Ich gehöre ganz dir von Schneeregen ================================================================================ Mika ---- Die Tür fällt hinter uns in Schloss. Yuu hält mein Handgelenk umklammert und zieht mich hinter ihm her. Er setzt sich vor mir auf die Chaiselongue und grinst zu mir hoch: „Ich habe doch gesagt, du kannst mein Blut trinken!“ Ich stehe etwas verloren vor ihm. Wie kann er das so locker nehmen? Es ist mir immer noch unangenehm, dass ich von seinem Blut abhängig bin. Und er gibt es mir so einfach. Dabei will ich sein Blut doch gar nicht... Yuu knöpft sein Hemd auf und rollt die Arme hoch. Ich schlucke. Langsam steigt der Blutdurst in mir auf, doch ich versuche das Verlangen zu ignorieren. „Du brauchst Blut zum überleben“, fährt Yuu fort. „Also ist es okay, wenn du mein Blut trinkst. Du musst deshalb kein schlechtes Gewissen haben.“ Aber ich habe ein schlechtes Gewissen. Yuu opfert sich so einfach für mich auf. Er lächelt mich an und tut als wäre es das normalste auf der Welt. Ein angenehmes Gefühl erfüllt meine Brust. Yuu schafft es immer wieder, mich daran zu erinnern, dass ich immer noch wie ein Mensch fühlen kann. Ich trete den Schritt näher, knie mich auf die Chaiselongue und nehme sein Handgelenk. Was tue ich hier? Warum gebe ich diesem Drang nach Blut nach? Hitze steigt in mir auf. Ich will Blut. Nein. Ich brauche Blut. Ich drehe den Kopf und sehe ihn an. Yuu. Dann fährt mein Blick hinunter zu seinem Hals. Ich will ihn in den Hals beißen. Ich will sein Blut. Mit zitternden Händen packe ich ihn bei den Schultern. Der Vampirinstinkt lässt mich die Zähne fletschen. Das bin nicht ich. Ich will nicht Yuus Blut. Ich will Yuu nahe sein. Ich kämpfe dagegen an. Mein gesamter Körper zittert. Ich will nicht diesem Drang nachgeben. Ich will das Gefühl zurück, mit dem es anfing. „Was ist?“, fragt Yuu besorgt. Ich wage es nicht ihn anzusehen und starre hinunter auf die Couch. Was ist los mit mir? „Yuu. Ich will -“ Ich weiß nicht einmal, was ich sagen will. In meinem Kopf geht alles durcheinander. Das heiße Verlangen nach Blut pocht in meinen Schläfen. „Es ist okay, Mika.“ Yuu legt die Hand auf meinen Hinterkopf.Ich spüre die sanfte Berührung. Das Pochen wird leiser und erlischt schließlich. Ein angenehmes Gefühl breit sich in mir aus und vertreibt das Verlangen nach Blut. Ich bin über ihn gebeugt, meine Hände immer noch an seinem Schultern. Er sieht mir in die Augen. Ein ganz anderer Drang steigt in mir auf. Sooft habe ich darüber nachgedacht, wie es wäre Yuu zu küssen. Ich hatte den Gedanken immer weggeschoben. Ich bin nicht menschlich. Yuu würde das nicht wollen. Doch in diesem Moment spüre ich es. Die sanfte Art, wie Yuu mich ansieht. Er grinst mich an und fügt hinzu: „Ich gehöre ganz dir.“ Ich weiß genau, dass nicht so gemeint hat, wie es in meinem Kopf ankommt. Oder hat er? Hitze steigt in meine Wangen auf. Was wenn er es doch so gemeint hat? Ich weiß schon nicht mehr, was ich glauben soll. Will ich Yuu überhaupt küssen? Wie sich das anfühlt? Wie Yuus Lippen sich wohl anfühlen? Sollte ich es vielleicht einfach tun? Ich will es tun. Vorsichtig beuge ich mich zu ihm vor. Mein Kopf ist wie leer gefegt. Langsam komme ich ihn näher. Alles in mir zieht sich vor Anspannung zusammen. Dann lege ich meine Lippen auf Yuus. Warm. Yuus Lippen sind warm. Doch unter meinen Fingern spüre ich Yuus Muskeln zusammen zucken. Was habe ich getan? Erschrocken weiche ich zurück. Mein Atem rast. „Entschuldige, Yuu. Ich -“, presse ich heraus. Wie hatte ich nur auf die Idee kommen können? Yuu sieht mich fragend an. Sein Blick ist so klar. Müsste er mich nicht jetzt hassen? Warum sieht er mich so an? „Yuu. Ich wollte nicht...