Balance Defenders von Regina_Regenbogen ================================================================================ Kapitel 93: Nichtangriffspakt ----------------------------- Nichtangriffspakt „Besser ein offener Feind als ein verstellter Freund.“ (Jean Giraudoux)   Das riesige Ungetüm, das wie eine Mischung aus Wurm und Alien aussah, bäumte sich über die Dächer der umstehenden Häuser hinaus auf und jagte mit aufgerissenem Maul auf ihn herab. Grauen-Eminenz entging der Attacke mit einem Sprung und feuerte schwarze Energie auf die Kreatur ab. Das Wesen ließ sich davon nicht beirren und schnappte in einer raschen Bewegung nach ihm. Grauen-Eminenz schoss ihm ins Maul und flüchtete im letzten Moment in die Höhe. Fliegen hatte er zwar nie erlernt, aber das hieß nicht, dass er der Schwerkraft nicht den ein oder anderen Streich spielen konnte. Zwei Meter hoch zu springen, war für ihn eine Kleinigkeit. Und den Fall konnte er durch geschickten Einsatz seiner Kräfte so weit verlangsamen, dass er Zeit hatte, das Monster von oben zu beschießen. Kurz überlegte er, auf dem Ungetüm zu landen, aber irgendwie fand er das Ding eklig. Wieder auf dem Boden, wirbelte er herum und machte eine entschiedene Geste, bei der er die Handrücken seiner ausgestreckten Arme aneinander legte und dann mit einer ruckartigen Bewegung, bei der die Hände verkrampften, auseinander riss. Die Bestie jaulte auf, als ihr die Haut abgerissen wurde und diese gegen die Hauswände rechts und links klatschte. Scheiße. Das würde er später wieder sauber machen müssen… Zumindest schien das Ungetüm genug zu haben. Gerade wollte Grauen-Eminenz sich ihm nähern, als von hinten etwas auf ihn niederfahren wollte. Sofort schoss er und erwischte einen überdimensionalen Greifvogel, der schrill aufschrie. Die beiden Allpträume verwandelten sich zeitgleich zurück. Sofort streckte Grauen-Eminenz eine Hand nach jedem aus und ließ ein Magnetfeld erscheinen, das die beiden in ihrer Position fixierte. Dieser Zustand hielt aber nur so lange an, wie er die beiden bestrahlt hielt. Jetzt brauchte er erst einmal dieses Einfang-Dingens. Er hatte es irgendwo hinter sich in einem Hauseingang in Sicherheit gebracht, ehe er den Kampf begonnen hatte. Leider konnte er sich nicht umdrehen, um danach zu sehen, da er nicht versehentlich einem der Allpträume die Flucht ermöglichen wollte. Daher versuchte er durch telekinetische Gedanken die Box dazu zu bringen, zu ihm zu kommen. Leider hatte er wohl etwas zu fest daran gedacht, denn prompt schlug ihm das Gerät wie ein Geschoss in den Rücken, sodass er fast zu Boden gegangen wäre. Aua. Er würde sich irgendwann noch selbst K.O. schlagen! Etwas vorsichtiger und mit Schmerzen im Rücken bugsierte er die Box um sich herum in die richtige Position. Warum hatte das Ding eigentlich keine Fernbedienung? Andererseits hatte er eh keine Hand frei. Er versuchte den Knopf per Gedanken-Telekinese herunterzudrücken. Das Gerät bekam eine Delle. Aaah! Das durfte doch nicht wahr sein! Was war denn das für ein Billigprodukt! Wo war die gute alte deutsche Wertarbeit! Plötzlich sah er zu den Allpträumen auf, die von seinen beiden Strahlen gehalten wurden. Er führte seine Arme zueinander, sodass seine Gefangenen der Bewegung folgten und nun auf einem Haufen waren. Dann lief er die Schritte zu dem Apparat, während die Allpträume durch seine Vorwärtsbewegung gegen die Häuserwand vor ihm geklatscht wurden. Er trat auf den Auslöser der Apparatur, machte ein paar Schritte rückwärts und zog die beiden Allpträume wie Marionetten näher zu sich, bis sie in den Radius der Einsaugfunktion gerieten. Da dieser dämliche Radius jedoch gerade mal fünf Zentimeter maß und kein schickes Licht oder sonst was anzeigte, wo genau man den Allptraum hinpacken musste, war das alles andere als einfach! Es blieb ihm nichts anderes übrig als wie ein Idiot die Allpträume über der Apparatur hin und her zu schwenken, in der Hoffnung, irgendwann den richtigen Punkt zu erwischen. Endlich wurde der erste eingesaugt. Ha! Nun wusste er, wo die Stelle war! Oder auch nicht. Wechselte der Sensor etwa seine Position? Das war ja wohl … Wieder musste er seinen Arm bekloppt hin und her schwenken wie eine verrücktspielende Computermaus. Als es endlich