Der Wächter von Drachenlords ================================================================================ Kapitel 35: Einkleiden mit Vampiren ----------------------------------- Schnell waren die Maße aufgeschrieben und Alexei stand vor dem Kunden. Er musterte ihn von oben bis unten und dachte nach. Dann düste er zum Regal und nahm verschieden Stoffmuster. Diese legte er Isaak über die Schultern und versuchte das Gesamtbild zu erfassen. Mathéo hingegen sah gespannt zu und gab seine Einschätzung preis: „Das passt nicht ganz zu seinen Augen. Ich würde eher das vorschlagen.“ Bei diesen Worten schoss er nun auf die Stoffe zu und legte seine Auswahl über die andere Schulter des Kunden. „Hm…, nein das passt nicht zu seiner Figur“, murrte der Russe. Dann schossen beide wie Tornados umher und probierten verschiedene Muster und Farben. Hin und wieder warf auch der Wächter etwas mit ein, hielt sich aber gespannt auf das Ergebnis zurück. Als die beiden Vampire sich auf eine Farbpalette geeinigt hatten, stritten sie eine Weile über den Schnitt. Für die anderen sah es nach einem handfesten Streit aus, aber die beiden wirkten gelassen, als ob das ganz normal bei ihnen wäre. Edward führte Bella zu der Sitzecke und achtete darauf, dass die beiden ihnen nicht zu nahekamen. Seine Freundin versuchte dem Geschehen zu folgen. Alles ging in Hochgeschwindigkeit über die Bühne und sie hatte Mühe den schnellen Wortwechseln zu folgen. Nachdem die Designer sich geeinigte hatten, schossen sie umher und fertigten einen Anzug an. Der Begriff „die Fetzten fliegen“ passte bei diesem Anblick, wie die Faust auf Auge. Während Alexei mit den Scheren hantierte, warf er immer wieder einzelne Stück zu seinem Partner, welcher an der Nähmaschine saß und die Teile fein säuberlich zusammenfügte. Keiner der beiden sah von seiner Arbeit auf. Sie waren ein perfekt eingespieltes Team. Kein fünf Minuten später stand Isaak in einem vollständigen Nadelstreifenanzug da: Handgearbeitet aus den erlesensten Soffen. Der Wächter drehte sich auf dem Podest und betrachtete sich im Spiegel. Der äußere Stoff war fast komplett schwarz mit einem bläulichen Schimmer. Die Weste war schlicht aber auch elegant in einem dunklen Blau gehalten, sowie auch das Anstecktuch. Das Innenfutter des Anzuges glänzte ebenfalls leicht bläulich und passte perfekt zu seinen Augen. Darunter trug er ein samtenes, weißes Hemd, welches seine gute Figur betonte. Zudem hatten die beiden ihm schwarze Lackschuhe verpasst. Alexei stand vor ihm und beachtete jedes Detail. „Da fehlt noch was, aber was?“ Jake sah vom Regal her auf und betrachte seinen Freund. Kleider machen Leute, schoss es ihm durch den Kopf. Isaak sah nun so elegant und vornehm aus, dass er sich, ohne negativ aufzufallen, in der Oberschicht sehen lassen konnte. Der Anzug stand dem Wächter sehr gut und Jake grinste bei dieser Aussicht. Im Spiegel trafen sich ihre Augen und auch der Rotblonde lächelte ihn glücklich an. Mathéo trat vor und fuchtelte mit den Händen herum, um alles einzufangen und ins Profil zu setzen. Dann sagte er langsam: „Ich verstehe was du meinst. Warte, ich habe eine Idee.“ Sofort schoss er ins Lager und ergänzte das Erscheinungsbild des Kunden mit einem weißen Halstuch, verziert mit feinen, hauchdünnen, blauen Linien. Zudem trug Isaak nun einen ansehnlichen französischen Hut in dunklem Blau. Dann stellte er sich zu seinem Partner und sagte: „Bezaubernd, einfach hinreißend.