Smallville-Expanded - 09 von ulimann644 (Legerdemain) ================================================================================ Kapitel 3: DIVERGENZ -------------------- Christian von Falkenhayn lag in seinem breiten Bett auf der Seite und beobachtete Maray an diesem klaren, kalten Wintermorgen dabei, wie sie friedlich schlief. Seit neun Monaten führte er nun dieses zweite Leben und er fühlte Zufriedenheit. Zu seinem gelinden Erstaunen stellte er an diesem Morgen fest, dass er wirklich glücklich war. Er hatte seine Mutter zurück und neben ihm lag ein bezauberndes Mädchen, in das er sich unaufhaltsam verliebt hatte, in diesen letzten neun Monaten. Christian sah kurz durch eins der hohen Fenster. Über Nacht hatte es kräftig geschneit und Christian realisierte, dass er seit Jahren keinen Schnee mehr gesehen hatte. Nach einem Moment sah er wieder in das friedliche Gesicht von Maray. Er dachte dabei an jenen Tag zurück, an dem er in diesem Leben angekommen war. Maray hatte die Nacht hier verbracht und sie hatten zum ersten Mal miteinander geschlafen. Obwohl seine Gedanken damals noch sehr bei Alicia gewesen waren, war diese Nacht etwas Besonderes gewesen. Maray war Alicia in einigen Belangen so ähnlich, dass es anfangs fast weh getan hatte. In anderer Hinsicht waren sie aber auch so grundverschieden, wie man es sich überhaupt nur vorstellen konnte. Noch vor neun Monaten hätte er für unmöglich gehalten, dass es für ihn eine andere Frau geben könnte als Alicia. Und nun war es doch passiert. Dabei waren die Erinnerungen an Alicia langsam und stetig verblasst. Bis vor etwa fünf Wochen. Seit seinem Geburtstag hatte sich dieser Prozess umgekehrt. Immer wieder und immer stärker hatte er seitdem an Alicia gedacht. An ihre Beziehung und an ihr gemeinsames Leben. Die Schuldgefühle ihr gegenüber waren dabei immer wieder spontan aufgeflammt. In diesem Augenblick geschah dies wieder und von dem anfänglichen Glücksgefühl wurde Melancholie. Wie zu den anderen Gelegenheiten blieb dieses Gefühl auch diesmal nicht lange, doch es wirkte stärker nach als sonst. Dabei dachte Christian daran, dass er und seine Eltern über die Weihnachtsfeiertage nach Smallville reisen würden, um ihre Verwandten dort zu besuchen. Er selbst war es gewesen, der diesen Vorschlag gemacht hatte. Er hatte sich vor einigen Wochen daran erinnert, dass seine Tante – eigentlich Großcousine - Annette in seinem jetzigen Leben noch lebte. Aber er wusste auch, dass sie dem Tode geweiht war und so hatte er beschlossen seinen Vater und sie zumindest noch einmal zusammenzubringen, bevor sie starb. Etwas, das in seinem anderen Leben nie passiert war. Das hatte er stets bedauert. Außerdem war seine Neugier immer stärker geworden, in den letzten Wochen. Was war aus seinen Freunden in Smallville geworden? Wie ging es Alicia und Samantha? Nicht zuletzt um sich zu versichern, dass es ihnen gutging, hatte er seine Eltern dazu bewegt, diesen Trip in die USA mit ihm zu machen. Wie bisher beruhigte er sich mit dem Gedanken daran, dass es in Smallville nie zu Meteoritenschauern gekommen sein konnte. Denn wenn sich dieser Teil seines Wunsches erfüllt hatte, dann auch der andere Teil davon. Maray konnte sie nicht nach Amerika begleiten, obwohl er es sich sehr gewünscht hätte. Doch ihre Familie hatte eigene Weihnachtspläne. Das verstand er natürlich. Vielleicht war das sogar ein Vorteil, bei dem was er vorhatte. Er fragte sich wie es wohl sein würde, Alicia zu sehen, in dem Wissen, dass sie einander nie begegnet waren? Vielleicht gab es die Chance für sie sich wenigstens platonisch anzufreunden. Dieser Gedanke gefiel ihm. Wie so oft in den letzten Monaten tastete seine Hand unbewusst nach dem Anhänger der Doppelkette, die er so gut wie nie abgelegt hatte, seit er sie in seinem Besitz hatte. Maray hatte ihn bereits einige Male deswegen aufgezogen. Zum Erstaunen fühlte der Junge nichts auf seiner Brust und panisch tastete er um seinen Hals herum, bis er erleichtert feststellte, dass ihm der Anhänger im Schlaf auf den Rücken gerutscht war. Ihn aufatmend rasch wieder an seinen richtigen Platz rückend beobachtete er Maray dabei, wie sie erwachte. Das Gesicht des Mädchens wirkte fast ätherisch, als sich Christian rasch zu ihr beugte und einen sanften Kuss auf ihre Lippen hauchte. Noch im Halbschlaf schlang Maray ihre Arme um ihn und bevor sie richtig wach werden konnte murmelte sie leise: „Ich liebe dich, Christian.