Dragonblood von Hera_Tenebrae89 (Bound by fate, cursed by blood) ================================================================================ Kapitel 8: Reckless Bravery --------------------------- Purpur leuchtet der Himmel wie ein Traum. Die Lieder die wir gemeinsam sangen, waren so sanft wie eine Brise. Endlose Felder waren unsere Heimat und ich sehne mich nach jenen Tagen. Ich rufe diese Gebete in den Himmel, sehe dein Gesicht vor mir und alles wird schwer. Trage diese Erinnerungen in mir. Gedanken einer Seele durch Liebe gefärbt. Sieh wie mir Flügel wachsen, ich hoch fliege und das Leid unter mir stirbt. Dabei brenne ich in einem Becken aus Feuer und werde von Ihnen beobachtet. Beobachtet wie ich in Ihrem gnadenlosen und purpurnen Himmel tanze. Schaue so tief in die Dunkelheit dabei. Dort drinnen finde ich die Zerstörung die ich suche. Was ich vor mir sehe ist der Abgrund einer weitentfernten Vergangenheit. Was ich vor mir sehe sind diese unheimlichen, schrecklichen kalten Augen. Was ich vor mir sehe ist ein Traum von einem sanft geweckten Lamm. Der Raum zwischen Geräuschen ist ein Riss. Niemand erreicht meine Haut und darf diese berühren. Dieser Raum zwischen Geräuschen ist ein Riss aus blutroten Narben. Wenn ich bete werde ich zu heiß zum berühren. Wenn ich schreie entreißt es mir meine Stimme. Wenn ich lebe erwecke ich damit einen verzerrten und verrückten Tanz. Ich werfe meine Traurigkeit davon und verliere mein Herz. Vergewaltige damit meine Gedanken. Wenn ich nur weiterschreiten könnte, würde alles gut werden. Aber was ich trage. Dieser Herzschlag. Er ist anders. Ich möchte nur Stille. Wo ist mein Schutz? Wo ist mein Feuer? Wo ist mein Herzschlag geblieben? Diese Stille…gehört allein mir. Wie lange waren sie jetzt schon allein in der Stille? Vielleicht seit einigen Minuten, aber es fühlte sich inzwischen an wie Stunden. In der Dunkelheit des Untergeschosses machte das keinen Unterschied mehr. Es glitt an einem vorbei und es war auch nicht mehr von Bedeutung. Zeit war kein Faktor mehr in der Situation. Die Geräusche und das Fauchen des Monsters waren bereits verschwunden und gaben somit den Weg frei etwas zu tun und zu handeln. Etwas gegen dieses Monster zu tun, welches für sie persönlich aus dem Abgrund der Hölle gekrochen kam um sie zu besuchen. Zumindest sah es körperlich so aus als würde es aus der Hölle kommen. Solch ein Wesen konnte einfach nicht existieren und dennoch tat es das. Und so langsam kam sich Caim vor als müsste er alles was er über seine Realität wusste aus dem Fenster kippen und einfach vergessen. Und er meinte so wirklich: ALLES. Es fing vor Jahren mit dieser Krankheit an, die wie aus dem Nichts gekommen war und Menschen in untote Killermaschinen verwandelte. Bald darauf brach weltweit Krieg aus. Er war überall und man konnte ihm nicht entkommen. Menschen gegen Legion und Menschen gegen Menschen. Und am Ende lebten sie in einer Postapokalypse wo es keinerlei Dinge mehr gab die sich an menschliche Gesetzte hielten. Und als wäre dies nicht genug gewesen, tauchte Jahre danach auch noch plötzlich ein Junge auf der sich in einen verdammten Drachen verwandeln konnte und warf damit noch mehr seine Realität aus dem Fenster. Und nun waren sie in einem Krankenhaus und trafen auf ein Monster das allen biologisch entdeckten Gesetzen der Menschen und der Natur einen Strich durch die Rechnung machte und einfach existierte, obwohl das nicht sein konnte. Es konnte nicht sein das Menschen miteinander verschmolzen und sich daraus eine neue Lebensform bildete! Sowas gab es nicht! Und dennoch lauerte genau solch ein Wesen draußen vor der Tür des Labors und zerrte sich jämmerlich und voller Zorn durch die Gänge der dunklen Quarantänestation. Das konnte alles nur ein Scherz sein. Ein verdammt übler Scherz. Und Caim fragte sich zwei Dinge dabei: Wann wache ich auf? Und: Wann war ich in den Kaninchenbau aus Alice im Wunderland gefallen? Und er hatte das Gefühl das es immer tiefer ging je weiter er schritt. Also immer schön weiter in das Kaninchenloch hinein…Ab wann ergab diese Welt keinen Sinn mehr? Wann fing das an? Aber das wusste er genau und konnte sich das selber beantworten…Seit dem Moment wo die Seuche anfing zu wüten…Oder? Ihm schossen diese Gedanken durch den Kopf während er neben der noch immer verriegelten Labor-Tür stand und sich dort an die Wand lehnte. Mit verschränkten Armen vor sich auf den Boden sah und sich in seinen Gedanken verlor. Er lauschte aber dennoch nach draußen. Es war sehr still geworden und er konnte dieses Monster auch nicht mehr hören. Entweder war es zu weit weg, oder es saß irgendwo und lauerte. Oder schlief im besten Fall. Aber konnte sowas überhaupt schlafen? Er hatte keine Ahnung. Konnte dazu nur spekulieren. Nier saß derweil auf einer Kante von Labortischen, die an den Seiten des Raumes waren und sah zu Inuart neben sich runter. Sah ihm aufmerksam dabei zu was er machte. Seit die Luft etwas reiner wurde hatte der Orangehaarige sich zur Aufgabe gemacht herauszufinden was eigentlich vor sich ging. Obwohl er noch immer den Horror in seinen Gliedmaßen spüren konnte, so hatte er auch eine gewisse Faszination an dieser Kreatur gefunden. Und die meiste Frage die er sich stellte war: Wie war sowas möglich? Noch nie hatte er etwas im Ansatz ähnliches gesehen oder davon gehört. Sicher gab es das Phänomen der siamesischen Zwillinge. Wo zwei Körper in einen verwachsen waren. Aber das war etwas was vor der Geburt und im Entwicklungsstadium der Kinder passierte. Also im Mutterleib. Was zu schrecklichen Entstellungen führte. Oder es gab den Fall das ein Zwilling seinen anderen genetisch im Mutterleib absorbierte und damit zwei genetische Stränge haben könnte. So einen Fall gab es mal in Amerika und das war sicherlich kein Einzelner. Die Frau bekam zwei Kinder und keines ihrer Kinder hatte ihr Erbgut. Sie hatten das Erbgut ihrer absorbierten Zwillingsschwester, von der sie überhaupt nichts wussten. Und das führte dazu dass die Eierstöcke das Erbgut der Schwester hatten und nicht ihres. Diese Frau war eine genetische Chimäre. Aber das da draußen im Gang war etwas völlig anderes. Eine andere Art von Chimäre. Konnte es sein? Konnte es sein das Caim recht behalten würde und hier an Menschen experimentiert wurde? Es wäre schrecklich das zu erfahren…aber inzwischen auch nicht mehr von der Hand zu weisen. So hatte er sich in allen möglichen Patientenakten verloren und suchte nach Laborberichten die vielleicht halfen etwas Licht in die Sache zu bringen. Doch bisher war das ohne großen Erfolg gekrönt. Oder mehr: es war vieles niedergeschrieben worden und er sah bisher kein Muster oder was wichtiges darin. Etwas was Sinn ergab. So fand er viele Akten in denen dokumentiert wurde wie es den Patienten ging bevor sie starben. Viele Tode davon konnten auf eine Infektion von Legion zurückgeführt werden. Hunger, Blässe, Schwindel und dann Aggressivität. Das waren die Folgen eines Bisses. Aber wichtiger und neu war: meist wiesen diese Menschen auch eine Veränderung im Blut auf, was Inuart bisher als einziges sehr interessant fand. Es schien als würde sich eine Art von Bluthochdruck und ein schnellerer Puls kurz vor der Verwandlung bemerkbar machen und dann krachte das Immunsystem zusammen. Der ganze Körper fuhr schlagartig runter, wie bei einer Herzattacke, nur viel schneller und hörte dann auf zu arbeiten. Und es dauerte unterschiedlich lang, aber schließlich kamen sie alle als Legion zurück. Und so wie es den Anschein hatte besaßen sie nicht nur keinen Puls mehr, sondern auch kein richtiges Blut. Es sah danach aus und roch auch danach, aber die Konzentration und Zusammensetzung war vollkommen anders. Wie in einem Film mit Zombies. Und was besonders auffiel: Es bestand zusätzlich aus einem unbekannten Element das sie in den Akten „Maso“ tauften. Und keiner konnte sich erklären was es war und wie der Körper es bildete. Das Blut der Legion war dunkler und neigte beim Trocknen dazu schwarz zu werden. Das hatten sie selber auch schon bei Legion gesehen. Maso war offenbar ansteckend. Weshalb ein Biss des Infizierten und Blut dieser Kreaturen einen krank machte. Doch erst nach der Verwandlung schien es ansteckend zu werden. Aber was war Maso genau? Woher kam es und wie produzierte es der Körper? Er war kein Arzt oder Wissenschaftler, aber da er selber etwas in einer Klinik gearbeitet hatte verstand er zumindest die Basis davon. Und sein Wissensdurst wurde angeregt wenn er sowas las. Nier sah weiterhin zu ihm runter. Da eine lange Zeit nichts passiert war und er sich auch wieder besser fühlte, dachte er vielleicht mal fragen zu müssen wie es weiter geht. Es half natürlich auch dass die Schmerzen in seinem Kopf besser wurden und fast nicht mehr da waren. Nur noch ein leichtes Summen und ein kleiner Druck waren übrig. Und so fragte er: „Was machst du da eigentlich?“ Als diese Frage fiel, sah der Ältere wieder von der Akte auf und kurz zu Nier rüber. Es war aber nicht sonderlich lange und dann sah er wieder vor sich auf die sauber vor ihn gelegten Akten von Patienten. Wie sollte er das erklären? Am besten ehrlich und was er selber verstand. Und so fing er an: „Ich suche nach einer Lösung. Ich denke wenn wir wissen womit wir es zu tun haben, dann können wir auch dagegen vorgehen…Ich habe hier etwas Interessantes herausgefunden.“ Er hob eine Akte hoch und drehte sich mit ihr um, lehnte sich dann mit seinem Hintern gegen den Tisch auf dem auch Nier saß. Caim spitze für eine Sekunde die Ohren deswegen und sah sogar zu ihnen rüber. War gespannt was das sein könnte. Er war froh über jede Antwort die Sinn ergab in dieser Welt des Chaos. Und dann fing Inuart an: „Ich hab mir so meine Gedanken gemacht und dachte ich fange an in den Akten der Patienten zu suchen die hier zuletzt behandelt wurden. Ich kann nicht sagen ob es alle sind, aber von denen die ich habe waren interessante Punkte herauszubekommen. So habe ich auf die Datierung dieser Akten geachtet und mir viel auf das alle einige Wochen nach dem Ausbruch von White Chlorination in unserer Bevölkerung eingeliefert wurden.“ Er sah auf die Akte vor sich. Es war die Liste der kompletten Patienten aus der Woche von der er gerade sprach. Und es war wirklich auffällig. Sicher war die Seuche bis dahin noch nicht richtig erforscht oder gemeldet. Immerhin fing es gerade erst an. Er ging die Akte weiter durch während er sprach: „Diese Patienten wurden mit unterschiedlichsten Problemen eingeliefert. Erst mal nichts Ungewöhnliches. Einige wegen Verstauchungen und andere mussten operiert werden. Zu dem Zeitpunkt war das mit der Seuche noch nicht so schlimm gewesen. Wahrscheinlich lagen viele mit der Krankheit noch oben bei den anderen Patienten und keiner wusste genau was eigentlich los war. Wie auch immer: Diese Patienten wurden eben hier untergebracht und dann sogar teils stationär hier unten gehalten und behandelt. Aber eine Sache fand ich sehr auffällig…“ Caim sah ihn weiter an und fragte: „Und das wäre?“ Inuart sah zu ihm. Und das was er gleich sagen würde, hatte ihn wirklich verdutzt. „Sie hatten alle die gleiche Blutgruppe. Was kein Zufall sein kann, denke ich.“ „Ja und? Was ist jetzt daran so besonders?“ Da hatte Caim recht, aber er hatte nicht das gesehen was sein Freund auf dieser Liste entdeckt hatte. Inuart sprach: „Wäre es auch wahrscheinlich nicht…wenn sie nicht alle AB gehabt hätten.“ Und da wurde auch sein bester Freund etwas hellhöriger. Alle hatten AB? Das klang allerdings schon sehr auffällig. Es war nicht ungewöhnlich das viele Menschen dieselbe Blutgruppe hatten, aber wenn sie alle AB besaßen, was die seltenste Blutgruppe war, dann stach das besonders hervor. Das konnte kein Zufall sein. So kam er näher und stellte sich neben Inuart, nahm ihm die Liste ab und las noch mal selber drüber. Nicht das er ihm nicht vertraute, aber er musste es einfach selber sehen. Und es stand wirklich da: Alle hatten AB als Blutgruppe. Was zum Teufel? Er sah dann zu Inuart rüber und sprach: „Okay…das ist wirklich auffällig.“ Nier aber verstand nichts davon und musste sich nun einschalten: „Warum ist das auffällig?“ Caim sah zu ihm und übernahm Inuart seinen Job. Er erklärte es Nier so gut wie er das mit seinem Halbwissen konnte: „Weil das eine verdammt seltene Blutgruppe ist.“ Und das war auch schon alles was er an Wissen dazu hatte. Doch Inuart schaltete sich dennoch nochmal zusätzlich ein: „Die Blutgruppe AB ist in einer Bevölkerung der unseren maximal mit fünf Prozent vertreten. Das ist nicht gerade viel wenn man es mit Blutgruppe 0 von 43 Prozent und A mit 41 Prozent vergleicht. Was uns so stutzig macht ist einfach die Tatsache: das in einem Vorkommen von maximal fünf Prozent in der Bevölkerung dennoch so viele Patienten hier ankamen die genau diese Blutgruppe hatten und alle hier unten aufbewahrt wurden. Das kann kein Zufall sein. Zumindest glaube ich nicht daran.“ Okay dem konnte der Weißhaarige folgen. Das war wirklich sehr auffällig. Er meinte: Wie viel Glück musste man haben um so viele Menschen mit dieser seltenen Blutgruppe an einen Ort zu bekommen? Sie quasi hier zu lagern? Nein, da glaubte Nier auch nicht mehr an einen Zufall. Er runzelte die Stirn und antwortete dann: „Aber wie ist sowas möglich? Haben die hier bewusst nach Menschen mit dieser Blutgruppe gesucht?“ Und da sprach der Kleine endlich mal Caim seine Sprache. Die Sprache der Verschwörung. Der war sich nämlich absolut sicher dass das der Fall sein musste. Er verschränkte die Arme und sah Inuart an, der wieder zu überlegen schien und dabei auf die Liste sah die er Caim wieder abgenommen hatte. Wo war die Verbindung? Es musste eine geben. Und er war sich sicher dass es ihnen weiterhelfen könnte zu verstehen. Verstehen was hier los war. Während er so weiter die Liste auf und ab ging…fiel ihm plötzlich was auf. Es traf ihn plötzlich wie ein Schlag. Aber ja! Wie konnte er das nur übersehenen haben? Er sah leicht erschrocken drein und sprach: „Moment mal…kann das sein?“ Er sah hinter sich auf den Tisch und zu den Patienten-Akten. Das konnte nicht sein…oder? Und dann wand er sich um und legte die Akte neben die Unterlagen vor sich hin. Fing wieder an in den Unterlagen zu blättern. Es waren die Laborberichte. Nier und Caim sahen ihm zu, bis der Braunhaarige fragte: „Was? Was kann sein? Hast du was entdeckt?