Smallville-Expanded - 09 von ulimann644 (Legerdemain) ================================================================================ Kapitel 6: ZWEI GESCHENKE UND EINE BELEHRUNG -------------------------------------------- Der Geburtstag von Alicia kam heran. Dabei waren sowohl Christian als auch Alicia froh, dass bis zum Beginn der nächsten Woche keine Vorlesungen anstanden. So erwachte Christian an diesem Donnerstagmorgen in den Armen von Alicia, ohne dass es irgendeinen Grund für irgendwelche Hektik gab. Christian blickte seine Freundin an und ein glückliches Lächeln überflog seine Gesichtszüge. Mit Alicia zusammen zu sein war einfach perfekt. Sich nicht an dem friedlichen Gesicht von Alicia sattsehen könnend dachte er an das Paket, dass Diane Bennings gestern unbemerkt in sein Arbeitszimmer geschmuggelt hatte. Was nicht so einfach gewesen war, wie es den Anschein hatte, denn bereits seit Beginn der Woche war die Villa wieder mit Gästen bevölkert. Sein Vater und Christina waren bereits am Montag zusammen mit der kleinen Thora eingezogen. Gestern waren dann noch Neil Fender und Samantha erschienen. Sie gedachten, über das Wochenende zu bleiben. Mehr denn je war Christian froh darüber, sich Alicia am Sonntag ganz anvertraut zu haben. Wie sie reagiert hatte, sagte ihm nur zu deutlich, dass sie wirklich die Richtige für ihn war. Er machte eine unbedachte Bewegung und Alicia erwachte. Halb verschlafen sah sie lächelnd zu ihm auf und beugte sich vor um ihn zu küssen. „Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag, mein Engel“, raunte Christian, nachdem Alicia sich von ihm gelöst hatte. Danach flüsterte er verschwörerisch: „Dein eigentliches Geburtstagsgeschenk bekommst du später, während der Feier. Doch ich habe da etwas, das ich nur dir allein zeigen will. Mit Rücksicht auf die Gefühle von deinen und meinen Eltern.“ „Das klingt ja ziemlich mysteriös“, gab Alicia gähnend zurück. „Wie früh ist es eigentlich? Ich bin noch ganz verschlafen.“ „Wir können uns danach wieder hinlegen aber ich halte es jetzt nicht länger aus.“ „Na schön, du Quälgeist“, seufzte Alicia verschmitzt lächelnd. Sie warfen sich ihre Morgenmäntel über und schlüpften barfuß, Hand in Hand, aus dem Schlafzimmer. Christian zog Alicia mit sich zu seinem Arbeitszimmer. Nachdem sie es betreten hatten und Christian die Tür hinter ihnen abgeschlossen hatte, erklärte er seiner Freundin und bald schon Verlobten: „Ich weiß zwar jetzt, dass mein Trip in eine Realität selten dämlich gewesen ist, doch es hatte auch einen Vorteil. Du hast die Bilder inzwischen gesehen, die auf der Speicherkarte der Kamera gewesen sind. Nun, ich habe zwei davon am Sonntag zu einem namenhaften Künstler in Metropolis mitgenommen und ihn sehr gut dafür entlohnt, dass er ein Bild für dich malt. Die Farbe ist noch nicht trocken, deshalb würde ich es gerne noch ein paar Tage hier lassen, bevor wir es in deinem Arbeitszimmer aufhängen.“ Damit deutete Christian zu einem verhangenen, aufrecht an der Wand stehenden Objekt, von dem Alicia nun ahnte, dass es sich um das besagte Bild handeln musste. Neugierig geworden schritt sie mit Christian darauf zu. Erst als sie es erreichten ließ Christian ihre Hand los und entfernte behutsam das Tuch vom Rahmen. Als Alicia das Motiv erkennen konnte, schlug sie die Hände vor den Mund, denn sie war drauf und dran gewesen einen Schrei von sich zu geben. Erst nachdem sie sich gefangen hatte entfuhr es ihr heiser: „Oh, mein Gott.