“ Alexei hingegen war immer noch nicht einverstanden. „Das könnt ihr gleich vergessen. Das sieht ja mal sowas von mega schwul aus“, knurrte Jake und schüttelte sich angewidert. „Wie kannst du es wagen? Das ist die neuste Mode, der letzte Schrei. Er sieht bezaubernd aus“, meckere Mathéo erbost. „Nein“, fauchte Alexei. „Das passt nicht zu ihm. Er ist nicht der Typ dafür“, sagte der Designer und zog dem Wächter schnell die beiden Dinge wieder aus. Dann probierte er ein wenig herum. Er versuchte es mit verschiedenen Accessoires. Einer Uhr, mal am Arm, mal zum Einstecken, verschiedene Gürtel und sogar mit einer Umhängetasche, die in Jakes Augen nach einer Handtasche aussah und ihn erneut knurren ließ. Was auch immer er versuchte, er war mit dem Gesamtbild nicht zufrieden. Dann legte er Isaak eine feine Goldkette um, trat zurück und sagte: „Et voilà. Jetzt ist es perfekt.“ „Dezent, aber modisch“, bestätigte der Franzose. Jake runzelte die Stirn und kam zu ihnen, um sich das Ganze mal aus der Nähe anzusehen. Als er nur noch einen Meter entfernt war, konnte er den Geruch der Vampire wahrnehmen, sie aber auch seinen. Sofort wichen sie fauchend zurück und drückten sich mit dem Rücken an die Wand. Augenblicklich ging auch Edward wieder in Kampfhaltung. Jake wollte es ihm gleichtun, aber dann bemerkte er, dass Isaak immer noch ruhig war und keine Gefühlsregung durch die Verbindung drang. Deshalb schluckte er sein Temperament runter und verschränkte nur die Arme, während er einen bösen Blick nicht vermeiden konnte. Alexei schrie ihn an: „Du bist ein Werwolf, raus hier!“ Der Wächter war gänzlich unbeeindruckt ob der aggressiven Stimmung und sagte ruhig: „Jake ist kein Werwolf.“ „Bin ich wohl“, maulte der Beta und funkelte die beiden Vampire an. Er konnte genau sehen, dass sie Angst vor ihm hatten. Das konnte in seinen Augen nicht schaden. Mit einem Seufzen erklärte der Rotblonde: „Nein, bist du nicht. Oder jedenfalls nicht so, wie die beiden denken.“ Er deutete auf die Schneider und sah dann zu Jake. „Du siehst dich zwar als Werwolf, bist aber rein technisch gesehen ein Gestaltwandler. Ein echter Werwolf verwandelt sich in ein Werbiest. Du in einen echten Wolf. Zudem kannst du deine Verwandlung kontrollieren. Ein Kind des Mondes, wie sie auch genannt werden, kann das nicht. Sobald in einer Vollmondnacht die Sonne untergeht, setzt die Metamorphose ein. Es gibt keine Möglichkeit diese Umwandlung zu kontrollieren oder zu beeinflussen. Wenn du zum Wolf wirst behältst du die vollständige Kontrolle über deinen Körper und Verstand. Du weißt immer wer und was du bist. Selbst als Mensch besitzt du weiterhin deine verstärkten Sinne und Instinkte. Zudem sind deine Kraft und Geschwindigkeit erhöht. Anders bei einem echten Werwolf. Dieser hat als Mensch keine besonderen Eigenschaften. Meist weiß ein solcher Mensch nicht einmal, dass er ein Werwolf ist. Als Werbiest hat er dann keinerlei Kontrolle über sich und ist eine rein instinktgesteuerte, mordlustigen Tötungsmaschine. Weil beide Persönlichkeiten vollständig voneinander getrennt sind, hat er am nächsten Morgen keine Erinnerungen an die Zeit als Werwolf. Die meisten denken sogar, dass sie an besonders schwerem Schlafwandeln leiden, wenn sie einmal im Monat woanders aufwachen. Rein anatomisch gesehen bist du verwandelt ein Wolf. Allerdings