Der Wächter von Drachenlords ================================================================================ Kapitel 22: Willkommen in der Wolfshöhle ---------------------------------------- Jake sah dem Blutsauger hinterher. Dann sah er sich um. Sie hatten ihre Position nicht geändert und waren noch immer im Revier des Rudels. Trotz dieses Umstandes hatte er keine Ahnung, wo sie waren, oder wie sie nach Hause gelangen würden. Ohne seine Wolfskräfte hatte er vollkommen die Orientierung verloren. Isaak schmunzelte leicht, bei den Gedanken des anderen und sagte: „Keine Angst Jake, eure Kräfte werden bald zurückkehren.“ Dann zeigte er in eine Richtung und enthüllte: „Es geht da lang. Lauft ihr beiden schon mal vor, ich hole schnell die Waffen und stoße dann zu euch.“ Seine Worte waren noch nicht ganz verklungen, da war er auch schon wie eine Rakete davongedüst. Jake und Seth sahen sich an, ließen die Köpfe hängen und machten sich auf den Weg. Der Jungwolf begann belangloses Zeug zu quatschen und hielt keine Sekunde inne. Ihm gefiel es offenbar alleine mit Jake durch den Wald zu streifen. Keine zehn Minuten später lehnten beide an einem Baum und waren vollkommen außer Atem. So fühlten sich also normale Menschen, ohne die Ausdauer eines Wolfs. Zudem waren sie seit dem Kräfteentzug sehr geschwächt und wollten eigentlich nur noch schlafen. Direkt neben ihnen im Gebüsch raschelte es und beide zuckten zusammen als ein Hase erschien. Dieser sah die Menschen und machte sich schleunigst aus dem Staub. Die Wölfe sahen dem Kleinen wehleidig hinterher. Sie hatten keinerlei Interesse dem Geschöpf nachzujagen und das war ihnen sehr fremd. Normalerweise hätten sie sich verwandelt und den Hasen gemeinsam verfolgt. Sie hätten ihn aber nicht erlegt. Die Jagd, das war der Reiz und ihr Instinkt. Töten, um zu fressen, eher selten. Immerhin gab es Kühlschränke und Emily, die immer etwas zu mampfen für die Bande vorrätig hatte. Was Jake allerdings mehr zu schaffen machte, war die Tatsache, dass er den Hasen weder riechen noch weiter als ein paar Meter hören konnte. Er knurrte ungehalten und kam sich sogleich dämlich vor. Welcher normale Mensch knurrte schon andauernd? Dann stieß er sich von dem Baum ab und bestimmte: „Genug pausiert, weiter geht’s.“ Seth sah ihn kurz an und beide setzten sich wieder in Bewegung. Etwa vier Minuten später war auch schon Isaak wieder bei ihnen. Durch ihre Verbindung wusste Jake immer wo dieser war und war somit auch nicht von seinem plötzlichen Auftauchen überrascht. Seth allerdings machte einen Satz und wäre fast mit einem Baum kollidiert, als der Wächter zwischen ihnen auftauchte. Schmunzelnd sah dieser zu dem Jungwolf und scherzte: „So schreckhaft, die Jugend.“ „Alter, häng dir ein Glöckchen um oder so. Ich hatte fast einen Herzinfarkt“, maulte Seth, lächelte aber dabei. Nachdenklich sah sich Isaak um und sagte: „Wir laufen in die falsche Richtung. Bei eurem aktuellen Tempo dauert das noch bis heute Abend, bis wir bei den anderen sind.“ Er dachte kurz nach und Jake folgte seinen Überlegungen. Dann knurrte der Beta ungehalten: „Nein, auf keinen Fall.“ Isaak sah ihn an und schnaubte belustigt: „Männer.“ Dann verdrehte er die Augen und sah zu Seth. „Was dagegen, wenn ich dich Huckepack mitnehme?“ „Was meinst du damit?