“ Es war sofort zu erkennen, welche beiden Frauen auf dem Bild dargestellt wurden. Rücken an Rücken, sich an der nach vorne gewandten Schulter fast berührend, sahen sie den Betrachter an. Beide mit einem sanften Lächeln. Dabei hatte es der Künstler verstanden ihre Augen so zu zeichnen, als würden sie gemeinsam etwas aushecken. In der linken Frau erkannte Alicia sofort ihre leibliche Mutter wieder. Die andere Frau kannte sie nur von Fotos. Christians Mutter. Der Hintergrund war blau gehalten und erst auf den zweiten Blick erkannte Alicia, dass er einen leicht bewölkten Himmel darstellte. Endlich fand Alicia die Sprache wieder und mit Tränen in den Augen sagte sie, beinahe lautlos: „Chris, das Bild ist unsagbar schön. Meine und deine Mom wirken darauf so friedfertig und gleichzeitig so, als würden sie gute Freundinnen sein und einen gemeinsamen Streich aushecken. Genau so habe ich mir gelegentlich vorgestellt würden sie vielleicht sein, wenn sie noch lebten.“ Christian umarmte Alicia von hinten und war ganz froh darüber, dass sie seine feucht schimmernden Augen nicht sehen konnte. „Ja, so habe ich es mir auch gelegentlich vorgestellt. Und wer weiß, vielleicht machen sie wirklich gemeinsam den Himmel unsicher.“ Alicia wandte sich zu Christian um und nahm ihn wortlos in die Arme. Erst nach einer ganzen Weile sagte sie leise: „Ich verstehe, warum du mir das Bild allein zeigen wolltest. Vermutlich würde es meinen und deinen Vater wieder an zu viele dunkle Dinge erinnern. Es ist das tollste Geburtstagsgeschenk meines Lebens, Chris.“ „Wundere dich nicht darüber, wenn ich dir in nächster Zeit sehr oft in deinem Arbeitszimmer auf den Wecker fallen werde.“ Alicia drückte Christian fest an sich. „Irgendwann werden wir es im Salon aufhängen. Damit nicht nur wir es zu sehen bekommen. In ein paar Jahren vielleicht?“ „Ganz wie du möchtest“, erwiderte Christian. Er löste sich widerstrebend von Alicia, verhängte das Bild und nahm Alicia danach wieder an die Hand. Gemeinsam begaben sie sich wieder ins Schlafzimmer aber Schlaf fanden sie nicht mehr an diesem Morgen. Dafür unterhielten sie sich leise miteinander. Irgendwann kam Alicia auf das Konzert zu sprechen, bei dem Christian Samantha als Begleiterin mitgenommen hatte. „Halte mich ruhig für paranoid, Christian, aber irgendetwas hat sich bei Samantha verändert. Am Sonntag habe ich das ganz deutlich gemerkt. Sie verhält sich mir gegenüber anders, als früher. Ich weiß nicht was, aber irgendetwas ist anders geworden. Seit dem Abend, als ihr in der Oper wart merke ich das ganz deutlich.“ „Dann habe ich mir das wohl doch nicht eingebildet“, seufzte Christian leise. „Ich dachte zwischenzeitlich, dass ich mich irren würde, doch du merkst es offensichtlich auch. Allerdings denke ich inzwischen, dass das eher begonnen hat. Ich hatte schon einige Zeit davor manchmal so ein seltsames Gefühl. Nichts Greifbares, deshalb habe ich das nicht beachtet. Eben weil wir uns immer besser verstanden haben, mit den Jahren.“ „Dann hattet ihr also keinen Zwist?“ Christian schüttelte schwach den Kopf. „Nein. Nichts dergleichen. In dem Fall wüsste ich ja was los ist. In dem Fall hätte ich dich längst um Hilfe gebeten. Hat sie mit dir darüber gesprochen, ob sie vielleicht Streit mit Neil hat?“ „Nein. Andererseits habe ich sie auch nicht danach gefragt. Was meinst du, Chris? Soll ich da vielleicht mal vorsichtig nachhaken?“ „Hm“, machte Christian nachdenklich. „Vielleicht wäre es besser damit zu warten. Sie sind ja dieses Wochenende in unserer Nähe. Wir könnten ein Auge auf die Beiden haben und falls wir wirklich den Eindruck haben, dass bei ihnen der Haussegen schief hängt, dann können wir immer noch etwas sagen. Was hältst du davon?