Broken Flower von Last_Tear ================================================================================ Kapitel 1: My Desire -------------------- Seufzend zupfte Hizaki etwas an seinen Haaren, zwang sich tief durchzuatmen und schloss für einige Sekunden die Augen. Er war so nervös wie selten in seinem Leben, dabei konnte doch eigentlich nichts schief gehen. Oder? Vielleicht hätte er doch vorher anrufen sollen, anstatt auf Gut Glück vorbei zu kommen, aber wohin sollte Kamijo schon gegangen sein? Bei der Bandprobe hatte dieser deutlich gesagt, dass er heute nur noch seine Ruhe haben wollte. Wieso fiel es ihm dann so schwer zu klingen? Sie waren Freunde, verdammt. Hizaki biss sich auf die Unterlippe, bevor er die Augen wieder öffnete und auf den Klingelknopf drückte, jederzeit bereit wegzulaufen. Seine Beine fühlten sich so wahnsinnig weich an. Einige Sekunden lang herrschte Stille, dann hörte er Schritte und wäre beinahe hintenüber gefallen als die Tür doch geöffnet wurde und Machi ihm ein strahlendes Lächeln schenkte. Was machte der denn hier? „Hey~ Yuji hat gar nicht gesagt dass du noch vorbei kommen wolltest.“ Hizaki musste schlucken, während sein Blick an seinem Gegenüber klebte. Shorts und ein lockeres Top…Und war dass da ein Knutschfleck an Machis Hals? „Eh…“ Scheiße. Er hätte vorher anrufen sollen. Eigentlich hatte er in dem Moment umdrehen und wegrennen wollen, hätte ihn nicht Machi erneut angesprochen. „Hizaki?“ Er wollte gar nicht wissen was der jetzt von ihm dachte, aber er schaffte es zumindest ein schwaches Lächeln auf seine Lippen zu zaubern. „Entschuldige. Ich wollte mit ihm eigentlich was wichtiges besprechen, aber das kann wohl bis morgen warten.“ Machi hob langsam eine Augenbraue und Hizaki biss sich erneut auf die Unterlippe. Konnte er denn nicht einfach im Erdboden versinken, das würde das alles hier viel weniger peinlich machen. „Warum kommst du nicht trotzdem kurz rein? Hat es mit der Band zu tun?“ Hizaki schüttelte den Kopf, aber fand sich schließlich doch im Flur wieder und schlüpfte langsam aus seinen Schuhen. Wie gut, dass er von der Schnapsidee abgesehen hatte, Dessous unter seine Klamotten anzuziehen. Mit hängendem Kopf folgte er Machi in die Küche und ließ sich dort auf einen der Stühle sinken. Was hatte der Kerl nur an sich, dass es ihm so schwer fiel, Nein zu sagen? Als ihm ein Glas Rotwein zugeschoben wurde, sah er wieder auf und runzelte leicht die Stirn. So wie Machi mit seinem eigenen Glas an der Küchenzeile lehnte und ihn musterte, fühlte er sich wahnsinnig unwohl. Wie das Kaninchen vor der Schlange wenn er ehrlich war… „Was ist mit Kamijo?“ Vorsichtig nippte er schließlich doch am Wein, er wollte nicht unhöflich erscheinen, verschluckte sich allerdings beinahe als Machi nur mit den Schultern zuckte. „Der schläft. Schon seit ein paar Stunden. Aber nachdem es so wirkte als ob du wirklich dringend mit ihm reden willst, dachte ich mir wir können das sicherlich auch unter uns klären.“ Das Lächeln welches er geschenkt bekam ließ Hizaki erschaudern und er war wortlos aufgestanden um zurück in den Flur zu gehen. Nein, das war wirklich eine sehr blöde Idee gewesen. „Du dachtest wirklich, dass er dich wählen könnte, nicht? Dass Yuji in der Lage wäre dich zu lieben.