“, setzte ich erneut an. Doch die richtigen Worte wollen mir immer noch nicht einfallen. Ich wollte ihn nicht küssen? Ich wollte ihn nicht verletzten. Yuu legt seine Hände auf meine Wangen. Seine Berührung brennt auf meiner überhitzten Haut. Er sieht mich eindringlich an. Wie hatte ich das jemals riskieren können? Ich spüre den Ruck und dann Yuus Lippen auf meinen. Sanft drückt er seinen Kopf gegen meinen und zieht mich näher zu ihm. Meine Brust zieht sich zusammen. Es fühlte sich fast an, als hätte ich wieder einen Herzschlag. Langsam schließe ich die Augen und genieße die Berührung. Doch Yuu hat keine Ahnung wie man küsst. Er verharrt in der Position. Scheinbar muss ich ihm zeigen, wie das geht. Ich öffne meine Lippen und er tut es mir gleich. Vorsichtig schiebe ich meine Zunge vor und spüre das angenehme Kribbeln, als ich seine berühre. Das ist besser, als ich es mir je hätte vorstellen können. Yuus Unsicherheit verfliegt mit der Zeit. Ich merke, wie sein Kuss fordernder wird. Er schiebt den Kopf vor und berührt meine Zunge so, dass mir das Kribbeln sanft den Rücken hinunter läuft. Ich taste nach seiner Hand und drücke ihn vorsichtig nach hinten, bis er mit dem Rücken auf der Chaiselongue liegt. Ich beuge mich über ihn und küsse ihn erneut. Meine Finger umschließen seine. Ich spüre seinen Körper an meinem. Seine Wärme. Sein Herzschlag. Fast so als wäre es mein eigener. Das war es, für das ich überlebt hatte. Für dieses Gefühl. Dieses Gefühl, das nur Yuu mir geben konnte. Das Gefühl, am Leben zu sein. Vorsichtig schließt Yuu seine Lippen und zieht den Kopf ein Stück zurück. Langsam öffne ich die Augen. Mein Atem geht schnell. Erst jetzt bemerke ich, wie angespannt ich bin. Doch Yuu sieht mich einfach nur an, seine Wangen sind gerötet, aber er lächelt. „Ich liebe dich, Mika.“ Die Worte kommen so plötzlich, dass mein Kopf sie überhaupt nicht verarbeiten kann. Panisch gebe ich dem ersten Impuls nach, der mich durchzuckt. Ich drücke mich hoch. Mein Kopf glüht. Wieso sagt Yuu so etwas? Warum? Warum zu mir? Ich merke, wie Yuu sich aufrichtet. „Was ist? War etwas falsch daran?“ In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Das hat er nicht wirklich gesagt. Doch das hat er. Aber er meint das nicht so. Ich bin wütend. Wütend auf Yuu, dass er so etwas sagt, ohne die genaue Bedeutung zu kennen. „Sowas sagt man nicht so einfach, Yuu!“ „Aber Asuramaru hat gesagt-“, setzt Yuu an und ich halte augenblicklich inne. „Du hast... mit deinem Dämon darüber geredet?“ „Ja, wieso?