Evolition von Charly89 (Hoenn und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 29: Spiele spielen -------------------------- Schnuff strahlt mich an. „Schön, dass du endlich da bist.“ „Was die Frage aufwirft, wo du gewesen bist.“ Sam sieht mich scharfsinnig an, mit diesem leichten Schmunzeln im Gesicht. „Ähm …“ Tja, und nun? Was erzähl ich bloß? „Sie ist Chief und Leonore hinterher geschlichen“, erklärt mein Bruder völlig ohne Vorbehalte, bevor ich einen klaren Gedanken fassen kann. Ich sehe ihn an, mehr überrascht wie sauer. „Woher …?“ „Wo hättest du sonst hinwollen? So heimlich vor allem“, rechtfertigt er sich. Ja, ich bin platt. Manchmal vergesse ich, dass mein „kleiner“ Bruder zwar zart und sanft ist, aber alles andere als dämlich. Ich schmolle, weil ich mich ertappt fühle, und weil ich doof bin. „Ach was?“, amüsiert sich Sam. „Was gab es denn so Spannendes?“ Er legt den Kopf schief und sieht mich schelmisch an. Ich mustere ihn und dieses wissende Funkeln in seinen Augen lässt mich vermuten, dass er eine Ahnung hat, worum es bei dem Gespräch ging. Ich will nicht mit Sam darüber reden, dass er uns offenbar begleitet; keine Ahnung warum, aber ich will es einfach nicht. „Keine Ahnung“, flüchte ich mich in eine Halbwahrheit, „Sie haben mich bemerkt, bevor ich etwas hören konnte.“ „Ah, deswegen sahst du vorhin so geknickt aus“, vermutet Schnuff, „Du hast mal wieder ordentlich Ärger bekommen.“ „Mal wieder?“, hakt Sam belustigt ein. „Ist das so dein Ding? Heimlichkeiten machen und dann dafür Ärger bekommen?“ Woah. Gut das ich Fell habe, sonst hätte man mir jetzt beim Rotanlaufen zu sehen können. Ich versuche mir einzureden, dass das a) an meiner Vorliebe für Zweideutigkeiten liegt und b) an dem Umstand, dass ich erwachsen bin und dementsprechend irgendwie andere Assoziationen im Kopf habe. „Hab dich!“, brüllt es aus einiger Entfernung. Wir drehen uns alle zeitgleich um und beobachten, wie Scharte nachdem er ein mir unbekanntes Evoli „gefangen“ hat, direkt weiter sprintet. Mir dämmert, warum Schnuff und Sam abseits waren. „Die spielen Fangen“, stelle ich möglichst neutral fest. „Hm. Die haben mich ständig erwischt“, murmelt mein Bruder geknickt. Mir tut mein Bruder leid. Ich sehe kurz zu Sam, der den Kopf ein wenig in die andere Richtung neigt, um mich nicht anzusehen. Ich vermute mal, dass er schnell gemerkt hat, dass meinem Bruder auch das so überhaupt nicht liegt. Und damit er nicht allein ist, hat er ihm Gesellschaft geleistet; aber offenbar will er nicht, dass ich das weiß. „Es wäre toll, wenn Sam zum Flamara-Clan gehören würde“, sagt Schnuff gedankenverloren. Mir stellen sich die Nackenhaare auf. Wie kommt er denn jetzt so plötzlich auf den Gedanken? Ich sehe zu Sam, der mich schelmisch angrinst, aber nichts sagt. Ich sehe wieder weg und beobachte Scharte. Plötzlich kommt mir ein Gedanke. „Los kommt!“, fordere ich und laufe los. „Wo willst du hin?“, fragt Schnuff mich hörbar besorgt. „Wir gehen spielen“, antworte ich lachend. „Aber …“, stottert mein Bruder. „Ich denke, deine Schwester hatte gerade irgendeinen Geistesblitz“, lacht Sam und trottet uns nach. Unten bei den anderen angekommen ist die Fangen-Runde gerade zu Ende. Scharte sieht uns und freut sich sichtlich. „Da seid ihr ja!