“ Für einen Moment war er sicher, dass er sich verhört hatte, dann wurde sein Kopf an den Haaren auch schon in den Nacken gezogen und er funkelte Machi düster an, als dieser sich eng an ihn lehnte. „Ich war seine Königin, lange bevor er dich überhaupt kannte. Du hattest nie eine Chance.“ Damit wurde Hizaki wieder los gelassen und während er am ganzen Körper zitternd versuchte seine Schuhe wieder anzuziehen, hatte sich Machi sein Glas Rotwein genommen und den Inhalt in sein eigenes, beinahe leeres Glas gegossen. „Biest.“ „Ah nein…Das heißt Hexe.“ Das war das Letzte, was Hizaki hörte bevor er geflüchtet war und kaum zuhause angekommen war er in Tränen ausgebrochen. In dieser Nacht war es ihm unmöglich Schlaf zu finden auch wenn er sich bis zur Erschöpfung ausgeweint hatte und so verbrachte er die Nacht auf dem Sofa, mit Wein und einer Serie bei der er schon bei der zweiten Folge den Überblick verloren hatte. Am nächsten Tag waren Kamijo die Augenringe natürlich nicht entgangen und Hizaki hatte eine schwere Zeit gehabt, den Sänger zu überzeugen, dass mit ihm alles in Ordnung war und er nur schlecht geschlafen gehabt hatte. Wenigstens hatte Teru ihn unterstützt und diesem war es nicht schwer gefallen, Kamijo abzulenken. Vielleicht ein fragwürdiges, aber durchaus praktisches Talent und so hatte er seine Gedanken in eine andere Richtung konzentrieren können. Denn wenn Machi wirklich glaubte, dass er so einfach aufgeben würde, dann würde dieser sich noch wundern, mit wem er sich angelegt hatte. Gegen Ende der Bandprobe hatte er einen perfekten Plan entwickelt und als sie sich alle von einander verabschiedet hatten, war er zurück geblieben um sich bei seinem besten Freund zu entschuldigen. Lange hatten sie nicht geredet, aber er hatte bekommen, was er gewollt hatte - die Zusage, dass sie morgen zusammen essen würden. Nur Kamijo und er und auf dem Heimweg war er schon deutlich besserer Laune. Es gab nur noch eines zu tun. Sicher gehen, dass Machi ihm keinen Strich durch die Rechnung machen konnte. Er mochte Stunden vor dem Kleiderschrank verbracht haben, ohne sich entscheiden zu können, bevor er nachgegeben und Kaya angerufen hatte. Wenn ihm einer bei dem Thema helfen konnte, dann sein Exfreund. „Oh Herzchen…“ Hizaki verzog das Gesicht, als Kaya sich nach einer Umarmung auf sein Bett fallen ließ und ihn skeptisch musterte. Er hasste diesen Tonfall - für gewöhnlich schlug Kaya den nämlich nur an, wenn er ihm ins Gewissen reden wollte und genau das konnte er jetzt echt nicht gebrauchen. „Nein. Sag es einfach nicht, behalt es für dich, denke es dir, mir völlig egal aber ich will es nicht hören.“ Damit hatte er die Hände in die Hüfte gestemmt und funkelte sein Gegenüber dunkel an, welches nur abwehrend die Hände hob. „Schon gut, schon gut. Dann sag ich dir halt nicht dass du verrückt geworden bist wenn du glaubst, dass Machi Kamijo nochmal gehen lässt.“ Kaya verdrehte die Augen, bevor er Hizaki im nächsten Moment auch schon in seine Arme gezogen hatte, als dieser sich ebenfalls aufs Bett sinken ließ und mit einem leisen Schluchzen das Gesicht in den Händen vergrub. „Liebling, nicht doch…“ Seufzend zog Kaya den Anderen enger an sich und begann ihm sanft und beruhigend über den Rücken zu streicheln, während Hizaki sich an ihm festklammerte. „Bist du dir wirklich sicher, dass es das auch wert ist?“ Es dauerte einige Momente bevor sich Hizaki beruhigt hatte und antworten konnte. „Ja. Machi hat mich vorgeführt als wäre ich ein kompletter Idiot. Denkst du wirklich, dass ich ihn damit davon kommen lasse?