Morgenstern von totalwarANGEL ================================================================================ Kapitel 3: Duell der Waffenmeister ---------------------------------- 🌢 In all der Finsternis brannten die Lichtstrahlen, welche durch das kleine, hochgelegene Fenster drangen, wie Säure in den Augen. Es war stickig und einen Atemzug zu nehmen, fühlte sich an, wie heiße Asche aufsaugen. Der Gestank von menschlichem Urin und Exkrementen verewigte sich mit jeder Inhalation in der Nase, wie ein Brandzeichen auf dem Leib einer Milchkuh. Aufgeschreckt von einer plötzlichen Bewegung, huschten mehrere Ratten in verschiedene Richtungen über den schmutzigen Boden. Ein Mann in abgerissenen Lumpen erhob sich in seiner winzigen Zelle und umklammerte die eisernen Gitterstäbe. Unentwegt rüttelte er verzweifelt am Metall. Er wurde nicht müde vom Versuch, die Gitter niederzureißen. “Lasst mich endlich raus”, brüllte er so kräftig, wie es seine Lungen in all dem Schmutz und Dreck hergaben. “Gebt es auf, Mann”, sprach ein anderer Mann lethargisch und frei von jeder Zuversicht. “Sie werden uns nicht mehr freigeben.” “Ich will hier raus!” “Niemand kommt hier wieder raus!”, versicherte eine Gestalt tief in der Dunkelheit. “Irgendwann kommen sie einen hohlen. Und dann ist man nie wieder gesehen.” “Hey!”, setzte der Verzweifelte sein Brüllen fort. “Hey, ich habe Familie! Lasst mich raus!” Quietschend öffnete sich die schwere Eisentür und ein Kerkerwächter mit einem Band um den Oberarm trat ein. Ihm folgten zwei Lakaien mit einem Wagen. Auf ihm befand sich ein Kessel, ein paar schmutzige Schüsseln und eine von Resten vergangener Mahlzeiten verkrustete Kelle. Der Mann löste das Band an seinem Arm und schnürte es um die Stirn. “Essenszeit, ihr Ratten!”, rief der Wächter und schlug mit der Kelle gegen den Kessel. Wie Mastschweine um den Trog, zog es die Gefangenen an die Gitterstäbe. Ungezügelt streckten sie ihre Hände den Lakaien entgegen. Jeder bekam eine Schüssel und genau eine Kelle von dem unappetitlichen stinkenden Eintopf, der sich im Inneren des Kessels befand. Ein Gebräu wie aus Tage alten, ranzigen Küchenabfällen zusammengerührt. Gierig schlangen sie ihre Rationen herunter. “Ich hoffe es hat gemundet!”, spottete der Wachmann. Er sah sich unter den Gefangenen um. “Bald kommen wir euch holen!” Langsam kam Henrik wieder zu sich. Schmerzhaft kam die Erinnerung an den Treffer auf seinen Schädel zurück. “Aua!”, sagte er. Er befühlte seinen Hinterkopf und entdeckte eine mächtige Beule. “Endlich bist du wach!”, sprach eine Stimme. Erst jetzt bemerkte er, dass er nicht allein war. Es war Nebula, die neben ihm hockte. Henrik sah sich um. Die verschwommenen Konturen wurden mit der Zeit klar. Beide waren eingesperrt mit einigen unbekannten Männern und auch ein paar Frauen. Ein hölzerner Käfig auf einem Fuhrwerk stellte ihr mobiles Gefängnis dar. Es wurde von zwei Ochsen gezogen. Links und Rechts ritten Männer in ledernen Rüstungen auf beige-farbenen Pferden. “W-Was geht hier vor?”, fragte Henrik. “Sie haben uns reingelegt!”, klärte Nebula auf. “W-Wer?” “Die Dorfbewohner, du Trottel!” “A-Aber wieso haben die das getan?”, empörte sich Henrik. “Du hast ihnen doch g-gegen die Männer geholfen.” Der Schmied wandte sich lauthals an die anderen. “Hey, ihr da! W-Was ist mit euch? W-Wo kommt ihr h-her?” “Ruhe da hinten”, forderte der Kutscher zum stillschweigen auf, “oder es setzt was!” “Wir haben Nachforschungen angestellt, erinnerst du dich?”, fragte Nebula flüsternd. “Wegen der Raubüberfälle...” “Es fiel immer wieder der Name eines berüchtigten Raubritters: Greymore.” “Stimmt. Im Dorf habe ich den Namen auch gehört!” “Greymore verkauft Menschen als Sklaven und erpresst Dörfer. Sie fürchteten die Rache von Greymores Männern und haben uns deshalb verraten.” “W-Warum müssen Menschen a-anderen Menschen Leid z-zufügen?” “Es heißt, er sei mit dem Teufel im Bunde. Niemand traut sich, gegen ihn vorzugehen.” “U-Und was ist mit dem König? Warum u-unternimmt der nichts?” “Das wüsste ich auch gern! Aber wir haben andere Probleme! Sie bringen uns irgendwo hin. Unsere Waffen sind auch weg.” Hastig suchte Henrik in seiner Schürze und war erleichtert, als er seinen Hammer fand. “Keine Angst, das Ding haben sie dir aus unerfindlichen Grund gelassen! Vielleicht brauchen sie einen Schmied...” Nebula half Henrik beim aufstehen. “Vermutlich wollen sie uns versklaven, verkaufen oder vielleicht beides. Aus dir werden sie einen Leibeigenen machen. Was mit mir geschieht, mag ich mir nicht vorstellen.” Henrik erhob seine Stimme. “A-Aber das kannst du nicht z-zulassen!” “Mir sind die Hände gebunden.” “A-Aber du bist doch selbst m-mit dem Teufel-” “Schweig!”, stoppte Nebula ihren Schmied noch inmitten des Satzes. “Das ist viel zu gefährlich! Ich werde es nicht einsetzen. Ich könnte Unschuldige verletzen. Greymore wird seine Strafe schon noch erhalten! Das schwöre ich!” Der Gefangenentransport näherte sich einer hölzernen Befestigungsanlage. Ein Holzwall umringte einen steinernen Bergfried, der auf einer Anhöhe stand. Im Inneren des Ringes dienten mehrere Blockhütten als Behausungen für das Gefolge. Aber kein Gefangener sah das Tageslicht. Der Kerker befand sich im Keller des Bergfrieds. Der Wagen hielt vor dem Tor, bis sich dieses langsam auftat. Danach setzte das Gefährt seinen Weg in den Innenhof fort. In seinem Inneren erwartete man einen Markt, fand aber stattdessen eine Arena vor. “Wa-Was ist das alles hier?”, fragte Henrik. “Vielleicht steht uns noch ein schlimmeres Schicksal als konventionelle Versklavung bevor.” Wie tief bist du gesunken, Greymore, dachte Nebula. Der Wagen kam vor einem Eingang auf ebener Erde zum stehen. Einer der begleitenden Reiter saß ab und ging hinein. Nach einer Weile kam ein anderer Mann in Begleitung von mehreren Soldaten aus der Tür heraus. Er war in feinste Gewandung gekleidet. Darüber trug er ein Kettenhemd und einen Wappenrock. Arme durch Achselzeugs, Beine durch Schienen geschützt, rundeten das Bild eines Ritters ab. Nebula