Eine Fußball-WM und andere Hindernisse von JayleeJames (Verliebt in Paris) ================================================================================ Kapitel 1: Japan wir kommen: Das Endspiel des nationalen Jugendturniers ----------------------------------------------------------------------- "Hallo?", ich war gerade in meinem Büro als mein Handy klingelte. Normalerweise konnte das nur ein privater Anruf sein, da geschäftliche Anrufe über das Büro gingen, die zunächst durch meine Sekretärin durchgestellt werden müssten und meine Handynummer nur sehr ausgewählte Menschen hatten. Normalerweise überprüfte ich erstmal noch das Display doch dieses Mal ging ich schnell ran, da ich im Stress war mit dem ganzen Papierkram spät am Abend. "Hallo mein Schatz, ich hoffe ich habe dich nicht erschreckt mit diesem anonymen Anruf, der Akku meines Handys ist leider nur leer, deswegen rufe ich von einem der Telefone hier am Empfang an.", diese Stimme, diese Worte... ich fange wieder an zu schwärmen... sofort erkannte ich Genzos Stimme, die meinen ganzen Stress vergessen machte. "Genzo! Aber wir telefonieren doch erst immer um 21:00 Uhr, ist was passiert?", nennt mich Paranoid aber meine Alarmglocken sind immer in Bereitschaft und ohne negativ sein zu wollen, ist es besser erstmal besorgt zu sein, dann kann man nur positiv überrascht werden. "Ich habe wunderbare Neuigkeiten für dich! Der FC Grünwald macht eine Tournee quer durch Japan und ich wollte dich fragen, ob du Zeit und Lust hättest mich zu begleiten, das wäre die Gelegenheit für mich, dir meine Heimat zu zeigen und dich meinen Freunden vorzustellen! Ich konnte einfach nicht warten es dir zu erzählen und musste dich sofort nach unserem offiziellen Training anrufen!", dieser Mann weiß einfach wie er mich glücklich macht, ohne dass ich danach fragen musste. Innerlich machte ich bereits Luftsprünge und jubelte laut, als ich versuchte mich am Telefon wenigstens ein bisschen zusammen zu reißen: "Oh Genzo, das sind einfach ausgezeichnete Neuigkeiten! Ich freue mich unendlich für dich, dass du die Gelegenheit bekommst Nachhause zu gehen.", ich wollte mitfühlend sein, bevor ich überstürzt antworten würde, um nicht taktlos zu sein. "Und? Was sagst du? Kommst du mit?", fragte er mich nochmal ganz aufgeregt. "Das möchte ich mir um nichts auf der Welt entgehen lassen!", antwortete ich überglücklich. Er bestand noch darauf mir mein Flugticket und meinen Aufenthalt dort zu finanzieren. Vielleicht hätte ich zuerst mit meinen Großeltern und Alessandro sprechen sollen, bevor ich zusagte, aber die Verständigung verlief auch so reibungslos, weil meine Großeltern Genzo abgöttisch liebten und auch Alessandro uns die Zeit als Paar gönnte, vor allem wenn es in unserer Beziehung einen Schritt weiter gehen würde. So leitete Alessandro das Training und mein Großvater kümmerte sich um meine administrativen Aufgaben, meinen Eltern, meiner Schwester und unseren Freundinnen erzählte ich selbstverständlich auch von den wunderbaren Neuigkeiten. Völlig durch den Wind vor Freude und Aufregung packte ich meinen Koffer, einen schwarzen Trolley der Luxusmarke Louis Vuitton mit dem Standardmuster, dem Logo über das schwarz verteilt in den verschiedensten bunten Farben - auch wenn ich keines meiner Outfits oder meiner Klamotten als gut genug für diesen besonderen Anlass erachtete - um Genzo morgen früh in Hamburg zu treffen. Obwohl es doch sehr früh am Morgen war, war ich erstaunlich gut drauf und ausgesprochen fit anders als befürchtet. Das überraschte selbst mich. Die herrlich strahlende Sonne tat ihr übriges dazu. Während die Mannschaft bereits am Gate in der Schlange zu den Kontrollen stand, entschuldigte sich Genzo beim Trainer, um mich noch vom Terminal an der Ankunft abzuholen und da war er auch schon. "Genzo!", rief ich und eilte in seine Arme. Da ein Zuwinken mit vollen Händen nicht ganz möglich war, strahlten meine Augen umso mehr, um das wieder auszugleichen. Für mich war es jedes Mal wie ein Traum Genzo wiederzusehen. Wann würde diese Pendelei nur endlich aufhören...? Wie sehr ich unsere kitschige Flughafen-Romanze aufgeregt am Terminal zu warten, einander strahlende Blicke zu zu werfen, sich in die Arme zu rennen und das alles mit einem Kuss zu besiegeln auch mochte, hasste ich es getrennt von Genzo zu sein. Trotz der Konkurrenz im Rahmen der Champions und Europa League war ich sehr glücklich darüber, dass sein Trainer unserer Beziehung gegenüber so verständnisvoll und zuvorkommend war. Das was Genzo mir gleich sagen würde, sollte dennoch Unruhe in mir auslösen. Ich merkte bereits sofort, dass etwas mit Genzo nicht stimmte und während wir Händchen haltend quer durch den Flughafen zum Gate spazierten schaute ich zu meinem Liebsten auf und sprach ihn darauf an. "Ist was nicht in Ordnung Schatz?", begann ich. "Ha?!", sofort reagierte er überrascht und schockiert, wie er mich mit seinen grauen Augen erblickte, um nicht zu sagen ertappt. "Ist irgendetwas vorgefallen, dass du so betrübt bist? Hat es mit mir zu tun?", fragte ich und durchlöcherte ihn mit meinem Hundeblick. Es fiel ihm sichtlich schwer darüber zu reden. Ich kannte diesen Moment, wenn ich alles aus ihm rauspressen musste. Der sonst so charismatische und selbstbewusste Genzo rückte nicht mit der Sache raus, weil er mich nicht verletzen wollte. Schließlich konnte ich zu ihm durchdringen, dass er jederzeit absolut offen und ehrlich zu mir sein kann, egal um was es geht. "Es geht um den Trainer...“, begann er schließlich mit gesenktem Kopf, sodass der Schirm seiner Kappe seine Augen vor mir verdecke. Entsetzt versuchte ich dennoch zu seinen Augen durchzudringen und fragte entsetzt: "Den Trainer? Aber was kann denn mit ihm sein?" Nicht, dass ich als Gleichgesinnte keine Partei für meinen Freund ergreifen würde, der mir mittlerweile wichtiger war als alles andere, aber als Trainerin von zwei Top-Mannschaften fühlte ich mich doch immer betroffen, wenn ich hörte, dass es Probleme zwischen einem Spieler und seinem Trainer gab. So etwas versprach nämlich langfristig keine guten Aussichten. Der arme Genzo... er hatte sich gerade erst hochgearbeitet und als Stammtorwart etabliert nachdem er zu Tode trainiert hat und ich wusste welche emotionale Bindung er zum FC Grünwald aufgebaut hatte... Ich war gedanklich bereits im vollen Gange Genzos Problem zu lösen, ohne es zu kennen und machte mir wahrscheinlich schon voreilig viel zu viele Gedanken, aus denen mich mein Partner dankenswerterweise rausholte indem er weitererzählte. "Er hat da etwas gesagt... als ich ihn gefragt hatte, ob ich dich mitnehmen könnte nach Japan...", inzwischen erhob Genzo leicht seinen Kopf, so dass ich wieder seine Augen sehen konnte. Ich hatte bereits eine Ahnung in welche Richtung das Gespräch gehen würde, trotzdem fragte ich vorsichtshalber: "Was hat er gesagt?" "Er hat mich gefragt, ob ich mit dir sexuell aktiv wäre.", ich merkte Genzo an, wie unangenehm ihm dieses Thema war und wie sehr es ihm bei dem Gespräch mit Trainer Zeemann gewesen sein musste. Als erstklassiger Torwart und Teamkapitän wusste Genzo stets eine Barriere zwischen sich und allen anderen aufzubauen und nahezu niemanden an seine Emotionen oder sein Privatleben heranzulassen, um keine Schwächen zu zeigen, und auch in diesem Fall verstand ich sofort, dass Genzo das Thema Sex selbst nicht unangenehm war, sondern die Konfrontation mit jemandem, den es, wenn es nach Genzo ging nichts