Date oder Deal? von MariLuna ================================================================================ Kapitel 19: Donnerstag ---------------------- Kapitel 19 Donnerstag   Eine Kombination aus Tritt-Tritt-Schlag wird mühelos geblockt und der Konter erfolgt schnell. Dann weichen sie voneinander zurück und grinsen sich vergnügt an. Victor reibt sich über die schmerzende Kieferpartie und grinst noch etwas breiter. Shredder kann ganz schön austeilen - aber auch einstecken. Das war mal eine Trainingsrunde ganz nach seinem Geschmack! Schnell, hart und kompromisslos. Keiner von ihnen hat sich zurückgehalten. „Das sollten wir öfter machen", schlägt Shredder vor, rollt erst mit der linken und dann mit der rechten Schulter und streicht sich die verschwitzten Haare zurück. „Gute Idee", stimmt ihm Victor zu, dessen mit Adrenalin überfluteter Körper bei diesem Anblick plötzlich auf ganz andere Gedanken als Kampf kommt. Shredder schenkt ihm noch ein Lächeln, bei dem wieder Schmetterlinge in Victors Bauch erwachen. Als er elegant aus dem Ring springt und zu den Umkleiden hinüberschlendert, dabei lässig ein Wasser trinkend, ist Victor froh über den weiten Schnitt seiner Jogginghose. „Ey Victor, dauert das noch lange?" Die Stimme des Besitzers schreckt ihn aus seinen Gedanken. „Ich muss heute pünktlich abschließen. Meine Kinder abholen." „Ich kann doch wieder für dich abschließen, Adam." Adam denkt kurz darüber nach, wirft einen Blick auf seine Armbanduhr und zuckt dann mit den Schultern. Er wartet, bis Victor aus dem Ring geklettert ist und reicht ihm dann die Schlüssel. „Du weißt ja, wie das läuft." Mit diesen Worten winkt er ihm noch einmal zu und geht. Zufrieden vor sich hinlächelnd rafft Victor sein Zeug zusammen und schlendert Richtung Umkleideraum. Das war ein richtig gemütlicher Tag, genau der richtige Auftakt zu seinen Ferien mit Shredder. Ausschlafen, ein wenig Sex, wieder etwas schlafen, Mittags herum langsam aufstehen, duschen (gemeinsam!), eine Kleinigkeit essen, vor der Glotze herumlungern und wieder etwas Sex ... Jesses. So, genau so, stellt er sich den perfekten Urlaub vor. Keinen Stress, keine Verpflichtungen, nur einfach mit seinem Partner zusammen sein und tun, worauf sie Lust haben. Und Shredder tut die ganze Faulenzerei bestimmt auch mal gut. Es geht doch nichts über die richtige Mischung aus Nichtstun und aktiven Sport zur Auflockerung. Fürs Kickboxen war er jedenfalls Feuer und Flamme. Die Umkleide besteht aus ein paar Spinden und einer Bank - nichts Außergewöhnliches, nur sparsam und praktisch, wie alles in diesem kleinen Studio. Shredder sitzt quer auf der Bank, das linke Bein angewinkelt und massiert sich gerade den Knöchel, als Victor herein kommt. „Gibt es hier Duschen? Wir sollten duschen, bevor wir nach Hause gehen", meint er, ihm einen funkelnden Blick über die Schulter zuwerfend. Victors Schmetterlinge tanzen Samba. Er könnte ihn sofort wieder bespringen. „Das wäre doch Wasserverschwendung. Lass uns erst noch ein wenig ...", er stockt und schnurrt dann regelrecht weiter: „... schmutziger werden." Tadelnd schnalzt Shredder mit der Zunge, doch als sich Victor hinter ihn setzt und beide Arme um ihn legt, lehnt er sich nur behaglich an ihn. Victor hat nichts gegen den Geruch von ehrlichem Männerschweiß, aber das hier in der Umkleide ist eher so ein alte-Socken-und-ungewaschene-Haut-Gestank. Und so vergräbt er seine Nase fest an Shredders warmen Nacken und atmet seinen Duft tief ein. Ah ja, besser. Viel besser. Genüsslich schmiegt er sich an ihn und lässt seine Hände über diesen göttlichen Körper wandern. Zuerst schmiegt sich Shredder in diese Zärtlichkeiten hinein, aber als Victor ihn fest an den Hüften packt, beginnt er zu zittern. Victor spürt sofort, dass etwas nicht stimmt, dass dieses Zittern kein erwartungsvolles