spürte eine dunkle Aura von ihm ausgehen. Der Mann ging zu dem Wagen mit den Gefangenen darin. Langsam umschritt er ihn, um die Ausbeute zu begutachten. Ein plötzliches Unbehagen durchfuhr seinen Körper und zwang ihn zu halten. Binnen eines Wimpernschlages fand er sich in einer trostlosen Ödnis wieder. Er musste sich nicht lange wundern, denn eine vertraute Stimme rief ihn zu sich. Geschwind wandte er sich ihr zu. Vor ihm stand ein muskulöser Mann in Lendenschurz und Fellstiefeln. Pulsierende Adern bedeckten seinen ganzen Körper und seine Augen leuchteten so hell wie die Sonne. “Ich spüre einen anderen Meister in diesem Käfig!”, sprach der Titan von einem Mann mit Donnerstimme. Ein weiterer Wimpernschlag später und der Ritter fand sich zurück in der Realität und realisierte, dass nicht eine Sekunde verstrichen war. Nach Außen zeigte er nicht die geringste Regung. Er setzte seinen Rundgang um den Wagen fort, bis er abermals stoppte, denn jemand stach aus der Masse heraus. Die goldblonden Haare Nebulas, welche zwischen den Köpfen der anderen Gefangenen hervorblitzen, hatten seine Aufmerksamkeit erregt. Neugierig trat er näher an den Käfig heran. “Zeigt Euch!”, befahl er. “Genau Ihr, Blondschopf!” Nebula erkannte die Stimme und drängte sich zwischen den anderen Gefangenen hindurch an die Gitterstäbe. “Hier bin ich, Greymore!”, sprach sie selbstsicher. “Ihr!”, tat der Raubritter seiner Verwunderung kund. “Wie ist... ?!!” Verstört blieb er einen oder sogar zwei Momente stehen, als habe er einen Geist gesehen. Dann sah er zu seinen Gefolgsleuten. “Seht ihr nicht, wer unser Gast ist!”, sprach er. “Holt sie sofort aus dem Käfig heraus! Bereitet ein Gemach für sie vor! Und der Rest kommt ins Loch!” Die Männer folgten der Anweisung und holten die blonde Frau behutsam aus dem Wagen heraus. Dabei streckten sie jedem anderen ihre Waffen entgegen, der es wagte, dem Ausgang des Käfigs zu nahe zu kommen. “Wo bringt ihr sie hin?”, wollte Henrik wissen. Doch er bekam keine Antwort. Ein reichlich dekoriertes Zimmer sollte Nebulas Verließ sein. Der Ausgang durch eine massive Tür fest verschlossen. So stabil, dass es ungewiss war, ob sie sie aus eigener Kraft schnell genug aufbrechen könnte, bevor es bemerkt werden würde. Für den Moment wollte sie bei dem übelen Schauspiel des Raubritters mitspielen. Aber der dekorierte Wandteppich, das luxuriöse Himmelbett und all das kunstvoll verzierte Porzellan von den östlichen Inseln, konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie eine Gefangene war. Dieser Raum, dachte sie. Fast wie... Plötzlich kehre dieses finstere Gefühl von Gewalt und Mordlust zurück, welches sie zuvor schon gespürt hatte. Das Schloss wurde von außen entriegelt und der Raubritter und zwei seiner Männer traten ein. Sie trugen Ketten bei sich, welche sie Nebula sogleich anlegten und sie an einem Stuhl fixierten. Greymore wirkte noch immer verstört. “Es ist nur zu Eurer Sicherheit!”, meinte er. “Nicht für die Eure?”, reagierte Nebula abfällig. “Was ist aus Euch geworden, Greymore?! Aus einem der höchst dekorierten Ritter Morgensterns.” “Ich dachte Ihr wäret tot!” Greymore, der abgrundtief böse Raubritter, schien den Tränen nahe. “Ich habe Euch gehalten, als Ihr gestorben seid!” “Und dabei hätten wir es belassen sollen!” Greymore trat heran und schlug beide Hände flach auf die Tischplatte. “Was sagt Ihr da?! Ich bin es. Lord Greymore! Euer Verlobter!” Henrik kam wieder zu sich. Man hatte ihn bewusstlos geschlagen, als man ihn aus dem Käfig zerrte. Das schien zur Gewohnheit zu werden! Er fragte sich, wie lange er in diesem schmutzigen Loch von einem Kerker gefangen war. Durch das winzige vergitterte Fenster drang nicht genug Licht, um die Tageszeit erkennen zu können. Einzig hell und dunkel konnte man unterscheiden. Es war ihm also unmöglich abzuschätzen, wie viel Zeit verstrichen war. Es hätte eine Stunde oder ein ganzer Tag gewesen sein können. Er sah sich zwischen den traurigen Gestalten um, welche seine Mithäftlinge waren. “I-Ihr da!”, suchte er Kontakt. “Hey! W-Weiß einer von euch, w-wie lange ich hier bin?” “Nicht lange”, antwortete ein Gefangener. “Lasst mich endlich raus!”, wimmerte ein anderer apathisch und in Fötusstellung zusammengekauert vor sich her. “W-Was ist das hier?” “Junge, hier ist Endstation!”, sprach eine kratzige Stimme von nebenan. “Du bist in der Hand von Greymore. Und früher oder später wirst du verkauft oder umgebracht.” Das Klagen und Jammern des verzweifelten Gefangenen wurde immer lauter. Zwischen dem Weinen drangen nur unverständliche Wortbrocken heraus. “Oder du wirst vorher wahnsinnig, so wie der dort drüben!” “Nein!”, widersprach Henrik. “D-Das kann nicht das Ende sein!” Er kramte in seiner Schürze. Er hatte noch immer seinen magischen Hammer, welchen er sogleich hervorholte. “Ich vertraue dir mein Schicksal an, Hammer!”, sagte er. “Oh, er ist bereits des Wahnsinns...” Henrik holte aus und schlug mit voller Kraft gegen die Gitterstäbe. Nichts passierte. Er schlug noch einmal. Wieder nichts. “Ich schätze, deine Macht hat Grenzen!” Aber er hatte die anderen Gefangen inspiriert. Sie griffen, was sie erreichen konnten, und schlugen ebenfalls gegen ihre Gitterstäbe. Die Stangen klangen, als sie von unterschiedlichen Gegenständen getroffen wurden. Bald schon war der Kerker erfüllt von Schmettern und Schlagen. Und selbst der apathische Mann stimmte mit ein. Eine Symphonie des Lärms erhob sich aus der Düsternis. Nebula zeigte ihren Widerstand durch noch stärkeres Rütteln an ihren Ketten. “Ich sah Euch sterben. Dennoch sitzt Ihr mir nun direkt gegenüber!” Greymore stützte sich noch immer auf die Tischplatte und beugte sich näher zu Nebula heran. “Ich hatte meinen Glauben an König Morgenstern verloren. Euer Tod war seine Schuld. Das Attentat war seine Strafe. Ich wollte Euch rächen.” Greymore entfernte sich wieder. “Doch jetzt seid Ihr, Emelaigne von Morgenstern, die Kronprinzessin, endlich zu mir zurückgekehrt!" “Ich hätte nie geglaubt, dass Ihr diesen Weg beschreiten würdet, nur für Eure sinnlose