Der Wächter von Drachenlords ================================================================================ Kapitel 18: Hinterhalt ---------------------- Paul motzte sofort: „Das ist doch nur ein Ablenkungsmanöver.“ Sam hingegen sah wütend zu Isaak, ihre Augen trafen sich. Keiner der beiden zuckte. Dann sagte Jake: „Isaak lügt nicht. Wir müssen sofort handeln.“ Augenblicklich richtete sich der Blick des Alphas auf ihn und er knurrte: „Kein Blutsauger betritt unser Land ungestraft. Sollte das aber eine Finte sein, Jake, wirst du dich vor dem Rat verantworten müssen. Dann liegt das nicht mehr in meiner Hand.“ Er drehte sich um und befahl: „Seth, du bleibst hier. Alle anderen: Los geht’s.“ Alle Gestaltwandler, außer dem Jüngsten, wurden zu Wölfen und rauschten in die gezeigte Richtung davon. Seth sah ihnen wehleidig hinterher. Dann drehte er sich zu dem Rotblonden um und sah, dass auch dieser verschwunden war. Wütend begann er zu schimpfen und ging in Sams Haus. Er würde jetzt das Mittagessen plündern. Seth nahm sich fest vor den anderen nichts übrig zu lassen, selbst wenn er platzte. Das Rudel hetzte durch den Wald und war noch keine hundert Meter vorangekommen, als Isaak zwischen ihnen auftauchte. Paul schnappte nach diesem und der Wächter wich elegant aus. Dann sagte er: „Paul, deine Art geht mir langsam auf den Zeiger. Ich bin kein Mitglied des Rudels. Ich werde mich nicht von einem dahergelaufenen Wolf beißen lassen. Beleidige mich, wenn du möchtest. Das macht mir nichts aus. Solltest du allerdings erneut versuchen, mich anzugreifen, dann lege ich dich übers Knie und versohle ich dir den Hintern.“ Jake und Leah lachten auf, als Paul schnell auf Abstand ging. Sam hingegen ließ sich zurückfallen und knurrte böse. Isaak sah zu dem gewaltigen Leitwolf und erklärte: „Das gilt auch für dich, Sam. Ich mache da keine Unterschiede. Eure Hierarchie interessiert mich nicht einmal ansatzweise.“ Durch ihre Verbindung wusste Jake, dass der Rotblonde keinem wirklich weh tun würde, aber er hätte auch keine Skrupel, seine Worte in die Tat umzusetzen. Das sagte er dann auch den anderen Wölfen. Alle sollten wissen, dass Isaak es ernst meinte. Solange der Wächter den anderen keinen Schaden zufügen würde, hatte Jake nichts dagegen einzuwenden. Es freute ihn sogar, dass dieser endlich mal aus sich herauskam und Stellung bezog. Das würde bestimmt noch sehr unterhaltsam werden. Der Rotblonde hatte seinen Gedanken mitbekommen und musste nun unwillkürlich grinsen. Um des lieben Friedens willen ließ sich Isaak aber zurückfallen und folgte ihnen schweigend. Nur hin und wieder gab er eine kleine Kurskorrektur zum Besten. Jake freute sich nach diesem ganzen Stress darauf, gemeinsam mit dem Rudel kämpfen zu dürfen. Das war ganz nach seinem Geschmack. Isaak hingegen vertiefte sich in seine Gedanken. Die Situation selbst war auch höchst seltsam. Wenn er den „wahren Blick“ nutzte, sah er keine Anzeichen für drohendes Unheil, so wie Jake sie sah. Er fragte sich, was der Grund dafür sein mochte. Nach langem hin und her gelangte er zu folgendem Schluss. Entweder war er noch zu sehr geschwächt von seinem Magieverbrauch in der letzten Zeit oder, durch die Verbindung mit Jake wurde sein Blick getrübt. Letzteres bereitete ihm starke Sorgen. Ohne den „wahren Blick“ konnte er die Zukunft nicht vorhersehen und somit nicht auf eventuelle Gefahren für alles Leben reagieren. Er konnte nur hoffen, dass diese Nebenwirkung nicht von Dauer war. Jake verfolgte dessen Gedankenstrom und Isaak machte keine Anstalten ihn daran zu hindern. Nachdem sich Isaak