Der Wächter von Drachenlords ================================================================================ Kapitel 31: Der Broker ---------------------- Der Kahlkopf ging an einigen Aufzügen vorbei und führte sie um die Ecke. Dort war ein weiterer Aufzug. Dieser hatte eine vergoldete Einfassung und auch die Türen waren vergoldet. Mit einer Karte, die er aus seiner Weste zog, öffnete er die Tür. Er verbeugte sich tief und flötete: „Nach Ihnen, Sir.“ „Danke“, erwiderte Isaak gelassen und sie alle stiegen in den prunkvollen Kasten ein. Nachdem alle im Aufzug waren, zog der Mann seinen Ausweis durch einen Schlitz und drückte auf den obersten Knopf. Die Türen schlossen sich. „Das ist der Hochgeschwindigkeitsaufzug für VIPs“, erklärte er trocken und blieb mit dem Rücken zu ihnen stehen. Edward las dessen Gedanken, konnte aber nicht herausfinden, was der Mann mit ihnen vorhatte. So leise, dass er ihn nicht hören konnte, zischte er: „Das gefällt mir nicht.“ „Bleib ruhig“, sagte Isaak ebenso leise. „Er sagte doch, er bringt uns zu John. Außerdem, was soll er denn tun? Wir haben einen Vampir, einen Gestaltwandler und mich. Er ist allein.“ Zu dem Kahlkopf sagte er laut: „Wie war nochmal Ihr Name?“ „Sagen Sie einfach Charles zu mir, Sir. Ich stehe schon lange in Mr. Turners Diensten. Es ist mir eine besondere Ehre Sie kennen zu lernen, Mr. Wächter. Mr. Turner wartet schon lange auf Ihre Rückkehr“, flötete Charles ergeben mit der Stimme eines treuen Butlers, drehte sich aber nicht um. Dann setzte sich der Aufzug in Bewegung. Charles hatte nicht gelogen. Alle spürten die enorme Beschleunigung und sahen wie die Stockwerksanzeige auf dem Digitaldisplay rasant anstieg. Bella und Jake fragten sich, ob sie bis in die Wolken schießen würden, da wurde der Aufzug langsamer und die Anzeige blieb bei 56 stehen. Die ganze Fahrt hatte weniger als eine halbe Minute gedauert. Die Türen öffneten sich und Charles stieg aus. Neben den Aufzugtüren blieb er stehen und verbeugte sich tief. „Sir.“ Langsam stiegen die Gäste aus und sahen sich staunend um. Sie standen in einem prunkvollen Korridor. Gold und Ebenholz verzierte die Wände. Rechts und links gingen einige Türen ab und am anderen Ende befand sich, neben einer großen Doppeltür, ein großer Mahagonischreibtisch. Davor stand eine fahrig wirkende Dame mit strengem Gesicht. Sie beäugte die Gruppe und ihre Augen fixierten den Rotblonden. „Mr. Wächter, ich freue mich Sie kennen zu lernen“, sagte sie und verbeugte sich tief. „Mein Name ist Dolores Stork, zu Ihren Diensten, Sir.“ Sie sah auf und ging auf die breite Doppeltür zu. „Wenn Sie mir bitte folgen würden, Sir.“ Sich rechts und links die Gemälde an den Wänden anschauend, folgte die Gruppe der Dame und sie betraten ein gigantisches Büro. Direkt vor ihnen stand ein noch größerer Schreibtisch, vor einer Fensterwand aus raumhohem Glas. Sie konnten von hier aus die Freiheitsstatue sehen. Staunend gingen Bella und Jake auf die Glasscheiben zu und machten große Augen bei der Aussicht. Edward blieb bei ihnen und schirmte seine Verlobte ab, für den Fall eines Kampfes. Die Sonne war schon am Untergehen und sie hatten eine wunderbare Aussicht auf den Übergang des Hudson River in die Upper Bay. Zudem bestaunten sie die Gebäude in ihrer Nähe. Dolores indes führte Isaak zu dem Schreibtisch und deutete auf den Monitor. „Mr. Turner hat ihren Finanzplan immer aktuell gehalten, falls Sie überraschend zu Besuch kämen. Sehen Sie sich alles in Ruhe an, Mr. Wächter, Sir.