Date oder Deal? von MariLuna ================================================================================ Kapitel 37: Freitag ------------------- Kapitel 37 Freitag   Summend spült Victor seinen Nassrasierer unter klarem Wasser ab und legt ihn dann ordentlich wieder in den Spiegelschrank zurück. Noch ein letzter prüfender Blick in den Spiegel - oh, er beneidet Shredder so sehr um seinen quasi nicht existenten Bartwuchs. Er spart soviel Zeit und Geld! Noch ein letztes Mal streicht er sich ein paar widerspenstige rotblonde Strähnen aus der Stirn und zupft sich dann seinen dunkelblauen Sweater zurecht. Dann schimpft er sich selbst gedanklich einen eitlen Fatzken - ehrlich, wenn er wie ein aufgedonnerter Pfau aus dem Bad stolziert, würde Shredder ihn doch nicht mehr ernst nehmen. Okay, er fühlt sich gut und beschwingt, weil wieder eine fantastische Nacht hinter ihm liegt, weil das hier mit jedem Tag besser wird, und natürlich würde er das am Liebsten der ganzen Welt auf die Nase binden, aber - mit einem leichten Grinsen denkt er an ihr kleines Intermezzo in seinem Mustang gestern - er benimmt sich schon albern genug, da muss er nicht in sein altes Muster zurückfallen. Er sollte sich darauf konzentrieren, der zu bleiben, wer er ist und sein Glück anders zeigen. Indem er Shredder noch öfter küsst und umarmt zum Beispiel, davon hat der Verursacher seiner guten Laune nämlich auch etwas. Als er das Bad verlässt, empfängt ihn der erquickende Duft frisch aufgebrühten Kaffees - dabei mag Shredder doch gar keinen Kaffee! (Victor dagegen schon) Shredder sitzt an der Küchentheke und ist damit beschäftigt, seine restlichen Ansichtskarten zu schreiben. Er trägt schwarze Jeans und über einem weißen T-Shurt ein rot-schwarz kariertes Flanellhemd, das sehr kuschlig aussieht. Ob es daran liegt, an Victors aufgekratzter Grundstimmung oder dass Shredders Anblick allein schon wieder die Schmetterlinge in Victors Bauch wachruft - ehe er weiß, was er da macht, stürzt Victor schon zu ihm und schlingt von hinten beide Arme um ihn. Shredder wäre vor Schreck fast vom Barhocker gefallen. Doch anstatt sich zu beschweren, lehnt er sich nur genüßlich in diese Umarmung hinein. Victor vergräbt seine Nase an seinem Hals und holt einmal tief Luft. Er riecht wieder so gut - nach Seife, Shampoo und ganz einfach nur er selbst. Und er ist so warm! Ehe er es sich versieht, hat er eine seiner Hände unter Shredders Hemd und Shirt geschummelt. Seine Haut ist so warm und seine Bauchmuskeln so beeindruckend. Victor liebt es zu spüren, wie sie sich bei jedem Atemzug bewegen. Während die eine Hand über Shredders Bauch streichelt, findet die andere ihren Platz auf seiner Brust, direkt über seinem Herzen. Es klopft so hart und schnell wie sein eigenes. Eine gefühlte, wunderschöne Ewigkeit lang verharren sie einfach so in dieser Position. Es ist das Gluckern der Kaffeemaschine, das sie aus ihrer kleinen Wohlfühlblase holt. Mit einem Seufzer des Bedauerns lässt Victor ihn los und holt sich seinen Kaffee. Als er sich mit seiner gefüllten Tasse ihm gegenüber hinsetzt, klebt Shredder gerade die letzte Briefmarke auf. „Sag mal, du schreibst häufiger an deinen Bruder, oder?" vielsagend deutet Victor auf die Karte und auf Shredders verdutztes „hah?", erklärt er, nicht ohne Stolz auf seine detektivischen Fähigkeiten: „Du musst das öfter machen, woher solltest du sonst das Porto von hier nach Japan kennen?" Verlegen legt Shredder die Karte mit dem Quallen- und