“ Kaya zuckte schwach mit den Schultern, während er Hizaki erneut begann über den Rücken zu streicheln, es war verständlich dass dieser aufgebracht war. Aber waren zehn Jahre nicht genug um einem Mann hinter her zu rennen der dafür bekannt war, Herzen zu brechen sobald er bekommen hatte, was er gewollt hatte? Trotzdem hatte Kaya nachgegeben und sei es nur um Hizaki nicht mehr weinen sehen zu müssen. Sie hatten die Nacht zusammen verbracht und waren am nächsten Tag zusammen zur Bandprobe. Alles nur um Kamijos Neugier oder auch Eifersucht zu wecken. Funktioniert hatte es hervorragend wie Hizaki zugeben musste, als er sich mit dem Rücken zur Wand wieder fand und die Arme um den Sänger schlang. Nur ob es ein gutes Ende nehmen würde, war wohl fraglich. Aber daran wollte er nicht denken wenn sich Kamijos Lippen auf seinen eigenen so gut anfühlten und es alles war, was er seit Jahren gewollt hatte. Vielleicht war es nicht fair, Machi gegenüber. Sicherlich war es auch nicht richtig, jemanden zu verführen der in einer festen Beziehung war, aber er wollte dass Machi niemals vergessen würde, mit wem er sich angelegt hatte und dass er keine Angst davor hatte, auch schmutzige Tricks einzusetzen. Allerdings hatte er sich gelöst, kaum dass Kamijo versucht hatte, die Finger unter sein Oberteil zu schieben und nur den Kopf geschüttelt. So weit wollte er dann doch nicht gehen. Vor allem nicht hier wo sie jeder sehen oder stören konnte. „Den Rest kannst du dir zuhause holen. Wir sehen uns heute Abend und sei pünktlich.“ Damit hatte Kamijo zugezwinkert und diesen dann auch stehen gelassen um sich selbst auf den Weg zu seiner eigenen Wohnung machen. Er konnte den ungläubigen Blick in seinem Rücken brennen spüren, bis er das Gebäude verlassen hatte und vielleicht hätte es sich nicht so gut anfühlen sollen, aber offenbar hatte er sich bisher selbst unterschätzt. Ganz egal ob das jetzt Konsequenzen mit sich ziehen würde oder nicht. Kampflos aufgeben war nichts, was er sonst tat. Sonst wäre er mit seiner Musik nie so weit gekommen. Zuhause angekommen hatte es sich Hizaki jedoch erst auf seinem Sofa bequem gemacht und die Augen geschlossen. Er wollte nur ein paar Minuten Ruhe für sich um sich wieder sammeln zu können. Offenbar musste er eingeschlafen sein, denn Hizaki erwachte davon, dass sein Handy nicht aufhören wollte zu klingeln und als er fluchend zu seiner Tasche gestolpert war um den Anruf annehmen zu können, verzog er das Gesicht als er sah, wer das war. Kamijo. Ausgerechnet. „Ja?!“ Fuck. Hizaki fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, während er herzhaft gähnte - wehe der sagte ihr Abendessen jetzt ab. Dann würde er schreien. „Eh…Hizaki…Hab ich dich geweckt? Tut mir leid…Ich wollte nur fragen, ob es für dich auch in Ordnung wäre, wenn wir uns später bei mir treffen und zusammen kochen. Machi ist nicht da, aber hat nichts dagegen.“ Oh toll. Hizaki war sich beinahe sicher, dass man hören konnte, wie hart er die Augen verdrehte bei dieser Aussage. „Machen wir. Dann bin ich gegen halb acht bei dir und du hast besser deinen besten Rotwein kalt gestellt.