Der Wächter von Drachenlords ================================================================================ Kapitel 74: Rudel 2.0 --------------------- Nachdem die Wölfe sich genug ausgetobt hatten, lümmelten sie sich um das Feuer. Isaak hatte sich auf einem Baumstamm gesetzt, wobei sich Jake vor ihm ins Gras niedergelassen hatte. Mit dem Rücken lehnte er zwischen den Beinen seines Freundes, welcher ihn mit einer Hand an der Brust leicht kraulte. Wollig seufzte der Alpha auf und seltsamerweise störte es keinen. Alle Pärchen saßen beieinander und manche schmusten auch. Selbst Kamden und Embry saßen nebeneinander und hielten offen Händchen. Paul hatte nur Augen für Rachel und scherte sich kein Stück um alle anderen, was vielleicht auch besser so war. Auch Quil gab zur Abwechslung mal Ruhe. Die Vampire störte es wenig, dass fast alle Gäste noch minderjährig waren und jeder konnte bestellen, was er wollte. Emily mimte für die Bande den Aufpasser und versuchte halbherzig den Alkoholpegel in Grenzen zu halten. Sie war aber nicht besonders erfolgreich und gab dann schließlich auf. Die Jungs hatten sich eine Feier verdient und sie wollte ihren Frohsinn nicht mit Vernunft einschränken. Zudem wusste sie, dass Wölfe mit ihrem schnellen Stoffwechsel so einiges vertrugen. Einzig Seth, Brandy und Collin behielt sie scharf im Auge. Die Drei waren noch zu jung um sich zu betrinken. Quil schoss aber den Vogel ab. Er hatte sich eine Flasche edlen Whisky gemopst und mit wenigen Zügen geleert. Anschließend hatte er sich wie ein Hund geschüttelt und alle brachen in Gelächter aus. Er schnappte sich eine weitere Flasche und trollte sich. Einige Minuten verschwand er, dann kam er schwankend auf seinen ehemals besten Freund zugeeiert und hielt noch die zweite leere Flasche in der Hand. „Du“, lallte er und fixierte einen Punkt links neben Jake. „Du, ja.“ Er tätschelte Isaaks Bein und brabbelte: „Du bist schwul.“ „Quil“, sagte Jake vorsichtig und fing die Hand des anderen ein, welche langsam das Bein seines Gefährten hochrutschte. „Ich möchte keinen Streit. Bitte, Quil. Nicht heute.“ „Ich war nich nett“, meinte sein Gegenüber und ließ sich umständlich ins Graß nieder. „Aber jetzt verstehe ich dich.“ Irritiert runzelte der Leitwolf die Stirn. „Schau mich nich so an“, fuhr Quil den Baumstamm an. „Ich bin auch geprägt. Ich weiß es nun besser.“ Erneut tätschelte er Isaak das Bein und lallte: „Lass uns wieder Freunde sein.“ „Quil, du bist betrunken. Reden wir morgen weiter“, bestimmte Jake und musste abermals die auf Wanderschaft gehende Hand des anderen einfangen. „Ich bin nich Betrunken“, sagte der andere Wolfsjunge und kicherte. „Hatte nur ein klitzekleines Schlückchen.“ „Oder zwei kleine Fläschchen“, scherzte Isaak und grinste. „Dein Freund versteht mich“, meinte Quil und tätschelte diesmal Jake das Bein. Der Alpha verdrehte die Augen und sagte: „Ich glaube, du hast genug gehabt.“ Quil plusterte sich auf, lachte und sagte zum Baumstamm: „Du bist echt eine Spaßbremse. Wo is mein alter Kumpel nur geblieben?