“ „Vielleicht.“ Sprach Inuart und suchte weiter in den Berichten und blätterte wild darin rum. Caim wusste allerdings nicht was das sollte. Und eine Frage stellte sich ihm zu dem ganzen Thema ohnehin: „Und selbst wenn du was Interessantes gefunden haben solltest: Hilft uns das bei dem Monster weiter?“ Das war die entscheidende und berechtige Frage die gestellt wurde. Es konnte ihnen doch egal sein was die mit Patienten der Gruppe AB vor gehabt hatten. Vielleicht wollten die sich ne illegale Blutbank aufbauen, oder Spender finden für Reiche. Aber wenn es was mit dem Monster zu tun haben sollte dann wäre das ein anderes Thema… Und da tippte Inuart plötzlich fest auf den Bericht vor sich und sagte etwas lauter: „Das gibt es doch nicht!“ Nier und Caim haben sich beide kurz durch sein Verhalten erschreckt, aber waren natürlich sofort bei ihm als er den Satz rausgehauen hatte. Sahen ihn interessiert an und warteten darauf dass er sie aufklären würde, was er dann auch noch tat. Er sah abwechselnd zu ihnen und blieb dann final auf Caim hängen, sprach: „Ich gebe es nur ungern zu Caim…aber ich glaube du hattest recht.“ Der Braunhaarige sah ihn etwas verdutzt an dabei. Mal abgesehen davon dass er sich etwas angegriffen fühlte. Inuart stellte es ja so hin als würde er NIE recht haben. Dabei hatte Caim allein in den letzten Tag oft recht gehabt. Das kratzte schon etwas an ihm. Er schob es aber erstmal beiseite und sprach: „Was? Womit? Spuck es endlich aus!“ „Mit dem was du vor einigen Stunden gesagt hattest. Du hattest den schlimmen Gedanken gesponnen: dass die hier vielleicht mit Menschen experimentiert haben könnten. Und wenn ich das so sehe…dann ist das wahrscheinlich der Fall gewesen.“ Jetzt kamen sie der Sache doch näher. Auch wenn Caim nicht ganz mochte in welche Richtung es ging. Er hatte da sogar gehofft sich zu irren. Nur in diesem Fall. Inuart zeigte wieder auf den Bericht vor sich und sah auch auf diesen runter. „Einige Tage, bevor diese Patienten hier ankamen, wurde dem Krankenhaus eine unbekannte Blutprobe zugestellt. Kein Absender ist verzeichnet. Was komisch ist denn eigentlich muss man das machen. Sie hatten diese analysiert und auf Grund dessen nach Patienten Ausschau gehalten die genau dieselbe Blutgruppe aufwiesen wie das was ihnen vorher geschickt wurde. Und das war Blutgruppe AB.“ Wieder AB… „Warum nennst du es eine unbekannte Blutprobe?“ Fragte Caim verdutzt. „Wie gesagt: Weil sie nicht wussten woher die Probe kam. Es steht hier nicht verzeichnet wer der Spender war oder woher sie kam. Oder vielleicht wollte keiner dass man das erfährt…Ich weis nicht ob du das wusstest, aber wenn man Blut spendet muss man genau darauf achten das die Blutgruppen zueinanderpassen. Sicher gibt es bei einigen die Möglichkeit etwas zu kreuzen, aber in der Regel sollten die Blutgruppen passen. Das hat was mit dem Aufbau um die Blutplättchen ect. zu tun, damit sie sich nicht abstoßen oder als feindlich erkannt werden und eine Abwehrreaktion entstehen könnte. Organspenden funktionieren auch so.“ Oh mann. Das war ja wie im Biologierunterricht. So das Caim den Kopf schüttelte und dann etwas genervter fragte: „Worauf willst du jetzt genau hinaus? Geb mir hier keinen Unterricht in Biologie und sag mir was los ist!“ Inuart reichte ihm sofort eine Akte rüber. Nur eine. Und sein gegenüber nahm diese an und sah hinein. Blätterte darin herum Es war die Akte eines jungen Mädchens, gerade mal 12 Jahre alt. Sie war wegen einer Magenverstimmung eingeliefert worden. Zumindest stand es so in der Akte. Nichts Auffälliges. Doch dann sah er noch etwas im Anhang und er starrte länger drauf. Das war…Er verstand…Und Inuart sah Caim im Gesicht an dass es offenbar auch geklickt hatte und wusste worauf er hinaus wollte. So sah er erwartungsvoll seinen besten Freund an und der dann von der Akte auf, sprach dabei etwas erleuchtet: „…Ihr Name war Louise…Sie wartete nebenbei auf eine Blutspende. Sie hatte Leukämie.“ Inuart nickte und sprach: „Normalerweise spendet man von der Familie Blut bei Leukämie. Einfach weil die Wahrscheinlichkeit höher ist das die Gruppen passen und es weniger Abstoßungen geben könnte, eben weil es innerhalb der Familie ist. Wenn allerdings kein Verwandter passt zum spenden, oder mehr lebt, dann versucht man da anders heranzukommen. Und dann habe ich hier diesen Laborbericht zu der unbekannten Blutprobe, von der keiner wusste woher sie kam.“ Er hielt sie hoch und zeigte sie allen. „Sie haben mit dem gesammelten Blut von anderen Menschen experimentiert. Sie mit der unbekannten Blutprobe AB kombiniert. Daraus haben sie einen Trunk erstellt und diesen dann an das Mädchen mit Leukämie gespendet.“ Nier sah ihm verwirrt in den Rücken. Blut mischen? Ein Mädchen das sehr krank gewesen war? Er verstand nur die Hälfte von dem was sie sagten, aber zu dem was er verstand fragte er dann: „Warum sollten sie sowas tun?“ Inuart sah zu ihm hinter. Aber Caim gab die Antwort die mehr als offensichtlich war: „…Weil sie Menschen sind und einfach experimentiert haben…Sie haben Blut von anderen Menschen derselben Blutgruppe gesammelt. Wahrscheinlich haben sie sie noch überzeugt Blut zu spenden, nachdem sie hier eingeliefert wurden. Dieses Blut haben sie dann mit der Probe der unbekannten Blutprobe vermischt um sie zu strecken…Weist du was an der Probe anders war?“ Er stellte diese Frage an Inuart der dann wieder zu ihm sah und mit dem Laborbericht etwas wedelte. „Zuerst habe ich es nicht verstanden. Aber dann ging mir ein Licht auf. Diese Probe kam eine Woche vorher rein bevor sie anfingen Blutproben von Spendern derselben Gruppe zu sammeln. Also hatten sie eine Woche lang zeit die Probe zu analysieren. Ich bin nicht der Profi im Lesen von Laborwerten und Unterlagen, aber in dieser konnte ich zumindest sehen dass sie abnorme hohe Werte bestimmter Enzyme hatte und das sie nicht über dasselbe Enzym verfügte wie alle anderen Blutproben mit der sie verglichen wurde. Alle anderen Blutproben hatten ein unbekanntes Enzym in sich was die Laboranten noch nie zuvor gesehen hatten. Und es schien sich im Krankenhaus zu häufen…Egal welcher Patient auch kam, oder Mitarbeiter…sie hatten alle dieses Enzym im Blut. Welches sie später Maso tauften. Und diese Menschen waren wohlgemerkt nicht krank. Sie hatten einfach eine neue Mutation im Blut und keiner wusste woher die kam. Und nach einer Woche…hatten es alle im Krankenhaus.“ Das klang unheimlich. „Haben sie sich mit White Chlorination angesteckt?“ Fragte Caim gezielt aber Inuart schüttelte den Kopf. „Nein. Wie gesagt: keiner war krank. Es war einfach als…als würde die Menschheit mutieren. Zumindest steht das in diesem Bericht so. Dieses Enzym bildete sich automatisch in Menschen, denn keiner konnte sich daran erinnern gebissen worden zu sein, oder das er mal krank war. Es war einfach da. Und es ging auch nicht mehr weg. Und dann kamen sie auf die Idee die unbekannte Blutprobe zu testen und sie einem Patienten zu verabreichen. Vielleicht wollten sie damit testen ob das unbekannte Enzym, namens Maso, dadurch in dem Patienten verschwinden würde. Anscheinend hatten sie Angst davor. Sonst hätten sie nicht versucht es los zu werden. Was logisch ist, denn keiner will ein Enzym von dem er nicht weis was es auslösen könnte und woher es kam.“ „…Und du denkst da ist was schief gelaufen…So schiefgelaufen wie: ein Monster im Labor losgelassen schiefgelaufen?“ Sprach Caim und Inuart nickte. „Ich weis nicht warum aber etwas stimmte mit dieser Blutprobe nicht. Es muss etwas bei diesem Mädchen ausgelöst haben und so ist dieses Ding draußen im Flur entstanden. Anders kann ich es mir nicht erklären. Und ich schieße jetzt vielleicht über das Ziel hinaus, aber ich könnte mir gut vorstellen dass alle Menschen, die mit dem Patienten Null kombiniert sind, vielleicht auch dieselbe Blutgruppe hatten wie er.“ „AB.“ Sprach Caim in Gedanken während er zum Boden sah. Und erschreckenderweise ergab das vielleicht sogar Sinn. Als er Nier vorhin gerettet hatte, wollte dieses Ding nach ihm schnappen. Nicht nach Nier, sondern nach ihm. Erst als er näher kam biss und fuchtelte es nach ihnen. Und das war kein Zufall…denn er hatte auch AB als Blutgruppe. Er sah Inuart wieder an. „Das könnte sogar sein. Als dieses Ding vorhin im Gang war und ich Nier geholfen habe, hat es erst angefangen zu schnappen und auszuticken als ich näher kam.“ Inuart verstand und sprach laut: „Stimmt! Du hast ja auch Blutgruppe AB!“ Die Blutgruppe…Es kam wirklich auf die Blutgruppe an. Inuart hatte A. Also müsste es an ihm kein Interesse zeigen. Herausfinden wollte er das aber ehrlich gesagt nicht. Lieber vorsichtig sein. Doch das ergab noch immer keinen Sinn. Sie waren doch nicht in einem Horrorfilm! Menschen verwandelten sich nicht einfach mal in riesige Monster! Und erst recht nicht in welche die andere Menschen auffraßen und daran wuchsen! Aber sie hatten auch einen Drachen im Team, also drauf geschissen. Alles war möglich. Er sollte sich echt damit abfinden dass das die neue Normaltät war. Und keine wo einem Sonnenschein und Regenbögen aus dem Arsch schossen. Aber etwas anderes beunruhigte ihn noch mehr als das Ding da draußen. Er sah sich im Labor um und fragte dann Inuart: „Kennst du dich mit dem Zeug hier aus?“ Inuart sah sich auch um und dann wieder zu seinem Freund. „Kommt darauf an. Was hast du vor?“ Caim sah wieder zu ihm. „Wärst du in der Lage uns allen Blut abzunehmen und zu schauen ob wir auch dieses unbekannte Enzym namens: „Maso“ haben?“ Nier sah ihn interessiert an als er das von sich gab. Warum? Was hatte er vor? Und genau diese Frage stellte ihm dann auch Inuart: „Warum willst du das wissen?...Also ich denke schon. Wenn ich alles zum Blutabnehmen finde und ein funktionierendes Mikroskop mit genug Tiefe, dann wäre das möglich. Ich hab hier zumindest die Vorlage wie dieses Enzym aussieht. Also finden könnte ich es.“ „Dann mach dich an die Arbeit. Ich suche nach dem Mikroskop in den Schränken und du holst alles zum Blutabnehmen.“ Und damit machte Caim sich auch schon an die großen Laborschränke und suchte darin. Inuart sah ihn erst noch etwas verdutzt dabei zu, bis er sich dann endlich fing und auch anfing zu suchen. Alles klar…Caim wollte Sicherheit. Er war sichtlich besorgt. Nier sah den beiden nur dabei zu. Er konnte da eh nichts tun. Er konnte allgemein da nicht viel machen, da er von sowas keine Ahnung hatte. Also saß er einfach weiter auf dem Tisch und sah auf den Boden vor sich. Er…er hatte schon Angst. Er wusste nicht woher er das wusste, aber es fühlte sich an als wäre der Drache in ihm in seinem Blut. Würde Inuart etwas an ihm sehen was anders wäre? Also in seinem Blut? Das machte ihm Sorgen. Wollte er überhaupt wissen was Sache war? Unentschlossen saß er da und ließ dies durch seinen Kopf rattern. Und als Inuart alles gefunden hatte, so wie auch Caim konnte es losgehen. Nachdem Caim das Mikroskop aufgebaut hatte, war er auch bereits der Erste der Blut abgenommen bekam. Er stellte sich auch nicht dabei an. Warum auch? Und dann nahm sich Inuart selber Blut ab. Er markierte alle Ampullen mit ihren Namen und kam schließlich zu Nier, der noch immer da saß wo er vorher auch gewesen hatte und weiter auf den Boden starrte. Erst als der Ältere auf ihn zukam wachte er auf und sah ihn an. Er bekam ein Lächeln zugeworfen und wurde gefragt: „Bist du soweit?“ Doch Nier schien sich nicht sicher zu sein. Er nickte etwas zögerlich und sah dann wieder auf den Boden vor sich. Was seinem gegenüber nicht unbemerkt blieb und er seufzte. Er konnte sich vorstellen was los war. Und als er vor ihm stand sprach er leiser und nett: „Du musst nicht wenn du nicht magst. Ich überlasse das dir.“ Doch der Weißhaarige riss sich dann zusammen und nickte noch mal mit dem Kopf. Atmete aus und sah ihn dann wieder an. „Doch. Es ist okay.“ Nier schien besorgt zu sein…Aber warum? Der Junge zog sich dann den rechten langen Ärmel hoch und krempelte ihn weiter oben fest. Und so ging es los: Inuart zog etwas um den zarten Oberarm fest und klemmte ihn leicht ab. Das war um besser die Venen zu sehen und das konnte man bei Nier seiner hellen Haut besonders gut. Und während Inuart schließlich die Nadel bereit machte und die Ampulle zum Auffangen des Blutes zückte, da wurde dem Kleinen schon ganz anders. Er schluckte und fühlte sich nicht wohl. Er hatte eben bei Caim kurz gesehen was passierte und wie man Blut abnahm und es gefiel ihm nicht. Es sah aus als würde es wehtun, auch wenn Caim nicht gezuckt hatte. Und als Inuart mit der Nadel näher an die Haut kam, sah er förmlich wie der Junge sich verkrampfte und genau hinsah. Er schmunzelte als er das sah. Alles klar. Nier hatte Angst vor Nadeln. So sah er den Jungen an und sprach beruhigend: „Es ist völlig okay. Du spürst gleich einen kurzen Stich und dann ist es auch bald geschafft. Das geht ganz schnell. Vielleicht wäre es besser wenn du wegsiehst. Dann geht das meist auch ohne Probleme.“ Nervös nickte der Junge und sah weg. Man merkte das Inuart Ahnung von sowas besaß und er mal in einer Klink geholfen hatte. Er wusste wie man Blut abnahm und wie man Patienten zu beruhigen hatte. Und er war froh das in dem Moment einsetzen zu können. Und als er merkte dass der Junge nicht mehr hinsah setzte er auch an und ließ die Nadel in die helle Haut gleiten. Nier zuckte leicht dabei auf und grummelte. Er mochte das nicht. Er fühlte sich nicht gut. Doch er riss sich zusammen, atmete weiter und versuchte sich mit dem langsamen Atmen zu beruhigen. Kniff sogar die Augen zusammen und hoffte dass es bald vorbei war. Derweil fing Inuart das laufende Blut mit der Ampulle ein. Es floss sehr gut und es sah gesund aus. Und schnell hatte er was er brauchte und zog die Nadel wieder raus. Hielt einen Tupfer stark drauf und presste zu. Das hielt er für gut 2 Minuten so und dann hob er an und sah dass es nicht mehr blutete. Alles okay. Nier saß noch immer wie erstarrt da und hatte nicht mal bemerkt das es vorbei war. So das Inuart das Band um den Oberarm löste, ihn an stupste und frech sprach: „Schon vorbei du harter Kerl.