Enemy mine - geliebter Feind II von collie ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Vor einer Minute waren Jean-Claude und April gegangen, nachdem die Navigatorin den Schwestern geholfen hatte sich auf ihre Verabredungen vorzubereiten. Der Outrider hatte die drei aufmerksam beobachtet, teils interessiert, was sie da trieben, teils mit einem flauen Gefühl in der Magengrube, über das er nicht nachdenken wollte. Er hatte eigentlich auch keinen Grund dazu. Snow und Beth waren bedacht genug, sich nicht in gänzlich unvorhersehbare Situationen zu bringen. Wie er schon beim Abendessen, zu dem Saber und die Blondine ihn und seine jüngste Schwester eingeladen hatte, fest gestellt hatte, verstand es April ihr Äußeres zur Geltung zu bringen. Ein nicht weniger geschicktes Händchen hatte sie bei seinen Schwestern bewiesen. Nun standen die beiden vor dem Spiegel an Snows Schrank und beäugten sich erstaunt. Die weißhaarige zupfte verwundert an dem frechen Pferdeschwanz, den April ihr gebunden hatte und zog noch einmal das auberginefarben Top zu Recht. Es ließ ein wenig ihren Bauchnabel blitzen, wenn sie sich bewegte, wirkte aber elegant zu der schwarzen Hose und den hohen Pumps. Ihre Wimpern waren tiefschwarz getuscht und mit einem Eyeliner in der Farbe ihrer Pupillen umrahmt. Der zarte Schimmer ihrer Lippen war ihr fremd, sie fühlte sich grundsätzlich etwas seltsam, aber sie fand ihr Erscheinungsbild schön. Nicht weniger schön sah ihre Schwester aus. April hatte ihr welliges Haar über den Ohren mit einer feinen, weißen Blütenspange aufgesteckt und ihre Augen mit schwarzer Wimperntusche und Eyeliner betont. Sie schimmerten nun wie große Onyxe. Der Lippenstift unterstütze die rosige Farbe ihres Mundes und seiner Konturen und das schwarze Kleid schmiegte sich an ihren Körper. Es ließ die Schultern und Schulterblätter frei, verhüllte das Dekolleté und wurde im Nacken mit einem Knopf verschlossen. Es hatte die vertraute Länge, in der Beth sich wohlfühlte, die eine Handbreit über dem Knie endete, dennoch war es ungewohnt, sich darin zu bewegen. Mit den schwarzen Keilpumps zu laufen fiel ihr etwas leichter, als mit den Pumps, die Snow trug. Als es nun an der Tür schellte, erschraken beide. Sie lauschten in den Hausflur, hörten die Stimmen der Navigatorin, ihres Bruder und Sabers. Beth spähte durch den Türspion und versicherte sich, ehe sie dem Recken öffnete. Saber verschlug es für einen Moment die Sprache. Sein Blick glitt nicht nur musternd und anerkennend über ihre Erscheinung. Er enthielt auch ein Begehren, das er nicht verbergen konnte. Sie öffnete und schloss nervös die Fäuste. Es dauerte einige Augenblicke länger als bei jeder Verabredung zuvor, bis er einen Gruß hervorbrachte und ein Kompliment. „Du siehst atemberaubend aus.“ Dafür war es ehrlich. „Ja?“ Sie klang nicht überzeugt. Ihre Kleidung war ungewohnt und machte sie befangen. „Ja. Mir hat es fast die Sprache verschlagen.“ Er war tatsächlich ein wenig zerstreut, als er ihr die Blumen reichte. Sie lächelte irritiert und nahm sie entgegen, nahm sich Zeit, den Strauß zu betrachten und zu bestaunen. Sie erkundigte sich nach den Namen und Saber staunte einmal mehr. Nicht nur sie erkannte zwei der Blüten, auch Snow konnte jede zweifelsfrei zu ordnen, den allgemein bekannten und den botanischen Namen nennen. Beth stellte die Vase behutsam auf den Tisch in der Wohnküche und betrachtete ihn noch einmal. „Bist du fertig? Sollen wir aufbrechen?