“ Damit hatte er aufgelegt, bevor der Sänger noch etwas dazu sagen konnte und ein dunkles Lächeln legte sich auf seine Lippen. Umso besser. Dann sprach nichts dagegen seine neuen Dessous zu tragen. Es fühlte sich seltsam an, wieder vor Kamijos Wohnungstür zu stehen. Und egal wie oft sich Hizaki sagte, dass er dieses Mal auch eingeladen war, brauchte es eine Minute, bis er es schaffte, zu klingeln. Wieso er mit einem Mal so nervös war, wusste er selbst nicht. Aber das konnte auch daran liegen, dass er nicht davon überzeugt war, dass Machi ihn mit dem Sänger allein lassen würde. Wenigstens öffnete ihm dieses Mal tatsächlich Kamijo und mit einem Lächeln ließ sich Hizaki umarmen, bevor er die Wohnung betrat und aus seinen Schuhen schlüpfte. „Entschuldige die Planänderung in der letzten Minute.“ Hizaki zuckte schwach mit den Schultern, bevor er dem Sänger in die Küche folgte. „Schon gut.“ Allerdings erstarrte er direkt als er sich dort Machi gegenüber sah und Hizaki hob beide Augenbrauen. „Kamijo?!“ Dieser starrte ertappt zu Boden und es kostete Hizaki einiges an Willenskraft um nicht einfach zuzuschlagen. Irgendwie fühlte er sich wahnsinnig verarscht. „Sei nicht böse auf ihn, das war die einzige Möglichkeit dich nochmal dazu zu bringen hier her zu kommen. Mit mir allein würdest du sowieso nicht reden aber den Rest sollten wir nach dem Essen besprechen.“ Damit wurde er bereits aus der Küche gescheucht und fand sich wenig später mit Kamijo zusammen auf dessen Sofa wieder, während man ihm wohl mehr als deutlich ansehen konnte wie irritiert er war. Aber gut, wer hätte denn auch mit so etwas rechnen können? Er wusste nicht mal, was es zum Abendessen gab! Wenn Kamijo ihm die Wahrheit erzählt hätte, würde er sich zumindest nicht schon wieder vor kommen wie ein Vollidiot. So viel zu seinem Plan. Aber er war wohl selbst Schuld dass er davon ausgegangen war, dass irgendetwas mal so funktionieren würde, wie er wollte. Nicht solange Machi ihn ganz offensichtlich lesen konnte wie ein offenes Buch. „Ich habs ihm erzählt.“ „Huh?“ Hizaki blinzelte irritiert als Kamijo ihn aus seinen Gedanken riss und es dauerte einige Sekunden, bis ihm bewusst wurde, was dieser gemeint hatte. Dämlicher Sänger der konnte ruhig auch mal in ganzen Sätzen sprechen. „Hizaki…Das mit Machi ist mir Ernst. Ich kann ihn nicht nochmal verlieren. Aber ich schaffe es ja offenbar auch nicht, die Finger von dir zu lassen. Deswegen habe ich mit ihm gesprochen. Dass wir eine Lösung finden können, zusammen. Bitte vertrau mir, ja?“ Wollte er das wirklich? Und vor allem - sollte er das? An sich hielt ihn nichts davon ab, aufzustehen und zu gehen. Außer dem Gefühl, dass das hier noch ein Running Gag wurde und er dringend mit Machi reden musste. Oder den Drummer verprügeln. Beides sicherlich eine gute Idee. Zumindest wenn er nicht hundertprozentig sicher wäre, dass Machi stärker war als er und ihn problemlos außer Gefecht setzen konnte. Schlussendlich schenkte er Kamijo ein gequältes Lächeln und nickte einfach nur. „Lass uns das nach dem Essen in Ruhe besprechen, ja?