“ „Den hast du monatelang beschimpft“, knurrte Jake. Er hatte nicht vergessen, wie der andere ihn lange Zeit behandelt hatte. Paul hatte er nie wirklich gemocht, weshalb ihn Quils Verrat und Verhalten bei weitem schwerer getroffen hatte. Führer waren die beiden zusammen mit Embry die besten Freunde und fast unzertrennlich. Dann entfernten sie sich voneinander, weil sich Embry verwandelte hatte. Notgedrungen musste dieser abstand von seinen Freunden nehmen, was die beiden anderen sehr betrübte. Später schloss sich Jake dem Rudel an und die beiden konnten ihre Freundschaft wiederaufleben lassen, nur mussten beide Quil hinter sich zurücklassen. Als schließlich auch dieser zum Wolf wurde, war endlich wieder alles so wie früher. Sie waren wieder unzertrennlich und meist waren auch die beiden seine Flügelmänner wenn Jake auf Streife ging. Fast alles machten sie gemeinsam. Ihre mentale Verbundenheit verstärkte sogar ihr Band zueinander, dachten doch alle drei meist gleich. Themen in denen sie sich uneinig waren mieden sie, wie die Pest. Nichts konnte sich zwischen das Trio stellen. Nach Jakes Prägung auf Isaak hatte Quil ihm aber die Freundschaft gekündigt. Immer stärker wurde dessen Abneigung und Schwulenhass. Mittlerweile war kaum mehr etwas von ihrer ehemaligen Freundschaft übriggeblieben. Diesen Schmerz hatte Jacob noch nicht überwunden. Deshalb war er auch schnell gereizt, wenn es um Quil ging. „Entschuldigung“, nuschelte sein Gegenüber. „Ich war nicht nett. Ich will es wieder gut machen. Ehrlich.“ „Quil, schlaf deinen Rausch aus. Wenn du dann noch reden willst, dann lass uns reden“, bestimmte der Leitwolf mit Nachdruck und versuchte sich zu vergegenwärtigen, dass nur der Alkohol aus dem Wolfjungen sprach und er sich keine Hoffnungen machen sollte. „Nein, warte“, sagte der andere und hob beiden Hände. „Ich muss das jetzt sagen. Du bist mein Alpha und ich gebe dir meinen Segen.“ „Ähm, danke. Glaube ich“, sagte Jake etwas verwirrt. Quil grinste dämlich und kippte einfach nach hinten um. Augenblicklich begann er selig zu schnarchen. Nun trat Jared vor und sagte: „Das gilt auch für mich. Ich war ein Arsch und ich möchte das aus der Welt schaffen. Entschuldige, Jake. Du bist der „wahre Alpha“ und auch ich gebe dir meinen Segen.“ Er knuffte Jake gegen die Schulter und setzte nach: „Du hättest auch eine schlechtere Partie bekommen können. Ihr beiden passt zueinander.“ Als nächstes kam Sam zu Wort: „Jake, auch mir tut es leid. Ich hätte nicht auf Billy hören sollen. Ich persönlich habe nichts gegen euch. Ich wollte nur das Rudel zusammenhalten. Entschuldige, dass ich auf Billy gehört habe.“ Laut seufzte er und gestand: „Heute hast du gezeigt, dass du der besserer Leitwolf bist. Zudem lässt du uns allen die Wahl und willst mich als Alpha behalten. Dafür danke ich dir. Du bist der „wahre Alpha“. Wie ich es vorhin schon gesagt habe. Ich und mein Rudel stehen hinter dir.“ Alle Blicke wanderten zu Paul. Dieser sah auf, verschränkte stur die Arme vor der Brust und knurrte: „Was? Ich habe nichts zu sagen. Ich…“, er unterbrach sich und warf seiner Geliebten einen vorsichtigen Blick zu. „Ich mag solche Leute eben nicht. Das hat sich nicht geändert.“ Rachels Blick verfinsterte sich und er setzte schnell nach: „Jake ist der oberste Alpha und wird wohl auch mein Schwager werden. Dennoch mag ich das nicht.“ Seine Freundin runzelte die Stirn und sagte: „Da habe ich wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden, oder?“ Paul ging vor ihr auf die Knie, winselte und versuchte es mit seinem Welpenblick. Die Miene der Frau wurde weicher, dennoch fragte sie: „Wie soll es nun zwischen dir und meinem Bruder weiter gehen?“ „Solange ich weder zusehen noch es hören muss, soll er doch machen, was er will“, sagte der Wolfsjunge vorsichtig und winselte noch stärker. „Und was ist mit Kamden und Embry?“, fragte Rachel scharf nach. Paul druckste ein wenig rum und sagte: „Kamen wird auch mein Schwager sein. Für die beiden gilt das gleiche.