“, fragte der Jüngste. „So, wie Edward mit Bella unterwegs ist“, veranschaulichte der Wächter. „Alter, das wollte ich schon immer mal ausprobieren“, sagte Seth begeistert und errötete, als er Jakes entsetzten Gesichtsausdruck sah. Bevor es zu einem Streit kommen konnte meinte der Rotblonde: „Gut, dann spring auf.“ Ungläubig sah Jacob dabei zu, wie der Wächter in die Hocke ging und Seth auf seinen Rücken sprang. Isaak verschränkte die Hände unter Seths Hintern und stabilisierte ihn damit. „Wo hast du eigentlich die Waffen gelassen?“, fragte Jake, dem gerade auffiel, dass er sie nirgends sehen konnte. „Die sind nun ein Teil von mir. So sind sie sicher und ich habe die Hände frei“, gab Isaak zurück. Dann gestand er: „Das kostet mich zwar eine Stunde, aber so ist es das Beste. Diese Klingen könnten mich töten, da lasse ich die nicht einfach irgendwo rumliegen.“ „Ok. Wie lange wirst du brauchen bis du Seth abgesetzt und wieder bei mir bist?“, lenkte er vom Thema ab. Seine Gedanken hatten komische Züge angenommen, drehten sich darum, wie Isaak die Waffen in seinen Körper schob und er errötete leicht bei dieser Vorstellung. Das kam ihm seltsam unanständig vor. „Eifersüchtig?“, forderte der Wächter ihn heraus. Er hatte natürlich mitbekommen was der andere sich ausmalte. „Geh sterben“, schnaubte Jake erbost. „Bin in etwa einer Stunde wieder da, verlauf dich nicht“, scherzte Isaak und düste davon. „Du Arsch“, brüllte er hinterher und fragte sich dann, warum er das überhaupt tat. Er konnte doch auch einfach mental mit ihm sprechen. Jake verdrehte die Augen und sah ihnen nach. Seth amüsierte sich köstlich und johlte bei der Geschwindigkeit. Dann waren beide verschwunden. Also gab auch der Beta Gas. Er hatte nicht vor sich dieser Schmach auszusetzen. Immerhin war er keine Frau wie Bella. Bei ihr war das ja noch in Ordnung, aber nicht bei ihm. Isaaks Rückkehr verzögerte sich um eine halbe Stunde, da er auf dem Rückweg den Rest des Rudels einsammeln musste. Diese irrten orientierungslos nur wenige Kilometer von Sams Bude herum und wussten nicht, wie sie sich ohne ihre Verbindung verständigen sollten. Jake bekam mit, wie Isaak in Sams Kopf eindrang ihm alles erzählte und ihn fragte, ob er sein Gehör wiederherstellen sollte. Auch, wenn der Alpha Jakes Meinung teilte, dass Leahs Genesung wichtiger war, musste er einsehen, dass das so nicht funktionierte. Sie mussten sich irgendwie verständigen können und keiner von ihnen beherrschte die Zeichensprache. Der Wächter heilte daraufhin sein Gehör und Sam setzte mit dem Rest den Weg fort. Er musste zwar immer noch mit Mimik und Gestik den andern seine Befehle erteilen, aber er konnte ihre Stimmen hören. So war es schon mal wesentlich einfacher die Bande zu kontrollieren. Nach ungefähr eineinhalb Stunden tauchte Isaak wieder bei Jake auf, der gerade eine Atempause machte. „Vorschlag zur Güte“, begann der Wächter und sah zu dem schweißüberströmten Wolf hinunter. „Wie, wäre es, wenn du einfach die Augen schließt während ich dich trage? Ich verspreche, dass ich dich rechtzeitig absetze, damit keiner das mitbekommt. Ich werde es auch nie wieder ansprechen, versprochen.