funktioniert hatte, schlug Grauen-Eminenz sich gegen die Stirn. Das Schlimmste war nicht der Kampf gegen die verwandelten Allpträume sondern dieser Mist-Apparat! Wenn er jetzt noch um die neunzig davon einfangen musste, würde er wahnsinnig werden! Und dabei hatte er die Hälfte von den bereits gestrichenen Zehn noch nicht mal eingesaugt, sondern versehentlich abgemurkst. Wer konnte auch ahnen, dass die in ihrer Normalform so empfindlich waren…? Er hob die Allptraum-Fang-Station vom Boden auf, lief hinüber zu seiner Tasche und verstaute das unpraktische Ding. Aus der Reißverschlusstasche an seiner Cargohose zog er dann etwas, das aussah wie ein Smartphone. Es handelte sich um ein Ortungsgerät, das die Signale des Suchzaubers anzeigte, den er den Allpträumen verpasst hatte. Er war zum Glück noch auf die Idee gekommen, einen Suchzauber direkt vor die Öffnung des Behältnisses zu legen. Beim Verlassen ihres Gefängnisses waren die Lichtlosen automatisch damit in Kontakt gekommen. Dadurch konnte er sie nun lokalisieren. Mit einer Fingerbewegung verkleinerte er die Ansicht und sah nun ganz Entschaithal auf dem Display. Rot blinkende Punkte zeigten den Aufenthaltsort der Allpträume an. Verwundert erkannte er, dass die Allpträume sich auf einen Punkt zubewegten, als würden sie sich dort zu etwas Großem versammeln. Er steckte das Ortungsgerät weg, schulterte seine Tasche und machte sich auf den Weg.   Ewigkeit drückte sich an Trusts Wange. Aus Mangel an Alternativen, und weil es sich bei ihrer jetzigen Strategie um die letzte Hoffnung handelte, hatten sie sich direkt in die Stadtmitte, zurück zu der Baustelle, teleportiert und waren in einer Meute Zombies gelandet. „Und jetzt?“, wollte Change wissen. Unite hatte ihnen allen Destinys Kräfte übertragen, wie Destiny es vorgeschlagen hatte. Durch das Erlebnis mit den Doppelgängern war Destiny zu dem Schluss gekommen, dass der Schlafzauber ganz Entschaithal Eigenschaften einer Seelenwelt verliehen hatte. Deshalb hatten die Allpträume so viel Einfluss auf die Umgebung und konnten jede physische Form annehmen. Und deshalb hatte Destinys Vorstellung die Doppelgänger verschwinden lassen. Seelenwelten kontrollieren konnte auch sie! Nun hieß es, die Allpträume mit ihren eigenen Waffen zu schlagen! „Stell dir halt irgendwas vor!“, schimpfte Destiny. Sogleich setzte Musik ein und eine drehende Discokugel hinter den Zombies warf Lichtreflexionen auf die Umgebung. Der Song ‚Nightfever‘ wurde angespielt. Die Zombies begannen schwerfällig zu tanzen und sich schleppend zu der Musik zu wiegen. Einem davon fiel dabei der Kopf ab. Desire schrie in ungewohnt hoher Tonlage: „Ich weiß nicht, was jetzt besser sein soll!“ Sie hegte eine tiefe Abneigung gegen Untote. Plötzlich ertönte hinter den Zombies die Herzkönigin aus Alice im Wunderland: „Ab mit dem Kopf!“ Augenblicklich kullerten die Köpfe zahlloser Zombies über den Boden. Desire kreischte auf. „Wenn Desire immer noch Angst vor ihnen hat, dann bringt das nichts.“, gab Trust zu bedenken. „Also ich fand’s lustig.“, meinte Change und klopfte Unite, die die Herzkönigin heraufbeschworen hatte, anerkennend auf die Schulter. „Ich dachte, Zombies kann man nur so töten.“, antwortete Unite entschuldigend. „Sie laufen aber immer noch!“, rief Desire. „Was sollen wir denn machen, damit du keine Angst mehr vor ihnen hast?“, fragte Destiny. „Macht sie weg!“, gab Desire von sich und hielt die Augen geschlossen. Sehr hilfreich… Destiny stöhnte und konzentrierte sich. „Besser?“ Nur zögerlich öffnete Desire wieder ihre Augen und sah sich statt den Zombies einer Gruppe männlicher Models gegenüber, die gerade für ein Foto-Shooting posierten. Daraufhin ihrer Energiequelle beraubt, änderten die Allpträume ihre Form und stießen dabei einen erbosten Schrei aus. Im gleichen Moment schoss Trust auf sie. Ehe er alle erwischt hatte, hatten manche von ihnen allerdings bereits eine neue Gestalt angenommen. Vor ihnen standen nun ein Clown in bunter Tracht mit zum wahnsinnigen Grinsen weit aufgerissenem Maul, das spitze Reißzähne entblößte, und ein Mann, dessen Gesicht von Brandnarben entstellt war. Er war in einen rot-dunkelgrün-gestreiften Pulli gekleidet und hatte einen Hut auf. An seiner rechten Hand trug er einen Handschuh, an den dünne Klingen wie Skalpelle angebracht waren. Desire erkannte in ihn als die Horrorfilmfigur Freddy Krüger. Entsetzt drückten sich Destiny und Change weiter in die Mitte der Kugel. „Und davor habt ihr Angst?