Die Küsse, die niemals passiert sind von Schneeregen ================================================================================ Kapitel 14: 2015, 15. Februar 09:40 ----------------------------------- Als Guren aufwachte, fühlte sich sein Körper wohlig benommen an. Hier war alles warm und behaglich. Guren zog seine Arme näher heran und bemerkte, dass etwas nicht mehr so war wie sonst. Er hielt sich an etwas fest. Das fühlte sich weich an. Es roch so gut. Nach und nach öffnete er die Augen. Es dauerte einige Sekunden, bis er verstand, wo er war. Dann merkte er, dass es Shinya war, an dem er sich festhielt. Sein Kopf ruhte zwischen Shinyas Schulterblätter, während sein Arm um Shinyas Taille geschlungen war. Seine Hand steckte in Shinyas Boxershorts an seinem - Sofort zog Guren seinen Arm zurück. Seine Wangen glühten. Warum war seine Hand überhaupt da? Guren wich zurück, doch die plötzliche Bewegung veranlasste Shinya, sich ebenfalls zu bewegen. Er drehte sich langsam um, hielt nur wenige Zentimeter vor Gurens Brust inne und kuschelte sich wieder an. Guren hielt den Atem an. Zuerst dachte er, er hätte Shinya geweckt, aber nach einigen Sekunden merkte er, dass dieser noch schlief. Seine Brust hob und senkte sich langsam. Gurens Herz pochte immer noch laut, aber da sich Shinya nicht bewegte, entspannte sich Guren nach und nach. Er wusste, dass dies kein Grund zur Sorge war. Das war doch immer noch Shinya, oder nicht? Obwohl sich ihre Körper nicht berührten, konnte er Shinyas Wärme spüren. Ein Lächeln huschte über Gurens Gesicht. Shinya sah so ruhig aus, wie er da lag. Sein helles Haar fiel über sein Gesicht und seine Nasenspitzen zuckten jedes Mal leicht, wenn er atmete. Langsam hob Guren die Hand und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Seine Haut fühlte sich so weich an. Selbst mit geschlossenen Augen sah er wunderschön aus. Gurens Gedanken wanderten und langsam begann er sich daran zu erinnern, was letzte Nacht passiert war. Die Erinnerungen huschten an seinem inneren Auge vorbei. Sie waren bei Goshi zu Hause gewesen. Er war betrunken gewesen. Sie hatten dieses blöde Spiel gespielt. Dieses Spiel, das ihm den ganzen Abend den Kopf verdorben hatte. Er konnte nicht glauben, dass er tatsächlich so betrunken gewesen war. Fuck. Er hatte wirklich Shinya auf dem Flur geküsst. Hatte sich ihm aufgedrängt, ihn geküsst, ihn berührt. Sein Unterkörper zog sich zusammen. Er hatte Shinya wirklich gefickt. Er konnte sich an alles erinnern. Seine Haut, seine Berührung, wie gut es sich angefühlt hatte, in ihm zu sein. Seine süße Zunge, sein starker Körper unter Gurens Händen, die Art, wie er gegrinst hatte, bevor er sich dem Verlangen hingegeben hatte. Und ihm. Sein Kopf brannte wie Feuer. Guren konnte einfach nicht glauben, dass er das tatsächlich getan hatte. Warum? Warum er ihn so sehr hatte ficken wollen? Er war wirklich darauf eingestiegen. Sein Herz raste schmerzhaft in seiner Brust. Er musste sich beruhigen. Das war doch gar nicht so schlimm, oder? Warum flippte er deswegen überhaupt aus? Er hat schon mehrmals mit Shinya geschlafen. Das war keine große Sache. Und doch fühlte es sich anders an, weil er derjenige gewesen war, der es initiiert hatte. Er hatte wirklich mit ihm schlafen wollen. Er war verzweifelt danach gewesen. Und er hatte bekommen, was er wollte. Plötzlich fing Shinya wieder an, sich zu bewegen. Er schmiegte seinen Kopf in das Kissen, dann an Guren's Brust. Guren erstarrte vor Schreck. Sein Herz pochte so laut, dass er dachte, Shinya würde davon aufwachen. Aber Shinya schlief weiter und legte instinktiv seinen Arm um Guren und zog ihn zu sich heran. So nahe, dass Guren Shinyas Schritt an seinem Oberschenkel spüren konnte. Gurens Brust fühlte sich an, als würde sie platzen. Dann schlüpften Shinyas Finger hinten