Enemy mine - geliebter Feind II von collie ================================================================================ Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Verdammt. Fireball schluckte hart. Das hatte er sich selbst eingebrockt. Dennoch hatte er gehofft, der Schotte würde als der Freund, der er ihm war, Milde zeigen. Doch er hatte es nun mit seinem Vorgesetzten zu tun und der blieb hart, um des höheren Gutes Willen, welches sie alle anstrebten. „Verstanden Saber“, murmelte der Wuschelkopf nun. „Damit das klar ist, Fireball, ich erwarte eine OBJEKTIVE Beurteilung und eine sinnvolle Wiedergutmachung. Bis nicht wenigstens Snow und Beth damit einverstanden sind, bleibst du vom Fall abgezogen. Sollten beide einverstanden sein, nehm ich dich ins Team zurück. Ohne Entscheidungsbefugnis.“ Keine der Schwestern würde einen Befehl von ihm annehmen, das war für Saber nach dieser Auseinandersetzung klar. Ihm fiel gerade nichts Besseres ein, als den Hitzkopf wie einen Schuljungen zum Nachdenken über seine Handlungen zu bringen und ihm etwas wie eine Strafarbeit aufzubrummen, die ihn zur Auseinandersetzung zwang. Als ob die Abmahnung nicht schon übel genug gewesen war, als ob er nicht schon darauf hatte verzichten können. Aber wie sonst sollte er den Rennfahrer zur Besinnung bringen? In diesem Moment hatte er keine Alternative parat und eine Konsequenz musste her, damit sie April und Jean-Claude finden und zurück bringen konnten. „Ja, Sir.“ Der Wuschelkopf salutierte ergeben. Was sollte er auch sonst tun? Neuerliches Aufbrausen würde seine Situation nur verschlimmern. Es grenzte an Folter, nicht aktiv werden können, aber jetzt musste er sich beugen, damit er eine Chance darauf bekam. „Gut. Jetzt verschwinde“, erwiderte Saber lahm. „Ich schick dir Garrett noch vorbei.“ Fireball wandte sich zum Gehen, etwas unschlüssig, als hoffte er auf ein Einlenken, wohl wissend, dass sein Boss nicht zurückweichen und auch Colt nicht für ihn sprechen würde. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Ein Protokoll also. Er schnaufte schwer, beobachtete, wie Anzeigenlicht um Anzeigenlicht die Liftkabine sich seiner Etage näherte. Vielleicht, wenn er jetzt damit anfing, brauchte er Garrett nicht unterweisen, überlegte er, als sie sich vor ihm öffnete und er einstieg. Der Aufzug fuhr ihn runter. Stille erfüllte den Raum. Die vier, die in der Wohnung zurück geblieben waren atmeten kaum merklich aus. Saber fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Als wäre es nicht schlimm genug, dass sie diese Entführung nicht hatten verhindern können, musste der Ramord-Pilot auch noch überschnappen. Jetzt musste er sich auf Ian Broik und Garrett McLeod verlassen. Es schien ihm zwar, als könne er das, doch er hätte lieber das Team zusammen, den größten Teil davon wenigstens, mit dem er schon mehr als eine brenzlige Situation überstanden hatte. Beth strich ihm sacht über den Arm und er war dankbar für den Trost dieser Geste. Es war fürsorglich, warm und menschlich. Er schaute zu ihr hinunter und wischte sacht eine letzte Träne fort. Colt hielt Snow, bis sie sich ein wenig von ihm löste. „Der wahnsinnige Dummkopf“, schimpfte er murmelnd vor sich hin. Es würde gefährlich genug werden, April und Jean-Claude zu retten, jetzt konnte er sich nicht mal auf den Rennfahrer verlassen. Wahrscheinlich hätte er ihm auf seiner Palme noch Gesellschaft geleistet, hätte sie nicht geweint. Auf der Palme hätte er dem Wuschelkopf dann allerdings die Manieren eingetrichtert, die ihm abhanden gekommen waren. Fraglich war, ob es was genützt hätte. Er schaute zu Saber, der sich gedanklich ordnete. Einmal mehr hatte der sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Tauschen wollte er um keinen Preis mit ihm. Musste doch enttäuschend sein, wenn einem erstmal keine andere Wahl blieb, als Freunde abmahnen zu müssen, oder gar von einem Fall abzuziehen. Dabei waren der Schotte und er doch deutlich näher an diesem Fall, als der Pilot. Colt schüttelte den Kopf. „Ich hätte diese Schritte lieber nicht gesetzt, aber die Situation ließ mir keine Wahl“, sagte Saber, als er den Blick seines Scharfschützen bemerkte. Der nickte verstehend. „Mir schmeckt das nicht, Säbelschwinger. Ich hoffe, McLeod und Broik sind bald da und wir können starten“, meinte er. „Was glaub ihr, wer es war? Habt ihr einen Verdacht?