“ Sie küssten sich und erst als sie sich widerstrebend voneinander lösten, sagte Christian sanft: „Und ich liebe dich, Maray.“ Sie kuschelten miteinander, bevor Maray ebenfalls bemerkte, dass es über Nacht geschneit hatte und begeistert ausrief: „Schneemann oder Schneeballschlacht?“ „Beides!“, lachte Christian, erhob sich spontan und zog seine Freundin an der Hand mit sich zum Bad hinüber. Eine halbe Stunde später tollten sie hinter der Villa ausgelassen im tiefen Schnee. Noch bevor Christians Eltern aufwachten, hatten sie gemeinsam einen Schneemann von beeindruckender Größe gebaut. Dabei hatten sie sich gegenseitig zwischendurch immer wieder lachend mit Schneebällen beworfen und inzwischen weilten Christians Gedanken nicht länger in Amerika. Er befand sich wieder ganz im Hier und Jetzt. * * * Bereits drei Tage später landete der Privatjet der Von Falkenhayns auf dem Metropolis-Airport. Zuerst fuhren sie von dort aus zu Annette Falken, der Gernot von Falkenhayn ihr Ankommen eine Woche zuvor angekündigt hatte. Zu Christians Bedauern fiel das Wiedersehen zwischen seinem Vater und seiner Cousine nicht so herzlich aus, wie er es im Vorfeld gehofft hatte. Zumindest war sie ihm gegenüber etwas herzlicher gewesen. Doch auch dass das war nicht jenes Verhalten gewesen, an das er sich erinnerte. Das ernüchterte ihn etwas. Sie blieben bis zum Morgen des ersten Weihnachtstages, bevor sie in Richtung Smallville aufbrachen. Zu seiner Erleichterung fiel das Wiedersehen mit seinem Onkel Jason und Tante Mary dafür so aus, wie es auch in seinem anderen Leben gewesen war. Bereits auf dem Weg nach Smallville war Christian innerlich bis zum Zerreißen angespannt gewesen. Als die vertraute Umgebung der Kleinstadt auftauchte und Christian die ersten Geländepunkte wiedererkannte, fühlte er sich, als würde er nach langer Zeit wieder Nachhause kommen. Das hatte er in dieser Intensität nicht erwartet, denn er hatte inzwischen geglaubt, sich wieder in Deutschland ganz heimisch zu fühlen. Im Gegensatz zu Deutschland hatte es hier nur sehr sparsam geschneit und im Moment war es hier eher nasskalt als kalt. Ein gewohntes Bild, wie Christian befand. Wie so oft in den letzten Monaten hatte er eine Digital-Kamera dabei um Fotos zu machen. Der Gedanke, sein neues Leben dokumentieren zu müssen war in den letzten Monaten fast zu einer Fixen Idee geworden. Als sie am Abend gemeinsam zusammensaßen und sich unterhielten, nutzte Christian die Gelegenheit, seine Tante ganz beiläufig zu fragen: „Was wurde eigentlich aus euren Nachbarn? Sterling war der Name, wenn ich mich richtig erinnere. Haben die nicht eine Tochter, die in meinem Alter ist?“ Christian wunderte sich über den plötzlich ernsten Gesichtsausdruck seiner Tante und ein ganz und gar ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus. Fast schien es so, als habe er mit seiner Frage ein unangenehmes Thema angeschnitten. Mary Falken schluckte, bevor sie leise erwiderte: „Alicia Sterling starb vor einem dreiviertel Jahr. Drei Verbrecher überfielen sie und haben sie vergewaltigt. Als sie versuchte zu entfliehen hat einer dieser Verbrecher ein Messer gezogen und sie damit getötet.