Morgenstern von totalwarANGEL ================================================================================ Kapitel 13: Klartext -------------------- 🌱   Erst wusste er nicht, wie ihm geschah. Die sĂŒĂŸen Lippen des hĂŒbschen MĂ€dchens in seinen Armen fĂŒhlten sich falsch fĂŒr ihn an. Clay wurde von Nebulas Vorstoß vollkommen ĂŒberrumpelt. Verstehe jemand dieses Frauenzimmer. Erst beleidigte und beschimpfte sie ihn und nun das! “Was soll das?!” Entsetzt stieß er sie von sich. “Sag mal, hast du den Verstand verloren?!”, inquirierte er. “Wieso kĂŒsst du mich?” Doch als seine empfindlichen Ohren die GerĂ€usche eines verborgenen Zuschauers vernahmen, welcher gerade dabei war, sich aus dem Staub zu machen, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Der Beobachter entfernte sich in großen Schritten. Clay erkannte ihn anhand der Art, wie er rannte und wie er atmete. Es musste sich um Henrik handeln. Da gab es gar keinen Zweifel. Nebula hatte ihn irgendwie zuerst bemerkt, und fĂŒhrte nun dieses TheaterstĂŒck fĂŒr den heimlichen Zuschauer hinter der Hecke auf.  Unbeeindruckt nahm Nebula das MĂ€rchenbuch an sich und erhob sich von der Bank. “Hast du gar nichts dazu zu sagen?!”, konfrontierte Clay, als die Prinzessin sich ohne ein weiteres Wort in Bewegung setzte. “Nein!” “Henrik war hier! Und du hast es gewusst.” Nebula blieb unvermittelt stehen. “Weißt du, was du dem Jungen antust?” Die Blondine wandte ihr Antlitz dem JĂ€ger zu. “Ich weiß nicht, wovon du redest!” Danach schenkte sie ihm keinerlei Beachtung mehr und verließ die Anlage auf direktem Wege.   Bartlett war schwer damit beschĂ€ftigt die Sandkartoffeln aus Nahost zu entladen. Die Lieferung mit der sehnlichst erwarteten Delikatesse aus der WĂŒste Yjasul kam ganze drei Tage spĂ€ter als erwartet. Auf dem langen Weg aus dem Kalifat nach Morgenstern musste es ein unerwartetes Hindernis gegeben haben. Eigentlich war es dem dicken Koch vollkommen egal, warum die Ware zu spĂ€t kam. FĂŒr ihn zĂ€hlte nur, dass sie zu spĂ€t ankam. Er war fĂŒr das leibliche Wohl der Bewohner und GĂ€ste des Königs zustĂ€ndig und er musste die letzten Tage improvisieren, da die Sandkartoffeln nach dem großen Bankett ausgegangen waren. Jetzt endlich konnte er die KĂŒche neu bestĂŒcken, doch musste er es allein machen. Er hatte seinem KĂŒchenjungen Roe den Tag zuvor erst frei gegeben, da dieser nichts mehr zu tun hatte. Jetzt könnte er ihn zum tragen helfen gut gebrauchen. Aber Zeit zu gehen und ihn zu holen war auch nicht. Heute Abend musste das Essen wieder auf dem Tisch stehen. Ein Koch, welcher die GĂ€ste des Königs nicht bewirten kann, wirft ein schlechtes Licht auf das ganze Reich. Und er hatte keine Lust am Pranger zu landen. Er nahm eine Kiste auf und streckte die WirbelsĂ€ule nach hinten, um den schweren BehĂ€lter tragen zu können. Gerade als er sich umdrehte, rammte ihn etwas. Er verlor das Gleichgewicht und die wertvollen Sandkartoffeln verteilten sich auf dem Boden, als der Koch von der unbekannten Kraft umgerissen wurde. Bartlett besann sich wieder und bemerkte, dass ein Junge neben ihm auf dem Boden saß. Er musste der ÜbeltĂ€ter sein, welcher ihn umgerissen hatte. “Bist du des Wahnsinn, Tollpatsch?!”, fuhr er ihn wĂŒtend an. “E-Entschuldigung!”, bat der Braunhaarige um Vergebung. “Nichts Entschuldigung! Was willst du ĂŒberhaupt hier?” “Ich wusste nicht, w-wo ich hin sollte. A-Also bin ich einfach gerannt.” “Mit geschlossenen Augen?” “Ähm. I-Ich- “-Wie dem auch sei, du wirst mir jetzt helfen!” “H-Helfen?” Der korpulente KĂŒchenchef hievte sich unter Einsatz beider Arme zurĂŒck auf die Beine. “Siehst du nicht die Sauerei, die du veranstaltet hast?” Er deutete auf die ĂŒberall verstreut liegenden Kartoffeln. “Du hilfst mir jetzt sie aufzusammeln und die Kisten in das Lager zu bringen!” Bartlett sah den Jungen bestimmend an. Der konnte nicht anders, als eingeschĂŒchtert zu Boden zu schauen. “Na los, packe mit an!” “J-Ja, ist gut!” Gemeinsam sammelten sie die Sandkartoffeln ein und legten sie zurĂŒck in die Kiste. Gemeinsam trugen sie StĂŒck fĂŒr StĂŒck die Ladung des Wagens ins Lager. “Sag mal”, fragte der dicke Koch, als sie fertig waren. “Wie heißt du eigentlich?” “H-Henrik.” “Falls du gerade nichts vor hast, Henrik: Ich brauche dringend eine KĂŒchenhilfe." Wieder sah er ihn fordernd an. Sein autoritĂ€rer Blick schĂŒrte Ängste im Schiedeburschen. Sein Meister hatte frĂŒher auch immer so geguckt. So konnte er nicht anders, als einzuwilligen. “A-Aber sicher doch!” “Großartig!” Bartlett geleitete seine neue Aushilfe hinunter in die PalastkĂŒche, wo bereits ein Haufen Arbeit auf Henrik wartete.   Reges Treiben herrschte auf dem Chaiselongue. Nachdem Clay sich von Nebula fĂŒr ihre Zwecke missbrauchen ließ, damit sie Henrik den Schreck seines Lebens verpassen konnte, verlangte es ihm nach Ablenkung, welche ihm Cerise nur allzu gern verschaffte. In eng umschlungener Umarmung, wĂ€lzten sich ihre Körper zum Takt der Leidenschaft. Die ungebundenen kirschroten Haare der Halbblutelfe bedeckten das Gesicht des JĂ€gers, wĂ€hrend er ihren Hals bearbeitete. Cerise fĂŒhlte sich völlig ausgehungert. Als Sklavin der Leidenschaft tat sie alles fĂŒr jeden einzelnen Moment. FĂŒr sie waren schon ein paar Tage ohne Ausleben ihrer fleischlichen Lust eine Zumutung. Die reinste Folter. Zu groß war die Anziehung, welche sie beide verspĂŒren. Wie konnte er es nur so lange ohne sie aushalten? Nun war sie dabei einzufordern, was ihr zustand. Doch etwas war seltsam. Es fĂŒhlte sich an, wie einstudiert. Wo war die SpontanitĂ€t der vorherigen Male, als sie Liebe machten? Das GefĂŒhl, wonach sie so sĂŒchtig war, fehlte. Sie entzog sich den starken Armen ihres Partners und richtete sich auf. “Ihr seid nicht bei der Sache!”, mĂ€kelte sie an. “Ihr habt meine Leistung noch nie bemĂ€ngelt”, widersprach Clay dem Tadel der schönen Frau auf seinem Schoß. “Euch beschĂ€ftigt etwas. Jetzt spuckt es schon aus!” “Leugnen ist wohl zwecklos.” Die Rothaarige ließ sich wieder zu ihm hinab sinken. “Das habt Ihr richtig erkannt.” Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und begann mit ihrem Finger auf seiner Haut entlang zufahren. Dabei hielt sie Blickkontakt. “Und jetzt sagt Ihr mir, was los ist!” “Es ist wegen der Prinzessin.” Cerise kicherte. “Was hat sie gemacht? Euch des Hofes verwiesen?” “Sie hat mich gekĂŒsst.” Die Augen der Rothaarigen weiteten sich. “Wirklich?” Nach erster Verwunderung kehrte ihr Gesicht zum Normalzustand zurĂŒck. ”Ich bin durchaus imstande zu teilen. Ich habe auch nichts gegen traute Dreisamkeit einzuwenden.” “So ist das nicht! Sie hat mich wie einen Esel vor ihren Wagen gespannt.” “Hat sie das?” “Sie will Henrik vergraulen.” “VerstĂ€ndlich. So eine Wurst bringt es auch nicht im Bett.” “Sie braucht ihn mehr auf emotionaler Ebene. Ich habe ihr das gesagt. Wenn sie ihn trotzdem wegstoßen will, von mir aus. Ich lasse mich nur nicht gern benutzen!” Cerise setzte einen eindeutig erotischen Unterton auf. “Aber wenn ich Euch benutze, gefĂ€llt es Euch doch auch.” Der JĂ€ger erzĂ€hlte von seiner Begegnung mit Nebula. Wie sie sich ĂŒber GefĂŒhle und Liebe unterhielten und sie dabei den TrĂ€nen nah war. Plötzlich sei sie ĂŒber ihn hergefallen und habe ihn gekĂŒsst. Das musste Henrik mit angesehen haben. Clay merkte an, ihn davonlaufen gehört zu haben. Nebula musste gewusst haben, dass er zusah und nutzte die Gelegenheit schamlos aus. “Prinzesschen ist durchtriebener, als ich es ihr zugetraut hĂ€tte”, pries die AttentĂ€terin. “Findet Ihr das etwa lobenswert?” “Allerdings. Sie beseitigt ihn effektiv und ohne große Sauerei.” “Sie vergisst, dass sie damit vor allem sich selbst weh tut...”, grĂŒbelte Clay. “Lasst uns uns nicht lĂ€nger mit Dingen beschĂ€ftigen, die uns nichts angehen. Stattdessen sollten wir die Zeit nutzen, und uns weiter hemmungslos lieben, bevor Ihr Euch anketten mĂŒsst”, schlug Cerise vor. Der Gedanke an den bevorstehenden Schmerz und die Qualen weckten in ihm unbehagen, welches er schnellstmöglich aus seinem Kopf verbannen musste. “Da sage ich nicht nein.” “Hervorragend. Ich kenne da noch die ein oder andere Stellung...” So gaben sie sich wieder ihrer Leidenschaft hin.   Inzwischen half Henrik schon ein paar Stunden in der PalastkĂŒche aus. Bartlett staunte nicht schlecht. Noch nie hatte er einen dahergelaufenen Jungen gesehen, welcher so viel vom Kochen verstand, wie dieser Henrik. Jedem anderen hĂ€tte er erklĂ€ren mĂŒssen, wie Sandkartoffeln zubereitet werden mussten, damit sie ihren markanten sĂŒĂŸlichen Geschmack behielten. Man durfte sie keinesfalls geschĂ€lt in den Kessel werfen. Dann wĂŒrden sie ihr gesamtes Aroma verlieren. Das Kochwasser entzĂŒge ihnen praktisch sofort alle NĂ€hrstoffe und sie wĂŒrden im handumdrehen zu einer geschmacksneutralen SĂ€ttigungsbeilage verkommen. Stattdessen mĂŒssen sie immer mit Schale gekocht werden. Nach etwa fĂŒnfzehn Minuten konnte man sie vom Feuer nehmen und auf dem Teller zurecht machen. Unter der Schale wĂŒrde die angestaute Hitze weiter arbeiten. Henrik kĂŒmmerte sich gerade um den Wildschweinbraten, als sich Bartlett ihm unvermittelt zuwand. “Sag mal, Junge”, begann er, “bist du zufĂ€llig Koch?” “D-Das nicht”, verneinte Henrik. “Ich bin eigentschlich Sch-Schmied.” “Kloppen die nicht nur auf Metall rum? Wieso kannst du dann so gut kochen?” “Ich weiß es nicht. V-Vielleicht, weil es auch mit Feuer zu tun hat.” “Was hast du bisher gemacht?” “Ich b-bin mit einer Söldnerin umhergezogen. W-Was sie gekocht hat, verdiente die B-Bezeichnung Essen nicht. Da habe ich d-den Kochlöffel selbst in die Hand genommen.” “Genau!”, tönte Bartlett voller Überzeugung. “Selbst ist der Mann!” “J-Jedenfalls... i-ich...” “Du bist doch in sie verschossen, Junge. Gib es zu!” “J-J-Ja.” Henrik sah bedrĂŒckt zu Boden. “A-Aber sie liebt mich nicht. Unserer Gruppe gehört noch ein hĂŒnenhafter Mann an. Der h-hat Arme wie BaumstĂ€mme. Ich h-habe gesehen, wie sie sich gekĂŒsst haben.” “Was findet die nur an dem? Kann der etwa noch besser kochen?” “N-Nein. Der isst sein Fleisch gern roh.” “Ist der ein Barbar?! Wie dem auch sei: Junge, du musst kĂ€mpfen fĂŒr das, was du willst. Feige trĂŒbsal blasen ist ganz und gar nicht mĂ€nnlich!” Als er bemerkte, dass der Braunhaarige drauf und dran war, die Arbeit niederzulegen, musste er noch etwas anfĂŒgen. “Aber erst, nachdem das Abendessen fertig ist!”   🌱   Die Kerkerwachen schlugen mit mĂ€chtigen HĂ€mmern die langen Bolzen der Halterungen in die WĂ€nde. Sie mussten besonders fest sitzen, wenn sie der Kraft einer wĂŒtenden Bestie widerstehen sollten. Die Prinzessin hatte den König schon kurz nach der Schicksalsnacht von Clays kleinem Problem mit VollmondnĂ€chten berichtet. Ihr Vater war damit einverstanden, dass der Werwolf in der Stadt verbleiben durfte, unter der Bedingung sich in besagten NĂ€chten anketten zu lassen. Ein Schritt, den Clay voll und ganz verstehen konnte und auch selbst erbeten hĂ€tte, wĂ€re ihm der König nicht zuvor gekommen. Nun beobachteten er und Cerise die Arbeiten. Die Rothaarige war gar nicht wiederzuerkennen ohne ihre ungezĂ€hlten Dolche und Messer. Aber bewaffnet hĂ€tte man sie nicht hier herunter gelassen. Clay sah in die Isolationszelle hinein. Ein fensterloser finsterer Raum. Und ohne zu wissen, was sich hier zugetragen hatte, spĂŒrte er, das dieser Ort einige Geschichten erzĂ€hlen könnte, hĂ€tte er einen Mund zum sprechen. Als die Wachen ihre Arbeit vollendet hatten, zogen sie sich aus der Zelle zurĂŒck. Anschließend trat Clay ein, um sich selbst zu fesseln. Cerise stand derweil wie angewurzelt an Ort und Stelle. In ihrem Gesicht zeichnete sich eine bis dato unbekannte Emotion ab. Solange Clay abgelenkt war und sie nicht sehen konnte, warf sie ihm wehleidige Blicke zu. Es war nicht fair, dass er so leben musste. Jede Vollmondnacht weggesperrt wie ein wildes Tier. Am morgen danach ohne Erinnerungen an die Stunden zuvor aufzuwachen und nicht zu wissen, ob ihm nicht doch ein Unschuldiger zum Opfer gefallen war. Cerise schloss die KerkertĂŒr. Gab es wirklich nichts, was sie tun konnte?   