“ Sie schaltete den Monitor an und gab das Passwort ein. Dann verbeugte sie sich und flötete: „Charles wird Ihnen gleich ein paar Kleinigkeiten und Getränke servieren. Ich bin an meinem Platz, Sir. Scheuen Sie sich nicht mich zu informieren, wenn Sie noch etwas benötigen. Mr. Turner wird bald hier sein.“ „Danke“, sagte Isaak abgelenkt und ließ sich auf dem edlen Lederstuhl nieder. Er hatte eine Liste mit Zahlen vor sich und diese vereinnahmten ihn vollkommen. Nach nur wenigen Minuten klopfte es an der Tür und Isaak knurrte: „Ja.“ Die Tür wurde geöffnet und Charles kam mit einem Servierwagen herein. „Eine kleine Stärkung für Sie und ihre Freunde, Sir.“ Ganz der Butler stellte er den Wagen ab und zog die silbernen Abdeckungen weg. „Bedienen Sie sich nach Herzenslust. Sollten Sie noch etwas Wünschen, sagen Sie einfach Dolores Bescheid. Die Küche steht Ihnen und ihren Freunden in vollem Umfang zur Verfügung.“ „Ja, danke, Sie dürfen gehen“, murmelte Isaak und ließ keinen einzigen Augenblick von den Zahlen ab. Charles verbeugte sich und ging mit raschen Schritten aus dem Raum. Irritiert sahen die drei anderen zu dem Wächter. Dann zuckten Bella und Jake mit den Schultern und gingen zu dem Servierwagen. Dort runzelten beide die Stirn. Sie wussten nicht so recht, was das für Häppchen sein sollten. Sie wirkten jedenfalls teuer und waren aufwändig verziert. Edward trat hinter sie und staunte nicht schlecht. „Das ist echter russischer Kaviar, von Albino-Stören“, stellte der Vampir fest und deutete auf eine kleine Schale mit den schneeweißen Fischeiern. „Und das sind kulinarische Feinheiten aus aller Welt.“ Er beugte sich etwas herunter und offenbarte: „Das ist echtes, essbares Blattgold.“ Der Vampir sah zu Isaak und sagte: „Wir sollten das besser nicht essen. Ich habe nicht genug Geld bei mir, um das zu bezahlen.“ „Charles sagte, bedient euch nach Herzenslust, also ist es gratis“, meinte der Wächter und sah kurz auf. Dann wandte er sich wieder den Zahlen zu. Jake zuckte mit den Schultern und nahm sich ein Häppchen. Angewidert verzog er den Mund und spuckte das Etwas wieder aus. „Alter, das ist ja widerlich.“ „Das“, Edward deutete auf die Masse in seiner Hand „ist eine Delikatesse der Reichen. Allein dieses Stück kostet locker 300 Dollar.“ Mit großen Augen sah Jake auf das verschmähte Essen und knurrte: „Ist trotzdem widerlich.“ „Ist nicht jedermanns Geschmack, das stimmt“, sagte eine Stimme von der Tür her. Alle fuhren herum. Ein attraktiver Mann, Mitte der Dreißiger, betrat das Büro und betrachtete die Gruppe. Er hatte brünette stylische Haare, ein leicht kantiges Gesicht mit kleiner Nase und braunen Augen. Ein sehr teuer aussehender, maßgeschneiderter Anzug komplettierte das Bild eines Superreichen. Dazu lag ein nachsichtiges Lächeln auf seinen Lippen. Dann fand er seinen Auftraggeber hinter dem Schreibtisch und riss die Hände in die Höhe. „Isaak Wächter, alter Haudegen. Was macht die Kunst?“ „Hi, John“, erwiderte der Rotblonde und sah mit einem strahlenden Lächeln auf. „Alles beim Alten, würde ich sagen.“ Jake legte unauffällig den Happen auf den Servierwagen und sah ungläubig zu, wie die beiden schäkerten. „Na, alles zu deiner Zufriedenheit?“, fragte John und ging auf den anderen zu. „Nein“, sagte Isaak. Dann deutete er auf den Bildschirm und sagte: „Die Zahlen stimmen nicht.“ Verlegen, ohne hinzusehen, lehnte der Brünette sich an den Schreibtisch und kratzte sich am Kopf. Er sah gar nicht auf den Bildschirm und gestand: „Sorry, Mann. Ich habe einmal den richtigen Zeitpunkt verpasst.“ Jake, dem das Verhalten der beiden nicht gefiel, ging zu Isaak und stellte sich demonstrativ hinter ihm auf. Er warf einen Blick auf die Tabelle und fragte: „Ich dachte du machst dir nichts aus Geld?