entschieden hatte, die Verbindung zwischen ihnen bis ins kleinste Detail zu untersuchen, sobald er dazu die Zeit fand, kehrte er wieder zu seinem vordringlichen Problem zurück: Dem bevorstehenden Kampf. Er durfte sich eigentlich nicht einmischen. Das Rudel hatte er aber auch, ohne allzu große Bedenken, gewarnt. Beides stellte eine Einmischung dar und war ein Verstoß gegen die Vorschriften der Wächter. Allerdings hatte er es ebenso geschafft, sich an einen Wolf zu binden. Letzteres war zwar grundsätzlich nicht verboten, die Art und Weise, wie die Bindung erfolgt ist, aber schon. Dann kam noch sein Bedürfnis Jake zu schützen hinzu und er wusste nicht mehr weiter. Nach den ganzen Regelverstößen in der letzten Zeit war er sich nicht sicher, wo das noch hinführen würde. Als Wächter war es seine Aufgabe im Schatten zu leben und nicht einzugreifen. Er wollte aber auch nicht, dass Jake ein Leid widerfuhr. Dieser hörte dem Monolog eine Weile lang zu und knurrte danach in beide Verbindungen: „Isaak, du brauchst nicht zu kämpfen. Du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Die machen wir auch ohne dich platt. Du bist ein Wächter, kein Mitglied des Rudels. Das ist unser Kampf, nicht deiner.“ Der Rotblonde sah auf und warf einen Blick zu Sam. Dieser sah kurz zurück und schnaubte zustimmend. Damit war die Angelegenheit aus seinen Augen erledigt. Der Fremde sollte sich raushalten. Er hatte ohnehin nicht mit ihm gerechnet und wollte auch nicht in der Schuld dieses Monsters stehen. Jake grinste den Wächter an und dieser grinste zurück. Dann murmelte Isaak leise, aber laut genug, dass alle ihn hörten: „Seht mal, da ist eine offene Lichtung. Man hat dort einen wunderbaren Rundumblick auf die schönen Blumen.“ Jake stutzte und fragte sich, was sie mit dieser Information anfangen sollten. „Muss ich echt noch deutlicher werden?“, fragte der Wächter und sah eindringlich zu Sam. Dann fiel es Jake wie Schuppen von den Augen. Das war dessen Art ihnen einen guten Kampfplatz zu geben, ohne es wirklich zu sagen. Jake ließ den Kopf hängen und fragte in beide Verbindungen: „Muss ich von nun an immer deine Worte entschlüsseln und in jeder Bemerkung einen tieferen Sinn suchen?“ Isaak lachte auf und offenbarte: „Man sollte stets nach dem tieferen Sinn suchen, aber nein, bei dir mache ich eine Ausnahme. Immerhin habe ich keine Lust, dass du dich genötigt fühlst, in meinen Kopf nach dem Sinn zu suchen.“ Daraufhin beschleunigte der Wächter, setzte sich an die Spitze und scherte nach rechts aus. Mit einem Knurren folgte Sam ihm und alle betraten kurze Zeit später die genannte Lichtung. Isaak stellte sich in der Mitte auf und starrte in den Himmel. „Hier bleibe ich stehen. So kann ich die Wolkenformationen studieren.“ Jake übersetzte das mal mit: „Ich werde nicht kämpfen, aber ich kann die Vampire anlocken und sie mit meiner Gegenwart verwirren.“ Isaak grinste und sagte: „Wenn ihr mal müsst, geht doch bitte in die Büsche, ja.“ Die Wölfe sahen sich ratlos an und Jake rollte mit den Augen. Dann gab er den Befehl, sich im Halbkreis um die Lichtung zu verteilen und den Vampiren einen Hinterhalt zu stellen. Diese würden sich auf Isaak stürzen und wären damit abgelenkt. Das Rudel hatte somit das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Kaum, dass alle auf Position waren, konnten sie auch schon den Gestank der Blutsauger wahrnehmen. Sie verbargen sich und warteten auf Sams Befehl. Der Wind stand günstig und würde ihren Geruch vor den Gegnern verbergen. An einen Zufall glaubte Jake jedoch nicht. Das hatte der Wächter ganz bestimmt mit eingeplant. Wenige Augenblicke später erschienen auch schon die acht Vampire und blieben am Rand der Lichtung stehen. Einer von ihnen, ein großer bulliger Kerl, deutete auf Isaak und sagte lachend: Seht mal, Fastfood. Der kommt wie gerufen.