“, erkundigte er sich vorsichtig, ohne sie drängen zu wollen. Dann sah er auf Snow, die offensichtlich auch zum Ausgehen bereit war. Dem Lockenkopf würden die Augen herausfallen. „Sollen wir noch warten, bis Colt kommt?“, bot er höflich an. Snow schüttelte den Kopf. „Geht nur. Er müsste euch eigentlich entgegen kommen.“ Die Schwestern umarmten sich zum Abschied, dann nahm Beth den Arm an, den der Recke ihr anbot. Er führte sie aus der Wohnung. Am Fahrstuhl trafen sie auf Colt, der anerkennend pfiff, als er die beiden sah und dem Schotten aufmunternd im Vorbeigehen auf die Schulter klopfte. Im Lift zupfte Beth etwas unbehaglich in ihrem Kleid herum. „Seltsam ist es. Stoff ist da und dennoch hab ich das Gefühl ich sei nackt“, murmelte sie. „Ich kann dir versichern, du bist nicht annähernd nackt, Beth.“ Obwohl der Anblick sehr wahrscheinlich alles schlagen würde. „Das Kleid betont dein Figur und ich wiederhole es gern noch einmal: Du sieht hinreißend aus.“ Sie schaute ihn an. Das dunkle Blau seines Hemdes ließ das himmlische seiner Augen noch intensiver leuchten. Auch sein sonnenhelles Haar bildete einen glänzenden Kontrast zu diesem Oberteil. Die Knöpfe waren soweit geöffnet, dass sie die Kuhle zwischen den Schlüsselbeinen sehen konnte. „Du siehst … auffälliger aus", brachte sie etwas hervor, das wohl ihr erstes Kompliment an einen Mann sein musste. Er lächelte warm. Es war nicht weit zum Restaurant und so gingen sie schweigend die Straßen entlang. Die einbrechende Nacht kühlte die Luft von heiß auf warm, machte den Spaziergang angenehm. Menschen kamen ihnen entgegen, in fröhlichen Grüppchen oder vertrauten Paaren. Die Gastronomen öffneten ihre Türen weit und Gäste strömten ein und aus. Gelächter erklang, wurde von vorbeifahrenden Fahrzeugen für wenige Augenblicke übertönt. Es war ein ganz normaler Freitagabend in Yuma-City und doch schien es Beth zu faszinieren. Das Restaurant, in das er sie führte, lag auf halbem Weg zwischen ihrer beider Wohnungen und bot typische Delikatessen seiner Heimat an. Er hielt ihr die Tür auf und half ihr mit dem Stuhl. Sie schien diese Gesten zu mögen. Vielleicht vermittelten sie ihr das Gefühl geborgen und umsorgt zu werden. Er hoffte es zumindest. Als sie bestellt hatten und auf das Essen warteten, erzählte sie ihm von ihren Kursen an der Universität. Der Name Gregor fiel dabei oft, offenbar fand sie ihn interessant. Er wog ab, ob ihn das irritieren sollte, entschied sich dann dagegen. Der Glanz ihrer Augen, als sie sprach, war nicht derselbe wie der, mit dem sie ihn an sah. Sah sie ihn an, leuchteten ihre Augen intensiver. Das festzustellen beruhigte ihn. Er legte seine Hand auf ihre, hörte ihr zu. Ihnen wurde das Essen serviert. Er erzählte ihr von dem Stand des Falles Arasmus. Sie hielt unwillkürlich den Atem an um ihn dann kaum merklich zu entlassen. Dann lächelte sie sanft. Wie lange sie so saßen und sich unterhielten, hätten beide später nicht mehr sagen können. Irgendwann verließen sie das Restaurant und schlenderten die Straßen entlang. Saber schlug den Weg zu seiner Wohnung ein, Macht der Gewohnheit wie er sich einzureden versuchte, als es ihm auffiel. Die Wahrheit war, dass er sie zu seiner Wohnung führte, weil