“ Der Wächter sah auf und ihre Augen trafen sich. „Aus Geld mache ich mir auch nichts. Aber ich kann es nicht leiden, wenn meine Prognosen nicht stimmen.“ „Das kann ich verstehen“, sagte John ernst und fügte hinzu: „Ich habe den Verlust mit den Dividenden ausgleichen können. Alle anderen Zahlen sollten stimmen.“ „Ja, alles andere stimmt“, bestätigte der Rotblonde und sah wieder auf. Der Blick des Brokers fiel auf Jake und er runzelte die Stirn. „Und Sie sind?“ „Freunde“, sagte Isaak schnell und deutete auch auf Bella und Edward. Anschließend stellte er sie der Reihe nach vor. „Oh, Verzeihung. Ich bin John Turner, Geschäftsführer von Turner Industries“, sagte der Brünette und stellte sich ebenfalls offiziell vor. „John, ich glaube unsere Gaumen sind solche Speisen nicht gewöhnt. Hast du vielleicht etwas Einfacheres für uns?“, fragte Isaak nach, der mitbekam, dass Bella sich nicht traute, etwas vom Servierwagen zu nehmen. „Selbstverständlich“, meinte der Anzugträger und lächelte Isaak strahlend an. „Alles was du und deine Begleiter wollen.“ Der Wächter flirtete ebenso zurück und sagte: „Wie wäre es mit einem schönen Steak? Für Jake und mich medium bitte. Gut durch für Bella und für Edward nur ein Glas Rotwein. Er macht eine Spezialdiät, du verstehst?“ John griff nach dem Rufknopf und gab die Bestellung an seine Sekretärin weiter. Jake indes knurrte mental: „Vielleicht solltest du mal von seinem Stuhl aufstehen?“ „Oh“, sagte Isaak und sprang auf. „Stimmt ja, das ist ja dein Stuhl.“ Irritiert sah John ihn an. Dann lachte er schallend und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Ein Scherzbold wie eh und je.“ Er sah auf und sein Lachen blieb ihm im Halse stecken, als er die Mienen der anderen sah. Sofort richtete er die Augen auf den Wächter und sagte: „Isaak, das ist dein Stuhl.“ Er drückte sich vom Schreibtisch ab und machte eine Geste, die den Raum umschloss. „Das ist dein Büro. Ach, was sage ich, der ganze Turm gehört dir. Mitsamt allen Angestellten.“ Verständnislos sah ihn der Rotblonde an und John schüttelte den Kopf. Dann begann er zu erklären: „Als wir uns kennenlernten dachte ich, was für ein Spinner. Aber hey, du hast mir ein paar Aktien in die Hand gedrückt und ich war froh meinen ersten Kunden zu haben. Deine Anweisungen waren so spezifisch und ergaben keinen Sinn, aber der Kunde ist König. Ich habe deine Aktien genommen und habe mich exakt an deine Vorgaben gehalten. Nach nur einem Monat wusste ich, dass deine Befehle kein Stuss waren. Dein Geld sprudelte nur so über, wie eine übervolle Ölquelle. Nach drei Monaten hatte ich plötzlich Besuch von der Börsenaufsicht. Du musst dir das mal vorstellen. In meinem Viertel standen plötzlich eine ganze Fuhre Staatsanwälte und gefühlt 100 Polizisten. Mein Gott, sogar das FBI war da. Sie durchsuchten alles und drehten jedes Blatt um. Sie konnten aber nichts Illegales finden. Wie gesagt, dadurch habe ich leider diese eine Transaktion verpasst, aber ich konnte den Verlust ausgleichen. Egal. Nach dieser Aktion habe ich einen Anwalt angeheuert und bin umgezogen. Dein Kontostand jedoch ist derart in die Höhe geschnellt, dass ich gezwungen war zu expandieren. Du hast bestimmt, dass nirgends dein Name auftauchen soll, also habe ich meinen Namen benutzt und Turner Industries gegründet. Außer Dolores, Charles und mir, weiß nur noch dein persönlicher Anwalt von dir. Ich hoffe, das war in deinem Interesse?“ Isaak nickte. „Gut. Dein Vermögen zu verwalten ist mittlerweile ein Fulltimejob für über 200 Mitarbeiter. Das ist allein nur der Aktiensektor. Auf diesem Gebäude steht zwar mein Name, aber du bist der stille Eigentümer. Ich bin lediglich dein Angestellter.