“ „Ja, da sind wir“, freu ich mich ein wenig zu überschwänglich zurück. „Wir würden gern mitspielen, aber eher kein Fangen.“ „Ach?“, fragt es von der Seite. Cleo sieht sofort zu Schnuff, der neben mir steht wie ein Schluck Wasser. „Ja, mit meinen Rippen ist Rennen keine gute Idee“, antworte ich bissig. Blöde Bitch! Wie kann man nur so wenig emphatisch und übertrieben eingebildet gleichzeitig sein? Im Gegensatz zu Cleo scheint Scharte langsam Lunte zu riechen, dass seine Herzdame und ich uns nicht unbedingt grün sind, also redet er schnell weiter: „Was schlägst du vor?“ „Wie wäre es mit Verstecken?“, frage ich grinsend. Scharte rümpft kurz die Nase. Ich weiß, dass er nicht gut im Versteck spielen ist, weder beim Suchen noch beim Verstecken, aber Schnuff ist ein großartiger Sucher. Und das weiß er. Ich sehe ihn also eindringlich und streng an und der Groschen fällt tatsächlich. Es klingt vielleicht doof, aber genau das bestätigt mich, dass es richtig ist, meinem blöden Bruder den Tapetenwechsel zu ermöglichen. Rücksichtnahme war nie seine Stärke, vor allem nicht Schnuff gegenüber, und nun erklärt er sich euphorisch bereit, Verstecken zu spielen, obwohl er es hasst. „Schnuff sucht als erster!“, tönt Scharte und grinst unseren Bruder an. Der weiß gar nicht wie ihm geschieht und blinzelt erstaunt, bevor er begeistert nickt. „Aber bis 20 zählen, weil Scharte und ich uns ja nicht so auskennen hier“, füge ich noch hinzu. Ja, Sam, ich sehe das du mich neugierig musterst, weil du offenbar sehr viel schlauer bist, wie die anderen hier und natürlich richtig vermutest, dass ich etwas im Schilde führe. Schnuff rollt sich zusammen, legt sich Pfoten und Schweif über die Augen, und beginnt laut zu zählen. Alle Evoli sprinten auseinander und eilen lachend davon. Ich drehe mich um die eigene Achse und versuche mir zu merken, welche Laufwege die anderen genommen habe. Anschließend warte ich kurz und laufe los, hin und her, schaue mich um, laufe zurück und in die andere Richtung, stehe wieder unschlüssig da, bis ich schließlich bei 12 erst tatsächlich losmache um mir ein Versteck zu suchen. Ich ducke mich unweit von Schnuff hinter einem Stein weg und muss grinsen. „Was genau, hast da gemacht?“, flüstert es ziemlich dicht bei mir. Erschrocken sehe ich nach hinten. „Wo …?“ Kommst du her, zum Teufel noch eins?! Sam liegt da halb hinter mir und sieht mich neugierig an und ich schwanke zwischen Entsetzen, Wut und Unverständnis, dass ich ihn nicht früher bemerkt habe. Er legt den Kopf schief und zieht eine Augenbraue fragend hoch. Ich seufze. „Okay. Schnuff ist kein guter Kämpfer, kein guter Renner, kein … eigentlich alles, was mit körperlicher Anstrengung zu tun hat liegt ihm nicht. Aber“, ich mache eine Pause und sehe zu meinem Bruder, der gerade fertig geworden ist mit Zählen, „Er hat die beste Spürnase die ich kenne. Ich würde meinen Pfote ins Feuer legen, dass er einer Duftspur selbst gegen den Wind meilenweit folgen könnte.“ Sam kommt bäuchlings weiter vorgekrochen und sieht neugierig um den Stein. Wir beobachten Schnuff, wie er mit der Nase über dem Boden einige Schritte hin und her macht, dann hält er inne, sein Ohr zuckt kurz und er grinst. Danach läuft er wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen los. Zielsicher findet er die ersten beiden Evoli. „Du hast ihm Fährten gelegt, wo die anderen sind“, murmelt Sam anerkennend. „Meinen Geruch kennt er, aber den der anderen nicht. Sagen wir, ich habe ihn die Startpunkte markiert“, erkläre ich grinsend. „Den Rest schafft er problemlos allein.