bedeutend größer und mit den Fähigkeiten ausgestattet, einen Vampir zu zerstören. Ein Werbiest hingegen geht meist auf zwei Beinen, wie ein Mensch. Vom Körperbau her ist er eine Mischung aus Mensch und Wolf. Kopfform und Zähne eines Wolfes, stark deformierter muskulöser Oberkörper, mit gebeugtem Gangbild sowie lange muskulöse Arme mit Klauen an den Fingern und opponierbaren Daumen. Dabei ist es ihm vollkommen egal was sich ihm in den Weg stellt. Sollte er sich allerdings zwischen einem Menschen und einen Vampir entscheiden müssen, so wählt er den Vampir.“ Irritiert fragte der Wolfsjunge: „Ich dachte, wir vom Stamm der Quileute seien Werwölfe. Ich wusste nicht, dass es noch andere Stämme gibt.“ „Gibt es auch nicht. Die Quileute sind recht einzigartig. Dein Stamm und ein echter Werwolf haben keinerlei Gemeinsamkeiten. Bei deinem Volk wird das genetisch vererbt. Ein Werwolf hingegen wird gebissen, ähnlich wie bei einem Vampir. Zudem sind Werwölfe vollständig immun gegen Vampirgift.“ „Davon habe ich auch gehört“, meinte Edward und entspannte sich wieder. „Ich rede nicht von Hörensagen. Ich habe Werwölfe, sowie auch Vampire und Gestaltwandler, studiert. Ich kenne all ihre Stärken und Schwächen“, offenbarte Isaak und sah zu den Schneidern. „Ihr braucht keine Angst zu haben. Jake wird euch nichts tun, solange ihr ihm keinen Grund dazu gebt. Nicht wahr, Schatz?“ Der Beta verdrehte die Augen. Sein Image war dahin. Sofort knurrte er angefressen: „Nenn mich nicht so.“ Anschließend ging er einfach weiter und beachtete die Vampire nicht mehr. Er betrachtete Isaak einen Augenblick lang und nickte zustimmend. „Gut, mein Outfit wurde gerade genehmigt. Du bist wirklich ein Meister deines Fachs, Alexei“, lächelte Isaak und stieg von dem Podium. Schnell fischte er aus seinen alten Sachen den Kristall und seine Kreditkarte und stecke diese, von den Designern ungesehen, ein. Anschließend sage er: „Gut. Jake, du als Nächster?“ „Wenns denn sein muss“, knurrt dieser und zog sich ebenfalls bis auf die Shorts aus. Dann stellte er sich auf das Podest und streckte, wie Isaak es vorgemacht hatte, die Arme aus. Miesepetrig sagte er: „Kann los gehen.“ Die Vampire jedoch rührten sich nicht. „Er ist kein Werwolf? Aber er riecht wie einer“, brabbelte Mathéo ängstlich. „Zugegeben, für Unwissende ist es sehr schwer, die einzelnen Nuancen in ihrem Geruch auseinanderzuhalten. Die Quileute haben ein eher erdiges Waldaroma. Ein echter Werwolf hingegen riecht leicht nach Tod und Verwesung.“, meinte Isaak nachdenklich. Jake verdrehte die Augen und verwandelte sich mit einem Sprung. Die Vampire rissen die Augen auf und wichen zurück, kamen aber nicht weit. Isaak stand plötzlich hinter ihnen und fing ihren Fluchtversuch ab, in dem er beiden je einen Arm um die Schultern legte. „Seht ihr, ein Wolf, kein Werbiest.“ Jake knurrte kurz und fletschte die Zähne. Dann ließ er seine Drohgebärden sein und setzte sich brav auf den Hintern. Sofort stand auch schon Isaak vor ihm und kraulte ihn am Hals. Jacob schnaubte, ließ sich die Streicheleinheit aber gefallen. Der Rotblonde schaute hinter den sitzenden Wolf. Was er da erblickte ließ ihn schelmisch grinsen. „Das gefällt dir wohl?“ Der Beta knurrte bedrohlich auf. Da lachte der Wächter und sagte: „Du kannst so viel knurren wie du willst. Dein Schweif verrät dich, Jake.