“ Und dann wand er sich mit der Probe ab und machte sich an die Arbeit. Nier blinzelte wieder mit den Augen und sah auf seinen Arm hinab. War überrascht. Das…war schnell gewesen. Und es tat nicht mal wirklich weh. Er rieb sich noch etwas über die Stichstelle und krempelte dann wieder seinen Ärmel runter. Sah wie Inuart bereits am Tisch stand und anfing Caim seine Blutprobe zu untersuchen. Er brauchte definitiv seine Ruhe dafür. So sah der Junge sich um und erspähte Caim, der wieder ganz am anderen Ende des Raumes stand und in Gedanken verloren war. Er sah auch wieder auf den Boden dabei. Erneut grenzte er sich selber aus. Oder wollte er einfach seine Ruhe? Und Nier kam da so ein Gedanke…So stand er auf und lief zu ihm rüber. Er war gerade mal einen halben Meter rechts von ihm entfernt und stellte sich auch an die leere Wand. Sah auch nur auf den Boden vor sich und wusste nicht wie er anfangen sollte. Er wollte was sagen, aber suchte den Anfang. Es fiel ihm komischerweise schwer. Doch er sah schließlich zu dem Älteren rüber und sprach leise: „Danke…Also…das du mir vorhin geholfen hast…meine ich.“ Er hatte sich nicht für die Aktion bedankt. Und er hatte das Gefühl dies tun zu müssen. Es gehörte sich einfach so. Nein…er wollte es so. Denn weil er nicht reagiert hatte musste Caim ihm wieder mal helfen. Und so langsam war er es leid immer gerettet zu werden. Vorher war das nicht so oft gewesen. Also als er und Yonah noch alleine unterwegs gewesen waren. Echt verrückt…damals schien es einfacher. Caim reagierte erst nicht wirklich. Blieb weiterhin still und sah auf den Boden. „Ich brauche kein Dankeschön. Sieh lieber zu besser auf dich zu achten. Damit wäre mir mehr geholfen.“ Kam es schließlich doch aus dem Braunhaarigen und Nier nickte nur und sah etwas erfreut vor sich auf den Boden. Er war froh. Einfach weil Caim das mal nicht sauer gesagt hatte, sonder sehr neutral und ohne voreingenommen und verurteilend zu sein. Das war sehr viel wert für den Kleinen. Sowas simples konnte ihm schon den Tag etwas verbessern. Es kam vielleicht immer anders an, aber Nier war eigentlich keiner der Krawall wollte. In letzter Zeit hatte er sich oft gehen lassen und war sehr schnell sauer geworden. Normalerweise war er sehr ruhig und nett. Hilfsbereit und achtsam. Doch seit er in dieser Gruppe war und seit dem ersten Tag an dem Caim und er sich kennengelernt hatten, bekam er das Gefühl sich wehren zu müssen. Was auch daran lag das Caim über hin herfiel wie ein Falke auf eine Maus und dabei immer wieder auf ihn einhakte, egal in welcher Situation. Er gab ihm von Anfang an keine Chance. Weder ihm noch Yonah. Und das hatte der Junge natürlich bemerkt und fing an so sauer und beweisend zu werden. Aber er spürte dass ihn das schrecklich unter Druck setzte. Es quälte ihn und machte ihn schwerer. Sowas kannte er nicht. Er hatte immer das Gefühl er musste auf der Hut sein in seiner Nähe. Und das strengte ihn schrecklich an. Es…es machte ihn im Innern sauer. Und als er wieder zu Caim sah stellte er ihm erneut eine Frage. Eine Einzelne und die ihn interessierte, denn es war ihm persönlich aufgefallen… „…Warum nennst du mich eigentlich nicht bei meinen Namen?“ Caim sah ihn darauf neutral an. Was sollte das denn bedeuten? Er hatte ihn doch schon öfter bei seinem Namen gerufen. Nier sprach weiter und somit verstand der Ältere es dann auch: „ Du rufst mich immer mit gemeinen Spitznamen. Aber das machst du nur wenn keine Gefahr droht. In anderen Situationen machst du das. Kannst du…mir das erklären?“ „Was denn? Bedrückt dich das?“ Kam es etwas frech von dem Braunhaarigen und Nier sah plötzlich etwas schüchtern und überrumpelt wieder auf den Boden vor sich. Lief er leicht rot an dabei? Sofort kam aber sehr abwehrend und verneinend von ihm: „Nein! Also…mich nervt es halt. Ich habe einen Namen. Und er ist nicht: Knirps.“ Es war ihm aufgefallen das Caim ihn nur mit seinem Namen rief wenn es gefährlich wurde oder Gefahr im Verzug war. Also immer in ernsten Situationen. Und meist in denen wo er ihn aus seinen Gedanken reißen musste. Aber nie sprach er ihn in normalen Gesprächen so an. Und…eigentlich sollte es ihm egal sein. Aber das war es komischerweise nicht. Er mochte den Klang wenn der Braunhaarige ihn mit seinem Namen rief. Was schon seltsam war. Und Caim wusste genau warum er das tat und hatte auch keine Scheu es zu sagen: „Ich habe dich bisher nur mit deinem Namen aus deinen Starren bekommen. Das war der einzige Grund warum ich das getan habe. Sonst wirst du ihn auch nicht von mir hören und weist du warum?“ Deshalb fragte er ja! Er sah wieder zu ihm und schüttelte den Kopf. Nun war er gespannt. Wenn sowas kam wie: Weil ich dich hasse, oder weil du halt ein Knirps bist, dann würde Nier richtig beleidigt sein. Und dann wollte er auch erst mal nichts mehr von ihm hören. Aber die Antwort die er bekam…erstaunte ihn. Caim sprach: „Du musst es dir erst verdienen. Ich spreche Leute nur mit ihren Namen an wenn ich sie irgendwie respektiere. Und du hast dir noch keinen Respekt bei mir verdient. Wirst du wahrscheinlich auch nie. Ich meine es sei denn du würdest ein richtiger Drache werden und mir zeigen das du meinen Respekt verdient hast. Aber das denke ich eher weniger…Du hast du zu viel schiss. Wie soll ich jemanden respektieren…der sich nicht mal selbst respektiert?“ Und diese Worte brachten Nier doch echt zum Nachdenken. Sich selbst respektieren…Machte er das wirklich nicht? Okay er hatte Angst vor sich, aber hatte das was mit: „keinem Respekt“ zu tun? Er verstand das nicht. Wie sollte er…? Inuart hatte dagegen an einem anderem Brötchen zu knabbern. Er stand noch immer am Tisch vor seiner Arbeit und…oh junge war das ne Nummer. Er seufzte so laut auf dass jeder es hören konnte und alle automatisch zu ihm vor sahen. Es sie aus ihrer Konversation riss. Sie sahen wie er gekrümmt vor dem Mikroskop stand und sich mit beiden Händen an dem Tisch abstützte. Er sah geknickt aus…Was nichts Gutes bedeuten konnte. So das Caim gleich zu ihm rüber lief und sich links neben ihn stellte. Er sah die Arbeit vor Inuart seinen Augen und fragte dann: „Was ist los Inuart?“ Er klang sichtlich besorgt, wenn auch gefasst wie immer. Doch Inuart antwortete ihm erst mal nicht und sah weiter vor sich auf die Blutproben und auf seine ersten zwei Ergebnisse. Was dazu führte das sein bester Freund ihm von links einen Stups gab und dieser ihn aus der Starre riss. Er sah Caim an und man konnte Inuart ablesen dass er sichtlich erschrocken war, wenn auch nicht am Rande der Unruhe. Er war noch sehr gefasst für seine Verhältnisse. Und erneut fragte ihn sein Freund, wenn auch etwas ernster als vorher: „Was ist los?“ Aber er konnte sich schon leicht vorstellen was los war. Er hoffte aber sich zu irren. Inuart legte los und Nier kam derweil rechts neben ihn und wollte auch wissen was los war. Etwas stimmte nicht. Das spürte auch er. Es war offensichtlich. Inuart hob den Zettel hoch, auf den er sein Ergebnisse geschrieben hatte und sprach dann, noch immer mit etwas Schrecken in der Stimme: „Wir…wir sind positiv. Du und ich zumindest.“ Er sagte das zu Caim und der sah ihn einfach nur an. Es traf ihn kurz wie ein Hammerschlag. Wurde noch stiller als vorher in diesem Labor und es schien einen zu erdrücken. Was? Sie waren positiv? Sie hatten es in sich? „Also hast du es in uns gefunden?“ Fragte Caim und Inuart nickte. „Hab ich. Wir beide haben auch Maso in unserem Blut…Ich verstehe das einfach nicht. Wir sind beide nie von Legion verletzt worden, oder mit ihrem Blut in Kontakt gekommen. Das…das ergibt einfach keinen Sinn.“ „Wird es uns krank machen?“ Fragte Caim. „Das weis ich nicht! Ich habe keine Ahnung für was es ist!“ Caim sagte erst mal nichts dazu und sah an Inuart vorbei zu Nier, der auch sichtlich erschrocken war das zu hören. Er stand ganz starr da und Caim fragte sein gegenüber: „Und er? Ist er ebenfalls mit Maso infiziert?“ Und zum Schrecken aller…schüttelte Inuart den Kopf. „Nein. Nier ist sauber. Er hat kein Maso in seinem Blut. Aber die Zellstruktur seiner Blutkörperchen ist ungewöhnlich, sowas habe ich noch nie gesehen.“ Das konnte nicht sein. Das ergab doch keinen Sinn. Also das sie Maso hatten. Aber das mit Nier schon. Das sein Blut anders war dass war das Einzige was Sinn ergab. Immerhin konnte er sich in einen Drachen verwandeln. Da war es irgendwie logisch das er körperlich „anders“ sein musste. Doch was ihn nun auch besorgte war: das Maso in seinem und Inuarts Blut. Wie konnte das sein? Wo sollten sie sich das eingefangen haben? Es musste doch so sein oder? Immerhin mutieren Menschen nicht einfach mal so, das hatte Inuart selber gesagt. Was zum Teufel war mit dieser Welt nur los...? Der Weißhaarige kam besorgt neben Inuart und fragte: „Ist das normal? Also das mein Blut anders ist? Bin ich krank? Es tut mir so leid.“ Er war auch erschrocken über die Tatsache. Aber er hatte momentan mehr seinen Blutzustand im Kopf der ihn sorgte. Inuart sah ihn etwas verwundert an. Wieso fragte er sich das? Es war doch offensichtlich woran das lag. Oder hatte er vor etwas anderem angst? Er sah zu dem Kleinen und sprach: „Ich kenne mich mit deiner Spezies nicht aus, aber ich gehe mal davon aus das liegt daran weil du zur Hälfte ein Drache bist. Das würde erklären warum dein Blut anders aufgebaut ist als unseres. Was ich aber mehr wissen will ist: warum du kein Maso hast. Es ist fast wie…“ „…Wie die Blutprobe die sie geschickt bekommen hatten, oder?“ Sprach Caim für ihn fertig und Inuart nickte ihm zu. Wie die Probe die das Krankenhaus bekam. „Ja. Genau das dachte ich auch. Aber das kann nicht sein. Nier ist noch nie hier gewesen und woher sollten sie sein Blut haben?“ Caim sah ihn etwas verwundert an. Das überraschte ihn nun. „Ähm, von vor seinem Blackout? Er kann sich ja angeblich an nichts mehr erinnern was vor zwei Jahren war. Vielleicht daher?“ Nier sah zu ihm und sprach plötzlich laut: „Das kann nicht von mir sein!“ Er klang ziemlich unsicher und verzweifelt, so dass Inuart ihm sofort Rückendeckung gegen Caim gab. Er konnte sich das auch nicht so einfach erklären. Er wollte auch nicht dass es stimmt. Dass wäre ja dann ein MÄCHTIGER Zufall. Nein. Nein an solche Zufälle glaubte Inuart auch nicht. Nier musste von seinem Alter her damals ein Kind gewesen sein, also vor diesen zwei Jahren. Warum ist innerhalb dieser Zeit niemanden sein besonderes Blut aufgefallen? In 18 Jahren hatte man bestimmt schon mal eine Blutabnehme gehabt, oder lag im Krankenhaus. Nein, Nier konnte nicht der Ursprung dieses Blutes sein. Und das sagte er auch zu Caim genau so: „Es kann nicht von ihm sein. Denk doch mal nach: Er soll in 18 Jahren nicht ein einziges Mal zu Blutabnahme gewesen zu sein? Und jedes Baby bekommt nach der Geburt das Blut analysiert wegen der Blutgruppe und allem. Da müsste es spätestens aufgefallen sein. Nein, Nier ist nicht der Ursprung dieser unbekannten Probe gewesen.“ Caim sah kurz zu Nier und dann wieder zu Inuart. Okay das ergab Sinn. Er kaufte ihm die Story ab. „Das ergibt Sinn…Aber willst du mir verklickern dass es da draußen noch MEHR von dem Knirps seiner Rasse gibt?!“ „Ich weis es nicht! Es könnte gut sein, aber das sind nur Vermutungen! Doch sicher bin ich mir nicht! Ich meine wenn das wirklich so wäre: Warum haben wir dann in all den Jahren nie einen anderen Drachen gesehen?“ Sie drehten und wanden sich im Kreis. Es ergab einfach alles keinen Sinn. Das Maso in ihren Körpern und nicht in dem von Nier. Die Ideen die sie erschufen, um sich alles zu erklären und es am Ende dann doch keinen Sinn ergab. Es war zum verrückt werden. So das Caim schnaufte und wieder auf den Tisch neben sich sah. So schrecklich diese Erkenntnis auch war, sie half ihnen im Moment nicht weiter. Weshalb er erstmal schweren Herzens alles zur Seite schieben musste. Für später. Jetzt mussten sie sich erst einmal einem anderen Problem widmen, sonst drehten sie wirklich noch alle durch. So sah er wieder zu Inuart und sprach: „Das ist jetzt auch erst mal egal. Wir können später noch darüber reden. Aber jetzt sollten wir uns erst mal überlegen wie wir dieses mutierte Miststück da draußen erledigen.“ Caim hatte recht, dass sah auch sein bester Freund ein. Sie konnten sich wirklich später noch Gedanken über ihr Blut machen und versuchen nach einer Erklärung zu suchen…Falls es diese überhaupt gab. Das Problem da draußen war erst mal wichtiger. Eins nach dem Anderen. Er nickte und klopfte neben sich leicht mit der rechten Hand auf den Tisch. Sprach danach: „Du hast recht. Wir müssen es töten. Es darf niemals hier raus.“ Nier hatte von all dem nichts mitbekommen. Wann hatten sie das denn entschieden? Zu dem Zeitpunkt schien sein Blackout bereits angefangen zu haben. Deswegen sah er sie verwirrt abwechselnd an. Sie wollten das Monster töten? Auch jetzt noch? Er stellte sich neben beide und sprach sichtlich verwirrt: „Was? Ihr wollt es töten? Obwohl ihr wisst das es ein kleines Mädchen war?!“ Ja genau. Das Zauberwort in seinem Satz war: WAR. Sie sahen zu Nier. Was sollte die Aktion denn jetzt? War er sich nicht dem Ernst der Lage bewusst, oder war er einfach nur so dumm und naiv? Er platzte leicht. Caim schüttelte sichtlicher genervt den Kopf und sprach dann ernster und mit seiner typischen kalten Art: „Was hattest DU denn vor? Hm? Wolltest du da raus gehen und sie „bitten“ nett zu uns zu sein? Das sie sich zusammen reißen soll und wir hier friedlich zusammen raus wandern? Hand in Hand?“ Er sagte das sehr sarkastisch und fies, aber Nier sah ihn sauer an und sprach: „Das meinte ich nicht! Aber vielleicht finden wir eine andere Lösung als immer gleich Gewalt!“ „Oh klar warum nicht?! Sollen wir vorher noch mal mit ihr in die Waschanlage und sie danach schick kleiden während sie uns versucht aufzufressen?! Ihr vielleicht noch Blumen pflücken?! Und dann schauen ob sie sich der Welt anpassen kann?! Hörst du dir eigentlich selbst zu was du da für einen Müll von dir gibst?! Das ist ein Monster und das muss vernichtet werden!“ Fauchte Caim zurück uns es eskalierte wieder zwischen ihnen. Erneut. Nier war sich bewusst das es nicht so einfach sein würde. Aber man konnte doch nicht seine Probleme nur mit Gewalt und Tod beenden. Das durfte nicht die Lösung sein! Er fauchte zurück zu dem Älteren: „Das passt zu dir! Kaum wenn etwas unerklärlich erscheint willst du es sofort töten! Deine Antwort auf alles ist Gewalt! Was bist du nur für ein Mensch?!