Enemy mine - geliebter Feind II von collie ================================================================================ Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- „Ich verstehe. Er muss also Erfolge liefern und was wäre im Moment dafür besser geeignet, als euch zurückzuholen“, überlegte Saber laut. „Ja, er und Lily gelten als ... , nein, sie harmonisieren wirklich sehr gut. Ihre Zwillinge sind jetzt ein Jahr alt“, berichtete Beth und erhielt einen tadelnden Blick von Snow. Jetzt war keine Zeit für Tratsch. „Die Führung ist neu. Alle müssen sich beweisen. Vulcrok auch. Er wurde unter Jesses Kommando gestellt“, ließ sie Colt und Saber wissen. Damit war den beiden klar, wie Jesse und die brünette Outriderin sich kennen gelernt hatten. „Alle Talente sind angehalten, sich zu bewähren.“ Es berührte Saber überhaupt nicht, bemerkte er. Als ihm Beth begegnet war, hatte er sie oft mit Lily verglichen, hatte die Erinnerung an sie ihm doch den einen oder anderen Stich im Herzen verursacht. Doch davon spürte er nun gar nichts mehr. „Es gibt mehrere gute Gründe, euch in die Phantomzone zurück zu bringen“, stellte er fest. Der größte Anreiz dürfte das Punkten bei der Führung sein. „Gründe mehr, weshalb wir Jean-Claude und April so schnell wie möglich finden sollten. Gibt es Vorschläge?“ Colt kratzte sich am Ohr. Die weißhaarige grübelte hörbar. „Jean ging immer davon aus, dass uns mehrere auf der Spur sind. Er sagte, wir sollten mit drei Verfolgern rechnen, einen für jeden von uns.“ „Aufgrund dieser Überlegungen war er auch einverstanden, einen Sender zu tragen. Ich hoffe, der funktioniert einwandfrei“, nickte der Blonde nachdenklich. „Für den Fall, dass etwas Überraschendes passiert, kann er ihn aktivieren und wir finden ihn leichter.“ Der Haken war die Aktivierung. Hoffentlich hatte der Outrider dazu Gelegenheit gehabt. „Das passt zu ihm“, nickte Snow und runzelte nachdenklich die Stirn. „Jeder Outrider würde sich nach einer Entführung sofort weit zurück ziehen. Ich weiß nicht, wie ihr das handhabt, aber Jesse macht gern das Gegenteil von dem, was ein Outrider tut. Er könnte noch in Yuma-City sein. Wir könnten ihn und April noch finden.“ Sie legte eine Hand unters Kinn und grübelte weiter. „Wir? Du willst mit?“, hakte Beth überrascht nach und sah ihre Schwester mit großen Augen an. „Natürlich!“, erwiderte sie prompt und unbeeindruckt. „Das passt zu Jesse. Gut möglich, dass er noch hier ist“, überlegte Colt und schaute nicht weniger erstaunt auf Snow, als deren Schwester und der Schotte nun. „Moment, immer langsam. Ich habe Jean versprochen, euch zu schützen. Wir werden euch nicht auf die Suche mitnehmen, so leid es mir tut“, wiegelte der das Vorhaben ab. „Oh tatsächlich?“ Herausfordernd stemmte Snow die Arme in die Hüften. „Ihr lasst euch angeblich nicht fremd bestimmen, aber wir sollen“, begehrte sie auf. „Snow, er würde nicht wollen, dass wir ihm folgen. Gerade weil er weiß, dass wir ihm folgen würden. Jean erwartet von uns, dass wir hier bleiben und seine Arbeit übernehmen, ihn vertreten“, mahnte sie sanft. „Das ist dein Job, Bio“, gab die weißhaarige ungerührt zurück. „Das kannst du. Ich für meinen Teil gehe mit.“ Sie funkelte den Schotten an. „ Ich komme mit“, entschied sie energisch. Ihre Art ihre Forderung zu stellen, war der des Hitzkopfes ähnlich. Anders als bei ihm war sich der Schotte allerdings sicher, dass sie sich gründlich überlegt hatte, worauf sie sich da einließ. „Euer Bruder will euch beschützen und das respektiere ich“, erwiderte er daher ruhig. Er wandte sich an seine Freundin und bat sie mit sanftem Ernst. „Beth, bitte setze du Jeans Arbeit im Oberkommando fort. Je eher wir mit euren Leuten in Verhandlungen treten können, desto eher können wir auch eurer Situation die Gefahr nehmen.