“ Entsetzt sah der Wolfsjunge zu seiner Rute, welche fröhlich hin und her wedelte. Gott war das peinlich. Er war doch kein Hund. Er fixierte den Verräter und knurrte abermals bedrohlich. Das zeigte jedoch keinerlei Wirkung auf seinen Schweif. Der wedelte einfach unbeirrt weiter. Wenn er sich nicht damit selbst zum Narren gemacht hätte, wurde er diesem störrischen Körperteil eine Lektion verpassen, aber das würde er nie vor Publikum machen. Es war einfach viel zu peinlich seinen eigenen Schwanz zu jagen. Bella indes zückt ihr Handy und machte schnell ein paar Bilder von dieser Szene. Dabei wackelte sie durch ihr Lachen aber derart herum, dass sie einfach keine gute Aufnahme hinbekam. Am Ende nahm dann Edward das Handy und schoss rasch ein paar Schnappschüsse. Seine Verlobte bat ihn auch Aufnahmen von Isaak im Anzug zu machen und später auch von Jake, ihm und ihr. Edward fügte sich und erledigte seine Aufgabe gewissenhaft. Isaak hatte ein Einsehen und lenkte die Aufmerksamkeit von seinem Freund ab. „Können wir dann weitermachen?“, fragte er an die beiden versteinerten Vampire gewandt. Alexei nickte langsam und vorsichtig. Das Ganze war ihm überhaupt nicht geheuer. Der rostbraune Wolf schien sich tatsächlich kontrollieren zu können und war keine hirnlose Mordmaschine. Jake stand damit aber vor einem neuen Problem: Er hatte gerade seine letzten Boxer geschreddert und er würde hier auf keinen Fall nackt posieren. Das kam ja mal sowas von gar nicht in Frage. Der Wächter, der diese Gedanken aufgeschnappt hatte, schoss zu dem Stoffregal, suchte sich ein Stück aus und schnitt etwas davon ab. Dann schnellte er umher. Er schnitt und nähte. Einige Sekunden später präsentierte er Jake eine schwarze samtene Boxershorts. Dieser sah erstaunt drein, nahm sie vorsichtig mit den Zähnen und trabte auf den Vorhang zu. Die Vampire stoben aus dem Weg und drückten sich wieder an die Wand. Kaum, dass Jake verschwunden war, tauchte er auch schon wieder als Mensch auf, und trug die neue Unterwäsche. An das Gefühl dieses feinen Stoffes hätte er sich gewöhnen können. Die Shorts waren so schön weich. Als er das dreckige Grinsen des Wächters sah, wurde er leicht rot und versucht an nichts zudenken, während er sich wieder in Position begab. Sofort war Alexei bei ihm und ging langsam um ihn herum. Dann zupfte er ein wenig an der Unterwäsche und fühlt die Nähte. Jake grollte dunkel auf. „Flossen weg da“, knurrte der Beta und schlug dem Vampir die Finger weg. Der Russe wich zurück, musterte aber weiterhin den Stoff. „Du bist auch ein Schneider?“, fragte er und sah zu dem Rotblonden auf. Dieser schüttelte den Kopf und gestand. „Nein, das war mein erster Versuch.“ „Dabei sitzen die Shorts so perfekt. Die Nähte sind fachmännisch und der Schnitt einwandfrei“, erwiderte Alexei. Nun kam auch Mathéo zu ihnen und sagte: „Sie sind einfach, aber das passt zu ihm.“ Der Gestaltwandler, dem es überhaupt nicht gefiel angestarrt zu werden, knurrte wütend und beide Vampire zucken zusammen. Isaak lachte kurz auf und meinte: „Fangen wir besser an, bevor Jake die Geduld verliert. Ich würde nur sehr ungern mit einem wütenden Wolf hier drinnen kämpfen.