Verborgene Liebe von MariLuna ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Disclaimer: die Teenage Mutant Ninja Turtles und ihre Freunde und Feinde gehören ganz allein ihren Erfindern Kevin Eastman und Peter Laird und den Mirage Studios. Ich leihe sie mir nur aus, versuche, ihren Charakteren nicht allzu viel Schaden zuzufügen und betone, dass ich nix daran verdiene.   Charaktere aus TMNT 1987-1993, aber die Zeitlinie eher so um 2005 herum...     Verborgene Liebe     1. Kapitel   Es ist Dienstagabend. April O'Neill, stadtbekannte Reporterin bei Channel 6, lümmelt auf ihrer Couch und zappt sich lustlos durchs TV-Programm. Was ist nur los mit der Welt? Wohin sie auch sieht – überall nur Liebesschnulzen, selbst die Actionfilme kommen heutzutage nicht mehr ohne Sexszenen aus. Dabei ist der Valentinstag schon längst vorbei und für den Frühling gilt das ebenso. Sogar der Sommer verabschiedet sich langsam in den Herbst, nur die ganz Tapferen stelzen jetzt noch in Minirock und Top durch die Straßen. Liegt es vielleicht daran, dass in drei Monaten Weihnachten ist? Oder wird sie bei dem Thema einfach nur langsam dünnhäutig? Nein, beschließt sie, als sie aufsteht und einen x-mal gesehen, aber immer wieder guten Splatterfilm in ihren uralten Videorekorder schiebt, das ist ganz allein Irmas Schuld. Irma, die ihr mit ihrem derzeitigen Mr. Perfect namens Howie seit einer guten Woche täglich auf die Nerven geht. Irma, die aufpassen muss, weil sie genau dadurch sehr bald nicht mehr ihre beste Freundin sein wird. Warum wird sie immer so dämlich, wenn sie einen Freund hat? Gefühlt jeder Satz fängt dann mit „Steve/ Eric/ Andrew/ Howie hat gesagt, dass...“ an, und so geht das immer munter weiter. Als hätte sie ihre eigene Meinung und ihren eigenen Verstand irgendwo abgegeben – vorzugsweise in die Hände ihres derzeitigen Freundes. Das nervt! „Ich meine, wenn ihre Kerle wenigstens gut aussehen würden“, murrt April vor sich hin, während sie es sich wieder auf der Couch bequem macht. Aber genau das tun sie leider im seltensten Fall. Dumm wie Brot sind die dabei leider auch. Was an denen Mr. Perfect sein soll, hat sie noch nie kapiert. Sowas käme ihr ja nie ins Bett. Danke, nein. Da könnte sie ja gleich mit Casey Jones gehen... uh, allein bei dem Gedanken läuft es ihr eiskalt den Rücken hinunter. Und an diesem Punkt ihrer Gedanken gibt sie auf und stellt sich der unbarmherzigen Wahrheit: es gibt einen Mann, der ihr gefällt, aber leider ist gerade der auch unerreichbar. Und da jeder andere Mann neben ihm so sehr verblasst, spart sie sich die Suche nach einem Ersatz – wofür sie sowieso keine Zeit hat, als viel beschäftigte Reporterin, die sie ist. Sie ist nicht wie Irma. Sie bleibt lieber Single, so lange, bis sie jemanden begegnet, der ihrem leider unerreichbaren Mr. Perfect das Wasser reichen kann. Auch, wenn das noch so deprimierend ist. Wie heißt es so schön – und nein, dieser Spruch stammt ausnahmsweise mal nicht von Sensei Splinter – das Herz liebt, wen es liebt. Und sie, April O'Neill, stadtbekannte Starreporterin eines stadtbekannten TV-Senders, besitzt nunmal ein sehr dummes, eigensinniges Herz.     „April, was ist das denn?“ Neugierig blättert Raphael in dem Dokumentenordner, den er auf dem Tisch entdeckt hat. „Du hast ein Dossier über den Schrottfresser? Wieso verdirbst du dir damit deine Freizeit?“ „Echt? Zeig her!“ Sofort ist Michelangelo an seiner Seite und schaut ihm über die Schulter, doch da ist schon Donatello heran und nimmt seinen allzu übergriffigen Brüdern die Mappe aus den Händen. „Leute, lasst das liegen, das gehört ihr.“ „Danke, Donatello.“ Mit brennenden Wangen nimmt April den kleinen Ordner wieder an sich und verstaut ihn diesmal in ihrem abschließbaren Sekretär. Innerlich grenzenlos verärgert über ihre eigene Leichtsinnigkeit, diese Unterlagen einfach so offen herumliegen zu lassen, versucht sie sich nach außen hin in einem verlegenen Lächeln. „Man sollte über seine Feinde eben gut informiert sein“, verteidigt sie sich und fühlt sich dabei wie die größte Verräterin unter der Sonne. Shredder ist nicht ihr Feind. Feinde wünschen einander nur das Schlechteste - und zwar gegenseitig. „Über seine Konfektionsgröße?