Demons von Ayane88 ================================================================================ Kapitel 7: Nachts ----------------- Diese Nacht verbrachten wir zusammen, als Freunde. Ich stand Negan bei seinen Verlust zu verarbeiten. „Sorry, Honey“, sprach er. Wir lagen nebeneinander. „Ich stehe eigentlich gar nicht auf so ein emotionales Zeug. Du musst mich echt für ein gefühlsdusseliges Weichei halten.“ „Ach, hör schon auf“, flüsterte ich „wir alle brauchen mal jemanden, auch du.“ „Stimmt.“ Er lachte auf. „Die anderen würden bestimmt denken, dass ich ein Homo bin, wenn sie uns so sehen.“ Mein Körper verkrampfte sich. „Alles okay?“, bemerkte Negan meine Veränderung. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Zum einen wollte ich ihm gerne beichten, was ich empfand. Auf der anderen bekam ich bei solchen Sprüchen auch Angst. „Wäre das denn so schlimm? Ich meine …“, kam es mir zaghaft über die Lippen. „Hast du etwas gegen Schwule?“ Mit einem Mal begann mein Herz schneller zu schlagen. Negans Schweigen machte es nicht besser. „Denkst du so über mich?“, fragte er und brach die Stille. „Nein, habe ich nicht. Jeder Mensch ist anders und individuell. Allerdings muss ich als Anführer ein gewisses Bild bewahren. Im Grunde darf ich gar keine Bindungen eingehen. Bei unserer Freundschaft …“ Negan seufzte. „Ist das jedoch anders. Du bist der Einzige mittlerweile, den ich an mich ranlassen kann und möchte.“ „Das freut mich.“ Was ich ehrlich meinte. „Es tut mir leid, dass es so rüberkam, als würde ich dich verleugnen.“ Mit einem Mal zog er mich zu sich. Ich konnte seinen Atem spüren. „Weißt du, ich habe Lucille viel zu selten in den Arm genommen. Ich hätte es tun und für sie da sein müssen. Aber ich war so unfähig. Natürlich bist du nicht sie. Ihr gleicht euch jedoch in manchen Charakterzügen. Das ist für mich ganz unabhängig von dem Geschlecht, du gibst mir einfach etwas, dass ich nicht wirklich erklären kann.“ Die Stimmen, die vor einiger Zeit noch auf dem Korridor waren, schienen verschwunden zu sein. Wir waren für uns. Ich hatte keine Ahnung wie spät es war, aber es musste schon Nacht sein, denn in Negans Zimmer war es stockdunkel. Sein Gesicht konnte ich daher nicht sehen, aber seinen Körper spüren. „Ich brauche dich, es klingt total debil“, fuhr Negan fort. „Doch ich tue es. Das weißt du oder?“ „Ja … natürlich.“ „Siehst du. Als Freund bist du mir eben sehr nahe. Auch vor diesem apokalyptischen Misthaufen hatte ich an sich kaum welche. Meine einzige Konstante in meinem Leben war Lucille.“ Er schien sie wirklich geliebt zu haben. Dennoch meinte Negan, dass ich kein Lückenbüßer sei. „Weißt du was mir auffällt, Juls? Du kennst viel aus meiner Vergangenheit. Allerdings weiß ich kaum etwas über dich.“ Über mich? Jetzt wo er es sagte, wurde es mir bewusst. Nach und nach vertraute ich mich ihm an. Ich erzählte ihm davon, dass ich stets um meinen Platz kämpfen musste. Das meine Familie im Grunde vollkommen zerbrochen gewesen war. Meine Eltern führten eine Bindung, die man schon lange nicht mehr als solche bezeichnen konnte. Sie stritten an sich jeden Tag. Ich weiß noch, wie ich oft der Schuldige war und meine Mutter drohte mich in ein Heim zu stecken. Wenn sie realisierte, was sie da gesagt hatte, suchte sie oft meine Nähe. Es war ein ständiger Zwiespalt. Ich glaube, dass sie mich liebte, aber auch gleichzeitig hasste. Schlimm wurde es als mein Vater eine Weile arbeitslos war und in starke Depressionen verfiel. Irgendwann fing er an zu trinken. Es gab öfter Stress zuhause. „Meine Eltern waren ja nicht nur wegen meiner Art überfordert …“, murmelte ich. „Es gab vieles, was sie störte. Besonders weil ich anders war, als viele, die sie kannten.“ "Was meinst du mit anders? Ich meine, sind wir das nicht eigentlich alle?“, wand Negan ein. „Glaub mir, ich wünschte es wäre so.“ „Du scheinst Angst zu haben, ich kann das verstehen. Betrifft es deinen Körper?“ Seine Direktheit verunsicherte mich. Dennoch nahm ich all meinen Mut zusammen und antwortete mit „ja“. „Ich werde nicht weiter fragen, denn mir ist es fern dich damit zu bedrängen. Du sollst nur wissen, dass ich dich, egal was auch immer da mit deinem Körper ist, nicht verurteilen werde.“ „Negan … ich … ich …“ Meine Stimme versagte, stattdessen legte ich meinen Kopf auf seinen Brustkorb ab. „Pssscht. Ist ja gut.“ Er strich mir zärtlich übers Haar. Mich überraschte es stets aufs Neue, wie sanft Negan doch sein konnte. „Manchmal komme ich mir einfach nur falsch vor, du hast mir einen Platz hier gegeben. Es ist das erste Mal, dass ich mich willkommen fühle. Selbst meine Familie konnte ich nicht aushalten. Ich habe Angst, dass mir all das genommen wird und ich dich ebenfalls verliere.