Henrik schmeckte das Abendmahl nicht, obwohl er es selbst zubereitet hatte. Er musste pausenlos an Nebula denken, welche sich entschuldigen ließ und nicht in den Speisesaal gekommen war. Sie wollte ihm wohl nicht in die Augen sehen mĂŒssen. Als GĂ€ste seiner MajestĂ€t durften er und Annemarie an der Tafel Platz nehmen, doch das ließ den faden Geschmack des Essens nicht vergehen. Dabei war es eigentlich wunderbar angerichtet worden. Doch das Chaos in seinem Kopf betĂ€ubte den Wohlgeschmack der Speisen. Da Essen zu verschwenden eine SĂŒnde war, drĂŒckte er sich seine Portion hinein und entschuldigte sich anschließend selbst. Es verlangte ihm danach, Nebula zur Rede zu stellen. Allerdings kam es nicht so weit, da ein unĂŒberwindbares Hindernis zwischen ihnen stand. Vor der Pforte zu ihrem GemĂ€chern stand ein grimmig guckender WĂ€chter, den Henrik nicht wagte anzusprechen. Unverrichteter Dinge ging er weiter und kehrte in seinem Zimmer ein. Dabei verfluchte er sich selbst und seine eigene Feigheit.   Der Erdtrabant stand in voller Pracht am Firmament. In Kontrast zu diesem malerischen Bild, hallten die gequĂ€lten Schreie des JĂ€gers Clay durch das dunkle Verlies, wo man nichts von des Mondes Schönheit mitbekam. Die anderen Gefangenen konnten nur mutmaßen, was in der Isolationszelle vor sich ging. Cerise wusste aus ErzĂ€hlungen, wie schmerzhaft die Verwandlung in einen Wolf sein musste, allerdings war sie noch nie bei einer dabei. Hinter der eisernen TĂŒr lid Clay Höllenqualen. Mutig trat Cerise an die TĂŒr heran und öffnete den Sehschlitz. Der Innenraum der Zelle wurde von der Fackel an der Wand spĂ€rlich beleuchtet. Es genĂŒgte ihr, um das Wesentliche zu erkennen. Ihr Liebhaber kauerte nackt bis auf die Unterhose auf dem Boden und der Pelz fing schon an zu sprießen. Seine ExtremitĂ€ten waren gerade in Begriff ihre Form zu verĂ€ndern. Ruckartig, mit lautem Knacken, bogen sich seine Knie nach hinten. Weitere Gelenke und sogar Knochen folgten gerĂ€uschvoll dem Beispiel. Begleitet von seinen Schmerz erfĂŒllten Schreien, versetzte es Cerise in die Lage, seine Pain beinahe am eigenen Leib zu spĂŒren. Dennoch sah sie keine Sekunde weg. Auch nicht, als Clays Mund zur Reißzahn bewĂ€hrten Schnauze wurde und sein Gesicht zur Wolfsfratze verkam. Ein lautes Heulen tat wenig spĂ€ter von der Vollendung der Verwandlung Kund. Clays Körper war nun vollstĂ€ndig transformiert. Er wirkte ein ganzes StĂŒck grĂ¶ĂŸer und die zuvor zu großen Fesseln saßen nun wie angegossen. Sein schwarzes Fell schluckte das schwache Licht der Fackel. WĂŒtend knurrend zerrte die Bestie, zu der er nun geworden war, an den Fesseln und versuchte, sich um jeden Preis zu befreien. Er konnte noch immer den Duft der rothaarigen Halbelfe riechen. AllmĂ€hlich verlor sein Zerren an IntensitĂ€t und erregtes Knurren ging ĂŒber in sehnsĂŒchtiges Jaulen. Auf der anderen Seite der TĂŒr beobachtete Cerise noch immer. Die VerĂ€nderung seines Verhaltens entging ihr nicht. Es war untypisch fĂŒr ein Werbiest, mitten in einer erzwungenen Verwandlung zahm zu werden. FĂŒr sie erweckte es den Anschein, dass Clay vielleicht in der Lage wĂ€re, die Bestie unter Kontrolle zu bringen. Vielleicht brauchte es nur noch einen kleinen Schubser. Möglicherweise könnte sie ihm tatsĂ€chlich helfen. Links und rechts neben der EisentĂŒr schoben die Wachen ihren Dienst. Cerise schloss den Sehschlitz. Die Wachen trauten ihren Ohren nicht, als sie im nĂ€chsten Moment die Stimme der Frau vernahmen. “Lasst mich dort sofort rein!”, forderte diese. “Seid Ihr wahnsinnig?!”, entrĂŒstete sich einer der MĂ€nner. “Ich kann ihm helfen das in den Griff zu bekommen!” “Ihr werdet höchstens herausfinden, in wie viele StĂŒcke er Euch reißen kann, bevor Ihr sterbt!”, belehrte der andere. “Das ist mir egal. Ich will da rein!” “Aber
” Als die MĂ€nner nicht auf ihre Forderung einging, sah sich die Rothaarige dazu gezwungen, andere Seiten aufzuziehen. Blitzschnell bewegte sie sich hinter einen der MĂ€nner, packte ihn und hielt ihm einen Dolch an die Kehle, den sie trotz Abtasten irgendwie in den Kerker schmuggeln konnte. Der Mann traf dieser Angriff so unvorbereitet, dass ihm glatt die Hellebarde entglitt. “Ich sagte, lasst mich sofort da rein!” Um ihrer Drohung mehr Gewicht zu verleihen, versetzte sie der Haut ihrer Geisel einen leichten Schnitt. Der andere WĂ€chter ließ nun ebenfalls seine Waffe fallen und kramte sein SchlĂŒsselbund hervor, wĂ€hrend er beschwichtigende Gesten zeigte. “Ist ja schon gut, ich schließe auf.” Er tat, was er ankĂŒndigte und entfernte sich anschließend von der entsperrten TĂŒr. Cerise schleifte ihre Geisel noch bis zum Zelleneingang und entledigte sich dann des Mannes mit einem Tritt in den Allerwertesten. Danach verschwand sie in der Finsternis und ließ die TĂŒr zufallen. Nun stand sie der Bestie gegenĂŒber. Hinter ihr öffnete sich