“ stichelt Raphael mit all der Gemeinheit eines Teenagers, der die komplizierte Welt der Erwachsenen verachtet. „Und seine Schuhgröße?“ schlägt Michelangelo kichernd in dieselbe Kerbe. April zieht eine betont arrogante Miene. Sie fühlt sich ertappt, aber sie ist keinem der Vier Rechenschaft schuldig. Sie klettern einfach durchs Fenster, stören sie bei ihrem wohlverdienten Feierabend, plündern ihren Kühlschrank und wühlen in ihren Sachen herum – bei aller Freundschaft, auch ihre Nachsicht hat ihre Grenzen! „Natürlich“, gibt sie daher schnippisch zurück. „Ich überlege mir nämlich, mit ihm mal zum Shoppen zu gehen. Ich sehe ihn seit Jahren immer nur in demselben Outfit herumrennen. Das ist einfach nur traurig.“ Darüber brechen die drei erstmal in lautes Gelächter aus, und sogar der immer so ernste Leonardo, der sich an dem kindischen Getue seiner Brüder nicht beteiligt und stattdessen die aufgewärmte Pizza aus dem Ofen geholt hat, zeigt ein amüsiertes Lächeln. „Ist seine Berufskleidung“, sagt er, während er die Pizza in vier gleich große Stücke schneidet und auf Tellern verteilt. „Wie dein gelber Jumpsuit.“ „Seid ihr aus einem bestimmten Grund hier?“ wechselt sie schnell das Thema und täuscht auch gleich die sensationslüsterne Reporterin vor: „Ist irgend etwas passiert? Versucht Krang wieder die Welt zu erobern? Oder ist Baxter Stockman mit seinem Supercomputer wieder aufgetaucht?“ Sie hasst Baxter Stockman, der Kerl ist wirklich verrückt und seit er mit dieser KI unter einer Decke steckt, ist er zu einer richtigen Gefahr geworden. Die beiden haben Shredder und Krang das letzte Mal ziemlich übel mitgespielt, und das heißt schon etwas. „Heute ist Donnerstag“, erwidert Michelangelo aufgekratzt. „Der neue Star-Trek-Film läuft an. Wir wollten fragen, ob du uns ins Kino einlädst.“ Das ist dreist, aber auch eine gute Idee. Etwas Ablenkung tut ihr bestimmt gut. Sie kann schließlich nicht jeden Abend auf der Couch vor sich hinbrüten und sich in Selbstmitleid suhlen, also stimmt sie zu.     Sie erwähnen ihr Shredder-Dossier den ganzen Abend über und auch die folgenden Tage nicht mehr und sie glaubt schon, damit wäre die Sache ausgestanden. Dass sie sich darin gründlich getäuscht hat, stellt sie Sonntagabend fest, als sie, erschöpft und genervt von allem und jedem – vor allem natürlich von ihrem Chef und Irma – von Channel 6 nach Hause kommt. Nie wieder springt sie so kurzfristig für einen Kollegen ein, den sie kaum kennt! Sie hasst diese Pressekonferenzen des Bürgermeisters – heute ist sie mehr denn je davon überzeugt, dass der Kerl das nur immer Sonntags macht, weil er so tun will, als arbeite er auch an Tagen, an denen normale Werktätige frei haben. Für eine gute Story seine freien Tage zu opfern ist für sie selbstverständlich – aber das gilt nicht für die Selbstbeweihräucherung des Bürgermeisters. Sie freut sich schon so auf ihre Couch und einen ruhigen Abend!  Doch daraus wird leider nichts, wie sie schnell feststellen muss. Denn sie wird schon erwartet. Im Flur begrüßt sie niemand geringerer als Sensei Splinter höchstpersönlich. Fassungslos starrt sie ihn an. Von seinen Söhnen ist sie dieses Benehmen ja gewohnt, aber von ihm hätte sie bessere Manieren erwartet. Das ist immer noch ihre Wohnung! Er ist allein – was sie nur noch misstrauischer macht. Aber bevor sie auch nur den Mund öffnen kann, um ihm eine dementsprechende Frage zu stellen, erklärt er ihr sein Begehr: „Bitte entschuldige mein Eindringen, April. Und bitte sorge dich auch nicht: meinen Söhnen geht es gut, sie sind Zuhause, wo sie, wie ich hoffe, keinen Unsinn anstellen, nur, weil ich mal für ein paar Stunden hier oben bin. Sie wissen nicht, dass ich hier bei dir bin und ich würde es vorziehen, wenn das auch weiterhin unter uns bleibt.