anging, was Genzo außerhalb des FC Grünwalds machen würde. Ich erlöste ihn aus seiner Qual, indem ich ihm mit dem Thema zuvorkam. "Ich verstehe.", setzte ich auf eine coole, selbstbewusste Art an und streichelte mit meinem Daumen über seinen Handrücken, "Das ist leider von Nation zu Nation, vielleicht sogar von Verein zu Verein leider ein sehr umstrittenes Thema, über das sich die internationale Fußballwelt immer noch nicht einig ist.", begann ich meinen neunmalklugen Exkurs, "Bei euch in Deutschland dürft ihr vier bis sechs Stunden vor einem Spiel keinen Geschlechtsverkehr ausüben. Es gibt Studien, die sagen, dass dadurch die Leistung des Mannes, seine Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und dergleichen beeinträchtigt wird, weil das Männlichkeits-Hormon Testosteron dadurch stark abgebaut wird und dahingehend der Kampfgeist der Spieler. Eine Floskel dazu ist in jedem Vertrag bereits festgehalten, aber um das Ganze unter Kontrolle zu halten, werden die Männer von ihren Frauen in Trainingslagern getrennt, und damit sollte es genug sein. Auf weitere Fragen diesbezüglich bist du nicht verpflichtet, einzugehen. Damit überschreitet jeder Trainer seine Kompetenzen. Im Grunde kann man da auch nichts pauschalisieren, weil jeder individuelle Mensch die Quelle seiner Kraft woanders hat und dementsprechend anders darüber empfindet, deswegen lassen wir in Frankreich unseren Spielern da freie Hand. Außerdem gibt es ebenso genug Studien und Forschungen, die das Gegenteil behaupten, dass eine Abstinenz, vor allem wenn sie unfreiwillig erfolgt, dieselbe negative Auswirkung auf die Spieler haben kann.", ich hoffte meinen Liebsten mit diesen Informationen wieder etwas aufbauen zu können, doch der starrte mich nahezu entsetzt an. Wahrscheinlich musste in diesem Moment einen Flashback haben wie er im Büro seines Trainers diese Konfrontation hatte. Nehmen wir für einen Augenblick an wir wären in Genzos Gedanken: Flashback Sofort als Genzo erfuhr, dass sein Verein eine Tournee quer durch Japan machen würde, brach in ihm die große Aufregung vor Freude aus. Er wollte eigentlich erst wieder zurück nach Japan kehren sobald er zur Stammformation angehörte, doch das vergaß er schlagartig, denn er dachte an nichts anderes als die Möglichkeit jemand ganz besonderem seine Heimat und alles, was ihn bisher ausgemacht hatte, nahe zubringen. Nach dem Training bat er seinen Trainer als sofort um ein Gespräch, welches er auch bekam. Er fragte ohne groß über alles weitere nachzudenken, ob er seine Freundin bei dieser einmaligen Möglichkeit mitnehmen durfte und erklärte ihm seine Gedanken dabei. "Herr Trainer, zur Tournee durch Japan...", setzte der junge Japaner an. "Ja Genzo, das muss sicherlich etwas ganz besonderes für dich sein.", kam ihm sein Trainer zuvor. Doch obwohl Genzo zustimmte, waren seine Absichten ganz andere: "In der Tat, ich habe in den vergangenen drei Jahren hier viel gelernt und kann es kaum abwarten, diese unter Beweis zu stellen, doch da ist etwas, was mir noch mehr am Herzen liegt." Daraufhin wurde sein noch gut gelaunter Trainer recht hellhörig: "Ach ja? Was denn?" "Wie Sie wissen, habe ich eine Freundin, Jamalia-Liliana Järvis, mit der ich seit über drei Jahren zusammen bin. Ich würde die Gelegenheit gerne nutzen wollen, ihr meine Heimat zu zeigen, sofern das in Ordnung geht, natürlich auf eigene Kosten.", nahm Genzo seinen Mut zusammen und fragte mit aller Höflichkeit und Aufrichtigkeit. "Das sollte kein Problem sein, sie kann uns gerne Begleiten...", erlöste ihn sein Trainer und versetzte Genzo innerlich in größeren Jubel als er es nach außen hin zeigen wollte, doch dieser sollte sich schnell wieder legen als er fortfuhr: "Allerdings muss ich dich fragen Genzo... seid Jamalia-Liliana und du sexuell aktiv?" Das junge Torwarttalent fühlte sich bei dieser Frage als wäre sein Blut für diesen Moment eingefroren. "Wie du weißt, verhängt der DFB dahingehend Sanktionen, damit die Spieler vollste Leistung zeigen. Nun kenne ich Jamalia-Liliana selbstverständlich und weiß, dass sie sich als zukünftige Präsidentin des französischen Fußballverbands der Regelungen bewusst ist und streng mit ihnen umgeht, da ihr beiden aber noch jung seid wollte ich für den Fall der Fälle nochmals sichergehen.", erklärte Trainer Zeemann. Flashback Ende "Natürlich bin ich mir der Regelungen bewusst und ein Streit ist auch nicht ausgebrochen, trotzdem hat mich die Frage gewurmt! Es geht einfach niemanden etwas an!", regte sich Genzo stattdessen auf. Aber wenigstens sagte er offen und ehrlich was ihn störte. Ich sah ihn betroffen an, meine Mundwinkel waren ziemlich weit nach unten geneigt, legte meine Hand auf seinen Oberarm und streichelte ihn. "Das ist doch gut Genzo. Ich kann verstehen, wie du dich fühlst und ich weiß nicht einmal, ob ich annährend so souverän reagiert hätte wie du, bitte reg dich trotzdem nicht auf. Diese Reise soll doch etwas besonderes werden...?", mit diesen Worten tröstete ich ihn. Kurz darauf trafen wir auch schon den Rest der Mannschaft, kamen schnell durch die Kontrollen und saßen mit einem Stopp (zurück) in Paris nach einer Stunde und 40 Minuten, wo wir einen zweistündigen Aufenthalt hatten, im Flieger nach Tokio. Nach einer zirka zwölfstündigen Flugzeit kamen wir am Narita Flughafen an. "So Jungs, wir hatten alle einen langen Flug hinter uns, deswegen fahren wir erstmal geschlossen ins Hotel, um einzuchecken und dann bekommt ihr für den Rest des Tages frei.", hielt der Trainer des Hamburger SV, der mich zuvor in Hamburg nett gegrüßt und ein wenig höflichen Smalltalk unter Fußballpersonal mit mir geführt hatte, eine Ansprache an die Mannschaft, als alle ihr Gepäck hatten und wir auf dem Weg zum Vereinsbus waren. Netterweise gestattete er mir, mit Ihnen den Bus zu nehmen. Anderenfalls hätte Genzo mich sicherlich bestens versorgt, doch auch wenn ich schon einmal in Japan gewesen bin so fühlt es sich immer besser an, in einer wildfremden Stadt nicht ganz allein zu sein. Im Hotel angekommen wartete ich mit meinem Gepäck in der Lobby auf Genzo, wir hatten beschlossen gleich ein Taxi zu nehmen und in seine Villa nach Nankatsu zu fahren. Während ich wartete, stützte ich mich auf meiner Hand auf meinem Ellenbogen ab und träumte vor mich hin. Obwohl ich seit fast 18 Stunden wach war und schon etwas Müdigkeit empfand dachte ich nicht daran, mich schlafen zu legen, dafür war ich viel zu aufgeregt auf das, was mich erwarten würde. Der strahlend blaue Himmel mit Sonnenschein tat sein übriges dazu. Ich musste an das Gespräch denken, welches Genzo und ich zuvor im Flugzeug hatten: Flashback "Und freust du dich schon auf Japan? Deine Heimat und deine Freunde...", fragte ich meinen Freund sanft mit einem Lächeln, während ich ihn mit meinen blauen Augen verträumt ansah. "Ja sehr, und wie!", erwiderte er, "Ich wollte eigentlich erst wieder nach Japan zurückkehren wenn ich einer Bundesliga-Mannschaft angehöre, aber ich kann es kaum abwarten zu sehen wie sich alle gemacht haben und dich ihnen vorzustellen, vor allem Tsubasa musst du kennenlernen! Du wirst begeistert von ihm sein! Und John habe ich auch sehr vermisst", hach ich liebte es wenn er so begeistert und voller Freude und Leidenschaft über etwas redete. Das Funkeln in seinen Augen war einfach unbeschreiblich schön. "Dein Hund, richtig?", fragte ich nochmal nach auch wenn ich diesbezüglich das Gehirn eines FBI-Computers hatte. "Genau, richtig!", antwortete Genzo mit einem Nicken, "Übrigens Jaylee, ich habe bereits Zuhause bei unserer Haushälterin angerufen, sie weiß, dass du kommen und ein paar Tage bleiben wirst und hat mein Zimmer bereits für dich zurecht gemacht.", fuhr Genzo fort, als sei es die größte Selbstverständlichkeit gewesen. "Was?!", erwiderte ich schockiert und gab ihm mit dem Handrücken einen kleinen Stupser auf seinen Oberarm, "Genzo...! Übertreib' doch nicht immer so...! Und als was hast du mich vorgestellt, die zukünftige Frau Genzo Wakabayashi?", fragte ich peinlich berührt, als ob es das erste mal vor zwei Jahren nicht unangenehm genug gewesen war, als er den armen Tatsuo [Mikami] rausgescheucht hatte. Wir sahen uns einen Augenblick nur stillschweigend an, die Blicke sprachen Bände, dann antwortete er ironisch: "Wie lautete dein Lieblingssatz als Kind? 