Rache. Fürchtet Ihr nicht, eines Tages für Eure Taten gerichtet zu werden?” “Irgendwann bestimmt.” Greymore richtete sich auf. “Was ist das, was ich spüre?! Seid auch Ihr mit dem Teufel im Bunde?” Sein Gegenüber scherte sich nicht, die Frage zu beantworten. “Ihr werdet schon noch sprechen, Emelaigne! Ich will, dass Ihr mich heiratet, so wie Ihr es mir einst geschworen habt. Ihr erinnert euch?” “Bis dass der Tod uns scheidet! Und er hat uns geschieden.” “Vereint könnten wir das Königreich Morgenstern zu alter Größe führen und das Kaiserreich für seine Taten bluten lassen.” “Aschfeuer bluten lassen? Und wovon träumt Ihr Nachts?” “Von Euch, Prinzessin!” Seine Stimme flachte ab, als er sich wiederholte “Nur von Euch!” Dann kehrte er zu seinem bestimmenden Tonfall zurück. “Wollt Ihr Euch also verweigern?!” “Ich soll mich mit einem verrückten Verräter verbünden?” Sie scherte sich nicht darum zu verbergen, wie zuwider er ihr war. “Und wenn ich schonmal dabei bin, auch noch das Bett mit ihm teilen? Ihr begeht Verbrechen, nur um Euch Eure eigene kleine Privatarmee zu finanzieren. Ihr verkauft Menschen in die Sklaverei!” Nebula strafte Greymore mit verächtlichen Blicken ab. “Anders als Ihr, dürstet es mir nicht nach Rache oder Macht. Und ich werde nicht zur Verräterin werden!” Ihr Ausdruck wandelte sich zu einem neutralen. “Lasst mich und meinen Schmied gehen und ich werde Euch schonen!” “Wir sehen uns wieder und sollen gleich wieder auseinander gehen?!” Ein übler Plan nahm in seinem Kopf Gestalt an. “Das werde ich zu verhindern wissen! Ich habe mir die Macht des Teufels zu Eigen gemacht, um nie wieder jemanden zu verlieren.” Plötzlich lachte der muskelbepackte Mann. “Der Junge, mit dem wir Euch aufgriffen, liegt Euch doch bestimmt am Herzen?” Nebula streckte sich so weit es die Ketten zu ließen. “Was habt Ihr ihm angetan?!” “Er hat einen kleinen Aufstand angezettelt. Noch ist ihm nichts geschehen, aber alles andere liegt bei Euch, meine Teure!” "Krümmt ihm ein Haar und ich werde Euch töten!" 🌢 Drei Jahre zuvor am königlichen Hof in Ewigkeit. Nach den Wirren des Krieges sollte ein freudiges Ereignis neue Hoffnung bringen. König Morgenstern hatte endlich seinen Beratern nachgegeben und beschlossen, seine Tochter, seinen Schatz, sein einziges Kind, in die Hände eines Mannes zu geben. Mit ihren zarten vierzehn Jahren, war sie kaum alt genug, eine Frau zu sein. Und schon sollte sie heiraten. Sich einem Mann hingeben, den sie nicht kannte, der noch nicht einmal feststand, und ihm einen Erben schenken. Dabei hatte sie sich nie wirklich wie das typische Mädchen gefühlt. Auch wenn Gott sie reichlich mit Reizen beschenkte. Entgegen der Sitte, das Mädchen durch lange Haare ihre Gesundheit zur Schau stellten, waren ihre immer kurz gewesen. Erst seit einer Weile ließ sie sie sprießen, da Vater es befohlen hatte. Zeitweilig glaubte das Volk, sie seie der Prinz und nicht die Prinzessin. Emelaigne interessierte sich nie für die Sachen eines Mädchen. Vielleicht lag es daran, dass sie ohne Mutter aufgewachsen war. Die Ammen vermochten es jedenfalls nicht, ihr ein Verhalten beizubringen, das sich für die Kronprinzessin ziemt. Weil er sich nicht besser zu helfen wusste, ließ der König seine Tochter die gleiche Ausbildung genießen, wie er sie einem Sohn hätte zuteilwerden lassen. Statt mit Puppen, spielte sie mit dem Schwert und prügelte sich mit den Jungen. Oft waren sie es, die heulend reißaus vor ihr nahmen. Statt hübsche bunte Kleider anzuziehen, trug sie Hosen und ritt mit Vater und den adligen Männern zur Jagd, alsbald sie groß genug war. Sie lernte den Umgang mit dem Kreuzbogen, statt zu nähen und zu häkeln, wie andere Mädchen. So ging es viele Jahre, ungeachtet der äußeren Umstände. Morgenstern befand sich im Krieg mit dem elfischen Kaiserreich auf dem Festland. Es wurde umso schlimmer, als die Diplomatie endgültig versagte. Aschfeuer glaubte, Schwäche zu zeigen, das Königreich nicht zu bestrafen. Viele Unschuldige verloren ihr Leben. Doch im Krieg war es normal, wenn sich die Gewalt gegen die Schwachen richtete. Er dauerte einige Jahre an. Wie durch ein Wunder schaffte es das Königreich Morgenstern, sich dem Imperium zu erwehren. Und so endete das Blutvergießen, als der Kaiser zu dem Schluss kam, dass der kleine Inselstaat im Westen die Mühe nicht wert war. Prinzessin Emelaigne bekam von all dem nicht viel mit. Die Wirren des Krieges hatten die Hauptstadt niemals erreicht und der König hütete das Mädchen wie seinen Augapfel. Nach Beilegung des Konfliktes, ließ er es sich viel kosten, Soldaten und Zeugen auszuzahlen, damit die Geschichten über die Gräueltaten der Elfen schnell in Vergessenheit gerieten. Nur so konnte er langfristigen Frieden durchsetzen. Und er wollte auch nicht, das seine Tochter die Wahrheit über den Krieg und dessen Auslöser erfuhr. Inzwischen war Emelaigne herangereift und vierzehn Jahre alt. Und noch immer verhielt sie sich nicht wirklich Damenhaft. “Vater, das kann nicht Euer Ernst sein!”, beklagte sich die Prinzessin. “Ich soll diesen Fummel tragen?!” Wutschnaubend war sie in den Thronsaal hinein gestolpert. Weder hatte sie zuvor ein Kleid getragen noch solch garstiges Schuhwerk. Das Gehen fiel ihr schwer und sie fürchtete, jeden Moment umzuknicken und sich den Knöchel zu verstauchen. “Eine Dame trägt schöne Kleider!”, belehrte der König. “Wer sagt, dass ich eine Dame sein will?” Der König erhob seine Stimme. “Keine Widerrede, Tochter!” Er beruhigte sich wieder. “Ihr seid nun alt genug für die Heirat. Euer rüpelhaftes Verhalten verschreckt die Freier.” “Ich soll was?” “Schon bald werde ich die edelsten Ritter versammeln und sie für ihre Kriegsdienste belohnen. Es wird ein großartigen Tjost geben. Bei dieser Gelegenheit werde ich verkünden, dass eure Hand zu haben ist.” “Meine Hand?”, fragte Emelaigne zynisch. “Nicht etwa der heilige Gral zwischen meinen Schenkeln?” Der König schlug die geballte Faust auf die Lehne seines Throns. “Mäßigt Euren Ton, Tochter!” Dann seufzte er. “Es wird wahrlich eine