“ Kapitel 2: In Your Arms ----------------------- Das Abendessen verlief größtenteils schweigend. Hizaki war nicht nach Reden zu Mute und nach dem dritten abgeblockten Gesprächsversuch, schien auch Machi aufgegeben zu haben. Kamijo war sowieso verstummt, kaum dass sie die Küche wieder betreten hatten und Hizaki fragte sich erneut, was er hier eigentlich tat. Sicher, er hatte Machi zeigen wollen, dass er nicht aufgab. Dass es nicht fair war, sich einfach wieder in Kamijos Leben zu schleichen, nachdem er so lange verschwunden gewesen war. Aber war es das wirklich wert? Die Dessous schienen sich in seine Haut zu brennen und auch wenn er genau wusste, dass diese gut durch seine Kleidung verdeckt waren, hatte er das Gefühl, nackt am Tisch zu sitzen. Wollte er Kamijo wirklich für sich, weil er ihn liebte? Oder hatte Kaya Recht gehabt und das war der letzte, verzweifelte Versuch etwas zu erzwingen, das nie hätte sein sollen? Er war so zuversichtlich gewesen, als er sich auf den Weg gemacht gehabt hatte. Entschlossen, Kamijo zu überzeugen, dass dieser mit Machi nie glücklich werden würde auf Dauer. Immerhin hatte Machi dem Sänger schon ein Mal das Herz gebrochen. Und jetzt? Wusste er gar nichts mehr und schlussendlich hatte er sich auch entschuldigt, dass er ins Bad verschwinden konnte. Er brauchte dringend ein paar Minuten für sich. Allerdings hatte es sich Hizaki gerade auf dem Badewannenrand bequem gemacht, nachdem er sich etwas Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, als es an der Tür klopfte und er hob beide Augenbrauen. „Hizaki…Können wir bitte reden? Wegrennen wird dir nicht helfen auf Dauer.“ Machi. Mit einem leisen Schnauben verdrehte der Gitarrist die Augen, natürlich wusste er dass er nicht vor allem davon laufen konnte, vor allem nicht vor seinen Problemen mit Kamijo, aber den Versuch war es doch alle Mal wert. Nur leider saß er gerade mehr oder weniger in der Falle, mit dem Rücken zur Wand und er war wirklich nicht lebensmüde genug um aus Kamijos Badezimmerfenster zu klettern. „Ok.“ Machi schien überrascht, dass die Tür nicht verschlossen war, aber wozu hätte er absperren sollen? Sie waren nur zu dritt. Einige Sekunden lang sahen sie sich an, dann fand sich Hizaki an den Haaren auf die Beine gezogen und fluchte leise. „Sag mal, geht’s noch?!“ Er hatte weiter schimpfen wollen, allerdings wurde der Fluch von Machis Lippen geschluckt, als dieser sich vorbeugte um ihn zu küssen und Hizaki erstarrte komplett. Wäre er nicht festgehalten worden, wäre er wohl sicherlich zu Boden gesunken. Der Kuss kam so unerwartet, dass er es nicht mal schaffte diesen zu erwidern, bevor er bereits wieder gelöst wurde und er blinzelte Machi schließlich ungläubig an, während er versuchte zu verstehen, was hier passierte. „„Jetzt schau nicht so.“ Machi schüttelte seufzend den Kopf und Hizaki leckte sich nervös die Lippen, während er in Richtung Badezimmertür sah. War das hier nicht wahnsinnig auffällig? Würde Kamijo sie nich vermissen? „Denkst du wirklich, ich bin so dumm und merke nicht was du vor hast?“ Ein amüsiertes Lächeln hatte sich auf Machis Lippen gelegt und Hizaki schüttelte den Kopf. Was hatte Kamijo mal erwähnt? Machi war gruselig wenn er wütend war? Wenn er ehrlich war, fand er Machi im Moment viel gruseliger und dessen Lächeln erinnerte ihn an die Grinsekatze aus Alice im Wunderland. Nur dass er mit dieser noch nie in einem Badezimmer eingesperrt gewesen war. Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gebracht, wurde die Tür auch schon abgesperrt und er wich mit einem leisen Laut zurück - Machi würde ihn umbringen. Ganz sicher. Mit dem Föhnkabel erwürgen und es als schrecklichen Unfall darstellen… „Hizaki…“ „Huh…“ Er zuckte zusammen, als ihm sanft die Wange getätschelt wurde und starrte sein Gegenüber mit großen Augen an. Oh. Offenbar war er in Gedanken schon wieder zu weit geschweift, zumindest wirkte Machi noch nicht sehr mordlüstern. Bei seinem Glück würde sich das schneller ändern als gut war. „Ich weiß, wie lange du Yuji hinter her rennst.