“ „Damit kann ich leben“, sagte sie und schenkte ihm ein Lächeln. Paul schmolz dahin und himmelte sie einfach nur noch an. Alles andere war vergessen. Dann hob sie eine Hand und tadelte: „Über das mit dem Schwanger werden reden wir noch. Wir sind noch nicht mal zusammen.“ Erneut winselte Paul erbärmlich und legte abermals den Welpenblick auf. Rachel seufzte und tätschelte ihm den Kopf. Alle sahen diesem Schauspiel zu und wussten, wäre Paul gerade ein Wolf, würde seine Rute, wie wild hin und her wedeln. Seine Welt drehte sich nur um Rachel und es war nur eine Frage der Zeit, bis er ihr Herz erobern würde. Noch nie hatte es eine Frau geschafft dem extensiven, fast schon aggressiven, Werben eines Wolfes zu Widerstehen. Jake räuspere sich und gestand: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Sam schnaubte und meinte: „Wie wäre es mit: Lasst uns den Mist vergessen und neu anfangen?“ Langsam nickte der Leitwolf. Er hatte das Gefühl neben sich zu stehen. Sollte es wirklich wahr sein? Konnte er das Glauben? Sie akzeptierten ihn. Mit brüchiger Stimme brachte er ein „Danke“ zu Stande und wischte sich über die Augen. „Das bedeutete mir echt sehr viel.“ Nun sammelten sich alle Wölfe, außer Quil und Paul, um ihren Alpha und jeder legte ihm je eine Hand auf. Dann, schneller als Jake reagieren konnte, schnappte ihn sich das Rudel und warfen ihn in die Luft. „Alpha, Alpha, Alpha“, jubelten die Wölfe und ließen ihren Leitwolf hochleben. Dieser presste die Zähne zusammen, um nicht in Tränen auszubrechen. Das Rudel schritt einmal um das Feuer, bevor sie Jake runterließen. Dann warf sich Embry um seinen Hals. Kamden knurrte, schnaubte und legte dann doch seine Arm um alle beide. Nun entstand eine Gruppenumarmung und Jake konnte seine Emotionen nicht länger zurückhalten. Laut schluchzte er: „Danke.“ Bella und Rachel schossen selbst die Tränen in die Augen, beide freuten sich für Jake. Die Vampire sahen ebenfalls interessiert zu, wobei Esmes Augen glitzerten und Rosalie abfällig schnaubt. Aber keiner beachtete die Goldblonde. Isaak saß immer noch auf dem Baumstamm und lächelte in sich hinein. Dann gab das Rudel seinen Alpha frei und drängte ihn zu dem Wächter. Dieser erhob sich und beide standen sich gegenüber. Dann preschte Jake vor, schnappte sich seinen Geliebten und versiegelte dessen Lippen. Einige Wölfe wandten sich ab, aber die meisten nickten nur gutmütig. Quil schoss vom Boden hoch und fragte: „Hab ich was verpasst?“ Alle lachten und nach wenigen Sekunden ließ sich der Angetrunkenen anstecken. Anschließend machten sich alle so langsam auf den Heimweg. Die Wölfe, Rachel und Emily kehrten nach La Push zurück. Jared nahm sich Quil an und achtete darauf, dass dieser den Weg fand. Die beiden Schwulenpärchen benutzen zusammen mit Edward und Bella die Aufstiegsplattform und machten sich auf zum Unterwasserstützpunkt. Der Rest der Cullens begann mit dem Aufräumen. Kaum war die Tür zu ihrem Zimmer ins Schloss gefallen, lagen sich Isaak und Jake schon in den Armen. Nach einem langen Kuss schob der Leitwolf seinen Geliebten zum Bett und befahl: „KI, Tür verriegeln.“ Schnell kickte er achtlos seine Schuhe von den Füßen und entledigte sich seiner Kleidung. Sein Freund tat es ihm gleich und beide landeten nackt im Bett. Augenblicklich klebten sie aneinander und küssten sich gierig. Suchten dabei nach Reibung, bei dem anderen. Mental sagte Jake: „Ich hatte heute solche Angst um dich, mein Füchslein.“ „Ich auch, mein Wölfchen.“ Der Wolfsjunge rollte sich herum und lag nun oben, sein Freund mit gespreizten Beinen unter ihm. Dann löste der Leitwolf den Kuss und sagte: „Ich will mit dir schlafen. So richtig, meine ich. Es war so knapp heute und ich will nicht mehr warten.