Herausforderung, aus Euch eine Lady zu machen, mein Kind!” “Ich wünschte, ich wäre ein Mann!” “Es reicht! Gott schuf Euch als Frau und Ihr werdet Euch seinem Urteil fügen! Bei dem Turnier werden die edlen Ritter im Schaukampf ihre Kräfte messen. Einen davon werdet Ihr vor ebendiesem Gott die Treue schwören. Die Wahl obliegt Euch, Tochter.” Der Tag des Turniers war angebrochen. Emelaigne saß teilnahmslos im Thron neben dem ihres Vaters und betrachtete das Gerangel der Ritter mit so viel Desinteresse, wie nur irgend möglich. Die Männer verausgabten sich beim Tjost. Schweiß floss in Strömen, Lanzen zersplitterten und Rüstungen wurden verbeult. Einer von diesen hirnlosen Grobianen sollte ihren Acker pflügen und sie dann dessen Lendenfrucht austragen. Und sie musste den Glücklichen auch noch selbst aussuchen! Wer hat Vater dies nur eingeredet, grübelte sie. Der König war vollends begeistert von dem Spektakel. Er sah zu seiner gelangweilten Tochter hinüber. “Habt Ihr schon gewählt?”, fragte er. “Ich habe doch nicht wirklich eine Wahl”, antwortete sie. “Was kann ich tun, um Euch zu begeistern, Tochter?” “Ich will über mein Schicksal selbst bestimmen! Lasst mich mitkämpfen, Vater!” Ihr Eifer brannte in ihren Augen. Die Langeweile von zuvor, wie weggeblasen. “Ich habe bei Euren besten Soldaten gelernt und bin kein leichter Gegner. Ich werde mich keinen Mann fügen, der mich nicht zu besiegen vermag.” Der König erstaunte der Wunsch seiner Tochter. “Ihr wart schon immer anders als andere Mädchen.” Er räusperte sich. “Nun gut, so soll es sein.” Emelaigne überraschte, das ihr Vater dem wirklich zustimmte. Kurz darauf verkündete der König, das seine Tochter den als Gatten erwählen würde, der es schafft, sie im Fechtkampf zu schlagen. Zuerst glaubten die Ritter, der König triebe seine Späße mit ihnen. Doch bald mussten sie feststellen, dass es sein Ernst war. Der Erste von ihnen war an der Reihe, sich Prinzessin Emelaigne entgegenzustellen. Keinesfalls konnte er die Prinzessin als ernstzunehmenden Gegner betrachten. Immerhin war sie nur ein Weib. Der Ritter und die Prinzessin standen sich gegenüber. Vorsichtig machte der Mann den ersten Zug. Er wollte sie schließlich nicht verletzen. Aber für seinen zaghaften Angriff erntete er nur Spott von der Blondine. “Pflegt Ihr Eure Gegner zu Tode zu langweilen, Ritter?”, fragte sie spöttisch. Dann griff sie ihn an. So schnell, wie sie ihn entwaffnete, vermochte er nicht zu schauen. Er fand sich im nächsten Moment mit einer Klinge unter seinem Kinn wieder. “Den Versager hier werde ich bestimmt nicht zum Manne nehmen, Vater!” Die übrigen Edelmänner waren schockiert. So ein kampfeslüsternes Weib war ihnen noch nicht untergekommen. Einer nach dem anderen unterlag der Prinzessin im Zweikampf. Sie konnten nicht verstehen, dass sie von einer Frau geschlagen wurden. Nur noch ein Ritter blieb übrig. Ihn musste Emelaigne noch schlagen, dann würde die Hochzeit abgesagt. Er war hoch dekoriert und hatte im zurückliegenden Krieg viele Schlachten geschlagen. Die Prinzessin sah sich ihren Gegner an, als sie sich gegenüberstand. Irgendwie gefiel er ihr. Sein Gesicht war viel männlicher als das der Schwächlinge, die sie geschlagen hatte. Emelaigne ertappte sich dabei, dass es ihr wohl nicht viel ausmachen würde, von diesem Mann besiegt zu werden. Nein, einfach würde sie es ihm dennoch nicht machen! “Seid Ihr bereit für einen Blechschaden, Ritter?”, reizte sie den Mann. “Seid Ihr bereit, mein Weib zu werden?”, konterte er selbstsicher. Als sich ihre Klingen kreuzten, stellte sie fest, dass er ernsthaft kämpfte. Weder machte er unnötige Bewegungen, noch versuchte er sie mit Samthandschuhen anzufassen. Bei ihren vorherigen Kämpfen musste sie sich nicht ein Stück bewegen, aber dieser Mann trieb sie über den Platz, als sei sie ein aufgescheuchtes Huhn. Emelaigne spürte, wie sich ihr Atem intensivierte und ihr Herz immer kräftiger schlug. Einen echten Kampf hatte sie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr genießen können. Die Aufregung und das Adrenalin sprühten, wie die Funken der Klingen, als sich die Schwerter trafen. Dieser Mann nahm sie so ernst, wie alle seine vorherigen Gegner bei diesem Turnier. Er wurde ihr immer sympathischer. Ein unglücklicher Tritt, bei dem sie ihren Fuß umknickte, beendete den Kampf zu ihren Ungunsten. Der Schmerz brachte sie zu Fall und sie sank auf die Knie. Ihr Gegner nutzte den Moment der Schwäche aus und entwaffnete sie. Emelaigne sah nun, was zuvor ihre Gegner sahen: Die Spitze eines Schwertes unter ihrem Kinn. “Ihr habt verloren, Prinzessin!”, sagte der Ritter. “Meinen Glückwunsch!”, gestand ihre Niederlage ein. “Der Preis soll Euer sein!” Vorsichtig half der Ritter der Prinzessin auf. “Für mich seid Ihr keine Trophäe!” Er geleitete sie zu einem Heilkundigen, der sich ihren Fuß ansehen sollte, während die besiegten Ritter ihm zujubelten. Sicher glaubten sie, er habe durch seinen Sieg ihre Männerehre wiederhergestellt. Anschließend erklärte der König den Ritter zu Emelaignes Verlobten. Die Prinzessin saß betrübt in ihrem Thron. Das garstige Schuhwerk war ihr Fährmann in den Hafen der Ehe. Aber weder dies noch der Schmerz in ihrem Knöchel verdunkelte ihr Gemüt derart, wie der Zwiespalt, der sie gefangen hielt. Traurig über ihre Niederlage und dennoch dem Mann zugetan, der sie besiegt hatte. Sein Name war Greymore. In den kommenden Wochen wurde alles für die königliche Hochzeit vorbereitet. Einer Ehe, der Emelaigne noch immer abgeneigt war. Die royale Hochzeit sollte ein Großereignis werden. Auch wenn es offensichtlich nicht auf dem Mist ihres Vaters gewachsen war, fragte sie sich dennoch, wieso er ihr das antat. Wenigstens würde es ein anständiger Mann. Und er war sogar nur zehn Jahre älter als sie. Sie hätte es durchaus schlechter treffen können! Einer der anderen Teilnehmer war so alt, der hatte fast schon einen Gehstock gebraucht. Greymore bemühte sich wirklich sehr um sie. Er ging mit ihr in den Garten, in ein Labyrinth aus Blütenhecken. Dort pflückte er eine der Blüten und steckte sie Emelaigne ins Haar. “Das steht Euch wirklich ausgezeichnet, Liebste!”