unter sein T-Shirt und fuhren über seinen Rücken. Seine Augen waren immer noch geschlossen, während er mit klarer Stimme flüsterte, "Guten Morgen" Guren zuckte zusammen. Er hätte wissen müssen, dass Shinya wach war. Er war wahrscheinlich die ganze Zeit wach gewesen. Und doch hielt er ihn fest, fuhr mit der Hand über seinen Rücken und schmiegte seine Hüften an seinen Oberschenkel. "Wie lange bist du schon wach?", grummelte Guren und versuchte, sich loszureißen, aber Shinya hielt ihn fest. "Eine Weile..." Shinyas Finger erreichten Gurens Nacken. Guren erschauderte, aber er versuchte, es zu ignorieren. "Eine Weile?! Findest du das lustig?" "Nein, das fühlt sich gut an", murmelte Shinya in Gurens Brust. "Ist das dein einziger Grund?" "Findest du das nicht auch?" Gurens erster Instinkt war, ihm zu widersprechen, aber andererseits musste er zugeben, dass Shinya Recht hatte. Das fühlte sich unglaublich gut an. Es fühlte sich immer gut an, wenn Shinya bei ihm war. Guren schloss seine Arme um Shinya und umarmte ihn. Sogar sein Haar roch gut. Shinya war so überrascht, dass er in seiner Bewegung erstarrte. Für einen Moment lagen sie so da und hielten sich gegenseitig fest. Guren fühlte Shinyas Herz gegen seine Haut schlagen. Er fühlte seine Wärme, seinen Atem. Er wollte ihn nie wieder loslassen. "Guren?" flüsterte Shinya. "Hm?" Shinya hielt einen Moment inne, entschied sich dann aber anders. "Nicht so wichtig..." Guren hatte keine Ahnung, was Shinya in diesem Moment sagen wollte. Wahrscheinlich nur ein dummer Scherz. Guren war erleichtert, dass er diesen Teil übersprungen hatte. Er beugte sich vor und küsste Shinyas Kopf, wobei er mit den Fingern sanft durch sein Haar fuhr. Bei Shinya zu sein, beruhigte ihn. Es leerte seinen Kopf für diesen Moment und ließ ihn all seine Zweifel und Ängste vergessen. Er wollte einfach nur hier sein. Ihn für immer festhalten. Shinya sah zu ihm hoch. Als sich ihre Blicke trafen. begann Gurens Herz zu rasen. Shinyas Augen waren so klar. Er lächelte ihn an, bewegte sich vorsichtig nach oben, ihre Gesichter kamen näher zusammen. Guren konnte seinen Atem auf seiner Haut spüren. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, legte Shinya seine Lippen auf seine und küsste ihn sanft. Seine Lippen und seine Zunge liefen vorsichtig über Gurens Lippen, bevor seine Zunge hindurchschlüpfte. Gurens ganzer Körper zog sich unter Spannung zusammen, während Shinyas Kuss immer anspruchsvoller wurde. Er drückte Guren auf den Rücken und rollte sich auf ihn. Mit seinen Händen griff er nach Gurens Handgelenken, umschloss sie mit sanfter Kraft und drückte ihn auf das Bett. Guren fühlte, wie die Hitze in seinem Körper zunahm, je fester Shinyas Griff wurde. Er wusste, dass er sich jede Sekunde befreien konnte, und doch tat er es nicht. Ihm gefiel es, wie Shinya ihn genau dort festhielt, wo er lag, ihn sanft küsste und seinen Körper überall erzittern ließ. Dann unterbrach Shinya den Kuss. "Guren?" "Hm?" Guren öffnete seine Augen. Er konnte Shinyas schnell schlagendes Herz an seiner Brust spüren. "Erinnerst du dich an letzte Nacht?" Hitze stieg in Gurens Wangen. Er wusste nicht, worauf Shinya hinauswollte, aber in seinem Kopf tauchten bereits die Bilder wieder auf. Er erinnerte sich daran, wie er über Shinya lag und ihn fickte. "Es ist egal, was du antwortest, Guren, ich weiß, dass du dich sowieso erinnerst", grinste Shinya. "Du kannst nicht so tun, als wärst du zu betrunken gewesen." "Warum fragst du dann überhaupt?" "Weil ich weiß, dass du jetzt an den Sex denkst." "Tue ich aber nicht." "Doch", kicherte Shinya und beugte sich so weit herunter, dass seine Lippen nahe an Gurens Ohr waren, bevor er flüsterte: "Ich will, dass du es wieder tust." Und sie taten es. Guren gefiel es, wie Shinya sich ihm hingab und genau wusste, was er tun