“ Vorsichtig näherten sich die Vampire wieder dem neuen Kunden und gingen zu ihrer fachmännischen Art über. Das Maßnehmen dauerte nur wenige Sekunden. Jake hatte in dieser Zeit die Augen geschlossen und bemerkte so durch die Verbindung die wachsame Aufmerksamkeit des Wächters. Dieser würde die beiden ohne mit der Wimper zucken in Stücke reißen, sollten sie es wagen, seinem Freund auch nur ein Härchen zu krümmen. Einerseits war es Jake furchtbar peinlich, dass der Rotblonde so auf ihn aufpasste. Er war doch keine hilflose Frau, andererseits imponierte es ihm auch, denn Isaak tat dies aus freien Stücken, weil er ihn mochte und auch brauchte. Schnell dachte er an was anderes, damit der Wächter seine Gedanken nicht mitbekam. Dieser grinste nur liebevoll. Natürlich hatte er alles mitbekommen. Nachdem dann alle Maße genommen waren, begannen die Vampire verschiedene Stoff auszutesten. Dabei achteten sie aber darauf ihn nicht zu berühren. Da mischte sich auf einmal Isaak mit ein und sie schossen zu dritt durch den Raum. Dieser wollte ihm die Peinlichkeit eines schwulen Auftritts ersparen und zudem sicherstellen, dass Jakes bronzene Hautfarbe gut zur Geltung kam. Als sie sich schlussendlich für einen Stoff entschieden hatten, schneiderten die zwei Vampire einige Minuten lang herum, wobei Isaak ihnen dabei auf die Pelle rückte und sich genau ansah, wie sie arbeiteten. Final wirkte Jakes Look deutlich anders als der von Isaak, trotz der Tatsache, dass sie beide einen Anzug trugen. Seiner war onyxfarben und gut abgestimmt auf seine farbige Haut. Die Manschettenköpfe hatte man dezent versteckt. Die vorderen Knöpfe waren zwar offen, und verliehen, gemeinsam mit dem weißen Hemd, das unter dem kostbaren Stoff hervorlugte, und einen dezenten Bronzestich aufwies, ein eher sportlich funktionales Auftreten. Anstecktuch und Weste suchte man vergeblich. Jake betrachtete sich im Spiegel. Was er sah gefiel ihm sehr. Der Anzug war elegant, aber nicht so vornehm und passte eindeutig besser zu ihm als es der Bläuliche getan hätte. Der Gesamteindruck vermittelte einen guten Geschmack, gepaart mit etwas Eigensinnigkeit. Beide Vampire standen stirnrunzelnd vor ihm und besahen sich das Gesamtbild. Auch Isaak war mit von der Partie. Dann streckte der Rotblonde eine Hand aus und zog die Kette über das Hemd, sodass jeder den Anhänger sehen konnte. „Beug dich mal kurz etwas runter“, sagte Isaak und Jake gehorchte, ohne nachzudenken. Dann verstrubbelte er ihm ein wenig die Haare. Schnell entzog sich Jake diesen Zugriff und er knurrte: „Hey, Flossen weg.“ Seine Stimme war dabei nicht einmal annähernd so bissig wie bei Alexei. Dann sah er sich im Spiegel und Mathéo seufzte auf. „Magnifique“, brabbelte der Franzose und auch der andere nickte anerkennend. Zu Isaak sagte dieser kehlig: „Du kennst ihn wirklich gut und hast einen ausgezeichneten Geschmack.“ Jake wurde leicht rot. Es war ihm peinlich, dass er kein Stück bei Isaak beigetragen hatte, dieser aber genau wusste, was ihm gefallen würde. Nun seufzte auch Alexei begeistert auf. „Mit dem leichten Rotschimmer sieht er ja zum Anbeißen auf.“ Sofort flogen alle Augen auf ihn und er zuckte zurück. „Ich meine nicht das was ihr denkt.“ „Das will ich auch meinen“, empörte sich Isaak gespielt, lächelte aber. „Dieses Vorrecht steht nur mir zu.“ Den Spruch hätte er sich besser verkneifen sollen, da Jake nur noch röter wurde und sich schnell abwandte. Dann sprang er vom Podest und trottete auf Bella zu. Um von seinem glühenden Gesicht abzulenken, fragte er: „Na, wie sehe ich aus?“ „Edel und einfach zum Verlieben“, sagte sie und beide grinsten. Dann richtete sich der Blick des Betas auf Edward und er sagte: „Du bist dran, Blutsauger.