BeyBlade in Love von nataschl91 (Staffel 3) ================================================================================ Kapitel 2: kapitel 2 -------------------- Spencer stand stramm am Rande des Trainingfeldes, während seine Mitschüler ihre täglichen Übungen machten. Mitten drin stand dieser Bryan, welcher dem Riesen bereits seit dem ersten Tag tierisch auf die Nerven ging. So viel reden konnte doch nicht normal sein! Und dann war er auch noch so übertrieben selbstsicher und aufgedreht, dass Spencer jedes Mal, wenn der kleine eingeschlafen war drei Kreuze machte. Gerade nutzte er die Gunst der Stunde und versuchte sich daran zu erinnern, wie lange er jetzt schon hier in dieser Abtei lebte...vergebens. Spencer hatte jegliches Zeitgefühl vollkommen verloren, aus Wochen waren Monate und daraus Jahre geworden. Während die Jahreszeiten gewechselt hatten war er hier zu dem geworden, was er nun war: einer der besten Blader der Abtei. Und er war gewachsen! Andere Jungs in seinem Alter gingen Spencer lediglich bis an die Schulter wenn überhaupt. Das sie ihn deshalb mieden und aus der Ferne anstarrten war ihm nicht entgangen, jedoch ließen sie Spencer aufgrund seiner stattlichen Körpergröße auch in Ruhe. Der Junge seufzte tief und ließ den Blick weiter abschweifen, als ihn plötzlich jemand antippte. Es war ein Neuer, welcher in mit wässrigen Augen anguckte. „Spielst du mit mir?“, wimmerte der kleine vernachlässigt. „Ich muss auf die Schüler aufpassen“, erwiderte Spencer. „Aber niemand will mit mir spielen...“ „Ich kann auch nicht mit dir spielen.“ „Och menno...“, wimmerte der kleine und ging mit hängendem Kopf wieder weg. Spencer hatte dem Kleinen noch eine Weile hinterher gesehen, bevor er sich wieder seiner eigentlichen Aufgabe widmete und die Schüler beaufsichtigte. Es verging einige Zeit, bis er erneut gestört wurde. „Guck mal!“, strahlte Bryan und trat neben den Riesen, „ich habe endlich einen neuen Beyblade bekommen!“ „Standartstück“, erwiderte Spencer ohne auf das Modell zu gucken. Für einen Bruchteil einer Sekunde zog Bryan einen Schmollmund, doch dann machte er Spencers Körperhaltung nach und guckte zu ihm hoch. „...und...du...stehst jetzt einfach nur so da?“ „Ich habe die Aufsicht.“ „Über wen?“ „Die Schüler“, raunte der Riese und blickte aus dem Augenwinkel zu Bryan runter, „bei denen du eigentlich stehen und üben solltest…!“ „Ups“, kicherte dieser und zog verspielt den Kopf zwischen die Schultern ein. Die beiden sahen auf das Trainingsfeld und beobachteten die Schüler bei diversen Übungen. Bryan stutzte und blickte erneut zu Spencer hoch. „Wieso hast gerade du die Aufsicht?“ „Weil Boris es von mir verlangt hat.“ „Warum macht er es nicht selber?“ Spencer blieb vor lauter Schreck die Luft kurz weg. Er starrte den Jungen neben sich fassungslos an und hoffte, dass ihn niemand sonst noch gehört hatte. „Sowas kannst du doch nicht so laut sagen!“, fauchte Spencer, woraufhin ihn Bryan verwundert anguckte, „der Meister hat wichtigeres zu tun!“ Sein Gegenüber zog die Augenbrauen zusammen, erwiderte jedoch nichts mehr. Stattdessen standen sie so nebeneinander, bis die Übungen der Schüler beendet waren. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* *~*~*~*~*~*~*~*~* Die Bar war brechend voll, als der junge Russe an der Theke Platz nahm. Einer der Angestellten erkannte Bryan, winkte ihm grinsend zu und stellte einen Wodkashot hin. „Ulli!“, rief der Mann danach und grinste noch breiter, „dein Lover ist hier!“ Bryan verschluckte sich an seinem Shot und warf dem Kerl einen fassungslosen Blick zu, woraufhin der Mann laut schallend lachen musste. „Erwischt!“, kicherte er, während eine junge Frau neben ihn trat und verlegen schmunzelte. „Wir sind nicht zusammen!“, wehrte Bryan hastig ab. „Lover meint auch nicht in einer Beziehung.“ Der Russe blickte zu Ulrike und schien eine Erklärung zu erwarten. „Ich hab nie was gesagt. Er zählt nur eins und eins zusammen“, erwiderte sie schulterzuckend, „du sitzt jeden Abend wenn ich Schicht habe bis Feierabend hier und gehst mit mir raus. Noch nie darüber nachgedacht, dass das Aufsehen erregt?“ „Ich errege gleich was ganz anderes“, brummte Bryan verärgert, so dass Ulrike ihn sprachlos anstarrte, „dafür musst du nur ein paar Zentimeter näher kommen!“ „Du wirst mir hier nicht an den Möpsen herum spielen!“, raunte sie, lehnte sich gegen den Tresen und seufzte, „war dein Tag auch so stressig wie meiner?“ „Nö.“ „Ach stimmt ja...du arbeitest ja nicht.“ „Das klingt jedes Mal so abwertend, so wie du es sagst.“ Ulrike warf ihre langen braunen Haare über eine Schulter und lächelte verlegen. „Wieso willst du immer wissen, was ich den ganzen Tag über so mache?“ „Smalltalk mit meinem Stammkunden.“ „Ach ja? Ich denke ehr, dass du wieder in meinem Kopf herum spuken willst!“ „Bryan ich spuke dir nicht ihm Kopf herum, ich studiere Psychologie weil ich später mal Menschen helfen will.“ „Genau das macht ihr Seelenklempner doch! Ihr faselt irgendwas und die Leute glauben euch!“ „Das sind Politiker.“ Bryan überlegte für einen kurzen Moment, dann tippte er mit dem Zeigefinger auf die Holzplatte und funkelte die Frau herausfordernd an. „Was liegt dir auf der Zunge?“, grinste diese und legte den Kopf schief. „DA! Du tust es schon wieder!“ „Jeder hätte dir eben angesehen, dass du was sagen willst...“ „Dann seid ihr eben alles Psycho...klempner...“ „Schön, dass du nicht mehr den Ausdruck von damals sagst...“ „Du meinst…?“ „Nein. Sag ihn nicht! Bitte. Du hast mich damals echt gekränkt!“ „Das hast du mich spüren lassen“, brummte Bryan, „wir hatten zwei Wochen keinen Sex...“ „Du hättest zwei Monate lang keinen Sex verdient nach sowas!“ „Wieso bist du so fies zu mir?“ „Ich begleiche nur Rechnungen, damit wir quitt bleiben“, zwinkerte sie ihm zu, „das hast du mir selber beigebracht.“ Stolz rümpfte der junge Russe die Nase hoch in die Luft und plusterte seine Brust auf, Ulrike musste sich ein auflachen verkneifen bei diesem Anblick, als er beinahe vom Hocker fiel. Gerade noch so konnte sich Bryan im Gleichgewicht wieder fangen. „Junge so viel hast du doch noch gar nicht getrunken“, bemerkte Ulrike und guckte ihn prüfend an, „hast du doch noch nicht oder?“ „Nein“, meinte Bryan zögernd. „Wie viel hast du denn heute schon getrunken…?“ Die beiden warfen sich einen vielsagenden Blick zu. „Bryan…?“ „Ich habe zwei Bier auf den Weg hierher getrunken“, gestand er. „Doch so wenig?“, fragte die Frau überrascht, „bist du krank? Oder brütest du was aus?“ „Seh ich etwa aus wie ein Huhn?!