musstes, damit er sich wohl fühlte. Er liebte es, wie Shinya ihn berührte, küsste und ihn Lust spüren ließ. Er wollte sich einfach darin verlieren. Er liebte es, mit Shinya zu schlafen, weil es die Momente waren, in denen er sich überhaupt keine Sorgen machen musste. Für einen Moment war die ganze Welt so einfach, wie er es sich wünschte. Danach lagen sie noch eine Weile im Bett, bevor Shinya aufstand und sagte, er würde duschen und schauen, was noch zum frühstücken übrig war. Guren ging nach ihm unter die Dusche und zurück ins Schlafzimmer. Er nahm seine Kleidung von letzter Nacht und begann, sich anzuziehen, als er plötzlich begann, sich anders zu fühlen. Guren setzte sich auf das Bett. Das angenehme Gefühl nach dem Sex verblasste allmählich und gab einem beklemmenden Gefühl der Leere Raum. Guren konnte nicht genau sagen, was es war. Es war, als hätte er etwas verloren. Etwas Wichtiges. Er sehnte sich danach. Aber er konnte nicht sagen, was es war. Bis er diese Stimme hörte. "Meine Güte, Guren, wie lange ist es jetzt her?" Es war Mahirus Stimme. Fuck. Er war so abgelenkt gewesen, dass er tatsächlich vergessen hatte, die Tabletten zu nehmen. Guren griff nach seiner Hose neben dem Bett lag, in deren Tasche er die Pillen hatte, als Mahiru sich einmischte, 'Warte!' Und er hielt tatsächlich inne. Als er aufblickte, stand sie direkt vor ihm, nur ein paar Schritte entfernt. Es war lange her, dass er sie zuletzt wirklich gesehen hatte. Sie sah immer noch aus wie ihr sechzehnjähriges Ich. Sie trug immer noch ihre Schuluniform und hatte immer noch dieses kleine Lächeln auf ihrem Gesicht. 'Schon komisch, nicht wahr? Ich bin für ein paar Wochen weg; und schlussendlich fickst du meinen Verlobten.' "Das geht dich nichts an!" 'Oh, ich verstehe. Du hast es genossen. Du hast es genossen, dich Shinya hinzugeben, damit du dich nicht mehr allein fühlst.' "Nein, das ist es nicht." 'Hör auf es zu verleugnen, Guren. Ich kann in dein Herz sehen. Du bist immer noch dein schwaches altes Selbst, das sich an andere Menschen klammert, damit du dich besser fühlst. Was ist es, was er dir gibt? "Ich weiß es nicht..." 'Ich sage es dir, Guren.' Sie kam zu ihm hinüber und ging auf die Knie. 'Er lässt dich in einer Fantasie versinken. Trost, Vergnügen, Erleichterung. Glaubst du, dass du das verdienst?' Guren wusste, wovon sie sprach. Er war derjenige, der das Ende der Welt herbeigeführt hatte. Es gab Zeiten, in denen er es einfach verdrängen konnte. Er konnte es vergessen und weitermachen, und doch kam es immer wieder zu ihm zurück. Aber bedeutete das, dass er es nicht verdiente, einfach mal soetwas Einfaches wie ein gutes Gefühl zu haben? Musste er von nun an wirklich sein ganzes Leben lang leiden? 'Du musst nicht leiden', antwortete Mahiru mit leiser Stimme und legte ihren Kopf auf seine Oberschenkel. Aber du musst stark bleiben, Guren. In einer Welt wie dieser sind die Schwachen die ersten, die sterben. Und du willst nicht sterben. Du willst am Leben bleiben, um deine Freunde zu schützen.' Ihre Berührung fühlte sich wie eine ferne Erinnerung irgendwo tief in seinen Gedanken an. Sie war da, und irgendwie war sie es nicht. 'Aber Shinya ist deine Schwachstelle. Er bringt dich dazu, dich nach Dingen zu sehnen, die du niemals erreichen kannst. Was erwartest du überhaupt? Er ist bereits verloren. Noch acht Jahre, und dann?' Mahiru hob den Kopf und schaute zu ihm auf. 'Du brauchst Shinya nicht.' Guren wusste das bereits. Warum musste sie ihn daran erinnern? War das nicht kompliziert genug? Er wusste, dass er Shinya nur für 10 weitere Jahre zum Leben erweckt hatte. Er wollte nicht daran erinnert werden, dass diese Zeit allmählich ablief. Brauchte er Shinya? Er war sich nicht sicher. Aber er hatte das Gefühl, dass bei Mahiru andere Absichten dahinter steckten. "Bist du eifersüchtig?" Ein amüsiertes Lächeln erschien auf Mahirus Lippen. 