Zittern ist. „Was ist los, Cutie?"flüstert er gegen seinen Nacken, begleitet von kleinen, zärtlichen Küssen. Shredder schweigt einen Moment und dann hört und spürt Victor, wie er einmal hart schluckt. „Es ist nur...", seine Stimme ist leise und kaum zu verstehen. „Du hast ... Wir haben noch nie von ... So." Oh. Victor versteht. Stimmt. Bisher haben sie sich immer von Angesicht zu Angesicht geliebt und Shredder ist ein Krieger. Männer wie er fühlen sich unwohl, wenn etwas in ihrem Rücken lauert, wenn da etwas ist, was sie nicht sehen, nicht kontrollieren können. „Vertraust du mir?" Langsam lässt Victor seine rechte Hand von Shredders Hüfte hinunter zu seinem Oberschenkel wandern. Weniger fordernd, dafür aber mehr bittend und verführend zieht seine Hand dort kleine Kreise. Shredder nickt zögernd. „Hier passiert nichts, was du nicht willst", verspricht ihm Victor. Seine linke Hand liegt unter dem T-Shirt auf Shredders Brust und er kann seinen Herzschlag spüren. Er ist schnell und hart. „Gar nichts", wiederholt er und küsst sich über Shredders Nacken, Hals und jenen Teil des Kiefers, den er von dieser Position aus bequem erreichen kann. Zuerst beginnt seine Hand, die schon auf Shredders Brust liegt, sich dort sanft über die warme Haut zu streicheln, so lange, bis er spürt, wie sich Shredder allmählich wieder entspannt, dann lässt er seine andere forschend unter Shredders Hose wandern. Victor weiß, was er tut. Man könnte meinen, jetzt wieder so viel Rücksicht nehmen zu müssen würde ihn nerven, aber weit gefehlt. Es ist schließlich eine Herausforderung und Freude, Shredder erneut zu verführen. Es dauert auch nicht lange, da schmiegt er sich verlangend Victors Fingern entgegen. Und genau wie bei ihrem ersten Mal flüstert ihm Victor zu, was genau er mit ihm vorhat und vor allem: wie. Und auch diesmal errötet Shredder wieder so schön.       „Nicht ... denken." Victors Stimme ist nur noch ein heiseres Keuchen. Es fällt ihm mit jeder Sekunde schwerer, klar zu denken. Aber er spürt doch, dass Shredder sich festklammert – er will nicht loslassen. Und er kann ihn in dieser Position nicht mit einem Kuss ablenken, jedenfalls nicht, ohne dass sich Shredder noch stärker von ihm umschlungen fühlt. Normalerweise ist das ja gut, aber hier und jetzt missdeuten seine Ninja-Instinkte jedes bißchen mehr Gewicht von hinten als Bedrohung. Aber es ist zu spät, um aufzuhören. „Sag mir nicht... ich soll nicht denken...", kommt es abgehackt zurück. „... dann mache ich das ...erst recht ... nicht hilfreich..." der Rest seines Satzes geht in einem scharfen Luftholen unter, gefolgt von einem überraschten Aufstöhnen. Triumphierend saugt sich Victor an dieser empfindlichen Stelle zwischen Hals und linker Schulter fest. „Nicht denken - nur fühlen", haucht er dann in ein wohlgeformtes Ohr und rollt noch einmal mit den Hüften. Er erntet ein sehnsüchtiges Wimmern und belohnt es damit, dass er seine Finger noch fester um Shredders Erregung schließt und damit anfängt, sich in einem zuerst langsamen, dann immer schneller werdenden Takt zu bewegen. Zuerst versucht Shredder ihm trotzig Paroli zu bieten, aber er gibt schnell auf, kann Victors wilder Leidenschaft nichts mehr entgegensetzen. Oh ja. Victor befolgt seinen eigenen Rat und lässt sich immer tiefer in dieses unglaubliche Gefühl fallen. Es ist immer wieder ein Erlebnis. Sein blöder Ex bestand immer darauf, dass sie - wenn sie es mal taten - ein Kondom benutzten. Inzwischen ist Victor davon überzeugt, dass der Scheißkerl ihn betrogen hat - wahrscheinlich sogar mehr als einmal. Er weiß, dass er selbst treu war. Von seiner Seite aus gab es niemals Grund für Safer Sex - sein Ex allerdings ... Wie auch immer - Victor liebt dieses Gefühl völliger Barrierefreiheit. Er kann es spüren, wie Shredders innerer Widerstand davonschmilzt, bis nichts mehr übrigbleibt als bedingungslose, begeisterte Hingabe. Und das liebt er auch.     „Langsam weiß ich wieder, was mich daran immer gestört hat." Missmutig zupft Shredder an seinen eingesauten Klamotten herum. Obwohl - es sind ja nicht seine Klamotten, sondern Victors. Er hat sie ihm geliehen, weil er dank seiner Mutanten zwar viele gute Klamotten dabei hat, aber eben keine Jogginghose und auch kein verwaschenes T-Shirt. „Nicht schlimm." Victor grinst wie ein zufriedener Kater vor einem Mäusenest. „Das muss sowieso gewaschen werden. Nimm's doch einfach mit unter die Dusche", schlägt er ihm vor, während er ihn an der Hand zu sich in die Höhe zieht. „Ach, am Besten: gar nicht erst ausziehen, das mach ich dann unter der Dusche für dich." „Blödmann", meint Shredder nur, denn das geht ja nun wirklich nicht. Er hat sich gerade erst die Unterhose hochgezogen und die ist zum Glück sauber geblieben und nein, er läuft bestimmt nicht mit pitschnasser Unterwäsche durch die Gegend. Er mag gegen vieles immun sein, aber eine Blasenentzündung gehört nicht dazu. Victor ist ziemlich enttäuscht, als sich sein Lieblings-Ninja jetzt schon von seinen Klamotten trennt und sich züchtig mit einem großen Handtuch bedeckt, aber dann macht er es ihm nach. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und wenigstens befolgt er seinen Rat und nimmt die befleckte Wäsche mit in die Dusche. Hm, überlegt er sich dabei, wenn Shredder in der Hinsicht ein wenig pingelig ist, sollte er einen Weg finden, so etwas zukünftig zu vermeiden...     „Saki..." So gerne er ihn auch einfach nur betrachtet - vor allem nackt, während das Wasser in Tröpfchenbahnen über diese schöne, goldbraune Haut fließt - Victor will langsam nach Hause. So schön ist die Dusche hier nun auch wieder nicht. „Ja, natürlich. Tut mir leid." Shredder schenkt ihm ein entschuldigendes Lächeln, stellt die Dusche ab und nimmt dankbar sein Handtuch von Victor entgegen. „Entschuldige", wiederholt er zerknirscht, während er sich abtrocknet. „Es ist nur ... Im Technodrome funktionieren unsere Duschen schon seit Monaten nicht mehr. Eine Zeitlang konnten wir uns noch mit über dem Herd erhitzten Wasser behelfen, das wir in Plastikeimer abfüllten und dann über uns ausschütteten. Aber seit drei Wochen müssen wir unser Wasser rationieren." Verlegen zuckt er mit den Schultern. „Bei jedem Besuch auf der Erde stand daher immer auch einer in einem öffentlichen Schwimmbad auf dem Programm, um dort die Duschen zu benutzen." Er lacht leise auf. „Wir haben sogar Eintritt bezahlt." Unter diesen Umständen wundert es Victor nicht, dass Shredder so ausgiebig duscht. Viel mehr wundert es ihn, dass er das nicht häufiger macht. Oder seine Badewanne benutzt. Oder traut er sich das vielleicht gar nicht? „Warum-", beginnt er. „Ich bin dein Gast", unterbricht ihn Shredder und es ist, als hätte er Victors Gedanken gelesen. „Und Wasser ist teuer. Gäste sollten ihren Gastgebern nicht zur Last fallen, auch wenn sie", fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu, „alles in Naturalien zurückzahlen können." Victor stutzt einen Moment und sucht nach einer passenden Antwort - eine, die Shredder und seine antiquierte Auffassung von Gastfreundschaft nicht durch den Kakao zieht. Und er will definitiv auch keine schlüpfrige Bemerkung über diese Naturalien-Sache fallen lassen. „Ich mache dir einen Vorschlag", erklärt er daher dann vorsichtig neckend. „Um Wasser zu sparen, können wir ja zukünftig nicht immer nur gemeinsam duschen, sondern auch zusammen baden." Shredder starrt ihn für einen Moment einfach nur an. „Du hast da was falsch verstanden", meint er schließlich. „Ich stehe nicht wegen der Wasserkosten so gerne mit dir unter der Dusche." Das weiß er doch! Und ist das nicht einfach nur süß? Ah, nein, Victor kann nicht mehr widerstehen. Mit