“ Ja genau. Er WAR ein Mensch…Caim drehte sich zu ihm und sie standen sich nun genau gegenüber. Die Show musste weiter gehen. Caim fauchte zurück: „Einer der dir zum dritten Mal den verdammten Arsch gerettet hat! Was ich übrigens nicht hätte tun müssen! Und wenn DU mal dein Hirn einschalten würdest, als immer nur mit dem Herz zu denken, dann wüsstest du selber dass es die EINZIGE Lösung ist! Du bist so emotional, ich könnte kotzen!“ „Und du bist so...so…so erbarmungslos! Du hast keinerlei Mitleid in dir!“ „Warum auch wenn es mich umbringen würde?! Ich bin kein beschissener Samariter!“ „Ich weis nicht mal was das ist!“ „Ja und ist das MEIN Problem?!“ Es war ein Hin und Her. So konnte das nichts werden und endlich hatte Inuart sich überwunden und fand dass es genug war. Diese zwei Streithähne, oh mann…Er drückte die Zwei auseinander und sprach erstaunlich ruhig und bestimmt zu ihnen: „Ihr seid beide bescheuert. So wie immer. Ich zankt euch wie ein altes Ehepaar und es wäre echt zum lachen, wenn es nicht so verdammt traurig wäre. Wir haben wichtigeres zu tun als uns zu streiten!“ Dann sah er abwechselnd zu ihnen und sie sahen ihn nur stumm an. Bis Nier und Caim sich fast zeitgleich voneinander wegdrehten und mit den Rücken zueinander standen. Beide hatten die Arme verschränkt und die Augen geschlossen. Jap, wie kleine Kinder. Was ein wunderschönes Bild. Sarkasmus. Sie vertraten beide einen anderen Standpunkt. Nier in seiner offenbar unendlichen Güte und Hoffnung wollte wieder mal nichts unversucht lassen. Wogegen Caim mit seinem Zorn und seiner Art mit der Axt zuzuhauen und keine Fragen mehr zu stellen, den anderen Standpunkt vertrat. Er war ein Mann der Tat und ohne lose Enden. Er machte gerne einen Harken hinter Angelegenheiten. Und das am besten schnell und leider mit Gewalt als Hilfsmittel. Sie waren so unterschiedlich. Und dennoch hatten sie eines gemeinsam: Einen Dickkopf. Und jeder wollte mit diesem durch die Wand. Mann das war echt anstrengend. Aber er musste in dieser Situation dem Braunhaarigen zustimmen. So leid es ihm auch tat. Also sah er zu Nier und sprach ruhiger: „Es tut mir leid Nier, aber Caim hat in der Situation recht.“ Nier sah zu ihm. Nicht sauer oder böse. Es war Trauer in seinen Zügen zu lesen. Und irgendwie schien er das im Innern auch zu wissen. Wollte es nur nicht akzeptieren. „So sehr ich auch deinen Standpunkt verstehe, es ist zu gefährlich. Wir wissen nicht was dieses Ding unserer Umwelt antun könnte. Es ist die sichere Variante. Auch wenn Caim das hätte „netter“ erklären können…“ Sprach er und sah etwas stechend seinem besten Freund in den Rücken, der dann schroff antwortete, ohne zu ihm zu sehen: „Das Rotzgör hatte auch sein Hirn einschalten können. Dann müsste man nicht immer alles erklären.“ Er stichelte wieder. Nier sah ihn wütend an, aber verkniff sich jeglichen Kommentar. Das war ein Teufelskreis und dann noch einer in dem Caim sich gerne für immer aufhalten würde. Zumindest kam es so rüber. Der Streit würde nie enden mit Caim. Erst recht nicht wenn er antworten würde. Also schluckte er seine Wut runter und wand sich wieder von beiden ab. Wenn auch trauriger. Sie konnten das nicht verstehen. Sie hatten nicht gehört…was er gehört hatte. Und so beugte er sich wiederwillig dieser Entscheidung. Caim dagegen war erfreut dass ihm Inuart beistand und sprach neutral dann zu ihm: „Wie können wir etwas töten von dem wir keine Ahnung haben? Wir wissen nichts über seine Biologie. Hat es überhaupt Organe? Ein Herz das wir zerstören könnten? Lässt es sich vergiften oder ersticken? Hast du einen Plan Inuart?“ Und ehrlich gesagte hatte er den. „Ich bin mir nicht ganz sicher. Wie kann man das auch sein in solch einer Situation? Aber ich denke wenn wir wirklich auf Nummer Sicher gehen wollen…dann ist Verbrennen die einzige Methode die von Erfolg gekrönt sein könnte.“ „Wie kommst du darauf?“ Fragte Nier und Inuart sah wieder zu ihm. „Ganz einfach: Weil Feuer absolut sicher ist. Je nach Temperatur verbrennt Feuer einfach alles. Und da es sich um mehrere Menschen handelt, gehe ich mal davon aus dass der Großteil ihrer Genetik noch immer menschlich ist und einen Menschen kann man verbrennen. Kling simpel, aber ist sicherer als zu versuchen es zu vergiften oder so. Ich weis nicht ob es dagegen immun sein könnte. Feuer ist endgültig.“ Feuer…Wenn es doch nur so einfach sein könnte. Nier sah auf den Boden vor sich. Und Caim zu ihm. Er beobachtete ihn für einige Sekunden und so wie er ihn da stehen sah…wusste er dass auf ihn wieder mal kein Verlass sein würde. Kein Drache der für sie das Monster zu Asche verbrannte. So seufzte er sichtlich genervt und wand sich wieder an Inuart: „Du weist nicht zufällig wie man einen Flammenwerfer baut, oder?“ Das war ein genervter Witz. Wenn auch ein schlechter in der Situation, denn er war noch mehr verzweifelt gestellt worden. Aber sein gegenüber ging tatsächlich darauf ein: „Ich bin leider kein MacGyver. Ich kann nicht aus einem Rohr und weiteren Sachen einfach einen Flammenwerfer bauen. Aber das wäre ziemlich cool. Dann wäre ich der coolste Typ auf dem Planten, oder?“ Er sagte dass etwas lockerer und leicht verspielt. Es war schön, denn er versuchte die trübe Stimmung etwas aufzulockern. Doch er wurde sehr schnell auch wieder ernster und sprach: „Das einzige was wir machen könnten wäre aus Chemikalien etwas zu bauen. Wir könnten nach leicht entflammbaren Chemikalien suchen und diese dann auf das Monster werfen. Mit einem Feuerzeug dann entfachen und hoffen das es gut brennt.“ Das war schon mal ne Idee. Aber Caim hatte damit ein Problem. Und das wäre: warum mussten sie sich sowas ausdenken, wenn sie einen verfluchten Drachen bei sich hatten!? Kurz darauf konnte es Caim auch mal wieder nicht lassen und sprach dann fuchsig zu Nier: „Na was für ein Glück das wir einen Jungen haben, der sich auf Kommando in einen Drachen verwandeln kann und dann einfach alles abfackelt. Nicht wahr Knirps?“ Er war so ungerecht. So ein Arsch. Und das ließ ihn Nier auch gleich spüren, der noch immer von vorher sauer auf ihn war: „Du hast doch überhaupt keine Ahnung!“ „Dann erklär mir wo das verdammte Problem ist?! Verwandel dich einfach, mach den Job, randalier meinetwegen danach noch etwas und alles ist okay! Aber du stellst dich an wie eine Henne beim Pissen! Was muss man den machen dass du endlich mal aus der Hüfte kommst und über deinen verfluchten Schatten springst?! Soll ich dir vielleicht ein Lagerfeuer bauen und einige Liedchen mit dir darum trällern?! So wie in beschissenen Kinderfilmen?!“ Er war wieder sehr wortgewand an dem Tag, was? Und definitiv sauer und genervt. Wozu hatten sie einen Drachen, wenn er nicht von Nutzen war?! Und er hatte inzwischen auch gemerkt dass das Drohen mit dem Tod von Yonah nichts mehr bringen würde. Erstmal weil Inuart auf sie achtete und nun selber Medizin hatte sie zu behandeln. Und das Mädchen sollte, ehrlich gesagt, nicht wegen der Dummheit dieses unfähigen Bengels sterben! Sterben würde sie auch alleine und ohne das Caim nachhalf. Davon war er überzeugt. Nier fauchte ihn an: „Ich werde mich nicht verwandeln! Egal wie sehr du dich auch auf den Kopf stellst und mich beleidigst! So funktioniert das nicht!“ „Ja, das wäre ja auch sonst zu einfach du Jammerlappen! Ich kenne keine anderen Drachen, aber falls es noch mehr von deiner Sorte geben sollte, dann bist du dagegen echt ne Schande!“ Okay. Zeit für nen Cut. Und Inuart trat wieder dazwischen und sprach lauter: „Leute es reicht jetzt! Verdammt noch mal! Ihr seid unmöglich! Besonders du!“ Er sah zu Caim und der wand sich ab. „Wenigstens bin ich kein Feigling. Und das ganz ohne Superkräfte.“ Und dann lief er weg und suchte in den Schränken nach Chemikalien die brennen würden. Machte selber endlich den Anfang, denn sonst standen sie noch morgen dort. Zum Glück waren die Chemikalien alle so gekennzeichnet das man sehen konnte welche schnell brannten oder überhaupt brannten. Da würde er auch alleine was finden. Außerdem hatte er die Diskussion mit diesem Weichei von Hybrid satt. Er bekam das Kotzen wenn er noch länger mit ihm reden würde. Wie konnte man nur so feige sein?! Und genau das meinte er vorhin mit: Respekt. Nier würde niemals von ihm mit Respekt behandelt werden. Eher fiel der Mond vom Himmel oder die Erde stand still. Nier dagegen sah auch nicht mehr zu ihm. Caim war so ein Arschloch! Er hatte doch überhaupt keine Ahnung wie es für ihn war! Es war nicht so einfach wie er das dachte! Er wusste ja nicht mal wie er sich verwandeln konnte! Noch dazu kam das Gefühl sich zu verlieren und das machte ihm Angst. Er hatte jedes Mal danach das Gefühl als würde er einen weiteren Teil seiner Menschlichkeit verlieren. Und das Risiko ging er nicht mehr ein. Nie wieder. Da war er bockig. Aber aus Angst getrieben. Inuart fasste ihn auf die rechte Schulter und sprach: „Wir schaffen das auch ohne deine Verwandlung. Es ist okay.“ „Ja, aber es würde verdammt einfacher sein!“ Brüllte Caim aus dem Off zu ihnen und Nier zuckte zusammen vor Wut. Dieser…! Und kurz darauf zog der Braunhaarige auch ein Glas aus dem Schrank und beäugte es genauer. Es war Schwefelkohlenstoff. Dieser ist flüssig und eignete sich gut zum Werfen in dem Glas in dem er aufbewahrt wurde. Da er so intensiv auf dieses Glas starrte kam Inuart zu ihm und sah es sich auch an. Das war komisch. Er sah in den Schrank und entdeckte noch mehr Gläser davon. Warum hatten sie sowas hier? Schwefelkohlenstoff ist ein Lösungsmittel für Fette, Harze, Gummi und Kautschuk. Es wurde in der Infrarot-Spektroskopie eingesetzt, da es keine störende Wasserstoff- oder Halogenbanden hat. Also etwas womit man die Wechselwirkungen von Molekülen mit elektromagnetischen Feldern erkennen konnte. Warum war das in einem Krankenhaus? Er nahm eine Flasche aus dem Schrank und sah sie an, so das Caim zu ihm sah und sprach: „Könnte das funktionieren?“ Inuart nickte. „Es ist extrem schnell zum brennen zu bringen. Also es wird seine Aufgabe erfüllen. Ich habe für jeden von uns beiden ein Feuerzeug dabei. Jetzt müssen wir dieses Monster nur noch finden und uns überlegen wo wir es am besten abfackeln.“ Caim sah ihn verwirrt darauf an. „Was meinst du mit: Wo? Sobald wir es sehen wird es gegrillt.“ Doch Inuart konnte dem nicht zustimmen. Das war nicht so leicht. Und so sah er Caim wieder an und antwortete: „Wir können es nicht einfach mal so abfackeln. Wenn wir es hier im Gebäude machen, dann brennt die ganze Hütte ab.“ „Und? Willst du dich hier häuslich niederlassen oder was?“ Er sprach das etwas verachtend. „Nicht deswegen. Aber wenn du hier alles niederbrennst bringen wir uns auch selber damit in Gefahr. Außerdem hat jedes Krankenhaus Gastanks gelagert und wenn die uns um die Ohren fliegen, dann explodiert das ganze Haus! Es muss nur etwas in der Luft sein und es gibt einen Funken der alles sofort entzündet. Dann schaffen wir es nicht mal raus zu kommen wenn das ganze Untergeschoss innerhalb einer Sekunde brennt!“ Ja guter Einwand. Das war keine so kluge Idee. Er sprach hier von dem schlimmsten Szenario und das würde bedeuten: Adios Muchachos. Nein das war wirklich keine gute Idee. Und er überlegte. Caim war erneut genervt. Wie konnte es so schwer sein ein Monster mal einfach in Brand zu setzten?! Es war doch so einfach! Aber Inuart hatte recht. Vorsicht war besser als Nachsicht. Einen Ort…einen Ort…Und da kam ihm eine Idee. Er schnippte mit der linken Hand und sprach dann zu seinem Freund: „Das ist doch das Untergeschoss eines Krankenhauses. Gibt es hier nicht normalerweise auch eine Notfallstation? Wenn es die gibt, dann müsste es auch ein Parkhaus geben wodurch der Notarzt direkt hier runter fahren kann ohne durch das obere Stockwerk gehen zu müssen.“ Inuart sah ihn an…und verstand. Ja! Hey das war keine schlechte Idee! Und es ergab völlig Sinn. So ein großes Krankenhaus musste einen Notfalleingang für Notfälle haben die durch ein Auto hier ankamen. Dort ging auch ein Luftzug, also war die Wahrscheinlichkeit dass dort Gase in der Luft standen eher gering. „Das ist eine gute Idee Caim. Wir locken es einfach in die Tiefgarage und geben ihm da den Rest. Dort haben wir auch genug Platz um Abstand zu halten und uns frei zu bewegen. Lass mich kurz überlegen…“ Er legte die rechte Hand ans Kinn. Er musste nachdenken wo die Station und der Gang zur Tiefgarage sein konnten. Logischerweise müsste es entgegen des Treppenhauses hier runter liegen. Einfach vom Aufbau her. Also mussten sie hier raus und dann nach rechts laufen. So sollten nicht den Fehler begehen und einfach daran glauben das da schon was sein würde. Also mussten sie das erst überprüfen. Und das schlug er auch vor: „Theoretisch müsste der Eingang rechts liegen. Also wenn wir hier raus gehen nach rechts und irgendwo gegenüber der Treppe hier runter in Untergeschoss. Ein Notfall muss schnell behandelt werden. Sich dann durch einen Vorraum mit Patienten zu kämpfen wäre unlogisch. Also meidet man das und baut ihn wo anders hin. Ich würde vorschlagen wir überprüfen das besser. Was bedeutet….“ „Einer muss raus und nachsehen während das Vieh da draußen um jede Ecke lauern kann.“ Beendete Caim und schnaufte. Ja das war der Fall…Hatten sie eine andere Wahl? Sie könnten das hier in den Gängen riskierten. Es gab eine andere Wahl. Aber die wollte man nicht. Also kratzte sich der Braunhaarige am Hinter Kopf und sprach: „…Ich mache das. Ich bin leiser und habe mehr Erfahrung in sowas.“ Das stimmte wohl. Er war gut dafür gemacht. Und da die Entscheidung fest stand sah Caim noch mal kurz zu Nier rüber. Sah wie er vor den Akten am Tisch stand und darin rumblätterte. Auch wenn er keine Ahnung hatte machte er das. Wahrscheinlich um sich abzulenken. Er war noch immer sauer dass sie überhaupt so weit denken und handeln mussten, nur weil dieser Knirps es nicht auf die Reihe bekam sich zusammenzureißen. So schnaubte er und sprach mit dem Blick zu Inuart: „Du bleibst hier und kommst nicht raus bevor ich wieder da bin. Lass den Knirps nicht aus den Augen. Ich werde nicht lange brauchen.