“ Jake sah kurz auf und nickte. Er war am Ende und es würden noch Stunden vergehen, bis er aus eigener Kraft diese Strecke hinter sich bringen könnte. Von der Vorstellung, wie ein schwächliches Mädchen von dessen Freund getragen zu werden, behagte ihm gar nicht, aber in diesen sauren Apfel musste er wohl beißen. Solange Isaak sein Wort hielt, würde er sich die Peinlichkeit ersparen, dass jemand jemals davon Wind bekam. „Brav“, scherzte der Wächter und wuschelte ihm über den Kopf. Wütend schnappte Jake nach der Hand und Isaak schimpfte grinsend: „Aus.“ „Übertreib es nicht“, knurrte der Beta und dachte schon daran seine Entscheidung zu ändern. Isaak machte ein Geste. Er fuhr sich mit zwei Fingern über die Lippen, schloss ab und warf den Schlüssel weg. Dann ging er in die Hocke und wartete geduldig. Geschlagene drei Minuten dauerte es, bis Jake sich überwinden konnte auf dessen Rücken zu steigen. Am Ende gab er sich einen Ruck. Isaak sagte kein einziges Wort und dachte an andere Dinge. Er wollte ihn nicht drängen. Das war der ausschlaggebende Punkt für ihn gewesen. Jake spürte dessen Hände unter seinem Hintern und errötete verlegen. Vielleicht sollte er doch wieder absteigen? Isaak durchkreuzte seine Gedanken einfach dadurch, dass er sich erhob und losstürmte. Dessen Bewegungen waren überraschend sanft. Aus den Gedanken des Wächters wusste er, dass dieser absichtlich seine Schritte dämpfte, um es ihm angenehmer zu machen. Dennoch schloss er beschämt die Augen und fragte, um sich abzulenken: „Solltest du deine Kräfte nicht schonen? Verzögert dieses Rumgerenne nicht die Heilung der anderen?“ „Nein“, sagte Isaak mental. Bei dieser Geschwindigkeit hätte Jake seine Stimme nicht hören können, ohne dessen Wolfssinne. „Meine Sinne, Kraft und Geschwindigkeit beruhen auf physikalischen Anpassungen meines Körpers. Anders als bei euch, brauche ich keine Magie, um sie nutzen zu können.“ Jake dachte einen Moment darüber nach und ihm fiel, bei diesem Thema, etwas ein. Sogleich fragte er, diesmal ebenfalls mental: „Woher wusstest du eigentlich, dass da noch ein unsichtbarer Feind war? Ich meine er war unsichtbar und selbst du konntest ihn nicht aufspüren. Also woher wusstest du davon, dass da noch einer lauerte?“ Diesmal konnte sich der Wächter ein Schmunzeln nicht verkneifen und er erklärte: „Ich wusste es nicht zu einhundert Prozent, aber es gab Anzeichen, welche diese Vermutung nahelegten. Erstens, diese vier, wenn man den Unsichtbaren mitzählt, habe ich durch deine Augen nicht gesehen. Zudem konnte ich ihre Präsenz erst spüren, nachdem sie sich gezeigt hatten. Ich vermutete also, dass sie sich irgendwie verborgen hatten. Das wäre aber auch mit Magie möglich gewesen. Als dann aber diese Brünette schrie, erkannte ich, dass da noch einer sein musste. Ihr Schrei lähmte mich zwar, war aber nicht stark genug, mich zu töten. Zudem machte sie keine Anstalten sich zu bewegen. Wie also wollte sie mich so erledigen? Sie wusste offenbar nicht von unserer Verbindung, sonst hätten sie alle Angriffe auf dich konzentriert. Es wäre also nur eine Frage der Zeit gewesen bis sie eine Pause machen musste. Das wäre dann ihr Ende gewesen. Das alles zusammen konnte nur bedeuten, dass ein weiterer Gegner mich von hinten ausschalten sollte, während ich bewegungsunfähig bin.“ Jetzt, da er es erklärte, war es offensichtlich. Jake musste dringend einmal seine Auffassungsgabe schärfen. Nach einem Sprung über einen etwa vier Meter breiten reißenden Fluss, verrutschte seine Hand auf Isaaks nackter Brust etwas und er berührte den Schnitt. Dieser fühlte sich immer noch nicht gut an und er beugte sich vor, um sich das anzusehen. Die Wunde hatte sich ein wenig geschlossen und war verkrustet. Wütend fuhr er Isaak an: „Ich dachte du hast das geheilt?