Demons von Ayane88 ================================================================================ Kapitel 3: Lucille ------------------ Meine Worte schienen ihn zu beruhigen. Seine Gesichtszüge entspannten sich merklich, was mich glücklich stimmte. „Ab und zu denke ich mir, dass du zu gut für diesen Ort bist“, sprach Negan. „Das Sanctuary ist mein Zuhause. Ich fühle mich hier wohl.“ „Immerhin“, brummte er. Danach stand Negan auf und zog sein Shirt an. „Entschuldige“, er versuchte ein Lächeln aufzusetzen. „Gefühle sind nicht so mein Ding. Ich glaube, die Einzige, die mich wirklich emotional gesehen hat ist Lucille. Mein Baby kennt mich eben gut. Sie war es auch, vor der Daddy das letzte Mal weinte.“ Meine Neugier war groß, warum er ausgerechnet einen Baseballschläger einen Namen gegeben hatte. Doch ich traute mich nicht zu fragen. Immerhin wollte ich Negan nicht auf den Schlips treten. „Dich scheint etwas zu beschäftigen, Boy. Raus damit.“ „Ach“, ich schüttelte den Kopf. „Schon gut.“ Es klopfte. „Komm rein“, wies er an. Eine rothaarige Schönheit betrat das Zimmer, sie war neu in Negans Harem. Ihren Namen wusste ich nicht mehr, aber ich hatte ihn schon mal gehört. „Sorry, Juls“, raunte er. „Kein Problem", ich stand auf und nickte ihr zu. „Schlaf später gut.“ Sie sahen mir nach. „Du auch“, konnte ich seine Stimme noch vernehmen. Mit einem Mal hatte ich es eilig von ihm weg zu kommen. Natürlich wusste ich, dass er hin und wieder Damenbesuch bekam. Dennoch traf es mich und ich konnte mir nicht erklären warum. Oder doch? Ich versuchte meine Gedanken abzustreifen. Wir hatten schon genug Probleme. Zwar erweiterte Negan unser Territorium, wir wussten aber, dass uns das jederzeit wieder genommen werden konnte. Hinzu kam, dass draußen Beißer herum liefen, bereit uns die Haut vom Körper zu ziehen. In meinem Zimmer angekommen, schloss ich die Tür hinter mir und verweilte einige Zeit auf der Stelle. „Negan“, dröhnte es in meinem Kopf. Seine Stimme, seine Augen, sein Körper, die Art, wie er sich bewegte – es machte mich wahnsinnig. Warum war ich ihm so verfallen? Eventuell wäre ich sogar besser bei den Rebellen dran, wenn man bedachte, was Negan getan hatte. „Und trotzdem … würdest du ihn nicht verlassen“, flüsterte ich zu mir selbst. Ich hatte mich selbst aufgegeben gehabt, er allerdings hatte mich gerettet, sich meiner angenommen. Einem völlig Fremden. Ich fasste mich, schlüpfte aus meinen Sachen, bis auf die Boxershorts, die behielt ich an. Übermüdet legte ich mich ins Bett. Schnell versank ich in tiefen Schlaf und träumte von ihm. Er war mir so nahe, tat Dinge mit mir, die ich schon lange nicht mehr erlebt hatte. Ich spürte seinen, für mich perfekten, Körper. Negans Hände streichelten mich. „Warte“, ich hielt ihn davon ab, tiefer zu gehen. „Ich weiß nicht ob …“ „Psst, es ist okay“, flüsterte er in mein Ohr. „Du brauchst dich nicht zu schämen, nicht vor mir.“ Ich ließ mich gehen und vertraute ihm. Bevor wir jedoch weiter gehen konnten, wachte ich auf. An mir klebte der Schweiß und ich merkte, dass ich keuchte. Eine Hand war in meiner Boxershorts. „Du bist doch echt kaputt“, beleidigte ich mich innerlich selbst. Ich sprang auf und wollte nur noch eins – duschen und Negan aus meinen Gedanken bekommen. ***** Als er aufwachte, war Holly schon fort. Sie hatten die Nacht zusammen verbracht. Ihm war bewusst, dass Holly dies weniger freiwillig tat, viel mehr um überleben zu können. Dennoch zwang Negan sie zu nichts. Das tat er bei keiner Frau aus seinem Harem. Nichtsdestotrotz war es falsch, das wusste er. Manchmal kam er sich vor, als lebte er nur noch für seine Triebe. Gut , er hielt das Sanctuary am Leben und auch wenn er zwielichtige Methoden für dessen Schutz nutzte, so war es ihm doch wichtig. Negan war kein Held. Trotzdem hatte er neben all dem moralische Werte. „Fuck off“, brummte er und quälte sich empor. Immerhin hatte er weniger Schmerzen, seitdem Juls ihn regelmäßig massierte. Er wusste, wie und wo er ihn berühren musste. „Der Boss scheint diesem Typen verfallen zu sein, sie verbringen ziemlich viel Zeit zusammen“, hatte er letztens einen von Simons Kumpanen reden hören. "Macht er mich weich?