“, wollte Beth wissen. Auf diese Frage hin summierten die beiden ihr Wissen. „Jean lässt sich nicht einfach entführen. Er lässt sich nicht einfach von uns trennen und er würde auch nicht zu lassen, dass April etwas passiert. Das macht er einfach nicht“, erklärte Snow leidenschaftlich, als wollte sie noch einmal gegen Fireballs Anklage antreten. „Das wissen wir. Jean-Claude ist vorsichtig und seinen Gegnern meistens einen Schritt voraus“, erwiderte Colt, sprach aus eigener Erfahrung. Der Outrider hatte ihn einst ganz schön herausgefordert. So viel musste man ihm zugestehen und es fiel dem Lockenkopf nicht so schwer, tat der grünhaarige doch das gleiche. „April würde niemals den Schutz einer ihr anvertrauten Person vernachlässigen“, fügte er versichernd an. Ihr Gegner war gut. Das traf auf alle die zu, die Jean-Claude und Saber im Verdacht hatten, ihnen auf den Fersen zu sein. „Sie sind uns schneller nachgekommen, als wir gehofft hatten. Womöglich haben sie Informationen aus einer sichereren Quelle bezogen.“ Ehe er seine Überlegungen weiterführen konnte, klopfte es an der Tür. „Hey, hier ist Garrett. Ich komm rein“, kündigte sich der Gast an. Im nächsten Moment trat er auch schon ein. Er wirkte eilig, gehetzt, war vermutlich gerannt, nach dem Colt mit ihm gesprochen hatte. „Hey, Garrett. Danke, dass du so schnell gekommen bist“, begrüßte der Schotte ihn erleichtert. „Hast du das Oberkommando schon informiert?“ Der nickte und salutierte. „Ja, habe ich. Es lag auf dem Weg. Ich komme eben von dort.“ Dann ließ er die Hand sinken und schaute beunruhigt die Schwestern an. Sein Blick prüfte sie, wollte feststellen, wie es ihnen ging. „Geht es allen gut? Ist jemand verletzt?“, erkundigte er sich warm. Beide schüttelten lächelnd den Kopf, beteuerten, dass sie wohl auf waren. Dass Fireballs Ego wohl einen Schaden davon getragen hatte, erwähnte niemand. „Saber, mir ist nichts aufgefallen.“ Garrett schien sich den Kopf zerbrochen zu haben, was er übersehen hatte. „Um Beth war alles ruhig wie immer, sonst hätte ich es dir vorhin gemeldet.“ Der Schotte nickte, um die Bedenken zu zerstreuen. „Du bist gewissenhaft, Garrett. Wenn etwas auffällig gewesen wäre, hättest du darauf reagiert.“ Er wandte sich mit seiner nächsten Frage auch halb an Colt. „Ist Ian schon auf dem Weg?“ „Der müsste gleich kommen“, gab der zurück. „Ian wollte zu einem Kollegen“, meldete McLeod. „Noch ein Auftrag für mich? Ich fürchte, ich kann gerade nicht viel beitragen …“ Er straffte die Schultern, als wollte er so eine Last abwerfen, dann fragte er entschlossen. „Ich frage das wirklich nicht gern, aber meine Tochter hat heute Geburtstag. Ich würde ihr gern wenigstens noch eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen.“ Es war ihm anzusehen, wie er zwischen Pflicht und Familie hin und her gerissen war. „Ich komme zurück, sobald sie eingeschlafen ist“, versuchte er eine Gradwanderung, die beides verbinden sollte. Saber und Colt tauschten einen Blick. Es war beinahe neu. Wenn seine Tochter noch Einschlafgeschichten vorgelesen bekam, war sie wohl kaum älter als sechs Jahre. Sie war wahrscheinlich inzwischen müde und würde bald einschlafen. Das hofften die beiden zumindest, hatten aber keine Ahnung, ob sie sich nicht verkalkulierten. Eigene Erfahrungen in dem Bereich hatte keiner von ihnen. Sicher allerdings war für sie, dass Garrett eine Bitte vorgetragen hatte, die er auch so erfüllen konnte. Im Zweifel würde seine Frau wohl übernehmen müssen, falls die Kleine doch nicht so schnell einschlief. Colt nickte Saber leicht zu. Der Schotte schüttelte leicht den Kopf. „Nein, das war erstmal alles, Garrett. Komm gleich danach zu Ramrod. Fireball wird dir eine Einweisung geben. Ich habe ihn vorläufig vom Personenschutz abgezogen. Meld dich, wenn ihr soweit durch seid. Ich bleibe so lange bei Beth.