“ Überrascht antwortete dieser: „Das habe ich nie gesagt. Ich sagte, ich habe das Gift neutralisiert, nicht die komplette Wunde versorgt. Es dauert zwar etwas, aber den Rest macht mein Körper auf natürlichem Weg.“ „Aber, tut das nicht weh? Vor allem, wenn du hier so rumrennst und mich trägst?“ „Schon“, gestand Isaak und dachte kurz darüber nach, wie er es formulieren sollte. „Schmerz ist eine Frage des Willens. Es gibt Menschen, deren Willen stark genug ist, unglaublichen Schmerz zu ertragen. Da gibt es einen Stamm, bei dem sie den Jungen bei einer Zeremonie einen Handschuh mit großen Ameisen anziehen. Diese beißen den Träger und der muss den Schmerz erdulden. Es ist ein Brauch, um einen Jungen zum Mann werden zu lassen. Egal, ich vertrage jedenfalls eine Menge Schmerz und lasse mich davon nicht sonderlich beeinflussen. Wenn es zu viel wird, kann ich auch die Schmerzrezeptoren meines Köpers ausschalten. Das ist aber ein zweischneidiges Schwert.“ Nachdenklich, ohne es bewusst mitzubekommen, streichelte Jake sanft den Bereich um die Narbe herum. Isaak seufzte und sagte: „Jake, lass das bitte.“ Sofort zwang Jacob sich inne zu halten. Dann fragte er enttäuscht: „Du magst das nicht.“ „Jake, das ist nicht der Punkt. Ich sagte dir doch bereits, unsere Verbindung wird stärker. Durch unsere Gefühle und Taten.“ Erneut seufzte Isaak und gestand: „Wenn ich nicht ganz genau wüsste, wie abgeneigt und abartig du mich findest, dann würde ich das genießen. Bei den Göttern, dann würde ich darum betteln, dass du nie damit aufhörst.“ Er verstummte und wurde rot. Es war ihm peinlich, so viel Preis gegeben zu haben. Auch Jake war knallrot. Entgegen seiner Worte konnte Isaak nicht aus seiner Haut und dachte immer noch an das, was Jake wollte, oder eben nicht. Dann sah er sich misstrauisch um. Seiner Einschätzung nach war niemand in der Nähe und sie hatten auch noch ein gutes Stück vor sich. Er entspannte sich und schmiegte sich an den muskulösen Rücken vor sich. Dann ließ er seine Finger wieder sanft über die Wunde streichen. „Jake“, mahnte der Rotblonde. „Fresse halten“, knurrte Jake und legte seinen Kopf auf die breite Schulter vor sich. Diesmal wollte er dem anderen etwas zurückgeben. Er wusste sowieso nicht, was er überhaupt sagen sollte. Die Situation war ihm peinlich. Gemein und herrisch zu sein machte es ihm leichter, sich nicht ganz so pervers und abartig zu fühlen. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, gefiel auch ihm die Nähe zu Isaak. Wenn er doch nur kein Mann wäre. Der Wächter schwieg und folgte den Gedanken des anderen. Dieser vergrub nun seinen hochroten Kopf an Isaak Hals und ließ sich einfach fallen. Jake wollte nicht mehr nachdenken. Auch, wenn der Rotblonde es sich selbst verbot, diesen Augenblick der Schwäche auszunutzen konnte er einfach nicht anders, als diesen Vertrauensbeweis zu genießen. Unbewusst dachte er: „Lass dich ruhig fallen. Ich werde dich auffangen. Immer.