“ John grinste fies und offenbarte: „Ein lukrativ gut bezahlter Angestellter, will ich meinen. Egal. Dir gehören Turner Industries und all seiner Tochtergesellschaften. Deine Finanzen und Wünsche haben eine eigene Immobilienabteilung, mit Gebäuden auf der ganzen Welt, benötigt. So gut wie alle Eliteanwälte in den USA stehen auf deiner Gehaltsliste und eine eigene Abteilung ist den ganzen Tag damit beschäftigt, dass niemand herausfindet, wer hinter allem steckt. Unter der Hand nennen wir sie Projekt Ikarus.“ Isaak war aufgewühlt, zeigte sich aber nach außen gelassen. Mental sagte er: „Das habe ich nicht erwartet. Es war doch nur ein lustiger Zeitvertreib. So langsam verstehe ich, warum mein Index so hoch war. Das ist ja schrecklich. Ich muss das beenden.“ „John“, sagte der Wächter laut und bestimmt, bevor Jake die Gelegenheit hatte etwas zu erwidern. Dieser und auch die anderen beiden starrten mit offenen Mündern den Wächter an. „Du hast gute Arbeit geleistet. So kann es aber nicht weitergehen. Du musst alles auflösen.“ „Auflösen? Bist du irre?“, fragte der Brünette entsetzt und machte große Augen. Schnell räusperte er sich und offenbarte, bemüht professionell zu klingen: „Es ist natürlich deine Entscheidung, aber ich als dein Geschäftsführer muss dir dringend davon abraten. Wenn ich all deinen Besitz auflöse wird die Welt ins Chaos gestürzt und das meine ich ernst. Du unterhältst Aktien bei allen großen Firmen. Hast deine Finger in sämtlichen Rohstoffabbaugebieten, sowie im Technologie- und Agrarsektor. Nimmt man alles Vermögen der ganzen Strohfirmen, der Gebäude und deine Aktien zusammen, bist du der reichste Mann der Welt und niemand weiß von deiner Existenz. Du könntest mit dieser Entscheidung über Nacht den globalen Finanzsektor zu Fall bringen. Ich weiß zwar nicht was du damit bezweckst, aber bitte denk nochmal darüber nach. Allein Turner Industries hat mehr als 10.000 Angestellte weltweit. Von den anderen Firmen ganz zu schweigen. Ich habe schon vor zwei Jahren völlig die Übersicht verloren was dir alles gehört, dafür ist Verwaltungsabteilung zuständig.“ Er fächerte sich Luft zu und atmete schwer. Isaak seufzte und gab sich geschlagen. Mit dieser Entscheidung könnte er einen Weltkrieg auslösen und somit selbst zu einer globalen Bedrohung werden. „Ok, du hast gewonnen John. Vergiss was ich gesagt habe. Wir müssen uns dennoch darüber unterhalten, wie das Ganze weitergehen soll.“ Er schüttelte den Kopf und schob dieses Problem erst mal hinten an. Dann fiel ihm etwas anderes ein und er fragte: „Wie sieht es eigentlich mit den Artefakten aus?“ „Du meinst deine Wunschliste? Wie gesagt, am Anfang dachte ich, du wärst nur so ein verrückter Spinner, aber ich arbeite schon seit langem ausschließlich daran deine Liste abzuarbeiten. Deinen Vorgaben entsprechend habe ich 10% der Gewinne dafür benutzt. Ich konnte einiges erwerben. Alles befindet sich in einem Hochsicherheitstresor, den ich extra für die Aufbewahrung deiner Schätze bauen ließ.“ John straffte sich und lächelte schwach: „Allerdings sind manche der Artefakte nicht so leicht zu bekommen. Zum Beispiel die Mona Lisa. Bill Gates war der ehemalige Eigentümer. Ich musste erheblichen Druck machen und habe sehr viele Aktien von Microsoft kaufen müssen, um ihn zu überzeugen. Du bist zwar jetzt der Eigentümer der Mona Lisa, aber der Louvre will sie nicht rausrücken und besteht auf den Verleihvertrag. Zudem ist sie Weltkulturerbe, was auch die Behörden aufhorchen lässt. Die Rechtsabteilung arbeitet noch daran, aber ich glaube, das Einfachste wäre, gleich das ganze Museum zu kaufen. Verhandlungen mit der französischen Regierung laufen bereits.