“ Der Wächter beachtete die Untoten nicht und sagte mit einem Seufzer: „Diese Wolke sieht so weich aus. So flauschig. Einfach herrlich.“ Jake wusste, dass er die Vampire reizen wollte und die Wölfe machten sich zum Angriff bereit. Da stürmte auch schon der bullige Kerl vor. Er stürzte sich auf sein vermeintliches Opfer. Im letzten Moment drehte sich der Rotblonde etwas und machte einen halben Schritt nach vorne. „Sieh sich das einer an. Die sieht aus, wie ein Oktopus.“ Irritiert griff der Vampir ins Leere und war einen Augenblick erstarrt. Dann verzog er wütend sein Gesicht und wollte dem seltsamen Kerl den Kopf abschlagen. Jener rutschte aber aus und stolperte. Die Hand flog haarscharf über seinen Kopf und Jake konnte die rotblonden Haare aufwirbeln sehen. „Ups, ist der Boden aber auch rutschig“, murrte Isaak, der sich köstlich amüsierte. Das war dann doch zu viel und vier weitere Vampire stürmten vor. Völlig außer sich, stürzten sie sich zu fünft auf den Mann. In dem Moment, in dem ihre Hände ihn erreichten, verschwand ihre Beute und alle starrten entsetzt auf die Stelle. Dann schob sich ein Gesicht zwischen ihre Köpfe und der Wächter fragte todernst: „Was seht ihr euch da an? Ich kann beim besten Willen nichts Interessantes erkennen.“ Erschrocken sprangen die Vampire zurück. Sie waren äußerst angepisst und verwirrt. Auch die letzten drei schlossen sich ihnen nun an und umzingelten ihr Opfer. Isaak ignorierte die Vampire nicht mehr und grinste sie an. „Wie wäre es denn mit einem kleinen Spielchen? Hm…“ Der Rotblonde legte den Zeigefinger spielerisch ans Kinn: „Fangen? Ja, das hört sich gut an – ihr seid dran!“ Wütend fauchten die Vampire und gingen gemeinsam zum Angriff über. Egal wie sehr sie sich auch abmühten, keiner konnte Isaak erwischen. Er wich spielend aus und führte sie vor. Teilweise prallten sie mit ihren Mitstreitern zusammen, weil ihr Opfer einfach verschwand und an anderer Stelle wiederauftauchte. Das Rudel sah diesem Schauspiel mit offenen Mäulern zu. Sie hatten längst ihren Plan vergessen. Wie der Rotblonde die Vampire verarschte, war einfach hypnotisierend. In Jakes Kopf erklang Isaaks Stimme: „Ich empfinde das Schauspiel zwar auch als erheiternd, aber worauf wartet ihr eigentlich?“ Der rostbraune Wolf schüttelte sein Haupt und gab den Befehl zum Angriff. Sie brachen durch die Büsche und stürzten sich auf die erschrockenen Vampire. Drei von ihnen konnten sie erledigen, bevor diese überhaupt wussten, wie ihnen geschah. Dann hatten ihre Feinde sich gefangen und gingen zum Gegenangriff über. Den Rotblonden ignorierten sie dabei einfach. Vor Jakes Augen wurde plötzlich alles grau und er sah Isaak tot am Boden liegen. Dann kehrte die Realität wieder zurück. Er wusste sofort, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte und schrie entsetzt: „Isaak, Achtung, das ist eine Falle!“ Der Rotblonde hörte ihn und sein Grinsen verschwand augenblicklich. Daraufhin sah er sich wachsam um und ging in Kampfhaltung. Jake konnte spüren, wie dieser seinen Geist aussandte und dann hastig zur Seite sprang. Seine Bewegungen waren auf einmal langsam, verzerrt, es fehlte ihnen an Eleganz und Geschwindigkeit. Isaak wirkte plump, als müsse er gegen etwas ankämpfen, sich gegen die erdrückende Kraft einer großen Wassermasse stemmen, oder Ähnliches. Zitternd ragte ein Dolch aus dem Erdreich, genau dort, wo Isaak zuvor noch gestanden hatte. Dieser sah erschrocken zu der Waffe und ging erneut in Kampfhaltung. Jake sah auch zu dem Dolch und die Klinge schimmerte lila. Sofort schrie er: „Der Dolch ist verzaubert.