(Sincias) Weihnachtsbriefe von Maitreya84 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Weihnachtsbriefe "Der Wind in deinen Haaren, dein Lächeln in meinen Träumen, begleiten mich auf meinen Reisen. In Zwiespalt bin ich zwischen Liebe und Pflicht. Doch bis das Neue Grenzland sicher ist, muss ich mit den Star Sheriffs reiten. An deinem Herzen, liebste Sincia, sollst du dieses Kleeblatt für immer aufbewahren" (- Saber in die Geiseln) Liebster Saber, verzeihen Sie meine späte Antwort auf Ihren letzten Brief. Es ist zwar keine Entschuldigung, dass diese Zeilen viel zu lang gebraucht haben, um Sie zu erreichen, aber ich hoffe, Sie können mir dies verzeihen und sind wohlauf. Die Kinder halten mich aktuell sehr auf Trab, dass abends nach der Abendroutine und den Vorbereitungen für den kommenden Tag es meist schon so spät ist, dass mir die Augenlider schwer werden. Daher hat es länger gedauert, als ich selbst erachtet habe und hoffe doch, dass Sie es mir nicht übel nehmen. Hoffentlich erfreuen Sie und Ihre Kollegen sich an den beigelegten Kleinigkeiten, auch wenn Sie nicht bei ihren Familien sein können. Ich konnte die Kinder nicht davon abhalten. Als Heather mitbekam, dass ich Ihnen schreibe, wollte sie ihnen unheimlich gerne etwas mitschicken. Der Rest hat das natürlich aufgeschnappt und es kam, wie es kommen musste…Die Küche habe ich im Anschluss noch die halbe Nacht von Teigresten gereinigt und das Wohnzimmer zwei Tage später wiederum von Glitzer und Papier befreit, aber ich habe die Kinder selten so fröhlich wie an diesen Tagen gesehen, und das ist alles, was zählt.An Weihnachten ist das keine Selbstverständlichkeit. Meistens müssen ihre Eltern arbeiten. Wie ich Ihnen ja schon erzählte, sind alle von ihnen für das Kavallerie-Oberkommando tätig: Forscher, hochrangige Offiziere oder Ärzte, deren Arbeit unerlässlich für das Neue Grenzland ist. Selten ist da Platz für Weihnachten, Geburtstage oder Theateraufführungen der Kinder, was verständlich für uns Erwachsene ist.Die Kinder wachsen quasi bei mir auf und sie sehen ihre Eltern recht selten, weil die Umstände es nicht anders möglich machen. Das große Ganze steht über den eigenen Bedürfnissen oder denen der Kinder, was mir nicht selten das Herz schwer werden lässt. Ich würde ihnen gern so viel mehr bieten als dieses Leben, doch mir bleibt nicht viel mehr als ihnen die schönen Dinge des Lebens zu zeigen und das zu vermitteln, worauf es ankommt, damit sie in sich ruhende Erwachsene werden und in eine schöne Zukunft blicken können. Nur frage ich mich manchmal, ob das, was ich gebe, genug am Ende ist. Auch Weihnachten gehört dazu. Doch ist es an diesen Tagen oft schwerer als an anderen, ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, da den Kindern dann besonders bewusst wird, dass sie nicht wie andere Kinder sind. Dennoch beklagen sie sich nie darüber, was ich ihnen hoch anrechne. Sie haben immer Verständnis für die Aufgaben ihrer Eltern oder den Erwachsenen im Kavallerie-Oberkommando. Manchmal sind sie schon viel reifer als sie sein sollten, glaube ich, und ich denke, dass sollte nicht so sein.Aber das Leben in diesen besonderen Zeiten verlangt wohl von allen Verzicht und Entbehrungen, auch wenn diese unschuldigen Seelen die letzten sein sollten, die verzichten. Ändern kann ich es jedoch nicht, nur irgendwie versuchen, es erträglicher und schöner für sie zu machen. So gut es mir eben möglich ist. Da kommen solche „Aufgaben“ wie Plätzchen backen und Karten basteln als Dankeschön für die Star Sheriffs wie eine