“ Der Vampir rümpfte die Nase und fauchte: „Kein Bedarf.“ Der hatte die Rechnung aber ohne Isaak gemacht. Dieser tauchte plötzlich vor ihm auf und hob ihn einfach in die Arme. Edward gab einen ersticken Aufschrei von sich und klammerte sich reflexartig an den Mann. Da stellte der Rotblonde ihn aber auch schon auf das Podest. Mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht sagte der Wächter: „Gekniffen wird nicht. Jetzt weißt du auch wie Bella sich immer fühlt, wenn du das mit ihr machst.“ Dann setzte er seinen besten Flirtblick auf und fuhr mit einem Finger über dessen Brust. „Ziehst du dich freiwillig aus oder muss ich nachhelfen?“ Bevor dieser etwas erwidern konnte trat Isaak aber auch schon zurück, von einem zum anderen Ohr feixend. Schnell warf Edward einen Blick zu seiner Verlobten. Jake hatte sich neben sie gepflanzt, an die gleiche Stelle, an der er eben noch gesessen hatte und sah ihn mit Schalk in den Augen an, wobei er sagte: „Bei dem könnt ihr euch richtig austoben. Bitte einmal so schwul, wie es nur geht, für unsere Discokugel.“ „Jake“, mahnte Bella grinsend und betete herunter: „Es soll elegant und förmlich sein. Gut zu seiner Haut, aber vor allem zu seinen goldenen Augen passen. Enganliegend und einfach verführerisch werden. Schafft ihr das?“ „Mal sehen“, brummte Alexei. „Ich bin der Designer und ich entscheide, was ihm am besten steht.“ Entmutigt ließ Edward den Kopf hängen; die hatten sich doch alle gegen ihn verschwören. Dann zog er sich aus. Jake wandte sich rasch ab. Der Blutsauger konnte selbst auf sich aufpassen und an dessen Körper war er mal sowas von überhaupt nicht interessiert. Bella hingegen schmachtete ihren Verlobten ungeniert an und wäre wohl auch zu ihm gerannt, wenn Jake sie nicht aufgehalten hätte. Edward erwies sich als ein schwieriger Kunde. Er hatte genaue Vorstellungen und Alexei hatte Mühe ihm seine Forderungen zu erfüllen. Auch ohne Isaak, der sich völlig heraushielt, hatten die beiden Schneider wenig später einen Anzug für den Vampir zusammengestellt. Bei ihm war der Grundton nicht schwarz, sondern weiß, mit einer Spur von Gold. Goldene Manschettenknöpfe, dezent golden angehauchte Weste mitsamt Einstecktuch. Zur großen Freude des Betas hatten sie ihm auch ein Halstuch mit feinen Goldstickereien verpasst. Er fand dessen Outfit richtig schön tuckig. Edward hingegen war mit seinem neuen Stil sehr zufrieden. Auch Bella war begeistert und Jakes Schabernack brach zusammen. Wenn sich der Vampir nicht ärgerte, machte es auch keinen Spaß. Dann gab es einen kleinen Aufstand, als die junge Dame aufstand und zum Podium eilte. Alexei und Mathéo wandten sich ihr zu und sahen sie begierig an. Sofort standen Edward und Jake schützend vor ihr. „Hm…, so wird das aber nichts“, meinte Isaak und schlug vor: „Wie wäre es, wenn ich bei Bella Maß nehme und ihr ein wenig Distanz wahrt?