'Du hast es erfasst!'", zitierte er meine Serienfigur, deren Rolle ich mir als Kleinkind mit meiner Schwester teilte. "Sag... diesen Satz... nie... wieder. Hörst du?", ermahnte ich ihn. ... Flashback ende Ich schmunzelte als ich plötzlich aus meiner Träumerei gerissen wurde. Es war Genzo, was hätte es schöneres geben können für einen Anblick? "Wollen wir?", fragte er sanft. Ich nickte zum Einverständnis und wir lächelten uns sanft an. Es war eine längere Autofahrt von Tokio nach Nankatsu, ich hatte bereits viele Metropolen der Welt gesehen doch dieser vergleichbar minimale Teil Japans gab mir bereits den Eindruck, dass die Heimat meines Geliebten beachtlich riesig war. Gespannt wie ein kleines Kind konnte ich nicht anders als ununterbrochen aus dem Fenster zu schauen und schlimmer als jeder asiatische Tourist in Europa auf den Auslöser meiner Kamera zu drücken. Ich wusste es natürlich besser, trotzdem hoffte ich die ganze Zeit, dass Genzo mir meine Vernachlässigung ihm gegenüber nachsah. Nankatsu war ein feines aber bescheidenes Örtchen, in dem ich mich als Großstadt-Prinzessin dennoch wohlfühlte. Als wir aus dem Taxi ausstiegen war ich überwältigt von dem Anblick, der mich erwartete. Wie eine Blume im Asphalt war das majestätische Anwesen der Familie Wakabayashi, wie eines der Schlösser aus den Märchenbüchern meiner Kindheit. Ich drehte meinen Kopf nach rechts, fassungslos zu Genzo. Sicherlich, für einen Sportler wirkte Genzo nobel und auch in Hamburg lebte er gut, ebenso wie seine Eltern in London, aber das hatte mich, obwohl ich das Leben im Luxus gewohnt war, wirklich erschlagen (positiv wohlgemerkt). Kauf hatte Genzo das Tor geöffnet empfing uns bereits seine Haushälterin, die mein Gepäck von Genzo entgegennahm nachdem sie mich von Kopf bis Fuß begutachtet und voller Begeisterung willkommen hieß. "Bitte, nennen Sie mich doch Jamie-Lynn.", bat ich sie höflich und freundlich. Sie war eine entzückende Person, die mich sehr an Jeanette erinnerte. "Das ist die zukünftige Frau Genzo Wakabayashi!", stellte Genzo mich voller Enthusiasmus vor, indem er auf mich deutete. Während seine Haushälterin nach dieser geteilten Freude einen Augenblick später mit dem Gepäck rein ging blieb ich stehen und zog Genzo, der bereits einen Schritt nach vorne machte zu mir nach hinten. "Genzo...!", flüsterte ich etwas wütend, weil mir das Ganze doch etwas unangenehm wurde, "Nun reicht es aber! Wir sind doch noch nicht mal verlobt!", erklärte ich schließlich weiter. Doch Genzo schloss mich in seine Arme und fragte nur: "Hör mal, Jaylee, hast du den Segen meiner Eltern?" Obwohl ich keine Lust hatte auf diese offensichtlich rhetorische zu antworten nahm ich immer noch wütend einen tiefen Atemzug und antwortete genervt: "Ja..." "Dann mach' dir um den Rest keine Gedanken.", sagte er und klang so ernst, dass es mich sprachlos machte. Bevor ich reagieren konnte unterbrach uns ein Bellen. Es war Genzos Hund John, ein liebenswertes Tier. Es war schön, Herrchen und Hündchen so glücklich vereint miteinander zu beobachten und auch, dass John mich akzeptierte. Nachdem wir ausgiebig bei Genzo am reich gedeckten durch die Haushälterin gegessen hatten und ich mich soweit frisch gemacht hatte gingen wir Hand in Hand los zur Schule seiner alten Mannschaft des Nankatsu SC. Die Jungs waren noch am Spielen, es war das Halbfinale. Wir hatten noch ein gutes Stück der zweiten Halbzeit mitgekriegt, dann wusste Genzo bereits wo er seine Freunde antreffen würde. Wir gingen den Flur entlang die Treppen hoch als wir einen Jungen sagen hörten: "Das ist mir vollkommen egal Trainer! Es ist wichtig, dass ich morgen gegen Kojiro Hyuga spiele, sonst werden wir das Finale bestimmt verlieren! ...wir haben die große Chance zum dritten Mal den Titel zu holen, wir müssen es schaffen!", das war Genzos Moment hervorzutreten und einen seiner coolen Sprüche abzulassen: "Meine Güte, wenn es um Fußball geht, kann dieser Typ ein ganz schöner Dickkopf sein, hab' ich recht?" Es war rührend und niedlich wie sich alle freuten Genzo wiederzusehen. Mich bemerkten sie noch nicht, weil ich noch hinter ihm, mit dem Rücken zu ihm, stand. "Ich wollte erst wieder nach Japan zurückkehren, wenn ich einer Bundesligamannschaft angehöre, aber der FC Grünwald, für den ich spiele, macht gerade eine Tournee quer durch Japan. Tja, das ist für mich ein ganz spontaner Besuch hier zuhause.", erzählte er und klang unglaublich fröhlich zu meiner größten Freude. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten, endlich diesen wichtigen Bestandteil seines Lebens persönlich kennenzulernen. In diesem Moment machte ich zwei elegante Schritte und trat vor die Mannschaft, die Genzo vor über drei Jahren verlassen hatte. Noch nie hatte ich solches Lampenfieber. "Das sind deine Freunde aus Japan?", fragte ich absolut begeistert mit einem Strahlen in meinen Augen und klatschte meine Hände zusammen und wandte mich zu ihnen, "Es freut mich ungemein euch alle kennenzulernen!", fuhr ich fort. Ich war überschüttet von Glücksgefühlen und hätte platzen können, weil ich nicht wusste wohin mit dieser Menge davon. Ich freute mich so von Herzen, dass ich mir ausnahmsweise mal keine Gedanken über mein Auftreten gemacht hatte, sondern einfach nur glücklich war, endlich Genzos Freunde kennenzulernen, von denen er in den vergangenen drei Jahren nicht genug erzählen konnte. Er stand übrigens genauso überglücklich und stolz neben mir und freute sich, dass ich endlich vorgetreten war. Nach den ersten weit aufgerissenen Augen und einem kollektiven "Wow" von allen, das wie ein Echo hallte, wurde die Aussprache schon klarer. "Ist das deine Freundin?", fragte ein Junge mit längeren schwarzen Haaren Genzo. Ein anderer Junge, der neben ihm Stand und etwas dunklere Haut hatte wartete nicht mal die Antwort Genzos ab und sagte direkt: "Kapitän, wir freuen uns sehr für dich!" Der Junge, den ich als Tsubasa wiedererkannte lachte und sagte: "Genzo du alter Schlawiner, hast dir wirklich eine Hübsche ausgesucht.", damit - vor allem mit dem "Schlawiner" - brachte er mich herzhaft zum Kichern. Ein letzter, vorlaut wirkender Junge mit Glatze merkte schließlich an: "Respekt, Wakabayashi! Sie sieht eins zu eins aus wie Jamie-Lynn Järvis... oder doch Nicole-Robin...?", ich unterdrückte ein Kichern und versuchte meinen Blick zu kontrollieren, um noch nichts zu verraten. "Nein, nein, Nicole-Robin ist doch brünett, wenn dann wäre das Jamie-Lynn.", beriet sich ein Junge mit lockiger Frisur mit dem anderen. Genzo und ich sahen uns an. "Siehst du? Ich habe dir doch gesagt, du bist hier nicht ganz unbekannt.", sagte Genzo