Oktopusmotiv auf den Stapel zu den anderen, die sie nachher noch in den Briefkasten werfen müssen. „Na ja, er ist mein kleiner Bruder. Und ich hoffe, es ärgert ihn, wenn er merkt, dass ich immer noch auf freiem Fuß bin und mich amüsiere." Victor schmunzelt, sagt aber nichts dazu. Und weil er sich im Bad nicht nur Gedanken um sein Aussehen gemacht hat, schlägt er ihm, nachdem er seinen ersten Schluck Kaffee genossen hat, vor: „Was hälst du davon, wenn wir Rogers Kreditkarte noch etwas ausreizen? Lass uns wegfahren." Neugierig geworden legt Shredder seinen Kopf schief. „Hast du einen Vorschlag?" „Gibt es etwas, was du immer schon mal machen wolltest?" gibt Victor den Ball zurück, denn für ihn gibt es nicht viel, wohin er mit Shredder nicht fahren würde. „Fliegenfischen", kommt es wie aus der Pistole geschossen zurück. „Fliegenfischen?" wiederholt Victor verdutzt. Er hat mit vielem gerechnet, aber das... „Kannst du das? Hast du das schon mal gemacht?" „Nö. Aber die Angelruten sollen sehr, sehr teuer sein." Shredders schalkhaftes Grinsen ist Gold wert. Na gut, wieso sollten sie nicht mal etwas ganz Neues ausprobieren? Aber zum Fliegenfischen braucht man einen Fluß ... Der Gedanke an Wald, Wasser und Natur löst gewisse Assoziationen in Victor aus. Sie waren doch schon mal an einem Fluß ... „Blockhütte oder Zelt?" will er wissen. „Das klingt, als hättest du schon eine konkrete Idee." „Oh ja, Cutie, die habe ich. Also: Blockhütte oder Zelt?"     Auch, wenn er Urlaub hat, kann Victor nicht einfach so von jetzt auf gleich verreisen, denn er hat Verpflichtungen. Er weiß, dass Rat King in den Augen der meisten Menschen wie ein Spinner dasteht und er weiß auch, dass er es vielleicht wirklich übertreibt, aber - er kann nicht anders. Umso erleichterter ist er, dass Shredder ihn nicht auslacht. Er wirft ihm nicht einmal einen schiefen Blick zu. Er sagt einfach nur „okay" und „kein Problem". „Man sollte sich schon von seinem Volk verabschieden", fühlt sich Shredder durch Rat Kings offensichtliche Überraschung bemüßigt zu erklären. „Es sind vielleicht nur ein oder zwei Tage, aber so höflich sollte man als ihr König schon sein." „Du findest nicht, dass ich übertreibe?" Shredder, der schon auf der anderen Seite des Wanddurchbruchs steht, reicht ihm die Hand, um ihm hindurch zu helfen. Dabei erklärt er: „Verantwortung bedeutet auch, die Sorgen und Ängste deiner Leute ernst zu nehmen. Auch, wenn es sich dabei um Ratten handelt." Wow. Ist dieser Mann nicht einfach nur umwerfend? Rat King kann nicht widerstehen. Er bleibt stehen, packt Shredder am Kragen seiner Collegejacke und zieht ihn zu einem leidenschaftlichen Kuss zu sich heran. „Wow", macht Shredder atemlos, als sie sich wieder trennen. „Wofür war der denn?" „Weil du so großartig bist", erwidert Rat King vergnügt. Und Shredder – errötet wieder so schön. Er hat wirklich Probleme damit, dass Victor ihn ständig wegen Dingen lobt, die für ihn einfach nur selbstverständlich sind. Schließlich geht er auch niemals weg - wohin auch immer - ohne Krang, Bebop oder Rocksteady Bescheid zu sagen, das gehört sich einfach so! Und das eine Mal, wo er zu einem Kleinkind geschrumpft war und ohne ein Wort davonlief, das war bewusste Unhöflichkeit seinerseits. „Die Kolonie wird immer wissen, wo ich bin, dazu müssen sie uns nicht mal begleiten", bricht Rat King das kurze Schweigen zwischen ihnen, während sie die Abdeckplatte des Schachtes beiseite schieben, um dann die fünf Meter in die