er dort mit ihr allein sein würde und er das enge Band, das sich um sie beide schlang, weiter festigen wollte. Selten hatte er so interessante Gespräche wie mit ihr geführt und selten hatte ihn eine Frau so sehr angezogen wie sie. Als sie seine Wohnung betraten, verstummte das Gespräch allerdings und ein seltsames Schweigen legte sich zwischen sie. Es dämmerte beiden, dass sie hier ungestört waren und dass eine Sehnsucht ihnen gefolgt war, sie hierher geführt hatte, die nun den Raum beherrschen wollte. Sie sah ihn mit ihren großen Augen an, die heute mehr als sonst, wie eine Sternennacht schimmerten. Er erinnerte sich an sein Versprechen und unterdrückte ein Seufzen. Wozu leugnen? Wann immer er mit offenen Karten gespielt hatte, direkt und ungeschönt, hatte sie unbefangen darauf reagiert, ohne Zögern und Hemmung. Sie würde ihm ihre Wünsche signalisieren. So trat er auf sie zu und umfasste ihren Hinterkopf sacht. Ohne weitere Umschweife presste er seine Lippen auf ihre, küsste sie innig. Sie kam ihm entgegen, schlang ihre Arme um seinen Hals. Er legte seinen freien Arm um ihre Taille, zog sie nah an sich heran. Er hieß ihre neugierige Zunge in seinem Mund willkommen und ging hingebungsvoll auf ihr Spiel ein. Er spürte ihren Körper an seinem, fuhr mit seinen Händen ihre Konturen entlang über ihre Schultern und dann wieder über ihren Rücken. Behutsam tasteten seine Finger tiefer. Sie seufzte leise. Flüchtig löste er den Kuss um ihn einen Lidschlag später erneut zu beginnen, sehnsüchtiger, leidenschaftlicher als davor. Als sie ihren Kopf in ihren Nacken sinken ließ und ihre Finger sanft durch sein Haar fuhren, drückte er sie gegen die Wand hinter ihr. Sie raubte ihm den Verstand und betörte seine Sinne. Sie musste es spüren, so sehr er sich an sie drängte. Sie musste ihn spüren und sein Verlangen, das sie entflammte und befeuerte mit jedem weiteren Seufzer, der ihren Lippen entwich. Sie musste spüren, wie sehr er sie begehrte, wie sehr sie ihn anzog und wie wenig er von ihr lassen konnte. Seine Hände verrieten ihn doch, strichen begierig über den Stoff ihres Kleides, erkundeten ihren Körper darunter. So fern sein berauschter Kopf es noch vermochte, betete er um ein Erhören seines Flehens, mit dem letzten bisschen Verstand, das sie ihm noch ließ so lange Kleidung seine Haut von ihrer trennte. Plötzlich pressten ihre Hände gegen seine Schultern und drückten seinen Oberkörper auf fast eine Armes länge von sich. Fassungslos schnaufte er auf, warf ihr einen perplexen, beinahe entsetzten Blick zu. Nein. Der Blick aus ihren nachtglänzenden Augen hielt ihn gefangen. Ihre Atmung war tief, bewegte ihren Brustkorb sichtlich. Nein. Ehe er sich von ihr lösen konnte, wie es wohl ihr Wunsch war, spürte er ihre schlanken Finger an den Knöpfen seines Hemdes. Blinzelnd schaute er auf die Verschlüsse, die sie einen nach dem anderen löste. Als sie seinen Gürtel erreichte, begriff er endlich. Ungestüm fuhren seine Arme in ihre Kniekehlen, hoben ihren Körper an und brachten ihre Taille auf die gleiche Höhe der seinen. Sie schlang ihre Beine um seine Hüften und strich sein Hemd über seine Schultern. Sie verabschiedeten sich von Verstand und irgendwelchen Normen und hießen ungestüm ihr Verlangen nach einander willkommen. Daniel Soor war der jüngste Spross seiner Familie, mit seinen beginnenden