“ Ulrike guckte Bryan fassungslos an und schüttelte den Kopf. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* *~*~*~*~*~*~*~*~* Spencer lag wach ins seinem Bett und starrte auf die Matratze über sich, auf welcher Bryan schlief. In dem Schlafraum war es bis auf ein paar wenige röchelnde Geräusche ruhig, ab und zu hörte Spencer die Wache auf dem Flur patrouillieren. Als es später an der Tür zum wecken klopfte hatte Spencer das Gefühl gehabt, lediglich für ein paar Minuten die Augen geschlossen zu haben. Mühselig raffte sich der Junge auf und streckte sich, wie es die beiden anderen Jungs im Schlafraum auch taten. „Oh man hab ich einen Kohldampf...“, gähnte Bryan über Spencer und ließ die Füße vom Bett baumeln, „ich könnte einen ganzen Topf voll mit Mutters Eintopf verputzen!“ Über Spencers Gesicht huschte ein kurzes Lächeln, bevor er endgültig aufstand und seine Stiefel anzog. Tala stand ihm gegenüber, bereits fertig angezogen und packte seinen Beyblade in die dafür vorgesehene Tasche. Dieser Junge… Der Riese warf ihm einen verstohlenen Blick aus dem Augenwinkel zu, während er in seine Jacke schlüpfte und sie schloss. Tala Ivanov war zirka ein dreiviertel Jahr vor Bryan hier angekommen, mit leerem Blick und völlig abgemagert. Niemand hatte ihn richtig wahr genommen, nicht einmal Spencer selbst. Doch vor ungefähr drei Monaten war irgendwas mit ihm passiert, was den Jungen komplett geändert hatte… Seine Ausstrahlung war eisig kalt geworden, seine Augen versprühten dieses gewisse Funkeln, was jedem in der Abtei einen Schauer über den Rücken jagte und er war innerhalb von fünf Tagen der beste Blader in dieser Abtei geworden. „Beeil dich gefälligst“, raunte Tala in diesem Moment und holte Spencer aus deinem Grübeln, „wegen dir kommen wir noch zu spät und bekommen nichts zu essen!“ „Bin ja schon fertig“, gab Bryan im selben Ton zurück und stemmte die Hände in die Hüften, „willst du dir deine Frisur noch schnell richten?“ Die beiden Jungen standen sich bis auf wenige Zentimeter gegenüber, Bryan einen halben Kopf kleiner als Tala. Sie blickten sich tief in die Augen und während Spencer schon mit dem schlimmsten rechnete kam einer der Aufseher und bemerkte, dass sie endlich kommen sollten. Gerade noch gut gegangen, dachte sich der Riese und lief hinter Tala und Bryan her, als sie in den Speisesaal eintraten. „Wehe dir, wenn du dich neben mich setzt“, fauchte Bryan gespielt dem rothaarigen Jungen zu und funkelte ihn giftig an. „Dasselbe wollte ich dir gerade auch sagen“, raunte Tala ohne ihn anzusehen. „WAS?!“ Bevor Bryan irgendetwas machen konnte hatte Spencer seine Hand auf dessen Schulter gelegt und nur den Kopf geschüttelt. „Du bist auf seiner Seite?“, fragte der Junge fassungslos, während Tala sich bereits gesetzt hatte. „Ich bin auf niemandes Seite.“ „Warum hältst du mich dann zurück?!“ „Weil deine Verletzungen gerade erst verheilt sind. Oder bist du so scharf drauf, dir gleich neue zu holen?“ Bryan guckte verwundert zu dem Riesen auf. Machte er sich etwa Sorgen um ihn? „Mit dem Rotschopf werde ich schon fertig!“, gab Bryan stolz von sich und klopfte sich auf die Brust. „Überschätze dich nicht“, murmelte Spencer und nahm sein Frühstück entgegen, „ich habe gegen Tala gekämpft und es war die Hölle für mich.