“ Ein Schlag ins Gesicht wäre wohl ähnlich effektiv gewesen und seine Gedanken begannen erneut zu rasen. Irgendetwas stimmte hier doch ganz gewaltig nicht. „Ich hab mit ihm gesprochen und mit Kaya. Ich musste sicher gehen.“ Machi zuckte mit den Schultern und Hizaki wich automatisch noch mehr zurück, bis er mit dem Rücken zur Wand stand, dieses Mal wortwörtlich. Nicht gut. „Was willst du, Machi?“ Kaum dass er diese Worte ausgesprochen gehabt hatte, bereute Hizaki sie bereits bei dem dreckigen Grinsen, welches sich auf den Lippen des Anderen zeigte, aber wenn er sich hier komplett einschüchtern ließ, hätte er definitiv verloren. Und ein kleiner, sehr hartnäckiger Teil in ihm versuchte ihm einzureden, das noch nicht alles verloren war, dass es durchaus noch eine Chance gab, Kamijo um den Finger zu wickeln und glücklich zu werden. Er wusste zwar nicht wie, aber Angriff war die beste Verteidigung. Was hatte er noch zu verlieren? Sehr viel offenbar. „Was hältst du davon, wenn wir uns Kamijo teilen?“ Hatte er das wirklich gehört oder war das Wunschdenken? Verlor er den Verstand? Machis Finger glitten über seinen Oberkörper, begannen Kreise direkt über seinem Herzen zu ziehen und Hizaki musste schlucken. Es war unmöglich dass Machi nicht spüren konnte, wie heftig sein Herz gerade schlug. „Ich weiß, dass du ihn willst. Du scheinst ihn nicht aufgeben zu können, obwohl er vergeben ist und ich will mal nicht so sein…“ Die Stimme des Anderen war beinahe ein Schnurren in seinen Ohren und als Machi ihm tatsächlich sanft ins Ohr biss, gab Hizaki einen erschrockenen Laut von sich und vergrub die Finger im Oberteil seines Gegenübers. Wann war der ihm überhaupt so nahe gekommen?! „Willst du leugnen, dass ihr die Finger nicht voneinander lassen könnt?“ Er musste schlucken, dann schüttelte er den Kopf. Machi in dieser Situation anzulügen würde sicher nicht gesund sein. Und er wusste genau, dass dieser ihm körperlich überlegen war. „Na also. Yuji war noch nie gut darin, Dinge vor mir zu verstecken und ganz ehrlich, du bist ein miserabler Schauspieler, Prinzessin.“ Hizaki erschauderte, als Machis Finger tiefer glitten und er jetzt dessen Fingernägel zu spüren bekam. Er hatte es sich schmerzhafter vorgestellt, aber andererseits war das hier ein Spiel. Und er war dabei zu verlieren. „Machi…“ „Sht.“ Erneut wurde er geküsst, schloss für einige Sekunden die Augen. Wieso musste sich das so gut anfühlen? Es sollte sich nicht gut anfühlen. Allgemein war diese ganze Situation gerade seltsam und langsam aber sicher wurde ihm klar, dass Kamijo ihn von Anfang an in eine Falle gelockt hatte. Machis Falle. Dessen Spiel. Sicherlich ging es auch um den Sänger, aber dieser war nebensächlich. Um was es Machi wirklich ging, war er und Hizaki lehnte den Kopf an die Wand als ihm bewusst wurde, dass das Machis Art war ihm zu sagen, dass er sich entscheiden musste. Für oder gegen ihn. Kamijo würde nie komplett ihm gehören, aber er hatte die Chance auf eine Beziehung mit ihm. Nur musste er dafür sich auch auf den Drummer einlassen und das war etwas, dass er absolut nicht bedacht, geschweige denn damit gerechnet hatte. Wie auch, hatte er sich mit Machi nie näher befasst als er es musste. Jetzt aber… Ok.