“ Innerhalb weniger Minuten hat Schnuff alle gefunden, inklusive Scharte, mich und Sam. Und ja er ist stolz und freut sich, vor allem über die anerkennenden Worte der anderen Evoli. Selbst Cleo lässt sich zu einem „Nicht schlecht“ hinreißen. Ich lächle glücklich: Mission erfolgreich. Ruhige Spiele liegen den Mitgliedern des Blitza-Clans offenbar nicht, also geht es nach der zweiten Runde Verstecken wieder energiegeladener und rauer zu. Schnuff und ich suchen uns ein schattiges Plätzchen und werden, kaum, dass wir liegen, direkt von Sam aufgesucht, der sich ohne zu fragen zu uns setzt. „Ob wir beim Flamara-Clan auch eine Zeremonie bekommen?“, fragt Schnuff aus dem Nichts. „Soweit ich weiß, ja“, sagt Sam. „Oh, was passiert da?“, hakt mein Bruder direkt neugierig nach. Sam lacht. „Wenn ich es verrate, ist es keine Überraschung mehr.“ Ich muss Schmunzeln, den Spruch haben wir schon einmal gehört. „Gibt es bei den Flamara eine Prüfung?“, erkundigt sich Schnuff weiter. Ich sehe wie Sam meinen Bruder mustert. Und ich sehe ihm dem Schalk im Nacken förmlich an, als er mir kurz zuzwinkert. „Oh ja“, sagt er und nickt. „Bestimmt sogar. Es muss immer eine Prüfung gemacht werden, um zu beweisen, dass man würdig ist.“ „Was?!“ Schnuff ist sichtlich schockiert. „Aber … aber … Scharte …“ „Hat sich auch bewiese“, erkläre ich wie selbstverständlich. „Er hat das Kaumalat fertiggemacht. Ich meine, wenn das kein Beweis ist, dass er würdig ist dem Blitza-Clan anzugehören, dann weiß ich auch nicht.“ Mit schockiertem Blick sieht mein Bruder zwischen Sam und mir hin und her, bis wir beide lachen müssen. „Ihr seid doof!“, beschwert er sich daraufhin und schmollt. Während ich das Lachen bereue, weil es fies in der Seite sticht, taucht Scharte unvermittelt auf. „Ich habe meinen Namen gehört?“ „Ja, ich habe gerade erzählt was für ein Blödmann du bist“, sage ich grinsend. „Und wie lieb wir dich haben“, füge ich an, bevor er dazu kommt etwas zu antworten. Ihm ist mein „Liebesgeständnis“ sichtlich unangenehm und er räuspert sich. Zwei Blitza tauchen auf, eins davon ist Lucy, das andere kenne ich nicht. „Da bist du ja“, lächelt Lucy und sieht Scharte fröhlich an. „Komm, wir müssen dich hübsch machen“, flötet das andere. Plötzlich steht Cleo mit auf der Matte. „Mama, darf ich mit?“ Mama? Ich grinse und sehe meinen Bruder an, dem der Umstand, dass er scheinbar von der Mutter seiner Herzdame „hübsch gemacht“ wird, so gar nicht behagt. „Nein, mein Schatz“, wiegelt Cleos Mutter streng ab, „Du kennst die Vorschriften.“ Alles Schmollen und Nörgeln hilft nichts, Cleo bleibt zurück, während ihre Mutter und Lucy mit Scharte verschwinden. „Da seid ihr“, tönt es plötzlich. Wir sehen uns im Verbund um. Chilli kommt gerade zu uns, gefolgt von Chief der merkwürdig schmunzelt, als sein Blick mich und Sam erhascht. „Die Zeremonie beginnt bald, also versammeln sich alle in der großen Höhle“, erklärt Chilli. Wir machen uns also auf die Pfoten, genau wie die anderen Evoli. Unterwegs tauchen auch mehr und mehr Blitza auf, die offensichtlich dasselbe Ziel haben wie wir. Angekommen in der großen Höhle gehen mir die Augen über. Alles ist geschmückt und sieht unfassbar festlich aus. Es hängen Blumengirlanden und Ranken unter der Decke, kunstvolle Laternen stehen überall, bunte Moose wurden platziert und es wirkt eher so, als wären wir … „Ein bisschen wie im Wald“, flüstert Schnuff. „Ja“, stimme ich erstaunt zu. „Wie haben die Blitza das alles hierhergeschafft?