zu mir, was wieder weit ausgerissene Augen und ein kollektives "huh?" auslöste, ich wandte mich wieder zu den Jungs, legte meine rechte Hand auf meine Brust und sagte mit einem charmanten Lachen: "Ich bin Jamie-Lynn Järvis." Damit hatte ganz offensichtlich keiner gerechnet, als alle gemeinsam ein ungläubiges "WAAAS?", ausriefen. "Ist das dein Ernst?!", fragte der vorlaute Junge, "...oder hat Wakabayashi dir erzählt, dass er uns gerne veralbert und piesackt ihr spielt uns einen Streich?" "Also eigentlich veralbert und piesackt unser Kapitän nur dich, Ishizaki, weil du es als einziger zulässt.", merkte der Junge, der Genzo sehr treu zu sein schien an. Ich amüsierte mich herrlich bei diesem Gespräch. "Wer? Dieser Wakabayashi?", fragte ich und wandte mich zu Genzo um ihn gespielt verblüfft anzusehen. "NEIIIN...!", sagte ich sarkastisch, "Genzo hat sich mir immer von seiner besten und vornehmsten Seite gezeigt und mich, indem er mich bei unserem ersten Gespräch gleich Süße genannt hat, anstatt nach meinem Namen zu fragen, mit seinem Charme gleich in seinen Bann gezogen. Macht das bloß nicht nach.", zwinkerte ich. Nun wurde ich aber wieder ernst wenngleich auf eine charmante Art: "Nein, nein ich wusste ja worauf ich mich einlasse, aber ich bin wirklich Jamalia-Liliana Järvis, wenn es erwünscht ist kann ich gerne einen Ausweis vorzeigen.", scherzte ich. Wir lachten alle gemeinsam, vor allem als Genzo noch gespielt bedrohlich gefragt hatte, worauf ich mich denn eingelassen hätte. Das würde ich ihm aber nicht bei seinen Team-Kameraden verraten. "Wo lernt man denn so jemanden kennen und kommt dann noch mit ihr zusammen, vor allem du?", fragte der Junge Namens Ishizaki mit dem Versuch Genzo zu piesacken, "Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, du bist in echt noch viel entzückender als im Fernsehen, Jamie-Lynn!", himmelte er mich direkt am Anschluss an. Ich kam aus dem Lachen gar nicht mehr heraus, so erlebte ich Genzo nicht alle Tage. Tsubasa hieß mich in ihrem Freundeskreis im Namen der Mannschaft willkommen und betonte nochmal was für eine große Freude und Ehre es ihnen war mich kennenzulernen. "Du bist Tsubasa nicht wahr?", fragte ich ihn mit strahlenden Augen und nahm seine Hand, "Genzo redet jedes Mal über dich! Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt denken er wäre mir untreu.", erzählte ich lachend. Später deutete Genzo auf fünf Jungs und erklärte, dass das diejenigen waren, mit denen er auf die Shutetsu Privatschule besucht hatte. Das erklärte die tiefe Treue ihm gegenüber. Wie sich herausstellte, war der Witzbold mit der Glatze bekannt als Ryo Ishizaki, der schmollte, darüber dass Genzo "so eine tolle Freundin" hätte und bat mich vorweg ihm das nicht anzutun. Ich nahm alles nur lachend entgegen. Nachdem Genzo ihm aber gesagt hatte, dass er es in Deutschland nicht mal auf die Ersatzbank schaffen würde, nahm ich Ishizaki in Schutz und ermahnte ihn: "Genzo...! Sei doch nicht so gemein zu dem armen Jungen!" Sofort hatte ich meinen größten Fan damit gefunden. "Bleib' für immer!", bat er mich und wir lachten. Wir wandten uns dann "unserem" Sorgenkind Tsubasa zu und boten ihm an, dass sich Dr. Stein seine lädierte Schulter ansieht. Nun, Genzo tat das und ich stand voller Unterstützung hinter ihm wohl behütet inmitten seiner Shutetsu-Mitstreiter. Bevor wir uns von den anderen trennten, drehte ich mich nochmal zu ihnen um, verbeugte mich und sagte: "Es war mir eine große Freude euch alle kennenzulernen, ich hoffe wir sehen uns bald wieder! Viel erfolg für das Spiel morgen! Wir werden euch von der Zuschauertribühne aus kräftig anfeuern!" Im Chor bedankten sich die Jungs und erwiderten meine Worte. Während der längeren Autofahrt hatten wir Zeit uns ausführlicher mit Tsubasa zu unterhalten. Das Erste, was Genzo ansprach, war selbstverständlich Tsubasas Schuss am Ende seines letzten Spiels. Es sah zweifellos nach einem Topspin aus und es brannte uns unter den Nägeln zu wissen, ob dem tatsächlich so war. Wie Genzo so war, wartete er nicht mal auf eine Antwort, um seinen Freund in den höchsten Tönen zu loben und auch wenn ich den beiden gerne voller Faszination und Spannung lauschte, wollte ich mich auch etwas am Gespräch beteiligen. Es war unübersehbar, dass Tsubasa für Genzo etwas ganz besonderes war. Er war sein erster, ernsthafter und größter Rivale, der Genzo dazu gebracht hat an seine Grenzen zu gehen, aber gerade, weil er das Tat war ihre Freundschaft umso besonderer. Das erinnerte mich stark an das, was Karl-Heinz und Genzo hatten wenngleich Genzo einen größeren Traum mit Tsubasa träumte und ich fest dafür betete, dass dieser in Erfüllung gehen würde, da war es mir sogar egal, dass wir uns dahingehend irgendwann als Konkurrenten auf dem Fußballplatz sehen würden. Es wäre mir die größte Ehre mit meinem Team gegen solch beachtliche Jungs zu spielen. Mein Herz war zwar in gewisser Hinsicht geteilt, aber das war in Ordnung so, denn es gibt nichts wundervolleres als sich mit Respekt gegenüberzustehen, außerdem würde ich niemals verlangen, dass Genzo für mich seine Wurzeln und Kultur verleugnet. "Auch ich habe den Schuss gesehen!", sagte ich als ich mich hinter Gezeno vorlehnte, um Augenkontakt zu Tsubasa zu haben. "Das war einfach mega! Diesen Schuss in so jungen Jahren bereits zu beherrschen ist deine Eintrittskarte in die internationale Welt des Profi-Fußballs!", spornte ich ihn weiter an. Das freute nicht nur Tsubasa sehr, sondern auch meinen nachdenklichen nahezu melancholischen Freund. Tsubasa fragte mich noch, ob ich Roberto kennen würde, aber das verneinte ich mit einem höflich-lächelnden Kopfschütteln. Als Junior-Präsidentin des FFB (Französischer Fußballbund) lernte ich zwar viele Leute kennen, aber Roberto war vor meiner Zeit aktiv. Nichtsdestotrotz fand ich es bewundernswert, dass Tsubasa die Chance hatte Roberto Hongo als Mentor zu haben und auch wenn Genzo seinen Freuden nicht erzählt hatte wer ich bin schienen sie auch über diese Schiene von mir bescheid zu wissen. Genzo lobte Tsubasa noch ein wenig unter seiner Miene und wie ich es mir bereits gedacht hatte, kam er nun zur Sache: er machte sich ernsthafte Gedanken über Tsubasas Zukunft, regelrecht wie ein Vater über seinen Sohn. Es war süß Genzo so zu erleben, aber auch in mir weckte dies bestimmte Gefühle und Gedanken, weshalb ich mich entschloss, den Rest der Fahrt still neben Genzo sitzen zu bleiben und dem Gespräch zu lauschen. Ich wollte jede Gelegenheit nutzen seine Gedanken zu hören um sie und ihn besser zu verstehen. Ich verstand sofort, was ihm auf der Seele lag, als er ansprach, dass er sich für Tsubasa wünschen würde, im Ausland über sich hinaus zu wachsen. Genzo genoss diesen Luxus bereits früh, konnte diesen aber wohl ganz offensichtlich nicht in vollen zügen genießen, weil er wusste, dass Tsubasa mindestens genauso begnadet war wie er und es mindestens genauso verdient hätte. Ich gab es nicht gerne zu, aber ich wusste genau wovon er sprach. Ich befand mich in einer ähnlichen Situation mit meiner Schwester... sicherlich hatte ich eine schöne Beziehung mit Genzo, aber der Gedanke daran, dass wir eine Traumbeziehung führten, während meine Schwester sich von einer aussichtslosen Beziehung in die Nächste stürzte, hinderte mich immer daran, meine Eigene zu genießen. Durch das Gespräch zwischen den beiden bestätigte sich mir, dass beide sehr bodenständig waren und mehr zu schätzen wussten als nahezu alle