Kanalisation hinunterzusteigen. Puh. Der Gestank nach Fäulnis, der ihnen entgegenschlägt, schockt ihn jedes Mal aufs Neue. Unwillkürlich dreht er den Kopf beiseite und atmet flach durch den Mund. Shredder neben ihm rümpft auch angewidert die Nase. „Das ist genauso wie letzten Dienstag", fährt Rat King fort, während sie die ersten Sprossen hinunter steigen. Er redet, um sich von dem Gestank abzulenken. Heute erscheint ihm die Gewöhnungsphase länger und schwieriger als sonst. „Das Rattennetzwerk ist unglaublich riesig und sehr zuverlässig, wenn sie es darauf anlegen. Schließlich gibt es überall Ratten." Inzwischen ist er unten angekommen und wartet, bis Shredder neben ihm aufkommt. Wie von selbst saugt sich sein Blick dabei an Shredders Hintern fest. Falls Shredder etwas bemerkt, lässt er sich nichts anmerken. Sie schalten ihre Taschenlampen ein und machen sich auf den Weg. „Nur, weil sie dir sowieso hinterher spionieren und daher immer wissen, wo du bist, heißt das nicht, dass du respektlos zu ihnen sein kannst", nimmt Shredder den Faden wieder auf. „Sie tun es schließlich nicht aus Gemeinheit." Shredder denkt kurz nochmal über seine eigenen Worte nach. „Zugegeben, bei Krang würde ich auf die Barrikaden gehen, aber es sind Ratten. Tiere. Die kennen keine Hinterlist." Rat King blinzelt verblüfft. Wenn er so denkt, ist es ja kein Wunder, dass er es so locker nahm, als die Ratten auf seinem Kopfkissen auftauchten. „Du...", stößt er begeistert hervor, hält dann aber inne und setzt noch einmal neu an. „Nein, wir sind wirklich kompatibel!" Diesmal wird Shredder nicht rot. Aber um seine Mundwinkel zuckt ein hauchfeines Lächeln. Es ist zu dunkel hier, sonst hätte Rat King bestimmt das verschlagene Glitzern in seinen Augen gesehen...     Das ist Absicht! Er hat darauf von Anfang an hingearbeitet, dessen ist sich Rat King bewußt, allein – er kann sich nicht wehren. Und dann will er es auch gar nicht mehr. Shredders leise Stimme an seinem Ohr ist der reinste Sirenengesang, seine Küsse süßester Nektar und seine Berührungen neckische Versprechungen auf mehr. Schon in dem Moment, wo er sich zu ihm auf den Schoß setzte, hatte Rat King verloren. Zweimal hatte er ihm schon an diesem Ort erfolgreich widerstanden, aber jetzt, dieses dritte Mal, da gibt er auf. Im Grunde seines Herzens ist er eben doch nur ein schwacher Mann, der den Verlockungen nicht widerstehen kann. Shredders schlanker, muskulöser Körper und überhaupt seine starke Präsenz, sind wie ein großer, atmender Schild zwischen ihm und allem anderen und er läßt sich nur zu gerne in diese kleine Wohlfühlblase entführen. Er gibt auf, weil die Belohnung es einfach wert ist. Shredders Hände sind schon längst unter seine Kleidung gerutscht; warme, zielstrebige Finger ziehen brennende Spuren über seinen Bauch, seine Brust und die Rippen, ja, sogar über seinen Rücken; und da ist sein Gewicht auf seinem Schoß, zuerst die reinste Provokation, doch inzwischen eine grausame Folter. Shredders Kuss, anfangs so sanft und zärtlich, nimmt ihm zunehmend den Atem. „Schuft“, keucht Rat King nach einigen Minuten, nachdem es ihm gelingt, sich von diesen gierigen Lippen und der noch gierigen Zunge zu befreien. „Ich kann nicht glauben, dass du mich jetzt doch noch rumgekriegt hast.