“ Was dachte er denn? Das Nier weglaufen könnte? Was sollte denn der Satz? Danach lief er sofort zu der Tür des Labors und Nier sah deshalb zu ihm. Er hörte die Schritte und sah verwundert hin. Er sah wie der Ältere sich an die Tür stellte und Inuart ihm kurz darauf diese mit dem Passcode öffnete. Ein flüchtiger Blick. Es war ein kurzer Blick den Caim dem Weißhaarigen zuwarf und dann schlich er auch schon raus und verschwand rechts um die Ecke. Nier verstand das nicht. Was sollte dieser Blick? Und dann schloss Inuart auch schon die Tür und sperrte ab. Ihm war nicht wohl dabei Caim alleine da raus zu schicken. Aber er wusste auch dass es besser war. Zu viele machten zu viel Lärm und wenn man was suchte war das mehr als ungünstig. So konnte er nicht mehr machen als seinen Freund die Daumen drücken und auf ihn vertrauen. Caim war ein Profi in der Hinsicht. Er bekam das schon hin. Nier aber schien verunsichert und kam auf ihn zu, so das Inuart sich um drehte und zu ihm sah. War da…Sorge in seinen Augen? In Nier seinen Augen? „Wo geht er hin?“ Erstaunlich dass er das wissen wollte. Und das war es was Inuart immer wieder faszinierte. Wenn sie zusammen waren schlugen sie sich die Köpfe ein als würden sie sich aufs Blut hassen. Aber sobald einer von den Beiden auch nur außer Sichtweite war, kam es rüber als würde sich der Eine um den Anderen sorgen. Was für eine Art Beziehung war das nur? Eine Art von Hassliebe? Nein. Liebe war da definitiv nicht vorhanden. Es war einfach nur komisch. Und Nier sorgte sich. Das konnte man sehen. „Wir werden das Ding in der Tiefgarage erledigen. Dort ist mehr Platz und es ist sicherer. Caim ist raus um nach dem Eingang zu suchen. Wir warten einfach bis er wieder da ist und dann geht’s weiter.“ Das hatte Nier nur flüchtig was gehört während er in den Akten rumschnüffelte und nichts davon lesen oder verstehen konnte. Nicht mal die Bilder und Diagramme sagten ihm was. Irgendwie wünschte er sich langsam doch lesen zu können. Es würde ihm sicher helfen. Vielleicht nahm er das mit Yonah mal in Angriff, sobald sie raus waren und wieder bei ihr. Er vermisste sie plötzlich sehr. Aber er sah erstaunt weiter zur Tür. Und Caim hatte sich wirklich freiwillig dazu gemeldet allein da raus zu gehen? Er war…unglaublich mutig. Doch Inuart hatte noch eine Frage die er Nier stellen wollte. Eine die ihn seit vorhin nicht los ließ… „Du konntest dieses Ding wirklich in deinem Kopf hören? Konntest du…verstehen was es sagte?“ Der Junge sah ihn einfach an. „Ich… Es waren so viele gewesen. Es hörte sich an wie mehrere Stimmen. Als könnte ich jeden Menschen darin hören. Und die Meisten haben nur geschrien oder geweint. Aber eine Stimme konnte ich deutlicher hören. Sie war sehr hoch und sprach nur das Wort: Mama.“ Mama…Warum das Wort? Aber es war interessant zu erfahren dass Nier offenbar wirklich etwas hören konnte. Aber warum? War das so ein Drachending? „…Gedankenlesen kannst du aber nicht, oder?“ Sprach Inuart etwas locker und Nier lächelte sogar kurz darauf. Er wusste plötzlich genau warum Yonah ihn so mochte. Inuart hatte einfach die Fähigkeit andere zum Schmunzeln zu bringen und er wollte immer nur das Beste für alle. Er war eine gute Seele, wenn auch etwas unsicher in einigen Situationen. Er war der Gegenpol zu Caim, der dagegen sehr rücksichtslos war. Und er mochte den Orangehaarigen auch sehr. Aber…aber bei ihm klopfte sein Herz nicht so sehr wie bei Caim. Es war nicht die ganze Zeit. Aber in einigen Momenten war das schon passiert und Nier hatte keine Antwort darauf. Es waren nur Blicke die das ausgelöst hatten. Wenn er ihn kurz ansah, oder ihm einen stillen Blick zuwarf. Das erste Mal was das passiert in der Schule. Als sie am Fenster saßen und sich ansahen. Warum war das nur so? Und warum klopfte sein Herz wieder schneller wenn er nur daran zurück dachte. Es war Caim! Er sollte nicht solche Gefühle bei ihm auslösen! Nicht so ein egoistischer Mistkerl! Und dann tauchte da noch ein anderes Gefühl auf, wenn er darüber nachdachte…Wut. Das war doch…seltsam. Er fasste sich an die Brust. Dort wo sein Herz schneller schlug und sprach dann zu Inuart: „Nein natürlich nicht. Ich weis auch nicht warum das bei diesem Wesen der Fall ist.“ Genauso wie er nicht wusste warum er so für Caim fühlte. Wenn er es nicht besser wüsste könnte man denken er wäre verknallt oder so. Was aber nicht der Fall war. Warum sollte man auf jemanden wie Caim stehen? Er war grausam, egoistisch, skrupellos und ein Arschloch. Und dennoch pochte sein Herz wieder schneller…wenn er an das im Klassenzimmer zurückdachte. Wenn er daran dachte wie sanft er seine Haare berührt und sie geflochten hatte in diesem Zimmer im Haus. Jede Berührung…sie kribbelte wie er es noch nie erfahren hatte. Und in diesem Moment der Güte…war es als hätte er sich verliebt. Was es natürlich nicht war! Und er schüttelte den Kopf. Er musste aufhören daran zu denken, denn es machte ihn nur verrückt. Er stand nicht auf Männer! Ein leises Klopfen riss sie beide aus den Gedanken und sie sahen zu der Tür. Sofort machte Inuart die Tür auf und ließ Caim rein. Nier sah ihn an und musste plötzlich aufatmen. Es ging ihm gut. Ein Glück…Moment! Warum diese Gedanken? Er dachte wieder zu viel! Stoppte sich sofort. Und so kam der Ältere rein und Inuart schloss die Tür. Fragte: „Und? Hast du was erreicht?“ Caim nickte. „Hab ich. Es gibt einen Gang zu einer Tiefgarage, nicht weit von hier. Und sie ist gewaltig. Zumindest von dem was ich sehen konnte, als ich raus sah.“ Das klang sehr gut, dann konnten sie sich ja auf den Weg machen. So nickte Inuart und lief rüber zu den Gläsern mit Schwefelkohlenstoff und nahm sich vier heraus. Sie waren gerad so groß dass er alle in die Arme nehmen konnte und wieder zu ihnen kam. Er deutete Caim an sich welche zu nehmen und das tat er auch. Nahm sich zwei und sprach dann verwirrt, als er sie ansah: „Du und ich nur jeweils zwei? Bist du dir sicher dass es funktionieren wird?“ „Glaub mir: das Zeug brennt lichterloh. Und vor allem lange. Das reicht definitiv.“ Und dann sah Caim zu Nier, der auch gleich wieder beleidigt weg sah als Reaktion darauf. Doch nichts konnte dem Älteren gerade mehr egal sein. Er wand sich wieder an Inuart: „Lasst uns gehen. Ich möchte das glatt über die Bühne bringen und endlich wieder raus hier.“ Was jeder verstehen konnte. Doch vorher musste noch was erledigt werden. So lief Inuart rüber zu dem Tisch mit den Unterlagen und stellte die Gläser kurz ab. Dann nahm er sich noch einige Akten und Berichte und stopfte sie in seinen Rucksack. Er wollte sich später noch mal genauer in alles rein lesen. Vielleicht fand er noch mehr heraus, oder sah Verbindungen. Schloss den Rucksack danach und hievte ihn wieder auf den Rücken. Im selben Atemzug hatte er noch die zwei Feuerzeuge herausgezogen. Es waren Sturmfeuerzeuge. Diese klappte man auf und sie brannten weiter, selbst wenn man sie warf. War schade sie im Kampf aufgeben zu müssen, aber so war das nun mal. Sie würden neue finden. So drehte er sich um und warf eines Caim zu, der es mit der rechten Hand fing und die Flaschen mit dem linken Arm weiter hielt. Dann steckte er es ein und lief zu der Tür. Ignorierte völlig den Weißhaarigen, als er an ihm vorbei lief. Er war durch mit ihm und wollte nichts mehr hören. Erst mal nicht mehr. Und das war Nier natürlich aufgefallen. Er sah ihm muffig nach und folgte dann, bis alle vor der Tür standen und Inuart sprach: „Wir müssen weiterhin sehr leise sein, da wir nicht wissen wo es ist. Wir schleichen zu der Tiefgarage und dann besprechen wir wie es weiter geht.“ Aber etwas war ihm nicht entfallen und er sah zu Nier. Fragte: „Bekommst du das hin?“ Nier sah ihn an. Er wusste was gemeint war. Fragte das so präzise und genau. Es war wegen dem Thema mit der Ohnmacht vorhin. Was auch berechtigt war. Er nahm ihm das nicht übel. „Es geht mir gut. Wirklich. Ich schaffe das.“ Und das war noch nicht mal gelogen. Er konnte nichts hören und alles war okay. Kein Summen oder Brummen im Kopf was Schmerzen verursachte. Lag es vielleicht daran dass dieses Wesen da draußen schlief? Wenn man schlief konnte man nicht sprechen oder nachdenken. Alles in der Kreatur musste verstummt sein. Und selbst wenn es wieder auftauchen würde, dieses Mal würde er sich zusammenreißen und dagegen ankämpfen. Das mit der Bewusstlosigkeit passierte ihm nicht noch mal. So nickte er und Inuart zurück. Er verließ sich auf ihn und vertraute. Aber Caim ging lieber auf Nummer Sicher und machte das nicht. Er hielt sich an seinen Plan, den er im Notfall für sich ausgedacht hatte. Und dann schritten sie auf den Flur hinaus. Es war weiterhin unheimlich Still auf dem Flur in im Untergeschoss. Sie konnten wirklich nichts hören und schlichen hintereinander her in der Dunkelheit. Caim führte sie an, da er wusste wo es lang ging und hatte dabei die Taschenlampe an. Er leuchtete auf den Boden vor sich. Er wollte nicht zu weit in die Fern leuchten und vielleicht etwas aufwecken dabei. Ihm war auch aufgefallen das kein Legion zu sehen war. Nicht mal in der Tiefgarage. Was ihn erstaunte. Das waren eigentlich beliebte Orte für diese Bastarde. Aber hier mieden sie es. Lag das vielleicht an dem Monster? Hatten sie Angst? Legion hatten sowas nicht. Aber warum waren sie nicht da? Es war gut, aber sehr merkwürdig. Nach mehreren Ecken und Gängen konnten sie auch endlich die große Doppeltür sehen die raus in die Garage führte. Sie war aus Metall und stand leicht offen. Nur einen Spalt das man sie nicht aufschrieben musste. War auch besser so, denn das Kreischen von verrosteten Angeln würde alles und jeden hier unten wecken. Sie drückten sie sich vorsichtig durch den Spalt und kamen dahinter in die Garage…die schlimm aussah. Mal logisch darüber nachgedacht: Warum ist das Monster nicht durch die Garage geflohen? Nutze den Weg rauf in die Freiheit. Aber dafür gab es eine Erklärung: es war der riesige Riss im Boden. Denn so ab der Hälfte des Geländes vor ihnen, konnte man einen gewaltigen Erdspalt sehen, der sich von links nach rechts zog. Dahinter war der Weg nach draußen und man sah Licht. Es war also noch nicht dunkel geworden. Aber das erklärte alles. Es war eine Trennung zwischen dem unteren Bereich und dem Weg nach oben. Keine Ahnung wie er entstanden war, aber vielleicht war es einfach eine Plattenverschiebung, ausgelöst durch den Krieg und der Bomberrei vor Jahren. Er sah auch viele zerschossene und zerstörte Autos. Einige hingen auch leicht in den Spalt rein. Und allein die Stützpfeiler des Hauses waren zerschossen worden. Dort hatte ein Kampf getobt und sicherlich wussten sie auch schon gegen was. Und das waren nicht die Legion gewesen. Durch den Spalt rankten sich bereits Moos und Gestrüpp von unten in die Garage. Immer wieder interessant wie die Natur sich alles zurückholen wollte. Aber auch hier waren keine Leichen zu sehen. Weswegen Inuart daran dachte dass dieser Spalt vielleicht extra gemacht wurde, um das Biest aufzuhalten und in den Jahren die Natur mehr daraus gemacht hatte. Hörte er sogar Wasser in der Ferne? Also nicht nur das welches von der Decke tropfte. Er dachte einen Fluss zu hören. Rauschen in der Ferne. Sie kamen komplett in die große Halle und standen dann im Kreis. Bis Nier fragte: „Wie geht es nun weiter?“ Doch dieses Mal hatte nicht Inuart sondern Caim einen Plan gehabt. Kampf war doch mehr sein Fachgebiet. Er verschränkte die Arme und zeigte mit dem Kopf auf die einzelnen Stützpfeiler. Keiner verstand erst was er wollte, bis er sprach: „Die können wir als Schutz nehmen. Seht ihr die zwei umgerissenen Betonpfeiler da?“ Ja die konnten sie sehen. Sie lagen jeweils einer rechts und links umgefallen auf dem kalten Boden. Waren früher umgefallene Stützpfeiler der Garage gewesen. „Das sind unsere Checkpoints. Inuart: Du versteckst dich hinter dem rechts und ich dann hinter dem links von hier. Von da aus können wir es von beiden Seiten bewerfen und ordentlich einseifen. Auf mein Kommando wirfst du. Und sobald jeder beides geworfen hat, werfen wir gleich unsere Feuerzeuge hinterher. Dann sollte das Ding brennen und wir machen uns vom Acker.“ Kein Raum für andere Spielereien. Inuart verstand schon. Strikt nach Plan A. Aber etwas war ihm aufgefallen und nicht nur ihm, auch Nier. Der Caim weiter ansah und verwirrt fragte: „Und was soll ich tun? Du hast mich mit keiner Silbe erwähnt.“ Was er tun sollte? Sich in einen verdammten Drachen verwandelt und seinen Job machen! Aber das würde nicht passieren, also hätte er gerne das er irgendwo in einer Ecke saß und ihm nicht auf den Sack ging, oder in die Quere kam. Doch leider hatte er eine andere Verwendung für ihn. Und die war leider auch wichtig damit alles klappen würde. Er sprach seufzend: „DU bist der Köder.“ Nier zeigte auf sich und schien nicht sonderlich erfreut darüber. „Ich bin was?!“ Dieser Bengel… „Bist du taub? Du bist der Köder! Ich brauche jemanden der das Monster zwischen uns locken kann und das ist dein Job. So schwer es mir auch fällt und glaub mir das tu es, ich würde das nicht tun wenn es eine andere Möglichkeit gäbe als mich auf dich verlassen zu müssen. Aber die gibt es nicht. Also muss ich wohl auch mal in den sauren Apfel beißen. Wenn du es zwischen Inuart und mich gelockt hast, gehst du auf Abstand. Es sei den du willst mit abfackeln, dann bleib ruhig stehen.“ Er sollte der Köder sein?! Warum musste er das tun?! Er protestierte: „Warum muss ICH das sein!? Du bist doch der mit der attraktiveren Blutgruppe für das Ding! Warum stellst du dich nicht als Leckerbissen da hin und lockst es an?! Ich nehme die Flaschen und zünde es an!“ Caim schüttelte sofort etwas verspottend und lachend den Kopf. Antwortete: „Vergiss es. Niemals gebe ich dir das Zeug in die Hand. Du fackelst mich noch mit ab, bei deiner Schusseligkeit! Du bist der Köder und punkt! Und jetzt mach dich an die Arbeit und endlich mal nützlich du Rotzlöffel.“ Und damit wand er sich ab und lief zu seiner Deckung. Nier sah ihm in den Rücken. Es war vielleicht echt besser dass er nicht die Flüssigkeit bekam. Ihn abzufackeln war plötzlich so verlockend in dem Moment…Dann spürte er wie Inuart ihm den Rucksack abzog und wegnahm. Verwirrt sah ihn Nier an und bekam als Antwort: „Der würde dich nur stören.