“ „Klingt gut“, lächelte Alicia und küsste Christian sanft. Dann erkundigte sie sich mit verändertem Tonfall: „Ich hätte da noch eine allerletzte Frage zu deinem kleinen 2030-Trip, die ich gestern vergessen habe zu stellen. Weißt du, in welchem Jahr wir geheiratet haben?“ Christian rollte übertrieben mit den Augen. „Das ist aber dann wirklich das letzte Mal, dass dieses Thema aufkommt. Also schön, wir werden uns in ziemlich genau vier Jahren und einem Monat das Ja-Wort geben. Zwei Jahre nach unserem Abschluss an der Uni. Was darauf schließen lässt, dass du die Sache mit der Rückzahlung des Darlehens konsequent durchziehen wirst.“ „Du meinst wohl, dass du konsequent durchziehen wirst mich, wie du es nanntest aus ethischen Gründen, erst zu heiraten, wenn ich meine Schulden bei dir abbezahlt habe.“ Christian zwinkerte Alicia belustigt zu. „Oder so.“ Alicia lächelte entsagungsvoll. „Im Mai 2012 also. Klingt doch gut.“ „Nein, das klingt sehr gut. Ich freue mich bereits jetzt schon darauf. Was hältst du von einer gemeinsamen Dusche?“ Wortlos warf Alicia die Bettdecke zur Seite und schwang sich aus dem Bett, wobei sie Christian an den Händen mit sich zog. Mit einem verführerischen Lächeln sagte sie leise: „Dafür bin ich immer zuhaben, das weißt du doch.“ Christian erinnerte sich an die fünfundzwanzig Jahre ältere Alicia und erwiderte mit einem anzüglichen Grinsen: „Ja, und wie ich das weiß.“ * * * Bereits eine Stunde später ging es am Frühstückstisch recht munter zu. Natürlich wollten alle dem Geburtstagskind gratulieren und sogar Thora wurde von ihrer Mutter dazu genötigt, Alicia so etwas wie ein Küsschen auf die Wange zu geben. Was Christian im Anschluss zu einem ziemlich breiten Grinsen veranlasst hatte. Danach musste Alicia, unter großem Hallo, im Wohnraum ihre Geschenke auspacken. Wobei sie sich über die Doppelkette ganz besonders freute. Ganz selbstverständlich trennte sie die beiden Hälften des Anhängers und reichte eine davon Christian. Nachdem sie ihre Ketten angelegt hatten bedankte sich Alicia mit einem zärtlichen Kuss auf die Wange bei Christian. Dabei blickte sie kurz bedeutungsvoll zu Samantha und Neil. Christian zuckte unmerklich die Schultern, weil im bisher nichts Besonderes am Verhalten der Beiden aufgefallen war. Was ihn erneut zweifeln ließ, ob die Veränderung, über die er am Morgen mit Alicia gesprochen hatte, nicht doch eine ganz normale Entwicklung im Wesen von Samantha sein könnte. Am späten Nachmittag füllte sich die Villa mit den geladenen Gästen, unter denen sich auch Clark Kent, Chloe Sullivan und deren Cousine Lois Lane befanden. Da es Draußen bereits angenehm warm war entwickelte sich das Fest zu einer halben Gartenparty. Nachdem sich am späten Abend die Party wieder ganz ins Innere der Villa verlagert hatte, nutzte Christian die Gelegenheit um mit Clark unter vier Augen zu reden. Also dirigierte er ihn in den jetzt verlassenen Garten. Zu Beginn wirke Clark etwas befangen, doch das schob Christian zur Seite. Er brauchte den Rat des Freundes und so fragte er schließlich direkt: „Clark, erinnerst du dich noch daran, was ich dir über meinen Ausflug in die Zukunft erzählt habe? Als ich zwei Tage in meinem älteren Ich verbrachte?“ Der Schwarzhaarige nickte in Gedanken. „Vage. Du sagtest, du wärst dort mit Alicia verheiratet gewesen.“ Christian nickte bestätigend. „Ja, das ist richtig. Ich habe mich seitdem gefragt, ob meine Entscheidung Alicia einen Antrag zu machen dadurch beeinflusst wurde.