'Weil du mit meinem Verlobten schläfst? Nicht wirklich. Ich weiß, dass du das brauchst, die Lust, das Vergnügen. Und doch, wenn du nicht aufpasst, wird es dich zerfressen. Du verlierst dein Ziel aus den Augen, verlierst dich in dem bloßen Wunsch, glücklich zu sein. Es ist nicht möglich, glücklich zu sein. Du musst das akzeptieren.' "Das weiß ich." 'Gut. Aber du sehnst dich immer noch danach, nicht wahr? Es macht dich schwach, Guren. Und du darfst es dir nicht erlauben, schwach zu sein.' "Weiß ich." 'Du musst aufhören. Bevor du verletzt wirst. Lass ihn im Stich und beende das, bevor es zu spät ist.' "Das hast du nie getan." Das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde brüchig, als sie aufstand. 'Es geht hier nicht um mich. Ich war schon vor meiner Geburt verloren, aber du kannst immer noch erreichen, was du dir wünschst.' "Vielleicht will ich gar nichts erreichen." Siehst du? Er hat dich bereits schwach gemacht.' Mahiru legte ihre Hände sanft auf seine Wangen. 'Was hat Shinya dir gesagt, um so tief in deine Gedanken einzudringen?' "Nichts." 'Was hat Shinya dir gesagt? Vielleicht sollte ich mit ihm reden.' "Das wirst du nicht", murmelte Guren verärgert. Was auch immer nötig war, er wollte nicht, dass Mahiru mit Shinya sprach. Niemals. 'Warum so wütend? Es gibt keinen Grund zur Sorge.' "Halt die Klappe!" Mahiru kicherte leise. 'Du weißt, dass ich Recht habe, deshalb willst du mich zum Schweigen bringen. Aber ich bin es nicht, sondern du selbst, der das in Frage stellt.' Guren hatte genug von ihren Worten. Er griff nach den Tabletten und schluckte eine davon. Sie sollte die Klappe halten. Er brauchte nicht noch mehr davon zu hören. Verlier dein Ziel nicht aus den Augen, Guren. Wenn du sie beschützen willst, musst du stark bleiben.' Dann war sie weg. Stille legte sich über den Raum. Eine Stille, in der sich Guren einsamer denn je fühlte. Er fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und durch die Haare. Aber er konnte seine Gedanken nicht ordnen. Guren wusste, dass Mahiru gelogen hatte, um ihn zu manipulieren. Das hatte sie schon immer getan. Und doch steckte so viel Wahrheit in ihren Worten. Er wusste, dass er sich einer Fantasie hingab. Weil es sich so gut anfühlte. Weil er dadurch ausnahmsweise aufhörte, sich Sorgen zu machen. Er wusste, dass das nicht ewig halten würde. Aber er hatte den Gedanken daran unbewusst unterdrückt. Was hatte er überhaupt erwartet? Was war das Ziel bei all dem? Darauf hatte er keine Antwort. Guren stand vom Bett auf und ging in die Küche. Shinyas Wohnung war viel größer als gewöhnlich, fast so groß wie seine Wohnung vor der Apokalypse. Es war eine offene Küche mit einer Kücheninsel, die sie vom großen Wohnzimmer trennte.Guren setzte sich an den Tresen, während Shinya zwei Becher mit einer dunklen Flüssigkeit füllte. Er drehte sich um und stellte einen der Becher zusammen mit einem verpackten Brötchen vor Guren. "Ich habe Kaffee gekocht", lächelte Shinya. "Aber das ist alles, was ich zum Frühstück übrig habe, tut mir leid." "Das ist genug. Danke", sagte Guren trocken, während er auf das magere Frühstück hinunterblickte. Sicherlich war es genug, es war ihm egal, was er aß. Aber seine Gedanken waren woanders. Shinya lehnte sich nach vorne auf die Theke und sagte: " Du bist wirklich leicht zu befriedigen, nicht wahr? Guren starrte nur in seine Kaffeetasse. Er wollte Shinya beschützen. Mahiru hatte Recht, wenn er so weitermachte, würde er ihn verletzen. Er würde ihn mehr verletzen, als er ihm jemals wiedergeben könnte. Alles, was er wollte, war, ihn vor dem Schmerz zu schützen. Und nun geriet er durch sein eigenes egoistisches Handeln tiefer in die Sache hinein, als er beabsichtigte. "He, Guren, bist du so fertig, dass du schon wieder eingeschlafen bist?", zog Shinya ihn auf, aber als Guren aufblickte, erstarrte das Lächeln auf seinem Gesicht. "Shinya? Was machen wir überhaupt? Worum das alles?" Shinya antwortete zunächst nicht. