Bob mit der Vermutung gar nicht so Unrecht haben, standen die zwei Pferde die mit Mike und Tom hier angekommen waren, die meiste Zeit über in einem der stillgelegten Hangar. Das Bane zugestimmt hatte, die Tiere zu behalten und Futter zu beschaffen, wunderte den Brünetten noch immer. Entweder sah er sie als Investition in die benzinlose Zukunft, oder aber als Notration für den Winter.... letzteres wollte er sich lieber nicht vorstellen. „Schhht.. Dixie.. ich glaub sie mag es nicht von Blackhood getrennt zu sein“, gab Mike zu bedenken und versuchte das Pferd vom Boden aus zu beruhigen. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, krähte das zweite Pferd aus dem provisorischen Stall, was Miss Dixie wieder dazu veranlasste durch zu drehen. „Ach ja? Dann sind eure Pferde ja genau wie ihr“, feixte Bob mit einer Spur Eifersucht in der Stimme. Wo Mike war, war Tommy meistens nicht weit. Und ja, er wusste warum.. was Mike anging... der schien nichts davon zu merken, hing aber trotzdem ständig mit dem Kanadier herum. Und das war das, was Bob wirklich störte. Wenn Mike plötzlich doch bemerken würde, das er auf Thomas stand und die beiden ein Paar wurden, dann hätte er damit weniger ein Problem. Er hatte immerhin auch Jenna, aber die Freundschaft... die teilte er einfach nicht gern. „Alter...“ Mike sah ihn ein wenig genervt an und Thomas drehte nur schnell den Kopf bei Seite und konzentrierte sich darauf endlich das Seil an dem Westernhorn zu befestigen. "Keine Garantie dafür, dass sie dich nicht doch tritt", warnte der Jüngere murmelnd in Bobs Richtung. Er zog das Seil noch mal fest und behielt das andere Ende aufgerollt in der Hand. "Ich ahne Übles...", murmelte Jenna und sah Bob abschätzig an. "Wenn die Reiter oder Zombies ihn nicht umbringen, dann tut er es selbst", stimmte Cas ihr nüchtern zu. Einzig Lexi schien ähnlich angetan wie der leichtsinnige Australier, der sich gerade das Selfmade Snowboard an die Schuhe schnallte. Nicht ganz so sicher und fest wie ein richtiges Board, doch Bob blieb zuversichtlich, das es halten würde. "Ich bin nach dir dran! Wetten ich mache eine viel besser Figur auf dem Board wie du, Bobby-Boy?", feixte die Rothaarige sogleich und grinste ihn herausfordernd an. "Wenn du dich ausziehst viel..." Ein Schneeball im Gesicht hinderte ihn am weitersprechen und sorgte erneut für Gelächter. Auch das schrille Wiehern Miss Diexies mischte sich wieder mit ins Stimmengewirr. Aufgeregt starrte sie in die Richtung ihres improvisierten Stalles. "Seid ihr fertig? Sie wird echt immer nervöser", mischte Thomas sich ein, der zunehmend Mühe hatte die Stute zu bändigen. "Klar." Bob nickte dem Kanadier zu und fing das Seil auf, das der andere ihm zuwarf. Er ging leicht in die Hocke und spannte jeden Muskel in seinem Körper an, als die Stute auch schon los preschte und das Seil sich wie beim Wasserski ruckartig anzog. "Woah!" Der Brünette kam leicht ins schlingern, fand jedoch recht schnell seine Balance hinter dem Pferd. Der eisige Fahrtwind peitschte ihm ins Gesicht und die noch immer fallenden Schneeflocken, sowie der vom Pferd aufgewirbelte Schnee, erschwerten die Sicht. Das Adrenalin tummelte sich in seinem Magen, was Bob dazu veranlasste einen kleinen Freudenschrei los zu lassen, was Miss Dixie offenbar dazu animierte noch mal einen Zahn zu zu legen. "Schneller, Tommy!", rief er dem Jüngeren euphorisch zu und begann von Links nach Recht hinter dem Pferd hin und her zu sliden. Auch die Wendung schafften sie elegant. Kaum das sie gewendet hatten und die Stute realisierte, dass es zurück Richtung Stall ging, gab sie plötzlich Vollgas. Thomas gab einen erschrockenen Laut von sich und versuchte das Pferd zu bändigen, doch ignorierte der sture Schecke jegliche Reiterhilfen und preschte auf und davon. „Bleib stehen, verdammt!“, hörte Bob Thomas gegen den Wind fluchen, doch sie ignorierte ihn weiter. „Du sturer Maulesel!“ Der Wind peitschte Bob nun unangenehm kalt ins Gesicht und er sah kaum noch etwas. „Gehts auch langsamer?“, rief er Thomas zu, während er Mühe hatte das Gleichgewicht bei dem Tempo auf dem unebenen Boden zu halten. Kleine Schneewehen hatten sich gebildet und standen im Kontrast zu dem eigentlich glatten Untergrund. Der Jüngere antwortete ihm nicht, stattdessen steuerten sie viel zu schnell auf ihre Freunde zu, die am Rollfeldrand langsam unruhig zu werden schienen. „Vorsicht!