“ Sie nickt zögernd. Allmählich weicht ihr Zorn der Neugier. Aber er ist noch nicht fertig: „Ich suche dieses Gespräch mit dir, weil meine Söhne mir etwas erzählt haben, was mich irritiert. Du hast Recherchen über Shredder ausgeführt? Kann ich mir die Ergebnisse bitte mal ansehen?“ „Wieso?“ fragt sie barsch zurück und hätte sich am liebsten sofort dafür die Zunge abgebissen. „Ich bin Reporterin. Da ist es doch logisch, dass ich mehr über ihn herausfinden will, oder? Eine gute Story lebt von ihren detailgetreuen Recherchen. Es sind nur Recherchen. Ich habe damit vor Jahren schon angefangen und aktualisiere, wann immer eine neue Information hinzukommt. Sagt Ihr selbst nicht immer: kenne deinen Feind?“ Sie will nicht unhöflich sein, also schlüpft sie schnell aus Schuhen und Mantel und führt ihn dann in ihre Wohnküche, wo sie einladend auf einen Barhocker an der Küchentheke deutet und sich dann daran macht, ihm und sich selbst einen Kräutertee aufzubrühen. Während der ganzen Zeit steht ihre letzte herausfordernde Frage unkommentiert im Raum. Sensei Splinter scheint sehr lange mit sich zu ringen, doch dann, genau in jenem Moment, wo sie ihm seine gefüllte Tasse zuschiebt, entweicht ihm ein tonloser Seufzer. Ein unendlich sanfter Blick aus braunen Rattenaugen trifft sie. „Ich habe lange darüber nachgedacht und ich bin beunruhigt, denn diese Obsession ist nicht deine Art. Also sage es mir ganz ehrlich, meine liebe, gute Freundin: hast du vor, diese Informationen irgendwann einmal gegen ihn zu verwenden?“ Um ihr Erstaunen zu verbergen, nimmt sie erst einmal einen kräftigen Schluck. Und während der heiße Tee langsam ihre Kehle hinunterrinnt, überschlagen sich ihre Gedanken regelrecht. Sie wüsste nicht, wie sie das, was in ihrem kleinen Dossier steht, auch nur annähernd gegen Shredder verwenden könnte und sie ist sich sicher, dass die Turtles ihrem Meister bestimmt das von der Schuh- und Konfektionsgröße erzählt haben. Doch irgendwie scheint Splinter zu befürchten, dass noch andere Informationen in ihren Unterlagen stehen, dass sie über etwas weitaus Ernsteres gestolpert ist, und das weckt jetzt wirklich ihren Spürsinn. „Es ist immer gut, etwas in der Hinterhand zu haben“, meint sie daher gedehnt und schickt noch ein kleines, verschwörerisches Lächeln hinterher. Seine Ohren stellen sich alarmiert auf und sogar sein Fell sträubt sich – beinahe unmerklich, aber sie hat inzwischen ein geübtes Auge, was seine Körpersprache betrifft. „Ich bitte dich, dir das zu überlegen. Bitte denke daran, dass du damit auch meine Ehre besudelst. Der Name Hamato Yoshi ist in der Welt der Kampfkünste immer noch verknüpft mit dem ehrenhaften Shidoshi eines angesehenen Dojos. Ich bin jetzt zwar eine Ratte und lebe in der Kanalisation, aber ich möchte, dass wenigstens mein Name rein bleibt.“ April gelingt es, ihre Miene völlig unbewegt zu lassen. Wovon, zum Teufel, redet er da? „Ich verstehe Eure Beweggründe, Sensei, aber ich bin nicht überzeugt.“ „April, die Gerüchte sind nicht wahr. Sie wurden von neidischen, bösartigen Menschen in die Welt gesetzt. Er war nur mein Schüler. Zugegeben, der beste, den ich je hatte. Aber ich habe ihn nie bevorzugt und ich habe ihn auch ganz gewiss niemals angerührt.“ Scheiße – was? Fast wäre ihr die Tasse aus der Hand geglitten. Und trotzdem gelingt es ihr irgendwie, weiterhin die Ungerührte zu spielen. „Sensei“, selten zuvor hat sie jedes ihrer Worte so gründlich abgewogen, „Sie wissen doch selbst: Gerüchte können nur durch die Wahrheit besiegt werden. Auch wenn ich diese Gerüchte niemals geglaubt habe, meint Ihr nicht, es wäre an der Zeit, mir die Wahrheit zu sagen?“ Täuschen, lügen und tricksen liegt ihr nicht, auch, wenn es manchmal zu ihrem Job gehört – es gehört nicht zu ihrem Job, ihre Freunde zu manipulieren, aber man kann auch nicht behaupten, dass es ihr Splinter besonders schwer macht. Das scheint ihm schon viel zu lange auf der Seele zu brennen, sie hat den Eindruck, dass er ganz froh ist, endlich seine Version der Geschichte zu erzählen – und diesmal alles.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)