“ Es entstand ein Streit, aber am Ende wurde dieser Vorschlag angenommen, weil sich die junge Dame gegen ihren Verlobten durchsetzte. Sie wollte ein schönes Kleid und das würde sie auch bekommen. Die beiden Designer zogen sich mehrere Meter zurück und sahen aus sicherer Distanz zu. Ungeniert ließ Bella ihre Klamotten fallen und ließ sich umstandslos von Isaak abmessen. Edward schrieb alles auf, während Jake zwanghaft aus dem Fenster sah. Auch, wenn er nichts mehr von Bella wollte, war es für ihn dennoch ein Eindringen in ihre Privatsphäre und das wollte er vermeiden. Dann schossen sie zu viert an den Regeln entlang, wobei die anderen Vampire es nicht wagten Bella Stoffproben anzulegen und das sowohl Edward als auch Isaak überließen. Schnell entbrannte eine Diskussion, welche in normaler Geschwindigkeit geführt wurde, damit auch Bella sich einmischen konnte. Bei ihr dauerte es am Längsten bis alle Details besprochen waren und die Schneider begannen ein Kleid herzustellen. Eine halbe Stunde später stand die junge Dame in einem atemberaubenden weinroten Kleid da. Es hatte fein gearbeitete Spaghettiträger und hinten einen gewagt weiten Ausschnitt. Goldene Stickereien betonten ihr Figur und passten perfekt zu Edwards Anzug. Durch das dunkele Rot fiel ihre blasse Hautfarbe nicht allzu sehr auf. Sie fand es einfach perfekt, aber Alexei, war da anderer Meinung. „Wir müssen ihren Stil korrigieren. Zudem fehlen noch die Accessoires.“ Während er Angaben machte, was geändert werden sollte, wuselte Isaak umher und kümmerte sich darum. Als er fertig war nickte der Russe und meinte: „Jetzt müssen nun doch die Dessous angepasst werden. Die müssen farblich auf das Kleid abgestimmt sein. Ich kann welche anfertigen, wenn ihr wollt.“ Bella betrachtete sich im Spiegel und staunte. Der Wächter hatte ihren Haaren eine leichte Dauerwelle verpasst, ihr dezent Make-up aufgetragen und eine Perlenkette umgelegt. Sie sah nun aus wie ein Topmodel. „Umwerfend“, kommentierte Edward an ihrer Seite. Isaak kümmerte sich derweil um die Schneider und sagte: „Mach das Alexei. Ein Satz Unterwäsche für Bella passend zu dem Kleid. Für Jake und mich kommen dann noch je zwei Anzüge und Schuhe, einhundert Boxershorts und Socken, vierzig feine Shirts für den Alltag, vierzig lange und einhundert kurze Hosen dazu.“ Während Mathéo die Bestellung aufschrieb, dachte der Russe kurz nach. „Keine lange Kleidung oder Pullover?“ „Hm…, je zehn Stück“, stimmte der Wächter zu, dann hob er den Finger und sagte ernst: „Alexei, ich lasse dir zwar freie Hand bei der Auswahl der Stoffe und Muster, aber beachte bitte, dass alles fein und elegant sein sollte. Zudem muss es Jake gefallen. Er mag nichts was in seinen Augen „schwul“ aussieht. Bekommst du das hin?“ „Selbstverständlich. Wollt ihr warten oder soll ich das liefern lassen?“ „Wie lange wirst du dafür benötigen?“ „Wenn wir die Nacht durcharbeiten, müsste morgen früh alles fertig sein“, sagte der Vampir tief in Gedanken versunken. „Gut, dann werde ich morgen früh Charles vorbeischicken, um alles abzuholen“, grinste Isaak den Russen an. Da mischte sich Mathéo ein und fragte: „Warum so viel Unterwäsche und kurze Hosen? Ich meine, ist das nicht etwas übertrieben?“ Anstelle einer Antwort deutete Isaak verlegen auf die Überreste von Jakes Boxershorts um das Podest herum. „Kommt das öfters vor?“, fragte der Franzose entsetzt. Jake kam zu ihnen und sagte mit fester Stimme: „Berufsrisiko als Gestaltwandler. Da kann man leider nichts machen. Wenn wir wütend werden geht’s mit uns durch. Ach, und danke hierfür.“ Er deutete auf seinen Anzug. „Verstehe“, sagte Mathéo vorsichtig und begann alles zusammenzurechnen. „Das macht dann…“ Isaak zog seine Kreditkarte und hielt sie dem Vampir unter die Nase. „Das müsste reichen, oder? Geld spielt keine Rolle, hab eh zu viel davon.