“ „Die Frage nach dem Ei oder der Henne“, rekapitulierte Clark. „In diesem Fall würde ich sagen, dass du die Auswirkung deiner Entscheidung gesehen hast bevor sie dich beeinflussen konnte. Ich glaube also nicht, dass deine Entscheidung aufgrund dieses Ereignisses fiel. Oder hast du vorher nicht bereits den Wunsch gehabt mit Alicia zusammen zu sein?“ Christian sah in die blauen Augen des Freundes. „Doch, dieser Wunsch war bereits lange vorher da. Außerdem wirkten beide, ich meine damit Alicia und ich in der Zukunft, ziemlich glücklich. Clark, ich will dieses Leben unbedingt haben.“ Christians Gegenüber legte die Rechte auf seine Schulter. „Dann solltest du nicht zweifeln und Alicia nachher einfach den Antrag machen.“ Christian blickte Clark dankbar an. „Das werde ich. Selbst, wenn die Erde dabei untergehen sollte.“ Der Blonde zögerte einen Moment, bevor er mit verändertem Tonfall sagte: „Clark, das, was ich dir vor einiger Zeit vorgehalten habe, tut mir leid. Ich meine, nicht in der Sache, sondern weil ich dabei etwas heftig reagiert habe.“ Clark lächelte schwach. „Schon vergessen. Vielleicht wirst du es ganz interessant finden, dass mir Oliver Queen einmal etwas ganz Ähnliches um die Ohren gehauen hat.“ „Vielleicht solltest du auf deine Freunde hören“, gab Christian mit ironischem Tonfall zurück, bevor er wieder ernst wurde und sich erkundigte: „Wie geht es Lana?“ „Sie ist seit einer Woche katatonisch. Seit sie meinen kryptonischen Namen sagte und mir kryptisch mitteilte, dass ich zu spät gekommen sei. Zuerst die Sache mit Bizarro und nun das. Es ist nicht leicht zu ertragen.“ Christian sah den Freund eindringlich an. „Weil du Lana immer noch liebst, Clark. Hör zu, Alicia und ich standen vor einer ganz ähnlichen Situation, wie du und Lana vor einiger Zeit. Das war, als Chloe, Lois und Lana von Hexen übernommen worden waren und wir alle unter einem Zauberbann standen. Damals hatte Alicia mit Deion geschlafen und…“ Christian brach ab und neugierig hob Clark die Augenbrauen. „Und was?“ „Während der Fete in eurer Scheune haben sich Chloe und ich für eine Stunde abgesetzt. Wir haben damals, unter dem Bann stehend, miteinander geschlafen. Ich erinnere mich noch dunkel daran, dass ich ihren String-Tanga damals übermütig über ein paar Heuballen geschnippt habe.“ Clark hüstelte rau. „Der war nicht zufällig rot?“ „Doch, knallrot, wenn ich mich recht erinnere. Warum…“ Clark seufzte unterdrückt. „Weil ich seinerzeit beim Aufräumen der Scheune genau einen solchen Tanga gefunden habe. Ich habe mich immer gefragt, wem der wohl gehört und wie er, oder besser sie, ihn einfach so verlieren konnte. Jetzt weiß ich es und ich denke, dass es mir entschieden zu viel Information war.“ Als wären Clarks Worte das Stichwort gewesen, erschien Chloe bei ihnen und erkundigte sich launig: „Was macht ihr zwei den hier?“ „Wir haben uns lediglich unterhalten“, erwiderte Clark schnell. „Über alte Zeiten“, ergänzte Christian vielsagend, was ihm einen langen Blick von Clark Kent einbrachte. Chloe, die davon nichts mitbekam, gab scherzhaft in Richtung von Clark zurück: „Und ich hatte schon befürchtet, Christian würde kalte Füße kriegen und dich dazu anstiften seine Flucht zu decken.“ „Aber nicht doch“, grinste Christian. „Ich habe nicht vor mich aus der Nummer heraus zu lavieren. Ich liebe Alicia.“ „Bitte keine Alicia-Liebes-Oper“, verlangte Chloe grimmig lachend. „Kümmere dich lieber wieder um mich und um all deine anderen Gäste.“ Christian deutete belustigt grinsend eine Verbeugung an und kam dann schmunzelnd Chloes Aufforderung nach – sich davon überzeugend, dass Clark und Chloe ihm folgten. Vor der Tür hielt Clark den Freund an der Schulter zurück und fragte eindringlich: „Wie ist Chloe anschließend damit umgegangen? Kann sie sich daran erinnern?