“ „Du hast verloren?!“ „Haushoch. Ich hatte nie eine Chance gehabt.“ *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* *~*~*~*~*~*~*~*~* „Zeigst du mir bitte, wie man Borschtsch kocht?“ Spencer blickte Amanda fragend an, während er mit ihr gemeinsam die Einkäufe einräumte. Für einen kurzen Moment hielt er inne, dann grinste er und nickte. „Klar kann ich dir zeigen wie man Borschtsch kocht.“ „Das ist lieb von dir!“ „Kein Problem.“ „Wo ist eigentlich…?“ „Bryan ist in der Badewanne.“ „Ach so.“ „Willst du nachsehen, ob sein Wasser noch warm genug ist?“, grinste Spencer breit, woraufhin Amanda ihm einen gekünstelten giftigen Blick zuwarf. „Er wird schon nicht ertrinken“, gab sie schließlich von sich, „der Kerl ist ja ‚nur‘ einen Kopf kleiner als du.“ Der Riese blickte kurz auf, schien etwas zu überlegen, musste dann dennoch schmunzeln. „Woran denkst du?“ „Ach nichts...nur von früher was...“ Amanda machte einen traurigen Dackelblick, sagte jedoch nichts. „Kannst du dir vorstellen, dass Bryan bis vor ein paar Jahren mal kleiner als Tala war?“ „Du verarscht mich…?“ „Nein.“ „Wie kam dann die Wende? Hast du ihn einer Fruchtzwergetherapie unterzogen?“ „Die beiden konnten sich anfangs überhaupt nicht leiden. Die haben sich gehasst!“ „Ich dachte immer, dass ihr drei so eng befreundet seid“, murmelte Amanda und blickte in Richtung Badezimmer, „ihr macht auf mich den Eindruck, dass es Liebe auf den ersten Blick war!“ „Keineswegs“, kicherte Spencer und stützte sich auf die Kücheninsel ab, „Tala...Tala ist als kleines Kind mal in die Wolga gefallen und fast ertrunken. Er kann bis heute nicht schwimmen und braucht auch mehrere Anläufe um in die Badewanne oder mit uns ins Schwimmbad zu gehen...von Entspannung oder Spaß kann da auch kaum die Rede sein. Als wir noch in der Abtei gelebt haben...konnten sich Bryan und Tala wie gesagt anfangs nicht leiden. Bis...zu...jenem...Tag.“ „Spencer...“ „An diesem Tag wäre Tala beinahe erneut ertrunken...wir hatten uns alle drei gegen unseren Lehrer aufgelehnt und er statuierte an ihm ein Exempel. Bryan hat ihn gerettet.“ „Und...das war der Tag, an dem ihr alle drei Freunde wurdet?“ „Tala und Bryan begruben ihr Kriegsbeil und wir wurden Freunde, ja.“ In diesem Moment kam Bryan entspannt laut stöhnend auf dem Badezimmer, lediglich ein Handtuch um seine Hüften gewickelt. „Zieh dir was an“, grinste der Riese und stützte sich auf die Kücheninsel, „der Fotograf ist schon wieder weg!“ „Wieso sagst du das andauernd zu mir? Hast du etwa Angst, dass deine Freundin Gefallen an meinem Körper finden könnte?“, grinste der andere breit und fuhr sich seine definierten Bauchmuskeln nach. Spencer hob ungläubig die Augenbrauen, während Amanda lediglich kicherte und den Kopf schüttelte. „Du bist ziemlich selbstsicher, kann das sein?“ „Lady!“, rief der Russe triumphierend aus und streckte seine Arme aus, „also bitte! Wann hast du das letzte Mal so einen makellosen Körper gesehen?“ Amanda schielte zu Spencer rüber und biss sich auf die Unterlippe: „Gestern Nacht.“ „In your face“, lachte der Riese und gab seiner Freundin ein high five. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* *~*~*~*~*~*~*~*~* Tala Ivanov beschleunigte seinen Schritt, als er an einem Obst- und Gemüsestand am Marktplatz vorbeiging und schnappte sich unauffällig einen Apfel. „HEY! DIEB!