“ „Ja, sowas in der Art sagte John bereits“, meinte Alexei und nahm die Karte entgegen. Dann schoss er davon, wobei der Wächter ihm interessiert folgte. Er wollte wissen wie das mit dem Bezahlen von sich ging. Keine Minute später tauchten die beiden wieder auf. Kurz vor der mittlerweile versammelten Gruppe, wobei Mathéo sich weit von Bella entfernt hielt, gingen sie zu normaler Geschwindigkeit über. „Ich danke euch beiden“, begann Isaak und schüttelte den Vampiren die Hände. „Ich würde gerne mit euch in Kontakt bleiben, wenn ihr nichts dagegen habt. Ich habe mir gemerkt, wie ihr arbeitet und ich glaube, ich werde in Zukunft eurer Dienste noch öfters beanspruchen.“ „Wir haben nichts dagegen. Eine so faszinierende Gruppe komplett umzustylen hat uns Spaß gemacht“, meinte der Franzose und grinste schüchtern. „Vampire kommen sehr selten zu uns. Es war angenehm mal wieder in voller Geschwindigkeit zu arbeiten. Zumal, einen Gestaltwandler haben wir noch nie ausgestattet.“ Isaak lächelte und schwieg. Es war wohl am besten, wenn sie ihn für einen seltsamen Vampir hielten. Dann übergab der Russe seine Visitenkarte und sagte: „Ich liebe Herausforderungen. Erwarte aber nicht von mir, dass ich solche Fetzen herstelle, mit denen reingekommen seid. Ich bin Designer und kein Secondhandladen.“ „Keine Sorge Alexei, ich glaube wir werden dir noch einige Herausforderungen liefern“, gluckste der Wächter. Edward bedankte sich ebenfalls und sagte: „Ich würde auch gerne mit euch in Kontakt bleiben. Es ist eher selten zivilisierte Vampire zu treffen. Wir sollten uns mal bei Gelegenheit ausgiebig unterhalten. Meine Familie ist immer interessiert daran, Kontakt mit Vampiren zu pflegen, die keine Monster sein wollen.“ Mathéo sah ihn eindringlich an und gab auch ihm eine Visitenkarte. „Ich weiß nicht, wie du das mit dem Tierblut aushält. Wir haben es nicht geschafft. Wir haben aber einen anderen Weg gefunden. Wobei ich sagen muss Alexei sah einfach umwerfend aus mit den goldenen Augen. Schade.“ Bei diesen Worten legte der Russe ihm einen Arm um die Schultern und drückte ihn an sich: „Oh, du alter Charmeur. Ich würde ja noch rot werden, wenn ich könnte.“ Bella starrte die beiden an und sie verstand, was alle anderen bereits wussten. Die beiden waren ein Paar. Sie schüttelte den Kopf und sagte: „Ich danke euch beiden. Das Kleid und die Anzüge sind wunderschön. Ich muss erst mit Alice sprechen, aber ich glaube ich hätte da auch noch einen Auftrag für euch.“ Sie sah Edward an und beide wussten, dass sie an ihr Hochzeitskleid dachte. Ohne von seiner Verlobten aufzusehen, meinte er grinsend: „Ich hoffe mal du kommst mit meiner Schwester klar, Alexei. Sie hat ein Händchen für Mode und wird dir das Leben zur Hölle machen.“ „Die Herausforderung nehme ich an“, sagte der Russen und lachte rau auf. Anschließend verabschiedeten sich alle. Als Jake die Tür öffnete, strahlte die Nachmittagssonne herein. Sofort wichen die beiden Designer etwas zurück und sahen ungläubig zu Edward und Isaak. Diese standen direkt im Licht. Das Seltsame daran war nur, dass sie nicht, wie es eigentlich hätte sein sollen, glitzerten. Sprachlos, mit offenen Mündern, starrten sie der Gruppe hinterher. Die Tür schloss sich und sie waren wieder allein. „Das waren wirklich seltsame Besucher gewesen“, brabbelte Alexei und Mathéo nickte zustimmend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)