“, fragte Desire ungläubig, nachdem die beiden sich so über ihr Problem mit Zombies lustig gemacht hatten. Allein Freddy Krügers Pullover zog die Figur doch ins Lächerliche. Und was sollte der Clown bitteschön machen? Schlechte Witze erzählen? „Der schlitzt einen auf!“, rechtfertigte sich Change. „Der frisst Kinder!“, erklärte Destiny mit Bezug auf den Clown aus Stephen Kings Es. Wow, dann konnte der Messer-Mann ja Changes Hausaufgaben zerschreddern, dachte Desire gelangweilt. „Dann stell dir vor, die Klingen würden rosten.“, sagte Desire zu Change und sah Destiny an. „Und du, denk dir einfach das Make-up weg!“ Change und Destiny mussten nichts mehr tun. Sobald Desire die Worte ausgesprochen hatte, wurden diese von der Umgebung in die Tat umgesetzt. Die Messer von Freddy Krüger gaben ein seltsames Geräusch von sich, ihre Farbe und ihre Konsistenz änderten sich, sie setzten Rost an und zerfielen schließlich ganz. Sehr zum Unbehagen ihres Trägers. „Hähä! Immer Edelstahl-Klingen verwenden, sag ich nur!“, lachte Change triumphierend. Derweil war der Clown Pennywise, nun ohne Make-up und Perücke, zu einem Mann mittleren Alters mit verschlafenen Augen in einem bunten Anzug verkommen. Daraufhin verwandelten sich beide Allpträume zurück und wurden prompt von Trusts und Unites Kräften aufgelöst. „Das fängt an, Spaß zu machen!“, fand Change. „Wir brauchen bloß noch die richtige Stimmung.“ Er konzentrierte sich. Der drohend orangeleuchtende Wolkenhimmel änderte sein Aussehen. Plötzlich war er klar und blau, eine künstliche Sonne schien freundlich herab, als würde es sich um einen warmen Sommertag handeln. Gleichzeitig fing der von lebhaftem Gitarrenklang dominierte Song ‚All the small things‘ von blink-182 an zu spielen. „Schon viel besser.“, meinte Change und begann dabei mit seinem Kopf zur Musik zu wippen. Destinys Gesichtsausdruck war eingefroren. „Was?“, fragte er, als würde er eine Rüge von ihr erwarten. Destiny wandte sich ab. Sie würde den Teufel tun und ihm sagen, dass er offensichtlich weit besser mit ihren Kräften umzugehen wusste als sie selbst. Die nächsten verwandelten Allpträume bogen um eine Ecke und flogen pfeilgeschwind auf den Platz vor der Baustelle zu, wo die Beschützer standen. Doch aufgrund der Musik und des strahlenden Sonnenscheins wirkte ihre grausige Gestalt völlig deplatziert, besonders da Change angefangen hatte den Refrain des laufenden Liedes mitzusingen: “Nana nana nana-nana na na.” Die anderen ließen sich langsam aber sicher von seiner guten Laune anstecken, der helle Sonnenschein und die Musik taten ihr Übriges. Und so gelang es ihnen immer mehr der Allpträume durch verschiedenste Techniken zur Rückverwandlung in ihre ursprüngliche Form zu zwingen, um sie anschließend aufzulösen. Changes Einfälle dazu waren nicht unbedingt die Originellsten. Dafür hatte er jedoch unzählige davon. Ob er einem Angreifer die Hosen herunterließ, um eine Unterhose mit roten Herzchen zu entblößen, die Feinde auf Bananenschalen ausrutschen oder ein Klavier auf sie fallen ließ, eine Kindheit voller Cartoons hatte ihn mit massig Ideen ausgestattet. Schließlich ebbte die Flut an Allpträumen langsam ab. Unglücklicherweise hatte keiner der Beschützer mitgezählt, wie viele der Kreaturen sie bereits unschädlich gemacht hatten und konnten daher nicht sagen, wie viele noch umherschwirrten. Wenn die Bestien ihnen nun aus dem Weg gingen oder sich sogar versteckten, hatten sie ein Problem. Die Sorge war unbegründet, denn schon trat eine weitere dubiose Gestalt aus einer Straße auf den Platz vor der Baustelle. Es handelte sich um einen Mann in dunkelgrauer Kleidung. Mit der Cargohose, der Kampfweste über dem T-Shirt und den Handschuhen zu festem Schuhwerk sah er aus wie einem Mission Impossible Film entsprungen. Seine Haut und seine Lippen wirkten hellgrau, sein Schädel war kahl. Seine Augen hatten die Farbe des stürmischen Himmels über der aufgepeitschten See. Mit festen Schritten und finsterer Miene kam er auf sie zu. Change zögerte keine Sekunde und benutzte Destinys Kräfte, um den Gegner lächerlich zu machen. Nichts tat sich. Verwundert schüttelte Change seine Hand als wäre sie eine defekte Fernbedienung. „Es funktioniert nicht.