Menschen in Europa. Vor allem als Genzo von seinen ersten Tagen in Hamburg erzählte... beschämt schaute ich, wenn auch unbemerkt auf die andere Seite, weg von den Jungs nach unten. Ich schämte mich für die Überheblichkeit vieler Europäer und dafür wie hässlich sie vor allem zu neuen oder Fremden sein konnten. Doch ohne sich dessen bewusst zu sein heiterte mein Lieblingstorwart mich wieder auf, indem er in diesem Kontext auch mich, wie er dazu neigte, übertrieben zu loben und erzählte wie er mich kennengelernt hatte und ich ihm zusammen mit meiner Familie geholfen hatte, sich fürs Erste mit Karl-Heinz [Schneider] zu messen. Das zauberte mir aber gleich wieder eine Lächeln aufs Gesicht, vor allem weil auch das Wort "Engel" wieder fiel und er mir in diesem Moment lächelnd in die Augen sah und mich zärtlich streichelte. Ich widmete mich wieder meinem Blick aus dem Fenster, um etwas von der Ortschaft mitzukriegen, immer mal wieder erwähnte mich Genzo, um seinen Aussagen über den internationalen Fußball mehr Kraft zu verleihen, indem ich diese bestätigen sollte. Dann erzählte er Tsubasa noch von einigen namhaften Weltklassespielern, mit denen er bereits Bekanntschaft gemacht hatte: Eru-Shido [Pierre], Ramón Victorino, Juan Diaz, Gino [Hernandez] und führte zum Schluss auch meine Brüder, Alessandro und Leonardo auf. Zum Schluss wandte ich mich aber nochmal Tsubasa zu, der Genzos Frage bejahte, ob er nicht auch auf dieser Bühne stehen will. "Tsubasa, es gibt Menschen, die träumen ihr Leben lang, weil sie nicht unsere Möglichkeiten haben - Bekanntschaften oder das nötige Talent oder den Luxus, ihre Leidenschaft zu ihrer Berufung zu machen. Lebe nicht für den Moment, sondern habe bitte das größere Gesamte im Fokus. Sieh' dir Genzo an und nimm dir ein Beispiel an ihm: er hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt, hart gekämpft und nicht aufgegeben. Manchmal musste er einiges wegstecken, kleinere Opfer für das größere Wohl bringen und kürzer treten, aber er hat es geschafft und ist auf dem richtigen Weg. Deine Bodenständigkeit in allen Ehren, aber bitte lass' dein Talent hier in Japan nicht verloren gehen. Das wäre egoistisch gegenüber allen, die dich auf deinem weg unterstützen.", sagte ich mit einer zwar ruhigen aber entschlossenen Stimme, in der Hoffnung zu ihm durchzudringen. "Nein, natürlich nicht, Jamie-Lynn!", erwiderte er, "Ich will als Kapitän die japanische Nationalmannschaft in einem internationalen Turnier anführen und den Sieg nach Hause bringen und dafür werde ich im Ausland die nötige Erfahrung sammeln, sobald ich dieses Turnier hier zum dritten Mal gewonnen habe!" Ich erwiderte auf seine entschlossenen Worte und großen Ziele ein Lächeln. ... "Ah, sieh nur Tsubasa, wir sind da.", sagte ich als ich das Gebäude sah, in dem sich Genzo mit seinem Verein einquartiert hatte. Wir stiegen aus, Genzo half Tsubasa beim Aussteigen und wir gingen auf das Gebäude zu. "Tsubasa?", fragte Genzo plötzlich, was auch mich überraschte. "Ja?", antwortete er. "Ich werde unseren Mannschaftsarzt Herrn Dr. Stein bitten, dass er deine lädierte Schulter untersucht, aber du musst mir felsenfest versprechen, dass du unbedingt seine Anweisungen befolgst, hast du mich verstanden?", fuhr er fort. Tsubasa setzte sich dem zwar nicht entgegen, aber ich fühlte mich dennoch irgendwie betroffen. Sicherlich, Genzo war besorgt um seinen Freund, in dem ein außerordentliches Talent schlummerte und auch ich hatte bereits das ein oder andere Mal die klaren und deutlichen Ansagen meines Freundes zu spüren bekommen, doch das fühlte sich heftiger an. Nahezu als ob ein Vater zu seinem Sohn sprechen würde und laut Tsubasas Tonlage schien er meine Ansicht zu teilen. Nachdem wir Tsubasa in Herr Dr. Steins fähige Hände gelegt hatten gingen wir wieder aus auf den Flur und warteten dort. Genzo starrte nachdenklich aus dem Fenster und obwohl er die Arme verschränkt hatte streckte ich meine Hand nach seiner aus. Nun gewann ich endlich seine Aufmerksamkeit. Aufgelöst entschuldigte er sich dafür, dass er so abgelenkt war und machte sich Gedanken, ob ich meinen Aufenthalt in Japan genießen würde doch die Sorge nahm ich ihm. Schließlich war ich bereits einmal für eine Woche in Japan mit meiner Band, auch wenn eine Woche mitsamt vieler Auftritte und Promotion-Terminen nicht genug war. Noch wichtiger war aber, dass ich seine Freunde kennengelernt hatte und das war mehr wert als alles andere. "Hör mal Genzo, ich weiß du machst dir Sorgen, um Tsubasas Karrierelaufbahn und ich verstehe sehr wohl, woher das kommt, aber sieh ihn an, er quält sich schon genug mit seiner Schulterverletzung. Lass ihn sich erstmal darauf konzentrieren, alles andere kommt dann auch noch.", ich musste Genzo zurück auf den Boden der Tatsachen bringen, aber ich wollte ihn auch aufheitern, was mir auch zu gelingen schien. Darüber war ich sehr erleichtert. "Hallo, Wakabayashi.", hörte ich eine Mädchenstimme hinter mir und drehte mich schlagartig um. "Oh, hallo Sanae.", grüßte Genzo sie zurück. Es handelte sich um ein Mädchen mit halblangen rotbraunen Haaren, in pink-weißer Trainingsuniform. Sie war etwas kleiner als ich. Als sie mich erblickte sprudelte es aus ihr heraus: "Wow...! Es ist ja wirklich Jamie-Lynn Järvis...! Und ich dachte die Jungs nehmen mich auf den Arm... Darf ich ein Foto mit ihr machen?", fragte sie. Genzo kicherte und sagte: "Warum fragst du sie nicht selbst?" Sie sah süß aus, dachte ich mir und fragte auf meine direkte, aber freundliche Art: "Bist du Tsubasas Freundin? Es freut mich sehr dich kennenzulernen!", anschließend schüttelte ich kurz ihre Hand und nahm sie in den Arm. Ugh. Sie schluckte und bekam keinen Ton raus. Ich sah zu Genzo, der mir mit Gesten erklärte, dass sie einander zwar mögen, aber (noch) nicht zusammen sind. Ughs... ich war ins Fettnäpfchen getreten, was aber nicht ganz so schlimm war, als wir uns gemeinsam hinstellten, damit Genzo ein Foto von uns machen konnte. Sie erkundigte sich auch sofort nach Tsubasa, doch leider konnten wir ihr auch nichts sagen. Als ob wir selbst nicht verzweifelt genug waren. Ich versuchte die angespannte und nervöse Lage etwas mit positivem Zuspruch zu beruhigen. Zum Glück wechselte Genzo auch direkt das Thema mit den Veränderungen, die ihm seit seiner Rückkehr aufgefallen waren und auch Sanae ließ nicht unbemerkt wie sich Genzo gemacht hatte, was in mir ein Lächeln auslöste. Wir unterhielten uns ein wenig und erzählten ihr, wie wir uns kennengelernt hatten, zusammenkamen und warum wir hier waren. Sie war ganz hin und weg von unseren Erzählungen und unserem Umgang miteinander und wünschte sich das ganz offensichtlich auch für sich und Tsubasa, und da kam er auch schon. Zusammen sahen die beiden sogar noch süßer aus! Ich wollte aus dem Schwärmen gar nicht mehr rauskommen... Genzo schlug vor Tsubasa (und selbstverständlich auch Sanae) das Trainingslager zu zeigen, "eine hervorragende Idee!", wie ich betonte, dann konnten Tsubasa und Sanae sich auf selbst davon überzeugen, wie sich Genzo gemacht hatte! Genzo wirkte nun auch wieder heiterer zu meiner Freude. Es war bereits dunkel, die Straßen waren wenig belebt und still. Wenn ich ehrlich bin beunruhigte mich sowas; nicht wegen der Dunkelheit, sondern weil ich den Menschen nicht traute, doch mit Genzo an meiner Seite fühlte ich mich sicher und geborgen. Es war ein langer Weg vom Hauptquartier bis zum Sportplatz, welcher lediglich von den Straßenlaternen