“ Blinzelnd stellt er fest, dass er inzwischen halb auf seinem Thron liegt, den Hinterkopf auf einer Armlehne abgestützt und Shredder über und auf sich. Shredders breit grinsendes Gesicht füllt fast sein gesamtes Sichtfeld aus, doch er kennt den Anblick der pilz- und schimmelverseuchten Gewölbedecke über ihnen und für einen kurzen Moment flammt er wieder auf – der Ekel, der Widerwillen, in dieser Umgebung mehr Haut als nötig zu zeigen. Ihm muß etwas davon anzusehen gewesen sein, denn plötzlich verschwindet Shredders übermütiges Grinsen, er hält inne und mustert ihn prüfend. „Sag's einfach, wenn's dir nicht gefällt.“ Seufzend starrt Rat King zu ihm hoch, während er seine Hände unter Collegejacke und Shirt wandern läßt. Shredders Haut ist warm und seine schmale Taille einfach nur perfekt. „Cutie“, murmelt er und sieht dabei hingerissen in diese wunderschönen Mandelaugen. „Für dich werfe ich alle meine Prinzipien über Bord und bereue es nicht eine Sekunde.“ Ohne es selbst richtig mitzubekommen, beginnt er, sich verlangend an ihm zu reiben. „Vertrau mir“, gurrt Shredder in sein Ohr, „du musst dich hier nicht groß entblößen, um auf deine Kosten zu kommen.“ Warm und schwer ruht seine Hand plötzlich mitten auf Rat Kings Schritt, und noch während dieser sehnsüchtig aufseufzt, ist Shredder schon an ihm herabgerutscht und kniet nun zwischen seinen Beinen vor seinem Thron. Erwartungsvoll rückt sich Rat King bequemer zurecht. Das Geräusch, wie langsam ein Reißverschluß aufgezogen wird, begleitet von Rat Kings leisen Seufzen, lässt Hunderte von Ratten im gesamten Thronsaal sich neugierig auf die Hinterbeine setzen und die Köpfe recken. Einzig Dora besitzt genug Dreistigkeit, auf die Rücklehne des Thrones zu klettern, um sich das Ganze genauer anzusehen. Es ist zu viel. Einfach zu viel! Aufstöhnend wirft Rat King den Kopf zurück, während sich seine Finger unwillkürlich fester in Shredders Haaren verkrampfen. Dora schickt ihm Bilder, die er nicht abblocken kann, da sind soviele Gerüche und Emotionen und wenn er den Blick senkt, seine eigenen Augen benutzt, wird er mit einem der erotischsten Anblicke aller Zeiten konfrontiert – das, zusammen mit dem Gefühl von Shredders Lippen und Zähnen und der Wärme seines Mundes … es ist einfach zu viel! Sein Höhepunkt rauscht so schnell über ihn hinweg, dass er es erst bemerkt, als es schon zu spät ist. Grenzenlos ermattet fällt er regelrecht in sich zusammen, mit pfeifenden Atemzügen nach Luft ringend, während er verzweifelt versucht, einen Weg zurück in diese Welt zu finden. Seine Hände zittern genauso wie der Rest von ihm, als er seine Finger aus Shredders Haarschopf löst, nur, um sich sofort haltsuchend in seiner Jacke festzukrallen, während sich Shredder an ihm hinaufschiebt und ihm dann mit einem langen, tiefen Kuss das bisschen Atem raubt, das ihm noch geblieben ist. Er kann sich selber schmecken, vermischt mit Shredders Speichel und dieser Geschmack wird zu seinem Anker, zu seiner Rettungsleine. Es dauert sehr, sehr lange, aber irgendwann wird er sich seiner selbst und seiner Umgebung wieder bewusst. Und es ist ganz sicher kein Zufall, dass das erste, was er klar und deutlich spürt, Shredders Körper ist, wie sich dieser der Länge nach an ihn schmiegt. Und Shredders Arme, die ihn halten und Schutz geben. Seufzend vergräbt Rat King sein Gesicht an Shredders Halsbeuge und klammert sich fester an ihn. So knochenlos, so ausgesaugt hat er sich noch nie gefühlt. „Jesses“, stöhnt er schließlich ungläubig. „Ich habe ein Monster erschaffen.“ Shredder lacht nur, und das ist das schönste Geräusch, das Rat King je gehört hat...     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)