“ Die Worte verließen seine Lippen bevor Hizaki näher darüber nachdenken konnte. Es war was er wollte, zumindest wenn es nach seinem Herz ging. „Ok, was?“ Hizaki schnappte nach Luft als Machi die Finger in seinen Haaren vergrub und seinen Kopf so in den Nacken zwang. „Ok, wir teilen uns Kamijo.“ Im nächsten Moment verließ ein erschrockener Aufschrei seine Lippen als Machi ihm in den Hals biss und er schlang die Arme automatisch um sein Gegenüber, da seine Knie zu weich wurden um länger stehen bleiben zu können. Kamijos Gesichtsausdruck als er mit Machi das Bad schließlich verließ, schwankte zwischen Unglauben und Hoffnung und Hizaki musste sich ein Kichern verkneifen, als der Sänger ihn in seine Arme zog. „Ich dachte wirklich, ihr bringt euch gegenseitig um.“ Machi verdrehte die Augen und Hizaki biss sich hart auf die Unterlippe, während er das Gesicht an Kamijos Schulter vergrub. „Natürlich. Mit einem Lockenstab und deiner Haarbürste? Verschweigst du mir irgendwelche neuen Hobbies?“ Machi hatte sich schneller daran gemacht den Tisch abzuräumen, als Kamijo sich wieder gesammelt hatte und Hizaki lachte leise auf, bevor er den Kopf schüttelte. Irgendwie war die ganze Anspannung welche er vorher verspürt hatte durch den Biss komplett von ihm abgefallen. Er fühlte sich gut, vielleicht ein bisschen betrunken, aber das war in Ordnung. Er befand sich in Kamijos Armen, da war alles in Ordnung. Er bekam nur halb mit, wie sie irgendwann ins Wohnzimmer gescheucht wurden und kaum, dass sie erneut auf dem Sofa Platz genommen hatten, nutzte er diese Gelegenheit um Kamijo verlangend zu küssen. Ein leises Keuchen entkam Hizaki, als er direkt auf Kamijos Schoß gezogen wurde, aber lange konnte er darüber nicht nachdenken. Was auch immer hier passierte, es war genau das, was er gewollt hatte. Selbst dass er seine Kleidung Stück für Stück los wurde, war gut so. Ihm war sowieso schon warm geworden und als er schließlich nur noch in Dessous auf Kamijos Schoß saß, war er beinahe sicher, jeden Augenblick zu schmelzen. „Wunderschön.“ Kurz sah er zu Machi, welcher sie mit vor der Brust verschränkten Armen beobachtete, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Kamijo zu, welcher begonnen hatte immer wieder an den Strapsen zu zupfen und ihm leise Laute entlockte. „Sollten wir das nicht ins Schlafzimmer verlegen?“ Statt zu antworten hatte er Kamijo verlangend geküsst, wenn dieser wollte, dass er sich bewegte, würde er ihn tragen müssen. Er saß wahnsinnig gut hier, auch wenn ihm die wachsende Erregung des Sängers nicht entgangen war, aber er wollte es genießen. Und Kamijo verdiente es durchaus, etwas hingehalten zu werden, allein dafür, dass er ihn blindlings in Machis Fänge getrieben hatte. Aus Luftmangel heraus hatte sich Hizaki allerdings doch irgendwann lösen müssen und er erschauderte, als weiche Lippen seinen Nacken streiften. Machi. Natürlich. „Ich bin sicher, dass das Bett bequemer sein dürfte, Prinzessin.