einem großen Schritt steht er genau vor Shredder, fährt spielerisch mit dem Zeigefinger den eleganten Schwung seines linken Schlüsselbeins nach und sieht ihm dabei tief in die schönen, braunen Augen. Selbst in seinen Ohren klingt ihm seine Stimme zu tief, zu heiser, zu verdorben, aber es ist ja nicht so, als hätte er über so etwas noch die Kontrolle. „Das hoffe ich doch sehr." Zu Victors großer Überraschung legt ihm Shredder plötzlich eine Hand an die Wange, reckt sich zu ihm empor und haucht ihm einen Kuss auf die Lippen. „Ich auch..." und dann dreht er sich um und geht und Victor kann ihm nur vollkommen perplex hinterher schauen. Wow. Unwillkürlich legt er die linke Hand auf sein heftig pochendes Herz. Was war das? War das ... Es war vielleicht etwas verdreht, aber es fühlt sich so an... Haben sie beide eben tatsächlich miteinander geflirtet?     Draußen, noch während Victor dabei ist, das Studio abzuschließen, macht Shredder etwas Merkwürdiges. Er murmelt etwas wie „ich bin so vergesslich" in seinen nicht vorhandenen Bart, hebt seinen Kommunikator mit der rechten Hand in die Höhe und macht mit der anderen das Victory-Zeichen. „Ein Foto", erklärt er auf Victors ratlose Miene. „Sie wollten, dass ich ihnen Fotos schicke. Ich hab's nur irgendwie vergessen." „Es ist schon dunkel. Wird das überhaupt was?" ist alles, was Victor darauf einfällt. Zuerst. Dann läuft er zu Shredder, legt ihm einen Arm um die Schultern und meint: „Mach doch mal 'n Selfie von uns beiden, sonst denken die noch, wir sind nicht mehr zusammen." Bevor Shredder dazu noch irgend etwas sagen kann, hat Victor ihm schon den Kommunikator abgenommen. „Und wo drückt man das jetzt?" Eine halbe Minute später hat Victor ein Dutzend Fotos geschossen, jedes anders als das zuvor und auf dem letzten drückt er Shredder einen Kuss auf die Wange. Das widerspricht noch nicht mal seinen Prinzipien, denn das hier ist ein unbelebter Hinterhof. Zu seiner großen Freude zuckt Shredder nicht zurück oder macht irgendwelche dummen Kommentare. Nein, er lächelt nur still in sich hinein. Und verdammt nochmal - das Foto ist so toll, er muss einen Abzug davon bekommen! „Krang hat bestimmt nichts dagegen", verspricht ihm Shredder auf eine entsprechende Bitte hin. „Er arbeitet gerne in seinem Fotolabor und ist total stolz auf seine Kunstfertigkeit." Doch dann wird er ganz nachdenklich, ja, beinahe traurig. „Das heißt, natürlich nur, wenn das Technodrome wieder genug Energie für so etwas hat. Das sind schließlich digitale Fotos..." „Ruf an", fordert ihn Victor einfach nur auf. „Na los, ruf an und frage sie." Shredder ruft sie zwar wirklich regelmäßig an, und heute hat er das schon zweimal gemacht, aber dann sind es jetzt eben drei Mal. Wenn sich Shredder dadurch besser fühlt, ist Victor das nur recht. „Ich störe Krang doch nicht, um ihn zu fragen, ob er Abzüge von den Fotos machen kann." „Nein, du Idiot!" Lachend legt Victor wieder einen Arm um seine Schultern und drückt ihn dann an sich. „Du sollst einfach nur anrufen und sie fragen, wie es ihnen geht." Als Shredder nur mit der Stirn runzelt, seufzt Victor einmal auf und fährt fort: „Hör zu, es ist völlig in Ordnung, wenn du dir Sorgen um sie machst. Was nicht in Ordnung ist, das wäre, wenn du sie nicht anrufst, um zu erfahren, ob deine Sorgen berechtigt sind. Du gehörst mir, Oroku Saki, und ich will, dass du dich ganz auf mich konzentrierst. Ich will nicht, dass du mit deinen Gedanken bei deinen Freunden im Technodrome bist, wenn du bei mir sein sollst." Als Shredder nach einem kurzem Moment des Nachdenkens seinen Kommunikator wieder aufklappt und Verbindung zu seinen Freunden aufnimmt, lächelt Victor nur still in sich hinein. Allmählich versteht er, wie er mit diesem sturen Japaner reden muss.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)