“ Nachdenklich runzelte Isaak die Stirn und fragte: „Bist du dir sicher?“ „Ja“, hauchte Jake und raubte sich einen verlangenden Kuss. „Ich will dich. Du bist mein und ich bin dein. Lass es uns tun.“ Isaak biss sich auf die Unterlippe und nickte. Erneut trafen sich ihre Lippen, dann setzte sich Jake auf und positionierte sich. Er griff nach den Beinen seines Geliebten und drückte dessen Becken leicht in die Höhe. Sein Glied pochte fast schon schmerzhaft als er sich langsam dem Muskelring näherte. Leicht drückte er dagegen. Isaak sagte: „Stopp.“ In seiner Stimme schwang Angst mit und Jake hob den Blick. Sein Freund hatte panisch die Augen aufgerissen und zitterte. Seine Miene war geprägt von Furcht. Verständnislos ließ Jake die Beine seines Freundes los und setzte sich auf die seinen. Hatte er etwas falsch gemacht? Der Wächter rollte sich zusammen und Tränen liefen ihm über die Wangen. „Bitte nicht“, flehte er und dreht sich auf die Seite. „Ich kann nicht“, sagte er und ein Bild seines Vaters schoss ihm in den Kopf. Zum zweiten Mal jammerte er: „Bitte nicht.“ Jake traf die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht. Er hatte seinen Freund an das Schlimmste erinnert, was man diesem angetan hatte. Was sollte er nun machen? Seine Lust war vollständig versiegt und er sagte mit erstickter Stimme: „Es tut mir leid.“ „Es, es liegt nicht an dir“, stammelte Isaak und robbte von ihm weg. Jake legte sich hinter seinen Freund und zog ihn in eine enge Umarmung. Sofort wehrte sich der Rotblonde und weitere Tränen rannen ihm aus den Augen, aber sein Partner hielt ihn weiterhin fest. Beruhigend streichelte er ihn und sprach besänftigend auf ihn ein. Langsam, ganz langsam entspannte sich Isaak ein wenig. Seine Muskeln blieben jedoch angespannt. „Es tut mir leid, Jake. Ich dachte, ich bin schon so weit.“ „Es ist nicht deine Schuld. Schhh, alles ist gut. Beruhige dich. Ich bin für dich da. Immer.“ Einige Zeit verging, dann fragte Isaak kleinlaut: „Ich würde gerne nach unserem Gast sehen.“ Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Er war immer noch aufgewühlt und brauchte ein wenig Zeit für sich, um sich zu sammeln. Schweren Herzens sagte Jake: „Wenn du das willst, werde ich dich nicht aufhalten.“ Schnell löste sich der Wächter und ergriff fast schon panisch die Flucht. So schnell er konnte zog er sich wieder an und rannte aus dem Raum. Der Leitwolf rollte sich auf den Rücken und seufzte. Was hatte nur getan? Wie konnte er das wieder gut machen? Wie ein Stich ins Herz traf ihn die Erkenntnis, dass Isaak sich vor ihm abgeschottet hatte. Er schluckte hart und wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Er brauchte jemanden zum Reden, aber wen? Mit wem konnte er über sowas reden? Bella? Nein, sie war seine große Jugendliebe. Hinzu kam noch ihr immerwährender Schatten. Seine Probleme mit ihr zu erörtern, solange Edward um sie schwirrte, kam nicht in Frage. Rachel? Igitt, auf gar keinen Fall. Sie war doch seine Schwester! Das Internet? Ob das ihm wirklich helfen konnte? Er seufzte schwer. Mit einem Satz setzte er sich auf. Es gab da jemanden. Zugegeben, er müsste dafür zwar über seinen Schatten springen, aber wenn er Isaak damit helfen konnte, dann würde er diese saure Frucht schlucken. Für seinen Geliebten würde er alles tun. Rasch zog er sich an und ging in ein leeres Wohnzimmer. Er setzte sich in einen der Sessel und rief mental nach seinem Gesprächspartner. Es dauerte eine Weile dann betrat Kamden den Raum. Er sah angepisst aus und knurrte: „Was willst du?