“ Ja vermutlich. Oh junge. Warum machte er das noch mal genau? Etwas was er eigentlich überhaupt nicht tun wollte? Er wollte nicht gegen dieses Monster kämpfen. Er hörte noch immer das Mädchen da drin. Was sollte er nur tun? Er wollte ihr helfen. Aber da nun beide über seinen Kopf hinweg entschieden hatten, ohne ihn einzuweihen, musste er wohl nachgeben. Er wollte ja auch mal nachhause. Inuart machte sich auf zu seinem Versteck und positionierte sich auch dahinter. Und als beide in Stellung waren und Nier das sah, lief er genervt zwischen die Beiden und drehte sich dann zu der großen Doppeltür hinter ihm. Sah rüber und seufzte. Er wusste nicht was er tun sollte. Sein Kopf brummte nicht, was bedeutet das diese Wesen offenbar nicht aktiv war. So sah er zu Caim rüber, der über die dicke Säule sah und zuckte mit den Schultern. Sprach etwas genervt: „Und jetzt? Wie soll ich es denn bitte anlocken? So klappt das doch niemals.“ Beide sahen ihm weiter dabei zu, wie er einfach nur da stand und schwiegen. Bis Nier einfach mal genervt anfing im Kreis zu laufen und lauter sagte: „Hey. Ich bin hier. Hallo? Ich bin so hilflos und möchte gefressen werden. Schmecke bestimmt gut.“ Er sagte das so in einer ungläubigen und monotonen Stimme dass Caim platzte. War das sein verschissener Ernst?! Er regte ihn so auf! Wütend kam Caim etwas höher aus seinem Versteckt und fauchte: „Willst du mich verarschen?! Geh am Besten noch mal schnell Blumen pflücken damit die Dame auch einen Grund hat nicht komplett von dir enttäuscht zu sein, wenn sie hier her kommt um dich zu fressen!! Vielleicht können ihr wenigsten die Blumen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern!!“ Und es ging wieder los. Es war langsam wirklich egal was einer sagte, sie fanden immer einen Grund sobald der Andere die Klappe aufmachte. Sie stritten erneut. Und Inuart wurde dessen langsam wirklich müde. Wie ein altes Ehepaar…Nier fauchte zurück: „Was soll ich denn deiner Meinung nach machen Klugscheißer?!“ „Was weis denn ich?! Schalt mal dein Hirn ein! Tanz im Kreis und sing ein Lied dabei! Oder heul einfach laut herum! Das kannst du doch am Besten du Jammerlappen!“ „Du blödes Arschloch! Ich komm gleich rüber und…!“ Und da ertönte ein lautes Kreischen! Es hallte wieder durch die ganze untere Ebene und sie konnten die Vibration in den Gelenken spüren, die durch den Boden zu ihnen hallte. Es war endlich wach und wusste das sie hier waren. Und witziger weise mussten Nier und Caim nur laut genug streiten um das zu erreichen. Hat mal endlich geholfen dieser Scheiß. Zumindest in der Situation. Sofort duckte sich Caim wieder weiter runter und er so wie auch Inuart sahen zu der großen Doppeltür rüber. So dann auch Nier, der plötzlich sehr angespannt einfach da stand und ebenfalls hinsah. Sie konnten es alle hören. Die verschiedenen Stimmen, die lauter krischen und heulten. In allen Tonlagen. Es war wie in einem Horrorfilm. Und je näher es kam…umso unwohler fühlte sich wieder der Weißhaarige. Schlagartig fing das Brummen in seinem Kopf an und er fasste sich kurz an die Stirn. Schüttelte den Kopf und holte sich zurück. Riss sich zusammen. Aber es reichte schon das Caim dies bemerkte und sauer zu ihm sah. Ein letztes Mal fauchte: „Ich schwöre es dir: wenn du jetzt wie ne Jungfrau in Nöten zusammen brichst dann…!“ „Werde ich nicht!“ Fauchte Nier zu ihm rüber, ohne ihn anzusehen. Das wird er nicht. Nicht dieses Mal. Und Caim hasste sich dafür dass er diesen Plan anwenden musste. Auf Nier war einfach kein Verlass. Wenn er zusammenbrach, ging alles den Bach runter. Dann mussten sie improvisieren und Caim konnte dieses Mal nicht so schnell mal vor springen und den Jungen retten. Wenn er lag, dann lag er. Keiner kam ihm zur Hilfe. Und dann krachte auch schon die Doppeltür vor ihnen auf und das Monster quetschte sich hindurch. Was für eine widerliche Masse. Es blieb sogar teils mit einem Körper an scharfen Kanten der Metallrahmen hängen und riss sich tiefe Wunden in die rote und fleischige Haut dabei. Es blutete, aber es war unempfindlich für diesen Schmerz geworden. Zog sich einfach weiter rein und sah dann Nier. Und es brüllte ihn an. Brüllte mit vielen Stimmen von Menschen und riss das Maul dabei aus, so dass man die Rippenknochen, die nun als Zähne fungierten, sehen konnte. Und in dem helleren Raum konnten sie es besser erkennen. Besonders Nier, der ihm direkt gegenüberstand. Es sah schrecklich aus. Schlimmer als in der Dunkelheit. Die langen und wulstigen, tumorartigen Arme rissen Spuren mit den Klauen in den Boden und zerrten den Kadaver über diesen. Die Beine waren nur Lappen aus Haut die es hinter sich her zog und ein kleiner knubbeliger Schwanzansatz war zu sehen. Der Rest bestand nur aus Oberkörper und zu großem Kopf ohne Augen. Die lange Krokodilschnauze sabberte und es tropfte auf den Boden. Es hatte den Jungen gesehen und kroch auf ihn zu. Bisher lief aber alles nach Plan. Es hatte sich nur auf Nier fokussiert. Der es auch die ganze Zeit über anstarrte. Er war einfach erschrocken von dem Anblick. Das sollte mal…ein kleines Mädchen gewesen sein? Dieses Monster? Es kam immer näher. Und je näher es kam umso mehr konnte man die Verwesung riechen und das Ammoniak. Wovon lebte es? Wie ernährte es sich? Vielleicht fraß es sich ja selber, das könnte das fehlende Hirnteil erklären. Doch selbst wenn: wie konnte es so viele Jahre hier existieren? War es…etwa unsterblich? Konnten Alter und Verfall es nicht töten? Inuart hoffte das es Feuer aber schaffte. Und sie machten sich beide bereit. Jeder öffnete leise seine Gläser und wartete auf den Richtigen Moment. Es musste noch viel näher kommen. Und es näherte sich bedrohlich weiter dem Weißhaarigen. Der es noch immer nur anstarrte. Das Pochen und Brummen in seinem Kopf wurde wieder lauter und je näher es kam, umso mehr hörte er sie wieder. Hörte die jammernden Seelen in dem Monster heulen. Er solle eigentlich anfangen nach hinten zu weichen…aber er tat es nicht. Er stand einfach weiter da und starte es an. Es fauchte und krisch nach ihm und kam noch einen Ruck näher dabei. Und dann konnte er es wieder gang genau hören. Er hörte…ein Mädchen. Und als er sie hörte. Sie weinen hörte, da wusste er dass sie nichts dafür konnte! Das musste das kleine Mädchen sein das verwandelt wurde! Dem das gegen ihren Willen angetan wurde! Sie konnte nichts dafür! Caim sah nervös zu Nier. Er würde das verhauen. Er sah es doch schon wieder! Aber bevor er nachdenken konnte was nun passieren sollte…da machte Nier etwas Unerwartetes…Er machte einen Schritt auf das Monster zu und beide Jungs sahen ihn erschrocken an. Was hatte er vor?! Nier war aber klar im Kopf. Er wusste was er tat und dann blieb er stehen und sprach zu dem Monster, das noch immer krisch und nicht mehr weit entfernt war: „Hör damit auf Louise! Du bist doch noch immer da drin, oder?! Ich kann dich hören Louise!“ Und schlagartig…blieb das Monster stehen. Er verharrte an seinem Ort und in einer starren Position, als es zu ihm sah und das Maul noch immer geöffnet hatte. Es sabberte weiter und das Atmen zischte, wie bei einer Schlange, weiter aus der gewaltigen Kehle. Hatte er…sie erreicht? Er sah es weiter an und sogar Caim und Inuart waren erschrocken über das was sie sahen. Wieso hatte es gestoppt? Es war doch nur ein hirnloser Fleischhaufen! Oder? Und so sahen sie sich nur an. Nier und das Monster, welches mal ein kleines Mädchen gewesen war. Und welches offensichtlich noch immer da drin war. Wenn auch nur Erinnerungen. Sie war es gewesen. SIE hatte ihn: Mama gerufen. So das Nier schluckte und sprach: „Du bist noch da drin…nicht wahr? Und du kannst mich verstehen, oder?“ Das Wesen sah ihn nur weiter an. Und es war komisch, aber nachdem er nach ihr gerufen hatte, war der ganze Kadaver ruhig geworden. Keine der anderen Seelen jammerte mehr. Nur die leblosen Köpfe, die aus ihm ragten bewegten noch den Mund zuckend auf und zu. Dies war aber nur aus Reflex. Da war keiner mehr drin. Leere Augen sahen sich um und fokussierten niemanden mehr an. Sahen sich um als würden sie Geister sehen. Das waren nur Hüllen. Sogar im Rachen der Kreatur konnte er sie sehen. Augen und Köpfe. Arme die aus ihrer Seite herausragten und nicht ihr gehörten. Menschliche Arme. Es war ein schreckliches Bild. Und mitten in dem Chaos aus Fleisch…war ein kleines Mädchen. Das Herz dieser Kreatur. Und dann zuckte es auf. Fing an wie verrückt zu vibrieren und man konnte hören wie sich Fleisch verzog und Knochen brachen. Erschrocken sah Nier zu wie aus einer Stelle hinter dem Kopf, also am Nacken, sich was veränderte. Etwas herauswuchs. Und noch erschreckender war es…als es die Form eines Oberkörpers eines Mädchens annahm. Mit langen Haaren, die aus Fleisch gebildet waren. Und sie hatte Augen. Grelle und gelbe Augen, die sie langsam öffnete und zu ihm runter sah. Keine Pupille, nur grelles Gelb starrte Nier an. Sie war komplett rot, wie der Rest des Körpers auch. Keine Züge von Weiblichkeit oder Gefühl waren zu erkennen. Und dann legte diese Gestalt den Kopf nach rechts schief. Sah ihn an und fing an den Mund zu bewegen. Das gab es nicht. Es kamen Geräusche aus diesem Ding. Es war sicherlich Louise die da an die Oberfläche kam und versuchte zu kommunizieren. Sie sprach eine Sprache. Aber eine die Inuart nicht kannte. Und als sie Worte von sich gab, offensichtlich zu Nier sprach und der plötzlich darauf antwortete, da verstand keiner der Jungs mehr was los war. Der Weißhaarige sprach: „Nein…Ich bin nicht deine Mutter. Du irrst dich. Du bist durcheinander Louise. Du musst dich beruhigen.“ Er sagte das sehr sanft zu ihr. Aber Caim sah Nier erschrocken an. Was war da los? Konnte er sie wirklich verstehen? Und dann sah er wieder zu diesem abartigen Geschöpf das da aus dem Kadaver ragte, dessen Maul darunter noch immer sabberte und zischte. Und während Inuart keine Ahnung hatte was das für eine Sprach war, fiel Caim etwas auf. Er kannte diese Sprache. Es hörte sich an wie Latein, aber war dennoch anders. Und er erinnerte sich woher er das wusste: dank seiner Schwester. Furiae hatte damals Latein lernen wollten und er hatte ihr dabei geholfen und sie abgefragt. Sie erzählte immer wie sehr sie diese Sprache liebte. Und das sie es nur aus einem Grund lernen wollte: sie wollte zu Engeln sprechen können. Aber diese Sprache war nicht wirklich Latein. Um zu Engeln zu sprechen musste man noch mehr wissen. Die Engelssprache war dem Lateinischen ähnlich. Und er dachte darüber nach…ob das nicht genau das war was er hörte. War diese Sprache von dem Monster…die Sprache der Engel? Eine erweiterte Form von Latein? Doch warum sprach sie das und warum…konnte Nier sie verstehen? Doch nachdem Nier zu ihr gesprochen hatte. Sagte dass sie sich irrte. Da wurde das Monster wieder kurz laut und brüllte. Es war nur ganz kurz und sie sprach dann weiter. Es hörte sich wütend an von der Tonlage her. Und Nier lauschte und schüttelte den Kopf. Er schien erschrocken dabei. Und dann antwortete er laut: „Nein! Ich bin nicht wie du! Ich bin nicht deine Mutter!“ Denn er hatte ihre Worte klar und deutlich verstanden. Sie sagte zu ihm: „Aber du bist wie ich! Du verstehst meine Sprache und mein Leid! Bleib bei mir Mama! Ich habe dich so sehr vermisst! Wir können für immer zusammen sein! Wenn du ein Teil von mir bist, bleiben wir für immer zusammen! Verlass mich nicht Mama! Verlass mich nicht!! Mach mich ganz!!“ Und danach brüllte sie erneut und fasste sich dabei an den Kopf. Der menschliche Teil, der aus ihr ragte, tat dies. Und das Maul unter ihr fing wieder an zu sabbern und beißen. Und als sie näher kam und Nier einen Schritt hinter sich machte, da reagierte plötzlich Caim. Er sah wie der Weißhaarige keinerlei Anstalten machte wegzurennen und immer wieder den Namen des Mädchens rief. Was bezweckte er damit?! Er sollte verschwinden! Und als sie zu nahe war, da musste etwas getan werden. Er wusste nicht warum…aber es war als bewegte sich sein Körper von selbst. So kam er wiederwillig aus seinem Versteck und warf die erste Flasche auf das Monster. Die Flüssigkeit ergoss sich über die eine Seite von dem großen Maul und es brüllte wütend zu Caim rüber. Er hatte die Aufmerksamkeit der Bestie. Erschrocken sahen Inuart und Nier zu ihm. Warum hatte er das getan?! So hatte er sich gezeigt und war nun auf dem Schirm der Kreatur. Er sah zu Nier rüber und fauchte: „Mach dich vom Acker!!“ Und dann lief das Monster auf ihn zu. Es ließ schlagartig von Nier ab und wollte zu Caim. Nur mit der Absicht ihn zu verspeisen. Roch die selbe Blutgruppe in ihm. Genauso wie sie es auch bei den anderen Menschen getan hatte. Es gab ihr das Gefühl sich heilen zu können. Das sie komplett werden würde. Ihre Leere und ihren Hunger stillte…Wenn sie ihn fraß. Sie war so wütend und einsam. Und sie zog sich schneller auf ihn zu. War fast bei ihm und Nier schrie nach Caim: „Nein! Caim!!