“, sagte er zu den anderen. „Ich wollte ihm ein rosa Tutu verpassen!“ Der Mann war derweil vor ihnen stehengeblieben. Seine Miene hatte sich bei Changes Worten missmutig verzogen, als wäre er über die Idee, in ein rosa Tutu gesteckt zu werden, gar nicht begeistert. Anschließend wurden seine Züge wieder ruhiger. „Grün steht mir besser.“, entgegnete er beiläufig. Die Beschützer starrten ihn kurz an. Change wandte sich an die anderen. „Weiß jemand, wen der darstellt?“ Die anderen hatten auch keine Ahnung. Die graue Gestalt erhob die Stimme. „Wir haben ein Problem.“ „Eigentlich finde ich ihn eher amüsant als gruselig.“, meinte Change, ohne auf die Worte des Mannes einzugehen. Destiny blieb skeptisch. „Das tun sie, um uns in Sicherheit zu wiegen.“, entgegnete sie und versuchte sich selbst daran, den Gegner zu verwandeln. Wieder keine Reaktion. „Ich habe keine Ahnung, was ihr versucht, aber es funktioniert nicht bei mir.“, sagte der Fremde kurz. Augenblicklich wichen die fünf ängstlich zurück. Ihre Befürchtung, die Allpträume könnten gegen ihre Kräfte immun werden, war Wirklichkeit geworden! „Der Schlafzauber wird sich nicht auflösen.“, sagte der Fremde. „Was auch immer die Allpträume getan haben, wir müssen es rückgängig machen.“ Trust wandte das Wort an den grauen Mann. „Wer sind Sie?“ In einer Seelenruhe, die verstörend wirkte, nahm der Fremde die Tasche, die er geschultert hatte, ab und stellte sie auf den Boden neben sich. „Wer seid ihr?“ Desire reckte das Kinn. „Wenn Sie nicht wüssten, wer wir sind, würden Sie uns wohl kaum um unsere Hilfe bitten.“ Destiny schimpfte: „Hört auf mit ihm zu reden, als wäre er echt! Das ist nur wieder ein Trick der Allpträume!“ „Ich bin kein Lichtloser.“ Die fünf horchten auf. Den Begriff Lichtloser hatten sie bisher nur von Ewigkeit gehört. Schließlich wagte Desire ihre Gedanken auszusprechen. „Haben Sie uns den Brief geschickt?“ „Ja.“ Destiny schimpfte. „Wenn du fragst, ob er den Brief geschickt hat, sagt er natürlich Ja!“ „Wenn er ein Allptraum ist, weiß er so oder so was wir wissen.“, gab Desire zurück. Unite richtete das Wort an die dubiose Gestalt. „Wenn Sie kein Allptraum sind, warum schlafen Sie dann nicht?“ „Weil ich den Schlafzauber gemacht habe.“   Der Gesichtsausdruck seiner Auserwählten ließ ihn die Formulierung seiner Aussage kritisch hinterfragen. Okay, er hätte vielleicht sagen sollen: ‚Weil ich gezwungen wurde, den Schlafzauber zu machen.‘ Dann hätte er so tun können, als wäre er das arme Opfer. Ja, das wäre angebracht gewesen. Andererseits hasste er es zu schauspielern! Das war so anstrengend. Wieder andererseits konnte er den fünfen ansehen, dass sie nun Eins und Eins zusammenzählen konnten. „Der Schatthenmeister.“, sagte das blonde Prinzesschen tonlos. Daraufhin wandte sich das Großmaul, das ihm ein Tutu hatte verpassen wollen, begeistert an seine Kumpanen, als hätte er des Rätsels Lösung gefunden. „Eh, ist ja klar! Vor dem haben wir doch die ganze Zeit Angst!“ Die anderen schienen ihm genauso wenig folgen zu können wie er. „Ist ja logisch, dass der Allptraum sich in den verwandelt.“, versuchte das Großmaul ihnen auf die Sprünge zu helfen. „Das würde erklären, warum unsere Kräfte nicht bei ihm wirken.“, stimmte der ruhige Junge zu. „Aber was machen wir jetzt?“, wollte Prinzessin Goldlöckchen wissen. „Also mir ist der Typ egal. Wir könnten ihn einfach ignorieren.“, schlug das Großmaul vor. „Was soll er auch tun? Uns zu Tode quatschen?“ Prinzesschen warf ein: „Aber wieso sollte der Schatthenmeister wollen, dass wir ihm helfen, die Allpträume auszuschalten? Das ergibt doch keinen Sinn.“ Die dunkelhaarige Miss Misstrauisch meldete sich zu Wort. „Vor allem: Wieso ist der so blöd uns zu sagen, dass er der Schatthenmeister ist?“ Autsch. „Sonst wüssten wir ja nicht, dass es der Schatthenmeister ist.“, entgegnete Großmaul. „Oder habt ihr euch den Typ so vorgestellt? Sieht doch schon etwas lächerlich aus.“ Das orangehaarige Fräulein Überfröhlich beäugte ihn, als wäre er ein Tier im Zoo. „Meint ihr, der echte Schatthenmeister sieht so aus? Die Allpträume haben ihn sicher gesehen.