“ Dann sah er den Gesichtsausdruck seines Bruders und seine Wut verflog. Langsam setzte er sich ihm gegenüber und fragte: „Was ist passiert? Wie kann ich dir helfen?“ Jake sah sich kurz um und fragte: „Kann ich dir vertrauen? Wirst du das, was ich zu sagen habe, für dich behalten?“ Der Brünette runzelte die Stirn und nickte. „Schwöre es mir“, forderte der Leitwolf. „Ich schwöre es“, gelobte sein Bruder und ihm wurde mulmig zu Mute. Was in aller Welt war nun schon wieder los? Jake ließ den Kopf hängen und begann zu erklären. Er erzählte ihm von Isaaks Vergangenheit und was dessen Vater ihm angetan hatte. „… Wir wollten es eben versuchen weiter zu gehen, aber Isaak hat Panik bekommen und ist abgehauen.“ Nach seiner Beichte herrschte eine Weile schweigen, dann räusperte sich Kamden. „Du bist ein Idiot.“ „Danke, das weiß ich selbst. Kannst du mir nun helfen oder nicht?“, raunte Jake ihn an. Der Brünette ließ den Kopf hängen und gestand: „Ich weiß nicht, ob ich dir, euch, helfen kann. So ein Problem hatte ich noch nie.“ Er dachte nach und sagte vorsichtig: „Ich kann dir erklären, wie du jemanden die Angst vor dem ersten Mal nehmen kannst, aber nicht, was du in dieser Situation tun solltest.“ „Ich verstehe nicht“, gestand Jake und sein Gegenüber lachte gequält auf. „Hast du dich eigentlich mal dem Thema Sex beschäftigt?“ Jake wurde knallrot und stotterte: „Einfach hinten rein oder nicht?“ Entsetzt riss Kamden die Augen auf. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Moment Mal. Hast du das auch so versucht? Deinen Freund einfach ohne Vorbereitung zu nehmen? Und das bei seiner Vergangenheit?“ Am Gesicht seines Gegenüber las er die Antworten selbst ab, denn dieser sagte kein Wort. „Bist du Irre oder einfach nur ein Vollidiot?“, schrie Kamden aufgebraucht. Er sprang auf und tigerte unruhig im Raum umher. Wut stieg in Jake und er rechtfertigte sich: „Ich hatte noch keine Zeit das im Internet nachzuschlagen, ok?“ „Na wenigstens weißt du, was das Internet ist“, meinte Kamen, rollte mit den Augen und ließ sich kein Stück von dem Knurren seines Bruders einschüchtern. Mit einem schweren Seufzer ließ er sich wieder in den Sessel fallen. „Bei dir fange ich am besten ganz von vorne an.“ Entrüstet schüttelte er den Kopf. Er hätte nicht gedacht, dass es heutzutage noch jemanden gab, der so wenig Ahnung hatte. Vor allem nicht seit der Erfindung des Word Wide Web. „Ich bin kein Gigolo, aber ich kann dir sage, was du machen solltest. Zugegeben ich war noch nie der Passive, aber ich habe Erfahrungen mit dem Entjungfern.“ Er erlaubte sich ein dreckiges Grinsen. „Bei Männern und Frauen.“ Dann wurde er wieder ernst: „Als erstes solltest du wissen: …“ Sie redeten über eine Stunde miteinander und Jake musste seine Fehler einsehen. Nach den Ausführungen seines Bruders, war er viel zu schnell und rabiat vorgegangen. Damit hatte er wohl die bösen Erinnerungen bei seinem Freund ausgelöst. Er bedankte sich artig bei dem anderen und schwor, dass er es besser machen würde, wenn Isaak ihm denn verzeihen würde und sie es erneut versuchen wollten. Schnell rannte Kamden in sein Zimmer und holte für Jake eine kleine Tube. „Nur zur Sicherheit. Aber nicht alles verbrauchen, ja? Ich habe nur eine davon.