“ Christian grinste schief: „Dank mir schon. Ich dachte, sie würde es ebenso noch wissen wie ich. Also sprach ich am nächsten Tag mit ihr. Wie sich herausstellte, hatte sie es vergessen. Wenn ich das geahnt hätte…“ Clark unterbrach Christian. „Du hättest es ihr nicht gesagt, doch vielleicht war es besser so. Das Ganze hätte ja durchaus Folgen haben können.“ „Nein, das hätte es nicht“, korrigierte Christian in Gedanken und räusperte sich bei Clarks fragendem Blick. „Und ich werde jetzt besser die Klappe halten.“ Sie begaben sich wieder zu den Partygästen. Einige Minuten nach Mitternacht wechselte Christian einige Worte mit Clark bevor er kurz sein Arbeitszimmer aufsuchte, um den Verlobungsring aus dem Wandsafe zu holen. Mit der bordeauxroten Ringbox kehrte er zurück zum Salon, wo Clark bei seinem Wiedererscheinen sein Glas anhob und mit einer der Gabeln vom Buffet mehrmals daran schlug, bis die Gäste aufmerksam wurden. Christian trat in die Mitte des Salons und hob seine Hände um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Nachdem Ruhe eingekehrt war, sagte er mit deutlicher Stimme: „Ich bitte nun alle Anwesenden darum, ihre Gläser zu füllen.“ Die meisten Gäste wussten was nun folgen würde. Christian wartete, bis alle Anwesenden ihre Gläser gefüllt hatten, wobei sein Vater und Cassidy Sterling sich mit einem zweiten Glas versorgten. Alicia trat in der Zwischenzeit zu Christian und aufgeregt lächelte sie ihn an. Christian erwiderte ihr Lächeln und wandte sich danach an die Gäste. „Liebe Freunde und Verwandte. Ich werde es kurz machen. Ihr wisst alle, dass Alicia und ich nun seit mehr als vier Jahren zusammen sind. Wir haben uns in dieser Zeit so weit kennengelernt, dass wir inzwischen ganz sicher sind, irgendwann eine Familie gründen zu wollen.“ Damit wandte sich Christian direkt zu Alicia und kniete sich vor sie. „Alicia Sterling: Ich liebe dich von ganzem Herzen und ich möchte den Rest meines Lebens mit dir glücklich sein. Deshalb möchte ich dich fragen: Willst du im Mai 2012 meine Frau werden?“ Tränen der Freude schimmerten in Alicias dunklen Augen, als Christian ihr die geöffnete Ringbox entgegenhielt, in der eine kleine LED-Leuchte den Ring in ein edel wirkendes, blass-blaues Licht tauchte. Mit zittrigen Fingern nahm sie den Ring heraus und sagte mit belegter Stimme: „Ja, das will ich.“ Christian nahm den kostbaren Ring von ihr entgegen und steckte ihn ihr an den linken Ringfinger. Danach erhob er sich wieder und gab Alicia, unter dem Applaus der Anwesenden, einen liebevollen Kuss. Cassidy Sterling und Gernot von Falkenhayn traten zuerst zu dem Paar und reichten ihnen die Gläser mit Champagner, die sie bisher für sie gehalten hatten. Dabei betrachtete Cassidy interessiert den Ring aus Weißgold. Seine Diamanten und Saphire funkelten im Licht des Salons. Christian bemerkte den Blick der Frau, als er mit ihr anstieß und er erklärte: „Dieser Ring hat meiner Mutter gehört, bis sie starb. Wie du vermutlich bemerkt hast, passt das Design zu der Kette, die ich Alicia zu ihrem siebzehnten Geburtstag geschenkt habe.“ „Und die Alicia heute Abend trägt.“ Sie stießen auch mit den übrigen Gästen an. Währenddessen schritten Cassidy Sterling und Gernot von Falkenhayn zu ihren Partnern und tauschten sich im Anschluss sehr intensiv miteinander aus. Im Anschluss wurden Alicia und Christian von ihren Eltern beinahe umstellt. Dabei meinte Gernot ernsthaft: „Wir müssen reden, ihr zwei.