“ Isaak wurde totenbleich und fasste sich an die Brust. Dem Wegziehen der Hand folgte ein silberner Griff, von schwarzen Lederriemen umschlungen. Dazu gesellte sich eine Parierstange aus einem elfenbeinartigen Material. Zu guter Letzt erschien die langgezogene Schwertklinge. Diese war schwarz, fast wie Obsidian. In die Klinge hatte man zwei Worte eingeritzt: „Manus custodis.“ Kaum, dass Isaak die Waffe aus dem Nichts herbeigezaubert hatte, nutzte er sie auch schon, wobei er sich als Rechtshänder entpuppte. Die Schneide parierte einen zweiten Dolch, der auf ihn gezielt worden war. Ein helles Klirren war die Folge, als Metall auf Metall traf. Isaak analysierte die Flugbahn und fand drei Vampire. Diese standen immer noch im Schutz der Bäume und hatten ihre Augen auf ihn gerichtet. Ein schwarzhaariger Untoter hatte die Hände ausgestreckt und es sah so aus, als ob er ihn festhalten würde. Sofort begriff Isaak, dass er unter dem Bann einer Vampirfähigkeit stand. Die Luft um ihn herum war dicker als sie hätte sein sollen. Dies behinderte ihn und machte seine Bewegungen langsamer. Neben ihm stand ein Blondschopf, bewaffnet mit Dolchen und einem Schwert am Gürtel. Der letzte Vampir entpuppte sich als eine Brünette, welche einfach nur dastand und nicht in den Kampf eingriff. Alle drei zischten, als sie entdeckt wurden. Der Dolchträger zog zwei davon aus dem Gürtel und warf sie. Abermals parierte Isaak die Geschosse. Wütend zischte der Blonde und die Braunhaarige brüllte: „Genug gespielt, töten wir den Wächter!“ Chaos brach aus. Jake wollte Isaak helfen, musste dann aber Leah unterstützen. Das Rudel kämpfte verbissen mit den anderen fünf Vampiren. Außer Jake hatte offenbar keiner die drei zusätzlichen Gegner realisiert. Schnell informierte er seine Gefährten über die aktuelle Lage. Sie mussten hier schnell fertig werden. Wild schnappte Jake nach dem Angreifer der Wölfin und riss diesem mit seinen Zähnen den Schädel vom Rumpf. Gemeinsam stürzten sie zum nächsten Gegner. Der Wächter indes versuchte nun in die Gedanken seiner Gegner einzudringen, aber es gelang ihm nicht. Diese drei Vampire waren offenbar gegen mentale Einflüsse geschützt. „Ja, ja“, fauchte der Blonde und zog sein Schwert, um sich auf ihn zu stürzen und in einen Zweikampf zu verwickeln. Dieser hatte Mühe die Angriffe zu parieren, beziehungsweise ihnen auszuweichen. Er war zu langsam. Isaak war aber ein geübter Kämpfer der, nachdem er sich an die besonderen Umstände gewöhnt hatte, seinen Kontrahenten in die Defensive zwang. Daraufhin keifte die Anführerin: „Frank, mach ihn langsamer! Na los!“ „Ich kann nicht, bin schon auf Maximum“, stammelte dieser. Frank, wie ihn die Brünette genannt hatte, schien Isaak nur schwer unter Kontrolle halten zu können. „Verdammt“, murrte sie. „Dann verlangsame eben auch die Wölfe!“ „Ich versuche es.“ Isaak rief in die Verbindung des Rudels: „Flieht! Schnell!“ Seine Warnung kam zu spät. Just in diesem Moment wurden auch die Wölfe von der Vampirkraft erfasst und verlangsamt. Trotz ihres Erfolges, zwei weitere Vampire waren zerstört worden, gewannen die restlichen drei die Oberhand. Einer trat Leah gegen den Schädel, was diese bewusstlos zusammenbrechen ließ. Jared brach man die Hinterbeine und Quil wurde ebenfalls aus dem Kampf genommen. Dann schrie Jake: „PAUL!