. Ein Kompliment für den schönen Anblick, den seine Augen erblicken durften. Emelaigne berührte die Pflanze in ihrer Strähne. “Oh, D-Danke!”, sprach sie verlegen und sah ihn dabei nicht an. Er sollte nicht merken, dass sie rot geworden war. Aber es blieb ihm nicht verborgen. Gemeinsam verließen sie den Irrgarten und folgten dem Weg zu einer Brücke, die über einen kleinen Teich im Schlossgarten zu einer Insel mit Beten, einem Baum und einer Bank führte. Gemeinsam ließen sie sich nieder und lauschten den Lauten der Singvögel. Plötzlich kramte Greymore in der Tasche, welche er bei sich trug, und zauberte ein Märchenbuch hervor. “Was ist das?”, fragte die Prinzessin. “Ich habe Euer Kindermädchen gesprochen”, antwortete ihr Verlobter. “Sie hat mir erzählt, dass ihr früher Geschichten von Prinzen und mutigen Helden gemocht habt.” “Für diesen elenden Verrat solle sie hängen!” “Seid nicht so hart! Schämt Ihr Euch etwa?” Graymore schlug das Buch auf. “Vielleicht sollte ich Euch das eine oder andere Märchen vorlesen!” “Lasst das!”, wehrte sie sich fidel und versuchte ihm im Spaß das Buch zu entreißen. Aber Greymore behielt die Oberhand und begann vorzulesen. “Es war einmal vor langer Zeit...” Anfangs passte es der Prinzessin so gar nicht. Doch dann gab sie auf und lauschte den Geschichten ihrer Kindheit. Es war Abend, doch im Gemach der Prinzessin brannte noch Licht. Die Zofe gab ihr Bestes, das Korsett zusammenzubinden, welches Emelaigne eine noch begehrenswertere Figur verleihen sollte, als sie ohnehin schon besaß. Es war absichtlich viel zu klein angefertigt worden. Ihre Taille scharf betont und ihre Brüste so weit nach oben geschoben, dass sie bald aus dem Ausschnitt heraus sprangen. Es war kein Kleidungsstück, sondern ein wahres Folterinstrument. So eng zusammengeschnürt, dass ihr fast die Luft wegblieb. Die Prinzessin dachte daran, wie schnell die Zeit verflog. Es war für sie, als sei der Tag ihrer Niederlage erst gestern gewesen. Das sie im Staub vor ihm kniete, mit der Klinge vor Augen und der Schmach in ihrem Herzen. Und morgen würde sie ihn heiraten. Unverhofft klopfte es an der Tür. Die Zofe eilte und öffnete. Es war Greymore, der versuchte, einen Blick auf seine Verlobte zu erhaschen. “Schert euch davon!”, tadelte sie. “Es bringt Unglück, die Braut vor der Hochzeit zu sehen!” Greymore lugte durch den Spalt, konnte Emelaigne jedoch nirgends entdecken. Bis er die lange Schleppe zaghaft hinter einem Sichtschutz verschwinden sah. “Maine Liebschte!” Seiner Stimme konnte man entnehmen, dass er es beim Junggesellenabend übertrieben hatte. “Raus, Ihr versoffenes Schwein!”, drängte die Zofe. Angestrengt, zog sie die Tür zu und schloss ab. “Geduldet Euch noch einen Tag!”, brüllte sie dem Bräutigam durch das Türbrett hinterher. Als die Schritte Greymores leiser wurden, wollte sich die Zofe wieder der Prinzessin zuwenden, als plötzlich das Glas eines der Fenster zersprang und eine verhüllte Gestalt eindrang. Mit gezücktem schwarzen Dolch griff sie die Prinzessin an. Emelaigne versuchte auszuweichen, doch die lange Schleppe und das viel zu enge Korsett machten es ihr unmöglich, sich richtig zu bewegen. So gelang es dem Angreifer, sie zu überrumpeln und den Dolch tief in ihre Eingeweide zu treiben. Fassungslos ging sie rückwärts, umklammerte den Griff der Waffe und versuchte instinktiv den Fremdkörper aus ihrem Körper herauszuziehen. Doch er saß zu fest. Sie stürzte und riss den Sichtschutz mit sich. Alles was die Zofe zustande brachte, war ein hysterisches Kreischen. Der Eindringling wollte sich seinen Dolch zurückholen und stellte fest, dass die Prinzessin immer noch nicht tot war, obwohl eine Klinge in ihrem Herzen steckte. Er versuchte, die Waffe herauszuziehen, aber auch er schaffte es nicht. Wie ein Raubtier gab sie ihre Beute nicht mehr frei. Es rumpelte an der Tür. Greymore fiel buchstäblich mit ihr ins Haus und erwischte die Gestalt, wie sie mit blutigen Händen an der Waffe zerrte. Er hatte das Kreischen der Zofe vernommen und war sofort zurück zum Zimmer seiner Verlobten geeilt. Als er sie mit dem Tode ringen sah, verflog sofort jeglicher Rausch des Gerstensaftes und er stürzte sich auf den Attentäter. Der Eindringling hatte keine Chance, als baumstammgleiche Arme ihn zu Boden drückten, während riesige Hände ihm die Luft abschnürten. Die Kapuze fiel und enthüllte, dass der Attentäter eine Frau war. Sie versuchte, sich verzweifelt aus dem Todesgriff zu befreien, aber es gelang ihr nicht. Unter Sauerstoffmangel zappelte sie wie ein Fisch auf den trockenen, bis sie starb. Als die Attentäterin das Zeitliche gesegnet hatte, besann sich Greymore und wandte sich seiner Verlobten zu. Das Kleid hatte inzwischen die Farbe ihres Blutes angenommen. “Meine Teure!”, stieß er aus, kauerte sich neben die Sterbende und hielt sie in Armen. “Ich... konnte nicht aus... weichen”, sprach Emelaigne in gebrochenen Worten. “Die Schleppe... . Ich... wusste, dieser Fummel... wird mein Tod sein!” Dann verließen sie ihre Kräfte und ihr Kopf neigte zur Seite. Sie atmete nicht mehr. Im nächsten Moment drangen die Wachen in den Raum ein. Doch alles was sie vorfanden, waren zwei Leichen und ein Mann, der um seine Prinzessin weinte. Schon seit Stunden machte sich der Totengräber an dem Leib zu schaffen. Bisher hatte es niemand geschafft, den schwarzen Dolch aus der wunderschönen Leiche herauszuziehen. Nun war es seine Aufgabe, das Tatwerkzeug aus der Prinzessin zu entfernen. Aber auch er war bis zu diesem Moment kläglich daran gescheitert. Welch Verschwendung, dachte er, als er die Verstorbene ansah. Nun nahm er sich eine Schere und ein scharfes Messer zu Hilfe. Als erstes befreite er die Prinzessin von ihrem Korsett. Nun musste er ein Loch in den mit Blut vollgesogenen Stoff des Kleides schneiden, sonst käme er nicht an das Fleisch heran, in dem sich die Waffe eingegraben hatte. Die Schere zerteilte den Stoff und schuf ein Goldtaler großes Loch, in dessen Zentrum sich die Klinge erhob. Sie hatte einen sauberen Schnitt in der makellosen Haut der Prinzessin hinterlassen und streckte fast bis zum Anschlag in ihrem Körper. Der Totengräber müsste wohl sehr viel von ihrem Fleisch herausschneiden, um die Klinge zu entfernen. Um das entstandene Loch zu kaschieren, würde sie neu eingekleidet werden müssen, nachdem er es zugenäht hatte. Er setzte zum Schnitt an. Das Messer durchstieß die Haut. Plötzlich krampfte der Körper der vermeintlich Toten und der Totengräber ließ vor Schreck sein Werkzeug fallen. Er stolperte voller Furcht über seine eigenen Füße. Der Dolch in der Brust der Prinzessin verflüssigte sich und sickerte in Emelaignes Körper hinein. Wenig später riss sie ihre Augen auf. Sie glühten rubinrot. 