“ Als sie nickte, schaute er ihre Schwester an und fuhr entschlossen fort. „Lieber würde ich dich bei Beth sehen, Snow, aber wenn du mitkommst, bitte ich dich, dich an ein paar Regeln zu halten, um niemand zu gefährden.“ Die Angesprochene blinzelte etwas irritiert. Sie hatte wohl mit mehr Diskussion gerechnet. „Das ist in Ordnung“, erklärte sie dann. „Ich kann mehr als ein Gast sein. Ich hab Jean mit der Navigation geholfen, als wir her kamen.“ Vielleicht konnte sie das Fehlen Aprils etwas ausgleichen, auch wenn etwas anderes war den Friedenswächter zu fliegen, als den kleinen Gleiter, in dem sie hergekommen waren. „Gut, so soll es sein, Snow. Aber merk dir: Ich gebe die Befehle. Du hältst dich daran, so wie Colt.“ Der Lockenkopf nickte mahnend. „Du hörst generell auf das, was wir dir sagen, sonst binde ich dich fest.“ „Colt hält sich an Befehle?“ Erstaunt hob sie die Brauen. Sie wusste nicht, ob sie ungläubig lachen oder ehrlich staunen sollte. Ein Laut dazwischen entwich ihren Lippen. „Meistens“, räumte Saber aufrichtig ein, während der Scharfschütze versicherte: „Immer doch.“ Snow nickte, sichtlich dem Recken mehr Glauben schenkend als dem Lockenkopf. „Gut, ich werde so gehorsam sein wie Colt“, meinte sie dann. Das konnte nicht allzu schwer sein. Sie hielt es für wahrscheinlich, dass der eher machte was er wollte, was ihr mehr Handlungsfreiheit gestatten würde. Widerwillig grinste der Recke. Ob er wohl vom Regen in die Traufe gekommen war? „Colt steckst du doch in Sachen Gehorsam locker in die Tasche“, scherzte er leicht. „Zeig mir, dass du besser bist als wir Fleischlinge.“ Den Schwestern entgleisten einen Moment lang geschockt die Gesichtszüge. Besser? Fleischlinge? Meinte er das ernst? Das war enttäuschend. „Ich dachte, wir wären so weit zu kapieren, dass es kein Besser oder Schlechter gibt, sondern ein Anders“, seufzte die Weißhaarige und fuhr sich frustriert durchs Haar. „Ich denke nicht, dass ich noch mehr beweisen muss. Es sollte doch langsam klar sein.“ „Das denke ich auch. Wir zeigen doch wirklich Bereitschaft zur Kooperation und Integration“, stimmte Beth nicht weniger entmutigt. „Es wäre schön, wenn etwas mehr von der anderen Seite käme.“ Betroffen kratzte sich der Blonde am Ohr. „Darauf wollte ich nicht hinaus. Ich hab es eher als Scherz gemeint“, versuchte er sich zu erklären. „Das war in etwa so lustig, als würde ich sagen: Ein Star Sheriff kommt nach einer Schlacht gegen Outrider in den Himmel und tritt vor seinen Schöpfer. Er fragt: „Gott, warum hast du uns diese Outrider geschickt?“ worauf Gott antwortet: „Mir war langweilig“, entgegnete Snow trocken. Colt und Saber pressten die Lippen zusammen. Das war bizarr, obwohl ein gewisser Sinn für Komik darin verborgen war. „Die Zeit drängt. Wir sollten uns an ihre Fersen heften“, meinte Colt schließlich. „Ihr wollt jetzt aufbrechen?“, hakte Beth erstaunt nach. „Wir sollten nicht zu viel Zeit verstreichen lassen“, stimmte Saber zu. „Ich bin ein Outrider, ich bin egoistisch“, ritt sie das nächste gängige Vorurteil nüchtern, „aber wenn ihr drei jetzt aufbrecht, Garrett noch seiner Tochter vorließt oder schon auf Ramrod ist, und Ian sich noch um den Tatort kümmert, wer passt dann auf mich auf?“ „Ich, Beth“, erwiderte der Recke schlicht. „Sobald Ian mit allem fertig ist, wird er bei dir bleiben. Bis dahin prüfen Colt und Snow auf Ramrod den Sender. Wenn er aktiviert ist, folgen sie ihm mit Garrett. Ich komme nach, wenn ich an Broik übergeben habe.“ Er sah sie ernst an und wusste, sie würde zustimmend nicken. „Ich werde auf Ian hören und tun, was er sagt.“ Er zog sie erleichtert in seine Arme. Ihr Entgegenkommen machte es einfacher. „Na dann komm, Snow. Auf zu Ramrod.