“ Isaak machte große Augen und sagte kleinlaut: „Der Besitz reicht. Brich die Verhandlungen ab.“ „Aye aye, Boss. Dann kann sich die Abteilung mit dem nächsten Fall beschäftigen“, grinste John glücklich, dass er alles richtig gemacht hatte. „Gut“, brabbelte der Wächter und fragte sich, wie er aus dieser Nummer wieder rauskommen sollte. „Chef, es gibt noch ein paar Unterlagen, die schon seit Jahren darauf warten, von dir unterzeichnet zu werden“, sagte John und ging um den Schreibtisch herum. Der entsetzte Gesichtsausdruck des Rotblonden fiel ihm auf und er sagte schnell: „Keine Sorge, sind nicht allzu viele. Mit deiner Vollmacht konnte ich das Meiste selbst erledigen. Es gibt aber Dinge, bei denen deine Vollmacht nicht ausreicht.“ Mit diesem Worten zog er eine Schublade am Schreibtisch auf und legte Isaak einen Stoß Dokumente vor die Nase. „Die Stellen mit den Unterschriften sind markiert.“ Er deutete auf die farblichen Fähnchen an der Seite. „Ok, bringen wir es hinter uns. Hast du einen Stift für mich?“, fragte der Wächter resignierend. Er nahm den goldenen Kugelschreiber zur Hand, der ihm gereicht wurden und setzte bereits an, als Jake seine Hand aufhielt. Überrascht sah Isaak auf, dann zuckte er zusammen und sagte: „Oh, entschuldige bitte.“ Er legte den Stift weg und sah John an. „Jake übernimmt all meine finanziellen Angelegenheiten und führt die Verhandlungen. Du wirst ihm in Zukunft Bericht erstatten. Ich möchte lediglich den Aktienbericht einsehen, der Rest ist mir egal. Ich mache mir nichts aus Geld.“ „Als reichster Mann der Welt kannst du dir auch so was erlauben. Wie du willst. Wie war nochmal Ihr vollständiger Name?“, fragte John und sah zu dem geschockten Beta auf. „Jacob Ephraim Black“, sagte der Gestaltwandler tonlos und fragte sich was gerade abging. Er wollte doch nur, dass Isaak sich erst durchlas, was er da unterschrieb, und nicht gleich all sein Geld verwalten. „Ok, Mr. Black. Ich werde sofort alle Unterlagen ändern lassen und Sie als Bevollmächtigten eintragen“, sagte John und wuselte zur Tür raus. Kaum war der andere weg, stand Isaak auch auf und ging ruhelos im Raum auf und ab. „Verdammt noch eins. Wie konnte mir so ein Fehler unterlaufen? Ich hätte die Finger von den Aktien lassen sollen. Wie soll ich das nur wieder hinbiegen? Ich habe die Zukunft geändert. Scheiße verdammt…“ Jake riss ihn aus seiner Schimpftirade und fragte tonlos: „Ich soll dein Geld verwalten?“ Der Wächter blieb stehen und sah ihn an. „Ja, warum nicht? Ich mache mir nichts aus Geld und du sagtest ich bin eine Niete im Verhandeln. In deinen Händen ist es sicherer als in meinen. Du hast doch gehört, was ich schon wieder angestellt habe.“ Edward fand als erster die Sprache wieder und sagte: „Dann könnt ihr euch wenigstens eigene Kleidung leisten und müsst nicht mehr bei uns schnorren.“ „Hey, ich dachte ich habe alles abgegolten mit dem Armband?“, fuhr ihn Isaak erst an. „Ganz ruhig Herr Multimilliardär, oder muss es Multibillionär heißen?“, grinste der Vampir. „Lass den Blödsinn, mit Geld werde ich den menschlichen Magier auch nicht los“, knurrte der Wächter. „Ein Problem nach dem anderen. Der Schlüssel, die Zitadelle, der Magier, und dann dieses Geld.“ „Du siehst das Geld als ein Problem an?“, fiepste Bella. „Ja, es ist ein Problem. Wächter mischen sich nicht ein. Verdammt noch mal, wie konnte ich nur so dumm sein?