erneut der Sehschlitz. “Kommt zur TĂŒr, Frau”, versuchte einer der MĂ€nner auf sie einzureden. “Es ist noch nicht zu spĂ€t! Beeilt Euch und ich lasse Euch schnell wieder heraus.” “Haltet Euer Maul!”, rief sie ihm ĂŒber die Schulter zu und ging dann langsam und vorsichtig auf den verwandelten Clay zu. Der knurrte sie erst an und versuchte sie mit seinen klauen zu erreichen, was ihm allerdings, der Ketten geschuldet, nicht gelang. “Ganz ruhig, Clay!” Cerise kam immer nĂ€her, bis sie und der Werwolf sich gegenĂŒberstanden. “Es gibt keinen Grund mich zu beißen!” Clay schien sich immer mehr zu beruhigen. Anstelle zu versuchen, nach ihr zu schnappen, streckte er nur seine Schnauze zu ihr und schnĂŒffelte. Saugte ihren Duft so tief ein, wie er konnte. Was ihn in menschlicher Gestalt wild und animalisch werden ließ, hatte nun eine ins Gegenteil verkehrte Wirkung. Cerise konnte seine AtemstĂ¶ĂŸe in ihrem Gesicht spĂŒren. Plötzlich jaulte der Werwolf erneut wie unter Qualen auf. Der Rotschopf schreckte kurz zurĂŒck. Doch wie sich herausstellte, bestand keine Gefahr fĂŒr ihr Leben. Clay kauerte sich zusammen und allmĂ€hlich setzte der ebenso schmerzhafte Prozess der RĂŒckverwandlung ein. Die Schnauze bildete sich zu einem Mund zurĂŒck. Die Gelenke und Knochen nahmen ihre alte Form wieder an. Das schwarze dichte Fell wich ebenfalls zurĂŒck, bis Clay wieder seine menschliche Gestalt angenommen hatte. Schwer atmend und zuerst besinnungslos, wĂ€lzte er sich auf dem kalten Boden der Zelle. Langsam wurde er sich wieder sich selbst bewusst und sein verschwommenes Sichtfeld klarte auf. Sein Blick fiel in Cerises Gesicht. Noch verwirrt, setzte er sich auf. “Ihr habt es geschafft!”, verkĂŒndete die Rothaarige selten euphorisch. Der SchĂ€del des JĂ€gers brummte. “Cerise, was tut Ihr hier?”, fragte er und presste eine Hand gegen die Stirn. “Bin ich noch in meiner Zelle?” Er schreckte hoch. “Bin ich etwa ausgebrochen?” “Nein, ich bin eingebrochen!” “Wieso tut Ihr sowas? Wolltet Ihr gefressen werden?!” Cerise schmiss sich an Clay heran. “Mhmm
 ich weiß, wie unersĂ€ttlich Ihr sein könnt.” “Wie seid Ihr ĂŒberhaupt hier herein gekommen? Was ist mit den Wachen?” “Die sind beide blöd wie ein Eimer. Ein Eimer fĂŒr beide!” “Ist denn schon morgen?” “Nicht ganz.” Cerise half Clay auf. Der WĂ€chter hatte das Schauspiel um die RĂŒckverwandlung durch den Sehschlitz mit angesehen. Sprachlos öffnete er auf das Klopfen der Beiden die TĂŒr. Er war viel zu geschockt, um noch einen Groll wegen Cerises Angriff wenige Minuten zuvor zu hegen. Und viel zu verwirrt, um auch nur ein Wort zu sprechen. Schweigend ließen beide Wachen Cerise und Clay ziehen. Gemeinsam bestiegen sie einige Zeit spĂ€ter die Dachterrasse des Palastes und schauten Seite an Seite in den Nachthimmel. Vorher machten sie halt, um Clay etwas Kleidung zu organisieren. Oben auf dem Dach angekommen, realisierte Clay erst wirklich, dass es mitten in der Nacht war. Der Vollmond schien auf ihn herab, ohne einen Effekt zu erzielen. UnglĂ€ubig starrte der JĂ€ger seine Hand an, welche er dem Erdtrabanten entgegengestreckt hatte. Er konnte sie immer noch fĂŒhlen. Die Bestie tief in ihm drin. Aber unverstĂ€ndlicherweise gehorchte sie ihm. Er brauchte eine Weile, um es zu begreifen. “Wie ist das möglich?”, fragte er die Rothaarige. Dann nahm er die Hand wieder runter. “Woher wusstet Ihr, dass ich Euch nicht einfach nur umbringe?” “Ich wusste, dass so eine Schönheit wie ich, einfach mit allem durchkommt.” “Könnt Ihr einmal ernst sein?!” “Sagen wir so, ich habe durch grĂŒndliche Beobachtung herausgefunden, dass meine PrĂ€senz Euch beruhigt. Und da dachte ich, dass das vielleicht klappen könnte.” “‘Vielleicht’ ist nicht genug! Ich hĂ€tte mich losreißen können! TĂ€te ich noch einer Unschuldigen das Leben nehmen, wĂŒrde ich nicht mehr leben wollen.” “Manchmal muss man halt etwas riskieren, um etwas zu gewinnen!” Dann ergriff Cerise den starken Arm des Mannes neben ihr und schmiegte sich an ihn. “Außerdem bin ich jetzt wirklich nicht unschuldig!” Gemeinsam brachten sie eine lange Zeit auf der Dachterrasse zu.   🌱   Drei Jahre zuvor am Hofe von Ewigkeit. Ein wohlig weiches GefĂŒhl umschloss ihren Körper. Feinster Stoff liebkoste ihre Haut. Daunenweich, nicht zu vergleichen mit dem harten Boden der Isolationszelle. Es verströmte einen angenehmen Duft von RosenblĂŒten. ZurĂŒckhaltend öffnete Emelaigne ihre Augen. Sie erblickte die Decke eines Himmelbettes. Von vier Seiten hingen seidene TĂŒcher herunter und schirmten den Schlafbereich vom Rest des Raumes ab. Emelaigne ĂŒberlegte, wie sie hierher gekommen war. Das letzte, woran sie sich noch erinnerte, waren diese fĂŒrchterlichen Kopfschmerzen, als hĂ€tte ihr SchĂ€del in tausend Teile zerspringen wollen. Sie musste das Bewusstsein verloren haben. Nun waren die Schmerzen verflogen, aber dafĂŒr viele Fragen zurĂŒckgeblieben. Was war geschehen? Hatte der Wunsch, Caroline zu beschĂŒtzen, ihr die notwendige Kraft verliehen, die Finsternis in ihrem Herzen zu bĂ€ndigen? Bei dem Gedanken an ihre Freundin wurde sie unruhig. Ging es ihr gut? Emelaigne wollte aufstehen. Sie schlug die Decke zurĂŒck und stellte fest, dass sie jemand umgezogen hatte. Sie trug nun ein Nachthemd. Ungeachtet davon, schob sie den Stor zur Seite und setzte die entblĂ¶ĂŸten FĂŒĂŸe auf dem Boden auf. Sie tastete instinktiv nach etwas und bekam Pantoffeln zu fassen. Wenn nicht der Blick in das Zimmer, dann hĂ€tten spĂ€testens sie ihr gesagt, dass sie zuhause war. “Was geht hier vor?”, zweifelte sie an der Situation. Nachdem sie in ihre Hausschuhe geschlĂŒpft war, stand sie auf und sah sich im Zimmer um. Es