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Küchentheke, verschränkte die Arme und biss sich leicht auf die Lippen. Guren konnte sehen, dass er über die richtige Antwort auf diese Frage nachdachte. Es war ein langer Moment der Stille, bevor Shinya sprach, "Ich weiß es nicht, sag du es mir, Guren." "Ich würde nicht fragen, wenn ich es wüsste." Ein gequältes Lächeln erschien auf den Lippen von Shinya: "Du meinst, warum wir weiterhin miteinander schlafen? "Ja, wozu das Ganze?" "Weil du keine Gefühle für mich hast?" "Nein, ich meine. Ja..." Guren wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte Gefühle, aber nicht so, wie das, was Shinya für ihn empfand, und er wusste, dass es nicht richtig war, ihn in diesem Glauben zu lassen. "Ich habe dir doch schon gesagt, es macht mir nichts aus. Ich weiß, dass du nicht gut mit Worten bist." "Ich empfinde nicht so wie du." "Woher willst du wissen, was ich empfinde?" Shinya starrte ihn mit leerem Blick an. "Du hast Recht. Es tut mir leid. Das tue ich nicht." "Dann unterstell nicht, dass du es weißt." "Vielleicht... sollten wir damit aufhören..." Guren umklammerte den Becher fester: "Wir sind doch Freunde, oder nicht? "Also, ich bin nur ein Freund für dich..." "Du bist mein bester Freund." "Guren, wirst du es nicht langsam müde, so zu tun, als hätte sich nichts geändert?!" "Aber es hat sich nichts geändert..." "Das hat es!" "Dann lasst es uns beenden! Die Dinge waren gut, so wie sie vorher waren. Es tut mir leid, dass ich mit dir geschlafen habe! Es tut mir leid, dass ich dich geküsst habe! Weil du mir etwas bedeutest und ich das nicht ruinieren will." Die Worte gingen Guren so leicht über die Lippen. Weil er sie schon vorher gesagt hatte. Er hatte schon so viele Menschen, die ihm nahe standen, weggestoßen, und jetzt stieß er Shinya weg. Shinya schürzte die Lippen: "Was würdest du sonst sagen? "Aber es ist die Wahrheit." "Schwachsinn. Du sagst nie die Wahrheit, Guren. Du sagst mir nur, was ich deiner Meinung nach hören will." "Ich habe keine Zeit für deine blöden Spielchen." Plötzlich stand Guren auf. "Hat Mahiru dich dazu überredet?" "Nein", wusste Guren, dass es nicht die ganze Wahrheit war, aber das war nicht Mahiru, die aus ihm sprach, sondern er selbst. "Was hat sich dann geändert? Was hat dich dazu gebracht, so etwas zu sagen?" Guren öffnete seine Lippen, aber er hatte keine Antwort. Keine Antwort, die leicht zu erklären war. "Die Welt liegt in Trümmern, Shinya. Wir haben die Apokalypse nicht verhindert. Ich habe sie nicht verhindert!" "Was hat das hiermit zu tun?" "Wir haben keine Zeit, uns ablenken zu lassen." "Du bist also wieder in deinen alten Denkmustern", schnaubte Shinya abfällig. "Ja..." "Du bist ein Feigling." "Ich weiß..." "Gut, dass du es weißt." Danach sagte Shinya kein Wort mehr. Sie verfielen in Schweigen. Ein unbehagliches Schweigen, dem Guren nur entkommen wollte. Er wusste nicht, was er sagen konnte, um es besser zu machen. Shinya würde jede Lüge, die er ihm erzählen konnte, durchschauen. Es gab einfach nichts mehr, was er sagen konnte. Guren drehte sich um, und Shinya ließ ihn gehen. Er blieb einfach in der Küche stehen, während Guren seine Jacke und Schuhe nahm und die Wohnung verließ. Das tat weh, viel mehr, als er erwartet hatte. Seine Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Aber es war das Richtige, das er tun konnte. Wenn er weitergemacht hätte, hätte es noch mehr wehgetan. Oder zumindest versuchte er, sich das einzureden. Das war das Beste. Es war besser, Shinya jetzt zu verletzen als später. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)