“ Colt hob leicht das Kinn und salutierte andeutungsweise in Richtung seines Bosses. Snow zog ihre jüngere Schwester aus den Armen des Blonden und drückte sie innig an sich. „Ich pass auf mich auf und bring ihn wieder“, versprach sie ihr. Sie klopfte ihr sacht auf die Schulter und schloss sich rasch dem Scharfschützen an. Saber und Beth kehrten in die Wohnung der Schwestern zurück. Die Nacht war warm und bedrückend. Er hielt ihre Hand fest. Er warf ihr einen kurzen Blick zu, bemerkte die Tränen an ihren Wimpern. Sie machte sich Sorgen, sicher um ihren Bruder, wahrscheinlich auch um ihn und ihre Schwester. Es beunruhigte sie, erneut von ihren Geschwistern getrennt zu sein. Ihre Sicherheit lag nun in Broiks Händen. „Was denkst du gerade?“, fragte er leise, als sie ihre Wohnung betraten. „Ich weiß es nicht. Ich habe Angst, gleichzeitig auch nicht. Es ist ein seltsames Gefühl. Ich fürchte, dass ich Jean und Snow nicht mehr sehe, dass ihnen etwas geschieht, das ich nicht verhindern kann. Ich fürchte, dass ich dich nie wieder sehe, dass dir etwas passiert, gegen das ich nichts tun kann. Gleichzeitig glaube ich zu wissen, dass diese Angst unbegründet ist. Weder du noch Jean oder Snow würden irgendetwas tun, das irgendwen in Gefahr bringt. Ihr habt Versprechen gegeben und die haltet ihr. Wenn ihr sagt, ihr kommt wieder, kommt ihr wieder.“ Sie brach ab und schaute ihn an. „Es ist so seltsam, beides zu fühlen, im selben Moment ängstlich zu sein und doch wieder nicht. Verstehst du, was ich meine?“ Er nickte. Ihr Vertrauen und ihre Sorge bewegten ihn tief. Ihre Augen spiegelten ihre Gefühle wieder. Ihre Stimme war warm, sanft wie eine Liebkosung. Er zog sie an sich, grub sein Gesicht in ihre Halsbeuge, fühlte ihr weiches Haar, roch den Mandelduft der sanften Wellen. Fest umschlang er ihre Schultern, presste seine Hände auf ihren schlanken Rücken. Er spürte ihre Arme um seine Taille, die zarte Kraft, mit der sie ihn an sich zog. Er löste sich so weit von ihr, dass er ihr Kinn umfassen und ihren Kopf behutsam hinaufdrücken konnte. Dann suchte er ihre Lippen, begegnete ihnen leidenschaftlich. „Ich verspreche, ich komme wieder“, murmelte er in die Küsse. „Ich verspreche, ich tu was ich kann um Jean und Snow heil zurück zu bringen.“ Sie nickte kaum merklich, erwiderte seine Küsse mit der gleichen Hingabe. Für den Moment konnte er die Bedrängnis ignorieren. Doch lange währte es nicht, durfte es nicht währen, wollte er sein Wort halten. Ian klopfte energisch an die Tür und bestätigte, als er eintrat, was sie bereits vermutet hatten. Die Spuren am Tatort waren sorgfältig verwischt und beseitigt worden, ließen zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinen Schluss auf den Täter zu. Überwachungsvideos von der Straße, die zu der Wohnung Aramsus führte, befanden sich noch in der Auswertung. Die Ergebnisse wollte man ihm mitteilen, sobald man sie hatte. Man ermittelte noch in der Haftanstalt, gedachte Wärter und Insassen zu befragen. Auch hier standen Erkenntnisse noch aus. Saber gab Beth noch einen vorerst letzten innigen Kuss, ehe er sich verabschiedete und sich auf den Weg zu Ramrod machte. Broik blieb mit Beth zurück. Sie schaute ihn mit ihren großen Augen an. „Danke“, sagte sie leise. Er wirkte überrascht. „Arasmus Soor war dein Freund, nicht wahr?“ Ian kratzte sich am Kinn. „Sozusagen.“ „Dafür danke“, nickte die junge Frau mit den blasslila Haaren. „Dass du dennoch hier bist. Man kann die Ursache für seinen Tod bei uns suchen. Hauptsächlich bei mir. Trotzdem führst du deinen Dienst aus.“ „Du bist nicht die Ursache. Du hast ihn nicht erschossen“, brummte Broik zurück. Er klopfte ihr ungeschickt und etwas zu kraftvoll auf die Schulter. Sie legte einen Moment die Hand auf seine, dann zog sie sich auf ihr Zimmer zurück. Wenigstens sie kam zu einer effektiven Nachtruhe. 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