“ Garrett hob die Brauen. Warum der Pilot vom Personenschutz abgezogen worden war, konnte er sich in dem Moment nicht erklären. Darum salutierte er nur „alles klar“ und machte auf dem Absatz kehrt. Er verließ die Wohnung zügig. Die Nacht neigte sich tiefer über die Stadt, ließ die künstliche Beleuchtung in den Straßen aufflammen. Ian kam nicht, was Saber und Colt beunruhigte. Ihnen fehlten Informationen, um handeln zu können. Zwar hofften sie, auf ein Signal, aber so lange sie hier in der Wohnung und nicht auf Ramrod waren, war das Signal vergeblich gesendet. Schon wollte der Scout den Kollegen anrufen, als der sich endlich an der Tür bemerkbar machte. Ähnlich wie Garrett wirkte er gehetzt und außer Atem, was nicht eben zur Beruhigung aller beitrug. Er ersparte sich eine Begrüßung und kam gleich zum Punkt. „Leute, wir haben ein Problem!“ Noch eins also. „Was ist los, Ian?“ Dem Schotten war der Frust über diese Eröffnung nicht anzumerken. „Ich wollte mich mit Arasmus treffen. Auf ein Bier. Quatschen, was er jetzt machen kann, so nach der Entlassung. Ich war auf dem Weg, als Colt mich angerufen hat und bin doch noch kurz hoch zu ihm, ehe ich her bin“, führte er aus und holte tief Luft. „Arasmus und sein Bruder Daniel sind tot. Kopfschuss. Alle beide. Das stinkt doch gewaltig.“ Colt horchte auf. „Kopfschuss?“, wiederholte er und forschte nach. „Kampfspuren?“ Der Gefragte schüttelte den Kopf. „Das stinkt mehr als gewaltig. Da hat jemand einen Deal platzen lassen und Mitwisser aus dem Weg geräumt.“ Saber nickte bestätigend. Der einzige, der den Alltag der Geschwister genauso gut kannte wie sie, war Arasmus. Mit seinem Wissen war es möglich so überraschend zu zuschlagen, ohne das jemand etwas bemerkte. „Gibt es Hinweise, wer dahinter steckt? Hast du das schon gemeldet? Wurden die Ermittlungen schon aufgenommen?“, hakte der Schotte nach, die Stirn gerunzelt, bemüht die Puzzleteile zusammen zu fügen. „Gemeldet hab ich es auf dem Weg hier her. Hab da nichts angerührt. Wenn wir hier so weit durch sind, geh ich wieder hin und halt euch über die Ermittlungen auf dem Laufenden. So weit ich es aber überblicken konnte, gab es weder Einbruchsspuren, noch Hinweise auf einen Kampf. Ich weiß nicht, mit wem die beiden sich unterhalten haben, aber ich verwette meine Marke darauf, dass es ein Mensch war. Mit Outridern würden die beiden sich nie privat einlassen“, erwiderte Ian souverän, warf den Schwestern einen entschuldigenden Blick zu. „Ein Mensch?“ Wieder tauschte der Recke mit dem Lockenkopf einen Blick. Dann kam auf der Liste der Verdächtigen nur einer in Frage. „Jesse Blue, die Ratte!“, bestätigte der Scharfschütze die Gedanken des Blonden. Ian hob die Schultern. Möglich war es wohl. „Braucht ihr mich hier noch? Sonst kümmere ich mich um den Tatort und informier euch, sobald ich was habe“, erbot sich Broik. „Tu das. Danke für deine Hilfe“, stimmte Saber ihm zu. Damit trat der sofort ab und stürmte aus der Wohnung. Fireball konnte sich von den beiden einiges abschauen. Vielleicht blickte er ja bald wieder durch, hoffte der Recke ehe er sich an die Schwestern wandte. „Was hätte Jesse davon, wenn er Jean-Claude ausliefert? Er steht in Nemesis Gunst doch ziemlich weit oben, oder hat die letzte Schlacht daran etwas geändert?“, zog er Erkundigungen ein, um noch mehr Überraschungen zu vermeiden. Er wollte sicher sein, dass sie von nun an Blue jagen würden, wollte ausschließen, dass ihnen auf einmal Viperon, Calibos oder Gattler noch in die Parade fuhren. Das konnten sie immerhin ausgezeichnet. Es schien Saber schon logisch, dass Jesse auch gleich April mit entführte. Seine Liebe zu der Navigatorin, so einseitig sie auch war, hatte immerhin gleich mal einen ganzen Krieg angeheizt und einen Friedensvertrag zum Scheitern gebracht. „So weit ich weiß, ziemlich viel. Er war vielleicht Nemesis Liebling, aber seit dessen Cyborg-Körper zerstört und die Tritonmaterie schwer beschädigt wurde, ist er kaum noch mehr als eine KI, die Analysen durch führt“, erwiderte Snow schlicht. „Die Führung hat sich neu formiert und nicht alle waren begeistert von ihm. Er muss Punkte sammeln.“ Ihre Schwester nickte bestätigend. „Ganz gleich wie vielversprechend seine Symbiose ist, es bedarf doch etwas mehr.“ „Wie, der ist in einer Symbiose?“ Das überraschte die Star Sheriffs. War er also über April hinweg oder hatte er nur Ersatz gefunden? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)