“ Das hörte Jacob natürlich und schnaubte gegen die weiche und warme Haut vor sich. Dann dachte er darüber nach, den anderen als Strafe in den Hals zu beißen, aber er konnte sich nicht überwinden. Isaak könnte das falsch verstehen und er wollte ihm keine Hoffnungen machen. Jake war so müde. Er fühlte sich so geborgen und sicher. Er bekam gar nicht mit, wie er langsam einschlief. Isaak hingegen bemerkte das und schmunzelte. „Du bist echt süß Wölfchen“, flüsterte er, wohl wissend, dass dieser es nicht mitbekommen würde. Nach einer Weile drängte sich jemand in seinen Verstand und sagte er solle aufwachen. Jake drehte sich, bildlich gesprochen, mental um und schlief einfach weiter. Plötzlich zwickte ihn etwas am Hintern und er riss die Augen auf. „Was? Was?“, brabbelte er und sah sich suchend um. Dann begriff er Isaak hatte ihm in den Hintern gezwickt. Sofort begann er zu toben: „Alter, Flossen weg. Ich bin nicht schwul.“ „Ich weiß, aber wir sind fast da und ich vermute stark, du willst lieber absteigen, oder?“, sagte der Wächter und blieb stehen. Erbost gab er dem anderen einen Klaps gegen den Kopf, als Rache für diesen dreisten Überfall. Er setzte aber bewusst nur wenig Kraft ein. Immerhin wollte er sich nicht die Hand brechen. Schuldbewusst ruckte Isaak auch brav mit dem Kopf. Dann lockerte der Wächter seine Hände und Jake rutschte ihm vom Rücken. Anschließend streckte sich der Beta erstmal ausgiebig. Das kleine Nickerchen hatte er nötig gehabt. Durch die Bäume konnte Jacob Sams Bude sehen und er ging darauf zu. Nach einigen Schritten bemerkte er, dass Isaak nicht folgte. Er drehte sich und sah den anderen an. „Was ist los?“ „Das ist euer Rückzugsort. Ich habe da nichts zu suchen. Ich melde mich bei dir, sobald ich bereit bin Leah zu heilen“, sagte Isaak ernst. Irritiert, weil der Beta nicht so ganz verstand, was los war, fragte er: „Und, wo willst du hin?“ Der Rotblonde zuckte mit den Schultern und offenbarte: „Ach, ich suche mir einen gemütlichen Baum oder eine Höhle. Ich bin es gewohnt im Freien zu sein. Also dann, bis später.“ Er grinste ihn kurz an und wandte sich ab. Mit einem Satz war Jake an seiner Seite, ergriff seinen Arm und hielt ihn davon ab zu verschwinden. „Du kommst mit“, bestimmte er ernst. „Jake, die anderen werden mich nicht tolerieren. Das ist Sams Haus. Das Haus des Rudels.“ Ohne darauf einzugehen, schnappte der Wolfsjunge sich die Hand des Wächters, und zog diesen einfach mit sich auf ihren Unterschlupf zu. Der Rotblonde seufzte ergeben und ließ ihn machen. Dabei hörte er Jakes Gedanken. Sam war auf Emily geprägt. Sie durfte auch da sein. Er und Isaak waren ebenfalls verbunden. Gleiches Recht für alle. Die anderen sollten ja den Ball flach halten, sonst würde er ihnen das Fell abziehen. Als sie den Schutz der Bäume verließen, gab Jake Isaaks Hand frei. Er wusste, dass dieser nicht einfach verschwinden würde und er wusste auch, dass er seine Gedanken gelesen hatte. Demnach brauchte er nichts weiter zu sagen oder erklären. Vor der Haustür lehnte Seth an der Wand und sprang auf, als er die beiden um die Ecke kommen sah. „Man ey, ihr habt aber lange gebraucht. Die anderen sind schon längst da. Was habt ihr denn getrieben?“, fragte er und wackelte anzüglich mit den Augen. Jake knurrte nach Wolfsmanier und Isaak erklärte: „Das ist meine Schuld. Auf dem Weg zu Jake habe ich einen Abstecher gemacht und das Rudel eingesammelt. Das hat einiges an Zeit gekostet. Zudem bestand Jake darauf zu laufen, verstehst du.