“ Miss Misstrauisch meckerte: „Was bringt es uns zu wissen, wie der aussieht?“ „Vielleicht weiß er ja, was der Schatthenmeister weiß.“, meinte Fräulein Überfröhlich und wandte sich wieder an ihn: „Warum hast du uns entführt?“ Miss Misstrauisch rief: „Der erzählt dir doch eh bloß was Gruseliges, damit wir Angst bekommen!“ Es reichte!!! Grauen-Eminenz lenkte die Welle Zorn von seinem Magen in seine Arme und schoss. Seine Kräfte trafen die Häuserwand rechts von ihm und ließen ein Fenster der Finster GmbH zu seiner Linken zersplittern. Endlich gaben die Quasselstrippen Ruhe. Verängstigt starrten sie ihn an. Gerade wollte er anfangen, mit ihnen zu reden, als ein Allptraum herbeigeflogen kam, offenbar von der plötzlichen Angst der fünf angelockt. Reflexartig schoss Grauen-Eminenz ihn ab und pulverisierte ihn. Verdammt! Schon wieder einer. Er stöhnte. Er musste unbedingt aufhören, diese Dinger kaputt zu machen. Schließlich widmete er sich wieder den fünfen, die ihn noch immer stumm anstarrten. Aus seiner Hosentasche zog er das Ortungsgerät und hielt ihnen den Bildschirm hin. „Die Punkte, die ihr hier seht, stehen für die Allpträume.“, erklärte er. „Der Schlafzauber sollte nur anderthalb Stunden anhalten. Aber jetzt lässt er sich nicht mehr steuern.“ „Was wollen Sie von uns?“, forderte der vernünftige der beiden Jungen zu erfahren. „Ihr wollt genauso wenig wie ich, dass der Schlafzauber anhält.“ Die fünf widersprachen nicht. „Die Allpträume müssen eine Störung bewirkt haben. Wenn wir sie einfangen, lässt die Wirkung vielleicht nach.“ „Und wenn nicht?“, fragte Herr Vernünftig. Darüber hatte er noch nicht nachgedacht. Eine Katastrophe nach der anderen! Offenbar interpretierte Herr Vernünftig sein Schweigen als Antwort, denn er sprach einfach weiter. „Wir wollen eine Sicherheit, dass Sie uns nicht in den Rücken fallen.“ Miss Misstrauisch begehrte auf: „Das meinst du doch nicht ernst! Wir werden ganz sicher nicht mit ihm zusammenarbeiten!“ Herr Vernünftig ging nicht auf ihren Einwand ein. „Was sind eure Forderungen?“, fragte Grauen-Eminenz. „Das könnt ihr nicht machen!“, kreischte Miss Misstrauisch dazwischen. „Ich mache da nicht mit!“ „Destiny!“, tadelte Herr Vernünftig. „Nein! Ich mache immer, was ihr sagt, aber das nicht! Ich werde nicht mit dem Schatthenmeister zusammenarbeiten! Vergesst es!“ Herr Vernünftig ergriff das Handgelenk von Miss Misstrauisch und sah sie durchdringend an. Durch ihre Blicke schienen die beiden ein stummes Gefecht auszutragen.   ○ Destiny, er weiß nicht, weshalb der Schlafzauber sich nicht kontrollieren lässt. Destiny antwortete nicht, sondern sah Trust nur weiter störrisch an. ○ Wir können erst sicher sein, dass alle Allpträume verschwunden sind, wenn wir sein Ortungsgerät benutzen. ♯ Das ist Selbstmord!, begehrte Destiny auf. Unite schaltete sich in die telepathische Unterhaltung ein. ♪ Wenn wir sein Ortungsgerät benutzen, können wir die Allpträume aufspüren! ○ Das habe ich auch gerade gesagt., informierte Trust. ♪ Wir können das zu unserem Vorteil nutzen!, freute sich Unites Stimme. ♯ Seid ihr völlig irre?! Trusts Gedankenstimme klang ernst. ○ Glaubst du, er lässt uns einfach gehen, wenn wir Nein sagen? Jetzt bietet er uns noch einen Deal an. Wenn wir uns weigern, wird er uns mit etwas erpressen. Destiny schwieg. Desire und Change, die begriffen hatten, dass die anderen sich offenbar per Telepathie unterhielten, klinkten sich ein. * Was habt ihr vor?, erkundigte sich Desire. ! Ey, meint ihr, das ist sicher, so zu reden? Kann der uns nicht trotzdem belauschen? ○ Change hat Recht, sagte Trust gedanklich. ♪ Gut., meinte Unite und verließ augenblicklich die Runde. Ehe die anderen noch darauf gefasst waren, richtete Unite das Wort an den Schatthenmeister. „Wir sind einverstanden.“, verkündete sie und ignorierte Destinys ungläubigen Blick. „Unter zwei Bedingungen!“ Der Schatthenmeister wog offenbar ab, ob er sich darauf einlassen sollte. „Welche Bedingungen?“ „Erstens: Sie werden uns ein paar Fragen beantworten, bevor wir Ihnen helfen.“ „Nicht dass wir dafür Zeit hätten.“, spottete er. „Zweitens –“ Der Schatthenmeister unterbrach sie gelangweilt: „Lasst mich raten: Ich soll euch ab jetzt in Ruhe lassen.