“, grübelte Negan. Unsinn! Juls tat ihm zwar gut, aber er war einfach nur einer von ihnen. Sie alle waren Saviors. Man konnte jedoch nicht bestreiten, dass Negan schon gewisse Sympathien für ihn hegte. Er erwischte sich sogar dabei, dass er häufiger vor sich hin lächelte. „Oh man, bist du sentimental“, meinte Negan verachtend zu sich selbst. „Das klingt fast alles so, als ob du ihn in irgendeiner Form anziehend findest. Du bist doch nicht schwul, geschweige den bisexuell!“ Mit einem Satz verließ er das Bett. „Autsch“, Negan blickte an sich hinab. Auf seinem Oberkörper waren Kratz- sowie Bissspuren, die Holly zu verdanken waren. Sie war es, die dieser Seite an ihm nachgeben konnte. Daher war der Sex mit ihr wohl so intensiv. Unterbewusst lag dies wahrscheinlich auch daran, dass Negan so einiges von dem, was ihn innerlich quälte, für einen Moment verdrängen konnte. Das was Holly mit ihm tat, beruhte nicht auf Gegenseitigkeit. Er war tatsächlich sehr sanft zu ihr. „Du bist und bleibst ein Schwein“, schrie seine innere Stimme ihn an. „Halt die Klappe“, schnauzte Negan laut. Der Tag hatte schon begonnen und es wurde Zeit Geschäftliches zu regeln. Er musste Rick einen Besuch abstatten, ihm zeigen, dass er der Boss war. Dieses verfluchte Arschloch plante bestimmt schon den Aufstand. Man musste ihn klein halten, bevor er noch auf dumme Ideen kam. "Na, meine Schöne, hast du gut geschlafen?“, fragte Negan Lucille, die auf dem Stuhl neben dem Bett lag. Sie sollte es schließlich bequem haben. Seine Hand griff nach ihr. „In diesem riesigen Haufen Scheiße, den wir Welt nennen, bist du die Einzige, auf die ich mich komplett verlassen kann. Du würdest mir nie in den Rücken fallen, nicht wahr?“ „Boss?“, es war Simon, der ihn aufhielt. „Gehst du heute zu den Rebellen oder soll ich mich darum kümmern?“ „Lass mich das mal machen. Ricky Boy soll sehen, wer die Hosen an hat und ich habe mich lange nicht mehr blicken lassen. Kann ja sein, dass meine kleinen Schützlinge, vergessen haben, wer ich bin.“ „Na schön. Dann werde ich mich nach Hilltop begeben. Wer soll dich nach Alexandria begleiten?“ Negan überlegte und nannte wenig später einige Namen. „Was ist mit Juls?“, Simon hob eine Augenbraue empor. „Was soll mit ihm sein?“ „Na ja, du hast ihn bisher nie mitgenommen. Wie ich das sehe, hat er doch gute kämpferische Qualitäten. Sollten wir diese nicht einsetzen?“ Dieser Hund! Negan wusste genau worauf Simon hinaus wollte. Insgeheim unterstellte er ihm Juls zu schonen oder dass er, in irgendeinem Punkt, wenn auch nur platonisch, Gefühle für ihn entwickelt hatte. „Er hat seinen Platz erstmal hier auf der Basis. In Alexandria brauche ich ein eingespieltes Team und darf mir keine Experimente erlauben“, antwortete Negan harsch. „Ganz wie du meinst, Boss …“ Innerlich brodelte er wegen Simons Frechheit. Das Schlimme daran war, dass er nicht gänzlich unrecht hatte. Negan wollte Juls diesen Anblick ersparen. Obwohl er stets betonte, dass er alles für die Saviors geben würde. In seinem Kern war Juls noch zu gut, noch hatte er sich die Hände nicht so schmutzig gemacht wie Negan. Vor seinem geistigen Auge kam das Bild jenes Mannes empor, den er ermordet hatte – direkt vor den Augen seiner Frau. Wieder und wieder hatte Negan auf seinen Schädel eingeschlagen, bis nichts mehr von ihm übrig geblieben war. In jenen Momenten genoss er es sogar. War Negan krank? Man sagte, dass man ein Monster braucht um andere Monster zu besiegen. Also war er eines geworden, die Situation hatte es so erfordert. Aber ihre Augen verfolgten ihn. Dieser Blick, der voller Verachtung und Hass war. Sie hätte ihn ohne mit der Wimper zu zucken getötet. Etwas in ihm, wünschte sich sogar genau das. So konnte er wieder bei Lucille sein. Negan erinnerte sich an Juls fragenden Blick, als es um seinen Baseballschläger ging. Sollte er ihn einweihen, was es mit Lucille auf sich hatte? „Erstmal steht das Geschäft an“, motivierte er sich. Als er von Alexandria zurück kam, stand Juls bereits vor seiner Tür. „Du hast auf mich gewartet?“ „Irgendwie wusste ich, dass du bald zurück bist“, der Blonde lächelte. „Hm, du bist wohl ein echter Fuchs“, in Negans Stimme schwang Freude mit. Die Leute von Rick hatten ihm nur hasserfüllte Blicke geschenkt. Sie schätzten es nicht einmal, dass er sich um sie kümmerte und ihnen Feinde vom Leib hielt. Juls war da anders – er respektierte Negan nicht nur, er gab ihm ein Gefühl willkommen zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)