“ Die Panik in seiner Stimme ließ Isaak zu den Wölfen schauen. Einer der Vampire hatte die Arme um Paul geschlungen und war gerade dabei, ihm das Genick zu brechen, als er zu straucheln begann. Aus seiner Brust ragte die Klinge des Wächters. Schlagartig ließ der Vampir von Paul ab, taumelte nach hinten und griff sich an die getroffene Stelle. Die Ränder der Wunde zischten gefährlich, während sich Rauchschwaden bildeten. Der Vampir röchelte ein letztes Mal, bevor er zusammensackte und zuckend liegen blieb. Jakes Blick wanderte schlagartig zu Isaak. Ohne Waffe konnte er sich nicht mehr verteidigen und war leichte Beute. Trotz rascher Reaktion war er zu langsam: Die lila schimmernde Klingenspitze erwischte ihn am Brustbein. Das Shirt zerriss und färbte sich dabei dunkelrot. Der blonde Angreifer johlte siegessicher auf und holte zum finalen Schlag, auf den Hals gezielt, aus. Isaak verzog schmerzerfüllt das Gesicht und blutete bereits. Mit seiner Reaktion überrumpelte er den Vampir: Anstatt zurückzuweichen, ging Isaak in die Offensive. Er duckte sich unter der Klinge weg, wobei ihn diese knapp verfehlte, und stattdessen nur ein paar der rotblonden Haare erwischte. Nach erfolgreichem Ausweichmanöver packte er die Hand des Blondschopfs und riss ihm, mit einem einzigen Ruck, den halben Arm aus. Rasch entriss er den leblosen Fingern die Klinge, warf den Arm beiseite und enthauptete seinen Kontrahenten mit einem sauberen Schnitt. Die Ränder der Verletzung zischten und qualmten, wie die Wunde, die Isaaks Schwertklinge zuvor geschlagen hatte. Noch bevor der Rumpf zu Boden fallen konnte, griff Isaak blitzschnell zu und entwand dem Leichnam einen der Dolche. Dann schoss dieser bereits durch die Luft und traf den Schwarzhaarigen direkt zwischen die Augen. Die Gewalt, mit der Isaak geworfen hatte, ließ den Kopf des Vampirs gerade zu explodieren. Befreit von dem Bann des Vampirs stürmte der Wächter los. Er rettete Jake und Sam das Leben, indem er die übrigen zwei Vampire mit dem erbeuteten Schwert köpfte, als diese ihnen gerade den Rest geben wollten. Jake sah, wie sich Isaak gerade dem letzten Angreifer zuwandte, als die Brünette den Mund öffnete. Aus ihrer Kehle entwich ein ohrenbetäubendes Gebrüll und lähmte alle, auch den Wächter. Die Wölfe zuckten, warfen sich zu Boden und spürten ihre Trommelfelle platzen, aber das Geräusch wollte einfach nicht aufhören. Es schien sich in ihre Schädel fressen zu wollen, um sie von innen heraus zum Bersten zu bringen. Blut quoll ihnen aus den Ohren. Isaak sank auf die Knie, wobei er die Waffe fallen ließ. In einer verzweifelten Geste schrie er laut auf und hielt sich die Ohren zu, aber es war sinnlos: Der Druck in ihren Schädeln stieg unaufhörlich und der Wunsch zu sterben wurde mit jedem Moment größer, solange er Erlösung von diesen Qualen versprach. Die ganze Gruppe wälzte sich. Ihre Körper verkrampften sich im Todeskampf, während das Gebrüll und Gekreische sie in den Wahnsinn zu treiben drohte. Jake griff verzweifelt nach Isaaks Geist. Ihre Seelen berührten sich, doch konnte er die Verbindung nicht halten und ließ los. Geschockt riss Isaak den Kopf rum und sah zu Jake. Der Blick des Wolfes trübte sich langsam. Die bernsteinfarbenen Iriden verblassen langsam. Das war also ihr Ende. So hatte Jake sich das nicht vorgestellt. Isaak riss seine rechte Hand vom blutenden Ohr und kanalisierte all seine übrige Magie zu einem letzten Angriff. Ohne von Jake wegzusehen, gab er seine letzten Reserven frei. Eine blau glühende Flammenzunge, ungebändigte magischer Kraft, schoss aus seiner Handfläche. Augenblicklich wurde es still. Der Schmerz ebbte ab und alle versuchten auf die Beine zu kommen. Indes sackte Isaak entkräftet zusammen. Seine Augen waren noch offen und auf Jake gerichtet, aber er konnte keinen einzigen Muskel mehr bewegen. Dieser Magieausstoß hatte ihn vollständig gelähmt. Jake schüttelte den Kopf und rappelte sich auf. Da hörte er Isaaks Stimme in seinem Kopf. „Jake, bleib wachsam. Ich fürchte, da ist noch einer. Verwandle dich und sieh dich mit dem „wahren Blick“ um. Du musst ihn aufspüren und vernichten.