“ Wir sind auf einem Berg, im Umland habe ich absolut nichts Grünes gesehen; woher stammt das alles also? Und dann auch noch die kurze Zeit; heute Morgen war hier noch nichts. Das ist wirklich erstaunlich und kaum zu glauben. „Das ist verrückt“, stelle ich begeistert fest. Schnuff tapst staunend umher und als er weit genug weg ist, scheint jemand seine Chance zu wittern. „Hör mal“, werde ich von der Seite angesprochen, „Was ist los mit dir?“ Ich sehe neben mich und da hockt Sam. Toll, ganz toll. „Was soll sein?“, frag ich kühl zurück. „Du bist ziemlich grantig“, stell er unverblümt fest und sieht mich schief an. „Und?“, zicke ich zurück. „Vor ein paar Tagen warst du nicht so“, säuselt er fast süßlich und grinst frech. Vor ein paar Tagen wusste ich auch noch nicht, dass ich ein Mensch bin und eigentlich in meiner Welt sein sollte. Und Arceus hat mich ausgetrickst und anschließend erpresst. Und ich weiß, dass du uns in die Wüste begleitest, was ich mal so überhaupt nicht möchte. „Kann sein“, seufze ich. „Jetzt mit der Zeremonie ist das plötzlich alles so real, dass Scharte hierbleibt und so.“ Sam sieht sich in der Höhle um. „Hm, möglich, aber …“ „Aber was?“, murre ich. Sein Blick geht wieder zu mir, er mustert mich eingehend. „Weiß nicht. Irgendetwas sagt mir, dass es etwas Anderes ist.“ Du schlauer Fuchs. Irgendwie verstehe ich, dass er nicht unbedingt im Blitza-Clan bleiben möchte. Nein, ich will nicht sagen, dass ich die Blitza als „dumm“ einschätze, aber ihre Qualitäten liegen nicht unbedingt in dem Bereichen Intelligenz und „Zwischen den Zeilen“ und „um die Ecke denken“, wie man an Cleo und auch ein bisschen an Leon sieht. Aber ich kann nicht die Wahrheit sagen. Nicht nur, weil ich es Chief versprochen haben, sondern, weil mir mit Sicherheit niemand glauben wird. Eher werde ich als Irre abgestempelt. Also … „Ich kann es dir nicht erklären“, versuche ich ihn zu beschwichtigen. „Warum?“, hakt er unverblümt weiter nach. Lass mich doch einfach in Ruhe! Ich seufze und brumme und lasse den Kopf hängen. Komm schon Gehirn, arbeite mit! „Ich habe es jemandem versprochen, der mir sehr wichtig ist“, erkläre ich und sehe Sam fest in die Augen. Er beobachtet mich einige Zeit, als wolle er wirklich sichergehen, dass ich ihn nicht anlüge. „Okay.“ „Okay?“, frage ich überrascht. „Ja. Okay.“ „Du nervst mich deswegen und jetzt ist es einfach okay?“ Ich sehe ihn ungläubig an. Sam grinst, zwinkert mir zu und geht einfach weg. Ich bleibe verdutzt und sprachlos zurück. Was war das denn jetzt wieder? Ich werde einfach nicht schlau aus diesem Evoli. Ein Raunen geht durch die Höhle und ich sehe mich um. Leonore hat gerade den Felsvorsprung betreten, die Zeremonie beginnt offensichtlich. Ich husche schnell zu Schnuff und den Flamara. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)