“, rief ihm sofort jemand hinterher, woraufhin der Rotschopf schnell wegrannte. Anscheinend war er nicht unauffällig genug gewesen. Er bog in eine Seitenstraße und zwängte sich durch einen Spalt, bevor er in die Hocke ging und horchte. „Wo ist der Junge hin?“ „Keine Ahnung. Aber er ist auf jeden Fall hier entlang!“ „Such ihn! Wenn ich ihn diesmal in die Finger kriege, dann blüht ihm sein wahres Wunder!“ Für einen Moment verweilte Tala in seinem Versteck, bis er sich entschied den Apfel hier und jetzt zu essen. Genüsslich biss er ein großes Stück ab und kaute genüsslich. In der Abtei gab es viel zu selten Obst, weshalb der Junge jeden weiteren Bissen in vollen Zügen genoss und sogar das Kerngehäuse mitaß. Das nächste Mal würde er sich gleich zwei Äpfel nehmen! Vorsichtig blickte er durch den Spalt hindurch und prüfte, ob die Luft wieder rein war. Langsam schlich er in die entgegen gesetzte Richtung und versuchte in der Menschenmasse auf dem Marktplatz unter zu gehen. Geschickt schlängelte er sich durch das Geschehen und fand sich am Ufer der Wolga wieder, wo ein paar Kinder Steine in den Fluss warfen. Neugierig beobachtete er sie für eine Weile, wie sie sich freuten, wenn sie weiter als ihr Vorgänger geworfen hatten. „Was für ein sorgenfreies Leben...“, seufzte der Rotschopf und ließ die Schultern hängen. Er setzte sich auf eine Holzbank, welche nicht weit von den Kindern stand und guckte ihnen noch eine Weile lang zu, bis er plötzlich gepackt und hochgezogen wurde. „HAB ICH DICH ENDLICH!“ Der Obstverkäufer schlug Tala sofort mit der flachen Hand ins Gesicht und packte ihm am Arm. „Bin gespannt, was deine Eltern dazu sagen werden, dass du schon wieder bei mir geklaut hast?“ „Lass mich los!“ Triumphierend zog der Mann den Jungen hinter sich her und ging an seinen Stand zurück, wo er Tala am Handgelenk hochzog. „WEM GEHÖRT DIESER BÄNGEL?!“, rief er dann über den kompletten Platz. Die Passanten blickten auf die Beiden, einige Tuschelten sofort, andere gingen nach einem kurzen Blick einfach weiter. „Zeig mir wer deine Eltern sind!“ Tala warf dem Mann einen frechen Blick zu, schwieg jedoch. Erneut bekam er eine schallende Ohrfeige. „DU SAGST MIR JETZT SOFORT WO DEINE ELTERN SIND!“ „Der Junge ist aus der Abtei“, gab plötzlich jemand von sich. Der Mann starrte vom Passanten zu Tala und wieder zurück. Augenblicklich wurde sein griff fester um dessen Handgelenk. „Auch noch eines dieser Waisenkinder! Unerzogen obendrein! Das wird Balkov aber nicht freuen, wenn ich einen seiner Jungen erneut beim klauen erwischt habe!“ Keine halbe Stunde später stand der Mann zusammen mit Tala an den großen Toren der Abtei und klopfte kräftig dagegen. Der Magen des Jungen drehte sich sofort um, als Boris höchstpersönlich die Tür öffnete und auf ihn nieder blickte. Seine Augen wurden für eine Sekunde zu dünnen Schlitzen und pure Enttäuschung sprach aus ihnen. „Gehört der zu Ihnen?“, erkundigte sich der Obstverkäufer. „Allerdings. Das ist einer meiner Schüler...hat...er was angestellt?“ „In der Tat! Er hat schon wieder bei mir geklaut!“ „Schon wieder?“ „Zum dritten Mal!