“ Christian war, als greife eine eisige Hand nach seinem Herzen. Unfähig etwas zu sagen glaubte er den Boden unter seinen Füßen zu verlieren. Aber das konnte doch nicht wahr sein. Ihr Leben musste doch irgendwie anders verlaufen sein? Als er endlich Worte fand, meinte er mit kratziger Stimme: „Ist hier in der Gegend irgendwann einmal einen Meteorit runtergekommen? Ich meine, so etwas mal im Internet gelesen zu haben.“ „Glaub bloß nicht alles was du da liest“, mahnte ihn seine Tante gutmütig. „Hier hat es so etwas nie gegeben.“ Christian nickte abwesend. Kein Meteoritenschauer. Das musste bedeuten, dass Alicias Mutter nie gestorben war. Aber warum dann dasselbe Ereignis Alicia betreffend? Irgendetwas war ganz und gar nicht so verlaufen wie er es sich gewünscht hatte. Aber woran das lag, würde er heute Abend nicht mehr herausfinden. Darum nahm er sich vor am nächsten Tag einmal auf eigene Faust nachzuforschen. „Die armen Eltern“, murmelte Christian in Gedanken, was niemand bemerkte. Für den Rest des Abends beteiligte er sich nur sporadisch an den Unterhaltungen und zog sich unter dem Vorwand zurück Schlaf nachholen zu müssen. Zu viele Gedanken gingen ihm durch den Sinn. Außerdem fühlte er sich hundeelend. Was hatte er angerichtet mit seinem Wunsch? Als er schließlich in dem dunklen Gästezimmer im Bett lag, stieg ein wehes Gefühl in ihm auf und Tränen rannen über seine Wangen, bevor er die Augen schloss und versuchte an gar nichts mehr zu denken. Doch es dauerte die halbe Nacht bis er endlich in einen unruhigen Schlaf fiel, aus dem er am Morgen schreiend erwachte. * * * Beim gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen aß Christian kaum etwas. Das, was Mary Falken ihm am Vortag erzählt hatte, war ihm ziemlich auf den Magen geschlagen. Seiner Mutter war aufgefallen, dass etwas nicht stimmte und so fragte sie besorgt, als sie für einen Moment unter sich waren: „Was ist los mit dir. Seit gestern Abend bist du so schweigsam. Ist etwas mit dir und Maray?“ Christian schüttelte den Kopf. „Nein zwischen uns ist alles bestens. Es liegt vermutlich an der etwas bedrückenden Geschichte, die mit Tante Mary gestern Abend von ihre Nachbarn erzählt hat. Deren Tochter wurde vor neun Monaten ermordet. Sie war etwa in meinem Alter.“ Andrea von Falkenhayn nickte verstehend „Das ist ja schrecklich.“ „Ja. Bei einem meiner Besuche hier, in meiner Kindheit, habe ich, glaube ich wenigstens, sogar einmal mit ihr gespielt. Darum hat mich das etwas mitgenommen.“ Mit einem warmen Lächeln legte seine Mutter ihm die Hand auf den Unterarm. „Das zeigt mir, dass dir die Menschen nicht egal sind. Dafür liebe ich dich noch etwas mehr als ohnehin schon, mein Junge.“ Christian erhob sich und gab seiner Mutter einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Danke, Mom. Ich mache einen Spaziergang, um den Kopf wieder freizukriegen.“ „Mom?“, echote Andrea von Falkenhayn. „Was sind das denn für Moden?“ Christian grinste schief. „Wenn du in Amerika bist, dann benimm dich wie ein Amerikaner. So heißt es doch?“ „Oder so ähnlich“, gab seine Mutter mit spöttischem Unterton zurück. Christian wandte sich rasch ab und verließ das Haus. Erst nachdem die Veranda hinter ihm lag verhielt er kurz den Schritt und atmete er tief durch. Er musste herausfinden was hier passiert war. In einem Smallville ohne ihn und offensichtlich auch ohne Clark Kent und ohne Menschen die durch Kryptonit verändert wurden. Schließlich kam ihm ein Gedanke und er schritt rasch zur Scheune hinüber, wo sein Onkel außer mehreren Traktoren und seinem Pickup auch ein altes Motorrad stehen hatte. Christian hatte das Glück ihn dort anzutreffen. Entschlossen fragte er: „Onkel Jason, darf ich mir für heute dein Motorrad ausleihen? Die entsprechende Fahrerlaubnis habe ich.“ Jason Falken überlegte kurz und erklärte dann: „In Ordnung. Aber fahr bitte vorsichtig. Deine Eltern reißen mir den Kopf ab, falls dir mit dem Hobel etwas passiert.“ „Keine Sorge“, lachte Christian. „Vielen Dank.