“, rief Bob noch und Tom schafft es Miss Dixie vom Kurs ab zu bringen und scharf nach links zu lenken. Intuitiv ließ Bob das Seil los, hätte die scharfe Wendung ihn sonst vermutlich zu Boden gerissen. „WOAH!“ Er sauste geradewegs auf die anderen zu und hatte Mühe sich auf den Beinen zu halten. In letzter Sekunde schaffte er es schlitternd zu wenden und dabei zu Bremsen. Das er die Zaungäste dabei mit einer Schneefontäne überschüttete war keine Absicht gewesen! Endlich ausgebremst, ruderte der Australier mit den Armen und landete schließlich auf seinem Hintern im Schnee. „Verdammt..!“, fluchte er lachend, welches ihm schnell verging, als er in die zum Teil angepissten Gesichter sah. „Das schreit nach Rache! Schneeballschlacht! Alle gegen Correy!“, gab Tara das Signal zum Angriff, was die Meute sich nicht zwei mal sagen ließ. „Hey, jetzt wartet doch...!“ Noch bevor Bob dazu kam sich von dem Snowboard zu befreien, wurde er schon mit Schnee überhäuft. Lachend versuchte er seine Freunde ab zu wehren, doch vergebens. Irgendwer fiel über ihn und dann ertönte erneut Taras Stimme über den ganzen Platz: „Da ist der zweite Übeltäter! Los, auf ihn! Holt ihn vom Pferd!“ Endlich ließen sie von ihm ab und versuchten stattdessen Thomas auf Mrs. Dixie zu erwischen, was ihnen ziemlich schnell gelang. Mike griff in die Zügel, während Cas und Lexi den Kanadier vom Pferd zogen. Lachend wand Bob den Blick von dem Szenario wieder ab und richtete ihn stattdessen auf die hübsche Schottin, die ihn noch immer festgenagelt hatte und ihm eine weitere Ladung Schnee verpasste. „Na warte!“, prustete er sich die weiße Pracht aus dem Gesicht und ging zum Gegenangriff über. Bob drückte ihr ebenfalls einen locken Schneeball ins Gesicht und drehte sie auf den Rücken. Sie hatte keine Chance ihn von sich hinunter zu drücken. „Bob!“, quietschte sie lachend auf und gab erst auf sich zu wehren, als er er sie Küsste und die Schneeattacke ein stellte. Der Moment der Zweisamkeit währte nicht lange, standen die beiden schnell unter Beschuss. „Hier wird nicht geknutscht! Schon gar nicht mit dem Feind!“ „Oh fuck, Lexi!“ Schnell rappelte Bob sich auf, löste noch die Schnalle vom zweiten Fuß und nahm dann gerade noch rechtzeitig reiß aus, ehe die ehemalige Boxerin ihn zu fassen bekommen konnte. „Ich krieg dich Bobby-Boy!“, rief sie ihm kampflustig nach, doch er war schneller. Schnell packte er den ebenfalls in die Mangel genommenen Thomas am Ärmel und zog ihn mit sich hinter den nächsten, abgestellten und eingeschneiten Gepäckwagen, der gute 100 Meter entfernt stand. Mit dem Rücken an diesen gelehnt, ließ er sich in den Schnee fallen. Seine Kleidung war ohnehin völlig durchnässt. Mit schwerem Atem schielte er zu Thomas neben ihm. „Okay, wir...“ „Was sollte das vorhin?“ Verwirrt sah er Thomas an. „Was meinst du?“ „Na der Spruch mit den Pferden?“ Bob überlegte kurz, ehe er die Szene auch wieder vor Augen hatte. Dann lachte er kurz auf. „Ernsthaft?“ Mit leicht erzürntem Gesicht sah der Jüngere ihn an und Bob hob abwehrend die Hände. „Es war nur ein Witz und irgendwie stimmt es ja auch... aber ich sag Mike nichts. Den anderen auch nicht. Versprochen!“, beteuerte er schnell. Wie so oft hatte er vorhin nicht über seine Worte nachgedacht. Mike wirkte ohnehin nicht so, als wenn er irgendwas gemerkt hatte, was den Brünetten nicht weiter verwunderte. Denn sowas merkte Mike generell nie. Thomas atmete einmal tief durch. „Eigentlich.. gibt’s da ja auch gar nichts zu sagen“, spielte er die Situation wie so oft runter. So lange der Junge sich die Situation nicht selbst offen eingestehen wollte, war es wohl auch vernünftig den Ball flach zu halten. Bob zuckte mit den Schultern. „Ich wüsste auch nicht was du meinst“, stieg er mit drauf ein und erntete einen kurzen, dankbaren Blick. „Kommt raus, ihr seid umstellt!“, ertönte erneut Taras Stimme von der anderen Seite des Wagens. Bob seufzte leise. „Okay, aber wir gehen nicht Kampflos unter..“, zischte er Thomas zu und sie begannen ein paar Schneebälle auf Vorrat zu formen. Sie hockten sich hin, um schneller aufspringen zu können. Die beiden bewaffneten sich mit so vielen Schneebällen wie möglich. Kurz wurden verschwörerische Blicke getauscht. „3.. 2.. 1.. Jetzt!“ Das finale Battle war eröffnet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)