“ Boris sog die Luft langsam ein und blickte erneut auf den Jungen runter, welcher in diesem Moment den Apfel am liebsten wieder ausgekotzt hätte. „Das...das tut mir sehr leid...ich werde natürlich für Ihre Entschädigung aufkommen.“ „Kümmern Sie sich lediglich darum, dass der Bengel nicht mehr bei mir klaut!“ „Ich werde mich höchstpersönlich darum kümmern“, versprach Boris und legte eine Hand auf Talas Schultern. Als sich die schweren Tore hinter ihnen mit einem langen quietschenden Geräusch schlossen und Boris mit dem Jungen einen der dunkeln Flure entlangging versuchte Tala so ruhig wie nur möglich zu bleiben. Immerhin war er der beste Blader der ganzen Abtei, was könnte ihm also schon passieren, außer dass Boris ihn kurz zurecht weisen würde? Als der Mann jedoch die Tür zu einem Raum öffnete, welchen Tala nur zu gut kannte wurden seine Beine weich und gaben augenblicklich nach. „Stell dich nicht so an!“, fauchte Boris und zog den Jungen am Arm mit sich mit, „meinst du tatsächlich, dass ich so ein Verhalten durchgehen lasse? Gerade bei dir?!“ „Boris!“, flehte Tala und versuchte sich dagegen zu stemmen, „bitte! Ich hatte Hunger!“ „Du bist übermütig geworden, Tala. Es wird Zeit, dich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen!“ „NEIN! BITTE NICHT!“ „Hol du die anderen beiden! Anscheinend wurde meine Autorität in letzter Zeit zu oft untergraben. Wenn ich schon dabei bin, dann mach ich gleich einen Rundumschlag“, brummte Boris einem Aufseher zu, welcher sofort losging. Er zog noch einmal kräftig an Talas Arm, so dass der Junge mit zu viel Schwung nach vorne flog und unsanft auf seiner Seite zum liegen kam. Er kauerte einige Zeit so auf dem Boden und hoffte, dass er im Moment nur einen Albtraum hatte. „Steh auf, Tala“, mahnte Boris und zog seinen schweren Mantel aus. Als der Rotschopf weiterhin regungslos auf dem kalten Steinboden liegen blieb stampfte der Mann entnervt auf ihn zu und zog ihm am Kragen hoch. „Boris...bitte...nicht...“, wimmerte der Junge und dicke Tränen liefen bereits über seine Wangen. „Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du dir so etwas zu Schulden kommen lässt!“ In diesem Moment kam der Aufseher mit Bryan und Spencer zurück, welche mit großen Augen auf Boris und Tala guckten. „Ich gebe euch ein zu Hause. Ich gebe euch Essen! Ein Bett! Ich bilde euch zu den besten Bladern der Welt aus und womit dankt ihr mir das?!“ Die Stimme des Mannes wurde immer lauter, sodass Spencer und Bryan die Köpfe einzogen, während Tala versuchte sich aus dem Griff zu befreien. „Ungehorsam! Ignoranz! Diebstahl! Das ist also euer Dank für meine Bemühungen?!“ Boris packte Tala am Schopf und hielt ihn fester denn je, so dass der Junge vor Schmerz noch lauter wimmerte. Bei diesem Anblick wurde Spencer und vor allem Bryan ganz anders. Der Mann blickte einmal in die Runde und stellte fest, dass er diesmal mehr als nur eine Standpauke und feste Griffe anwenden musste, also gab er einem Aufseher ein kurzes Zeichen und dieser legte einen großen Glastank frei, welcher zur Hälfte im Boden eingelassen war. „NEIN! NICHT INS WASSER!“, rief Tala aus Angst. „Ich hoffe für dich, dass der Apfel köstlich war...