“ Unite schwieg. Und der Schatthenmeister hob die Augenbrauen, als könne er so viel Naivität nicht fassen. „Das kann ja wohl nicht –“ Dieses Mal unterbrach Unite ihn. „Wir wollen, dass Sie Erik in Ruhe lassen.“ Er stockte. Dann verzog sich sein Gesicht missmutig. Unite brachte das nicht aus der Ruhe. „Sie haben uns um Hilfe gebeten.“ „Ich mache euch ein Angebot: Ich beantworte eure Fragen, von jedem von euch eine, und ich verspreche, euren Familien nichts anzutun.“ Desire wurde laut. „Das ist kein Angebot, das ist eine Drohung!“ Der Schatthenmeister antwortete darauf nicht. Unite schlug vor: „Sie geben uns das Ortungsgerät und wir kümmern uns darum.“ „Falsch, das Ortungsgerät bleibt bei mir und ich lasse euch nicht aus den Augen.“ „Er will uns nur hinterrücks angreifen.“, mutmaßte Destiny. „Mein Angebot beinhaltet natürlich einen Waffenstillstand solange wir zusammenarbeiten. Heute Nacht droht euch von mir keine Gefahr. Darauf habt ihr mein Wort.“ „Das Wort von jemandem, der ständig versucht uns umzubringen!“, fauchte Destiny. „Wenn ich versucht hätte, euch umzubringen, wärt ihr tot.“, korrigierte der Schatthenmeister. Die Beschützer schwiegen einen Moment. „Woher soll ich umgekehrt wissen, dass ihr nicht mich angreift? Ihr hättet genug Grund dazu.“ „Da hat er allerdings Recht.“, stimmte Change zu. „Halt die Klappe!“, schimpfte Destiny und deutete dann mit dem Finger auf ihren Feind. „Wir sind die Guten!“ „Man deutet nicht mit dem Finger auf andere.“, kommentierte der Schatthenmeister. „Ich deute so viel auf dich wie ich will!“, tobte sie. „Auf Sie.“, verbesserte sie dann zur distanzierteren Anredeform. Der Schatthenmeister lächelte spöttisch. „Die Guten.“, schnaubte er. „Für mich seid ihr nicht die Guten.“ Das Lächeln wich von seinen Zügen. „Ihr habt meine Schatthen kaputt gemacht.“ „Hättest du sie nicht auf uns gehetzt!“, kreischte Destiny. „Sie.“, verbesserte sie. Unite kam wieder auf die Abmachung zu sprechen. „Keiner von uns wird den anderen heute Nacht angreifen. Wir kümmern uns um die Allpträume und du lässt unsere Familien in Frieden und beantwortest uns sechs Fragen.“ „Ich sagte, eine Frage für jeden.“ „Eine Frage für jeden Beschützer, auch wenn er nicht anwesend ist.“, beanspruchte Unite. Die Augenbrauen des Schatthenmeisters zogen sich zusammen. Er schwieg. Unite wich nicht von ihrem Vorschlag ab. Etwas stand auf seinem Gesicht gezeichnet, als wolle er ihren Worten widersprechen oder einem Teil davon. Dann änderte sich seine Mimik. „Einverstanden.“ Unite trat nach vorne, um den Schutzschild zu verlassen, wurde aber von Trust aufgehalten, der sie verstört ansah. „Eine Abmachung besiegelt man mit einem Handschlag.“, erklärte sie. Trust ließ sie nicht los. „Vertrauen!“ Trust zuckte zusammen, als sie ihn bei seinem eigentlichen Beschützernamen nannte. Widerwillig ließ er von ihr ab. Mit Todesblick wandte er sich dem Schatthenmeister zu: „Eine falsche Bewegung und wir schießen.“ „Woher soll ich wissen, dass ihr das nicht sowieso tut, sobald ich meinen Schutzschild herunterlasse?“ Unite lachte. „Dabei könnte doch das Ortungsgerät kaputtgehen!“ Irgendwie war Grauen-Eminenz dieses Mädchen unheimlich. Die Rothaarige trat aus dem Schutzschild. Drohend erhoben ihre Freunde gleichzeitig ihre Arme gegen ihn. Grauen-Eminenz beobachtete die Meute bis das Mädchen direkt vor ihm stand. Noch einmal zögerte er, dann ließ er seinen Schutzschild sinken, sah nochmals zu den anderen und schlug schließlich bei Fräulein Überfröhlich ein. Sie lächelte. „Willkommen im Team.“ „Ich bin nicht in eurem Team.“, beanstandete Grauen-Eminenz. „Heute Nacht schon.“ Er korrigierte. „Ihr arbeitet für mich.“ „Wir arbeiten zusammen.“, verbesserte sie. „Meinetwegen. Aber geh zurück in den Schutzschild. Bevor dein Kollege da hinten nen Anfall kriegt.“ Trusts finster entschlossener Gesichtsausdruck war wirklich verstörend. Unite folgte der Aufforderung. Sobald sie sich wieder im Schutz des Schilds befand, ergriff Trust das Wort. „Nun zu den Fragen.“ „Hat das nicht bis später Zeit?“, nörgelte Grauen-Eminenz. Trusts Blick nach zu urteilen, hatte es keine Zeit. „Gut, aber keine langen Diskussionen vorher. Fragt.“ „Warum haben Sie uns den Brief geschickt?