🌢 Gegenwart Eine reichlich gefüllte Arena wartete auf den nächsten Kämpfer. Der kreisrunde Kampfbereich war in den Fels geschlagen und von einer Palisade umzäunt. Es gab nur zwei Eingänge, verschlossen von massiven hölzernen Gittern aus zusammengebundenen Baumstämmen. Dahinter umringten die Zuschauerränge die Arena. Aus ihnen stach eine prominent erhobene Tribüne heraus. Viele hatten sich versammelt, um dem blutigen Spiel mit dem Tod beizuwohnen. Ausgelassen und bereit, jeder Schandtat zuzusehen, warteten sie geduldig auf den nächsten armen Teufel, welcher die Feuertaufe ablegen würde. In Ketten gelegt, ließ sich Nebula von den Handlangern des Raubritters zu dessen Loge bringen. Er hatte es sich bereits breitbeinig in seinem Thron bequem gemacht und ließ sich durch das große Sonnentuch von der Hitze abschirmen. “Wofür ist diese Arena?”, versuchte Nebula eine Konversation zu beginnen, in der Hoffnung, dass Greymore unvorsichtig würde. “Und wo ist mein Begleiter?!” “In dieser Arena kämpfen für gewöhnlich jene, die Ruhm suchen und im Rang aufsteigen wollen”, erklärte Greymore. “Der Gewinner bekommt alles, der Verlierer erhält nichts, außer den Tod. Ich ließ bereits nach Eurem Gefolgsmann schicken.” “Was führt Ihr im Schilde?” “Ihm wird eine große Ehre zuteil werden. Er darf um seine Freiheit kämpfen!” “Ihr seid wahnsinnig!” Endlich öffnete sich das vergitterte Tor und eine bedauernswerte Gestalt betrat unsicher die Arena. Vollkommen verloren sah sich der junge Mann um. Die ungeduldigen Laute des Publikums wichen Jubel und Applaus. Würden sie einer Opferung beiwohnen oder der Geburtsstunde eines Helden? Das massive Gitter sank hinter dem Jüngling nach unten und verschloss den Ausgang. Nebula sah über die Brüstung der Loge und stellte mit Schrecken fest, dass dieser Mann ihr Begleiter war. “Henrik!”, flüsterte sie. Danach ging sie einige Schritte zurück, bis der Schatten des Sonnentuches über ihr Gesicht fiel. Greymore erhob sich von seinem Thron und ließ sich von einer Wache ein Schwert bringen. Er trat nun selbst an die Brüstung und hielt das Schwert in die Luft. “Junge!”, rief er Henrik zu. Der sah nach oben. “Siehst du das? Das hast du geschmiedet, nicht wahr?” “J-Ja, es ist mein Werk”, antwortete Henrik. Daraufhin zerbrach Greymore die Klinge über seinem Oberschenkel und warf die beiden Hälften der Waffe hinunter in die Arena. “Lasst ihn rein!”, befahl er im Anschluss. Das Gitter auf der anderen Seite der Arena öffnete sich. Ein Bär bewegte sich langsam durch den Eingang. Voller Furcht wurde Henrik im Angesicht des Biest die Knie weich. Auch das zweite Tor schloss sich und die Todesfalle schnappte zu. “Ihr Scheusal!”, verfluchte Nebula den grausamen Mann neben ihr. Henrik ergriff in seiner Verzweiflung die beiden Teile seines Schwertes, während der Bär immer näher kam. Ein Impuls übernahm die Kontrolle über Henrik. Wie ferngesteuert, fügte er beide Hälften in seinen Händen zusammen. Ein gleißendes weißes Licht flutete die Arena und der Bär zuckte geblendet zurück. Das Publikum verstummte schlagartig. Oben in der Loge kniff Nebula die Augen zusammen, denn es war viel zu hell. Als sie wieder etwas erkennen konnte, stellte sie fest, dass Henrik ein makelloses Schwert in Händen hielt. Der Bär besann sich wieder und stürmte auf Henrik zu. Der Schmied ging in festen Stand über, so wie er es gelernt hatte, und als der Bär sich aufrichtete, stieß er die Klinge so tief er konnte in das Tier hinein und zog sich anschließend zurück. Der Bär war erschlagen. Ungläubig sah der Schmied erst auf die blutige Klinge und dann auf das tote Tier. Wenig später öffneten sich beide Tore und die Soldaten des Raubritters stürmten die Arena, um Henrik zu umzingeln. “Du verrätst mir sofort, wie du das gemacht hast!”, befahl Greymore von oben herab. “Genug!” Nebula zerriss die Ketten, welche sie gefangen halten sollten, als wären sie aus Pergament. “Koche in meinen Venen, Bloodbane!”, beschwor sie ihre Waffe noch während sie sich über die Brüstung in die Arena schwang. “Duck dich, Henrik!”, rief sie ihm zu. Der Braunhaarige kauerte sich in der üblichen Stellung auf dem Boden zusammen. Mit einem mächtigen Streich erledigte Nebula gleich drei Gegner auf einmal. Die Anderen zuckten zurück. “Hört mich an, Verräter!”, forderte sie Greymores Aufmerksamkeit ein und zeigte dabei mit ihrer Waffe auf ihn. “Ihr wollt mich, ihr sollt mich haben. Doch ich fordere ein Duell gegen Euch! Gewinnt Ihr, so könnt Ihr mit mir machen was Ihr wollt! Wenn ich gewinne, fordere ich jedoch gleiches Recht ein!” “Bi-Bist du wahnsinnig?”, fragte Henrik entgeistert. “Vertraue mir, ich werde gewinnen!” Die Kontrahenten standen sich mit gezogenen Waffen gegenüber. Ihre Augen glühten berauscht um die Wette. Henrik sah von der Loge zu und wurde von einigen Soldaten in Schach gehalten. Nebula und Greymore schritten im Kreis umeinander, wie Katzen um den heißen Brei. “Ich wusste, dass Ihr auch den Teufel in Euch tragt”, sprach Greymore. “Ihr und Euer Bloodbane werdet schon bald mir gehören!” “Seid Ihr bereit für einen Blechschaden, Ritter?”, reizte Nebula den Mann. “Ihr sagtet dies schon einmal zu mir. Damals gewann ich.” “Das war kein fairer Kampf! Ich hatte Handycap.” Dann sprang sie auf einmal rückwärts. “Verfehle niemals dein