“ Endlich auf der Straße in Richtung Zentrum von Smallville fasste Christian den Entschluss zuerst einmal im TALON vorbeizusehen. Oder im BEANERY, falls es das TALON nicht geben sollte. Als Christian die Main-Street entlang fuhr, wurde ihm rasch klar, dass es das TALON wohl nie gegeben hatte. Dafür gab es ein kleines Kino an dieser Stelle. Offensichtlich war es nicht geschlossen worden, so wie in jener Realität die er bisher gekannt hatte. Also fuhr er weiter, bis er das BEANERY erreicht hatte. Diesen Laden gab es zu seiner Erleichterung und er hatte geöffnet. Christian parkte das Motorrad seines Onkels am Straßenrand. Er stieg ab entledigte sich des Helmes und schritt entschlossen zum Eingang des BEANERY. Er war bereits einmal hier gewesen und es sah in etwa so aus, wie er es in Erinnerung hatte. Nachdem er eingetreten war, stellte er fest, dass zu dieser frühen Stunde kaum etwas los war in diesem Laden. Eigentlich hatte er gehofft hier ein paar seiner Bekannten zu treffen wobei ihm schon klar war, dass die ihm in dieser Realität nie begegnet waren. Ein junges Paar saß an einem der Tische im hinteren Bereich des Cafés. Bei seinem Eintreten sahen sie kurz zu ihm und kümmerten sich sofort wieder um sich selbst. Für einen Moment blieb Christian reglos stehen. Unentschlossen ob er hier bleiben oder vielleicht besser wieder gehen sollte. Eine junge Frau hinter dem Tresen, die einige Jahre älter zu sein schien als er, nahm ihm die Entscheidung ab indem sie ihn ansprach. „Hallo, Fremder. Darf ich dir etwas bringen?“ Christian wandte sich zu der jungen Frau und näherte sich langsam dem Tresen. Dabei erwiderte er freundlich: „Ja, ein Kaffee wäre nett. Stark und schwarz, bitte.“ Die schwarzhaarige Frau lächelte gewinnend und erwiderte: „Kommt sofort.“ Während sich Christian auf einen der Barhocker vor dem Tresen setzte, blickte die Schwarzhaarige über die Schulter zu ihm und erkundigte sich: „Du kommst nicht aus Smallville, habe ich Recht? Sonst wärst du mir bestimmt schon früher aufgefallen.“ „Richtig geraten“, bestätigte Christian. „Ich bin mit meinen Eltern hier zu Besuch bei Verwandten. Jason und Mary Falken. Vielleicht kennst du sie?“ „Und wie ich die kenne“, gab die junge Frau fröhlich zurück und ein gewisser Schalk lag in ihren blau-grauen Augen. „Meine Eltern und ich wohnen auf der Kent-Farm, gar nicht weit weg von der Falken-Farm.“ „Kent-Farm?“, echote Christian irritiert. „Dann bist du…?“ „Celine Kent - und wie heißt du? Auch Falken?“ „Äh… nein. Ich heiße Christian von Falkenhayn. Der deutsche Zweig der Familie. Die Kents sind also deine Eltern?“ Das Mädchen kam mit dem Kaffee zum Tresen und stellte eine beeindruckend große Tasse auf den Tresen. Dabei meinte sie: „Eigentlich sind die Kents meine Adoptiv-Eltern. Meine leiblichen Eltern starben, als ich drei Jahre alt war. Bei einem Autounfall. Der Wagen überschlug sich mehrmals. Ich wurde aus dem Wagen geschleudert und kam, wie durch ein Wunder, mit ein paar Schrammen und ein paar blauen Flecken davon. Die Kents waren die ersten an der Unfallstelle und alarmierten die Rettungskräfte. Doch meine Eltern starben noch bevor sie eintrafen. Martha Kent fand mich bewusstlos in einem Gebüsch.“ Christian sah sein Gegenüber erschrocken an. „Das tut mir leid, Celine.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln. „Das muss es nicht. Ich erinnere mich kaum noch an meine richtigen Eltern. Ich weiß nur, dass ich mich bei meinen Adoptiveltern so geborgen fühle, wie es nur wenige Menschen von sich behaupten können. Ich hatte das Glück, in ihnen ganz tolle neue Eltern zu finden. Ihre Liebe und ihre Fürsorge hat meinen Verlust weniger schlimm gemacht.“ Christian nickte in Gedanken. Dabei fragte er sich, woher diese junge Frau ihm so bekannt vorkam. Irgendwo schien sie ihm schon einmal begegnet zu sein. „Ja, mein Onkel sprach einmal sehr positiv von ihnen.