“ Gänsehaut jagte durch seinen ganzen Körper als ihm diese Worte ins Ohr gewispert wurden und er nickte stumm, ließ sich auch von Kamijos Schoß heben, streckte jedoch eine Hand nach diesem aus und erschauderte erneut, als diese ergriffen wurde und er einen Handkuss bekam. Nein, er verstand die Dynamik zwischen Kamijo und Machi nicht. Aber so konnte es bleiben wenn es nach ihm ging. „Machi…“ Der Gedanke verschwand so schnell wie er gekommen wurde und er schlang die Arme um den Nacken seines Gegenübers, als er auf Kamijos Bett abgelegt wurde, vergrub beinahe sofort die Finger in den roten Haaren, dass er ihn eng an sich ziehen und verlangend küssen konnte. Die Sonne schien direkt ins Schlafzimmer und blendete ihn. Das war das Erste, was Hizaki aktiv mitbekam und mit einem leisen Murren hatte er sich auf die andere Seite gedreht, blinzelte völlig irritiert, als er dort einen warmen, atmenden Körper vor fand. War der gestern auch schon da gewesen? So gut es ging, zwang er sich die Augen zu öffnen und erstarrte als ihm bewusst wurde, dass es Kamijo war. Nackt und im Tiefschlaf. Was hatte er getan gestern? Allerdings wurde dann auch schon das Rollo herunter gelassen und er murmelte ein leises „Danke.“ So war das doch schon viel besser. Aber erst als sich ein warmer Körper auch an seinen Rücken schmiegte, kam die Erinnerung vollständig zurück. Richtig, er war von Kamijo zum Abendessen eingeladen worden, hatte eine Vereinbarung mit Machi getroffen und dann mit Beiden Sex gehabt. Offenbar bis zum Umfallen, denn er erinnerte sich kaum, wann er eingeschlafen war, dafür tat ihm alles weh. Sein Hals pochte besonders stark und murrend ließ er sich an Machi ziehen und schloss gähnend wieder die Augen. Dass dieser so bissig werden konnte! Davor hatte ihn niemand gewarnt! Geschweige denn davor, dass Kamijo eine Gerte zur Hand gehabt hatte… So schnell würde er nicht mehr sitzen wollen. „Sht sht, das wird besser, versprochen.“ Hizaki war nicht sicher, was dazu führte, dass er Machi Glauben schenkte. Die Tatsache, dass er selbst viel zu müde war um noch länger wach zu bleiben oder die Sanftheit in der Stimme des Anderen, welche ihm gestern nicht aufgefallen war. Im Moment genoß er es auch viel lieber, bekuschelt zu werden, Machis Finger auf seiner Haut und während Hizaki erneut einzuschlafen begann, hätte er schwören können, dass der Drummer die Melodie eines ihrer neuesten Lieder, welches Hizaki geschrieben hatte, vor sich hin summte und ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Ja vielleicht hatte er sich in Machi getäuscht auch wenn sie definitiv reden mussten später, aber noch konnte er absolut keinen Nachteil darin finden, doch über seinen Schatten gesprungen und sich auf Machi eingelassen zu haben. Für Kaya würde er sich wohl nur noch etwas glaubhaftes einfallen lassen müssen, dass verhinderte, dass sein bester Freund hinten über fallen würde. Aber das hatte Zeit, alles hatte Zeit. „This chest coloured by tears, In our arms you'll find warmth. Dear My Princess…“ Hätte Hizaki die Augen noch mal geöffnet, hätte er das Lächeln auf Kamijos Gesicht gesehen, während dieser ihn schweigend betrachtete, er hätte bemerkt, mit wie viel Liebe der Sänger ihn und Machi betrachtete. Aber dies entging ihm, ebenso wie die geflüsterte Unterhaltung zwischen den Beiden. "Wann sagen wir es ihm?" Ein sanftes Lächeln huschte über Machis Lippen und er vergrub das Gesicht tiefer in Hizakis Haaren um dessen Geruch besser ein atmen zu können. "Morgen." Kamijo schüttelte lachend den Kopf und während Machi ihn mit einem bösen Blick bedachte, hatte Kamijo die Decke um sie alle Drei enger geschlungen und Hizaki einen Kuss auf die Stirn gegeben. Morgen klang perfekt. Hosted by Animexx e.V. 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