beleuchtet wurde. Wir erhielten den Weg durch unser Gespräch am Leben. Während Genzo mit meiner Bestätigung über die Fußballkultur in Europa erzählte fragte Sanae: "Trainiert ihr denn auch bis spät abends, selbst wenn ihr am nächsten Tag spielen müsst?" Während Genzo ihr antwortete, schien Tsubasa viele Fragen an mich zu haben: "Und du Jamie-Lynn bist jetzt wirklich die Präsidentin des Französischen Fußballbunds?" "Ach tatsächlich?! Du bist sogar die Präsidentin?!", fragte Sanae erstaunt. "Nicht ganz", antwortete ich freundlich und halb lachend, "das ginge rein rechtlich nicht, weil ich noch nicht volljährig bin, mein Großvater hat mich deshalb zur Juniorpräsidentin ernannt und vertraglich festgehalten, dass sobald ich 18 bin ich seinen Platz als Präsidentin einnehme. Trotzdem bin ich bei allen Meetings dabei, übernehme schon nahezu den ganzen Papierkram und bin Cheftrainerin unserer Juniorenmannschaft des Pariser Stadtvereins und der Nationalmannschaft. Zur Zeit organisiere ich auch die U-16 WM, die demnächst bei uns stattfindet." "Wow, wie beeindruckend!", erwiderte Sanae und überschnitt sich mit Tsubasa, der gleichzeitig ein "wie cool!", herausschoss. "Und willst du Wakabayashi nicht in deinen Verein holen?", fragte sie weiterhin. Ich lächelte sie freundlich an und schwieg über die Frage dann sah ich rüber zu Genzo, der bereits meinen Blick suchte. Wir verstanden uns und waren nicht weiter unangenehm über die Frage betroffen zum Glück waren wir auch schon da. Genzo musste Tsubasa erklären, dass aufgrund der WM Karl-Heinz, den er Tsubasa gerne vorgestellt hätte, leider nicht dabei sein konnte. "Hallo, Wakabayashi! Hallo Jamie-Lynn!", rief uns einer der Spieler zu und winkte "HALLO!", riefen wir seinem Team-Kollegen lachend und winkend zu. "Hat dir Jamie-Lynn nicht gereicht? Hast du deinen Fanclub mitgebracht oder was?", fragte er. Ich knickte wieder ein vor Lachen. "Nicht ganz... Darf ich euch den besten Spieler des Landes vorstellen? Das hier ist Tsubasa Ozora!", "Übertreib' doch nicht immer so...!", flüsterte Tsubasa ihm verlegen zu. "Diesen Satz habe ich ihm heute auch gesagt!", erzählte ich Tsubasa grinsend, war aber in meinem Inneren verliebter denn je in Genzo als ich wusste, dass er von Natur aus so charmant und süß ist. Den Jubel war Tsubasa ganz offensichtlich nicht gewohnt, aber das verging bald wieder als Genzo sich verabschiedete und heute zum ersten Mal auf japanischem Boden mit seiner neuen Mannschaft trainierte. Als Genzo sagte, dass er sich freuen würde, wenn Tsubasa und Sanae ihm mit mir zuschauen würden und er mich später nach Hause bringen würde, mich an den den Oberarmen griff und auf die Lippen küsste, nahm ich sie mit an die Seite, wo wir sitzen konnten. Doch lange blieb ich nicht mit den beiden Turteltauben. Kaum hatten wir uns niedergelassen, entschuldigte ich mich unter dem Vorwand, ein paar Telefonate führen zu müssen außer Sicht- und Hörweite in der Hoffnung, dass sie sich näher kämen. Sanae schien das zu verstehen, doch Tsubasa war, was man in Deutschland als Fußballkopf bezeichnete. Ich nährte mich langsam wieder und wollte von Tsubasa wissen, wie sich Genzo seiner Ansicht nach gemacht hatte, als schon jemand kam, der berichtete, dass die Testergebnisse da waren. Ich leitete das Tsubasa nochmal weiter und wir schlossen uns wieder Genzo an und fanden uns schnell bei Herrn Dr. Stein wieder. Genzo und ich hielten uns an nervös an den Händen und Sanae stand auf der anderen Seite von ihm während Tsubasa vor uns saß. Die Worte des Doktors klangen hoffnungslos und hoffnungsvoll zugleich. Immerhin war nicht vollkommen ausgeschlossen, dass Tsubasa morgen spielt. Wir konnten aufatmen und auch ich bedankte mich von Herzen bei Herrn Dr. Stein. Doch dann kamen die schlechten Nachrichten: Nur eine Halbzeit. Nicht mehr. Tsubasa war am Boden zerstört und verzweifelt. Genzo schwieg eisern, doch ich konnte nicht nichts sagen, ich weiß, dass Sanae es lieb meinte, aber "armer Tsubasa", half sehr wenig. "Tsubasa, denk bitte daran, was der Herr Doktor gesagt hat, wenn du deine Schulter überlastest, ist es fraglich, ob man sie durch Behandlung überhaupt noch heilen kann. Du bist noch sehr jung und darfst deine Karriere als großer internationaler Fußballer nicht für ein, verzeih mir bitte, Kinderspiel aufs Spiel setzen! Ich weiß und verstehe, wie wichtig dir der Titel-Hattrick ist, aber jeder weiß offenbar, dass deine Schulter verletzt ist und wird Nachsicht mit dir haben und dich weiter fördern.", es war ironisch. Während ich zunächst still an der Seite war, war ich nun diejenige die auf Tsubasa einredete. Wir kannten uns nicht lange aber ich hoffte, dass er auf mich hören würde. Kurz darauf verließen wir drei den Behandlungsraum, damit Dr. Stein seine Arbeit machen konnte, wir warteten vor der Tür, da es schon reichlich spät war und es nicht mehr allzu lange dauern könnte. "Genzo...", sagte ich während wir warteten. Mit einem "hm?" bekam ich eine Antwort. "Du solltest das Trainingslager so spät nicht mehr verlassen, um keinen Ärger zu bekommen, ich werde mit Tsubasa und Sanae nach Hause fahren, schließlich haben wir dasselbe Ziel.", fuhr ich zunächst betroffen fort und dann heiterer als ich zu Sanae mit einem Lächeln rüberschaute. "Das kommt überhaupt nicht in Frage! Ich habe deinen Eltern, Großeltern und deinem Bruder versprochen, dich in Japan nicht alleine zu lassen und das halte ich auch ein.", erwiderte Genzo mit Inbrunst. "Genzo mir wird schon nichts passieren, ich rufe auch an, wenn ich angekommen bin...", ja da bahnte sich ein kleiner Disput an... "Lieber riskiere ich Ärger als dich auch nur eine Sekunde alleine zu lassen in einem für dich fremden Land!", sagte Genzo. "Wie wäre es sonst wenn wir das stellvertretend für dich übernehmen würden? Wärst du damit einverstanden?", fragte Sanae. Wir schauten sie beide verdutzt an. "Sanae hat recht.", hörten wir Tsubasa sagen, der in diesem Moment aus der Tür raus kam, "Du hast heute den ganzen Tag davon gesprochen, dass ich nichts riskieren soll, dann solltest du das auch nicht. Wir werden Jamie-Lynn sicher bei dir Zuhause abliefern! Uns kannst du doch vertrauen oder nicht?", fügte er entschlossen hinzu. "Tsubasa...", hauchte Genzo, "In Ordnung!", stimmte er noch zu. Dann kam mein Freund ganz nah zu mir und fasste mich an den Oberarmen. Er sagte: "Ich werde unser Hausmädchen Emi schon mal anrufen und sie dahingehend informieren, dich zu empfangen und mir umgehend Bescheid zu sagen, sobald du da bist.", während er mir tief in die Augen schaute. Genzo rief uns noch ein Taxi bezahlte es im Voraus und wir fuhren los. Er sagte noch, dass er mich morgen für das Endspiel abholen würde. Wir konnten die lange Autofahrt ohne Genzo nutzen einander besser kennenzulernen, so wurde ich nun ins Kreuzverhör genommen. Nun... ganz so schlimm war es auch nicht, aber es war schön zu sehen, dass sie Interesse an mir zeigten. "Und du, Jamie-Lynn bleibst jetzt bei Genzo Zuhause während eures Aufenthalts in Japan?", fragte Tsubasa. "Ich hatte keine Wahl...", scherzte ich, "Nein... ganz so schlimm ist es natürlich nicht.", korrigierte ich mich kichernd, "Vielleicht kennt ihr diesen Charakterzug von Genzo, dass er einfach der ein Kavalier schlechthin ist und dabei ein Mann, der auf sein Wort besteht, aber das liebe ich so an ihm." schwärmte ich. "Ja, so war er schon immer.", lachten Tsubasa und Sanae. Es freute mich sehr zu wissen, dass über all die Jahre