Zwanzigern. Früh schon hatte er gelernt, Recht von Unrecht oder Freund und Feind zu unterscheiden. Beeindruckend und prägend waren seine Vorbilder gewesen, Vater Jonathan, Bruder Matthew und Bruder Arasmus. Allesamt waren glühende Verfechter des Neuen Grenzlandes und der Freiheit darin, dem höchsten Gut überhaupt. Er gab dem Barkeeper ein Zeichen, das Glas noch einmal zu füllen. Der nickte dem Patrioten zu, verstehend und kameradschaftlich. Dann hielt er das geleerte Glas unter den Zapfhahn und füllte es erneut. Soors hatten, wie der Barmann wusste, in letzter Zeit einige ziemlich harte Schlappen weg zu stecken. Erst hatte der Älteste der Brüder während eines Gefechts seinen Arm bis zum Ellenbogen eingebüßt und lange auf Genesung und Genehmigung auf Rückkehr in den aktiven Dienst warten müssen. Dann, bei dem hinterhältigen Überraschungsangriff, hatte der mittlere Bruder seine Verlobte und seinen künftigen Schwager verloren. Gut, zu dem Zeitpunkt hatte sein Mädchen, Beth war ihr Name, die Verlobung gelöst, doch jeder wusste, dass deren Unsicherheit nur durch den unvermittelten Frieden gekommen war, den alle einerseits bejubelt, andererseits nur schwer gehandhabt hatten. Sicher hätten Arasmus und sie sich wieder versöhnt, hätte eben jener Überfall nicht Beth‘ Leben und das ihres Bruders beendet. Erst kürzlich hatte das Leben einmal mehr auf die Familie eingeschlagen. Wirklich, so hart spielte es nur wenigen mit. Arasmus hatte sich freiwillig, nach allem was ihm mit seiner Beth geschehen war, zum Schutze von – man musste sich das mal auf der Zunge zergehen lassen – drei Outridern einteilen lassen, hatte den Job des Bodyguards eine jungen Outriderin – Achtung, das ganze noch mal für die Zunge – namens Beth übernommen. Natürlich hatte dieses Phantomweib behandelt, wie den letzten Dreck. Outrider sahen grundsätzlich auf alles und jeden hinunter, der anders war als sie. Sie war ein Outrider. Was sollte man anderes erwarten. Dankbarkeit mal nicht. Diese Phantomnasen wussten ja kaum, wie man das Wort schrieb. Deshalb war es etwas unklug von ihm gewesen, darauf zu bestehen, dass sie sich ihm gegenüber erkenntlich zeigte. Sie zu fragen, wie sie das gegenüber der Nachtschicht tat, war auch nicht besonders helle von ihm. Die Nachtschicht hatte immerhin Saber Rider und wer bei klarem Verstand war, wusste, dass der sich nie mit einem Outriderweib einlassen würde. Also bitte. Das Musterbeispiel eines Star Sheriffs. Das war einfach mal ein schlechter Witz. So besonders waren deren Frauen sicher nicht. Aber wer konnte Arasmus auch seine Wut verdenken, wenn man bedachte, was er den Outridern verdankte – oder vielmehr, was ihm durch diese genommen worden war. Da war es verständlich, dass er nicht beachtet hatte, was er da gesagt hatte. Jedoch ihn jetzt dafür zu inhaftieren und ihm mit eine Verurteilung zu drohen, seine Papiere über die unehrenhafte Entlassung vorzubereiten, nachdem er so treu und verlässlich gedient hatte, war schlichtweg der härteste Schlag, der ihn treffen konnte. Darüber waren sich Daniel und der Barkeeper einig. Als Snow Colt die Tür aufgemacht hatte, hatte es ihm schichtweg die Sprache verschlagen. Er war nicht umhin gekommen, sie anzustarren. Sie hatte sich etwas unbehaglich dabei gefühlt, war wohl noch nie so angesehen worden. Nicht ohne Stolz, nein mit reichlich davon, hatte er sie durch Yuma-Citys Nachtleben begleitet. Zunächst hatte er sie in einen Club geführt, doch dort war es ihr zu laut gewesen. Deshalb schlenderten sie nun die Straße hinunter in eine Bar. „Jetzt sind wir auch noch abseits der Kampfgebiete lästig“, meinte sie grinsend, „oder wird mir das wegen meiner optischen Reize verziehen?