“ Verwundert sahen die beiden frisch Verlobten in die ernsten Mienen ihrer Eltern. Es war Jerome, die schließlich meinte: „Wisst ihr: Es ist schon seltsam. Als ich Eireen gefragt habe, ob sie mich heiraten möchte, da war ich vollkommen aus dem Häuschen. Ich hätte nicht einmal meinen Namen richtig buchstabieren können. Geschweige denn, an einen bestimmten Termin denken, an dem ich sie heiraten will. Und das zweite Mal war es kaum anders. Auch da pochte mein Herz wie verrückt. Auf keinen Fall hätte ich an einen Termin gedacht.“ Cassidy Sterling übernahm, als ihr Mann geendet hatte und erklärte: „Ich erinnere mich daran, dass ich gerade einmal dazu in der Lage war Ja zu sagen, als Jerome mich fragte, ob ich seine Frau werden möchte. Ich hätte mich auch ziemlich gewundert, wenn er mir direkt einen Hochzeitstermin genannt hätte. Ich wäre vermutlich auch ziemlich überfahren gewesen, wenn er das getan hätte, und gar nicht gewusst wie ich reagieren soll. Aber nicht so meine Alicia. Die nimmt es so locker, als wäre das alltäglich. Also entweder seid ihr das verdammt coolste Paar, das es je gab, oder aber Irgend etwas entgeht uns hier.“ Christina und Gernot nickten nur zustimmend. Christian warf Alicia einen langen Blick zu, bevor er, unangenehm berührt erwiderte: „Nun ja, ich habe Alicia vor einigen Jahren schon – rein hypothetisch – gefragt, ob sie sich vorstellen könnte Ja zu sagen, falls ich sie irgendwann einmal offiziell um ihre Hand bitten würde. Eine rein theoretische Frage also. Nun ja und als ich ihr das Darlehen für ihr Studium anbot, da bestand sie darauf, dass sie mir das Geld zurückzahlen wird, bevor wir heiraten. Nach einer kleinen Rechnung meinerseits kam ich danach zu dem Schluss, dass sie dafür etwa achtzehn bis zwanzig Monate benötigen wird, nachdem wir unser Studium beendet haben werden. Natürlich haben Alicia und ich darüber im Anschluss diskutiert und auf diese Weise kam der genannte Termin zustande. Von dem Alicia natürlich gewusst hat.“ „So, so“, machte Gernot von Falkenhayn. „Du hast sie also bereits gefragt? Und Alicia hat dazu damals Ja gesagt?“ Christian runzelte die Stirn, bei der ernsthaft vorgetragenen Frage seines Vaters. „Ja, aber Alicia war noch Siebzehn und wie ich bereits…“ „Habe ich dir eigentlich gar nichts in Sachen Juristik beigebracht?“ Gernot von Falkenhayn schüttelte etwas enttäuscht wirkend den Kopf. „Vom juristischen Standpunkt sieht die Sache so aus: Du hast Alicia bereits vor Jahren gefragt, ob sie dich heiraten will und sie hat Ja gesagt, richtig?“ Christian legte seinen Arm um die Schulter von Alicia und beide nickten einmütig. Gernot von Falkenhayn nickte bedeutungsschwanger. „Nun ja, ich habe deine Alicia bereits vor diesem Zeitpunkt kennengelernt und ich würde sagen, sie war zu diesem Zeitpunkt durchaus in der Lage, die personenrechtlichen Folgen ihres Handelns einsehen zu können. Was sie zum genannten Zeitpunkt wiederum dazu berechtigte, das Versprechen zum Verlöbnis abzugeben. Mit anderen Worten: Ihr zwei seid bereits seit Jahren miteinander verlobt, auch wenn euch das wohl erst heute klar wird.“ Christian und Alicia sahen sich verblüfft an, während sich die Mienen ihrer Eltern langsam aber unaufhaltsam gleichermaßen zu einem breiten Grinsen verzogen. Es war Christina, die mit ihren Worten die Spannung löste, als sie meinte: „Wir verraten es keinem, ihr beiden frisch verlobten Alt-Verlobten.“ Christian sah Alicia an und raunte ihr zu: „Irgendwann werde ich all diese Spitzfindigkeiten auch drauf haben. Findest du immer noch, mit mir verlobt zu sein ist eine grandiose Idee?“ Alicia küsste Christian schnell auf die Wange. „Mehr denn je.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)