“, raunte Boris und gab dem Jungen einen Schups. Mit einem uneleganten Bauchplatscher tauchte der Rotschopf in Tank ein und wedelte wild mit seinen Armen um sich. Spencer schnellte sofort einen Schritt nach vorne, doch zwei Aufseher hielten ihn zurück. „Was? Willst du mir erneut widersprechen?“, fragte ihn Boris herausfordernd. „N...nein!“, stotterte der Riese und blickte aufgeregt zwischen Boris und Tala hin und her, „er kann aber nicht schwimmen…!“ „Das weiß ich.“ „Und jetzt wollen Sie ihn einfach ersaufen lassen?“, meldete sich jetzt auch Bryan zu Wort. „Du auch noch! Willst du auch in den Tank?“ Bryan hielt in seiner Bewegung inne und blickte ebenfalls auf den großen Glaskasten, worin sich Tala immer noch abstrampelte. Der Junge biss die Zähne so heftig zusammen, dass es schmerzte. Er konnte den Rotschopf nicht ausstehen, dass war Tatsache. Dennoch konnte er nicht einfach so tatenlos zusehen. „Ihr drei habt euch zu den besten Bladern dieser Abtei heraus kristallisiert. Ihr seid die drei, welche ich besonders viel Aufmerksamkeit gab und ihr bringt mir seit dem nichts als Undankbarkeit entgegen! Das kann ich nicht dulden!“ Talas holte ein letztes Mal tief Luft, bevor sein erschöpfter Körper völlig Unterwasser tauchte. Hier und dort versuchte er noch einmal nach oben zu kommen...erfolglos. Spencer und Bryan starrten auf den Jungen, wie er immer tiefer in den Tank sank und kaum noch Regungen von sich gab. Boris verschränkte die Arme vor seiner Brust und guckte kurz auf seine Armbanduhr. Wie lange es wohl dauern würde, bis der Schock richtig saß? Bryan löste sich zuerst aus seiner Starre und blickte zu Spencer. Der Riese zitterte am ganzen Körper, seine Augen waren zwar auf den Tank gerichtet, aber er sah mehr hindurch als direkt hin. Bryan ballte seine Hände zu Fäusten und gab ein knurrendes Geräusch von sich, bevor er seine Jacke von sich riss und auf den Wassertank zu rannte. Mit einem ziemlich ungeschickten Köpfer tauchte er in das eisig kalte Wasser ein und griff nach dem Jungen, welcher mittlerweile regungslos im Wasser dümpelte. Als er wieder aufgetaucht war blickte er zu dem Riesen rüber. Dieser verstand sofort und eilte zu den beiden. „Ich hab euch!“, meinte Spencer und zog die Jungen mit Leichtigkeit aus dem Tank. Bryan kniete sich neben Tala, welcher die Augen immer noch geschlossen hatte und grübelte. „Weißt du, wie das geht?“ „Ich habe keine Ahnung!“ „Verdammte Scheiße! Mein erster Kuss soll kein Junge sein und schon gar nicht der!“, fluchte Bryan und raufte sich die Haare. Spencer blickte verwirrter denn je zwischen den beiden hin und her, blickte schließlich auf, um Boris um Hilfe anzuflehen, doch der Mann war inzwischen schon gegangen. „Sie haben uns alleine gelassen“, stotterte der Riese und riss die Augen ängstlich auf, „was machen wir jetzt?“ „Argh!“, fluchte Bryan immer noch, schwang eines seiner Beine über Tala und schlug ihm einmal kräftig mit der Faust auf den Brustkorb. Sofort riss der Rotschopf wieder die Augen auf und spuckte hastig das Wasser aus seinen Lungen, bevor er die Situation wieder richtig einzuschätzen versuchte. Verwirrt sah er Bryan mit großen Augen an, beinahe schon fassungslos. Er stützte sich auf seine Ellbogen und holte tief Luft. „Lass stecken“, grummelte Bryan und ließ erschöpft die Schultern sinken, „ich habe es nicht für dich getan...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)