bestand kein Zweifel, dass es sich hierbei um ihre GemĂ€cher handelte. Die BeschĂ€digungen des schicksalhaften Abends vor ihrer Hochzeit waren beseitigt und das Mobiliar ausgetauscht, doch sie erkannte es trotzdem wieder. Das alte BĂŒcherregal war noch immer an seinem Platz. Hier reihten sich die MĂ€rchenbĂŒcher. Etwas in ihm ĂŒbte eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie aus, sodass sie nicht anders konnte, als an es heranzutreten. Es war das Werk ganz am rechten Ende. Ein schwarz eingebundenes Buch. Fabula Tenebris. Emelaigne erinnerte sich. Dieses Buch erzĂ€hlte ein dĂŒsteres MĂ€rchen ĂŒber die TrĂ€nen eines gefallenen Engel und wie sie den Menschen die Gewalt beibrachten. Als ihre Finger den Einband berĂŒhrten, schossen ihr verschwommene Bilder von Fremden Leuten durch den Kopf, die sie nicht kannte. Ein Klopfen an der TĂŒr vertrieb die Bilder. “Mistress!”, rief es hinter der hölzernen Pforte. “Ihr mĂŒsst aufstehen.” Emelaigne lies das Buch los und ging zur TĂŒr. Sie kannte diese Stimme nur zu gut. Die TĂŒr öffnete sich und eine ergraute Dame trat ein. “Liselotte!”, rief das blonde MĂ€dchen freudig. Sie stĂŒrmte auf die alte Frau zu und umschlang sie liebevoll mit ihren Armen. “Sachte, ich bekomme keine Luft! Wie ich sehe, seid Ihr schon wach!” “Liselotte, was geht hier vor? Ich-” Die Alte legte ihren Zeigefinger auf Emelaignes Lippen. “Es ist alles gut.” “Aber-” “Man fand Euch bewusstlos auf dem Glockenturm einer Kirche.” “Geht es Caro gut?” “NatĂŒrlich.” Liselotte gluckste. “Warum auch nicht?” Emelaignes rastloser Geist kam nicht zur Ruhe. “Wieso seid Ihr gekommen?” “Ich möchte Euch bei der Kleiderwahl unterstĂŒtzen, Mistress.” “Denkt Ihr nicht, das ich alt genug bin, das selbst zu können?” “Gewiss. Ich sollte Euch das sagen, falls Ihr fragt.” “Und was wollt ihr dann?” “Man hofft, dass ein vertrautes Gesicht Euch hilft-” “-bei Verstand zu bleiben?” Liselotte schwieg. “Sagt mir die Wahrheit! Wer hat das veranlasst?” “Der Hofzauberer, Mistress.” “Arngrimir
! Ist es mir erlaubt, das Zimmer zu verlassen?” “Gewiss. Nach Eurem
 Ausflug neulich glaubt niemand mehr daran, dass man Euch aufhalten kann.” “Dann werde ich dem Hofzauberer einen Besuch abstatten.”   Die Soldaten der königlichen Garde von Ewigkeit trainierten ihre Kampffertigkeiten auf dem Übungsplatz der Kaserne. Er bot alles, was sie fĂŒr ihre Übungen benötigten. Ziele fĂŒr die SchĂŒtzen und Strohpuppen fĂŒr die NahkĂ€mpfer. Sogar einige mechanische Automaten, welche auf die Angriffe des Trainierenden reagierten, sobald sie sie trafen, und entsprechend hölzernen Schild anhoben und mit hölzernem Schwerd stießen, um die Illusion eines echten Gegners zu erwecken. Skeptisch beobachtete Arngrimir das Treiben der Milizen. Etwa eine halbe Stunde zuvor war er noch in seine Experimente vertieft gewesen. FlĂŒssigkeiten wurden destilliert und so wirkungsstarke Elixiere gebraut. Doch all dies endete, als die Prinzessin in sein Labor gestĂŒrmt kam. Mit einem fordernden Tonfall und einem bestimmenden Gesichtsausdruck hatte sie seine Hilfe verlangt. Er sollte ihr beibringen, die Kraft, welche sie nun besaß, in den Griff zu bekommen. Mit ihrem Eindringen war sowieso jede Konzentration verflogen, also willigte er ein. Nun wurden die zum Wehrdienst eingezogenen Junggesellen dazu angetrieben, die ÜbungsgerĂ€te zusammenzutragen und eine Apparatur zu improvisieren, welche sich hoffentlich imstande sehen konnte, der Kraft von Emelaigne standzuhalten. An einer Wand lehnend, mit gesenktem Kopf, wartete die Prinzessin nachdenklich  auf die Fertigstellung des Konstruktes. Sie trug inzwischen kein Nachthemd mehr, sondern ihre Jagdbekleidung. Ein hĂŒbsches besticktes Kleid mit Schmucksteinen und Wespentaille wĂ€re fĂŒr das Kommende unangebracht gewesen. Endlich hatten die Milizen Arngrimirs Befehle ausgefĂŒhrt. “Prinzessin!”, forderte der Hofzauberer die Aufmerksamkeit des blonden MĂ€dchens. Emelaigne sah auf und zog eine Augenbraue an. An der Wand des Übungsplatzes befand sich ein mit Stahlplatten verstĂ€rktes, ĂŒberlebensgroßes Gebilde mit einer Lanze und einem großen Rundschild. “Dies wird Euer Gegner sein”, erklĂ€rte Arngrimir. “Versucht den Automaten auseinander zu nehmen. Ihr dĂŒrft alles einsetzen, was Ihr habt.” Das MĂ€dchen schritt dem Gebilde entgegen und blieb kurz vor ihm stehen. “Das ist nicht Euer ernst”, tat sie ihre Skepsis kund. Sie hatte Arngrimir gebeten, dass er ihr einen Weg zeigen solle, mit dieser Kraft umzugehen. Und das war seine Vorstellung davon. Eine riesige Puppe. Die Zeiten, in denen sie mit ihnen spielte, waren lange vorbei! Sie ging tief in sich, ballte die Faust und holte weit aus. Mit aller Wucht, die sie aufbringen konnte, stieß sie ihren Schlagarm nach vorn und ihre Faust traf auf der OberflĂ€che auf. Stille. Auf einmal zog die Prinzessin ihre Hand zurĂŒck und schĂŒttelte sie. “Aua!”, rief sie aus. Wie sollte ihr diese Übung dabei helfen, ihre Kraft in den Griff zu bekommen? Sie ging zurĂŒck zu Arngrimir. Der schĂŒttelte nur den Kopf. Fragend sah Emelaigne ihn an. “Mit Eurer Kraft ist es nicht anders als mit jeder anderen Magie”, meinte der Hofzauberer. “Versucht, Euch auf Euch selbst zu besinnen.” “Auf mich selbst?” “Der SchlĂŒssel sind Eure GefĂŒhle”, setzte der Mann mit dem zotteligen Bart fort. “Übersinnliche FĂ€higkeiten sind oft an Emotionen gekoppelt. Erinnert Euch an Euren Ausbruch. Erinnert Euch an das, was Euch dazu verleitet hat. Und dann hört auf die Stimme in Eurem Herzen.” Die Stimme in ihrem Herzen