“ Er hatte ihn in diese Situation gebracht! Er hatte es verbockt! Caim machte sich bereit und wollte noch die zweite Flasche werfen. Danach das Feuerzeug entzünden und den Spuk beenden! Doch noch bevor das Monster ihn erreichen und er seinen Plan umsetzten konnte, passierte etwas Unglaubliches. Aus einer Seite von dem Monster, rechts neben ihrer noch immer menschlich raus ragenden Gestalt, tauchte etwas auf. Es war ein Tentakel der sich aus dem Fleisch formte und mit Schrecken sahen Inuart und Nier wie er sich ausdehnte. Immer länger wurde. Und wie er dann nach vorne schoss und auf Caim zielte. Es spielte sich wie in Zeitlupe ab und Nier sah dem voller Schrecken zu. Er zischte genau auf den Braunhaarigen zu. Doch weil dieser sich rechtzeitig bewegte und realisierte was passieren würde, verfehlte der Angriff leicht sein Ziel…Aber nur leicht. Und dann ertönte ein Geräusch von Haut die zerrissen wurde. Und sie sahen beide Caim. Sahen wie etwas in seiner rechten Schulter streckte und sich tief in das Fleisch gebohrt hatte. Wie sich der Tentakel mit seiner Spitze in Caim verbissen hatte und diesen nach hinten zu Boden riss. Er die zweite Flasche und das Feuerzeug fallen ließ und alles neben ihm landete. Die Flasche sogar auslief. Die Flüssigkeit sich auf dem Boden verteilte und er dann schrie. Er schrie kurz vor Schmerz und fasste sich mit beiden Händen das das Geschwür das sich in ihm verbissen hatte und dort verweilte. Ihn auf den Boden drückte dadurch. Er wollte es entfernen, aber es klappte nicht. Kurz darauf sickerte auch schon Blut aus seiner Wunde und tränkte seine Jacke und das Shirt darunter mit Blut. Auch seine Hände leicht. Es tat schrecklich weh. Und er versuchte es erneut zu lösen. Und als Nier diesen Schrei hörte…diesen Schrei voller Schmerzen…da pochte sein Herz. Es pochte einmal sehr stark und er sah erschrocken hin. Fing leicht an zu zittern dabei. Das war…das war seine Schuld gewesen. Er hatte…Und etwas kroch in ihm hoch…es war Zorn. Inuart kam ebenfalls aus seinem Versteck und schrie rüber zu Caim. Er brüllte voller Schrecken dessen Namen und war ebenfalls an der Stelle erstarrt. Nicht Caim! Er durfte nicht sterben! Er wollte nicht noch mal jemanden verlieren der ihm was bedeutete! Nicht wieder! Und so warf er eine seiner Flaschen und brüllte nach dem Monster. Erst eine und dann die Andere. Beide knallten gegen es und verteilten die Flüssigkeit auf dem Fleisch. Aber es regte sich nicht. Es war völlig auf den blutenden Caim fokussiert, den es noch immer festgenagelt hatte und der sich wand vor Zorn und Schmerz. Weiter versuchte sich zu lösen. Aber es steckte zu tief in seinem Fleisch. Derweil zückte Inuart sein Feuerzeug und bekam es nicht an. Es…es ging nicht an! Scheiße! Und Nier stand nur da. Sah wie Caim um sein Leben kämpfte und das Monster näher auf ihn zurückte. Es nach ihm gierte und ihn fressen wollte. Ihn mit sich vereinen wollte. Und er sah das Monster. Sah wie es sabberte und fauchte und Louise nur lachte. Doch dann sagte sie etwas…was Nier brechen würde. Sie sprach in der fremden Sprache: „Ich habe hunger. Solch einen hunger. Ich will fressen. Ich will ganz werden. Ich werde dich verschlingen!“ Und als er das hörte…brach der Damm in ihm. Nichts hielt ihn mehr zurück. Es war vorbei. Nier sein Herz klopfte erneut stark. Es pochte ihm bis zum Hals. Es tat weh. Es brannte so sehr in ihm. Zorn. Feuer. Wut. Hass. Er hatte ihm das angetan. Er hatte Caim in Gefahr gebracht. Er würde sterben. Er würde sterben wenn er nichts tun würde! Und diese Gedanken zerstörten ihn innerlich. Alles brach zusammen. So das er erstarrt auf die Knie fiel und leblos nach oben sah. Schwach entwich es seiner Kehle: „Nicht…du kannst nicht…Niemals…Du kannst nicht…NEEEINN!!“ Brüllte er aus dem tiefsten Innern seiner Seele und sah über sich. Kniff die Augen zusammen und der Schrei hallte. Hallte durch den ganzen Keller und verzog sich. Er wurde sehr schrill und tat Inuart in den Ohren weh, weshalb er diese zuhalten musste und erschrocken zu Nier rüber sah. Und auch Caim sah verwirrt und schmerzhaft zu ihm rüber. So auch Louise auf dem Rücken ihres Körpers. Der Weißhaarige schrie immer noch das „NEIN“ und zog es unglaublich lang. Und dann wurde seine Stimme tiefer. Feuer brannte und verbrannte seinen Körper innerlich. Er spürte wie er sich erneut verlor. So viel Zorn, Angst, Trauer. Er konnte dem nicht mehr standhalten. Es riss ihn alles weg und aus der Realität. Seine Welt wurde dunkel. Aber es war ihm egal. Es war nicht mehr zu halten. Und seine Stimme ging über in ein Brüllen. Ein unmenschliches Brüllen das immer lauter und tiefer wurde…während er seine Gestalt veränderte. Aber dieses Mal war es anders. Als er sich das letzte Mal verwandelte, riss sein Körper sichtlich auf und es wuchsen ihm die Eigenschaften eines Drachen. Doch jetzt erstrahlte er in einem hellen Licht und man sah wie er sich verformte. Inuart sah Symbole auf der strahlenden Gestalt von Nier. War das…das celestische Alphabet? Nier wurde sogar etwas größer als noch beim letzten Mal. Und als das Licht verschwunden war und man wieder Sicht auf ihn hatte, da saß ein völlig anderer Drache im Raum als letzte Mal. Er war noch immer weiß, aber seine Hörner waren weiterhin gelblich, aber dieses Mal länger und breiter am Hinterkopf. Sein Schwanz war in einem tiefen Schwarz und wies Risse auf, durch die es hellblau leuchtete wie Licht, als würde er glühen. Wie aufgerissenes Gestein sah es aus und verwischte sich am Ende des Schwanzes immer mehr wieder in weiße Schuppen. Die Innenseiten seiner Flügel waren Schwarz und kräftigere Schuppen schützen seine Haut und seinen Rücken, an dem auch schwarzes Fell entlang fuhr. Er saß auf seinen beiden Beinen und bewegte sich nicht. Bis sich plötzlich seine Augen öffneten und feuriges Rot schimmerte. Und dann brüllte er im Zorn. Warf den Kopf nach vorne und brüllte zu Louise. Diese schien erschrocken und fauchte zurück. Ließ von Caim ab und entfernte den Tenakel aus seinem Fleisch, wodurch er endlich aufatmen konnte. Er fasste sich an die Wunde und sah ihn. Es war ein ordentliches Loch, aber nicht tödlich. Es blutete nur wie sau. Und dennoch sah er sofort zu Nier rüber. Sah ihn. Da war sie wieder…diese wunderschöne Kreatur. So anmutig wie tödlich. Er war noch schöner als beim letzten Mal. Und er hatte sich endlich wieder verwandelt. Ohne mit der Wimper zu zucken und ohne Vorwarnung donnerte der Drache auf beiden Beinen auf das Monster vor sich zu. In blinder Wut und noch bevor dieses sich umdrehen konnte, riss Nier es schon zu Boden und biss darauf ein. Biss in den Arm der ihm nahe war und zerrte daran. Blut spritze und Louise schrie. Sie so wie auch das Maul unter ihr. Doch der Drache ließ nicht ab. Er biss noch fester zu und riss an ihr. Er wollte sie zerfleischen! In Stücke reißen! Und es fühlte sich so gut an! Doch dann rollte Louise sich zur Seite und riss Nier mit sich. Sie rollten etwas weiter und waren ein kämpfendes Knäul. Beide brüllten und Nier hatte sich komplett in dem Fleisch verbissen wie ein Pitbull. Schmeckte Blut und Schwefelkohlenstoff in seinem Maul dabei. Aber es störte ihn nicht. Er wollte nur töten und zerfleischen. Seine ganze Welt drehte sich darum. Und sein Zorn peitschte ihn an weiter zu machen. Inuart nutzte diesen Moment und rannte zu Caim rüber. Sah aber noch mal zu den beiden Giganten rüber die kämpfen. Warum sah so Nier anders aus als letztes Mal? Damals wirkte er mehr wie ein Jungdrache. War er etwa gewachsen? War seine Drachenform gewachsen? Aber wieso? Und dann kam er bei Caim an, der inzwischen saß und weiter zu Nier sah. Er war so…gebannt. Dieses wunderschöne Biest was er da sah… „Caim!“ Sprach Inuart und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. Sofort zog er seinen Rucksack ab und suchte nach Desinfektionsmittel und nach einem Verband. Er musste sich um die Wunde kümmern. Aber Caim reagierte überhaupt nicht auf ihn. Auch nicht als er anfing die Wunde zu säubern und zu verbinden. Was Inuart nicht gefiel. Warum war er so gebannt von dem was er sah? Und Caim sah noch immer den beiden Monstern zu. Sah zu wie sie sich fetzten. Und Nier schubste sie wirklich herum. Er war sichtlich im Vorteil und der Stärkere von ihnen. Er riss mit seinen Beinklauen tiefe Wunden in das Fleisch unter sich und Biss in die obere Seite der Krokodilschnauze. Und Louise schrie. Sie schrie als hätte sie Schmerzen und wackelte herum. Wollte sich lösen aber war völlig überrumpelt. Im Gegensatz zu Nier…Für ihn war sie ein Krüppel. Er sah sie als Krüppel an. Sie war eine Schande!! Sie war nicht wie er!! Er war ein Drache!! Sie war eine Abart! Er musste diese Abart töten!! Sie durfte es nicht besitzen!! Sie war das Blut des Drachen nicht würdig!! Und dann kam er von ihr runter und riss sie über den Boden. Riss sie mit seinem Biss über den rauen Stein. Wischte förmlich den Boden mit ihr und donnerte sie dann neben sich in ein Auto. Und dann in ein Anderes…Und wieder in ein Anderes. Er schmiss sie rum wie einen Gummiball zum spielen. Sie war nichts gegen ihn. Und Caim war fasziniert von dieser Kraft. Aber zugleich merkte er dass etwas nicht stimmte. Er kam zu sich und bemerkte…die Gewalt. Den Zorn und den Hass in jeder Attacke. Schlimmer als letztes Mal. Auch Inuart sah das und ließ von Caim ab. Hatte ihn verbunden und sah wie Nier weiter auf Louise einprügelte. Immer und immer wieder zubiss und sie fetzte, auch mit seinen Klauen an den Schwingen. Er riss ihn ein gewaltiges Stück Fleisch aus dem Rücken und sie schrie, während er es kalt zur Seite spuckte und wieder zu biss. Er war blutüberströmt. Er war wie…wie ein Berserker. Ohne Mitgefühl und Skrupel. Und dann sprach Inuart: „Warum tut er das? Er…er spielt mit ihr. Er lässt sie bewusst leiden. Er quält sie.“ Und ab da wusste auch Caim das etwas ganz und gar nicht stimmte. Nier war noch viel gewalttätiger als letztes Mal. Damals war es als würde er das aus Verteidigungsgründen tun. Aber das…das war nicht nur Gewalt. Das war Grausamkeit. Er machte das aus purem Vergnügen. Es machte ihm Spaß zu quälen. Und das war…das war nicht Nier. Caim seine Gesichtszüge veränderten sich in das Erschrockene über, als er sah welche Grausamkeiten dieser Drache da veranstaltete. Und nicht weil er was gegen Grausamkeiten hatte…sondern weil das ein Junge tat der sowas niemals tun würde. Und er kannte den Knirps langsam genug um das zu wissen. Dieses Weichei, das lieber nett und hilfsbereit war, selbst zu den größten Monstern. Selbst zu ihm…Und dann sprach er leise, aber so das es Inuart hörte: „…Das ist nicht Nier.“ Inuart sah zu ihm und sah den Schrecken in Caims Gesicht. „Das ist er nicht…Er würde sowas niemals tun…Er muss damit aufhören!“ Sprach Caim erneut und kämpfte sich schwer auf die Beine. Er hatte es realisiert. Seine Schulter schmerzte und er fasste sich mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht an diese. Und etwas ging ihm durch den Kopf. Etwas was er nie von sich gedachte hatte…Das er mit daran schuld war. Und er verstand es. Er hatte ihn so unter Druck gesetzt. Immer und immer und immer wieder. Das alles..war auch sein Chaos. Das war teils seine Saat die er gesät hatte. Inuart kam auch hoch und stützte ihn leicht, sprach dabei: „Nicht! Du musst auf deine Wunde achten Caim!“ „Er muss damit aufhören!“ Sprach Caim wieder laut und sah vor sich zu dem Drachen. Sah wie Nier das Monster wieder gegen eine Wand donnerte und der Asphalt der Wand abbröckelte dabei. Sie war blutüberströmt und hinterließ einen blutigen Fleck hinter sich an der hellen Wand. Sogar als sie abrutschte und auf den Boden sackte. Und auch der Drache war voller Blut. Aber es war nicht seins. Langsam kam er wieder neben sie. Bedrohlich und knurrend. Zischend wenn er das Maul aufmachte beim Atmen. Es war dasselbe erschreckende Geräusch was auch Louise von sich gegeben hatte. Jeder Atemzug war wie das tiefe Zischen einer Schlange. Eines wütenden Raubtiers. Und seine Augen funkelten auch so. Da war kein Mensch mehr. Es war nur noch ein…Monster. Inuart sah zu Caim und war verwundert über dessen plötzliche Sorge. Und so fragte er auf die Aussage von Caim vorher: „Was meinst du damit?“ Und der sah weiter zu Nier. Er konnte sich nicht mehr von ihm losreißen. Antwortete: „Er zerstört sich gerade selbst. Es muss damit aufhören bevor es kein Zurück mehr gibt!“ Und endlich verstand er warum der Junge sich nicht verwandeln wollte. Er war so dumm gewesen. Er hatte ihn gehört aber nicht ZUGEHÖRT. Er hätte die Angst hören und akzeptieren müssen! Hätte verstehen müssen warum Nier solche Angst vor sich selbst hatte! Aber er hat das alles weggefegt! Hielt es für Schwachsinn! Aber nun sah er warum. Sah was aus dem gutherzigen Junge wurde der…der plötzlich nur noch ein gewalttätiges Monster war. Und wenn er nicht aufhörte, dann verlor er vielleicht seine komplette Menschlichkeit! Yonah war nicht hier um ihnen zu helfen. Sie mussten ihm helfen. ER musste ihm helfen! Denn ER hatte das mit verbockt. So sah er zu Inuart und sprach entschlossen: „Geh du in Deckung!“ Sein Freund sah ihn verwirrt an. „Was?! Aber warum?! Was hast du vor?!“ Und dann hörten sie auch schon ein erstickendes Gebrüll und sahen beide vor. Nier hatte sich in Louise verbissen und zerrte an ihr. Ihr ganzer Körper war zerfetzt. Das rechte Bein herausgerissen und sie lag blutig da. Und nun hatte er sich in ihrem Auswuchs am Nacken verbissen. Unter ihrem menschlichen Teil des Körpers und sie schrie. Sprach in ihrer Sprache zu ihm und fasste an das Maul des Drachen dabei. Und er konnte sie noch immer hören. Konnte verstehen was sie sagte. Doch er war blind für diese Worte. Nichts kam mehr zu ihm durch. Sie flehte und sprach:“Warum tust du das Mutter? Warum tust du mir weh?“ Aber als sie spürte wie er dann an ihr riss und sie fühlte wie das Leben sie verließ…da wurde ihr was klar. Und sie hörte auf sich zu wehren. Wurde glücklich. Sie…sie war frei. Er hatte sie befreit. Sie war ihm…dankbar. Sie konnte heim. Weg von dem Leid das sie erlitten hatte all die Jahre… Und dann, mit einem starken Ruck, riss er sie von ihrem Körper und beendete das Leid dieses Mädchens. Für sie war es eine Art der Erlösung, aber für Nier…war es ein unglaubliches Gefühl der Macht. Er genoss es das warme Blut zu fühlen und es erregte ihn. Er spuckte die Reste aus und brüllte vor Triumph. Machte einige Schritte zurück und holte mit dem Kopf aus. Und dann spie er Feuer. Er fackelte sie lange und gnadenlos ab. So dass das Fleisch knistere und stank. Jeder im Raum konnte es riechen. Und als er fertig war schrie er wieder vor Zorn. Die Flammen brannten so hell und der Schwefelkohlenstoff half besonders gut nach. Beide Jungs sahen das. Und Caim wusste er musste handeln. Er sah wieder zu Inuart und sprach aufgebracht: „Jetzt versteck dich endlich!“ Inuart sah zu ihm. „Warum?! Es ist vorbei!“ „Oh nein das ist es nicht! Er wird sich gleich umdrehen und dann sind wir an der Reihe! Ich kenne diesen Blick den er hat. Das ist der Blick von jemanden der Spaß am töten hat! Und er wird weiter machen! Er ist in einem Rausch! Also versteck dich gefälligst!“ Inuart sah kurz zu Nier, der noch immer mit dem Rücken zu ihnen gewandt war und dann wieder zu Caim. Das konnte er doch überhaupt nicht wissen! Aber… „Du musst dich auch verstecken!“ Kam es dann flehend von ihm doch Caim schüttelte selbstsicher den Kopf. „Das kann ich nicht.“ „Was?! Sei doch nicht bescheuert! Warum?!