“, schimpfte Isaak mit sich selbst und schlug sich mit der Hand gegen den Kopf. Dann begann er zu schluchzen und Tränen rollten ihm aus den Augen. „Ich habe die Welt kaputt gemacht“, murmelte er vor sich hin, während er immer fester zuschlug. Entsetzt verstanden die drei anderen, dass das kein Scherz war und der Rotblonde es wirklich erst meinte. Schnell trat Jake vor und hielt ihn davon ab sich selbst zu verletzen. „Ganz ruhig, ok. Ich kann es zwar immer noch nicht fassen, aber ich verstehe, dass das für dich ein Problem ist. Ich werde dir helfen eine Lösung zu finden.“ „Danke“, nuschelte Isaak vollkommen aufgelöst. „Schon gut“, sagte Jake und umarmte ihn. Sofort schlug auch dieser seine Arme um ihn und drückte sich an ihn. Isaak brauchte einen Moment, bis er sich wieder gefangen hatte. Als die Tür dann aufging stoben die beiden auseinander. John kam herein und sagte: „Die Rechtsabteilung ist dran. Sie arbeiten zwar die Nacht durch, aber es wird wohl bis morgen dauern. Ach, und das Essen ist da. Kommt, ich zeige euch den Speiseraum.“ Alle sahen sich an und dann folgten sie John in einen anderen Raum auf derselben Etage. Er war prachtvoll verziert und man konnte sich gut vorstellen, wie hier Geschäftsessen abgehalten wurden. Sie ließen sich auf den luxuriösen Stühlen nieder. Mehrere Kellner brachten das Essen auf silbernen Tabletts herein und schenkten Edward einen edlen Wein ein. Bella und Jake begnügten sich mit je einer Cola, wohingegen Isaak ebenfalls den Rotwein wählte. Dann wurden sie allein gelassen. John musste noch ein paar Telefonate führen. Die beiden Menschen sahen hungrig auf die Mahlzeit und beäugten das feine Silberbesteck, während Edward zu Isaak schaute. „Warum hast du mir den hier bestellt?“, fragte der Vampir und deutete auf sein Glas. „Ach, das hätte ich fast vergessen“, meinte Isaak und stand auf. Langsam ging er um den Tisch und blieb neben Edward stehen. Dann, schneller als alle reagieren konnten, biss sich der Wächter in den Daumen und hielt den Finger über das Glas. Leise murmelte er und ein Tropfen seines Blutes fiel in den Wein. Blitzschnell sprang Edward zurück und stieß dabei seinen Stuhl um. Er fauchte und seine Augen wurden pechschwarz. „Hey, komm mal wieder runter. Du kannst ruhig atmen. Der Geruch meines Blutes sollte dich nicht stören.“ Dann grinste er und sagte: „Ein Tropfen in Kombination mit meiner Magie wird dich sättigen. Mehr sogar als das Blut eines ganzen Menschen. Es macht weder abhängig, noch wird es deine Augen röten. Sei aber gewarnt: Ein Tropfen ohne meine Zauber ist absolut tödlich für dich.“ Dann ging er zu seinem Platz zurück. Edward hatte sich nicht gerührt und auch Bella schien wie versteinert. Langsam sagte Isaak: „Ich schwöre, ich weiß was ich tue, Edward. Setz dich und trink. Es wird dir schmecken, das garantiere ich.“ Ungläubig sah der Vampir auf und atmete. Er roch das Blut, aber es hatte, wie der Wächter erklärt hatte, keine Wirkung auf ihn. Seine Augen wurden wieder dunkelgolden und langsam schlich er an das Glas heran. Er roch an dem angereicherten Wein und musste feststellen, dass der Geruch angenehm war. Schnell warf er nochmals einen Blick zu dem Rotblonden und dieser nickte mit einem wohlwollenden Lächeln. Dann hob der Vampir das Glas und nahm einen winzigen Schluck. Es schmeckte ihm. Der Geschmack war nicht der von Blut, nein wenn er sich recht erinnerte, schmeckte er den Wein, so wie vor seiner Verwandlung. Er konnte zwar menschliche Nahrung zu sich nehmen und auch schmecken, aber es war kein Vergnügen. Nur Blut schmeckte ihm noch, alles andere war eklig und erfüllte ihn mit Übelkeit. Dieser Wein aber war anders. Schnell nahm er noch einen Schluck und Isaak warnte: „Genieß es. Mehr als ein Tropfen alle paar Tage würde dich auch töten, also schling nicht so. Den nächsten bekommst du erst in vier Tagen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)