“ Mit schmerzenden Gliedern tat er, was Isaak von ihm verlangte. Dieser schloss, aus Rücksicht vor den Gefühlen des anderen, die Augen, als Jake zum Menschen wurde. Schnell sah er sich um und zog Isaaks Geist in seinen Kopf, damit dieser ebenfalls alles sah und ihm helfen konnte, den Feind zu finden. Er erstarrte. An der Stelle, an der die schreiende Frau gestanden hatte, war eine Schneise in den Wald geschlagen. Eine sich kegelförmig ausdehnende, leere Stelle war entstanden. Alles Leben schien aus diesem Bereich gewichen zu sein. Ein Blatt aus einem nahen Baum fiel herab und überschritt die Grenze zu dem Areal. Es zerfiel sofort zu Staub und rieselte nach oben. Offenbar schienen in diesem Bereich nicht die üblichen Naturgesetze zu gelten. Der Anblick war sehr surreal. Die Luft flimmerte noch ein wenig und alles war in ein mattes lila Licht getaucht. Die Magie war dabei sich aufzulösen und wurde mit jeder verstrichenen Sekunde schwächer „Jake, such weiter“, mahnte Isaak. Erneut schüttelte der Wolfsjunge den Kopf und sah sich um. Er drehte sich langsam um die eigene Achse und erblickte eine verschwommene rote Silhouette, welche sich gerade von hinten an Embry heranschlich. Jake wurde von Wut überschwemmt. Er übertrug seine Sicht in das Rudel und brüllte: „Tötet ihn!“ Dann sprang auch er los, wurde aber von Isaak zurückgehalten. Dieser hatte die Kontrolle über seinen Körper übernommen und fokussierte weiterhin den Feind mit den Augen. „Wenn du dich verwandelst, können wir ihn nicht mehr aufspüren. Ich lasse dich nun wieder los. Bleib bitte einfach stehen. Das ist die Aufgabe der Anderen“, offenbarte der Wächter und gab ihn frei. Aufgeschreckt durch das Bild, welches Jake übertrug, riss Embry den Kopf herum und biss in die Luft. Er konnte zwar nichts sehen, aber seine Zähne trafen auf etwas. Dieses Etwas wollte sich ihm entziehen. Instinktiv spannte er die Kiefermuskeln und warf den Kopf hin und her. Es gab ein knirschendes Geräusch und der Widerstand gab nach. Als er ausspuckte, landete ein Vampirarm vor ihm im Gras. Plötzlich umschloss etwas seine Kehle und drückte ihm die Luft ab. Durch Jakes Augen sah er, dass der rote Umriss ihm mit unförmigen Beinen erwürgen wollte. Sam und Paul stürzten sich sogleich auf den Vampir und rissen diesen in Stücke. Der Wächter sagte rasch: „Sieh dich weiter um. Achte vor allem auch auf die Baumkronen, den Boden und den Himmel. Sieh genau hin.“ Jake tat, wie ihm geheißen, und sah sich ihre Umgebung genau an. „Ich sehe nichts mehr. Und diese Welt in Grau, oder Omen des Todes, wie du es nanntest, ist auch weg.“ „Gut, letzter Test. Schließ die Augen. Konzentriere dich auf deine Atmung. Lausche in dich hinein. Verspürst du das drängende Bedürfnis dich zu bewegen? Spürst du Gefahr?“, leitete der Rotblonde ihn weiter an. „Nein, ich glaube nicht“, sagte Jake leise und versuchte in sich zu horchen. „Gut, dann sollten wir sicher sein, fürs Erste jedenfalls“, sagte Isaak erleichtert, atmete aus und zog sich aus Jake Geist zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)