“ Nur langsam setzt sich alles in meinem Kopf zusammen und ich verstehe. Das ist so typisch. Das ist so typisch für Yuu. Die Anspannung fällt von mir. Etwas drückt in meine Brust und erst als ich den Mund öffne, kommt es heraus. Ich lache. Ich hatte seit Ewigkeiten nicht mehr gelacht. Yuu steigt in mein Lachen ein. Es hört überhaupt nicht.auf. Mein Bauch schmerzt, als ich mich langsam beruhige. Mit dem Handrücken wische ich mir die Tränen aus dem Augen. Ich fühle mich glücklich. Einfach nur glücklich. Ich kann Yuus Worte nicht zurück geben, aber ich will es ihm trotzdem sagen: „Ich mag dich, Yuu.“ Es fühlt sich an, als würde mir mit den Worten eine Last abgenommen werden, die ich seit Jahren mit mir herum geschleppt hatte. Ich lege meine Stirn auf Yuus und schließe die Augen. Ich hab es gesagt, was Yuu mir bedeutet. Was er mir immer bedeutet hat. „Sag mal, Mika.“, flüstert Yuu. „Wolltest du nicht mein Blut trinken?“ Ich öffne die Augen und sehe ihn an. „Ja...“ Eigentlich wollte ich das. Warum erinnert er mich gerade jetzt daran? Ich habe Angst dieses warme Gefühl zu verlieren, das Yuu mir gibt und mich dem Drang hinzugeben sein Blut zu trinken. Wobei es mich reizt, zu wissen, ob es jetzt anders ist. Kann ich diesem Drang widerstehen? Mit meiner Hand fahre ich seinen Hals entlang und unter sein Hemd. Ich schiebe den Stoff zur Seite. Meine Schläfen pochen dumpf. Doch das Gefühl beherrscht mich nicht. Ich beuge mich vor und beiße vorsichtig zu. Yuu zuckt leicht zusammen und ich löse den Biss etwas. Warmes Blut. Yuus Blut fließt in meinen Mund. Sonst muss ich immer dagegen ankämpfen, nicht zu gierig zu sein, nicht zu viel von Yuus Blut zu trinken. Doch diesmal? Diesmal habe immer noch die volle Kontrolle darüber. Ich öffne den Mund und fahre mit der Zunge über Yuus Haut. Yuu zuckt leicht unter meiner Berührung. Ich schmecke Yuus Blut immer noch in meinem Mund. So gut hat sich das noch nie angefühlt. Ich will erneut zubeißen, als Yuu seine Hand auf meine Wange legt. Er drückt meinen Kopf leicht zur Seite und bevor ich realisiere, was passiert, hat er mich geküsst. Seine Zunge öffnet meine Lippen. Er muss das Blut genauso schmecken. Das muss ihn doch anwidern. Doch er weicht nicht vor mir zurück. Im Gegenteil. Er kommt mir immer näher, und drängt mich zurück. Ich stützte mich auf dem Polster ab, um dagegen zuhalten. Er sitzt bereits auf meinem Schoss, seine Hände fahren durch meine Haare, als er inne hält. Sein Gesicht ist über meinem. „Willst du dich nicht mal zurück lehnen?“ Yuu sieht mich fragend an. Erst jetzt merke, ich dass ich die ganze Zeit versucht hatte mich aufrecht zu halten. Dass ich mich unbewusst gegen Yuus Versuche gewehrt hatte, die Kontrolle zu übernehmen. Ich kann die Kontrolle nicht abgeben. Das habe ich noch nie gekonnt. „Das habe ich gar nicht bemerkt...“, muss ich zugeben und kratze mir gedankenverloren am Kopf. Wieso hatte ich das nicht bemerkt? Yuus Hände legen sich auf meine Wangen. Seine Finger streichen über meine Haut und er grinst mich an: „Du musst dir keine Gedanken machen. Vertrau mir, Mika.“ Ich möchte ihm vertrauen. Langsam löst sich meine starre Hand, die mich die ganze Zeit aufrecht gehalten hat. Vielleicht hat Yuu Recht, vielleicht war es Angst, die mich zurück hielt. Wie er mich ansieht, bringt meine Wangen zum Glühen. Er hält mein Gesicht in seinen Händen und kommt mir immer näher. Bevor er mich küsst flüstert er: „Ich gehöre ganz dir.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)