 Nun war sich Emelaigne sicher, das der Hofzauberer zu lange an seinen FlĂ€schchen geschnĂŒffelt hatte. Ein Herz kann nicht sprechen. Aber sie hatte keine andere Wahl, als es zu versuchen. Wenn schon niemand vermochte, sie von diesem Fluch zu erlösen, wollte sie wenigstens das Beste daraus machen. Sie stellte sich dem gepanzerten Übungsapparat gegenĂŒber und schloss die Augen. Ihr Atem wurde langsam und gleichmĂ€ĂŸig. Bis sie ihr Herz schlagen hören konnte. Doch sprechen wollte es nicht mit ihr. Geduldig beobachtete Arngrimir jede Bewegung seiner SchĂŒlerin. FĂŒr eine lange Zeit stand sie stumm auf dem Platz, ohne sich zu rĂŒhren. So sehr er es begehrte, ihren nĂ€chsten Zug zu sehen, hielt er sich doch zurĂŒck und ĂŒbte sich bescheiden in Geduld. Dann endlich wurde sein Warten belohnt. Emelaigne streckte den rechten Arm aus. “Koche in meinen Venen, Bloodbane!” Eine schwarze FlĂŒssigkeit trat hervor und formte eine Klinge. Arngrimir gefiel offenkundig, was er da sah, denn er frohlockte vor Begeisterung. “Großartig, Eure Hoheit!”, lobte er. “Großartig!” Emelaigne riss ihre Augen auf. Bloodbane, das war der Name, welchen sie vernommen hatte. Just in jenem Moment sprengte eine Energie das Material des Ärmels ihres Oberteils ab und umgab die Klinge, wie ein Mantel. Eine Aura, welche das Schwert bald dreimal so lang erscheinen ließ. Die noch anwesenden Wachen schreckten vor dem bösartigen Druck zurĂŒck, der sich pulsierend im Hof der Kaserne auszubreiten begann. Der Prinzessin wurde der Arm schwer, so nahm sie den linken zur Hilfe. Schreiend ging sie auf die Apparatur los. Von Überkopf ließ sie die Klinge auf die Maschine herabregnen. Die Aura schnellte nach vorn, als sie den Boden berĂŒhrte, und schnitt sowohl durch den Apparat als auch durch die Mauer hinter ihm, wie ein heißes Messer durch Butter. Splitter aus Holz, Metall und Stein flogen durch die Luft und die Anwesenden erhoben die HĂ€nde zum Kopf, um sich vor diesen Geschossen zu schĂŒtzen. In der Bahn der bösen Energie konnte nichts widerstehen und es blieb eine Schneise der VerwĂŒstung. Ein solches Ausmaß von Zerstörung hatte selbst der Hofzauberer nicht erwartet. Plötzlich krĂŒmmte sich Emelaigne vor Schmerzen und weitere schwarze Klingen durchstießen ihren Arm und ihren RĂŒcken. Sie schrie entsĂ€tzlich und mit verzerrter Stimme. Ihre Augen glĂŒhten rot wie die Abendsonne. Aber mit einem Mal war der Spuck vorbei und Emelaigne kollabierte. Vorsichtig nĂ€herten sich ein paar WĂ€chter und stießen den augenscheinlich leblosen Körper vorsichtig mit dem stumpfen Ende ihrer Hellebarden an. Sie zeigte keine Regung. Einzig die Klingen zogen sich in ihren Körper zurĂŒck.   Emelaigne erinnerte sich nicht mehr genau, wie viel Zeit vergangen war, doch wenig war es keinesfalls. Sie lag rĂŒcklings auf ihrem Bett und starrte die Unterseite des Dachs ihres Himmelbettes an. Ihre FĂŒĂŸe standen noch immer auf dem Boden, flankiert von ihren Pantoffeln. Ihre instabilen KrĂ€fte hatte sie inzwischen durch die Weisungen von Arngrimir unter Kontrolle gebracht. Am ersten Tag ihres Trainings, setzte sie zu viel Kraft frei. Der Zauberer meinte, ihr Nervensystem wĂ€re mit dem Schock nicht zurecht gekommen. Es erwischte sie kalt und warf sie aus den Latschen, noch bevor sie die erwachende Finsternis ĂŒbermannen konnte und sie ein zweites mal Amok lief. Sie musste versprechen, nie wieder so weit zu gehen, ihr volles Potential einzusetzen. Denn es war viel zu gefĂ€hrlich, auch fĂŒr sie selbst! Und die Prinzessin gedachte dieser Weisung zu folgen. Das GefĂŒhl, die Kontrolle ĂŒber den eigenen Körper zu verlieren, zu wĂŒten wie eine Furie und unschuldige Menschen zu gefĂ€hrden, wollte sie nie wieder spĂŒren mĂŒssen. Die Tatsache, das sie inzwischen eine zweite Teufelswaffe besaß, war Ă€hnlich beunruhigend wie die, dass es noch mehr von ihnen geben könnte. Der Fall des HeckenschĂŒtzen zeigte, dass Menschen zu jedem beliebigen Zeitpunkt diesen Waffen verfallen konnten und sich zur Gewalt verleiten ließen. Er zum Beispiel, streifte durch die Stadt und erschoss willkĂŒrlich ausgesuchte Ziele, ohne einen erkennbaren Grund. Wahrscheinlich nur um des Tötens selbst Willen, mutmaßte man im Nachhinein. Doch sicher sein konnte man sich nicht und die Toten pflegten selten ihr Schweigen zu brechen. Sie hĂ€tte ihn nicht gnadenlos niedermetzeln dĂŒrfen! Emelaigne dachte in der jĂŒngsten Vergangenheit immer öfter an die Geschichte, die ihr als Kind vorgelesen wurde. Was wĂ€re, sprĂ€che das MĂ€rchen die Wahrheit? Dann gĂ€be es sechshundertsechsundsechzig von diesen verfluchten, dĂ€monischen Waffen, verstreut ĂŒber die ganze Welt. Vielleicht waren es in Wirklichkeit viel weniger, doch jede von ihnen fĂŒr sich war bereits eine zu viel. Sie versuchte die Geschichte in ihrem Kopf zusammen zu setzen. Doch es gelang ihr nicht. Sie trat an das BĂŒcherregal heran und griff nach dem schwarzen Buch  Fabula Tenebris. Kaum berĂŒhrt, schon begann es erneut Bilder in ihren Kopf zu ĂŒbertragen. Dieses Mal war es eine undeutliche Silhouette eines Berges, welcher eine kerzengerade SĂ€ule von Asche und Glut ausspie. Sie verdrĂ€ngte die Vision des Vulkans und begann zu lesen.   