“ Der Junge wechselte das Thema und erkundigte sich: „Dann kennst du bestimmt auch die Familie Sterling. Ich habe Alicia Sterling vor sieben Jahren kennengelernt, als ich das letzte Mal hier war. Meine Tante erzählte mir davon, was ihr zustieß. Ich war richtig schockiert denn ich hatte damals mal für einen Nachmittag mit ihr gespielt.“ Für einen Moment lang sah ihn Celine überlegend an, bevor sie grinsend meinte: „Dann bist du der Chris aus Deutschland! Ich erinnere mich daran, dass Alicia wochenlang von nichts anderem mehr geredet hat, als dass sie dich heiraten würde, wenn sie erwachsen ist. Nun da kommst du wohl zu spät.“ Das Lächeln des Jungen verlor sich und melancholisch entgegnete er: „Ja. Vielleicht wäre ihr nichts passiert, wenn ich eher hierhergekommen wäre.“ Spontan legte Celine ihre Hand auf seinen Unterarm. „He, was für einen Unsinn redest du da? Du kannst nichts für das, was ihr passierte. Woher hättest du das den wissen sollen, im fernen Deutschland?“ „Ja“, murmelte Christian abwesend. „Woher wohl?“ Celine nahm ihre Hand zurück und fragte mit prüfendem Blick: „Warum geht dir das so nah? Du kanntest sie doch kaum?“ Christian riss sich bei ihren Worten zusammen und sagte ausweichend: „Tut mir leid. Manchmal nehmen mich solche traurigen Geschichten mit. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass Weihnachten ist.“ „Das wird es sein“, erwiderte Celine aufmunternd. Christian nahm einen langen Schluck von seinem Kaffee und fragte dann: „Ich erinnere mich daran, dass Alicia eine Freundin hatte. Samantha, glaube ich.“ Ein Schatten fiel auf das Gesicht von Celine und nach einem Moment erklärte sie: „Ja, das war ihr Name. Sie wurde vor einigen Wochen hinter dem BEANERY überfallen und erschossen. Für ein paar lumpige Dollar.“ Christian war, als würde eine eisige Hand nach seinem Herzen greifen und mit einem Anflug von Grauen dachte er: Es können doch nicht alle Leute tot sein, die ich in den letzten Jahren kennengelernt habe. Was habe ich mit meinem Wunsch nur ausgelöst? Ist das Leben meiner Mutter und mein persönliches Glück diesen Preis wert? Um sich selbst von der Tragik die er von Celine hörte abzulenken, fragte er: „Ist die Verbrechensrate hier in Smallville wirklich so hoch, wie es sich anhört?“ „Nicht höher oder niedriger, als überall sonst in den USA.“ Der Clark Kent-Effekt, überlegte Christian. Er hat offensichtlich nicht nur Meteoritenfreaks dingfest gemacht, sondern auch eine Menge gewöhnlicher Gangster. Laut sagte Christian: „Ja, vermutlich klingt es nur übertrieben schlimm, wenn man mehrere solcher Geschichten in zu kurzer Zeit hört. Wem gehört übrigens das kleine Kino auf der Main-Street?“ Das Gesicht des Mädchens heiterte sich auf und augenzwinkernd erkundigte sie sich bei Christian: „Den Eltern meiner Freundin Lana. Möchtest du mich vielleicht zu einem Kinoabend einladen?“ „Das würde meiner Freundin gar nicht gefallen.“ Echte Enttäuschung schwang in Celines Stimme mit als sie zurückgab: „Das ist wirklich zu schade.“ „Wenn ich nicht in festen Händen wäre hätte ich sofort zugestimmt“, versicherte Christian ihr und er meinte es aufrichtig. Er trank seinen Kaffee aus und meinte dann: „Aber du könntest mir einen Gefallen tun und mir sagen, ob Alicias Eltern noch in Smallville leben oder ob sie fortgezogen sind.“ Schon wieder lächelnd antwortete Celine: „Eireen Sterling triffst du vielleicht gerade noch an, wenn du dich beeilst. Sie will heute nach Metropolis abreisen, soweit ich weiß.“ Christian entwickelte plötzlich eine ziemliche Eile. Hastig kramte er einige Dollarscheine aus der Tasche und legte sie auf den Tresen. Dabei sagte er rasch: „Stimmt so!“ Bevor Celine etwas erwidern konnte, erhob er sich und hastete nach draußen. So bekam er nicht mehr mit wie Celine leise seufzte: „Wirklich schade.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)