ganz er selbst war und sich nie für mich verstellte. "Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?", fragte Tsubasa weiter während Sanae gespannt lauschte. "Auf dem Fußballplatz...", antwortete ich. "Ach tatsächlich???", fragte Tsubasa ganz aufgeregt. Ich kicherte und sagte: "Naja mehr oder weniger... du erinnerst dich wahrscheinlich daran, dass Genzo dir erzählt hatte, wie er Schneider kennengelernt hatte...? Ich liebe es Europäerin zu sein, aber ich schäme mich auch dafür, wie überlegen sich vor allem Jungs gegenüber Fremden benehmen... vielleicht gehört das auf dem Fußballplatz irgendwo dazu, nichtsdestotrotz war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort, den Ball, der ihm den Gnadenstoß geben sollte zu parieren und hatte ihn im bewusstlosen Zustand zu uns nach Hause mitgenommen." "Ach tatsächlich?", fragte Sanae geflasht. "Ja...", antwortete ich verlegen, "Mir ist im Nachhinein ja selbst bewusst, dass diese Aktion nicht gerade bedacht und erst recht nicht vorbildlich war, aber ich bereue nichts. Wer weiß, ob ich Genzo jemals kennengelernt hätte, wenn ich anders gehandelt hätte und folglich so wunderbare Menschen wie euch?", diese Frage löste in mir einen deutlichen Schmerz aus. Ich wollte gar nicht daran denken, was gewesen wäre wenn. Dafür liebte ich Genzo zu sehr. Der Rest der Autofahrt ging darauf hin, dass ich ausführlich erzählte, wie ich Genzo kennengelernt hatte und wie wir letztendlich zusammengekommen waren, ihr kennt die Geschichte. Dazu muss ich natürlich anmerken, dass der Rückweg deutlich schneller war dadurch, dass es zu später Stunde keinen dichten verkehr mehr gab. Als wir vor dem Anwesen der Wakabayashis hielten, tauschten wir noch Nummern aus, weil ich Tsubasa und Sanae bat mir Bescheid zu geben, wenn sie gut Zuhause angekommen sind. Ich wurde bereits unmittelbar von Emi und dem bellenden John in Empfang genommen, diese informierte auch gleich Genzo wie angeordnet. Obwohl ich müde war, konnte ich mich noch nicht so einfach in mein Zimmer verabschieden. Dafür war ich viel zu begeistert von meinen heutigen Eindrücken, deswegen trank ich noch einen Tee mit Emi und unterhielt mich mit ihr. Dann endete der Tag auch schon. Der Tag des großen Finales. Zum Frühstück war Genzo bereits Zuhause und weckte mich mit einem Kuss. Das überraschte mich sehr und freute mich umso mehr. Im Esszimmer konnte Haushälterin Emi sich gar nicht an uns satt sehen. Dann machten wir uns auch schon auf dem Weg zum Finale. Ich trug dasselbe wie gestern: meine königsblaue Bluse mit kurzen Puffärmeln und Volants, aber anders als gestern trug ich dazu einen schwarzen Taillenrock aus Leder, schwarze Strumpfhosen und hochhackige Schnürrstiefletten. Zu meiner Überraschung war auch Herr Dr. Stein dabei, um sich das Finale anzusehen. Er hatte offenbar sowas wie eine Bindung zu seinem Patienten aufgebaut, obwohl die Behandlung selbst auf einem Gefallen basierte. Die Leute waren ganz offensichtlich sehr in Aufruhe wegen des Finales, weil mich niemand zu erkennen schien oder ansprach, das störte mich aber auch nicht unbedingt. Ich genoss die Zeit und die Ruhe sehr und hatte zudem anderes im Kopf nämlich Tsubasa. Dieser saß artig auf der Bank als das Spiel angepfiffen wurde, aber es war ihm anzusehen, wie unglücklich er darüber war. Dann wanderten meine Augen aber auch wieder aufs Fußballfeld zu den anderen als ich mich davon überzeugte, dass Kojiro Hyuga seinem Ruf mehr als alle Ehre machte. Er war kein Tiger, sondern mehr wie ein aggressiver Pitbull auf dem Feld. Das blies selbst mir das Gehirn förmlich aus dem Kopf heraus. Voller Sorge betete ich um die Unversehrtheit der anderen tapferen Kämpfer in weiß-blau: Morisaki, Ishizaki, Takasugi, Izawa, Taki, Kisugi und den anderen. Kojiro Hyugas Auftritt schoss regelrecht den Vogel ab und übertraf die Schande jedes europäischen Machos. In diesem Moment musste ich daran denken, wie Genzo Kojiro Hyugas harte Schüsse zum ersten Mal erwähnte. Es war unmittelbar nachdem wir uns kennengelernt hatten und auf dem Weg zu meiner Familie waren, als er einen Vergleich für Karl-Heinz' Feuerschuss suchte "härter als die Schüsse eines Spielers, der mich in meiner zum Ende meiner Zeit in Japan ziemlich gefordert hatte, sein Name ist Kojiro Hyuga. Er ist bekannt dafür den aggressiven Fußball seines Trainers auf dem Spielfeld als Mannschaftskapitän weiterzutragen..." außerdem musste ich an unser erneutes Gespräch über ihn gestern Abend denken... Flashback "Genzo...? Wer... ist eigentlich dieser Kojiro Hyuga? Etwa derselbe Kojiro Hyuga von dem du mir einst erzählt hattest?", fragte ich Genzo am Telefon als ich meine Sachen am auspacken und verräumen war. "Ja, genau der.", antwortete Genzo. Ich musste mich doch sehr darüber wundern: "Was ist so besonders an ihm, dass so eine Legende über ihn herumgeht? Ist er es wirklich wert, dass man wegen ihm seine gesamte Fußballkarriere riskiert?" Ich fing an mir ernsthafte Sorgen um Tsubasa zu machen. Genzo würde niemals ohne Grund in den höchsten Tönen von ihm schwärmen - und das drei Jahre lang ununterbrochen - aber auch wenn ich Tsubasa nicht in seiner vollen Leistung spielen sehen konnte, wusste ich, dass Genzo dies zu Recht tat. "Ich glaube Tsubasa geht es eher weniger darum, Kojiro Hyuga gegenüber zu stehen als den dritten Sieg in Folge zu holen. Aber es ist wahr, dass wenn Tsubasa nicht spielt... und auch ich für Nankatsu nicht im Tor spiele, die Jungs sich schwer tun werden, vor allem wenn Hyuga eben mitspielt. Bei unserem ersten Spiel gegen seine Mannschaft als ich verletzt von Zuhause aus zugucken musste, hatte er Morisaki außer gleich zu Beginn des Spiels außer Gefecht gesetzt, indem er mit voller Absicht einen seiner harten Schüsse auf ihn ließ. Danach hatte er eine unsagbare Angst vor dem Ball, dass er selbst die einfachsten Schüsse nicht mehr klären konnte...", erzählte Genzo. "WAS?!", schoss es empört aus mir heraus. "Es war Tsubasa, der ihn letztendlich wieder aus dieser Angst herausholen konnte...", erklärte er weiterhin ... Flashback Ende "DAS BRICHT DOCH JEGLICHE MORAL UND NORM GENZO!", sprudelte es aus mir heraus als ich seine Provokation und seine Verständnislosigkeit Tsubasa gegenüber, dass dieser auf der Bank sitzen musste nicht mehr ansehen konnte, "WAS DENKT DIESER KOJIRO HYUGA WER ER IST UND WO ER SICH BEFINDET?! SO EINEN FUSSBALL SPIELEN WIR NICHTMAL IN EUROPA!", ja, ich hatte einen Ausraster, zu Recht(!) ich erwartete nicht wirklich eine Erklärung durch Genzo, denn ich hatte mein Urteil schon ziemlich gefällt, ich brauchte nur einen Zufluchtsort, an dem ich mich ablassen konnte. So sahen wir uns das Spiel mit angespannten Gemütern an. Die Jungs schlugen sich gut und bissen fest die Zähne zusammen und in meiner brodelnden Wut war mir von ganzem Herzen nur wichtig, dass die Mannschaft alles heil übersteht und einem Kerl wie Kojiro Hyuga den Sieg nicht überlässt. Ohne ihn zu kennen verabscheute ich ihn. Nach 45 Minuten und einer Viertelstunde Pause kam Tsubasa schließlich aufs Feld. Leider blieb auch er vom aggressiven Fußball Hyugas nicht verschont. "GENZO WIR MÜSSEN ETWAS TUN!", schrie ich und konnte nicht mehr still auf meinem Platz sitzen. Ich wusste ja, dass Genzo auch besorgt war und auch Herr Dr. Stein ließ seine Bedenken nicht unbemerkt, doch mich nahm im laufe dieser endlosen Qual von einem Spiel auch mit, wie sehr Sanae am Spielfeldrand litt und sogar weinte zu allem Überfluss zog sich