“, fragte Trust. Grauen-Eminenz zögerte und wägte seine Worte ab. „Weil ihr gegen den Schlafzauber immun seid.“ „Das ist ja wohl keine Antwort!“, beanstandete Destiny. „Ist die immer so?“, fragte Grauen-Eminenz. „Sonst ist sie schlimmer.“, antwortete Change. Destiny schlug ihm gegen den Oberarm. „Au.“ „Hör auf mit dem Bösen zu reden!“, keifte Destiny. „Mit dir rede ich ja auch.“ „Raaah!“ Trust unterbrach die beiden in strengem Tonfall. „Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.“ Destiny und Change schwiegen. Unite wandte sich an den Schatthenmeister. „Du musst die Fragen schon richtig beantworten, um die Abmachung zu erfüllen.“ Grauen-Eminenz sah sie feindselig an. „Ich habe geantwortet.“ Destiny brachte ihre Gedanken vor: „Sicher hat er das alles geplant. Auch dass wir jetzt mit ihm zusammenarbeiten.“ Grauen-Eminenz verdrehte die Augen. Dieses Mädchen war noch misstrauischer als er. Andererseits – das wäre wirklich ein guter Plan gewesen... „Dann wäre es doch wohl sinnvoller gewesen, wenn ich mich als irgendein plötzlich auftauchender Verbündeter ausgegeben hätte, der euch den Brief geschickt hat.“, erwiderte er. Auf diese Weise konnte er seine wenig durchdachte Handhabung der Situation zumindest noch als Ehrlichkeitsfaktor nutzen. Hatte doch auch was. Desire wandte sich an die anderen. „Vielleicht hat er den Brief gar nicht geschrieben und behauptet es jetzt nur.“ „Hä? Und was soll ihm das bringen?“, wandte Change ein. „Vielleicht sucht er denjenigen, der uns informiert hat.“, überlegte Desire. Grauen-Eminenz stöhnte. „Könnt ihr mir einfach die nächste Frage stellen? Sonst stehen wir noch morgen früh hier rum!“ „Du hast die erste noch nicht richtig beantwortet.“, beharrte Unite. „Ich hatte einfach Bock dazu, ihn euch zu schicken! Okay?!“, rief Grauen-Eminenz. „Das klingt unglaubwürdig.“, meinte Desire zu den anderen Beschützern. „Du könntest auch einfach zugeben, dass du ihn nicht geschickt hast.“, gab Unite zu bedenken. Grauen-Eminenz war am Durchdrehen. „Nicht alles, was ich tue, ist sonderlich sinnvoll!“, schrie er. Die Jugendlichen starrten ihn belämmert an. „Was für eine blöde Ausrede.“, kommentierte Destiny. „Allerdings.“, stimmte Desire zu. Das war ja wohl…! Eher hätte er sich die Zunge abgebissen als sich selbst einzugestehen, warum er den Brief wirklich an diese Gören geschickt hatte, Plötzlich konnte er sehen, wie sich alle Beschützer zu Trust drehten, ohne dass dieser etwas gesagt hatte. Anschließend verzogen sie ihre Gesichter, als wäre ein ziemlich dämlicher Kommentar gefallen. Grauen-Eminenz verstand das nicht. Er konnte nicht wissen, dass Ewigkeit, die auf Trusts Schulter stand, gesagt hatte: „Vielleicht wollte er euch warnen.“ Unite war kurz in Gedanken versunken, dann richtete sie endlich die nächste Frage an ihn. „Wozu hast du uns entführt?“ „Forschungszwecke.“ „Ein-Wort-Antworten gelten nicht.“, beanstandete Unite. „Natürlich gelten die.“, konterte Grauen-Eminenz. Unite zuckte mit den Schultern. „Na gut.“ „Wieso ist das gut?“, beschwerte sich Destiny bei Unite. „Ist das die nächste Frage?“, wollte Grauen-Eminenz wissen. Destiny funkelte ihn wütend an. „Was hast du mit Erik gemacht?“, fragte Desire. Grauen-Eminenz stöhnte genervt. „Soll ich euch vielleicht den Forschungsbericht schicken, damit ihr genau darüber Bescheid wisst?“ „Wenn das ginge.“, entgegnete Unite. „Versteht sie, was Sarkasmus ist?“, wollte Grauen-Eminenz von den anderen erfahren. „Sie weichen jeder unserer Fragen aus.“, kritisierte Trust. „Ich konnte ja nicht wissen, was für explizite Fragen ihr stellen würdet.“ Die Beschützer warteten immer noch auf seine Antwort. Grauen-Eminenz stöhnte. „Ich habe ins Schatthenreich gebracht, wollte herausfinden, was er für Kräfte hat. Achja, habe ihm Informationen über das Schatthenreich eingeflößt. Das übliche eben.“ „Wozu?“, stieß Desire aus. „Forschungs-“ Unite fiel ihm ins Wort. „Das war keine Frage.“ Sie gab Destiny das Zeichen als nächstes zu sprechen. „Wie entfernt man Eriks Wunde?“ Grauen-Eminenz‘ Augenbrauen zogen sich skeptisch zusammen. „Welche Wunde?“ „Du weißt – Sie wissen genau welche Wunde!“, schimpfte Destiny. „Erklär es mir.“ Desire sprach an ihrer statt. „Im Schatthenreich hatte er eine Wunde am linken Oberarm, mit schwarzen Adern. Er spürt sie immer noch.