Sternschnuppe am Horizont daher und reißen die Kinder aus ihrem üblichen Alltag. Das war schon bei Ihrem letzten Besuch so, von dem immer noch sehr euphorisch gesprochen wird. Das Leben der Kinder ist sonst recht unaufgeregt, wenn nicht sogar monoton, müssen Sie wissen.Hier im nördlichen Außenposten in den Highlands sind wir recht weit vom Schuss, die nächste Stadt ist ziemlich weit entfernt. Es bietet den Kindern bis auf diesen einen Vorfall damals Schutz, aber das macht es für sie natürlich auch sehr langweilig, gerade um die Ferienzeit herum. Sie können eben nicht wie andere Kinder in die Stadt, ins Kino, Café, oder einfach die Geschäfte ansehen.Sie wären ein wunderbares Opfer, nicht nur für Outrider. Nein, auch schlechte Menschen oder die verschiedenen Staaten und ihre Vertreter nutzen alle Mittel, die ihnen zu Verfügung stehen. Ich kann Ihnen versichern, Saber, ich habe da schon so einiges erlebt oder von Kolleginnen aus anderen Kinderzentren in Städten Geschichten gehört, da wird mir wirklich anders. Aber das erzähle ich Ihnen vielleicht ein anderes Mal…Wir gehen im Dezember oft spazieren, die kalte Luft klärt die Gedanken und die Kinder sind im Anschluss viel friedlicher und ausgeglichener. Gerade die Älteren, die sich doch hier und dort mal ungerecht behandelt fühlen oder nicht ausgelastet sind. Danach sitzen wir meistens am Kamin, trinken Kakao und lesen aus verschiedenen Büchern bekannter Autoren vor. Jeder ist einmal dran. Zur Zeit ist es „Der Leuchtturm am Ende der Welt“ von Jules Verne. Lulu fand den Titel letzte Woche so toll, wobei die Jungen aktuell mehr Spaß an den Seemannsgeschichten aus einer ganz anderen Zeit zu haben scheinen.Die Nachmittagszeit vorm Kamin, wenn die Kinder lesen und ich Gelegenheit habe, liegen gebliebene kleinere Aufgaben zu vollenden, sind tatsächlich kleine Inseln voller Ruhe geworden in dieser Zeit und ich möchte sie um nichts in der Welt missen. Sie sprachen von Ihrer Liebe zu Gedichten. Was lesen Sie gerne, wenn es Ihre Zeit zulässt? Also, ich meine fernab der Berichte für ihre Vorgesetzten, wenn Sie mich verstehen, was ich meine…Vor wenigen Tagen fiel dann auch endlich der erste Schnee und wir haben dann den jährlichen Ausflug in die nächste Stadt unternommen, zu den traditionellen Winter- und Weihnachtsmärkten. Mögen Sie Weihnachtsmärkte, Saber?Für mich ist der Winter und auch Weihnachten eigentlich die schönste Zeit des Jahres.Der Anblick der vielen Lichter, Tannen und kleinen Stände, an denen sich die dick eingemummelten Menschen drängen. Die fröhlich plappernden Leute, die Weihnachtsmusik und der Geruch verschiedener Leckereien und Getränke wärmen mir immer das Herz. Ich liebe es, wenn es klirrend kalt ist und der Schnee leise auf einen herabfällt und die kleinen Flocken auf Haaren und Kleidern liegen bleiben. Schnee und Winter wecken in mir immer ein Gefühl von Freiheit und Unendlichkeit: Er ist zwar immer als kalt und todbringend verschrien, doch am Ende geht es ohne den Winter auch nicht oder wie sehen Sie das?Der Winter legt die Natur zum Schlafen, ohne die es keinen neuen Start gäbe, er verschafft der Welt und auch den Menschen die Ruhe und die dringend notwendige Pause nach einem anstrengenden Jahr. Wenn man sich auf den Straßen umsieht, sieht man oft Paare oder Familien, Freunde, viel Freude. Zumindest sehe ich das, wenn ich mich umsehe. Und der Winter bzw. Weihnachten bringt Menschen, die sich mögen, einander näher.Schade, dass Sie nicht mit auf dem Markt waren, er hätte ihnen bestimmt gefallen. Vielleicht