Im Thronsaal waren neben dem König und Arngrimir noch einige Wachen anwesend, welche ihren Dienst verrichteten. Die Worte, die ihr Herrscher mit seinem Hofzauberer wechselte, interessierten sie allerdings nicht. Ihre Unterhaltung wurde jĂ€h gestört, als jemand die Pforte zum Thronsaal aufstieß. Eine Gestalt mit schweren Schuhen und dem Gesicht verborgen unter einer Kapuze, trat ein und schritt den roten Teppich entlang. Der König erhob sich von seinem Thron. “Was hat das zu bedeuten? Wer seid Ihr?” Doch der Fremde scherte sich nicht darum zu reagieren. “Wachen!” Die Soldaten umzingelten den Unbekannten. “Ihr seid selten unentspannt, Vater!” Die Kapuze viel und der König erkannte seine Tochter. “Beruhigt Euch, ich bin es doch nur.” Der König signalisierte mit einem Handzeichen, dass die WĂ€chter sich zurĂŒckziehen sollen. Sie gingen zurĂŒck an ihre angestammten PlĂ€tze. “Wieso habt Ihr Euch so angehost, Tochter?”, stellte er anschließend sein Kind zur Rede. “Verzeiht mir, aber ich habe eine Entscheidung getroffen”, sprach die Prinzessin. “Was fĂŒr eine Entscheidung?” “Ich werde das Schloss verlassen!” “Verlassen?!” “Ich will niemanden einer Gefahr aussetzen. Aber solange dieser Fluch durch meine Venen schießt, bin ich eine lebendige Waffe, die nichts als Unheil bringt. Und nicht die einzige, wie es scheint.” “Was wollt Ihr dadurch gewinnen, Tochter?” “Ich will mich auf die Spuren der Teufelswaffen begeben.” “Die sechshundertsechsundsechzig TrĂ€nen, die zu Waffen wurden!”, ergĂ€nzte Arngrimir. “Bitte, lasst mich nicht dumm sterben. Wovon sprecht ihr?” “Die Legenden, die ich studierte
”, grĂŒbelte der Mann in unvollstĂ€ndigen HalbsĂ€tzen und zupfte seinen Zottelbart. “Der HeckenschĂŒtze nutzte ebenfalls eine dieser Waffen”, erklĂ€rte sich Emelaigne. “Stellt Euch vor, wie viel Schaden diese Waffen anrichten können, wenn sie in den falschen HĂ€nden sind. Ich will dieser Legende nachgehen, um sie alle zu finden, Vater. Ich werde das Leben, das mir geschenkt wurde, nicht vergeuden! Und wenn ich tatsĂ€chlich bis zum Ende der Welt reisen muss, wie es das MĂ€rchen schreibt.” “Wer hat Euch diese Flause in den Kopf gesetzt! Das erlaube ich nicht!” “Ich bitte Euch, Vater!” “Lasst Euch wenigstens von meinen Rittern begleiten!” Emelaigne streckte den Arm zur Seite aus. “Koche in meinen Venen, Bloodbane!” Die Klinge erhörte ihren Ruf. Die Prinzessin ließ ihren Vater keinen Moment aus den Augen wĂ€hrend sie ihre Waffe kerzengerade nach oben aufrichtete. “Sagt mir, Vater, welcher unserer Ritter mir nicht nur im Wege stehen wĂŒrde!” Sie ließ wieder Bloodbane verschwinden. “Ich will Euch nicht schon wieder verlieren!” “Ihr könnt mich sowieso nicht aufhalten!” Emelaigne wandte ihrem Vater den RĂŒcken zu. “Und vielleicht werde ich ihn auf meiner Reise wieder sehen”, flĂŒsterte sie. Der König musste hilflos mit ansehen, wie seine Tochter ihres Weges ging. “Ich kann Dich vielleicht nicht aufhalten”, sprach er als sie den Thronsaal bereits verlassen hatte. “Aber ich kann Dich beschatten lassen.” Er sah zu seinem Hofzauberer. “Arngrimir, ich ĂŒberlasse es Euch, kompetente Handlanger fĂŒr diese Aufgabe auszuwĂ€hlen.” “Ich werde meine Kontakte spielen lassen.” Der Zauberer grinste.   Caroline war enttĂ€uscht. Zwar hatte ihre Freundin ihr von ihrem Vorhaben erzĂ€hlt, hielt es aber dennoch nicht fĂŒr nötig, noch einmal zu ihr zu kommen und ihr Lebewohl zu sagen. Darum nahm sie ihr Schicksal selbst in die Hand und lauerte Emelaigne vor dem Eingang zum Innenhof des Palastes auf. Als sie sie kommen hörte, sprang sie hinter der Mauer hervor, wie ein Strauchdieb, und stellte sich ihr mit verschrĂ€nkten Armen in den Weg. “Caro!”, wunderte sich die Prinzessin. “Hast du nicht was vergessen?”, fragte sie vorwurfsvoll. “Denkst du, ich erlaube, dass du dich einfach so davon stiehlst? Warum verabschiedest du dich nicht von mir?” “Ich-” Doch Caroline erlaubte ihr nicht den Satz zu vollenden. Stattdessen öffnete sie ihre Arme und umarmte ihre Freundin. Sie war nicht wirklich sauer. Sie hatte verstanden. “Ich weiß Bescheid. Ich mag Abschiede genauso wenig.” “Gut das du es mir nicht unnötig schwer machst!” Caroline gab Emelaigne frei. “Na los, geh schon! Finde diese Dinger. Ich weiß, dass du es schaffen kannst.”  “Vielen Dank, Caro!” Sie setzte ihre Kapuze auf und durchschritt das Portal. Ihre Suche nach den Teufelswaffen begann.   🌱   ZurĂŒck in der Gegenwart. Nebula trat durch das Tor in der Hecke in die Zieranlage ein. Sie folgte den Anweisungen einer Nachricht, welche sie am Morgen vor dem Eingang ihrer privaten RĂ€umlichkeiten fand. Mutmaßlich wurde der Zettel irgendwann in der Nacht von Cerise unter dem TĂŒrschlitz durchgeschoben. Auf ihm fand sich eine Herausforderung: Kommt morgen nachmittag in den Schlossgarten! Eure Revenge wartet, Prinzesschen. Vergesst nicht die Übungswaffen! Sonst versohle ich Euch den Hintern! Auf dem breiten mit Ziersteinen gesĂ€umten Weg der Anlage begrĂŒĂŸte sie bereits ein Kreis von fĂŒnf Metern Durchmesser, welcher offenbar erst kĂŒrzlich in die Erde geritzt worden war. Die Prinzessin trug in jeder Hand ein Holzschwert und war bereit fĂŒr einen Kampf. Doch von ihrer Gegnerin gab es weit und breit keine Spur. Wo steckt sie?, dachte Nebula. Aber sie setzte ihren Weg unbeirrt fort und betrat den Kreis. Sie blieb stehen und wartete einfach ab. Plötzlich vernahm sie ein GerĂ€usch. In einer Drehung wandte sie sich der Quelle zu und streckte ihren Schwertarm aus. Doch die Spitze des ÜbungsgerĂ€tes zeigte nicht auf die Person, welche sie erwartet hatte. Erschrocken zuckte Henrik zurĂŒck. “Was machst du denn hier?!”, pflaumte ihn Nebula an. “D-Du hast mir doch diesen Zettel unter der T-TĂŒr durchgeschoben”, behauptete Henrik. “Darauf stand, dass es dir Leid tut und du dich entschuldigen willst. Und das du mir etwas sehr wichtiges zu sagen hast.” “Was?! Nein! Ich habe die Nachricht erhalten, dass Cerise mir eine Revenge anbietet. Ich solle hier herkommen und keinesfalls diese Holzschwerter vergessen.” Die Blondine stöhnte entnervt. “Dieser verdammte Wolf!” “W-Was? W-Wer?” Nebula nahm ihre Übungswaffe wieder herunter. “Clay, der elende Mistkerl! Das ist auf seinem Mist gewachsen.”   Hinter der Heckenwand entstiegen verstohlen die Verschwörer ihren Verstecken und begaben sich zum Durchgang, damit sie ihr Werk bewundern konnten. Cerise und Clay positionierten sich auf je einer Seite und spionierten den zerstrittenen TurteltĂ€ubchen hinterher. WĂŒrde ihr Plan fruchten? “Meint Ihr, das funktioniert?”, fragte Cerise leise. “Na klar”, antwortete Clay flĂŒsternd. “Wie Ihr seht, reden sie miteinander.” “Das ist immerhin ein Anfang.” “Hoffentlich verprĂŒgelt sie ihn nicht.” “Am Ende gefĂ€llt es ihm