“ „Ach, so“, sagte Seth und klang enttäuscht. Er hat sich was Spannenderes ausgemalt. „Jetzt verstehe ich auch, warum Sam wieder hören kann. Habe ich gar nicht so wirklich beachtet bisher. Mann, Jake du hättest ruhig mal sagen können, dass ich dich ausgebremst habe. Du hast ja die Ausdauer von einem Ochsen und, dass selbst ohne Wolfkräfte.“ Der Beta ging nicht darauf ein und versuchte den Kleineren zur Seite zu schieben. Mental sagte er jedoch: „Danke für die kleine Notlüge.“ „Ich halte stets mein Wort“, erwiderte Isaak ebenfalls mental. Seth schien aber gerade erst heiß zu laufen und begann von seinem Ritt auf Isaaks Rücken zu schwärmen. Er verglich dieses Erlebnis mit einer Achterbahnfahrt und sagte auch, dass der Wächter für ihn ein paar atemraubende Sprünge und sowas gemacht hatte. Jake hörte nur nebenbei zu wurde aber stutzig und fragte mental: „Hast du das echt gemacht?“ „Ja, er hat mich darum gebeten und ich sah keinen Grund ihm diesen Wunsch abzuschlagen. Wieso hätte ich das besser nicht tun sollen?“ Innerlich grinste Jake und sagte: „Tja, jetzt hast du einen Groupie. Viel Spaß. Seth kann sehr hartnäckig sein. So schnell wirst du ihn jetzt nicht mehr los.“ „Ach, damit komme ich schon klar“, meinte Isaak tapfer. Der Jungwolf plapperte immer noch: „… du hast da echt was verpasst. Ich würde so gern mal…“ „Seth. Hey Seth, gut jetzt. Lass uns doch erstmal reingehen ok?“, kämpfte der Beta gegen den Redeschwall des anderen an. „Ok, bin ja schon ruhig. Essen steht auf dem Tisch und Sam will dich sehen“, unterbrach sich der Jüngling und gab endlich die Tür frei. Bevor Jake diese allerdings öffnen konnte, ging sie von selbst auf, und Emily stellte sich ihm mit verschränkten Armen in den Weg. Erst begutachtete sie den Wolfsjungen, dann ließ sie ihren Blick zu Isaak wandern. Dieser sah ihr einen Moment in die Augen und glotzte dann auf ihr vernarbtes Gesicht. Emilys Blick wurde zornig und sie versuchte den Eindringling niederzustarren. „Oh, da hat Sam aber ganze Arbeit geleistet“, brabbelte der Wächter, der offenbar das Missfallen der Frau gar nicht wahrnahm. „Isaak, lass das. Sam mag das nicht“, sagte Jake mental. Dieser hörte ihm gar nicht zu. Nachdenklich musterte er genauestens jede einzelne Erhebung. Durch ihren Unmut angelockt, erschien der Alpha hinter ihr und baute sich zu voller Größe auf. Er sah was los war und begann dunkel zu knurren. Dann sagte Isaak, wobei er weiterhin die Narben fixierte: „Sam, du hast mir doch einen Gefallen erwiesen. Soll ich im Gegenzug Emily mit auf die Liste setzen?“ Irritiert frage Sam: „Was für eine Liste?“ Die blauen Augen des Wächters wanderten zum Leitwolf und er sagte: „Die Liste derer, die ich heilen werde.“ In seiner Stimme klang ein tadelnder Unterton mit, als ob, dass klar gewesen wäre. Emily und Sam ging der Mund auf und nun starrten sie Isaak ungläubig an. Schnell schüttelte der Alpha den Kopf und fragte: „Das kannst du tun? Würdest du das tun?“ Anstelle einer Antwort trat Isaak vor und stellte sich von Emily. Dann hob er eine Hand und fragte: „Darf ich?“ Die Frau war so verwirrt, dass sie einfach ja sagte. Schon hatte sie zwei Hände im Gesicht, welche die Narben fachmännisch abtasteten. Zusätzlich begann er zu fragen: „Hast du noch immer Schmerzen?“ „Nein.“ „Kannst du das spüren?“ „Ich weiß nicht. Es ist etwas undeutlich.