Ziel! Gastraphetes!”, rief sie und ihr schwarzes Schwert verwandelte sich in eine Armbrust. “Ihr besitzt eine Zweite?!”, staunte der Raubritter. “Nun will ich Euch erst Recht!” Henrik erschrak angesichts der zweiten Teufelswaffe. “Dann bin ich an der Reihe." Greymore schlug mit der rechten Hand auf den Boden. “Erschüttere die Grundfesten der Welt, Quake!” Mit diesen Worten enthüllte der Raubritter endlich seine Teufelswaffe. Die Erde unter seiner Hand lockerte sich. Er zog ein gewaltiges schwarzes Schwert aus dem Boden. Nebula beeindruckte das Spektakel in keinster Weise. “Gastraphetes: Nachladen!” Die schwarze Armbrust spannte sich selbst, wie von Geisterhand getrieben. Nebula feuerte einen Schuss auf Greymore ab, den er aber zurückschlagen konnte. Daraufhin stürmten beide aufeinander zu. “Nachladen! Nachladen! Nachladen!”, rief Nebula unentwegt und feuerte dabei. Greymore wehrte jeden Schuss des Gastraphetes mit seinem Schwert ab. Es war unglaublich, wie schnell er diese wuchtige Klinge zu führen wusste. Er nutzte eine Feuerpause und schlug sein Schwert auf den Grund. “Felseruption!”, beschwor er einen Angriff herauf. Der Boden spaltete sich. Felsbrocken erhoben sich und schossen in Nebulas Richtung. Sie konnte ihnen gerade noch ausweichen. Die steinernen Projektile bohrten sich in die Palisade hinter ihr. Greymore richtete sich auf und lastete das schwere Schwert seiner mächtigen Schulter auf. “Das ist die Macht meines Quake!”, posierte er selbstsicher. Selbst mit diesem absurd großen Schwert war er schnell. Mit ihrer normalen Angriffsgeschwindigkeit, konnte Nebula gegen ihn keinen Boden gutmachen. Ihr blieb keine andere Wahl, als ein weiteres Stück aus ihrem Arsenal einzusetzen. “Wenn Ihr die Welt erschüttert, muss ich im Gegenzug den Himmel erzittern lassen!”, sprach sie. Sie hob ihre Waffe in den Himmel. “Gehe hernieder, Gungnir, Speer des Himmels!” Ein schwarzer Blitz fuhr in sie hinein und im nächsten Moment durch die Arena. Während eines Wimpernschlages hatte sich Nebula zehn Meter über das Schlachtfeld bewegt und stand nunmehr hinter ihrem Gegner. Greymore sah ihr noch ungläubig nach, als plötzlich sein Bein versagte. Die Elektrizität zuckte noch immer von der verwandelten Waffe. Sie hatte die Gestalt eines Speeres angenommen. “Kettenblitz!”, verkündete Nebula den Namen ihrer Technik. Von der Spitze ihrer Waffe tropfte schwarzes Blut auf den Boden herab. Greymore ließ seine Waffe fallen und presste beide Hände auf die klaffende Wunde. So schnell wie Gungnir erschienen ist, verschwand es wieder. Der Speer löste sich zu einem schwarzen Äther auf und kroch zurück in Nebulas Venen. Der Kampf war für sie beendet. Greymore konnte nicht mehr stehen. Nebula ging zu ihm und hob Quake vom Boden auf. Elitär gab sie ihre Überlegenheit zu Protokoll. “Ihr seid besiegt!” “Werdet Ihr mich jetzt töten?”, vergewisserte sich Greymore, dem allmählich die teuflischen Kräfte schwanden. “Nein.” Nebula schwang Quake einmal durch die Luft, bevor sie mit ihm so verfuhr, wie zuvor mit jeder anderen ihrer erbeuteten Waffen. Es begann seine Form zu verlieren, doch wollte dennoch nicht gehorchen. Nebula intensivierte ihre Anstrengungen, allen zur Schau gestellt durch das rote Glühen ihrer Augen. Noch immer versagte ihr das verfluchte Ding den Gehorsam und begann, bereits teilweise absorbiert, ihren Arm mit schwarzen Scherben von innen zu durchbohren. Tapfer ertrug sie den Schmerz und versuchte weiter die Teufelswaffe unter ihre Gewalt zu bringen. Halb versunken in einem pechschwarzen Morast, steckte der muskulöse Mann, welcher zuvor Greymore erschienen war. Mit aller Kraft wehrte er sich dagegen einzusinken, doch beschleunigte durch seine Mühen einzig sein unausweichliches Schicksal. Laut fluchend brachte die dämonische Gestalt mit den weiß glühenden Augen ihren Unmut zum Ausdruck, als plötzlich eine zweite Person aus dem schwarzen Schlamm auftauchte. Langsam formte die Masse einen weiblichen Körper mit blasser Haut und weißen Haaren, welcher alsbald von einem blutroten Kleid verhüllt wurde. “Gib einfach auf, Nummer 19”, sprach die Frau. “Gegen mich bist du machtlos!” Wild um sich schlagend, fluchend und seine Niederlage verneinend, wurde der hünenhafte Mann vom Schlamm verschluckt. Zufrieden grinsend betrachtete die Frau die nun leere Stelle. Eine mehr in meiner Sammlung, dachte sie. Endlich gehorchte Quake ihren Befehlen und die Abstoßungsreaktionen klangen ab. Die Scherben aus vermeintlichem schwarzen Glas zogen sich in ihren Körper zurück und die Wunden schlossen sich. Eine weitere Waffe wurde Nebulas Arsenal hinzugefügt. Gleichgültig, sah sie sich nach dieser Tortur zu Greymore um. “Ihr solltet diese Wunde besser versorgen lassen”, beratschlagte sie ihn in eiskalter Erhabenheit und deutete dabei auf sein verletztes Bein, bevor sie sich zu Henrik begab. Dieser wurde noch immer von den Soldaten gefangen gehalten. “Macht den Jungen kalt!”, befahl Greymore. Aber keiner seiner Soldaten gehorchte. “Gehorcht, ihr Nichtsnutze!” “Das sind Eure eigenen Regeln!” Nebula würdigte Greymore keines Blickes. “Sie befolgen sie nur. Der Gewinner bekommt alles. Der Verlierer nichts. Eure Männer gehören nun mir!” Greymore spürte die dunkle Macht des Quake nicht mehr. Was immer Nebula getan hatte, er konnte seine Waffe nicht erneut beschwören. Er musste sie sich irgendwie zurückholen! “Wenn Ihr nicht für mich sein wollt, Liebste, seid Ihr gegen mich!” Er griff in seinen Stiefel und holte das Messer hervor, welches er immer dort zu verbergen pflegte. Er warf es auf die Frau, die er einst liebte, doch sie fing es auf, ohne hinzusehen, drehte sich um und versenkte es in seinem noch unverletzten Bein. Greymore konnte sich nicht mehr aufrecht halten und fiel auf die Seite. Nebula bestieg die Loge und sammelte den verstört schauenden Schmied ein. “Komm mit!” Dann sprach sie zu den Soldaten. “Macht mit dem da unten, was ihr wollt!” Sie zeigte auf den verletzten Raubritter. Sie und Henrik verließen die Arena. Greymores ehemalige Untergebenen umzingelten ihn mit