haben Sie kommendes Jahr ja die Möglichkeit, uns zu begleiten?Sie und Ihre Kollegen natürlich. Das würde die Kinder freuen - und mich auch.Vorausgesetzt, Sie alle sind wohlauf.Das ist etwas, was mir zugegebenermaßen am meisten gerade Sorgen macht. Wie man mir sagte, sind Sie alle dieses Weihnachten im Einsatz. Können diese Outrider nicht wenigstens an Weihnachten Ruhe geben? Ist das wirklich zu viel verlangt? Das klingt für Sie als Star Sheriff vermutlich naiv und albern, nicht wahr?Vielleicht können Sie mich jedoch besser verstehen, wenn ich ihnen etwas erzähle, was ich dieser Tage erlebt habe. Ich bin an jenem Abend auf dem Markt einem alten Offizier an einer Taverne begegnet. Brite. Inzwischen bin ich es gewohnt, dass die alten erhabenen Herren gerne im Whiskyrausch von ihrer Jugend und den alten Geschichten erzählen, und für gewöhnlich lausche ich diesen Geschichten zwar, bin aber nicht immer ganz aufmerksam, wenn ich ehrlich sein darf. Krieg ist etwas, das ich nicht unbedingt als Ehre empfinde und dem ich nicht viel abgewinnen kann, müssen Sie wissen.Es ist etwas, das ich nicht verstehe, aber das muss ich auch nicht. Doch der Mann erzählte mir von einem historischen Weihnachtswunder an dem jemand aus seiner Familie vor über hundert Jahren teilnahm. Wussten Sie, dass 1914 verfeindete Völker im Kriegsgraben Weihnachten feierten? Was er da aus seinen Familienchroniken berichtete, ließ mir eine Gänsehaut den Körper hochkriechen. Man möge sich das bitte nur einmal vorstellen…Erbitterter Krieg auf allen Seiten und es ist eiskalt mitten in der Nacht, und auf einmal ist es mucksmäuschenstill. Kein Schuss durchdringt die Dunkelheit, und dann erheben sich Stimmen. Ein einfaches Lied in vielen Sprachen in einer stillen Nacht. Danach folgte gemeinsames Feiern zwischen Menschen, die sonst aufeinander zielten. Keiner wollte mehr siegen. In diesem Moment lag so viel Hoffnung und Glück. Doch es hielt nur für eine kurze Weile, wie ein falsches Versprechen im Morgenrot, als die Menschen erneut zu den Waffen griffen, weil irgendjemand von oben es befohlen hatte, obwohl sie augenscheinlich gar nicht kämpfen wollten, wie man am Weihnachtsabend sah. Allein, während ich ihnen dies schreibe, läuft es mir bei dieser Vorstellung erneut eiskalt den Rücken runter. Ich bin nur eine einfache Erzieherin für Kinder, ich habe keine Ahnung von diesen militärischen Dingen, aber mir vorzustellen, dass man an Weihnachten in eisiger Kälte mitten im Krieg steckt, tötet und um sein Leben fürchtet, lässt mich trocken schlucken und fassungslos zurück, treibt mir die Tränen in die Augen. Gleichermaßen berührt mich diese Geschichte tief, zeigt sie mir doch, wieviel Traditionen Menschen bedeuten und dass Krieg nicht immer und überall herrscht, nicht immer das Ende von allem ist und wieviel stärker Liebe und Mitgefühl sein können. Es lässt mich hoffen, dass die Outrider ähnliches fühlen wie wir und in dieser Zeit Ruhe geben, unter sich bleiben, was immer sie auch tun.]Und es lässt mich ebenfalls hoffen, dass Sie, Saber, wohlauf und gesund sind, wir uns bald wiedersehen oder ich von Ihnen höre. Leider muss ich an dieser Stelle meinen Brief beenden, die Kinder wollen den Baum unbedingt heute noch schmücken und das habe ich ihnen versprochen. Wie auch immer ihre Tage aussehen, Saber, geben Sie bitte auf sich acht. In tiefer Verbundenheit Sincia PS: In dem Paket ist ein kleiner Anhänger, es würde mich glücklich machen zu wissen, dass Sie ihn bei sich tragen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)