“ „Tatsächlich?“ „Spiel nicht den Unwissenden!“, schrie Destiny und war erneut in die Du-Form verfallen. „Wie entfernt man sie?“ „Es hätte gar keine Wunde entstehen sollen.“, antwortete Grauen-Eminenz.“ „Beantworte die Frage!“, forderte Destiny. Sein Gesichtsausdruck wurde ernst. „Diese Stelle am Arm war die Eintrittspforte für die Substanz, die den Zugang zu seinem Geist ermöglichen sollte. Etwas in ihm hat sich offenbar dagegen gewehrt und das Gift zurückgedrängt. Wahrscheinlich ist er deshalb zu früh aufgewacht.“ Er hielt kurz inne, als realisiere er etwas. „In dem Moment, als ihr euch verwandelt habt.“ „Wie kann man sie entfernen!“, wiederholte Destiny ihre Frage. Grauen-Eminenz stöhnte. „Diese Wunde ist durch ihn entstanden, nicht durch mich.“ „Willst du uns verarschen?“, rief Change dazwischen. „Die Substanz zerfällt nach einem bestimmten Zeitraum automatisch und wird vom Körper abgebaut. Das sollte längst geschehen sein. Wenn ihr sagt, dass er das immer noch spürt, ist das alles andere als normal. Vielleicht eine Art allergische Überreaktion oder eine Narbe. Um darüber genauere Aussagen zu machen, müsste ich weitere Tests durchführen.“ „Lassen Sie ihn in Ruhe!“, schrie Desire. „Also soll diese Wunde einfach unbehandelt bleiben?“, höhnte Grauen-Eminenz. Desire schwieg kurz. Ihre Augen sprühten Feindseligkeit aus. „Lassen Sie Ihre schmutzigen Finger von ihm.“ „Ich habe es euch schon mal gesagt: Wenn ich euch töten wollte, könnten wir jetzt nicht miteinander reden.“ Destinys Blick war fest. „Oder sie sagen das nur, um uns Angst einzujagen, und in Wirklichkeit sind wir viel stärker als sie zugeben!“ Sofort waren die Blicke der anderen auf Destiny gerichtet. Unite strahlte, überglücklich darüber, dass Destiny endlich ihren Optimismus teilte, und klopfte ihr anerkennend auf den Rücken. Destiny verzog angesichts dessen peinlich berührt den Mund. Grauen-Eminenz indes ging über Destinys Worte einfach hinweg. „Nächste Frage.“ Unite wies Change dazu an, seine Frage zu äußern. Change nickte überzeugt. „Aus welchem Grund bist du Schatthenmeister geworden?“ Destiny kreischte los. „Bist du total bescheuert?! Das ist kein Karriere-Interview!“ Die anderen indes sahen Grauen-Eminenz an, der mit einem Mal ein seltsames Gesicht zog. Seine Kiefer verkrampften sich. „Ich hatte meine Gründe.“ „Ja, aber war das Macht oder viel Geld oder Frauen? Oder alles zusammen?“, hakte Change nach, als würde er ein Rockidol befragen. Grauen-Eminenz starrte ihn sprachlos an. Für was für eine Art Billig-Bösewicht hielt er ihn denn?! „Vielleicht hatte er eine schwere Kindheit.“, mutmaßte Unite vergnügt. „Vielleicht will er sich einfach an der ganzen Welt rächen.“, schlug Destiny vor. Desire wirkte feindselig. „Vielleicht hat er auch gar keinen Grund.“ „Was ist ein Grund?“, warf Ewigkeit dazwischen. Change versuchte zu erklären. „Warum du was machst. Zum Beispiel: Du isst, weil du Hunger hast.“, „Vielleicht wollte er ja gar nicht essen.“, antwortete Ewigkeit. Change verzog das Gesicht, genau wie Grauen-Eminenz, der aufgrund des für ihn völlig unsinnigen Geredes über Essen und Hunger völlig verwirrt war. Ewigkeit konnte er weder sehen, noch hören. Trust sprach mit fester Stimme, als würde er eine Tatsache aussprechen. „Es ist der gleiche Grund, aus dem Sie uns entführt haben.“ Plötzlich verhärteten sich Grauen-Eminenz‘ Züge, Wut zeichnete sich auf seinen Gesicht ab, als würde er Trust für diese Aussage zermalmen wollen. Unite unterbrach den Moment. „Wenn dir unsere Fragen nicht gefallen, musst du uns eben was anderes erzählen.“ Grauen-Eminenz starrte sie an, aber das Mädchen schien es wirklich ernst zu meinen. „Er kann uns doch nicht einfach irgendwas erzählen!“, beschwerte sich Destiny. „Nein, es muss schon wahr sein und es muss etwas Persönliches sein oder sonstwie Wichtiges.“ Grauen-Eminenz brauchte nicht lange überlegen. „In Ordnung. Ich erkläre euch was es mit den Allpträumen auf sich hat, wenn euch das interessiert. Aber das tue ich, während wir uns um sie kümmern. Wir haben schließlich nicht die ganze Nacht Zeit!“ „Eins noch!“, unterbrach Unite. Missmutig wartete Grauen-Eminenz. „Wie heißt du eigentlich?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)