gezogenen Waffen. Nebula und Henrik verließen den Schauplatz des Kampfes. Die Blondine schien das Schicksal ihres einstigen Verlobten egal zu sein. Innerlich trauerte sie jedoch um den Mann, der er einst war. “Es tut mir leid, mein Ritter”, flüsterte sie. “H-Hast du etwas gesagt?”, fragte Henrik. Aber Nebula schwieg. Ihre eiskalten Gliedmaßen weckten die kleine Annemarie aus ihrem Schlaf. Es war noch früh am Morgen und sie fühlte sich noch immer müde. Die Nacht war kurz und kalt gewesen. Außer einer alten, lumpigen Decke, besaß das Mädchen nichts, das es hätte wärmen können. Ihr Buch konnte sie nicht vor der Kälte schützen, egal wie sehr sie sich an ihm kuschelte. Zwar war es Sommer, doch in der Nacht fiel die Temperatur. Die Füße des Mädchens hatten nicht mehr unter die Decke gepasst. Deshalb waren sie nun kalt und kribbelten. Annemarie musste sich schleunigst wärmen, wenn sie keine Zehe verlieren wollte. Sie entdeckte denSack voller Münzen neben sich. “H-E-N-R-I-K”, stammelte sie vor sich hin. Sie begab sich auf die Suche nach Wärme. Das Kribbeln wurde schnell zu einem Schmerz. Der Geldbeutel in der Hand des zerlumpten Mädchens lenkte von ihrem Buch ab und zog alle Blicke auf sich. Sie stieß die hölzerne Doppeltür zum einzigen Gasthaus des Dorfes auf und trat ein. Links vom Eingang war ein Schalter mit einem skeptisch drein blickenden Mann. Er hatte eine Halbglatze und einen hufeisenförmigen Bart. “Was kann ich denn für dich tun, Kleine?”, fragte er das bitterlich zitternde Kind. “Ich möchte mich nur ans Feuer setzen”, versicherte das Mädchen. “I-Ich kann Euch auch Geld dafür geben.” “Wenn du nur am Feuer sitzen willst, dann wird das nicht notwendig sein.” Das Mädchen ging zum Kamin und setzte sich mit ausgestreckten Beinen davor. So verharrte es eine Weile, bis der Schmerz nachließ und seine Beine wieder eine normale Temperatur erreichten. Dann erhob sich die Kleine wieder, bedankte sich und verließ das Gasthaus. Unter den Blicken des Mannes am Empfang öffnete sie die Doppeltür und ging wieder hinaus ins Freie. Gegenüber entdeckte sie eine Bäckerei. Der Duft der frischen Brote lockte sie hinein, wie Licht in der Nacht die Motten anzog. “Ein Brötchen, bitte!”, bestellte sie bei dem Bäckermeister. “Ich kann sie bezahlen.” Der sah sich die abgerissenen Kleider des Mädchens an und wies sie zurück. “So wie du aussiehst, bekommst du hier nichts!” “Aber ich habe Geld!” “Weiß der Teufel woher!” “Bitte! Ich habe solchen Hunger!” “Na schön! Aber komm bloß nicht wieder!” Der Bäcker erfüllte Annemarie widerwillig ihren Wunsch. Sie legte ihm eine Münzen hin, ohne zu wissen, wie viel diese wert war. Noch während sie die Bäckerei verließ, schlang Annemarie das Brötchen hinunter. Als plötzlich zwei Männer vor ihr auftauchten, blieb ihr fast der Bissen im Hals stecken. “Wen haben wir denn da?”, fragte einer zynisch. “Das Lumpenmädchen mit dem Goldbeutel!” Sie mussten sie beobachtet haben. Nebula und Henrik waren auf dem Weg zurück in das Dorf, in dem sie gefangen genommen wurden. Sie wollten den Menschen sagen, dass sie den Raubritter Greymore nicht mehr zu fürchten hatten. Und dass sie keinen Groll gegen sie hegten. Doch Henrik strafte Nebula mit Stille. Das Schweigen ihres sonst so redseligen Begleiters machte ihr schwer zu schaffen. “Willst du nie wieder mit mir reden?”, brach sie diese Stille. “Du hast ihn zum Tode verurteilt!”, empörte sich Henrik. “Das war keine leichtfertige Entscheidung!”, verteidigte sich Nebula. “Seine Männer gehorchen nun mir”, sprach sie weiter wie ein Plädoyer in eigener Sache. “Ich habe ihnen aufgetragen, die Sklaven freizulassen und künftig die Menschen zu beschützen.” Der Eingang des Dorfes kam immer näher. “Es ist trotzdem, als hättest du ihn selbst getötet!”, sprach Henrik bedrückt. Gemeinsam durchschritten sie das Tor. “Ich bereute es sofort. Er war immerhin-” Plötzlich kam ihnen ein Mädchen entgegen gerannt. Es hatte ein Buch mit dem linken Arm an seinen Brustkorb gepresst und hielt einen Geldbeutel in der rechten Hand. Zwei Männer verfolgten es. Sie hatten es offenbar auf ihr Gold abgesehen. Henrik erkannte das Kind sofort. Es war Annemarie. “Hey!”, rief er den Männern zu. “Lasst sie gefälligst in Ruhe!” Er zog sein Schwert und eilte dem Kind ungewohnt mutig zu Hilfe. Annemarie versteckte sich hinter Henrik, während er die Männer bedrohte. Die Verfolger schreckten vor der gezückten Klinge zurück und ließen von ihrem Opfer ab. “U-Und k-kommt bloß nicht wieder zurück!”, rief er ihnen nach. “Danke, Henrik!”, zeigte Annemarie ihre Verbundenheit. “Wer ist das?”, fragte Nebula misstrauisch. “S-Sie hat mir auf dem Fest aus der Hand gelesen.” “Und sie hätte dir nicht sagen können, dass dir einer eine überziehen wird?” Henrik blickte traurig in Annemaries unschuldiges Gesicht. “D-Das Mädchen hat kein Zuhause. Sie weiß nicht, wer ihre Eltern sind. U-Und offenbar hat sie auch keine Erinnerung an ihre V-Vergangenheit.” Er trat näher zu Nebula und verneigte sich mit zusammengefalteten Händen über seinem Haupt. “Daher bitte ich dich inständig, dass wir sie mitnehmen.” “Also gut”, ließ sich Nebula erweichen. Eine Geste der Menschlichkeit würde vielleicht einen Teil von Henriks verloren gegangenem Vertrauen wiederherstellen. Sofort strahlte Annemarie vor Freude und umarmte auch Nebula, welche sich bedrängt fühlte und das Kind am liebsten von sich stoßen wollte. “Sag mal, w-warum schleppst du immer dieses Buch mit dir herum?”, wollte Henrik von der Kleinen wissen. Annemarie senkte den Blick auf den Gegenstand zwischen ihrem Körper und ihrem Arm. “Ich weiß es nicht.” Nebula beäugte das Kind skeptisch. Bevor sie weiterreisen konnten, gab es noch einiges zu erledigen. Die Söldnerin berichtete der Dorfältesten von ihrem Sieg über Greymore und dass sie nun frei seien. Als alles geregelt schien, die Gruppe ihre Vorräte aufgefüllt und Annemarie ordentliche Kleider und Schuhe gekauft waren, verließ die Gruppe das Dorf und setzte die Reise nach Schleierfirst fort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)