das Spiel auch noch um zweimal zehn Minuten in die Länge. Mal war Tsubasa komplett ausgeknockt, dann gaben die Jungs nochmal alles, mal griff Kojiro Hyuga wie ein unbändiger Irrer an sowohl aufs Tor als auch Tsubasa, dann ging dieser wieder aufs Ganze. Dieses Spiel ging wahrscheinlich jedem an die Substanz, vor allem als dann Genzo auf mit Flehen aufschrie. Letztendlich reichte es aber nur für ein Unentschieden; sowohl die Toho Schule aus Tokio holte sich zum ersten Mal den Sieg als auch die Nankatsu Schule aus Shizuoka holte sich wie erträumt den dritten Sieg in Folge und landete dabei einen bislang unerreichten Rekord. Dennoch bin ich mir sicher, dass wenn Tsubasa bei bester Verfassung gewesen wäre, Nankatsu sich wahrscheinlich den alleinigen Sieg geholt hätte, wobei... wenngleich es auch nicht Kojiro Hyuga war, es auch auf der anderen Seite einen Schlüsselspieler mit massivem Handicap gab, der Torwart. Es war erstaunlich, über was für ein Durchhaltevermögen er verfügte, obwohl er sich so dermaßen verletzt hatte, trotzdem blieb ich mit meiner Begeisterung über ihn reserviert, denn Genzos Reaktion zufolge musste das der Torwart gewesen sein, der ihm den Thron als Nummer eins Torwart Japans streitig machen wollte. Wenn ich mich fragt, so ist Genzo ihm mit seiner Ausbildung im Ausland weit voraus. "Hey, Wakabayashi!", hörten wir plötzlich, kurz bevor wir beschlossen zu Tsubasa und den Jungs zu gehen. Wir drehten uns um und ich erblickte drei neue Gesichter: zwei Jungs und ein Mädchen. Die beiden Jungs sahen sich schon ziemlich ähnlich mit der Ausnahme, dass der Junge in der Mitte volleres, dichteres und helleres Haar hatte und ein verschmitztes doch zugleich charmantes Lächeln hatte. Man sah ihm anhand seiner Kleidung an, dass er aus einer Wohlhabenden Familie kommen musste. Der andere Junge sah frecher aber trotzdem besonnen aus und hatte dunkleres Haar, aber beide erinnerten mich an jemanden. Jemanden den ich schon sehr in mein Herz geschlossen hatte und in dem ich etwas ganz besonderes erkannt hatte sobald ich ihn das erste mal sah. Nein die Rede ist nicht von Genzo... Wir standen auf und gingen zu ihnen sodass wir uns in der Mitte auf dem Gang trafen und unterhielten uns etwas. "Misugi!", sagte Genzo erfreut. "Lange nicht gesehen... Ich dachte du wärst in Deutschland?", erwiderte der Junge in der Mitte. Genzo erzählte ihm, warum er hier war und fragte ihn wie es ihm geht doch direkt darauf grätschte der andere Jung dazwischen: "Hallo Genzo Wakabayashi, es freut mich, dich endlich mal persönlich kennenzulernen.", und streckte seine Hand aus. "Du bist Hikaru Matsuyama, der Kapitän des FC Furano nicht wahr? Respekt nochmal! Euer Spiel gegen Hyuga und den FC Meiwa vor drei Jahren war beachtlich!", entgegnete ihm Genzo und erwiderte den Händedruck. Dann deutete Misugi auf den strahlend schöne Mädchen an seiner Seite und stellte sie vor: "Und das ist Yayoi Aoba, meine Freundi... äh... die Managerin unserer Mannschaft.", dieser Ausrutscher sprach Bände und ich strahlte die beiden an, woraufhin Yayoi auf mich aufmerksam wurde und zu Misugi hörbar flüsterte: "Misugi, weißt du wer das ist?!" Dann sah Misugi mich überrascht wie erstaunt an und die "stille" Post ging weiter, denn dieser fragte Matsuyama mit einer ähnlichen Begeisterung: "Matsuyama, weißt du wer das ist?!" Schließlich fragte Matsuyama laut: "Wakabayashi ist das wirklich diejenige, von der wir denken, dass sie es ist?" Genzo musste kichern und erklärte: "Ja, das ist meine feste Freundin, Jamalia-Liliana Järvis." "Aber nennt mich doch gerne Jamie-Lynn.", fügte ich freundlich hinzu. Nach ein paar ausgetauschten Sympathien fragte Matsuyama schließlich: "Aber moment mal, du lebst doch in Deutschland, Genzo?" "Ja in Hamburg.", nickte Genzo. "Und du Jamie-Lynn lebst du nicht in Frankreich?", fragte er nochmal nach. "Ja in Paris." nickte ich. "Wie...?", stotterte er. "Wir führen eine Fernbeziehung.", erklärte ich mit ernster Miene. Matsuyama sah daraufhin traurig aus. "Das tut mir leid.", sagte er, doch wir erklärten ihm, dass es in Ordnung ist wie es ist, weil wir jeden Abend telefonieren und es gute und kurze Direktflüge zwischen unsere Städte gibt und dass wir uns dadurch wenigstens einmal im Monat sehen könnten, gaben aber gleichzeitig zu, dass der Abschied jedes Mal schwierig sei aber uns auch jedes Mal aufeinander freuen könnten. Ich merkte sofort, dass er wohl aufgrund von eigenen Erfahrungen betroffen nachfragte doch bevor das zur Sprache kommen konnte merkte Misugi schon an, dass wir uns beeilen sollten, wenn wir die anderen noch sehen wollten. Dann verabschieden wir uns auch schon und gingen weiter. Vor der Umkleide, wollte Genzo noch prüfen, ob wir beide schon rein könnten und wagte einen Blick nach innen, nachdem er geklopft hatte und trat zunächst ohne mich ein, aber ich wartete nicht lange allein. Denn Sanae nährte sich schon während sie nach mir rief. Sofort eilte ich zu ihr und nahm sie in die Arme, um sie zu trösten und zu fragen, wie es ihr geht. Im Schlepptau hatte sie zwei Mädchen, die genau gleich gekleidet waren wie sie. Die deutlich jüngere der beiden mit helleren Haaren und Zöpfen reagierte erstaunt auf unsere Vertrautheit und fragte: "Wow Sanae, du bist mit Jamie-Lynn Järvis von Vanilla Ninja befreundet?!" Sanae erklärte ihr, dass wir uns gestern kennengelernt hatten und stellte mich noch zusätzlich als "Genzo Wakabayashis Freundin", was die Mädels faszinierte. Es war mir nicht entgangen, dass Beziehungen hier in Japan, wenngleich sie mehr als offensichtlich sind, ihre Zeit brauchen. Da öffnete sich bereits die Tür zur Umkleide. "Schätzchen?", erkannte ich Genzos Stimme und antwortete ihm mit Schatz. Es war ein traumhaftes Szenario für die Mädels. Genzo gab grünes Licht für uns zum Eintreten und ich nutzte den Moment noch um ihn mit den Mädchen bekannt zu machen: Yukari Nishimoto und Kumi Sugimoto. Charmant wie mein Geliebter war, reichte er ihnen die Hand und nahm sich den Moment, dann traten wir alle ein. Die Jungs freuten sich sehr mich zu sehen und ich entgegnete ihnen, wie besorgt ich um sie alle war und fragte sie nach ihrem Wohlbefinden, bevor ich ihnen zu ihrem mehr als verdienten Sieg gratulierte. Anschließend schossen wir alle auf meinen Vorschlag hin ausgiebig Erinnerungsfotos. Danach verging die aufregende Zeit in Japan recht schnell und neigte sich dem Ende zu als wir uns wieder voll und ganz dem widmeten, weshalb wir ursprünglich hier waren: Genzo seiner Tournee mit dem FC Grünwald und ich am Spielfeldrand den Spielern und der bevorstehenden U16 WM, die kommenden Monat stattfinden sollte. Dafür bat mir Herr Munemasa Katagiri Talentscout der Japanischen Fußballassoziation und selbst ehemaliger Stürmer der Nationalmannschaft, dass ich ihn zu Taro Misaki bringe, damit er diesem sein Trikot übergeben konnte. Er bemerkte mich bereits beim Finale an Genzos Seite. Kontakt zu mir nahm er dann einfach durch Genzos Trainer Tatsuo auf, der mich durch unsere Beziehung auch gut kennt. Ich nahm deswegen bereits aus Japan Kontakt mit meinem älteren Bruder Alessandro auf, um alles in die Wege zu leiten und entschuldigte mich bei Genzo, dass ich mit Herrn Katagiri früher abreisen müsste, versprach ihm aber bei dem Testspiel der neugeformten japanischen Elf auf jeden Fall dabei zu sein. Nachdem der japanische Kader gesetzt war stand der bevorstehen WM nun nichts entgegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)