“ Feuerrot im Gesicht steckte der Alpha das Gleitmittel ein. Dann wünschte er Kamden eine gute Nacht und entschuldigte sich nochmal für die Störung. Anschließend machte er sich auf die Suche nach seinem Freund. Isaak stand in der Aussichtskuppel und beobachtete gedankenverloren die Geschöpfe der Tiefsee. Er seufzte schwer. Auch wenn er ihre Verbindung vollständig unterdrückte, so spürte er, dass Jake sich näherte. Was sollte er nur machen? Er hatte ihn mit seinem Verhalten verletzt und nun versteckte er sich wie ein verängstigtes kleines Mädchen. Als sein Freund bei ihm ankam, seufzte er abermals und drehte sich um. Er musste sich der Konsequenzen stellen und für seinen Fehler bezahlen. Jake kam vorsichtig näher und fragte: „Wie geht es dir?“ Sein Freund lächelte gequält und erwiderte: „Ich bin ein Feigling.“ Dann legte er den Kopf schief und straffe die Schultern. „Ich bin bereit für meine Strafe.“ Der Leitwolf überbrückte schnell die Distanz zwischen ihnen und zog seinen Freund in eine enge Umarmung. „Du hast nichts falsch gemacht. Ich bin so ein Vollidiot.“ „Ich war feige, habe gekniffen und mich vor dir versteckt. Na mach schon, beiß mich.“ „Nö“, sagte Jake und drückte noch etwas fester zu. „Aber…“, begann der Wächter und wurde unterbrochen: „Kein aber. Wenn, dann solltest du mich beißen. Ich habe doch den Bock geschossen.“ „Ich bestehe darauf“, knurrte Isaak. Aber sein Freund machte keinerlei Anstalten ihn zu bestrafen. „Wir hatten einen Deal“, erinnerte der Rotblonde ihn und setzte zum Letzten an: „Hast du keine Ehre?“ Jake blinzelte und löste sich von seinem Freund. Diese Worte, diese Situation, das kam ihm irgendwie vertraut vor. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Etwas ähnliches mit vertauschten Rollen war in der Wüste Gobi vorgefallen. Jake biss sich auf die Unterlippe. Jetzt erst verstand er, was er seinem Freund damals zugemutet hatte. Kleinlaut sagte er: „Das kannst du vergessen. Lieber bin ich ehrlos, als dass ich dem Mann, den ich Liebe, noch mehr weh tue.“ „Ich verstehe nicht“, gestand Isaak irritiert. „Öffne bitte die Verbindung. Dann zeige ich es dir“, bat der Leitwolf. Der Wächter seufzte und hob die Blockade auf. „Ich liebe dich“, sagte Jake und ließ all seine Emotionen in die Verbindung dringen. Augenblicklich wurde sein Freund von den Gefühlen überschwemmt. Langsam ging ihm der Mund auf und er versuchte das Chaos zu ordnen. „Oh“, entwich es ihm, als er verstand, was los war. Jake stöhnte deprimiert als er im Gegenzug die Gefühlswelt seines Geliebten analysierte. „Du hast nichts falsch gemacht, Schatz.“ Erneut nahm er ihn in den Arm und diesmal erwiderte Isaak die Umarmung auch. Vorsichtig fragte der Wächter: „Wie soll es nun weitergehen?“ „Das kommt auf dich an“, meinte Jake, löste sich ein klein wenig und raubte sich einen sanften Kuss. „Lass es uns langsam angehen. Ich warte bis du bereit bist. Dann versuchen wir es nochmal.“ Traurig schlug der Rotblonde den Blick nieder. „Ich möchte schon, aber ich weiß nicht, ob ich kann.“ „Hm…“, brummte Jake. Allein bei der Vorstellung es noch einmal zu versuchen, kehrte seine Lust zurück, aber er zügelte sich. „Lass es gut sein für heute. Komm, wir gehen schlafen.“ Dann schnappte er sich seinen Freund und hob ihn einfach frech in die Arme. Er trug ihn in ihr Zimmer zurück und stellte ihn vor dem Bett ab. Während sie sich küssten, zog er sich und auch Isaak aus. Dann krabbelten beide ins Bett und sie kuschelten sich in der Löffelchenstellung aneinander. Isaak zuckte als er Jakes Erregung an seinem Hintern spürte. Unsicher fragte Jake: „Soll ich dich loslassen?“ „Nein“, sagte der Wächter und versuchte sich wieder zu entspannen. Er wusste, dass Jake zwar erregt war aber er wirklich nur schlafen wollte. Dagegen sprach ja nichts. Sie kuschelten sich aneinander und schlossen die Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)