“ „Weil ich mit daran schuld bin! Und ich hasse es das jetzt sagen zu müssen: aber nun ist es meine Aufgabe ihm da raus zu helfen! Ich weis was er gerade durchmacht! Ich…ich bin noch immer da wo er gerade ist…“ „Er wird doch töten Caim!“ Aber leider verstand Inuart seinen Freund. Wusste was er meinte. Er meinte den Zorn. Der dunkle Ort an dem sich Caim noch immer aufhielt nach dem Tod seiner Schwester. Er hatte sich nie vergeben und besänftigte sich selbst mit Gewalt und Zorn. Aber Nier würde das zerstören. Denn er war anders als Caim. Er hatte ein zu gutes Herz. Und das drohte gerade zu sterben. Und so sehr er auch dagegen war…Inuart war froh zu sehen das Caim sich offenbar doch um den Jungen sorgte. Dennoch schüttelte er den Kopf. „Du bist verletzt. Ich kann dich nicht alleine…“ „Ich kann mich besser schützen wen ich nicht auf dich aufpassen muss! Und jetzt versteck dich endlich du Trottel!“ Warum wurde er immer gleich so persönlich? Und dann rannte er auch schon los und Inuart rief erschrocken seinen Namen hinterher. Er war verrückt! Was konnte er schon gegen einen Drachen ausrichten?! Dennoch er hörte auf Caim und verkroch sich hinter der Säule. Sah über diese rüber und zu ihnen. Er durfte nicht sterben. Er war so ein Idiot! Caim dieser Trottel! Und der rannte weiter zu dem Drachen, der noch immer auf den verbrannten Kadaver vor sich sah. Er war auf alle Vier gekommen. Stütze sich mit den Flügelarmen am Boden vor sich und fauchte den Kadaver an. Sein glühender Schwanz zuckte von links nach rechts und Caim war fast bei ihm. Er wusste wie es ihm gehen musste. Caim kannte diesen Zorn und er kannte es wenn dieser einen überrannte und alles in Besitz nahm. Jeden deiner Gedanken und Handlungen. Und obwohl er dies nicht tun musste…machte er es zu etwas persönlichen und wollte zum ersten Mal aufrichtig helfen. Und das ausgerechnet bei diesem Bengel. Dieser Bengel…der ihn mehr ins Herz starrte als sonst einer den er kannte. Und so kam er links neben einer Säule an, nicht weit hinter Nier und brüllte zu ihm: „Heeeyy!!“ Und als er das brüllte drehte sich der Drache auch gleich blitzartig erschrocken um und brüllte. Er war noch immer auf allen Vieren und sah Caim. Aber er war so blind vor Zorn…dass er ihn in der Sekunde nicht erkannte. Er sah nur einen Menschen vor sich und brüllte tief und blutrünstig. Und Caim konnte es kur darauf schon hören. Er hörte es im offenstehenden Maul vor sich. Ein Zischen und ein tiefes Einatmen. Spürte wie Luft eingesogen wurde. Und er wusste instinktiv was kommen würde. Er hatte das bereits erlebt. Also sprang er nach rechts neben sich und hinter die Säule. Kurz darauf passierte es auch schon: Flammen schossen links und rechts neben ihm vorbei. Nier hatte versucht ihn im Zorn zu verbrennen. Es war verdammt heiß und Caim hielt die Luft an. Für drei Sekunden strömten Flammen so hell wie Licht an ihm vorbei und dann war es auch schon erledigt. Er hörte den Drachen laut durch das halboffene Maul atmen. Es zischte und er geiferte. Wie ein Raubtier und Biest lauerte an der Stelle und wartete auf den Menschen. Vorsichtig, aber entschlossen, kam Caim wieder um die Säule herum. Er konnte nicht oft hintereinander Feuer speien. Das hatte er bereits beobachtet und nutzte es nun. Er zog seine Stange vom Rücken, auch wenn er wusste dass sie eh nichts brachte, um Dominanz und keine Angst zu zeigen. Er kroch nicht vor diesem Biest. Er kroch und kauerte vor niemanden! Er war Caim! Und er hatte vor nichts Angst! So blieb er stehen und sah den Drachen ernst und selbstsicher an. Nier war nicht weit vor ihm und noch immer auf allen Vieren. Er zischte und sabberte, stellte sich leicht seitlich zu Caim, aber mit dem Oberkörper zu ihm gerichtet. Hatte ihn genau im Blick. Er sah die Waffe in der Hand des Menschen und fauchte kurz. Und Inuart sah die Beiden…Es war wie in diesen alten Geschichten. Wie die legendären Ritter die sich tapfer vor Drachen stellten um diese zu bekämpften. Das…das gab es doch nicht. Als würden die Mythen wahr werden. Und er saß klapprig hinter einer Säule und sah nur zu. Er war, im Gegensatz zu Caim, echt erbärmlich. Er hätte nicht den Mut dazu. Aber er war auch kein Verrückter der weder an das Gute noch das Böse glaubte! Oder sich nicht vor Tod und Teufel fürchtete! Denn so war Caim. Die Zwei starrten sich einfach nur an. Drache und Mensch. Zwei Lebewesen die unterschiedlicher nicht sein konnten, egal auf welchem Level. Doch Caim hatte keine Angst vor ihm. Er sah diesem Drachen in die funkelnden roten Augen, die voller Zorn schimmerten und zuckte nicht mal. Er kannte diesen Blick so gut…Doch als Nier dann plötzlich sehr langsam und wie eine Katze schleichend auf ihn zukam, da machte Caim doch einige Schritte zurück. Nicht aus Angst, aber Abstand war dennoch besser. Allein um im Notfall reagieren zu können. Und als er das weiterhin tat sprach er dabei: „Du kannst aufhören. Es ist niemand mehr hier den es sich zu töten lohnt.“ Doch das sah der Drache offenbar nicht so. Er erinnerte sich an den Schmerz und den Hass. So fauchte er laut und dann hörten Caim und Inuart etwas, was sie nicht für möglich gehalten hatten: „ICH HASSE DICH!! ICH HASSE ALLES!!“ Hörten sie plötzlich Nier seine Stimme war laut in ihren Köpfen. Der…der Drache sprach zu ihnen. Nier kommunizierte wirklich über Telepathie zu ihnen! Das gab es doch nicht! Oder zumindest sowas in der Art denn sie konnten ihn beide hören. Da er sein Maul nicht dazu bewegte musste es sowas sein. Er erstaunte sie immer wieder. Aber sie waren beide erschrocken über das was er gesagt hatte. Er hasste ihn…Er meinte Caim. Offensichtich. Und dann brüllte der junge Drache wieder laut: „SO VIEL HASS! SO VIEL LEID! ES GIBT NICHTS GUTES IN DIR!! ES GIBT NICHTS GUTES IN MIR!!“ Er sagte das so voller Zorn und in einer wehleidigen Stimme, dass Caim verstand. Er verstand es endlich. Dieser Junge…war…Der Drache stoppte vor ihm und so tat es auch Caim. Doch er bemerkte dass er nicht weit hinter sich den Spalt im Boden hatte. Er stand mit dem Rücken zu einer dunklen Klippe. Er war in die Enge gedrängt und er lächelte kurz frech. Welch eine Ironie. Er hatte Nier immer bedrängt…und nun bedrängte er ihn. Stellte ihn mit dem Rücken zur Klippe und zwang ihn so damit den Drachen anzusehen. Er konnte sich nicht mehr abwenden. So wie er es immer tat. Er war gestellt. Denn sollte es so sein. Und er sah wieder zu dem Drachen vor sich, der wütend hinter sich mit dem Schwanz von links nach rechts zuckte und tief und schwer atmete vor Zorn. Doch dieses Mal war es anders. Caim sah ihn. Und er sah neben sich auf die Stange in der Hand. Dann wieder zu Nier vor. Er wusste was er zu tun hatte… „Ich weis das ich das größte Arschloch bin das auf dieser Erde wandert.“ Inuart sah zu ihm. Was hatte er vor? Er klang so…ehrlich dabei. Sowas aus Caim seinem Mund? Er dachte dass er niemals solche Worte von ihm hören würde. Und der Braunhaarige sprach weiter zu der Bestie vor sich: „Und ich weis dass ich viele Fehler gemacht habe in meinem Leben. Ich habe mich von den Menschen abgewandt und mein eigenes Ding durchgezogen. Denn in den Menschen sah ich nur Verderben und Leid. All das was sie mir angetan haben konnte ich nicht vergeben. Habe ich noch immer nicht…Doch dann kam da ein Junge in mein Leben…Ein Junge dem ich am liebsten jedes Mal den Hals umdrehen wollte, wenn er anfing Hoffnung zu verteilen und an das Gute in jedem glaubte…Er mir das Gefühl gab das doch nicht alles verloren war. Und ich wollte diesen Jungen zum Schweigen bringen! Er sollte mir nicht das Gefühl geben das alles wieder gut wird! Und erst recht nicht wollte ich das er mich aus meinem Abgrund riss in dem ich mich so wohl fühlte nach dem Tod meiner Schwester! Und deswegen schlug ich immer wieder auf ihn ein. Ich hasste ihn dafür. Ich…hörte ihm nicht mehr zu.“ Und der Drache vor ihm starrte ihn nur weiter zornig an. Caim wusste nicht mal ob Nier ihn überhaupt hören konnte, aber das war ihm auch egal. So sah er wieder auf seine Waffe neben sich und dann wieder zum Drachen. Tat etwas was er noch nie zuvor getan hatte…Er ließ sie fallen. Er entwaffnete sich selbst und wollte nicht kämpfen. Zum ersten Mal in seinem Leben wollte er nicht kämpfen und reden. Wollte das Problem nicht mit Gewalt lösen. Mal abgesehen davon dass er eh keine Chance hatte. Das Metall klirrte lauft auf den Boden und hallte durch die Garage. Und der Drache sah das. Er sah es und wirkte erstaunt. Dieser dumme Mensch entwaffnete sich. Warum wollte er nicht kämpfen?! Warum?! Es machte ihn zornig und er knurrte so tief, dass das Dröhnen in Caim seinem Körper spürbar war. Doch er regte sich nicht. Er sah Nier nur weiter entschlossen an und sprach dann auch genau so und teils sogar sanft: „Aber jetzt bin ich hier. Ich bin hier. Und ich höre dir zu. Ich höre dir zu…Nier.“ Und bei dem Namen stockte der Drache kurz. Er…er kannte diesen Namen. Tief in seinem Innern kannte er ihn. Das war…sein Name. Im Zorn hatte er ihn vergessen. Es gab nur noch Hass und Zorn und Tod. Aber nun war da ein Name…SEIN Name. Und Caim sprach lauter weiter: „Ich bin hier! Und ich kenne den verdammten Ort in dem du gerade feststeckst! Er wird dich umbringen wenn du weiter machst! Du bist nicht dafür gemacht ein Mörder zu sein! Du bist nicht das Monster was du denkst zu sein! Für das du dich hältst! Ich bin hier! Inuart ist hier! Er ist doch dein Freund, oder?! Und Yonah! Erinnerst du dich nicht an deine Schwester?! Was würde sie sagen, wenn sie dich so sehen würde!? Du würdest ihr das Herz brechen! Und ich…ich gehe nicht weg! Ich höre dir zu! Ich sehe dich! Also reiß sich verdammt noch mal zusammen und werd wieder klar im Kopf Nier!!“ Und bei diesen Worten regte sich etwas in seinem Herzen. Im Herzen des Drachen. Namen…So viele Namen…Caim…Inuart…Yonah. Yonah! Seine kleine Schwester! Er erinnerte sich! Er liebe sie so sehr! Sie war seine Stütze! Sie war das was ihn am Leben hielt und ihm Mut machte! Was hatte er…was hatte er getan?! Und dann schüttelte er den Kopf. Brüllte er kurz darauf. Er tat es aus Schmerz, weil sein Kopf ihm so weh tat. Es fühlte sich an als…als würden die Ketten sprengen die ihn eingesperrt hielten. Die Ketten des Hasses. So schlug er noch mal fest mit den Schwanz auf den Boden und brachte alles zum wackeln. Er spürte wie er…frei wurde. Und die Ketten sprangen und verschwanden. Nier seine Augen veränderten plötzlich ihre Farbe. Das Rot verschwand und machte Platz für ein wunderschönes Hellblau. Er blinzelte und kam wieder zu sich. All der Hass er war…weg. Inuart kam hinter der umgefallenen Säule hervor und sah erschrocken zu ihnen. Hatte er es geschafft?! War er zu ihm wirklich durchgedrungen?! Dieser verdammte Irre! Aber im positiven Sinne. Und auch Caim sah ihn erleichtert an. Dieser blöde Idiot. Endlich war er wieder da… Doch etwas schreckliches passierte darauf…Weil der Drache so laut gebrüllt hatte, wich Caim kurz zurück, auch durch das Wackeln…verlor er darauf den Halt. Und in der nächsten Sekunde fiel er rückwärts. Rückwärst in den Abgrund hinter ihm. Er schrie nicht mal, sondern sah nur erschrocken nach vorne. Sah zu Nier und fiel für den wie in Zeitlupe. Inuart brüllte Caim seinen Namen und rannte ebenso langsam los. Alles spielte sich vor den Augen des Drachen so ab. Doch sofort realisierte er was mit Caim passierte und sah ebenfalls erschrocken zu ihm sah. Noch immer als Drache. Und als der Braunhaarige aus der Sicht war, tiefer fiel…da regte sich Nier! Er rannte auf seinen beiden Drachenbeinen los und brüllte aus Sorge: „CAIM!!“ Und dann sprang er, ohne zu zögern, hinterher. Er sprang mit in die Tiefe der Schlucht und versuchte ihn zu erreichen. Verschwand mit ihm in der Dunkelheit. Inuart kam am Rande der Klippe auf die Knie. Er sah zu ihnen runter und brüllte ihrer beiden Namen. Fing an zu weinen und brüllte weiter. Es war ihm egal ob er gehört wurde oder nicht. Es war ihm egal. Er wollte sie nicht verlieren! Sie konnten nicht tot sein! Und während er immer weiter rief und rief und keine Antwort bekam, nur die Schwärze unter sich sah…bemerkte er nicht das er beobachtet wurde. Ein Mensch hatte ihn, in weiter Ferne mit einem Scharfschützengewehr, im Visier. Er lag auf dem Bauch und wollte abdrücken. Doch er ließ es schließlich. Er konnte nicht mehr schießen und verschonte ihn. Nicht nach dem was er gesehen hatte. Und das war ne Menge gewesen und sehr interessant. Er war gekleidet wie beim Militär und er fasste sich dabei ans rechte Ohr. Fing an mit jemanden zu reden: „Alpha hier…Ich habe was zu berichten…Was? Das werden sie mir niemals glauben Omega. Ich bin gleich zurück und dann sprechen wir darüber…Over and out.“ Und dann erhob er sich und verließ die Tiefgarage über denselben Weg den er gekommen war. Hoch über die Rampe und raus auf die Straßen. Und Inuart weinte weiter. Weinte über den Verlust seiner Freunde. Seiner Familie. Und Yonah…Yonah wusste nichts von all dem. Sie saß in ihrem Raum, mit einem Buch in den Händen und sah dann verwirrt rechts neben sich aus dem Fenster. Sie legte den Kopf schief. Es war komisch. Es war als…als würde sie ein Lied hören… Das Lied der Katastrophe verwandelt Männer in Bestien. Aus den Nieten der Zeit gerissen werden Menschen aus dem Kreislauf der Wiedergeburt verbannt. Die Flügel der Apostel flattern vorbei mit den Wünschen des dunklen Gottes. Die Chronisten der Wahrheit flüstern aus der Ferne. Ein gebrochenes Herz bleibt mit der Stimme der schwarzen Blume im Ohr zurück. Die schwarze Blume singt von Dingen die niemals gemacht werden sollten. Von verbotenen Gedanken. Bedauern, eingefroren in einem Herzen aus Eis, tanz in diesem Alptraum. Eine vom Tod ungebundene Form des Nichts taucht blutgetränkt aus dem Wald der schwarzen Blume auf. Gekleidet in weißen Schwingen der Hoffnung. Da um die abscheuliche Blume des Tabus zu zerstören. Die schwarze Blume singt zu blutgetränkten Gebeten. Ihr Lied wird nicht aufhören, bis der Tag der Beichte gekommen ist. Wenn diese Katastrophe die Straßen der Stadt trifft, werden Menschen und Träume zerbrechen. Um diesen sich wiederholenden Zyklus zu beenden, geht die weiße Schwinge los um den verbotenen Gesang und die schwarze Blume zu vernichten. Verpaart mit dem Auserwählten des sterblichen Fleisches an ihrer Seite… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)