“ „Ich verstehe“, brabbelte er vor sich hin und ließ die Hände sinken. Einen Augenblick dachte er nach, dann hob er den Blick und sah Sam an. „Ja und ja. Wir müssen uns aber zuvor über die Bedingungen unterhalten. Offenbar liegen Nervenschädigungen vor. Zudem ist das eine dauerhafte Verletzung. Das wird sehr schmerzhaft werden. Da du aber auf Emily geprägt bist, kann ich den Schmerz auch auf dich übertragen. Emily würde dann nur ein leichtes Kribbeln verspüren.“ Er trat einen Schritt zurück und fügte mit einem Schulterzucken hinzu: „Da die Narben aber schon älter sind und keine direkte Beeinträchtigung darstellen, würde ich persönlich erst die anderen heilen, aber du bist der Alpha, du entscheidest. Wenn du willst, kann ich das sofort erledigen.“ „Mach es. Ich ertrage jeden Schmerz. Nur bitte, mach meinen Fehler ungeschehen“, sagte Sam, ohne nachzudenken. Da mischte sich die Frau ein und sagte: „Sam nein. Darüber reden wir zuerst. Mich stören die Narben schon lange nicht mehr. Zuerst sind die anderen dran. Denk an dein Rudel, Mr. Leitwolf.“ Wie geschlagen zuckte er zusammen und sagte kleinlaut. „Ja, Ma´am.“ Isaaks Mundwinkel zuckten belustigt, verkniff sich aber ein Kommentar. Er wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. „So und nun zu euch“, begann Emily, welche versuchte, ihre Autorität als Hausherrin zurückzuerlangen. „Isaak ist hier, weil wir verbunden sind. Ähnlich wie ihr beide. Wenn du ihn hier nicht duldest dann gehe ich auch“, warf Jake ein und stürzte sich kopfüber in die Schlacht. „Er ist kein Mitglied des Rudels“, begann Emily und führte den ersten Schlag aus. „Du auch nicht“, gab der Beta zurück. „Das ist immer noch mein Haus.“ „Das ist Sams Haus und der Rückzugsort des Rudels.“ „Ich dulde keine Fremden im Haus.“ „Bei Bella hast du auch eine Ausnahme gemacht.“ „Bella ist deine beste Freundin und sie wusste vom Rudel. Das ist etwas anders.“ „Isaak ist mein Freund und er weiß auch vom Rudel.“ Sie starrten einander an und versuchten nicht zu blinzeln. Dann spielte die Frau ihre Trumpfkarte aus und rief: „SAM.“ Der Alpha schluckte und sagte kleinlaut: „Schatz, Isaak hat uns heute das Leben gerettet und er heilt unsere Verletzungen, wie auch deine Narben. Ich sage er kann bleiben.“ Sie fuhr herum und drückte ihm einen Finger in die Brust. „Über meine Narben reden wir noch“, mahnte sie ihren Gemahl. Dann warf sie die Hände in die Luft und sagte: „Gut er darf bleiben, aber behaltet eure Finger bei euch oder ihr beide fliegt raus.“ Dann stampfte sie wütend davon. „Schatz warte ich, lass mich erklären…“, begann Sam und trottelte ihr ergeben nach, um sie zu beruhigen. Er konnte es nicht ausstehen, wenn sie wütend auf ihn war. Jake grinste und sagte: „Sieg.“ „Ich möchte keine Probleme bereiten. Ich sollte gehen“, meinte Isaak, der so etwas schon geahnt hatte. „Du bleibst. Emily kriegt sich schon wieder ein. Du bist jetzt einer von uns“, sage Seth und versuchte den Wächter zur Tür rein zu schieben, erfolglos. Er schaffte es nicht einmal, ihn auch nur einen Millimeter zu bewegen. Isaak sah Jake in die Augen und dieser nickte. Er ließ die Schultern sinken und ergab sich seinem Schicksal. Dann folgte er dem Beta in das Haus. Bei seinem ersten Schritt fiel Seth zu Boden, weil dieser mit aller Gewalt versucht hatte, ihn zu schieben. Der fehlende Widerstand gab ihm schlussendlich den Rest. Schnell rappelte sich der Jüngling auf und hastete den anderen hinterher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)