”   Henrik war ĂŒberrascht. “Aber wieso sollte er das tun?” “Ist doch offensichtlich. Er will, das wir uns aussprechen.” “U-Und was machen wir jetzt?” “Wenn wir schon mal hier sind
” Nebula atmete tief ein und wieder aus. “Vielleicht ist es einfacher, wenn ich dir die Wahrheit sage.” Sie geleitete ihn ĂŒber die BrĂŒcke auf die Insel zur Bank vor dem großen Baum. Beide nahmen Platz, jedoch mit einer ArmlĂ€nge Abstand zwischen ihnen. “Die Wahrheit?” Henrik schaute betrĂŒbt auf den Boden zwischen seinen Schuhen. ”Ich h-habe schon verstanden, dass du ihn willst.” Auf die Aussage ihres Begleiters hob die Blondine eine der Übungswaffen und schlug mit der Kante auf Henriks Kopf. “Idiot!” “Aua!”, beschwerte sich der Braunhaarige. “Lass das!” “Idiot! Idiot! Idiot!” Jedem Wort folgte ein weiterer Schlag. Henrik hielt schĂŒtzend die HĂ€nde ĂŒber seinen SchĂ€del, musste aber feststellen, das es eigentlich gar nicht wirklich weh tat, wenn ihn der hölzerne Gegenstand traf. Nebula schlug ihn gar nicht, sondern berĂŒhrte ihn nur. So gab es keinen Grund mehr sein Haupt zu schĂŒtzen. “Ich habe doch gesehen, wie ihr euch g-gekĂŒsst habt!”, Ă€ußerte er, als Nebula ihrem Arm eine Pause gönnte. “Das heißt nicht, dass er es auch wollte.” “W-Wie bitte?” “Ich habe irgendwie gespĂŒrt, dass du hinter der Hecke stehst. Warum, weiß ich nicht. Ich habe dir nur etwas vorgespielt. Ich wollte, dass du mich hasst.” Henrik verstand die Welt nicht mehr. “A-Aber wieso machst du sowas? Du solltest wissen, dass i-ich das gar nicht kann!” “Wie soll ich dich sonst dazu bringen, mir nicht mehr zu folgen?” “Du willst mich loswerden? Warum?” “Klappe! Das ist am Besten fĂŒr dich.” “I-Ich will nicht, d-das wir getrennte Wege gehen!” “Meine Mission ist zu gefĂ€hrlich fĂŒr dich!” “Ich w-will das selbst entscheiden! Außerdem nimmst du Annemarie auch mit. Ist das fĂŒr sie nicht noch viel gefĂ€hrlicher?” “Stimmt! Die muss ich auch noch irgendwie loswerden...” “H-Höre endlich auf damit!” Die Situation machte Henrik Angst, doch er musste jetzt stark sein und all seinen Mut zusammen nehmen. “I-Ich will bei dir bleiben! I-Ich muss d-dir etwas sagen
 I-Ich
” Die Sprache blieb ihm in der Kehle stecken, also versuchte er es heraus zu schreien. “W-Weil
! I-Ich liebe dich!” Nebula zuckte verdutzt zurĂŒck. Es war so unwirklich, dass der schĂŒchterne Junge tatsĂ€chlich genug Mut aufgebracht hatte, es auszusprechen. Als sich ihre Verwunderung legte, erhob sie erneut ihren Arm und ließ das Holzschwert auf Henriks Haupt fallen. “Du Idiot!”, tadelte sie. “Das weiß ich doch schon lĂ€ngst.” Henrik hielt sich den Kopf. Dieses Mal war es keine sanfte BerĂŒhrung. Das hatte wirklich weh getan! “AUA!!” Entweder bildete er sich das ein, oder unter seiner Haartracht wuchs tatsĂ€chlich eine gewaltige Beule heran. Nebula legte endlich die Übungswaffen neben sich auf die Bank. Henrik atmete auf, glaubte sich sicher, keine SchlĂ€ge mehr zu bekommen. Sie wandte sich erneut ihrem GegenĂŒber zu und begann ihm tief in die Augen zu sehen. Erst schwieg sie, doch ihr Blick sprach BĂ€nde. “Ich weiß es”, sagte sie schließlich mit sanfter Stimme. Daraufhin rĂŒckte sie nĂ€her zu Henrik heran. Der tat nichts, außer sie anzustarren wie eine Ikone, die er nicht wagte zu berĂŒhren. Seine ZurĂŒckhaltung trieb Nebula eine Zornesfalte auf die Stirn. “Jetzt kĂŒss mich endlich, du Trottel!”, funkelte sie ihn ungeduldig an. Endlich verstand Henrik und tat, wie ihm geheißen ward. Der euphorische Vorstoß des Braunhaarigen war seinem GegenĂŒber jedoch zu viel. Sie glaubte, seine Zunge bis fast in den Magen zu spĂŒren und entzog sich ihm. Es setzte eine Ohrfeige. “Wer hat dir erlaubt, deinen Lappen so tief in meinen Rachen zu schieben?!”, beschwerte sie sich. Henrik hielt sich die Wange. “E-Entschuldigung!” Doch schon im nĂ€chsten Moment schien alles vergessen und sie verschlangen einander gegenseitig in einem Kuss. Es war, als ob die Zeit stehen blieb und dieser Moment fĂŒr sie Äonen anhalten könnte.   In seinem Versteck hinter der Hecke, ballte Clay triumphierend die Hand zur Faust. “Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!”, lobte sich der JĂ€ger selbst. Ein breites und zufriedenes Grinsen zog sich dabei ĂŒber sein ganzes Gesicht. “Das wurde ja mal Zeit!”, pflichtete Cerise ihm bei. “Sie scharwenzelten eine halbe Ewigkeit umeinander. Ein ausgiebiges Vorspiel hat zwar einiges fĂŒr sich, aber man will auch zum Höhepunkt kommen.” “Seid Ihr imstande, noch an etwas anderes zu denken?” Darauf hatte sie nur eine Antwort: “Nein.” Die Rothaarige streckte ihre Arme aus, griff nach dem starken Mann und schmiegte sich an ihn. “Diesen Erfolg sollten wir feiern!” Der Schwarzhaarige wusste gewiss, was sie ihm sagen wollte, doch behielt seine gewohnte stoische Ruhe bei. “Ihr habt Recht. Wir sollten ihnen ihre PrivatsphĂ€re gönnen. Der Junge ist unerwartet unversehrt aus der Sache herausgekommen...” Cerise streckte sich zu Clays Gesicht und kĂŒsste ihn kurz auf den Mund. “Ihr seid immer so anstĂ€ndig”, meinte sie im Anschluss. “Das mag ich so an Euch.” Gemeinsam entschwanden sie in die GemĂ€cher Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)