“ „Für die verzeih ich dir so einiges“, grinste er frech und warf ihr noch einmal einen anerkennenden Blick zu, maß sie von Kopf bis Fuß. „Nur wegen denen? Das ist ja erstaunlich leicht“, stichelte sie leicht. „Du hast mich erwischt.“ Er legte sich eine Hand auf die Brust, als wäre er angeschossen worden. „Aber ganz so einfach ist es nicht. Der Charakter muss schließlich auch dazu passen, zum äußeren. Bis jetzt sind deine Chancen eins A Sahnehäubchen. „Sahnehäubchen?“ Sie hob die Brauen. „Das sagt man so, wenn das noch ein Überdrüberbonus ist.“ Snow prustete heraus, konnte nicht verhindern laut auszulachen. „Überdrüberbonus. Wie kommst du nur auf so ... alberne ... Worte.“ „Ich bin eben sehr wortgewandt“, grinste er fröhlich. Ihr Lachen war unglaublich. Sie waren an einer Bar angekommen, die auf ihn einen guten Eindruck machte. Das Schild war nicht übertrieben auffällig und wies sie so als eine derer aus, in der man ganz gut drei Sachen machen konnte. Feiern und Tanzen, mit Leuten quatschen oder einfach nur an der Theke in einer Ecke sitzen und über das Leben sinnieren, bis eine trunkene Dame kam und dafür sorgte, dass der Rest der Nacht erfreulicher verlief, als der Anfang. Damit war sie genau das, was er brauchte. Er hielt ihr die Tür auf und ließ sie eintreten. Rechts vom Eingang erstreckte sich der Tresen, links davon waren einige Sitzecken und am hinteren Ende befand sich die kleine Tanzfläche. Perfekt. Erst recht, als Snow sich interessiert umschaute. Sie bahnten sich ihren Weg zu einem kleinen runden Tisch, um den sich eine Sitzbank wand, und setzten sich. „Du bist sicher so einiges, aber gegen Saber kommst du da nicht an, so weit ich informiert bin", nahm Snow grinsend das Gespräch wieder auf. „Tja, der gute Saber. Er steckt uns alle locker weg“, gab er unbeeindruckt zu. „In einigen Punkten, ja, zweifelsohne. Unter unseren Leuten hat er einen guten Ruf, als Stratege, Taktiker und effektiv agierender Soldat.“ „Den Ruf hat er bei uns auch. Er ist überall beliebt. Naja, meistens jedenfalls.“ Er klang etwas weniger beiläufig als er wollte. „Meistens? Wann denn nicht?“ Snow schien das zu gefallen, „Bei Jesse Blue war er nicht beliebt.“ Die Wendung, die das Gespräch gerade nahm, gefiel ihm nicht. Er hatte keine Lust jetzt über den Schotten zu reden. „Trotzdem genießt er sogar bei uns einen sehr guten Ruf. Könnte es dir gefallen zu erfahren, was die Meinung über deine Kollegen und dich ist?“ Das klang etwas besser. „Ja, ich bin interessiert. Auch wenn ich befürchte, dass ich dabei nicht gut abschneide.“ „April gilt als brillant. Sie wird, wie du ja weißt, vielfach kopiert. Du weißt, wie erfolgreich wir damit sind. Fireball gilt als übermäßig emotional und impulsiv. Die Definition von "mehr Glück als Verstand haben", wobei er nicht gänzlich unfähig ist. Du aber ... tja“ Sie legte schmunzelnd eine Kunstpause ein, wobei sich das Schmunzeln vertiefte, als ihm ein „Ohoh“ entwich. „Gefährlich mit dem Blaster, weil treffsicher und schnell, gefürchtet als Scout, kaum zu schlagen und damit eine fähige rechte Hand für Saber, wäre da nicht deine Schwäche für ... optische Reize.