“ Ein Gedanke, den ich kaum ertragen konnte. Eine Welt ohne Negan wäre verdammt einsam. "Leider kann ich dir nicht versprechen, dass ich das überlebe. Wie ich Rick bereits sagte, wir alle können jederzeit das Zeitliche segnen. Aber“, er machte eine Pause „ich verspreche, dass ich mein Bestes tun werde um nicht zu sterben.“ „Damit muss ich wohl leben“, ich musste lachen, wegen der Ironie des letzten Wortes. „Ich werde auch mein Bestes geben. Negan?“ „Ja?“ Als hätte ich es im Gefühl gehabt, dass dies bis dato unser vorerst letztes Gespräch sein würde, traute ich mich zumindest eine Sache auszusprechen. Ich war es ihm schuldig. Mir selbst natürlich auch. „Wahrscheinlich möchtest du es lieber nicht hören. Aber ich will es los werden, insbesondere da wir nie wissen was kommt.“ „Raus damit“, ermutigte er mich. Ich atmete tief aus und ein. „Ich habe mich in dich verliebt. Bitte, entschuldige. Ich wünschte es wäre anders, doch ich kann meine Gefühle nicht ändern.“ „Irgendwie kommt das keineswegs überraschend für mich.“ Er hatte es geahnt? Als ich nachfragte, bestätigte Negan, dass er öfter so ein Gefühl hatte, was mich betraf. „Ich hoffe, das ändert nichts an unserer Freundschaft“, sprach ich rasch. Seine Hand tätschelte meinen Kopf. „Quatsch! Warum sollte es denn? Du liebst also Männer? Und wenn schon. Pass nur auf, was die anderen im Sanctuary angeht.“ „Ja, sicher …“ „Gut, selbstverständlich würde ich jedem, der dich anrührt, wegen was auch immer, das Fell, und nicht nur sprichwörtlich, über die Ohren ziehen.“ Bildlich wollte ich mir das ungern vorstellen. Doch so war Negan halt – durch und durch Beschützer. "Du erwartest bestimmt noch eine Reaktion von mir“, er schien sich zu sammeln, da lange keine Reaktion kam. „Ich mag dich sehr. Jeden Tag, den wir gemeinsam verbringen, bist du so etwas wie mein Aufpushmittel oder mein Espresso. Fuck, immer wenn ich denke, wir stecken richtig im Dreck, rückst du mir den Kopf zurecht. Du bist und diesen Status hatte bisher niemand mehr wirklich inne, mein bester Freund. Auf gewisse Weise liebe ich dich … oh man, es ist echt hart.“ „Platonische Gefühle“, schlussfolgerte ich. „Ja, das sowieso. Ich hatte außer Lucille immer nur oberflächliche Bindungen. Meist ging es nur um Sex. Wenn ich ihn brauchte, holte ich ihn mir. Das tue ich leider auch jetzt noch. Ich bin so ein Mensch. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie etwas mit einem Mann. Ich habe es halt nie wirklich hinterfragt, weil ich davon ausging hetero zu sein. Scheiße, ich habe mich als der heterosexuellste Typ aller Zeiten angesehen. So eine Art James Bond, was meinen Charme betrifft.“ Wem sollte ich auch etwas vormachen? Negan war nun mal ein Frauenheld. Jede würde bei ihm schwach werden. Was wollte er also mit mir? Ich fand ohnehin, dass er es nicht nötig hatte, diesen Harem um sich herum zu bilden, denn ich konnte mir gut vorstellen, dass Negan auch in dieser Endzeit jederzeit eine Partnerin finden würde. Schließlich war er Negan! Und wer war ich? „Ich hatte lange keine ernsthafte Bindung mehr. Die letzten Monate habe ich viel über dich nachgedacht. Komplizierte Sache. Ich gehe jedoch an sich immer noch davon aus, dass ich nicht auf Männer stehe. Du bist anders. Eventuell ist es nur eine starke platonische Anziehung, die ich mir nicht erklären kann. Ich meine, auch unter Freunden kann man so bei einander liegen oder?“ „Negan, du brauchst dich nicht zu erklären. Es ist vollkommen in Ordnung.“ Ich nahm seine Hand. „Wenn du körperliche Nähe brauchst, gebe ich sie dir. Du musst mich nicht lieben. Und du musst nicht auf mich stehen. Wir sind einfach nur Freunde. Angesichts der Lage, ist das sowieso besser.“ „Danke, Juls.“ Den Tag darauf verschwand Negan. Keiner wusste wo er war. Ich machte mir Sorgen. Oft ertappte ich mich dabei, wie ich zum Tor schaute in der Hoffnung, dass er jeden Moment kommen könnte. Simon übernahm in dieser Zeit das Sanctuary. Das er mich nicht sonderlich mochte war kein Geheimnis. Aber es machte mein Leben hier um einiges schwieriger. Ich war ständig auf der Hut. „Negan ist bestimmt von den Rebellen getötet wurden“, echote einer von Simons Anhängern. Am liebsten hätte ich ihn angeschrien und gesagt, dass niemand so einfach Negan töten kann. Innerlich hatte ich Panik, dass ich ihn längst verloren hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)