“ „Schuldig im Sinne der Anklage.“ Er kam nicht umhin, sich geschmeichelt zu fühlen. Das klang nicht schlecht. „Wer hat dich angeklagt?“ „Na du! Ich kann nicht abstreiten, dass ich gut und schnell bin.“ Er lehnte sich zufrieden zurück und bestellte, als das Schankmädchen kam, etwas zu trinken. „Ich weiß. In jeder Weise hat zumindest Annabell über dich gesagt.“ Er riss die Augen überrascht auf und schaute in das Gesicht der arglosen Weißhaarigen. Hoffentlich kam das Schankmädel schnell wieder. „Will ich wissen, wie sie das gemeint hat: in jeder Weise?“ „Na, eben in jeder Weise, in der sie dich kennen gelernt hat.“ „Ja, ok...“ Das dürfte wohl kaum ein Kompliment sein, stellte seine Qualitäten doch erheblich in Frage. Erleichtert griff er nach dem Glas, das eben gebracht wurde, und nahm einen großen Schluck. „Wie gefällt's dir hier?“ „Ja, hier ist es ... gut. Wenigstens kann man sich hier unterhalten und Musik hören.“ Sie lehnte sich ebenfalls zurück. Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Die meisten Gäste saßen noch an den Tischen, tranken und unterhielten sich. „Tanzt man hier auch?“ Er nickte und wies mit dem Zeigefinger auf die Tanzfläche am anderen Ende des Raumes. „Sollen wir die unsicher machen?“ „Du meinst, ob wir tanzen? Wenn du mir zeigst, wie es geht?“ „Ich führe dich, das hast du sofort drauf. Ganz sicher.“ Er stand auf und reichte ihr die Hand. Sie nahm sie an und folgte ihm. Daniel war sie sofort aufgefallen. Die junge Frau mit dem weißen Haar. Kein Mensch hatte solche eine Farbe, es sei denn er färbte sie sich. Dann allerdings war es am Ansatz zu erkennen, für das geübte, geschulte Auge eines Star Sheriffs. Diese Weißmähnige allerdings, die war von Natur aus mit dieser Haarpracht gesegnet. Auch wenn sein Hirn schon von ersten, wattigen Nebelschwaden umhüllt war und er etwas mehr Zeit brauchte, bis alle Eindrückte der Bar darin ankamen, das konnte er sicher sagen. Der Typ mit den Locken, der sie begleitete, war bekannt, auch wenn er auf seine übliche Kopfbedeckung verzichtet hatte. Jeder kannte ihn, seit die große Schlacht gegen Nemesis gewonnen worden war. War er also auf Nachtschicht. War ja eine interessante Art Dienst zu tun. Daniel schnaubte in sein Bier, blies ein Loch in die Schaumkrone. Der Barkeeper schaute ihn an und hob leicht das Kinn. Er verstand nicht, schob sein Bier von sich. Sein Blick blieb an den beiden auf der Tanzfläche haften, beobachtete, wie sie sich rhythmisch zum Takt des Liedes zu bewegen begannen. Er wankte beim ersten Schritt. Dann bahnte er sich zielstrebig seinen Weg durch die Gäste. Einige gestikulierten ausschweifend, andere lachten und kehrten zu ihren Freunden an die Tische oder Theke zurück. Feiernde, die keine Ahnung hatten, wie das Leben so spielen konnte, die sich nicht darum scherten oder es, besser als er, verdrängten. Er behielt das Paar im Blick, sah, wie der Lockenkopf seine Hand um die Taille der weißhaarigen legte und ihr tief in die Augen schaute. Sie berührte ihrerseits seinen Gürtel und erwiderte seinen Blick. Die Welt um sie herum schienen sie vergessen zu haben. Daniel beschleunigte seine Schritte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)